Mowa

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  • als Antwort auf: Hilfe, ich Bau immer mehr ab #307134

    Liebe Miina,

    leider kann ich mich nur wiederholen:

    ich glaube, dass es sinnvoll ist, zusätzlich zu den Symptomen und den (Neben-)Wirkungen der Medikamente auch die möglichen Ursachen Deiner Stress- und Psychoseanfälligkeit zu berücksichtigen.

    Bist Du bereits in einer guten Traumatherapie? Ich glaube, dass psychotische Symptome für stark traumatisierte Menschen nur die Spitze des Eisbergs sind.

    Medikamente werden Deine schweren Traumata leider nicht verschwinden lassen.

    Alles Gute,
    Mowa

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #306556

    Guten Morgen zusammen,

    ich hatte mal ganz früher Kraftsport gemacht.

    Dann warst Du, Kater, früher sicher sportlich, nicht wie ich heute ;-)

    Ich habe Kurzhanteln von je 3 kg, und zusammen mit den Fußgewichten mache ich 20 bis 30 Minuten leichte Ganzkörperübungen. Gerade so, dass ich nach einer längeren Pause Muskelkater bekomme, wie gestern und heute.

    Bei mir werden Endorphine vor allem beim Schokolade essen ausgeschüttet!

    Das verstehe ich, Molly. In letzter Zeit finde ich meinen Zuckerkonsum bedenklich.

    Wenn ich immer Zucker essen würde, wenn ich mich schlapp oder gestresst fühle, dann werde ich bestimmt bald Diabetes bekommen. Ich kenne zwei Verwandte mütterlicherseits, die im Alter an Diabetes erkrankt sind.

    Auch deswegen versuche ich mich bewusst mehr zu bewegen und weniger Zucker zu essen. Die Hantelübungen am Dienstag haben mir richtig gut getan!

    Gestern hatten wir die erfreuliche Nachricht, das mein Vermieter/Institut mit der Hundehaltung in der Werkmietwohnung einverstanden ist. Unsere Züchter haben uns daraufhin auch schon geschrieben, dass wir einen Welpen von ihnen bekommen können. Heute sind die Welpen 9 Tage alt :heart:

    Heute ist wieder viel los bei mir:
    Vormittags Betriebsratssitzung, dann die Folien für die Betriebsversammlung vorbereiten. Für die Mental Health Initiative muss ich mir heute unbedingt noch 1, 2 Stunden Zeit für die Planung der Podiumsdiskussion einplanen. Ein Meeting zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement habe ich um 9 Uhr.

    Nach der Arbeit habe ich um 18 Uhr Zahnreinigungstermin.

    Und jetzt gleich, mal gucken, vielleicht kann ich schnell noch das Protokoll zusammentippen, für die Plenumsitzung der Gefüchtetenhilfe am Dienstagabend. Ich weiß nicht, wann ich das sonst so bald erledigen kann.

    Wünsche allen noch einen guten Donnerstag. Heute geht der August zu Ende. Die Tage werden merklich kürzer. Der Herbst kündigt sich an :-)

    Liebe Grüße,
    Mowa

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #306299

    Guten Morgen zusammen und danke Dopplereffekt, manon, Kater :ciao:

    Ich werde jetzt meine Hantelübungen machen, seit Monaten mal wieder! Sie werden mir bestimmt gut tun. Ich fühle mich seit Wochen schlapp.

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #305995

    Auch in dem Fall finde ich die Aussage, dass jemand nur etwas Wert ist, wenn er arbeitet oder nur eine Identität hat, wenn er arbeitet falsch.

    wenn ich in der sterbesekunde über mein leben nachdenke, will ich mir nicht sagen, ich habe für den beruf gelebt.

    wenn ihr es braucht, gebe ich euch gerne recht.

    Übrigens finde ich es sehr wichtig, und hier im Forum ist es auch erwünscht, dass wir unsere Meinungen offen austauschen können. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass wir alle unterschiedliche Leben leben und unsere Realitäten auch sehr unterschiedlich sein können.

