Schizophrenie entschlüsselt?

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  • #331016

    Video zum Thema Schizophrenie entschlüsselt:

    Salienztheorie

    Die Erklärung fürs Stimmenhören, die sie gibt, ist totaler Quatsch. Die meiste Zeit denkt man nicht das, was die Stimmen sagen. Vor allem haben die Stimmen haben eine vollkommen andere Ausdrucksweise als man selbst, eben eben wie andere Personen.

    Mit der Salienztheorie gehe ich aber ansonsten d´accord!


    Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
    Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
    Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
    Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kaliumbrausetablette tgl.

    #331079

    Molly, vom Grundsatz stimme ich dir zu, dass man bewusst nicht denkt, was die Stimmen sagen. Aber wahrscheinlich sind es unbewusste Gedanken, die von den Stimmen gesprochen werden.

    Ich weiß es nicht, ich denke immer, es sind die Toten, die mit mir sprechen. Aber wenn ich mir das Video anschaue, dann kann ich schon nachvollziehen, was sie damit sagen will, dass es die eigenen Gedanken wären.

    Wenn ich dann darüber nachdenke, dann sind es für mich aber wieder die Toten, die ich höre.

    Verwirrend. :wacko:


    Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

    #331085

    Sie reden meistens schon über Dinge, die einen bewusst oder unbewusst beschäftigen, aber eben in ihrer eigenen Art zu reden, mit eigenen Worten oder sogar den Sachverhalt erklärend. Es kann auch zu direkt nach gesprochenen Gedankensätzen wechseln, oder sie diskutieren miteinander über solche Dinge. Deshalb kann ich sie nicht als von mir, als Molly, produziert empfinden.


    Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
    Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
    Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
    Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kaliumbrausetablette tgl.

    #331171

    Ich glaube, es gibt verschiedene Arten von Stimmen, wie man sie erlebt und was sie sagen. Manche scheinen eigenständiger als andere. Ich habe schon Stimmen erlebt, die Gespräche über das geführt haben, woran ich gedacht habe, und das nur tun konnten, so lange sie meine Aufmerksamkeit eben auf diese Gespräche lenken und binden konnten. Sobald ich auf etwas anderes geachtet habe, und mich geistig aus dem kleinen Theater herausgelöst habe, konnten die Stimmen nicht mehr weitermachen. Andere wiederum reagieren eigenständiger.

    Ich finde ungeschickt, dass sie sagt, dass diese Symptome die “eigenen Gedanken” sind. Ich empfinde es nicht so, es sind Störungen, die aber nicht Teil einer eigenen (gesunden) Persönlichkeit sind. Es sind vielmehr Fremdkörper im Geist System, und dementsprechend richten sie auch Schaden an. Sie bemerkt sehr gut, dass es vielfach für Betroffene unmöglich sein kann, den Geist von den Erscheinungen abzuwenden. Ich kenne das Gefühl, das geht so weit, dass man erlebt, wie etwas fremdes den Geist in beliebige Zustände zwingen kann, während man nichts tun kann als zuzusehen und sch irgendwie dagegen zu sträuben. Das sind nicht die “eigenen Gedanken”, und sie unterliegen nicht der eigenen Kontrolle.

    Zu den Mustern in verschiedenen Kulturen ist mir eingefallen, das ist doch eher einfach. Man muss nur denken, wie das Gehirn funktioniert, ein bisschen wie diese KI programme, wo man aus recht einfachen Beschreibungen beliebig viele unterschiedliche Bilder erzeugen kann. Ich glaube, es gibt im Unterbewusstsein eine gewisse Anzahl von Mustern und “Programmen”, teils grausiges Zeug, das irgendeine Relevanz hat. Es gibt scheinbar auch verschiedene Ebenen möglicher Erfahrungsmuster, auch in unterschiedlichen Stärken. Manche sind mehr wie konkrete Erfahrungen, andere mehr psychologisches Material, und es scheint eine Reihe von “Skripten” zu geben, nach denen sich diese Erfahrungen je nach Verhalten des Patienten entwickeln.

