Niedrigst mögliche NL-Dosis, individuell ermittelt?

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  • #282235

    Klingt gut, liebe @Molly.

    In wiefern hat die kognitive Verhaltenstherapie Dir persönlich geholfen? Hast Du festgestellt, dass die Therapie Dich stabilisiert hat, unabhängig von den Medikamenten?

    #282236

    Hallo @Mowa!

    Ich hab schon vor der Therapie immer in Frage gestellt, ob das was ich wahrnehme nicht vielleicht doch anders gelagert sein könnte, als ich es sich in dem Moment aufdrängte. Von daher konnte ich mich von Anfang an gut damit identifizieren. Wahrscheinlich verliere ich allein aus diesem Grund, nie komplett die Kontrolle in einer Psychose. Es hilft wirklich sehr. Die Therapie hat das alles nochmal bestätigt.

    Allerdings war die Therapeutin noch extrem jung und im Praktikum. Deshalb konnte ich mich da nicht so richtig öffnen. Hab dann auch schon nach einem halben Jahr oder so abgebrochen. Aber eigentlich hatten wir da auch schon alles besprochen, was wichtig war.

    Medikamente brauche ich trotzdem um die Stimmen zu unterdrücken. Sie scheinen unabhängig von meinem psychischen Zustand zu existieren. Es kann mir seelisch noch so gut gehen… ohne die NL werde ich zugequatscht! :unsure:

    Momentan höre ich so gut wie nichts.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #282371

    Wie wir alle wissen, ist jeder Mensch anders, und jedes Leben ist anders.

    Wir alle haben das Recht auf Leben, auch wenn die Realität oft eine andere Sprache spricht – vielleicht weil jeder zuerst überleben will. Die Hauptsache ist, dass jeder von uns mit seinem eigenen Leben zufrieden ist. Dass wir lernen, für uns selbst zu denken, uns ein eigenes Urteil zu bilden.

    Übrigens kann ich bei gleichbleibender Dosis auch meine geistig-emotionale Gesundheit stärken und resilienter werden, indem ich bewusst übe, kritische Stresssituationen mit so wenig Medikamenten wie möglich zu bewältigen.

    Meine prophylaktische „Basisdosis“ von 1 mg Aripiprazol täglich nehme ich seit dreieinhalb Jahren ein. Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, wie viel belastbarer ich werde und wie ich immer dauerhafter symptomfrei bleibe, auch wenn immer wieder Krisensituationen auftreten und ich kritischem Stress ausgesetzt bin.

    Das Gehirn ist ja ein Organ, das sich unheimlich freut, wenn es lernen und verstehen und so Informationen positiv verknüpfen kann.

    Da die primäre Wirkung von Neuroleptika (meiner Meinung nach) darin besteht, die Verknüpfung von Informationen zu unterbinden, ist es nur verständlich, wenn Betroffene, die mit (zu vielen) Neuroleptika behandelt werden, diese immer reduzieren oder absetzen wollen.

    Die Wiederherstellung und Neubildung kognitiver Fähigkeiten ist nach meinen Vorstellungen vergleichbar mit der Angiogenese, nur nicht mit Blutgefäßen, sondern mit dem Schaltplan des Gehirns

    Als Angiogenese (von altgriechisch ἄγγος ángos „Gefäß“ und γένεσις génesis „Entstehung“) bezeichnet man das Wachstum von Blutgefäßen, durch Sprossungs- oder Spaltungsvorgänge aus bereits vorgebildeten Blutgefäßen.

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Angiogenese

    Seit ich aktiv und bewusst versuche, mit so wenig Psychopharmaka wie möglich zu leben, spüre ich, dass die Sprossungs- oder Spaltungsprozesse im Gehirn immer subtiler und gleichzeitig robuster werden. Vor allem dann, wenn ich Krisen offen begegnet bin und sie mit so wenig Medikamenten wie möglich bewältigt habe. Dass Krisen immer auch eine Chance sind, ist sicher so! Zumindest finde ich in meinem Leben keine Ausnahme.