    In Diskussionen und Konflikten frage ich mich, ob es nur eine einzige Wahrheit gibt, die singulär ist. So, wie Ideologien und Religionen uns lehren können. Lieber nehme ich die verschiedenen Aussagen zur Kenntnis und lasse sie gelten, nicht unbedingt für mich persönlich, sondern für diejenigen, von denen die Aussagen stammen.

    Dann wollte ich etwas darüber schreiben: „Wir leben, um zu arbeiten“ versus „Wir arbeiten, um zu leben“.

    Ich habe dabei noch die Worte von Dr. Boniface Mabanza Bambu in den Ohren:

    Bei der Bildung geht es viel mehr darum, Fähigkeiten zu entwickeln, sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

    Oder auch: Ökonomie ist zu wichtig, um sie den Ökonomen zu überlassen. Ökonomie muss in den Sinn des Lebens eingebettet sein.

    Für mich sind Fragen wie „Was ist Arbeit?“ und „Was und wie wollen wir arbeiten?“ wichtig. Bei meiner Arbeit habe ich zunehmend das Gefühl, dass ich nicht arbeite, sondern lebe. Und dieses Gefühl finde ich großartig. Das möchte ich beibehalten.

    Für mich geht es darum, auf Augenhöhe zu sein, egal ob es um Geflüchtetenhilfe, Inklusion oder den Betriebsrat geht. Die Grundlage ist immer der Mensch, und ich gehöre dazu. Ich fühle mich zum Handeln verpflichtet, wenn ich in der glücklichen Lage bin, handeln zu können.

    Wenn ich meinen Lebensunterhalt dadurch verdienen kann, dass ich mehr Augenhöhe in meinem Wirkungskreis erreiche, dann ist die Situation für mich ideal. Dann ist es für mich ein Sowohl-als-auch, dann arbeite ich, um zu leben und ich lebe, um zu arbeiten :-)

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #305973

    Vielleicht ist es so, dass es noch heute geschlechtsspezifische gesellschaftliche Erwartungen gibt, etwa „Männer ernähren die Familien“, „Frauen bekommen Kinder“ usw.

    Mein Mann und ich haben das Glück, dass unsere Familien und andere Menschen in dieser Hinsicht keinen Druck auf uns ausüben.

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #305940

    Wer bist du dann?

    Es gibt Lebensumstände, die Menschen überhaupt erst krank werden lassen. Erkrankte Menschen sind in ihrer Gesundheit und damit auch in ihrer Leistungsfähigkeit als Arbeitskräfte beeinträchtigt.

    Mangelndes Verständnis und fehlende Inklusion führen bei vielen Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu sozialer und wirtschaftlicher Exklusion.

    Diese Exklusion kann der seelischen Heilung nicht förderlich sein, im Gegenteil. Exklusion kann bei vielen Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen die Isolation und Nichtzugehörigkeit verstärken.

    Daher denke ich @Kater, es ist die Exklusion, die problematisch ist.

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #305876

    Danke Lilly und Dopplereffekt :ciao:

    Vielleicht sind Psychosen auch der klägliche Versuch unseres Gehirns zu implizieren, dass man nicht unbedeutend in der Welt ist.

    Für mich steht es außer Frage, dass ich das wichtigste Wesen in meiner Welt bin. Das sehe ich auch bei jedem anderen Menschen genauso: Jeder Mensch ist das wichtigste Wesen in seiner Welt.

    Diese Erkenntnis habe ich seit meiner ersten Psychose in 2010 wiedergewonnen und gefestigt. Vor und während meiner ersten Psychose war sie möglicherweise abhandengekommen. Insofern meine ich zu verstehen, was Du schreibst, Lilly.

    Für mich ist die Psychose eher eine Reaktion des Gehirns, um der Fragmentierung des Ichs entgegenzuwirken.