    Dann sagt ihr vielleicht, aber ein Afrikaner hat ja ganz andere Vorstellungen als ein Europäer, und verschiedene Patienten teils auch. Ja, denn die Geschichten, die die Menschen erleben, haben nur einen logischen Kern, können aber durch Intelligenz und Phantasie ergänzt in beliebigen Schauplätzen, mit verschiedenen Akteuren und Hintergründen stattfinden. Das ist sogar eine Kerneigenschaft der Psychose, dass sie beliebig phantastische Vorstellungen und Erfahrungen kreiren kann, ohne Unterlass, um diese psychologischen Erfahrungsbilder immer weiter ablaufen zu lassen. Die Unterschiedlichen Themen der Psychosen sind gewissermassen nur die äussere Erscheinung, die sie anziehen, in Wirklichkeit geht es immer um dieselben Themen, eben wie der Mensch diesen Bedrohungssituationen ausgesetzt ist, oder eine ungewöhnliche Einsicht hat die sich mit vielen Konsequenzen entfaltet, oder in seinem Leben plötzlich immer tiefere Ebenen von auf ihn wirkenden Kräften zu vernehmen scheint und durch diese in einem permanenten inneren Kampf ist, in dem man sich behaupten oder immer wieder verlieren muss.

    Dem Betroffenen scheint es dann wie der Geheimdiesnt, Geister, Dämonen und Engel, oder Ausseridische in einem Komplott um ihn, oder er versteht immer abgefahrenere Dinge um seine Umwelt, die alle immer erschreckend viel Sinn und Bedeutung zu haben scheinen. Dass die Muster in manchen Kulturen Positiver ablaufen als in anderen, liegt denke ich an der Kultur und wie der Mensch in ihr mit Extremsituationen umgeht. Menschen mit aggressiver Prägung und einer Kultur mit viel Ego-Betonung und Glorifierung von Gewalt, erleben dementsprechend wahrscheinlich durch die Art, wie sie auf die Muster reagieren eher Verläufe mit erschreckenderen Erlebnissen als Menschen, die ein einfacheres Leben führen in dem natürlichere Dinge im Mittelpunkt stehen.

    Die Theorie, dass die Unterscheidungsfähigkeit um die Bedeutung der Information gestört ist, kann ich nachvollziehen. Bei mir verläuft die Psychose vielleicht deswegen auch untypisch, weil ich (denke ich, noch undiagnostiziert) Asperger Autist bin, und deswegen von Geburt an eine andere Reizverarbeitung (ungefilterter) als andere habe, sowie ein anderes Erleben der geistigen Prozesse. Dadurch war ich mein Leben lang gewohnt, massiv Informationen filtern zu müssen und durch diese überflutet zu sein und damit umgehen zu müssen. Sagen wir mal so…ich filtere instinktiv selbst die Psychose-Erlebnisse, und der Wahn treibt bei mir deswegen teils auch die merkwürdigsten Blüten, was mich die Erlebnisse auch meist als fremdgesteuerte Intrusionen sehen lässt, gegen die ich mich im ständigen Ringkampf befinde, und nicht als Teil meiner eigenen Psyche. Der Vorteil ist, dass ich dem Wahn selten Glauben schenke deswegen und so sicher etliche Krankenhaus-Aufenthalte vermeiden und trotz beständiger Symptome ein sicheres Leben führen lernen konnte.

    Ich glaube nicht, dass Neuroleptika die Filterwirkung drastisch verändern, vielmehr scheinen sie mir die inneren Prozesse zu dämpfen, was dazu führen kann, dass die instabilen und fragilen Wahnerlebnisse zusammenbrechen oder geschwächt bzw. wie gelähmt wirken können. Vielleicht erlebt ein Nicht-Autist diese Sache auch anders, und das ist der Grund, weswegen bei mir Neuroleptika alle auch nur zur Hälfte anschlagen? Ich erlebe Informationsverarbeitung auch generell nicht als Schleife aus Bedeutung und Belohnungsrückkopplung, sondern beurteile alle Informationen eher gleichermassen nur nach ihrer Erscheinung und nicht nach ihrem gefühlten Wert für mich oder sonstiger emotionaler Bedeutung. Der Filter, der bei mir die Psychose im Schach halten kann, wirkt also eher durch rationale Beurteilung, als durch emotionale Bewertung der Erlebnisse, wie es bei anderen Menschen vielleicht eher der Fall sein könnte.