    Deshalb bin ich insgesamt davon überzeugt, dass in reichen Ländern wie Deutschland immer noch zu viele Psychopharmaka zu schnell verabreicht werden. Alternative Behandlungsmethoden sind nicht in ausreichendem Maße zugänglich. Dem in der Fachliteratur vorherrschenden Argument, dass eine Vollremission nur mit (vielen) Psychopharmaka erreicht und aufrechterhalten werden kann, möchte ich entgegenhalten, dass dies auch mit nichtmedikamentösen Therapien möglich ist.

    Nichtmedikamentöse Therapien dauern sicherlich länger und brauchen positive Beziehungen und Vertrauen zu sich selbst und den Mitmenschen. Das kann man mit Geld nicht kaufen! Die Menschen sind meist, wie auch die nichtbetroffenen Mitmenschen, mit ihrem eigenen Leben beschäftigt und müssen genauso lernen, mit kritischen Krisensituationen umzugehen. Deshalb kann es keine gute Lösung sein, wenn Betroffene und Nichbetroffene aufeinander zeigen und unter sich bleiben.

    Wir müssen bewusst mehr Raum und mehr Zeit schaffen, um miteinander zu reden und zueinander zu finden. So helfen wir uns gegenseitig auf Augenhöhe. Nicht wir haben Recht und die anderen Unrecht, oder umgekehrt. Nicht wir haben gewonnen und die anderen verloren, oder umgelehrt. Eine Win-Win-Situation für alle sozusagen, um nochmal Werbung für die Mental Health Initiative 2023 zu machen:
    https://www.postdocnet.mpg.de/mental-health-initiative-2023.html

    #282674

    (…)
    dass ich mich seit meiner Kindheit (ab etwa 4, 5 Jahren) schuldig gefühlt habe und das erst 30, 40 Jahre später, nach der Ersterkrankung und während des Genesungsprozesses, mir bewusst machen konnte, das ist wahr.

    Ausgelöst wurde die Schizophrenie damals 2010 bei mir durch anhaltenden übertriebenen Stress und die dabei gefühlte anhaltende übertriebene Alternativlosigkeit bzw. den Tunnelblick. Meine beiden Rückfälle wurden auch so gefördert, und ich war nicht in der Lage sie zu verhindern.

    Anscheinend ist es so, dass es zu meiner Persönlichkeit gehört, dass ich „Stress suche“. Mein Psychiater hat mir auch schon gesagt, dass ich diese Eigenschaft von mir, meine Leidenschaft, nicht einfach so ablegen kann.

    Dass ich erst heute durch aktives kognitives Training meinem Gehirn beibringen muss, mit Stress gesund (bzw. viel gesünder als bisher) umzugehen, das kann sehr gut daran liegen, dass ich das seit meiner Kindheit nie gelernt habe.
    (…)

    #282679
    Anonym

      @Mowa, hast Du Schlafprobleme, da Du immer so früh Artikel postest ?

      #282798

      Hallo @Ludwig,

      das finde ich jetzt off-topic in diesem Thread aber nein, ich habe keine Schlafprobleme. Ich wache nur zwischen 2 und 4 Uhr auf, weil ich entsprechend früher schlafen gehe.

      Diese sonderbaren Schlafzeiten habe ich, seitdem ich 2010 erkrankt bin. In den ersten Jahren wurde ich mit zu vielen Neuroleptika behandelt und dadurch war ich antriebslos und gleichgültig. So kam es dazu, dass ich gegen 19 Uhr schlafen gegangen bin, 7 Stunden durchgeschlafen habe und um 2 Uhr aufgewacht bin.

      Ich habe erst neulich versucht, mit Disziplin meinen Schlafrhythmus bewusst zu „korrigieren“:

      So, ich habe jetzt vier Tage hintereinander von 22 Uhr bis 5 Uhr geschlafen. Ich hoffe, der Rhythmus pendelt sich bald ein, und ich muss nicht kämpfen wachzubleiben.

      Das hat leider so nicht funktioniert. Vielleicht ist mein momentaner Lebensrhythmus zu unbeständig dazu. Vielleicht könnte ich es schaffen, wenn ich mir einen Monat Zeit nehme und die Anpassung des Schlafrythmus vor meinen sonstigen Tätigkeiten priorisieren würde. Das ist derzeit unrealistisch. Mal sehen!