    Gestern haben wir unseren Posterdruck bekommen, auf dem Bild ist das Feuerwerksfest von Nagaoka, Japan, abgebildet. Der Name des Malers ist Kiyoshi Yamashita. In Shinjuku findet derzeit eine Ausstellung seiner Werke statt, und ich habe meine Mutter gebeten, sie zu besuchen.

    Jetzt haben wir zusätzlich zum Bild von

    Frida Kahlo

    und zum Foto einer Bronzeskulptur von

    Dorothea Buck

    auch das Bild von Kiyoshi Yamashita im Wohnzimmer hängen B-)

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #305779

    Im Übrigen hatte ich in der deutschen Version meines Mad in America-Artikels geschrieben:

    Resilienter zu werden bedeutet für mich, dass ich die Fragmente meiner Identität, die mir im Laufe meines Lebens abhandengekommen sind, sorgfältig und aufmerksam zu einem intakteren Ich zusammenfüge und dadurch immer besser mich selbst spüre. Was bin ich und warum? Wo ist mein Platz in dieser Welt? Ich blicke zurück auf die vergangenen Zeiten, bis sie sich wieder lebendig und warm anfühlen. Vielleicht nur für den Augenblick, vielleicht immer wieder, möglicherweise auch mein ganzes Leben lang. Ich glaube, dass es heilend und auch lebensnotwendig ist, in diesem Moment des Lebens sich selbst zu spüren und zusammenzuhalten.

    Somit habe ich in meiner letzten Zeichnung auch mich selbst gesehen.

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #305778

    Guten Morgen zusammen,

    und danke schön @Isa, @Dopplereffekt und @Pia für Eure Zeilen :-)

    Mein Mann hat zu seiner Aussage, die ich in meiner letzten Zeichnung zitiert habe, Folgendes geschrieben:

    Zur Frage, warum „keine Identität“ wie auf dem Bild, kann ich schreiben, dass sich diese Aussage aus dem Gespräch über meine Kindheit als Halbwaise mit Migrationshintergrund väterlicherseits ergab und so gemeint war, dass unter diesen Umständen das Bilden einer Identität gefühlt schwierig oder erstmal nur teilweise möglich ist. Das, weil ich eben nicht wissen kann, wie mein Leben und Erwachsenwerden hätte sein können, wenn mein Vater leben würde, ich dadurch mehr Zugang auch zum Land seiner Herkunft und den vielen Bekannten und Künstlern auch aus Chile und Lateinamerika hier in Berlin hätte haben können. Natürlich war bei solchen Aussagen nicht geplant, dass meine Liebste davon ein künstlerisches Bild macht. Aber das Gespräch war eben auch bildlich, gerade was die Scherben betrifft. Und so versuche ich erst zu verstehen, wie solche Familienlücken über die Kontinente sich heute und morgen noch auswirken werden. Denn ich glaube ja, dass ich mit solchen Problemen bei Weitem nicht alleine bin. Wie viele Menschen kommen unter welchen Umständen auf die Welt und werden vertrieben… was bleibt dann davon übrig… usw.

    Die Schizophrenie, die bei meinem Mann bereits im Alter von 18 Jahren diagnostiziert wird, „sprengt“ dann die Biographie wieder. Die Fragmentierung der Identität kann sowohl als Ursache als auch als Folge der Schizophrenie gesehen werden. Das Wiederzusammenfügen des Ichs ist ein lebenslanger Heilungsprozess, der nicht alleine gelingen kann und viel Zeit und Liebe braucht, von sich selbst und von den Mitmenschen.

    Liebe Grüße,
    Mowa

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #305675

    Von Dienstag auf Mittwoch wurden vier Shiba-Welpen geboren. 3 Mädchen und 1 Junge. Wir würden lieber ein Mädchen nehmen, haben wir die Züchter bereits informiert :heart:

    Nächste oder übernächste Woche sollten wir wissen, ob unser Vermieter/Institut mit der Hundehaltung einverstanden ist.

