ardentglow

Verfasste Forenbeiträge

Ansicht von 15 Beiträgen – 121 bis 135 (von insgesamt 250)
  • Autor
    Beiträge
  • als Antwort auf: Macht unser System krank? #341444

    Ich denke unser System macht krank. Der Leistungsdruck. Der Konkurrenzkampf. Das Gegeneinander, statt dem Miteinander. Das “Herabschauen” auf andere.

    Was ein Unsinn. Ich arbeite ganz normal auf dem ersten Arbeitsmarkt und zumindest in meinem Umfeld machen die Leute einfach ihren Job, meist mit Leidenschaft. Ganz einfach weil sie ihren Job gerne machen. Hauptthema bei Weihnachtsfeiern etc, ist auch nicht: “Haha, dieses arme arbeitslose Pack muss unterdrückt werden”, sonden ganz normale Dinge wie: Kinder groß ziehen, Probleme beim Hausbau, etc, da schaut keiner auf andere herunter.

    Ja, das ist die Seite, auf der man sich in unserer Gesellschaft abfinden kann. Andere wiederum haben nicht dasselbe Glück, und müssen die argen Konsequezen dafür tragen. Ihnen bleibt der Raum verwehrt, den sie bräuchten, um sich entwickeln und entfalten zu können.

    Ich rede ja auch nicht davon, dass alle Menschen verdorben wären! Es sind ja wie ich schrieb nicht die Menschen, die das ganze kaput machen, sondern die Kultur von Zeit-, Leistungs- und Erfolgsdruck, Disziplinierung etc. die manchen Menschen liegt, aber andere zerstört, und wieder andere eben, anders als die Menschen, die du jetzt zitierst, dazu treibt im Kleinen Gift zu streuen und schwächere auszunutzen, sowie im Grösseren die Regeln zu machen, die das eben begünstigen. Es sind nicht alle Beteiligten – es ist einfach das Miteinander, und das Selbstverständnis, das aus allem gewachsen ist.

    Ich selbst glaube halt es liegt an diesen Dingen, hauptsächlich an der Mentalität von Egoismus, Konkurrenz und Wettbewerb, an dem sich aneinander Messen müssen. Es liegt daran, dass die Menschen einander bewerten, anstatt die Freude über gemeinsam geschaffenes zu teilen. Und daran, dass viele Menschen glauben, sie können über andere verfügen als wären sie Teil ihrer eigenen Gewalt.

    Beispiel: Irgendwelche antiautoritären Pädagogen kamen auf die glorreiche Idee, das Kinder erstmal nur Spass in der Schule haben sollen, ihnen soll also nicht vorgeschrieben werden, wie sie etwas zu schreiben haben. Weil, dieser “Zwang” würde ihnen ja nicht gut tun. Also bringt man ihnen in einer Zeit in der das Gehirn besonders gut lernen kann zunächst bei, wie man falsch schreibt, nur um ihnen dann später auf einmal zu sagen: Ja nee, ab jetzt gilt das bisher gelernte nix mehr.

    Also das waren vielleicht Experimente, die sehr gewagt und wenig fundiert waren. Da wurden die Kinder einfach sich selbst überlassen, weil man dachte das wäre natürlich. Das hat sich glaube ich auch deswegen nicht durchgesetzt, weil viele Kinder so oft nicht genügend Respekt voreinander lernten, sondern sich eben mit Ellenbogen durchzusetzen und Hackordnungen untereinander aufzubauen, die gerade ohne Eingriff von Aussen oft ungerecht und schädlich werden können. Besser wäre gewesen, die Erwachsenen hätten die Kids einfach mitgenommen und ihnen alles vorgemacht und zusammen mit ihnen gemacht, bis sie es raffen. Die, die es von selbst raffen, können das dann schneller und alleine und können es oft auch anderen noch beibringen.

    Wenn du genauer darüber nachdenkst, dass ich sage, ich wünsche mir eine Gesellschaft ohne Gewalt etc., dann merkst du vielleicht schnell, dass man dafür möglichst einfache, gerechte, humane und effiziente Regeln und Eingriffe braucht, um jedem einzelnen und damit der ganzen Gemeinschaft den nötigen Schutz vor solcher Gewalt zu geben. Das geht nicht ohne dass man den Kindern versucht, den nötigen Respekt voreinander durch Vorbild und Schulung intensiv zu vermitteln, und man muss sie voreinander zu schützen, wo die Beherrschung noch fehlt oder doch mal Streit entstanden ist. Ich denke eben auch, das sollte ohne Leistungsdruck und Erwartungsdruck geschehen, jedem nach seinem Tempo. Wenn jemand deswegen zurückbleibt, muss eben die ganze Gemeinschaft versuchen, ihn aufzufangen und seine und die Sicherheit anderer zu gewähren.

    Ich selbst glaube vielmehr, dass das Schulsystem als Zwangskorsett ungünstige Wirkung auf viele Menschen hat, und deswegen grossen Schaden anrichten kann. Ich würde den Unterricht eben ohne Bewertung und Zeitdruck etc. machen, sondern frei an verschiedenen Aufgaben und Qualifikationen orientiert, die jeder auf seine Weise, oder mit Hilfe anderer, bewältigen kann wann und wie er will, hauptsache er weist nachher das nötige Wissen und Können auf. Das kann sehr kreativ gemacht werden. Manche würden aus Sentimentalität vielleicht sogar eine Schule nach unserem Vorbild (aber ohne Nachsitzen, Sitzenbleiben, Strafarbeiten und Schulverweis…) aufmachen, andere einfach selbst und über Medien lernen mit Hilfe von Fachleuten, die sie begleiten und unterstützen, oder in Gruppen zum Thema, wo austausch und gegenseitige Hilfe beim Lernen stattfinden.

    Dafür muss man Menschen nicht unter den Druck setzen, im Raster funktionieren zu müssen oder ansonsten das Leben lang Konsequenzen zu tragen, wenn das schief geht. Ich z.B. habe mir Lesen und Schreiben ganz antiautoritär im Alter von 3 Jahren selbst beigebracht – meine Mutti versprach mir jeden Monat einen Comic zu kaufen, wenn ich ihn selbst lesen könne statt sie ihn mir vorlesen zu lassen, dann habe ich es gemacht, ein paar Wochen mit Kinderbüchern dazu und vielen Fragen an Erwachsene um mich herum habe ich gebraucht – es hat sich gelohnt, sie war überrascht aber sie stand zu ihrem Wort. In der Schule nachher hatte ich grosse Probleme, weil mir eine andere Schönschrift anerzogen wurde, bis ich irgendwann später einfach so geschrieben habe, wie ich es gewohnt war, bis die Lehrer sich nicht mehr beschwerten. War nämlich leserlicher. Ansonsten kann jeder Mensch in welchem Alter auch immer, etwas neu lernen, dafür braucht man kein Kind zu sein, dann geht es halt nur ein bisschen schneller. Man braucht nur die Zeit und Geduld und Motivation dazu.

    Das ist nunmal so, das habe ich schon als Teen so gedacht, dass ich das mal will, irgendwie will ich das immer noch. Ich möchte nicht dass ich oder Kinder von mir oder meine Freunde in die grausamen Schulen, Gerichte, Knäste und Behörden, den gnadenlosen Arbeitsmarkt und die Hackordnungen überall gezwungen werden, wenn sie es nicht wollen, sondern solche Angelegenheiten lieber fair, mitfühlend und auf menschliche Weise lösen wollen. Weil ich denke, es gibt bessere Wege dazu, die für jeden anders sein können, wobei man sich helfen sollte anstatt dabei gegeneinander anzutreten. Und es gibt keine Not jemanden dafür zu schikanieren und trotzdem zwingen zu wollen, wenn er das nicht will und er keinen Schaden an anderen anrichtet.

    Und sagt nicht, man ist ja der Gesellschaft verpflichtet aus der man kommt und die einen beschützt und versorgt, und Leute wie ich wollen sich davor drücken und aus der Verantwortung stehlen. Es geht ja gar nicht darum, ganz abzuhauen oder das alte System zu vernichten oder zu ersetzen. Es geht nur darum, endlich den Freiraum zu gewinnen, wo Menschen, die es wollen, nicht mehr dem Druck ausgesetzt sein müssen und sich so frei zum Nutzen aller entfalten können um gemeinsam Probleme ernsthaft zu lösen. So eine Gruppe würde ja auch klein innerhalb eines Landes anfangen, und muss sich an geltende Gesetze halten – die Steuern, nötige Versicherungen, Gesundheitsvorsorgen etc. müssen ja stimmen und gezahlt werden, für alles was von aussen kommt braucht es: Geld, das gemeinsam nach aussen erwirtschaftet und verwaltet werden muss. Zudem müssen die Rechte erstritten werden, eben nicht mehr den Gewalten unterworfen zu sein, die durch die Bewegung abgelehnt werden wie das Schulsystem oder das Rechtssystem, wenn aussenstehende nicht betroffen sind, um Platzverweise aussprechen zu können gegen Menschen, die sich unfair anderen gegenüber verhalten, und einen Zwischenbereich zu verwalten, in dem verwiesene sich aufhalten, die nicht in die alte Ordnung zurückkehren wollen, damit niemand fürchten muss, ganz ausgeschlossen zu werden. Das sind alles extrem verantwortungsvolle Aufgaben und Dinge, die zu erwägen sind, wenn jemand sich solch eine Freiheit wirklich mit anderen verwirklichen will. Ich hoffe, irgendwann schaffen es die Leute und werden respektiert und holen die Leute aus den Mühlen und gehen zusammen dahin, wo sie Frieden finden können und niemand mehr gezwungen wird, vielleicht bin ich ja dann ja mit dabei.