      LG,
      Mowa

      #290173

      Zur Dokumentation für den Niedrigstdosisthread, gepostet 09/05/2023 um 5:30 Uhr

      (…) Es ist sehr gut, dass Du selbst weißt, dass Du in letzter Zeit manisch warst. Es ist von zentraler Bedeutung, dass Du es selbst erkennen kannst! Genauso gut wäre es, wenn Du erkennen würdest, dass Du jetzt einen Wahn entwickelst, genauso wie damals, als Du früher Psychosen hattest.

      Wenn Du jetzt wieder Neuroleptika einnimmst, dann kannst Du schneller zur Ruhe kommen. Jetzt sollte die Dosis eine „antipsychotische“ Dosis sein, damit die Informationen in Deinem Kopf, Deine Gedanken und Gefühle, erstmal gelähmt werden.

      Ich weiß nicht, ob Du ohne Klinikenthalt und allein durch Deine kognitiven Fähigkeiten Dein Wahngerüst entkräften kannst.

      Mein Mann konnte und kann das tun. Und das ganz alleine, d.h. ohne Psychopharmaka und ohne Arzt oder Klinik. Ich konnte es bisher noch nicht ganz alleine. Bei meinen beiden Rückfällen war ich in der Klinik und habe vorübergehend viele Psychopharmaka genommen um wieder zur Ruhe zu kommen.

      Wenn es Dir nicht möglich ist, geistig und emotional Abstand zu Dir zu gewinnen und Dich selbst zu hinterfragen, dann wirst Du auf Dauer nicht stabil bleiben können.

      Dann kann ich Dir nur raten, so früh wie möglich Dich selbst in die Klinik einzuweisen, bevor Du Dich selbst schädigst. Bevor Dein soziales Umfeld, Dein Arbeits- und Wohnverhältnis usw. nachhaltig zerstört werden.(…)

      #303515

      Vor 4 Monaten im April hatte ich gepostet (siehen oben):

      Die Wiederherstellung und Neubildung kognitiver Fähigkeiten ist nach meinen Vorstellungen vergleichbar mit der Angiogenese, nur nicht mit Blutgefäßen, sondern mit dem Schaltplan des Gehirns

      Und vor ein paar Tagen habe ich in meinem Blog gepostet:

      Heute hatte ich meinen regulären Psychitatertermin. Mein Psychiater hat mir gesagt „Sie sind gesund“, nachdem ich berichtet habe, wie es mir geht.

      Ja! Ich bin gesund, und das ist so ein Luxus!!

      Klar muss ich immer wieder auf meinen Stresspegel achten, dass ich nicht mit den Aktivitäten übertreibe.

      Aber ich weiß und spüre es auch, dass ich inzwischen ein gesunder Mensch geworden bin, 13 Jahre nach meiner Ersterkrankung.

      Psychisch gesund zu sein bedeutet für mich zuerst, dass ich meine psychische Gesundheit selbst spüren kann. Dabei erinnere ich mich daran, wie sich mein Gehirn angefühlt hat, früher, als es mir gut ging und noch weit davon entfernt war, meine erste Psychose zu bekommen.

      Psychisch gesund zu sein bedeutet für mich auch, auf meine Anfälligkeit für Stress und Psychosen zu achten und meine eigene psychische Gesundheit so gut wie möglich präventiv zu schützen.

      Ich glaube, dass das Gehirn die Fähigkeit braucht, mit Problemen und Konflikten gesund umzugehen. Und weil ein Mensch aus seiner Vergangenheit und aus seiner Gegenwart besteht, baut sich diese Fähigkeit zeitlich und räumlich aufeinander auf.

      Seelische Heilung kommt nicht von alleine. Sie ist für mich eine bewusste, kontrollierte, aktive Entscheidung und ein lebenslanger Prozess.

      Genau so verstehe ich Heilung. Heilend sind gesunde Bindungen zu sich selbst und zu den Mitmenschen. Schizophrenie und Psychosen sind für mich heilbar.