    In den letzten Wochen habe ich es meistens geschafft, zwischen 4 und 6 Uhr morgens aufzustehen, was etwa 2 Stunden später ist als in den vergangenen 13 Jahren. Wenn sich der neue Schlafrhythmus so einpendelt, wäre ich glücklich!

    Durch die Urlaubszeit gibt es bei der Arbeit weniger Stress. Ich arbeite eher vor mich hin, was auch in Ordnung ist. In 10 Tagen findet die nächste Betriebsversammlung statt, und die ganzen Folien muss ich noch vorbereiten.

    Psychische Gesundheit wird ein Schwerpunktthema dabei sein. Das ist natürlich ein spannendes Thema, für mich persönlich und für das gesamte Institut :-)

    Die englische Version meiner jüngsten Zeichnung ist seit Dienstag bei Mad in America veröffentlicht:
    https://www.madinamerica.com/artwork/

    als Antwort auf: Niedrigst mögliche NL-Dosis, individuell ermittelt? #304868

    Von daher bin ich ganz zufrieden mit dieser doch niedrigen Dosis und habe auch kaum Nebenwirkungen von dem Medikament.

    Hallo dremwalker, ja, ich finde, es ist am wichtigsten, dass wir mit unserer Medikation selbst zufrieden sind.

    ***
    Vielleicht noch einmal zu der Frage, was ich persönlich unter der niedrigstmöglichen Dosis von Neuroleptika verstehe:

    Für mich kann die niedrigstmögliche Dosis nur individuell bestimmt werden. Sie hängt vom (psychischen) Gesundheitszustand des/der Betroffenen ab, der wiederum durch soziale und berufliche Umstände, Zugang zu nichtmedikamentösen Therapien etc. entscheidend beeinflusst werden kann.

    Der (psychische) Gesundheitszustand kann sich natürlich im Laufe der Jahre verändern, und damit auch die niedrigstmögliche Dosis von Neuroleptika, bis hin zu 0 mg.

    Es gibt sicherlich Betroffene, die relativ hohe Dosen von Neuroleptika einnehmen müssen, um stabil zu bleiben. Wenn jemand z.B. 20 mg Olanzapin braucht und mit weniger nicht auskommt, dann sind 20 mg Olanzapin die niedrigstmögliche Dosis für ihn/sie im Moment.

    So ähnlich habe ich die niedrigstmögliche Dosis von Neuroleptika immer wieder beschrieben, in diesem Thread und anderswo im Forum, weil es immer wieder Missverständnisse zu geben scheint.

    Dann zum Thema Wirkungen/Nebenwirkungen. Die Nebenwirkungen, die ich seit 2010 hatte und die für mich schlimm waren, betreffen die Lähmung des Denkens, Fühlens und Handelns. Diese Nebenwirkungen sind nach meiner Erfahrung und nach meinem Verständnis gleichzeitig die Wirkungen von Neuroleptika.

    Für mich gibt es keine Neuroleptika, die eine Psychose „verhindern“ und frei von Nebenwirkungen sind. Zumindest müsste es zu einer Lähmung des Denkens, Fühlens und Handelns kommen, die je nach Wirkstoff und Dosis unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Für mich ist das übrigens der Mechanismus, warum psychotische Symptome mit Neuroleptika überhaupt verhindert bzw. unterdrückt werden können.

    Ob sich die Betroffenen bei Dauermedikation dessen jemals bewusst werden können, ist eine andere Frage.

    • Diese Antwort wurde vor 2 Jahren, 2 Monate von Mowa geändert.

    Please feel free to share this invitation with your networks. Thank you very much!
    Bitte geben Sie gern diese Einladung in Ihren Netzwerken weiter. Herzlichen Dank!

    *** Deutsche Version unten ***

    Dear friends and supporters of the Mental Health Initiative (MHI2023),

    We cordially invite you to the next public MHI2023 event:

    Title: Mental health and academia-related immigration
    Speaker: Olga Vvedenskaya, MD, PhD, co-founder of Dragonfly Mental Health

    Date: Wednesday, 16th August 2023
    Time: 11:00 a.m. – 12:00 noon
    Place: Online via WebEx

    Abstract: This talk is made by immigrants for immigrants and people in their environment. With this talk we aim to promote greater understanding and compassion of the unique challenges immigrants face, provide the context and solutions for both, immigrants and people who are around them.