    Ein bisschen muss ich schmunzeln gerade, weil Ostern ist, und die frühen Christen auch ihr eigenes Ding machen wollten, alles Geld und allen Besitz in einen Topf geschmissen haben und lieber untereinander gerichtet und sich verziehen haben als Strafen zu fordern, und sich gemeinsam nach aussen vertreten haben wenn es von da Stunk gab. Ganz neu ist die Idee also nicht, aber wie ich finde, immer noch aktuell und extrem wertvoll.

    als Antwort auf: Macht unser System krank? #341417

    Hallo @PlanB. Ich finde, dein schönes Zappelbild fasst eigentlich eher den Gemütszustand schwächerer in unserem System zusammen, die alleingelassen ohne ihre Situation richtig zu verstehen an unserer Ellenbogengesellschaft elendig zugrunde gehen müssen. Würden wir von Südamerika, Afrika, Indien… reden, wäre das Bild nicht mehr jugendfrei.

    Ich wiederhole die Aussage: Ich weiss, dass der einzelne einer Gesellschaft Respekt schuldet, aber ebenso schuldet die ganze Gesellschaft dem Einzelnen denselben Respekt. Denkst du nicht, wenn es viele Menschen gibt, die so leben wollen wie ich, und die Regeln unserer Gesellschaft schlimm finden, wäre es ihr demokratisches Freiheitsrecht, dafür zu sprechen und zu kämpfen, damit Gehör und weitere Anhänger zu finden, und die Möglichkeit, diese Freiheit in der Realität zu leben? Ist doch ein demokratisches Recht, ebenso wie die Freiheit, das Wort zu erheben und eben auch auf die Fehler zeigen zu dürfen, und zu sagen, wir wollen’s anders machen.

    Was ist denn das auch für eine Demokratie, die man nicht mal mehr kritisieren darf, ohne gleich als undankbar verunglimpft zu werden? Etwas anderes ist freilich direkt Organe anzugreifen. Berechtigte Systemkritik an sich solle aber niemals so als belanglos verbrähmt werden. Interessiert dich nicht, wie es wäre in einer Welt ohne Vereinzelung, Geldgier, Zwang und Gewalt, und dafür mir mehr Gemeinsamkeit zu leben? Ich träume da schon mein Leben lang von.

    Meine Idee dreht sich auch nich darum, sinnlos über unsere Gesellschaft zu greinen. Sie ist ungerecht, das weiss ich seit ich schlau genug war das zu erkennen. Du siehst ja, ich zeichne einen Gegenentwurf, was ich mir vorstelle wie ich solche eine Gesellschaft und ihre Regeln lieber wollen würde: ohne Ellenbogen, Leistungsdruck, ohne Geld und Diskriminierungen, dafür soll sich jeder einzelne verstanden und aufgehoben und von allen unterstützt sehen.

    Das ist kein ängstliches „MI MI MI“, das spielt dir vielleicht nur deine eigene von deiner Rolle im System anerzogene unbewusste durch das Bild als verspottend gekennzeichnete Abneigung gegen schwächere vor, die unter dem Druck leiden weil sie sich nicht anpassen können oder wollen. Bitte leg die ab, denn auch solche wortlose Bildsprache kann sehr diskriminierend, beleidigend und verletzend sein. Das machen die Propagandastürme im Internet derzeit vor, die diese ungesunde Geisteshaltung systematisch ganzen Generationen ins Herz pflanzen.

    Das ist eher ein: Wir haben’s Satt, uns für eure Spiele behandeln zu lassen wie Vieh, wir wollen uns nicht länger gegeneinander aufhetzen lassen. Wir wollen lieber eure ganzen krankmachenden Regeln hinter uns lassen, und gemeinsam so leben, dass wir alle Frieden miteinander machen können.

    Und das war auch ein trauriges: Tut uns Leid, wir glauben da kann nicht jeder mitmachen. Wer das nicht leisten kann, freiwillig Respekt vor jedem einzelnen zu haben, der lebt besser in einer Welt wie sie jetzt ist. Wir wollen eure Welt aber nicht mehr so wie sie ist, sondern frei sein. Bitte seid fair, und gebt uns eine Chance das irgendwo aufzubauen ohne von euch gemassregelt oder angegriffen zu werden. Sonst vernichtet ihr mit unseren Herzen und unserer Würde irgendwann euer eigenes Herz und eure eigene Würde.

    Und, ich denke das nicht nur alleine im Wohnzimmer, sondern habe es gerade öffentlich gepostet und diskutiere es mit anderen. Was ist daran falsch oder vergeblich bitte? Du weisst schon, dass alle Ideen klein anfangen, und dass man sie beständig und geduldig hegen und pflegen muss, bis sie zu etwas angewachsen sind, was man dann mit anderen teilen und immer grösser werden lassen kann?

    Ich glaube ausserdem daran, dass es nicht zwecklos ist. Man muss nur genug Menschen finden, die sowas ernsthaft wollen und mitdenken und dafür kämpfen, so etwas umzusetzen. Selbst wenn es nichts wird, haben in der Zwischenzeit viele Menschen über ein interessantes Thema nachgedacht und wurden dadurch bereichert. Wir leben immerhin in einer Demokratie, man kann an ihr etwas ändern, man muss nur irgendwo klein anfangen, mit Gedanken im Wohnzimmer z.B., sollte es aber dann nicht dabei belassen, sonst vergisst man sie womöglich noch bevor man sie mit anderen teilen konnte.

    als Antwort auf: Die Welt in 3 Sätzen erklären #341314

    Im Fluss der Zeit nehme ich alles an mein Herz oder weise es davon ab. Im Herzen wächst was ich umarme zu dem, was ich darin wollte, und zeigt mir, ob das auch wirklich gut war, was ich da wollte. Was ich abweise kommt vielleicht irgendwann zurück, und bring mir dann etwas davon wieder, was aus dem wurde womit ich es weggeschickt hatte.

    Ich finde das Video an sich auch nicht „reisserisch“ in der Art, wie die Probleme aus den gezeigten Techniken dargestellt werden – die Gefahren, vor denen dort gewarnt wird, und der Kurpfusch vieler Geschäftemacher, Lehrer und Sekten sind real. Diese Arten der Meditation können in der Tat bei manchem Menschen, wenn sie unvorsichtig vorgehen, bestimmte Erlebnisse auslösen, etwa Verzerrungen und Rückkopplungen im Denken und Fühlen, die vergleichbar mit Psychosen oder Drogenwirkungen sein können. Wenn sie nicht unter Kontrolle gebracht werden können (das passiert, wenn jemand nicht das richtige Wissen, nicht genug geistige Kraft dafür hat, oder nicht genug Übung oder die richtige Führung dafür hat, zu üben richtig damit umzugehen), dann können sie sich verselbstständigen und sogar chronisch werden, wie Psychosen eben. Da muss man damit umgehen, es versuchen nicht noch weiter zu verschlimmern, und durch eine Therapie bewältigen.

    Ich glaube, die Erfahrungen wurden nicht genauer erleutert, weil sie viele Menschen nur verwirren würden, die sich mit Psychologie nie beschäftigt haben. Der Beitrag ist eher populärwissenschaftlich, zielt also auf Menschen, die solches Wissen eher nicht haben. Mir ist auch mit Bezug auf Psychosen aufgefallen, dass viele nicht erkrankte die Erlebnisse schwer verstehen können. Das ist mit Meditation genauso. In einem Meditationsbuch von mir steht sogar der Rat, mit nicht-meditierenden nicht zu viel über die Meditation zu sprechen. Nicht weil das Geheim ist, sonder weil sie es oft nicht oder falsch verstehen oder verwirrt werden davon, und das zu Frustrationen führen kann. Macht man sowas, und will darüber reden, braucht man tatsächlich auch meist jemanden, der schon eine ähnliche oder grössere Erfahrung damit hat als man selbst. Was da passiert, muss man einfach selbst gesehen haben, sonst schnallt man das nicht. Das sind aber auch alles natürliche Fähigkeiten und ein Bewusstsein für die Aktivitäten des Geistes, die viele nicht-meditierende oft auch ohne die Meditation einfach so von Natur aus besitzen, vor allem intellektuell und geistig aktive Menschen, oder Menschen, die sehr introvertiert sind. Solche Menschen verstehen dann auch oft die Vorgänge und Probleme, weswegen der Rat aus dem Buch wahrscheinlich etwas zu verallgemeinernd und vorsichtig ist.

    Aber die Beispiele die gezeigt wurden, waren ja alles Menschen, die scheinbar gar nicht richtig informiert und vorbereitet wurden, und die auch bei einem Kurs gar nicht richtig geschult oder betreut wurden. Und dann sind die gezeigten Programme wirklich: extreme Techniken, die von Mönche stammen, die ihren Geist damit in Abgeschiedenheit grundlegend transformieren. Das ist nun einmal gefährlich, und das macht man bitte nur, wenn man es ernst meint und gut genug informiert ist.

    Ich denke das kann man vergleichen mit extremsportarten, wo dann plötzlich Lehrer auftauchen und behaupten das wäre ein Kinderspiel und nicht richtig vor den Gefahren warnen, und auch die nötige Technik gar nicht richtig lehren. Die Leute im Video waren alle eher naiv und nicht bereit für das, was sie probiert haben, dann geht sowas öfters mal schief.

    Andere Formen von Meditation und Entspannungsübungen halte ich für wesentlich gefahrloser – vor allem aus dem medizinischen Bereich. Das sollte man nicht mit den gezeigten Programmen vergleichen.

    Das Video ist also doch insofern reisserisch, als dass es Meditation verallgemeinert, indem es extreme Beispiele von Kurpfusch zeigt, und verschweigt, dass es noch eine Vielzahl wesentlich verantwortungsvollerer Methoden und Lehrsysteme gibt, oder auch einfach Techniken, die nicht so gefährlich sind wie die gezeigten, aber eben dann auch nicht – erleuchten, sondern nur entspannen und beruhigen.