      #304361

      Ich hatte in der deutschen Version meines Mad in America-Artikels geschrieben:

      (…) Die große Herausforderung besteht meiner Meinung nach darin, dass diese Situation nicht einfach durch ein kollektives abruptes Absetzen von Neuroleptika oder Psychopharmaka gelöst werden kann. Denn weniger Medikamenteneinsatz bedeutet mehr nichtmedikamentöse Interventionen zur Bewältigung von Stress und Psychosen. Mir scheint, dass genau hier die gesamtgesellschaftliche Überforderung in der Ersten Welt beginnt, wo einerseits Psychopharmaka im Überfluss verfügbar sind und andererseits nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten unzureichend sind. (…)

      Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig nichtmedikamentöse Therapien für die Minimierung der Psychopharmakadosen bis hin zum vollständigen Absetzen sind. Von 2017 bis 2023 habe ich 5 bis 6 Jahre lang eine Verhaltenstherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten gemacht. In Krisensituationen hatten wir wöchentliche Sitzungen, die meiste Zeit ging es um Monitoring mit Sitzungen alle 6 bis 8 Wochen.

      Gefunden habe ich meinen Therapeuten, der für mich wirklich hilfreich war, bei therapie.de:
      https://www.therapie.de/therapeutensuche/

      Mit dieser Suchmaschine habe ich 2017 5 Therapeut:innen mit Schwerpunkt “Psychose – Schizophrenie” und freien Plätzen mir ausgesucht und ihnen geschrieben, was ich suche: Eine/n Therapeut:in, die/der mich bei meinem Experiment begleitet, mit ohne bzw. möglichst wenig Psychopharmaka auszukommen.

      Wörtlich hatte ich am 16.08.2017 geschrieben:

      Sehr geehrter Herr P.,

      auf therapie.de habe ich erfahren, dass Sie momentan freie Plätze anbieten können und wollte mich erkundigen, ob ich mich bald bei Ihnen persönlich vorstellen könnte?

      Gestern war ich bei meiner Hausärztin (Frau Dr. K. der Praxis A.), und sie hat mich die kommenden 2 Wochen wegen Erschöpfung krankgeschrieben und mir auch einen Überweisungsschein für die psychosomatische Ambulanz ausgestellt. Einen ersten Termin in der psychosomatischen Ambulanz habe ich bereits für Mitte September bekommen. Allerdings befinde ich mich im Moment in einer (relativ) akuten Krise und würde gerne schon vorher und so bald wie möglich mit einem Therapeuten darüber reden.

      Seit über 4 Monaten spiele ich mit dem Gedanken, mich in eine psychotherapeutische Beratung zu begeben. In den letzten Wochen sind dann unerwartet und schnell die beruflichen Probleme eskaliert, zusätzlich zu den privaten Problemen, die mich schon vorher immer wieder belastet hatten.

      Mehr zu meiner Person:
      Ich bin weiblich, 40 Jahre alt, komme ursprünglich aus Japan und habe die meisten Jahre in Deutschland verbracht. Vor 7 Jahren (Ende August 2010) hatte ich eine akute Psychose, und seit einem guten Jahr (seit Ende Juli 2016) nehme ich keine Psychopharmaka mehr. In den 6 Jahren wurde ich fast ausschließlich und ohne Unterbrechung mit Aripiprazol (15 mg) behandelt. Im Dezember 2016 habe ich geheiratet, und im Januar 2017 sind wir in H. zusammengezogen. Davor habe ich 5 Jahre lang in S.gelebt. Mein Mann hat auch Psychose-Erfahrungen, zusätzlich zu seinen anderen körperlichen und seelischen Problemen. Ich habe ein recht stabiles soziales Netz, teils durch meine Familienmitglieder, die alle weit- bis sehr weit weg von H. leben, und teils durch meine Arbeit, wobei ich durch die berufliche Versetzung nach H. meine vertrauten S. Kollegen immer seltener sehe und persönlich sprechen kann.

      Vermutlich würde es mir bereits wesentlich besser gehen, wenn ich über meine Belastungen offen sprechen kann und wenn man mir aufmerksam zuhört. Obwohl es mehrere Menschen gibt, denen ich von Herzen vertraue, kann und will ich aus unterschiedlichen Gründen mit keinem von ihnen über das gesamte Spektrum an Belastungen sprechen.

      Inzwischen habe ich die folgenden Symptome:

      • depressive Ausfälle in Kombination mit steigender Angst vor Kontrollverlust
      • zunehmende Erschöpfung
      • zunehmend das Gefühl, mich zusammenreißen zu müssen, um den Verstand nicht zu verlieren
      • schleichendes Unwirklichkeitsempfinden und Misstrauen gegenüber eigenen Wahrnehmungen
      • Druckempfinden am Vorderkopf und dauerhaftes leichtes Schwindelempfinden

      Ich möchte den Gang in die Psychiatrie möglichst nur als letztes Mittel einsetzen, da ich zumindest im Moment (und solange, dass ich keine akute Psychose habe) keine Medikamente nehmen möchte.