    Keywords: Immigration, microaggression, discrimination.

    The link to the WebEx room and other details are available at:
    https://www.postdocnet.mpg.de/mental-health-initiative-2023.html

    Best wishes,

    Your MHI Coordination Team

    ******

    Liebe Freund:innen und Unterstützer:innen der Mental Health Initiative (MHI2023),

    der nächste öffentliche MHI2023-Vortrag „Mental health and academia-related immigration“ von Olga Vvedenskaya, MD, PhD (Mitgründerin von Dragonfly Mental Health) wird in Englisch gehalten und findet morgen, Mittwoch, 16. August 2023 um 11:00 Uhr online via WebEx statt.

    Informationen zu dieser und anderen öffentlichen MHI2023-Veranstaltungen finden Sie auf unserer Website:: https://www.postdocnet.mpg.de/mental-health-initiative-2023.html

    Herzliche Grüße,
    Ihr MHI2023-Koordinationsteam

    als Antwort auf: Niedrigst mögliche NL-Dosis, individuell ermittelt? #304362

    Für mich persönlich als Schizophrenie-Betroffene, die 2018 und 2019 nach Absetzen des Neuroleptikums akut psychotisch wurde und in die Psychiatrie eingewiesen werden musste und seither mit Minimaldosis Neuroleptikum auskommt, gibt es eine „einfache“ Methode zur Reduzierung.

    Ich glaube, ich habe es schon mehrmals im Forum gepostet. Am wichtigsten ist, dass ich selbst spüren kann, wie es mir geht. Wie stabil ich innerlich bin, mit meinen Gedanken und Gefühlen, und äußerlich mit meinen Handlungen. Ich verwende dafür die Begriffe „kognitive Übungen“ und „redundanter mentaler Filter“.

    Ich würde so lange bei einem Reduktionsschritt bleiben, bis ich sicher sein kann, dass ich mit meinem redundanten mentalen Filter die frühen Frühsymptome als solche erkenne und sie durch gezielte kognitive Übungen immer wieder zum Abklingen bringen kann und in deutlichen Stresssituationen keine Symptome mehr entwickle.

    Es geht um die frühestmögliche Erkennung von psychotischen Symptomen (oder allgemein von Symptomen psychischer Erkrankungen) und bewusste kognitive Distanzierung von ihnen. Ich weiß, wie sich eine Psychose bei mir entwickelt und wie ich mich aktiv stabilisieren kann.

    Wenn ich die Neuroleptikadosis ändere, hat das Auswirkungen darauf, wie mein Gehirn funktioniert. Wie ich denke, fühle und handle. Es geht darum, sich dieser Veränderungen bewusst zu sein und zu verstehen, wie ich ticke. Wie komme ich im Alltag und in Krisensituationen zurecht, wenn ich weniger oder mehr medikamentösen „Schutz“ habe?

    Und es braucht Zeit, mehrere Wochen und Monate, bis ich mir der Auswirkungen der Dosisveränderungen bewusst werde und mich in Krisensituationen ausprobieren kann.

    Meine Basisdosis ist seit November 2019 1 mg Aripiprazol täglich. Ich bin ein paar Mal auf 0,5 mg oder 2 mg gegangen, immer nur vorübergehend, und bin immer wieder auf 1 mg zurückgekommen. Bei dieser Dosis sind meine Nebenwirkungen erträglich (Lähmung im Denken, Fühlen, Handeln und mangelnde Sättigung), und deshalb ist meine Motivation, weiter zu reduzieren, nicht so stark wie früher, als ich 15 mg Aripiprazol täglich nahm.