    P.S. fast hätte ich das vergessen. Ich denke, dass Negativsymptome nicht mit den Faktoren der Positivsymptome direkt zusammenhängen, weil sie nicht die unmittelbaren Erscheinungen der Erkrankung sind, sondern mehr so etwas wie Nebenwirkungen, Dinge die passieren, weil eben die anderen Prozesse ablaufen und das Gehirn und die Psyche dadurch überlastet werden. Das ist ja auch ganz logisch, wenn das Gehirn und die unterbewusste Psyche die ganze Zeit mit dieser massiven reiz- und emotionalen Überlastung zu kämpfen haben, bleibt nur noch wenig Energie für die andere Bereiche des Lebens übrig. Zudem ist die Psyche denke ich in der Regel bei Patienten durch die Extremerlebnisse schwer traumatisiert, im Selbstbild angegriffen und im Selbstbewusstsein urplötzlich stark veränder oder gehemmt und deswegen kann eine emotionale Verflachung und Motivationslosigkeit entstehen.

    Ich denke, man kann die Erfahrung einer Psychose vergleichen, mit einer Erfahrung extremer bis hin zu extremster Gewalt in Opfer oder Täterrolle, mit allen Begleiterscheinungen, die das auf die Psyche haben kann. Das hinterlässt einfach solche Spuren, die erst einmal heilen müssen. Dadurch wird das Grundvertrauen in die Realität nun einmal zerstört, und es kann lange dauern, bis es wieder zurückgewonnen werden kann. Zudem ist das Gehirnsystem of so überlastet, dass der Patient im Grunde massiv viel Ruhe bräuchte zur Verarbeitung der Erlebnisse, sowie gezielte Unterstützung darin anstelle von Beschäftigungstherapien. Ich denke, hier benennen die Ärzte etwas als Symptom, und wollen es mit Macht überwinden, was kein Symptom ist, sondern mehr ein Anzeichen das bedeutet, dass der Mensch einfach überlastet ist und mehr Ruhe braucht, bis er genesen ist. Dadurch, dass man versucht die bereits überlasteten Menschen chemisch fit zu machen, damit sie noch mehr Lasten im Leben tragen und leisten können, richtet man eventuell manchmal mehr Schaden und verschlechterung an, als dass es der Heilung förderlich wäre. Der Mensch kann nun einmal nur ein gewisses Maß verkraften.

    Auch aufgefallen ist mir, dass die psychotische Aktivität direkt einhergeht mit kognitiven Einschränkungen, die parallel zur Symptomatik auftreten und Nachwirkungen haben können. Ich erlebe beinahe bewuesst, wie die krankhaften Prozesse der gesunden Aktivität den Saft abdrehen können, und direkte Lücken etwa in Aufmerksamkeit, Denkprozessen und Gedächtnis etc. hinterlassen können. Das Gehirn ist halt wie ein Rechner, der auf der CPU nur eine bestimmte Zahl Programme laufen lassen kann. Die Psychose ist wie ein Virus, der dann immer wieder den Rechner auslastet und den Speicher überschreibt, so dass die gesunden programme immer wieder neustarten müssen und in der Entwicklung gehemmt werden, bis die ungesunden Programme abgestürzt sind oder durch die Gewichtung im Gehirn von gesunden verdrängt werden konnten.

    • Diese Antwort wurde geändert vor 8 Monate von ardentglow.
    #331237

    Danke für dein Posting, lieber @ArdentGlow!

    Ich glaube, es gibt verschiedene Arten von Stimmen, wie man sie erlebt und was sie sagen.

    Meiner Meinung gibt es keine unterschiedlichen Stimmen, sondern sie verhalten sich eben der jeweiligen Situation angepasst, um das zu erreichen, was sie jeweils von uns wollen. Das kann dann trotzdem dieselbe Identität sein.