    Ich selbst meditiere seit Jahren täglich nach buddhistischem Vorbild, und habe mich natürlich auch mit diesem Thema beschäftigt, und weiss deswegen, wovon diese Berichte sprechen. Ich meditiere auch mit einer chronischen Psychose weil ich festgestellt habe, es hilft. Ich übe halt das Gegenteil von dem, was man denken würde was es bewirkt, also die Halluzinationen bewusst auszufiltern und ignorieren zu trainieren. Wenn man das falsch macht, dann bewirkt das das Gegenteil und man verstärkt oder chronifiziert seine Halluzinationen damit. Das schaffen nur Menschen, die einen sehr stabilen und von Natur aus ruhigen und beherrschten Geist haben und wissen, was sie tun. Viele Menschen ahnen nicht, wie schwierig das ganze ist und was für extremen Erfahrungen man dabei ausgesetzt sein kann, die man beherrschen lernen muss.

    Also erstmal muss man sagen, dass Meditation nicht gleich Meditation ist. Wenn man eine kurze, mit verbaler Anleitung geführte und mit Musik untermalte Entspannungsübung macht, ist das was anderes, als jeden Tag 45 Minuten Hardcore Buddha Meditation zu machen und die Wand anzustarren. Die Entspannungsübung macht einen eher nicht verrückt, die nackte Wand pustet dir die Birne aber so richtig durch, egal ob du’s richtig machst oder nicht.

    Die Beispiele, die in dem Bericht gezeigt werden, die solche extreme Auswirkungen auf junge Menschen hatten, haben auch alle etwas gemeinsam. Es sind alle moderne (westliche) Lehrer, die buddhistische Methoden einfach so in den Alltag holen, ohne den kulturellen Kontext und vor allem ohne die rigorose Schulung und Vorbereitung und Begleitung, die eigentlich dazu gehören sollte. Hier wird etwas sehr ernsthaftes, etwa so, wie wenn jemand eine Karriere in der Kirche anstrebt wo das volle Programm mit jeden Sonntag Kirche, die Bibel auswending runterbeten lernen und alle in der Gemeinde Pflegen und von ihnen lernen dazu gehört, will das ganze aber mal eben in einem Buch im Wohnzimmer über einen Fernkurs oder Wochenendkurs machen. Klar gibt’s Genies, die das irgendwie können, aber das geht halt nicht immer gut.

    Der Buddhismus erfordert vor der Meditation normalerweise, dass man ihn erst studiert, und vor allem den ersten Schritt der moralischen Reinigung des Verhaltens sauber und gewissenhaft und mit Anleitung wo Fragen sind durchläuft. Denn sonst fehlt möglicherweise die Selbstbeherrschung, Lebenserfahrung, Weisheit und Umsicht, die nötig ist, auch mit der geistigen Selbstbeherrschung umgehen zu können. Die kann wohl ein Kind noch relativ leicht lernen, aber je mehr Lebenserfahrung dazwischen liegt, umso schwieriger kann das werden.

    Und überhaupt, manche Menschen sind einfach nicht ready dafür, so ungeschützt in den Geist einzutauchen. Sie würden in ihrem Inneren mit Dingen konfrontiert, die sie in die Welt ableiten müssen. Aber in der Meditation schneidet man diese Ableitung ab, und muss stattdessen im Geist mit der Erfahrung umgehen und sie auflösen lernen, sonst baut sie sich immer weiter auf! Statt die inneren Probleme zu lösen, werden sie oft mit extrem plumpen geistigen Handgriffen immer weiter unterdrückt – was bei manchen zu Kontrolle führen kann, bei anderen wiederum eben zu Aufstau und entladung in Krisen.

    Das wissen die wenigsten, was ungeführte Meditation angeht, das bring einen in den eigenen Geist und da entladen sich dann deine Traumata direkt in den Geist, wo du sie verarbeiten musst. Du kannst sie damit nicht unterdrückend lindern, bzw. nur begrenzt, die erwünschte Heilung bzw. Festigung des Geistes geschieht nur durch die richtige Aufarbeitung und Verarbeitung der Traumata.

    Und das kann richtig bunt werden: neben diesen Traumata, ist in diesen Meditationen auch die Möglichkeit angelegt, ziemlich intensive spirituelle Erfahrungen auszulösen! Diese Erfahrungen führen teils zu permanenten Veränderungen in Bewusstsein und Persönlichkeit, und können in der Intensität und Qualität teils extrem starken, wenn auch meist kontrollierten und ruhigen, Drogentrips entsprechen. Das kann bis dahin führen, dass eben das Bewusstsein andere Arten des Denkens, Träumens, Erlebens, oder auch der inneren Widerstände etc. aktiviert, die enorm bizarr wirken können für jemanden, der den Sinn dahinter nicht erfasst und das so bändigen lernt. Ich glaube, diese Erfahrungen haben ihren Sinn, und einige davon sind auch, was Psychotiker sonst auch generell als Psychosen in unkontrollierter Form erleben. Man kann sie kontrollieren lernen in der Form, dass man sie überwindet und von ihnen befreit ist, aber nur nach und nach und mit enorm viel Geduld, und wenn sie kontrolliert in der Meditation erscheinen. Wenn sie einen plötzlich übermannen, durch eine Krankheit oder ein Trauma, eine Psychose, oder durch unvorbereitete Meditation, sieht das oft finster aus.

    Also das klingt jetzt vielleicht enorm krass und gruselig, aber der menschliche Geist ist so. Diese Sachen passieren nicht nur in der Meditation oder Psychose, und sind auch gar nicht alle so auffällig oder unnormal – viele dieser Erlebnisse, inklusive der „voll von aller Illusion befreienden Erleuchtung“ oder was auch immer die Buddhisten so alles pflegen, passieren manchmal irgendwelchen Menschen einfach so spontan ganz von selbst, oft zu deren Freude. Also. Das kann halt aber in die Hose gehen, wenn man das erzwingen will und falsch angeht oder in einer schlimmen Lebenssituation mit vielen Problemen ist.

    Man sollte auf die Kultur schauen, wo diese speziellen Methoden traditionell herstammen, und die dann modernere Menschen inspiriert haben zu all diesen Büchern und Kursen. Mönche machen das so, die geben dafür alles auf, weil sie es so ernst meinen wollen wie möglich. Dann haben sie nur noch das, und können es bewältigen. Laien schaffen es oft auch, aber meist nur mit guter Anleitung, guten Bedingungen generell und/oder bei entsprechender Begabung oder Befähigung, die enorm verschieden sein kann von Mensch zu Mensch. Andere Menschen werden vielleicht grosse Schwierigkeiten haben und daran scheitern oder zerbrechen, wenn sie nicht rechtzeitig damit aufhören und das tun, was für ihren Geist in ihrer Lebenssituation das gesündere ist. Das ist ja so, diese Praktiken sind teils extreme geistige Reinigungspraktiken. Das ist keine blosse Entspannungsübungen…da geht es richtig ran an den Geist, und man kann ihn sich dabei auch beschädigen.

    Und jetzt kommen diese Gurus aus den Beiträgen, und die sind gar keine Mönche im Kloster mit Schule, sondern wollen scheinbar Geld damit verdienen, verkaufen oberflächliche Bücher dazu oder organisieren diese „Meditationskurse“, ohne die Vorbereitung bei den Menschen zu bewirken, die in der Kultur wo es herkommt eigentlich nötig ist. Zudem wird es ja völlig falsch verkauft, als einfacher Selbstfindungstrip, als Entspannung und Wellness, als Selbstheilung die wie von Zauberhand geschieht, als schnelle und effiziente Selbstverbesserung…aber all das ist es gar nicht, es ist mehr so etwas zwischen teils extrem hartem forderndem geistigen Training und einer ernsten Langzeitaufgabe vergleichbar vielleicht mit einem Lebenweg im Glauben bei uns. Ich glaube, diese Menschen die gezeigt wurden, sind einfach Opfer von Kurpfusch…die hätten das ernster nehmen müssen, aber niemand hat es ihnen richtig klargemacht und sie stattdessen über die Methoden getäuscht, und die Art wie das ohne Vorbereitung geschehen ist, teils aufgefordert zu werden stundenlang und zwangsweise sitzen zu müssen mit Problemen ist extrem brutal und das kann man getrost Folterpraktik nennen, die eben traumatisiert und dann zu Problemen führt. Egal ob das dann einer erst Meditation nennt oder nicht, mit Meditation wie ich das kenne hat das nichts zu tun. Weil sie lehren es dann auch noch teils ganz falsch, oder eben ohne die nötige Vorbereitung. Dann funktioniert es bei manchen gut, aber andere haben Schwierigkeiten, weil die Methode eben nicht gut genug und zu stark vereinfacht ist, etwa nur technisch anstatt das Verständis des Geistes mit einzubeziehen.

    Also, ich wünschte auch, es würde mehr Aufklärung geben, aber auf der einen Seite wollen die Gurus scheinbar immer schnelles Geld und schnellen Erfolg, manche Asiaten sind eher sorglos von ihrer Kultur aus und kennen die Probleme unserer Kultur nicht so, und die Wissenschaft weiss einfach noch nicht genug darüber, was diese Praktiken machen, dass man die Menschen vernünftig warnen und aufklären könnte. Was im Geist eines Meditierenden passiert, muss man ihm schon glauben, wenn er einem davon erzählt.

    Ich sag also nur…wenn ihr manchmal Übungen zur Entspannung macht, mit Anleitung per Stimme und Musik und so. Das ballert euch nicht so schnell durch. Passt halt auf, dass die Methode euch nicht triggert, z.B. nicht spirituell motiviert ist, wenn ihr einfach nur Körperentspannung wollt und sowas nicht mögt.