    Mein Selbstexperiment „Leben ohne Psychopharmaka“ läuft seit 2015/2016 weiter. Nur habe ich es nicht mehr eilig, zu reduzieren. Vielleicht versuche ich es nächstes Jahr mit 0,5 mg Aripiprazol täglich, wenn ich meinen Alltag und meine Krisen für den Rest des Jahres gut bewältigen kann.

    • Diese Antwort wurde vor 2 Jahren, 2 Monate von Mowa geändert.
    als Antwort auf: Niedrigst mögliche NL-Dosis, individuell ermittelt? #304361

    Ich hatte in der deutschen Version meines Mad in America-Artikels geschrieben:

    (…) Die große Herausforderung besteht meiner Meinung nach darin, dass diese Situation nicht einfach durch ein kollektives abruptes Absetzen von Neuroleptika oder Psychopharmaka gelöst werden kann. Denn weniger Medikamenteneinsatz bedeutet mehr nichtmedikamentöse Interventionen zur Bewältigung von Stress und Psychosen. Mir scheint, dass genau hier die gesamtgesellschaftliche Überforderung in der Ersten Welt beginnt, wo einerseits Psychopharmaka im Überfluss verfügbar sind und andererseits nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten unzureichend sind. (…)

    Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig nichtmedikamentöse Therapien für die Minimierung der Psychopharmakadosen bis hin zum vollständigen Absetzen sind. Von 2017 bis 2023 habe ich 5 bis 6 Jahre lang eine Verhaltenstherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten gemacht. In Krisensituationen hatten wir wöchentliche Sitzungen, die meiste Zeit ging es um Monitoring mit Sitzungen alle 6 bis 8 Wochen.

    Gefunden habe ich meinen Therapeuten, der für mich wirklich hilfreich war, bei therapie.de:
    https://www.therapie.de/therapeutensuche/

    Mit dieser Suchmaschine habe ich 2017 5 Therapeut:innen mit Schwerpunkt „Psychose – Schizophrenie“ und freien Plätzen mir ausgesucht und ihnen geschrieben, was ich suche: Eine/n Therapeut:in, die/der mich bei meinem Experiment begleitet, mit ohne bzw. möglichst wenig Psychopharmaka auszukommen.

    Wörtlich hatte ich am 16.08.2017 geschrieben:

    Sehr geehrter Herr P.,

    auf therapie.de habe ich erfahren, dass Sie momentan freie Plätze anbieten können und wollte mich erkundigen, ob ich mich bald bei Ihnen persönlich vorstellen könnte?

    Gestern war ich bei meiner Hausärztin (Frau Dr. K. der Praxis A.), und sie hat mich die kommenden 2 Wochen wegen Erschöpfung krankgeschrieben und mir auch einen Überweisungsschein für die psychosomatische Ambulanz ausgestellt. Einen ersten Termin in der psychosomatischen Ambulanz habe ich bereits für Mitte September bekommen. Allerdings befinde ich mich im Moment in einer (relativ) akuten Krise und würde gerne schon vorher und so bald wie möglich mit einem Therapeuten darüber reden.

    Seit über 4 Monaten spiele ich mit dem Gedanken, mich in eine psychotherapeutische Beratung zu begeben. In den letzten Wochen sind dann unerwartet und schnell die beruflichen Probleme eskaliert, zusätzlich zu den privaten Problemen, die mich schon vorher immer wieder belastet hatten.

    Mehr zu meiner Person:
    Ich bin weiblich, 40 Jahre alt, komme ursprünglich aus Japan und habe die meisten Jahre in Deutschland verbracht. Vor 7 Jahren (Ende August 2010) hatte ich eine akute Psychose, und seit einem guten Jahr (seit Ende Juli 2016) nehme ich keine Psychopharmaka mehr. In den 6 Jahren wurde ich fast ausschließlich und ohne Unterbrechung mit Aripiprazol (15 mg) behandelt. Im Dezember 2016 habe ich geheiratet, und im Januar 2017 sind wir in H. zusammengezogen. Davor habe ich 5 Jahre lang in S.gelebt. Mein Mann hat auch Psychose-Erfahrungen, zusätzlich zu seinen anderen körperlichen und seelischen Problemen. Ich habe ein recht stabiles soziales Netz, teils durch meine Familienmitglieder, die alle weit- bis sehr weit weg von H. leben, und teils durch meine Arbeit, wobei ich durch die berufliche Versetzung nach H. meine vertrauten S. Kollegen immer seltener sehe und persönlich sprechen kann.