      Auf Ihre baldige Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Meine Handy-Nummer lautet …

      Herzliche Grüße,
      Mowa

      Von 4 von 5 Therapeut:innen habe ich eine Rückmeldung bekommen.

      Einer hat mir geschrieben, er hätte keine freien Plätze (und hat 5 seiner Kolleg:innen empfohlen), und ein anderer hatte auch keine freien Plätze.

      Dieser andere Therapeut hat mir auch zurückgemeldet:

      Ich möchte Ihnen dringend raten eine medikamentöse Behandlung anzufangen. Psychotherapie kann eine beginnende Psychose nicht bremsen, da helfen nur Medikamente.

      Ich hatte ein Erstgespräch mit einer Therapeutin, die mir leider nicht gefallen hat. Sie war noch sehr jung, und mein Eindruck war, dass sie kaum Lebenserfahrung hatte.

      Und schließlich hatte ich das Erstgespräch mit meinem Therapeuten, das sehr gut verlief. Er war selbst mehrere Jahre in der Forschung tätig und konnte sich gut in meine damalige Krisensituation hineinversetzen. Ich bin dann bei ihm geblieben, bis wir Mitte April dieses Jahres die Verhaltenstherapie in gegenseitigem Einvernehmen abgeschlossen haben.

      Wenn ich wieder in eine Krisensituation gerate, kann ich mich an ihn wenden. Ich denke, es ist so, dass bis zu 2 Sitzungen pro Quartal stattfinden können, ohne dass man gleich einen neuen Antrag stellen muss. Es hilft mir zu wissen, dass ich seine Hilfe praktisch jederzeit in Anspruch nehmen kann, wenn es nötig ist.

      Ich sehe auch alle 2 bis 3 Monate meinen Psychiater, was für mich ebenfalls sehr hilfreich ist. Mein Psychiater ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, und ich kann sehr gute Gespräche mit ihm führen. Übrigens habe ich 2017, als mein Mann und ich um- und zusammengezogen sind, bei der Suche nach einem/einer Psychiater:in in der neuen Stadt auch gesagt, dass ich keine Medikamente nehmen möchte. Mein Psychiater hat das damals zur Kenntnis genommen und nicht weiter kommentiert.

      #304362

      Für mich persönlich als Schizophrenie-Betroffene, die 2018 und 2019 nach Absetzen des Neuroleptikums akut psychotisch wurde und in die Psychiatrie eingewiesen werden musste und seither mit Minimaldosis Neuroleptikum auskommt, gibt es eine “einfache” Methode zur Reduzierung.

      Ich glaube, ich habe es schon mehrmals im Forum gepostet. Am wichtigsten ist, dass ich selbst spüren kann, wie es mir geht. Wie stabil ich innerlich bin, mit meinen Gedanken und Gefühlen, und äußerlich mit meinen Handlungen. Ich verwende dafür die Begriffe “kognitive Übungen” und “redundanter mentaler Filter”.

      Ich würde so lange bei einem Reduktionsschritt bleiben, bis ich sicher sein kann, dass ich mit meinem redundanten mentalen Filter die frühen Frühsymptome als solche erkenne und sie durch gezielte kognitive Übungen immer wieder zum Abklingen bringen kann und in deutlichen Stresssituationen keine Symptome mehr entwickle.

      Es geht um die frühestmögliche Erkennung von psychotischen Symptomen (oder allgemein von Symptomen psychischer Erkrankungen) und bewusste kognitive Distanzierung von ihnen. Ich weiß, wie sich eine Psychose bei mir entwickelt und wie ich mich aktiv stabilisieren kann.

      Wenn ich die Neuroleptikadosis ändere, hat das Auswirkungen darauf, wie mein Gehirn funktioniert. Wie ich denke, fühle und handle. Es geht darum, sich dieser Veränderungen bewusst zu sein und zu verstehen, wie ich ticke. Wie komme ich im Alltag und in Krisensituationen zurecht, wenn ich weniger oder mehr medikamentösen “Schutz” habe?