    Ansonsten gilt ein einfaches Gebot, wenn man meditiert und merkt, das tut einem nicht gut, dann sollte man aufhören. Vor allem wenn man nicht weiss, was das ist und wie man damit umgehen sollte. Klar, mit seinen Gedanken und Gefühlen kann man manchmal überfordert sein, das meine ich nicht. Sondern wenn man seinen Geist und Körper halt kontrollieren will, und man merkt da ist ein Widerstand, dann sollte man das nicht machen, bzw. nur wenn man sicher ist, das auf die richtige Weise, aus dem richtigen Grund zu tun. Wenn einem Meditieren nicht gut tut, dann sollte man das auch nicht machen, egal was manche Eisenbeisser-Gurus so sagen. Ich versuche selbst diszipliniert zu sein, aber wenn ich zu hart abfahre, dann leite ich diese Kraft auch lieber ab als mich auszusetzen, und warte bis ich stark genug bin oder der Sturm vorbei ist.

    Was die im Beitrag gezeigt haben, ist extrem, da sitzen die Leute wirklich nur stundenlang rum und starren nach innen oder auf den Atem, wiederholen immer dieselben Sätze, oder versuchen jeden einzelnen Gedanken, Gefühl, Sinneseindruck in ihrem Kopf zu benennen bis sich alles zu einem Brei auflöst. Das sind ernste, brutal einfache und effiziente Praktiken, die nur mit der richtigen Vorbereitung, Anleitung, Absicht etc. zu einem gesunden Ziel führen können, und dann auch immer noch fpr manche Menschen sehr riskant sein können, weil sich nicht nur positive Veränderungen zeigen können, sondern wie gesagt auch alle traumatischen Erinnerungen oder andere psychische Komplexe manchmal verselbstständigen und aufstauen können. Ich glaube, die Asiaten haben dann da eigentlich ihre Methoden, die machen das traditionell eher so, dass da jemand der das will dann Mönch wird oder zu einem persönlichen Lehrer, auch an einer Schule, geht, wo dann immer jemand den Fortschritt von aussen Überwacht und Ansprechpartner mit konkreten Hilfsanweisungen sein sollte. Ich glaube, die kennen das aber trotzdem auch, dass manche im Zen ihren Verstand verlieren können…

    • Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 6 Monate von ardentglow geändert.
    • Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 6 Monate von ardentglow geändert.
    als Antwort auf: Nikotin. Entzug #340942

    Ja liebe @miina, ich selbst glaube auch, dass die Medikamente, die wir nehmen, und eventuell die Erkrankung zum Teil auch, massiv dazu beitragen können, dass eine Nikotinabhängigkeit bei uns stärker ausgeprägt ist als bei Gesunden.

    Das heisst denke ich auch, der Entzug kann härter sein. Ich hatte auch so einen harten Entzug… ich war wochenlang nur Matsch im Kopf, hatte Hitzewallungen, Hautausschläge und fühlte mich krank.

    Irgendwann hat es nachgelassen, und dann wurde alles besser. Glaub mir, wenn der Mist einmal richtig aus dem Körper ist, dann atmet er wieder auf, die Psyche auch. Bei mir hat’s noch etwas gedauert, bis ich wieder richtig klar denken konnte, aber das kam irgendwann auch.

    Wenn du mit Rauchen aufhörst, hast du glaube ich nur ein Problem bei Olanzapin oder Clozapin. Diese Medikamente werden schneller abgebaut wenn man raucht, hört man auf, hat man plötzlich mehr davon im Blut und dürfte das auch merken. Wenn du das nimmst, geh bitte zum Arzt und rede mit dem darüber deswegen.

    Nach 3 Tagen etwa bist du denke ich durch das allerübelste durch, vielleicht geht’s bald schon etwas besser. Dann kommt so eine Art Marathon wo du durchhalten musst bis du dich langsam besser fühlst, auch um nicht rückfällig zu werden.

    als Antwort auf: Erfahrung mit Gedankenlautwerden/inneren Gedankenstimmen #335328

    @Molly mach ruhig, mach langsam. Mach nicht zu viel mit den Stimmen auf einmal, du brauchst auch immer wieder Ablenkung, und musst auch sehen was so dabei passiert.

    Wenn du was machst, und du merkst, die reagieren, dann warte lieber erstmal ab bis sich das legt, und schau, wie sich die Stimmen dabei entwickeln.

    Geschützter Bereich ist bei dir vielleicht wie ich schreibe eine Sperre, vielleicht aber auch wichtig weil viel davon privat ist und persönlich. Die Stimmen lästern ja auch über dich etc. Da muss man vorsichtig sein, wie schnell und wie viel man davon öffnet.

    Ist für andere oft hochinteressant, zu sehen, wie ist das bei dir. Aber das zeigen macht auch immer was in einem und kann was aufkratzen auch. Mach langsam.

    Manche Leute verhandeln bzw. erziehen sich ihre Stimmen so, das ist kein Witz, auf lange Sicht passen die sich manchmal an und werden auch manchmal ruhiger und friedlicher.

    Immer friedlich, du musst immer Respekt vor den Stimmen haben, brauchst dir aber nichts bieten lassen. Wie man mit denen macht, so zeigen die einem das auch oft zurück.

    Ich bin oft wenn ich daran denke, wie das bei mir ist, voll auf Sendung. Dann merke ich manchmal nicht mehr, wie kompliziert und viel ich schreibe. Ich fass dir das morgen noch mal zusammen!

    • Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 7 Monate von ardentglow geändert.
    als Antwort auf: Erfahrung mit Gedankenlautwerden/inneren Gedankenstimmen #335213

    @Molly, bei mir ist es genau andersrum. Die ganzen Psychostricks wie dass andere mich sehen könnten, oder Halluzitionen etc. schocken mich nicht, oder der Wahn – ich weiss und merke ja, dass es Illusionen sind, sie wirken auch alle irgendwie immer falsch und künstlich und ungesund auf mich im Gegensatz zu meiner natürlichen Psyche. Aber die Stimmen machen mich echt fertig, das ist wie mit den allergruseligsten Monstern zusammen in einem Kopf eingesperrt zu sein, von denen manche nicht einmal menschlich zu sein scheinen. Und daneben eine Menge verwirrter Geister, die Angst haben und glauben sie sind im falschen Film, und jede Menge Helfer und Egel, die permanent gegen die Übeltäter Krieg führen, aber auf allen Ebenen. Die Story ist einfach enorm hart und gruselig und extrem, und die Stimmen bauen teils die allerübelsten Gewalt- und Horrorszenarien in meinem Kopf auf, in einer massiv geistüberlastenden Geschwindigkeit und Sprunghaftigkeit und Irrationalität. Das macht mich so richtig fertig, und es geht jetzt schon egal was ich versuche seit 2016 oder 2017 24/7 pausenlos, also schon 7 Jahre oder so dauerhaft.

    Andere Menschen habe ja aber auch beruhigende, oder einfach zu ihnen gehörige Stimmen, ich glaube das ist dann auch okay, solange sie einen nicht stören, verwirren, aufregen oder ablenken. Vielleicht ist das einfach bei dir so, und du kommst ja auch gut klar damit scheinbar.

    Naja, aber pass auf, was du dazu so alles schluckst um diese Stimmen in deinem Geist herum:

    Ich denke mir einfach, dass sie wohl ein in sich abgeschlossener Bereich sein müssen, von wo nichts nach außen dringt, auch wenn sie sich so darstellen.

    Mit solchen Lügen agieren mein Wahn und auch meine Stimmen permanent und wie Profis. Ich hoffe, du siehst, dass wenn du das glaubst, es dich an ein Schweigen was deinen Stimmen angeht binden würde. Du hast aber eben diese Krankheit, und die Stimmen sind ein Teil davon. Die Stimmen sind ein Teil deiner dir eigenen Erfahrung, mit der du evtl. auch Hilfe im Umgang brauchst. Dafür musst du darüber reden können, und eben auch darüber, was diese Stimmen mit dir machen und was sie so alles sagen. Sonst bist du schutzlose ausgeliefert, und diese Stimmen können mit dir tun, was sie wollen. Verstehst du, diese Stimmen sind in deinem Gedankenraum, das ist eingentlich ein ganz privater Raum. Dort sind deine Gedanken, und niemand darf das Recht haben, dir zu verbieten über deine Gedanken oder deine Erfahrungen zu sprechen. Dieser Glaube also, dass die Stimmen irgendwie „geschützt“ sein müssen, verbietet dir also, über dich selbst, deine ureigensten Erfahrungen und deine Gedanken, und auch über die schlimmen Erfahrungen in der Psychose richtig reden zu können.

    Lass dir das nicht verbieten, lass dir das nicht nehmen, lass dir vom Wahn kein Schweigen aufzwingen, dass dir vielleicht sehr schadet und dich schutzlos dem ausliefert, was die Stimmen sagen. Es ist DEIN Wahn, es sind DEINE Gedanken, es sind DEINE Stimmen – DU allein entscheidest, was und wem du davon erzählen kannst und willst. Und das solltest du, und zwar den richtigen Menschen die sich mit so etwas auskennen, damit du Hilfe bekommen kannst in deiner schwierigen und traumatisierenden Situation des entgleisenden Bewusstseins nebst Ungefragten Eindringlingen mitten im allerprivatesten Raum deines Wesens. Unzählige Schizophrene haben das getan, und die meisten haben denke darunter keinen Schaden genommen – ich habe viele Berichte von Menschen gelesen, die das gemacht haben, und trotzdem Besserung erfahren konnten und vielleicht ja auch gerade dadurch.

    als Antwort auf: Erfahrung mit Gedankenlautwerden/inneren Gedankenstimmen #335210

    @Molly (edit und @pink-floyd) ich kenne diese anfänglichen Probleme auch, wenn ich versucht habe, meine Trips zu dokumentieren. In den ersten Jahren konnte ich es gar nicht, oder habe nur Stuss dazu geschrieben und es schnell wieder vergessen. Da ist scheinbar so eine Art Sperre mit drin in der Psyche, die einen abhalten und davon verwirren kann, so etwas zu tun. Dieses Hindernis kann man aber, wie die meisten inneren Sperren dieser Art, mit Übung und den richtigen Methoden abbauen.