    Vermutlich würde es mir bereits wesentlich besser gehen, wenn ich über meine Belastungen offen sprechen kann und wenn man mir aufmerksam zuhört. Obwohl es mehrere Menschen gibt, denen ich von Herzen vertraue, kann und will ich aus unterschiedlichen Gründen mit keinem von ihnen über das gesamte Spektrum an Belastungen sprechen.

    Inzwischen habe ich die folgenden Symptome:

    • depressive Ausfälle in Kombination mit steigender Angst vor Kontrollverlust
    • zunehmende Erschöpfung
    • zunehmend das Gefühl, mich zusammenreißen zu müssen, um den Verstand nicht zu verlieren
    • schleichendes Unwirklichkeitsempfinden und Misstrauen gegenüber eigenen Wahrnehmungen
    • Druckempfinden am Vorderkopf und dauerhaftes leichtes Schwindelempfinden

    Ich möchte den Gang in die Psychiatrie möglichst nur als letztes Mittel einsetzen, da ich zumindest im Moment (und solange, dass ich keine akute Psychose habe) keine Medikamente nehmen möchte.

    Auf Ihre baldige Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Meine Handy-Nummer lautet …

    Herzliche Grüße,
    Mowa

    Von 4 von 5 Therapeut:innen habe ich eine Rückmeldung bekommen.

    Einer hat mir geschrieben, er hätte keine freien Plätze (und hat 5 seiner Kolleg:innen empfohlen), und ein anderer hatte auch keine freien Plätze.

    Dieser andere Therapeut hat mir auch zurückgemeldet:

    Ich möchte Ihnen dringend raten eine medikamentöse Behandlung anzufangen. Psychotherapie kann eine beginnende Psychose nicht bremsen, da helfen nur Medikamente.

    Ich hatte ein Erstgespräch mit einer Therapeutin, die mir leider nicht gefallen hat. Sie war noch sehr jung, und mein Eindruck war, dass sie kaum Lebenserfahrung hatte.

    Und schließlich hatte ich das Erstgespräch mit meinem Therapeuten, das sehr gut verlief. Er war selbst mehrere Jahre in der Forschung tätig und konnte sich gut in meine damalige Krisensituation hineinversetzen. Ich bin dann bei ihm geblieben, bis wir Ende April dieses Jahres die Verhaltenstherapie in gegenseitigem Einvernehmen abgeschlossen haben.

    Wenn ich wieder in eine Krisensituation gerate, kann ich mich an ihn wenden. Ich denke, es ist so, dass bis zu 2 Sitzungen pro Quartal stattfinden können, ohne dass man gleich einen neuen Antrag stellen muss. Es hilft mir zu wissen, dass ich seine Hilfe praktisch jederzeit in Anspruch nehmen kann, wenn es nötig ist.

    Ich sehe auch alle 2 bis 3 Monate meinen Psychiater, was für mich ebenfalls sehr hilfreich ist. Mein Psychiater ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, und ich kann sehr gute Gespräche mit ihm führen. Übrigens habe ich 2017, als mein Mann und ich um- und zusammengezogen sind, bei der Suche nach einem/einer Psychiater:in in der neuen Stadt auch gesagt, dass ich keine Medikamente nehmen möchte. Mein Psychiater hat das damals zur Kenntnis genommen und nicht weiter kommentiert.

    als Antwort auf: Wie gelingt Inklusion erfolgreich? #304243

    Danke @Pia. Ich finde das Format interessant, dass zwei Menschen aus dem Kreis der Betroffenen und mit unterschiedlichen Perspektiven über ihre Meinungsunterschiede reden.

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