      Und es braucht Zeit, mehrere Wochen und Monate, bis ich mir der Auswirkungen der Dosisveränderungen bewusst werde und mich in Krisensituationen ausprobieren kann.

      Meine Basisdosis ist seit November 2019 1 mg Aripiprazol täglich. Ich bin ein paar Mal auf 0,5 mg oder 2 mg gegangen, immer nur vorübergehend, und bin immer wieder auf 1 mg zurückgekommen. Bei dieser Dosis sind meine Nebenwirkungen erträglich (Lähmung im Denken, Fühlen, Handeln und mangelnde Sättigung), und deshalb ist meine Motivation, weiter zu reduzieren, nicht so stark wie früher, als ich 15 mg Aripiprazol täglich nahm.

      Mein Selbstexperiment “Leben ohne Psychopharmaka” läuft seit 2015/2016 weiter. Nur habe ich es nicht mehr eilig, zu reduzieren. Vielleicht versuche ich es nächstes Jahr mit 0,5 mg Aripiprazol täglich, wenn ich meinen Alltag und meine Krisen für den Rest des Jahres gut bewältigen kann.

      • Diese Antwort wurde geändert vor 8 Monate, 1 Woche von Mowa.
      #304560

      Ich finde es super @Mowa, dass du jeden Tag nur 1mg Ariprazol brauchst und damit ein gutes Leben führen kannst.

      Ich nehme jeden Tag 5 mg Abilify und immer, wenn ich versucht habe, weniger zu nehmen oder ganz abzusetzen, hatte ich Symptome. Freunde von mir, die ebenfalls an dieser Erkrankung leiden, müssen alle mehr Medikamente nehmen.

      Von daher bin ich ganz zufrieden mit dieser doch niedrigen Dosis und habe auch kaum Nebenwirkungen von dem Medikament.

      #304564
      Pia
        Ich sehe es auch ähnlich wie Mowa, was sie im letzten Beitrag schrieb. Ich persönlich würde aber bei einer so niedrigen Dosis von z.B. 1mg Aripiprazol nicht gleich um 50% reduzieren, aber das ist meine persönliche Meinung.
        Ich möchte allen, die über Reduzierung oder möglicherweise das Absetzen von Psychopharmaka nachdenken, diese beiden kostenlosen Broschüren ans Herz legen:
        KOSTENLOSER LEITFADEN ZUR SCHADENSMINIMIERUNG ZUM ABSETZEN UND Entzug von Psychopharmaka, 52 Seiten, Will Hall und Co.:
        (Text von der HP übersetzt mit Google, Leitfaden u.a. auf Deutsch zum kostenlosen Download):
         

        Der 52-seitige illustrierte Leitfaden des Icarus-Projekts und des Freedom Centers sammelt die besten Informationen, auf die wir gestoßen sind, und die wertvollsten Lektionen, die wir über die Reduzierung und das Absetzen von psychiatrischen Medikamenten gelernt haben. Basierend auf mehr als 10 Jahren Arbeit in der Peer-Support-Bewegung wird dieser Leitfaden international von Einzelpersonen, Familien, Fachleuten und Organisationen verwendet und ist in einer wachsenden Zahl von Übersetzungen verfügbar. Enthält Informationen zu Stimmungsstabilisatoren, Antipsychotika, Antidepressiva, Anti-Angst-Medikamenten, Risiken, Vorteilen, Wellness-Tools, Entzug von Psychopharmaka, Informationen für Menschen, die ihre Medikamente einnehmen, detaillierte Ressourcenabschnitte und vieles mehr.

        Ein Ansatz der „Schadensminderung“ bedeutet, nicht für oder gegen Medikamente zu sein, sondern die Menschen dort zu unterstützen, wo sie stehen, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und die damit verbundenen Risiken und Vorteile abzuwägen.

        Geschrieben von Will Hall, mit einem 55-köpfigen Beirat aus Gesundheitsberufen, der Forschungsunterstützung bietet, und mehr als 50 Mitarbeitern, die an der Entwicklung und Bearbeitung beteiligt sind. Der Führer enthält durchgehend Fotos und Kunstwerke sowie ein wunderschönes Original-Cover-Gemälde von Jacks McNamara. Jetzt in einer überarbeiteten und erweiterten zweiten Auflage.