    Also bei mir war es so, dass ich es einfach oft genug versuchen musste, irgendwann platzt der Knoten, wie wenn man einen Aufsatz für die Schule schreibt. Es geht halt aber nicht um etwa die Klassenfahrt, sondern um eine knüppelharte psychische Leidenserfahrung, und das macht es noch einmal umso schwerer, vor allem wenn man sich die Härte der Situation nicht eingestehen kann, weil man schon tief drin steckt.

    Ich habe festegestellt, dass je öfter man es versucht, umso klarer lernt man die Erfahrungen abrufen. Auch wenn es erst nicht geht oder ganz unklar ist, einfach sitzen bleiben und weiter versuchen. Oft kommen die Erinnerungen erst, wenn man es eine Weile immer wieder entschlossen genug versucht hat ohne sich dabei zu verkrampfen – einfach warten und probieren, irgendwann spuckt das Gedächtnis immer mehr aus, und je öfter man es schafft, umso leichter wird es.

    Ich habe das halt so gemacht, ich habe eine Erinnerung etwa wie ein Objekt oder eine Notiz die man dafür irgendwo plaziert, dann habe ich mich versucht damit zu erinnern was gerade lief bevor ich es gesehen habe oder dran gedacht habe. Und dann versuche ich das irgendwie zusammenzufassen, erst gedanklich, dann als Text. Der genaue Wortlaut fällt mir meist nicht so gut ein, oder überhaupt nicht mehr – die Stimmen sind bei mir auch teils unbewusst bzw. unterbewusst, deswegen vergessen wir sie auch so schnell und können sie kaum kontrollieren, und mein verbales Gedächtnis war schon immer schlecht. Ich habe dann erstmal einfach wie bei einem vagen Protokoll beschrieben, was ich mit den Stimmen erlebt habe, also konkret aus der Perspektive, was sie mit mir durch ihre Worte gemacht haben, wie ich darauf reagiert habe etc. Wenn die Worte nicht mehr einfallen – einfach die Situation, in der man sich gesehen hat, beschreiben.

    Mit der Zeit brauchte ich auch keine Erinnerung mehr oder dergleichen, mir fällt einfach in der Rückschau, die sich aus dieser Praxis entwickelt hat, immer wieder auf was gerade geschehen ist oder gesagt wurde, und dann schreibe ich das halt auf, wenn ich es für wichtig für meine Verarbeitung der Psychose halte. Früher habe ich hauptsächlich in Foren geschrieben, weil mir das immer eine grosse Motivation war, dass andere es auch lesen können, aber mittlerweile mache ich das meiste privat, das mache ich auch lieber, weil die Stories echt mittlerweile so extrem verworren und in grosser Anzahl mit vielen Widersprüchen zwischen den Stories und andauernd wechselnd durcheinander ablaufen, dass es nicht nur mich ganz schön überfordert, sondern dasselbe wohl auch mit anderen tun würde.

    Also diese Stimmenerfahrung ist ja auch eine, an die man sich einfach so gewöhnt, dass man sie kaum noch wahrnimmt und das einfach hinnimmt. In dem Zustand, können natürlich diese Stimmen auch ihre zerstörerischen Seiten immer ungehinderter zeigen. Viele Menschen hingegen, haben die Erfahrung gemacht, dass man sich auch selbstbewusstsein im Umgang mit ihne antrainieren kann, und so sich selbst aber auch die Stimmen mit der Zeit „erziehen“ kann, damit das innere Verhältnis weniger belastend ist und man weniger fremdbestimmt und selbstbewusster denken kann. Dabei hat mir meiner Erfahrung nach dieses Dokumentieren wirklich viel helfen.

    Denn durch den Geisteszustand, wo man beim Schreiben, darüber reden etc. noch einmal bewusst darüber reflektiert. Das ist im Gegensatz zum Ausgeliefertsein ein gesunder Zustand, der eben das innere Selbstbewusstsein massiv stärken und einen die Situation plötzlich ganz anders sehen lassen kann, auch mal ein bisschen wie von einem unbeteiligten Aussenstehenden, der nicht mehr so verfangen in der ganzen Hintergrundgeschichte dazu ist. Das ist im Grunde der erste Schritt dazu, dass man überhaupt versuchen kann, aktiv mit den Stimmen umgehen zu lernen, denn ohne dieses Bewusstsein, wenn man immer nur passiv zuhört, lernt man nie einen wirklich aktiven Umgang.

    Wenn man die Lage bessern will, um aus dem Sumpf der Stimmen und der Abhängigkeit von ihnen rauszukommen, muss man eben auch seine Traumata, die einem das Bewusstsein darüber nehmen, irgendwie in den Griff bekommen. Und eine Psychose an sich ist auch eine traumatisierende Erfahrung, in meinen Augen vergleichbar, mit einer extremen Missbrauchserfahrung, teils über lange Zeiträume, ich vergleiche das durchaus damit, systematisch körperliche und andere psychologische Gewalt erdulden zu müssen. Diese Traumata muss man sich zuerst einmal vergegenwärtigen um ihrer Herr zu werden, dafür hilft mir am Besten, eben mir meine Lage durch das Aufschreiben immer wieder überhaupt erst bewusst zu machen, damit ich die weitere Arbeit daran dann darauf folgen lassen kann. Tiefere Traumata, also etwa reale Gewalterfahrungen, die zusätzlich Auslöser oder Verstärker der Psychose gewesen sein konnten, muss man natürlich dann ebenso aufarbeiten, aber das geht denke ich erst richtig, wenn man das Resultat davon, also die Psychose, ausreichend verarbeitet und überwunden hat.

    Mir hilft auch oft den Stimmen zu antworten, bzw. sie zu „kontern“. Wenn man solch einer Stimme, vor allem einer Missbräuchlichen, wie ich sie teils extrem habe, selbstbewusst die eigene Meinung zu dem Unsinn oder dem Unheil, was sie einen schlucken lassen wollen, entgegensetzt, dann kann einem das plötzlich enorm viel Kraft und Freiheit bringen, und die Stimmen auch deutlich kleiner machen mit der Zeit. Ein zu aggressiver Umgang mit ihnen hilft aber auch nicht immer, denn dann bekommt man möglicherweise auch aggressive Antworten. Ich versuche mich da zurückzuhalten…naja, oft spricht aus mir auch ein „Alter“ von scheinbar einer grossen Anzahl derer quasi, also eine druch Trauma abgespaltene Persönlichkeit oder so etwas, und kontert dann richtig, hät die allerdenkwürdigsten Vorträge, verwarnt und verflucht sie alle wüst oder schmeisst mit imaginärem Feuer um sich, das alle Übel verbrennt und nur gesundes in Asche übrig lässt.

    Dies ist natürlich eine extreme Reaktion, und wahrscheinlich entstanden aus der Permanenten Überlastung durch die Stimmen – wenn das Gehirn nicht mehr selbst gegen eine überwältigende Erfahrung ankämpfen kann, schafft es eine Kunstfigur (oder viele), die es können, und ebenso ist es scheinbar bei mir. Ich sehe denen dann zu, wie sie aus meinem Körper mit den anderen Stimmen in meinem Kopf reden um mich zu verteidigen, die sich mir im Wahn und Illusionen teils als die allerschlimmsten aller ekelhaft übelsten und bösartigsten Missbrauchstäter zeigen, immer verborgen hinter einer Maske, mich mit den aller abscheulichsten Horrorgeschichten und psychologischen Manipulationen in den Wahnsinn treiben oder unterbuttern zu wollen. In einer Geschichte, wo ich seit Jahrzehnten permanent von einem Eindringling in mein Unterbewusstsein verborgen schwarzmagisch manipuliert und verborgen „gedoppelt“ werde um mir zu versuchen alle möglichen weltlichen oder überweltlichen Straftaten anzuhängen, die ich entweder so nicht begangen habe oder die mir (wenn magisch) durch Manipulation von anderen angehängt werden sollten. Während ich dann quasi mit Abstand zu meinem Körper nur zusehen kann dabei wie diese Kunstfiguren die Geschichte teils mitspielen und verbal echt herbe Aktionen als Warnungen, Drohung oder Verteidigung für mich bringen. Aber es ist eben die verrückte Antwort auf eine verrückte Erfahrung. Und ich weiss auch aus Erfahrung, dass das nur passiert, wenn meine Erfahrung über meine natürliche Kraft sind, nud dass wenn diese wiederkommt und die Stimmen wieder natürliches Tempo fahren, ich auch klarer und bewusster damit umgehen kann, ohne eben diese künstlichen Stützen. Diese Alter (alter = alter ego, abgepaltener Persönlichkeitsanteil), sind aber nur da, wenn mich die Stimmen über gebühr provozieren, fallen die systematisch den Geist überlastenden Stimmen weg, und gehen zurück auf ein natürliches Tempo, dann verschwindet auch die Ursache für die Trennung und mein Geist ist wieder eins. Das passiert immer, wenn diese Stimmen in den Hintergrund gehen für eine Weile, das tut immer richtig gut.

    • Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 7 Monate von ardentglow geändert.
    als Antwort auf: Erfahrung mit Gedankenlautwerden/inneren Gedankenstimmen #335209

    Also noch mal zum Thema „Gedankenlautwerden“. Ich hatte das heute auch schön in der Sportgruppe und dazu lauter Stimmen in der Musik und überlagert in denen anderer Leute, die ich nur halb oder nur verzerrt oder verdreht verstehen konnte wie immer, habe mir aber nichts anmerken lassen.


    @Molly
    du hast geschrieben, es kann schwierig sein, wenn man etwa an etwas denken muss, was einen selbst oder andere verraten würde, und dann glauben muss, andere hören es. Das kenne ich natürlich auch, aber bei mir fand vorher, auch in der Kindheit schon, ein Bewusstseinssprung statt, in dem mir klar wurde, dass die Gedanken in meinem Kopf nicht unbedingt mein Wille sind, sie erscheinen meist unwillkürlich und ohne dass man es verhindern kann, unterliegen also nicht unbedingt der eigenen Verantwortung. Was man aus ihnen macht schon eher, aber selbst da kann man Täuschung und Verblendung unterliegen, und ist deswegen nicht unbedingt schuldig um Sinne einer bewussten Schädigungsabsicht.

    Ich denke es ist auch durchaus so, dass diese Elemente zur dieser Psychoseerfahrung dazugehören – sie laufen einfach als natürliche Assoziationen von selbst ab, ohne dass man selbst dafür etwas kann. Wenn man denkt, andere könnten sehen was man denkt, dann denkt man automatisch als nächstes daran, dass man dadurch sich oder andere verraten könnte. Woran denkt man dann automatisch? Daran, womit. Was wäre wenn man nicht daran denken würde? Man hätte es vergessen…aber das ist nicht gesund, also auch keine Option. Also war bei mir nur: Augen zu und durch, ich habe eh nicht wirklich geglaubt, dass andere es wirklich sehen. Ich habe immer nur in Skepsis abgewartet, ob sich der Eindruck, den ich da hatte, überhaupt bestärkt durch die Reaktionen anderer etc.

    Dann sah ich immer was in Andeutungen etwa von Gestik, Mimik, oder um Ecken angedeutet in Worten etc., wusste aber auch, das konnten auch ganz andere, nicht damit zusammenhängende Reaktionen sein, also war nie eindeutig, dass die Innenwelt und Aussenwelt überhaupt in wirklicher Verbindung standen. So kam ich zum Schluss, dass der Geist, scheinbar rasend schnell, noch im Moment wo man etwas sieht, einen Eindruck verzerren kann und einen etwas falsches darin wähnen lassen kann – eben, dass andere die Gedanken sähen, oder dass Gestik, Mimik etc. dies bestätigen. Ab dem Zeitpunkt bricht auch meist die Illusion zusammen, und die Eindrücke werden konfus, und dann wird mir immer klar es ist nur eine Illusion und ich bin zurück in der Realität.

    Wenn es trotzdem weiterläuft, dann ist mir ja klar, dass es nicht stimmt, auch aus Erinnerungen wo sich innere Erfahrungen später als unwahr herausgestellt haben. Dann hatte ich den Eindruck, und hörte auch Stimmen anderer etc. die das ganze kommentieren, immer aus Perspektiven von teils sich widerspechenden Hintergrundgeschichten, die permanent wechseln können, aber gleichzeitig wusste ich, dass ich die reale Welt so behandeln musste als wären diese Illusionen gar nicht da. Mit der Ausnahme, dass man natürlich über sie reden kann und auch sollte, damit man nicht allein damit und darin gefangen bleibt. Aber selbst wenn der Eindruck bleibt und zwingend bleibt, und ich nicht schaffen kann, es mir immer als Illusion vor Augen zu halten, da die Bewusstheit dafür fehlt, dann hilft mir oft, mir vorzustellen, dass diese Erfahrungen 2 Welten sind, die nicht wirklich zusammenhängen, wo die geistig erfahrene Welt Dinge zeigt, die für sich stehen, und nicht direk mit der echten Welt zu tun haben. Diesen Film kann man dann fahren, aber sich auch darin verlieren. Letztlich ist darin auch ein Kampf zu finden, aber anders als beim Unterdrücken von Geheimnissen kein vergeblicher, sondern einer, der einen tatsächlich zurück bringt – nämlich den Illusionen nach und nach sein Vertrauen und die Aufmerksamkeit zu entziehen, um sie stattdessen auf das zu richten, was so unendlich viel wichtiger ist, das echte Leben und die Menschen, die mit einem sind.

    Also ging das bei mir dann nur so „Augen zu und durch“ – klar habe ich oft an Dinge gedacht, die mich oder andere verraten hätten. Aber ich wusste ja, dafür, dass ich daran denke, kann ich nichts – das passiert unwillkürlich. Auch sich anzustrengen das zu unterdrücken hat keinen Zweck – egal was man macht, entweder man weiss die Dinge und geht geistig mit ihnen um um orientiert zu bleiben, oder man unterdrückt sie weiss dann aber nicht mehr, was los ist, oder man ist mit dieser Aufgabe so überfordert, da der Wahn einfach immer weiter geht, dass man wegen der Anstrengung nicht mehr geradeaus leben kann. Also – einfach loslassen

    Also was ich denke, was mir geholfen hat, in solchen Situation des „Gedankenlautwerdens“:

    – Ruhe bewahren, entspannen, loslassen, in der (Realwelt) Situation „erden“ und in sie fallen lassen. Ruhig atmen. Nicht versuchen dagegen allzu stark anzukämpfen, aber versuchen, die Pille nicht einfach zu schlucken bzw. zu „glauben“.

    – Die Dinge, die man erfährt, also die Gedanken und die Situation, gesehen zu werden, nicht im Geist zerpflücken oder dagegen sträuben oder gar sie suchen, sondern einfach auf einen zukommen lassen.

    – Nicht versuchen (vor allem Anfangs) damit bewusst umzugehen oder es zu steuern, stattdessen besser nur darauf reagieren und am besten so, dass das Vertrauen in die Realität gestärkt wird.

    – Sich klar machen, dass man die Gedanken nicht so vollständig kontrollieren kann wie etwa Körperbewegungen, und dass man nicht ihr direkter Urheber ist, sondern immer die Kraft hat, sie für sich anzunehmen oder von sich abperlen zu lassen. Für Gedanken, die man denkt aber nicht will, kann man nichts. Zudem hilft mir oft daran zu denken, dass Gedanken in einer Psychose eben noch extremer und ungefilterter sein können, wofür ich erst Recht keine Schuld trage, sondern die Erkrankung.

    – Akzeptanz des eigenen Denkens üben. Wofür man sich nicht vor sich selbst schämt, dass stört einen auch nicht, wenn man denkt die Gedanken werden laut. Dabei half mir auch, massiv zu üben Toleranz und Akzeptanz anderen gegenüber zu üben. Erst wenn man keinen anderen mehr verurteilt, verurteilt man sich auch nicht mehr vor sich selbst, und wenn die Stimmen und unwillkürliche Gedanken einen dann noch so anklagen: ist man im Reinen mit sich selbst, dann glaubt und fühlt das Herz diese Anschuldigungen nicht mehr.

    – Rationales hinterfragen und untersuchen der Situation – das, was man für Indizien hält, dass es stimmt, sind oft nur Zufälle oder Illusionen. Andere direkt zu fragen, denen man vertraut, ob die das wirklich gerade gesehen haben wie man gedacht hat, kann auch helfen. Die wissen alle nichts davon, ausser sie sind selbst verrückt, und dann sehen diese Leidensgenossen denke ich meist was ganz anderes als man selbst.

    – Vertrauen in die Realität kann selbst in einer heftigen chronischen Erfahrung dazu führen, dass selbst wenn dieser Film immer wieder im Kopf abläuft, man lernen kann ihn nicht mehr so ernst zu nehmen oder es eben wie gesagt eine abgetrennte 2. Welt werden zu lassen, die die eigentliche nicht mehr behindern kann, nur noch ablenken von ihr. Dafür muss man natürlich erstmal lernen, damit umzugehen, und da ein paar mal einigermassen cool durchkommen. Meist kommt so ein Trip ja schubweise, und dazwischen hat man oft Zeit darüber zu reflektieren. Diese Zeit nutzen, darüber reden, schreiben, nachdenken, das bereitet einen vor auf die nächste Attacke.

    als Antwort auf: Erfahrung mit Gedankenlautwerden/inneren Gedankenstimmen #335038

    P.S. @Amethyst etc.

    Ich denke, das mit dem Gedankenlautwerden, ist nicht nur der Eindruck, die Gedanken wären lauter und deswegen hörbar. Es ist zudem ein subtiler Wahn im Hinterkopf, der damit einhergeht, der einen das überhaupt glauben lässt. Ich habe dabei auch die Erfahrung gemacht, dass das Wahrgenommene, bzw. die Art wie die eigenen Gedanken hörbar scheinen, gleichzeitig vorher und nachher von anderen Paranoiden Vorstellungen vor- und nachbereitet sein können, etwa Stimmen, die sich darüber unterhalten, wie andere es sehen, oder paranoide Tagträume, die eine theoretische Ursache der Hörbarkeit durch andere aufbauen und ausschmücken, und durch längeres Aussetzen mit eben diesem Thema dafür sorgen, dass man es eher kritiklos schluckt, und sich nicht innerlich dagegen mit Zweifeln wendet, die die Illusion zerstören könnten.

    Das denke ich auch, weil ich eben seit Kindheit dieses „laute“ Denken als ganz normal empfinde, und nie den Eindruck hatte, andere würden es sehen, während es in der Psychose eben systematisch aufgebaut wurde, obwohl die Wahrnehmung kaum anders war als von mir gewohnt.

    als Antwort auf: Erfahrung mit Gedankenlautwerden/inneren Gedankenstimmen #335036

    @Amethyst, was du beschreibst klingt für mich plausibel. Ich selbst erlebe diese Erfahrungen ebenso – sie bauen sich auf und entladen sich immer in „Zyklen“, oft nach immer ähnlichen Schemata oder Abläufen. Interessant dass du diese Erfahrung so machen konntest, diese Dynamik über einen Tag hinweg zu beobachten. Bei mir ist es genau so – es sind immer ähnliche Sequenzen bzw. Erfahrungen, die scheinbar psychologische Themen bzw. Komplexe gezielt aufbauen können, was dann eben in die entsprechenden Zustände führt, bzw. sie verstärken kann. Dabei konzertieren sich auch immer wieder ganz unterschiedliche Symptome, etwa Stimmen, die ein Thema aufgreifen, das vorher Objekt einer paranoiden Vorstellung oder anderer Halluzinationen oder Gedankenspielen war. Und besonders ist mir aufgefallen, dass es immer nur eine Art der Erfahrung an sich ist, bzw. bei mir immer ein Manipulator aus dem Hintergrund, der meinen Geist verwirrt und mich hindert, damit klar umgehen zu können, oder der das Geschehen permanent als Horrorgeschichte für mich umdeutet, oder der mich permanent zu unklugen Dingen im Umgang mit den Erfahrungen provozieren will, und dann ein oder zwei Ebenen wo das eigentliche Geschehen abläuft. Aber es sind nie zwei grob unterschiedliche Arten der Erfahrung geleichzeitig meiner Erfahrung nach, höchstens sowas wie Paranoia und dazu kommentierende Stimmen, was aber auch wieder eine geschlossene Erfahrung an sich ist.