        Hinweis: Das Handbuch ist urheberrechtlich geschützt und Sie haben die vorherige Erlaubnis, es zu verlinken, zu kopieren, zu drucken und für nicht kommerzielle Zwecke zu verteilen, solange Sie es nicht
        ändern und die Quelle angeben.

        (Den Leitfaden gibt es hier in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Griechisch, Bosnisch, Russisch, Koreanisch, Dänisch, Niederländisch, Hebräisch, Kroatisch, Japanisch, Italienisch, Thailändisch, Chinesisch, Französisch, Norwegisch und Tschechisch zum kostenlosen Download):

        Quelle: http://willhall.net/<wbr />comingoffmeds/

         

        Deutsche Gesellschaft für soziale Psychiatrie: Broschüre Neuroleptika reduzieren und absetzen hier zum kostenlosen Download oder wahlweise gegen eine Schutzgebühr zzgl. Versandkosten zu bestellen:

        #304565
        Pia
          In diesem Thread findet ihr zum Beispiel auch das Ashton Manual (Handbuch) zur Unterstützung beim Reduzieren und Ausschleichen von Benzodiazepinen zum kostenlosen Download auf Deutsch und Englisch und u.a. Infos zu Taperingstrips, etc.:

          Methoden zum risikominimierten Reduzieren oder Ausschleichen von Psychopharmaka

          #304868

          Von daher bin ich ganz zufrieden mit dieser doch niedrigen Dosis und habe auch kaum Nebenwirkungen von dem Medikament.

          Hallo dremwalker, ja, ich finde, es ist am wichtigsten, dass wir mit unserer Medikation selbst zufrieden sind.

          ***
          Vielleicht noch einmal zu der Frage, was ich persönlich unter der niedrigstmöglichen Dosis von Neuroleptika verstehe:

          Für mich kann die niedrigstmögliche Dosis nur individuell bestimmt werden. Sie hängt vom (psychischen) Gesundheitszustand des/der Betroffenen ab, der wiederum durch soziale und berufliche Umstände, Zugang zu nichtmedikamentösen Therapien etc. entscheidend beeinflusst werden kann.

          Der (psychische) Gesundheitszustand kann sich natürlich im Laufe der Jahre verändern, und damit auch die niedrigstmögliche Dosis von Neuroleptika, bis hin zu 0 mg.

          Es gibt sicherlich Betroffene, die relativ hohe Dosen von Neuroleptika einnehmen müssen, um stabil zu bleiben. Wenn jemand z.B. 20 mg Olanzapin braucht und mit weniger nicht auskommt, dann sind 20 mg Olanzapin die niedrigstmögliche Dosis für ihn/sie im Moment.

          So ähnlich habe ich die niedrigstmögliche Dosis von Neuroleptika immer wieder beschrieben, in diesem Thread und anderswo im Forum, weil es immer wieder Missverständnisse zu geben scheint.

          Dann zum Thema Wirkungen/Nebenwirkungen. Die Nebenwirkungen, die ich seit 2010 hatte und die für mich schlimm waren, betreffen die Lähmung des Denkens, Fühlens und Handelns. Diese Nebenwirkungen sind nach meiner Erfahrung und nach meinem Verständnis gleichzeitig die Wirkungen von Neuroleptika.

          Für mich gibt es keine Neuroleptika, die eine Psychose “verhindern” und frei von Nebenwirkungen sind. Zumindest müsste es zu einer Lähmung des Denkens, Fühlens und Handelns kommen, die je nach Wirkstoff und Dosis unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Für mich ist das übrigens der Mechanismus, warum psychotische Symptome mit Neuroleptika überhaupt verhindert bzw. unterdrückt werden können.

          Ob sich die Betroffenen bei Dauermedikation dessen jemals bewusst werden können, ist eine andere Frage.

          • Diese Antwort wurde geändert vor 8 Monate von Mowa.
          #304869
          Pia

            Ich habe meine persönlich niedrigst mögliche NL-Dosis noch nicht ermittelt. Zurzeit nehme ich 0,6 ml Solian, (= 60 mg Amisulprid). Psychotische Symptome habe ich keine.

            Ich bin bei Reduktion für ein langsames und damit eher risikominimiertes Reduzieren, möglichst in ärztlicher Begleitung.

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