    Das ergibt dann aber auch eine Chance, diese Zyklen erkennen und durchbrechen zu lernen, indem man ihnen die Aufmerksamkeit verweigert wo man erkennt, dass sich diese Muster in sich immer verändernder Gestalt wiederholen und gewissermassen immer fruchtlos und unbefriedigend in ihren Wiederholungen und Ausformungen sind. Andererseits können sie aber auch innere Haltungen oder Ansichten durch die Wiederholungen immer weiter bestärken, bis man innerlich sehr fixiert darauf ist bzw. die Kontrolle aufgibt und dem „Flow“ übergibt, oder dann eben emotional so überwältigt durch die nach und nach aufgebaute Erfahrungswelt ist, dass es zum Zusammenbruch oder inneren Rückzug kommt.

    Ich selbst habe auch viele Erfahrungen mit Gedankenlautwerden und den entsprechenden Varianten und Entwicklungen dieser Erfahrung. Bei mir sind es nicht nur „laut ausgesprochene“ verbale Gedanken, sondern eine komplexe visuelle Innenwelt. Ich bin wahrscheinlich autistisch, und haben schon als Kind (so lange ich mich zurückerinnern kann, meine erste Erinnerung beinhaltet eine geistige Vision zusätzlich zu den Dem was ich gesehen habe) den ganzen Tag über immer wieder meine Innenwelt beobachtet, mit ihr bewusst gearbeitet, sehr oft spontan auch meditationsähnliche Übungen gemacht oder einfach Innenwelten geträumt in Gedanken und in der Vorstellung, oder immer wider lange Zeit einfach Dinge, die mich fasziniert haben, nur betrachtet und in ihnen versenkt.

    Mein Denken ist deswegen hauptsächlich visuell/schematisch, und gesprochenes Wort kommt fast nur in Form von imaginierten Stimmen vor, also einer Vorstellung von einer eigenen oder fremden die Sachverhalte erleuternden Stimme, meist begleitend zu den visuell/schematischen Vorstellungen, in denen auf mehrern Ebenen die eigentliche Denkarbeit wortlos stattfindet. Deswegen ist meine Psychose vielleicht auch so viel „bunter“ und symbolischer etc. – denn ich höre nicht nur gesprochene Stimmen, sondern auch solche, die sich rasend schnell in rein visuell/schematischen Bildern oder abstrakten Vorstellungen ausdrücken, wo man als Mensch gar nicht mitreden kann, ausser man hat gerade den Wahn man könnte es doch. Dadurch, dass ich in der Psychose so massiven Stimmen und direktem Einfluss auf meine innere Willensbildung ausgesetzt bin, was ich auch bewusst und als enorm quälend empfinde, ist meine Eigenart einer eigenen „inneren Stimme“ die für mich redet auch komplett in den Hintergrund getreten, zugunsten von wortlosem Verständnis. Die Stimmen haben sie mit ihrem Gesabbel quasi erstickt. In meiner derzeitigen Psychose, wurde der Druck und Einfluss auch wortlos, nun werden auch meine visuellen Willensbildungen dauerhaft verwirrt, manipuliert und unterdrückt. Das ist Psychose, wenn man dagegen anschwimmt.

    Also was das zum Thema Gedankenlautwerden bedeutet, ich habe dann nicht nur den Eindruck, dass innere Stimmen „lauter“ sind und gehört werden können, sondern auch, dass diese visuellen/abstrakten/wortlosen Gedanken sichtbar sind, bis hin in tiefe Ebenen. Gleichzeitig höre ich dann etwa nicht nur Stimmen in anderen Menschen, sondern glaube oft auch wortlose oder rein abstrakte Geisteszustände in ihnen zu „sehen“. Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Erfahrung durch meine Kindheitserfahrung und eben die Besonderheit des Autismus eben so geprägt ist bei mir. Auch ist es so, dass ich eben mein ganzes Leben lang beinahe voll bewusst über mein Denken war (ausser in Psychose…), und mir anfangs die Vorstellung, andere könnten es sehen, absurd vorkam, da mein Denken mir schien wie immer, und andere nicht darauf reagierten, bzw. es nur so zu scheinen schien, wie man das auch immer sagen könnte… Ich habe mich deswegen einfach immer beherrscht, manchmal vielleicht einen kleinen vorsichtigen Test gemacht, und schnell gemerkt, dass andere es nicht sehen können. Beunruhigend ist die Vorstellung schon, und richtig meinen Frieden damit hatte ich auch erst, als ich da angekommen bin, wo ich nichts mehr zu verstecken haben könnte vor anderen in meinem Inneren – das geht, man darf nur keine Geheimnisse mehr haben als vielleicht die anderer, wo sie einen selbst und das Gewissen nicht betreffen, und das ist sehr befreiend finde ich im Nachhienein.


    @Molly
    , hui deine Stimmen sind ja auch nett verrückt. Pass auf dich auf, dass sie dich nicht irgendwo in die Irre leiten, diese Stimmen sind schon ganz schön übel besitzergreifend und Übergriffig gegen dich, und versuchen dir ganz schön Panik zu machen wegen nichts, finde ich, auch wenn sie das nicht direkt und offen so ausdrücken, sondern nur subtil aufbauen. Meine versuchen mich auch teils mit den allerwüstesten Androhungen und dem Aufbau subtiler aber brutaler Ängste von der Dokumentation ihrer Inhalte abzuhalten – sie versuchen generell aggressiv aber meist subtil über Umwege und Tricks alles anzugreifen oder zu behindern, was mir im Umgang mit ihnen und zu mehr Selbstbestimmung und Bewusstheit verhilft. Also wenn du diese Stimmen direkt mitschreiben willst, wie sie reden, dann schalten die wahrscheinlich einfach um in einen aufregenderen, treibenderen, verwirrenden Modus und erzählen anderer, viel flachere Inhalte als sonst. Wenn das bei dir auch so ist, keep it cool, und versuch einfach dich über den Tag, wenn du gleich schreiben könntest, immer mal zu erinnern was die Stimmen so gesagt haben, wenn sie gerade nicht vom Aufschreiben ablenken wollten. Mir hilft insbesondere, dann zu umschreiben, was sie mit mir machen und was für Situationen sie aufgebaut haben, und ich schreibe gar nicht so sehr, was sie wortwörtlich sagen, woran ich mich auch kaum erinnern kann. Durch die Dokumentation dieser Inhalte, und das spätere Lesen und Reflektieren, kannst du dir deine Situation bewusster machen, in der du mit diesen Stimmen stehst. Pass aber auf, dass du dich nicht zu sehr reinsteigerst, und mit dem Geschriebenen quälende Vorstellungen zu sehr bestärkst. Abstand ist wichtig, das hilft mir mehr, als die Geschichten immer weiter mitzuleben beim Schreiben, die haben ja auch nie ein Ende, da könnte ich endlos tippen.

    als Antwort auf: Erfahrung mit Gedankenlautwerden/inneren Gedankenstimmen #334193

    Hallo @Winterberry

    Was genau ist Gedankenlautwerden?

    Also dazu finden sich tatsächlich meist die zwei schon genannten Erklärungen. Einmal, dass man das Gefühl hat, dass andere die Gedanken sehen könnten, dann sieht oder hört man seine Gedanken, als wären sie „hell“ oder „laut“ sehr bewusst, und denkt dabei oft, andere könnten sie sehen. Das kenne ich sehr gut, und es braucht grosse Selbstbeherrschung, das zu ertragen. Mal denke ich, andere Stimmen/Wesen könnten die eigenen Gedanken sehen, manchmal denke ich auch, alle um mich herum können das, oder auch entfernte Personen. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, solange man nichts zu verbergen hat und einem nichts peinlich wäre, woran man so denken muss.

    Die andere Variante ist, dass es sich um eine innere Stimme handelt, die laut ist, die man für die eigene hält, die dann aber ein gewisses Eigenleben führt oder quälend ist. Vielleicht stimmt manchmal auch beides irgendwie, oder man hat irgendwas dazwischen. Die Symptome die wir haben können, sind oft sehr variabel und individuell, genauso wie unser Geist und unsere Fähigkeiten sehr individuell sein können.

    Hier Links dazu, wo beide Male eine Erklärung dazu gegeben wird:

    https://flexikon.doccheck.com/de/Gedankenlautwerden

    https://www.pschyrembel.de/Gedankenlautwerden/P03HB

    P.S.: Die Erfahrung, als könnten Stimmen im Kopf die eigenen Gedanken sehen und als würden sie diese die ganze Zeit kommentieren, gehört wahrscheinlich auch dazu. Manchmal kommentieren Stimmen die Handlungen, die man begeht, manchmal können es aber auch die Emotionen und Gedanken sein.

    • Diese Antwort wurde vor 1 Jahr, 7 Monate von ardentglow geändert.
    als Antwort auf: Schizophrenie entschlüsselt? #331277

    Eine Aussage aus dem Video schwirrte mir noch im Kopf herum. Dass der Wahn für den Betroffenen Sinn macht, auch wenn er von Aussen gesehen echt merkwürdig erscheinen kann.

    Das ist wirklich so – als Betroffener glaubt man nicht einfach blind irgendwelchen Humbug, sondern die Sachen, die wir sehen, machen oft alle wirklich und auch nachvollziehbar einen Sinn! Auch wenn die Dinge, die Betroffene erzählen kurios scheinen können, für den Betroffenen selbst steckt dort eine nachvollziehbare Erfahrung und Geschichte dahinter, die man wie ich glaube auch durchaus erzählen und vermitteln könnte, wenn man es überhaupt schafft, das gesehene in Worte zu fassen. Das ist nicht einfach nur Irrsinn, sondern da steckt oft System hinter und alles ist logisch miteinander abgeglichen, nur es ist oft so abgefahren kompliziert aufgebaut über mehrere Ecken, dass wenn der Betroffene nur die oberflächliche Erfahrung schildert damit andere nicht nachvollziehen lassen kann, wie und warum er das glaubt. Die logische Verbindung findet dann im Hinterkopf statt, ist aber oft schwer in Worte zu kleiden. Manchmal glauben Betroffene aber auch unlogische Dinge, und vermeiden die Erkenntnis solcher Unlogik dann, oder der Wahn hat offensichtliche Schwächen die nach und nach zu Tage treten können, vor allem wenn man sich nicht einfach aussetzt und gegen ihn aufgibt, sondern ihn benennbar und erzählbar macht und so aufarbeitet. Bei mir war das so, die Stimmen haben mir so oft im wilden Wechsel widersprüchliche Dinge erzählt, oder solche die sich als Bluff oder Unwahr herausstellten, dass ich ihnen mittlerweile kein einziges Wort mehr dauerhaft glauben könnte, selbst wenn ich wollte.

    als Antwort auf: Schizophrenie entschlüsselt? #331276

    Meiner Meinung gibt es keine unterschiedlichen Stimmen, sondern sie verhalten sich eben der jeweiligen Situation angepasst, um das zu erreichen, was sie jeweils von uns wollen. Das kann dann trotzdem dieselbe Identität sein.


    @Molly
    Also ich erlebe verschiedene Arten von Stimmen. Die meisten halte ich mittlerweile für mehr oder weniger plumbe Computersimulationen. So wie man eine KI mit einem kleinen Befehl beliebig viele schlechte Bilder malen lassen kann, macht das Gehirn oder was auch immer eben beliebig viele Tagträume mit sonstwas für einem Inhalt. Diese Stimmen sehe ich nicht als Persönlichkeiten, die der Situation angepasst sind. Ich sehe sie vielmehr wie zielgerichtete Programme, die scheinbar durch die erzwungene Beschäftigung mit ihnen immer irgend einen psychologischen Zweck verfolgen, manchmal auch einen zerstörerischen. Manche Sequenzen kommen mir vor, als wären sie gedacht um bestimmte psychologische Komplexe aufzulösen, oder zur „Bestrafung“ künstlich auszulösen. Andere kommen mir vor wie ein hartes Geistestraining, also bewusst Programme die den Geist in der einen oder anderen Weise trainieren sollen – durchaus auch mit der Bestrafungsfunktion, dass wenn man sich in ihnen verliert, leidvolles erleben muss, und nur wennn man sie richtig handhabt, dann wird die Erfarhung eben handhabbar und hat einen konkreten Nutzen in der Persönlichkeitsbildung. Meine Erfahrung ist dann so, als hätte mich jemand mit diesen Übungs- und Bestrafungsprogrammen regelrecht überflutet, so dass sie ohne Unterlass von alleine wild durcheinander abspielen, egal was ich mache, teils auch mit grob wiedersprüchlichen Inhalten erratisch untereinander geschaltet, wo die Auflösung des aufgezwungenen Problems dann jeweils genau das Gegenteil von einem anderen „Film“ ist, der wild dazwischen funkt. Ich weiss nicht, warum so etwas passieren kann – wenn jemand das künstlich bei mir ausgelöst haben sollte, dann sicherlich, um meinen Verstand damit zu zerstören, während der Einsatzbereich dieser Erfahrungen sonst sicher eher begrenzter ist, wenn sie eben für sich und ohne wild durcheinander geschaltet zu werden abgefahren werden.

    Ich habe aber auch andere Stimmen erlebt, die natürlicher wirken, wie tatsächlich existierende Wesen möglicherweise. Es gibt noch andere Arten, wo man das nicht sicher sagen kann, oder die sind, als würde etwas zu einem sprechen indem es einen die Situation mit den Stimmen erfahren lässt. Jeder Betroffene kann die eine oder andere Art von Stimmen erleben, manchmal auch mehrere. Vielleicht haben sie einen unterschiedlichen Ursprung?

    Das mit der Aufmerksamkeit ist auch wirklich so für mich. Die Erfahrung des Stimmenhörens liegt nicht nur im Hören der Stimmen selbst, sondern kann mit einer ganzen Reihe weiterer, teils sehr subtiler psychischer Erscheinungen einhergehen. Für mich sind diese Erlebnisse nicht wie „normale“, wo ich mich entscheiden könnte, höre ich zu oder nicht, distanziere ich mich davon oder nicht. Die Erfahrungen sind richtiggehend aufgezwungen, der Geist wird mit Gewalt dazu gezwungen sich mit ihnen zu beschäftigen und kann sie nicht ausblenden, und ich erlebe auch wie die Wahnvorstellungen aggressiv andere gesunde Inhalte verdrängen können. Also das ist in etwa so, als wäre immer ein Horrorfilm (bzw. ein wildes Durcheinander von solchen mit dem Hauptthema mein Leben) in meinem Kopf, und ich würde gezwungen ihn zu sehen, meine Augen werden drauf gezwungen und ich kann sie nicht schliessen und nicht wegsehen, und etwas setzt meinen Verstand einem hypnotischen Sog aus, so dass ich teils andere Dinge vergessen muss, und mein Geist dann nur noch mit diesen schrecklichen Erlebnissen angefüllt ist und ich etwa mich selbst oder meine Umgebung völlig vergessen muss und auch mich selbst nicht mehr spüre in dem Moment. Durch die Belastung dieser Erfahrungen ist meine Selbstwahrnehmung auch weggeblasen, ich denke ich bin durch die Erfahrungen, diemit dem fortgesetzten Ausgesetztsein schwerster psychologischer Folter vergleichbar sein sollten, massiv traumatisiert und kämpfe mittlerweile deswegen auch mit Depersonalisations- und Derealisationserscheinungen.

    Du nimmst, so weit ich weiß aber auch gar keine Neuroleptika!

    Achso und Molly, ich nehme doch immer noch Medikamente. Sie funktioniere eben nur teilweise bei mir, und könne mich nicht befreien. Ohne wäre die Erfahrung bestimmt noch um einiges zerstörerischer. Ich tue halt was ich kann um gesund zu bleiben und die Erfahrung zu verarbeiten und mir vor allem von möglichst vielen Menschen durch offenen Umgang damit beim solchen helfen zu lassen.

    Du machst das schon seit Jahren, erlebst aber leider keine Heilung oder zumindest Besserung… Wie lange denkst du, dauert sowas im Normalfall?

    Du fragst, „wie lange dauert sowas im Normalfall“. Ja, dauern, was, bis was passieren soll? Es geht darum, einen Umgang mit einer Erkrankung zu lernen, der sie handhabbar macht und auch bessern kann, nicht darum sie irgendwie hin zu hexen. Das kann man nicht sagen, ob und wann ein guter Umgang mit der Situation etwas bessert, auch geht es gar nicht darum, dass einen sowas dann wie eine Therapie plötzlich wieder gesund macht. Mir geht es darum, dass ich krank bin, und eben alles tun muss was ich kann um meine Gesundheit zu befördern, weil ich weiss, dasss es mir auf kurze oder lange Sicht besser geht und noch besser gehen wird dadurch. Ich weiss nicht, ob mich das sogar ganz symptomfrei machen kann oder nicht, darum geht es wie gesagt auch nicht vordergründig. Es geht auch darum, immer alles zu tun, was ich kann, um auch mit dieser Erkrankung noch ein möglichst erfülltes Leben leben zu können, das könnte ich ohne meine Arbeit an den Symptomen und den offenen Umgang mit ihnen vielleicht nicht mehr. Durch die Arbeit daran, bin ich in der Lage mein Leben frei zu führen und alles zu nutzen, was mir bereit steht, um zu versuchen meine Verantwortungen zu erfüllen und die Dinge, die mir mit in’s Leben gesetzt wurden zu versuchen umzusetzen, um damit der Welt ein bisschen davon zurück zu geben, was sie mir zum Leben über all die Jahre gegeben hat, während ich weiter die Antworten auf das erfahren darf, was ich schon in diese Welt den anderen hinein gegeben habe – denn das ist glaube ich die Verantwortung, die auf jedem von uns lastet, und wir sollten alle versuchen einander dabei zu helfen so gut wir können und dies mit Freuden und ohne Druck auch tun, wenn wir ansonsten eher bittere Lektionen in unserem Leben lernen mussten. Das Gehirn kann gesunde Gegengewichte zu dem psychischen Druck aufbauen. Selbst wenn der Druck nicht verschwindet, hilf einem dass mit ihm trotzdem gut leben zu können. Ich mache jeden Tag von der ersten bis zur letzten Sekunde die allerhärteste Scheisse durch, trotzdem liebe ich mein Leben und würde es mit niemandem tauschen wollen. Einach weil das Leben grossartig ist, und all diese Scheisse zwar krank ist und nicht sein sollte, aber gleichzeitig die einzigartige Chance bietet, gegen sie kämpfen zu können um daran zu wachsen. Ich finde mein Leben grossartig, weil ich einfach weiss, egal was ich mache, solange ich nie aufgebe und immer weiter versuche mein Leben richtig zu leben, dann werde ich es auch können, denn das habe ich mir schon erarbeitet durch meinen Widerstand gegen die Stimmen, und das nimmt mir auch keiner mehr weg, auch die Stimmen im Kopf nicht mehr.

Ansicht von 15 Beiträgen – 121 bis 135 (von insgesamt 250)