    Sie bemerkt sehr gut, dass es vielfach für Betroffene unmöglich sein kann, den Geist von den Erscheinungen abzuwenden.

    Das passiert bei mir eher, wenn ich in irgend einem Restaurant sitze und alle möglichen anderen Gäste um mich herum reden, wenn es mir schlecht geht, als durch die Stimmen, die doch immer sehr im Hintergrund bleiben und sich nicht einmischen, wenn ich mich mit jemandem unterhalte. Das war noch nie so… auch in der Zeit, in der ich kaum NL einnahm. Viele Menschen lösen bei mir eher eine Reizüberflutung aus.

    Sagen wir mal so…ich filtere instinktiv selbst die Psychose-Erlebnisse, und der Wahn treibt bei mir deswegen teils auch die merkwürdigsten Blüten,

    Du nimmst, so weit ich weiß aber auch gar keine Neuroleptika!Das hattest du jedenfalls vor längerer Zeit mal geschrieben… Ich habe halt die Erfahrung gemacht, dass selbst wenn die Medikament die Symptome nicht zum Schweigen bringen können, so dimmen sie sie doch selektiv runter, in etwa so, dass man vielleicht nur noch dezent Stimmen hört, aber nicht mehr noch dazu paranoid oder depressiv ist.

    was kein Symptom ist, sondern mehr ein Anzeichen das bedeutet, dass der Mensch einfach überlastet ist und mehr Ruhe braucht, bis er genesen ist.

    Die Psychose ist wie ein Virus, der dann immer wieder den Rechner auslastet und den Speicher überschreibt, so dass die gesunden programme immer wieder neustarten müssen und in der Entwicklung gehemmt werden, bis die ungesunden Programme abgestürzt sind oder durch die Gewichtung im Gehirn von gesunden verdrängt werden konnten.

    Du machst das schon seit Jahren, erlebst aber leider keine Heilung oder zumindest Besserung… Wie lange denkst du, dauert sowas im Normalfall?


    Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
    Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
    Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
    Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kaliumbrausetablette tgl.

    #331276

    Meiner Meinung gibt es keine unterschiedlichen Stimmen, sondern sie verhalten sich eben der jeweiligen Situation angepasst, um das zu erreichen, was sie jeweils von uns wollen. Das kann dann trotzdem dieselbe Identität sein.


    @Molly
    Also ich erlebe verschiedene Arten von Stimmen. Die meisten halte ich mittlerweile für mehr oder weniger plumbe Computersimulationen. So wie man eine KI mit einem kleinen Befehl beliebig viele schlechte Bilder malen lassen kann, macht das Gehirn oder was auch immer eben beliebig viele Tagträume mit sonstwas für einem Inhalt. Diese Stimmen sehe ich nicht als Persönlichkeiten, die der Situation angepasst sind. Ich sehe sie vielmehr wie zielgerichtete Programme, die scheinbar durch die erzwungene Beschäftigung mit ihnen immer irgend einen psychologischen Zweck verfolgen, manchmal auch einen zerstörerischen. Manche Sequenzen kommen mir vor, als wären sie gedacht um bestimmte psychologische Komplexe aufzulösen, oder zur “Bestrafung” künstlich auszulösen. Andere kommen mir vor wie ein hartes Geistestraining, also bewusst Programme die den Geist in der einen oder anderen Weise trainieren sollen – durchaus auch mit der Bestrafungsfunktion, dass wenn man sich in ihnen verliert, leidvolles erleben muss, und nur wennn man sie richtig handhabt, dann wird die Erfarhung eben handhabbar und hat einen konkreten Nutzen in der Persönlichkeitsbildung. Meine Erfahrung ist dann so, als hätte mich jemand mit diesen Übungs- und Bestrafungsprogrammen regelrecht überflutet, so dass sie ohne Unterlass von alleine wild durcheinander abspielen, egal was ich mache, teils auch mit grob wiedersprüchlichen Inhalten erratisch untereinander geschaltet, wo die Auflösung des aufgezwungenen Problems dann jeweils genau das Gegenteil von einem anderen “Film” ist, der wild dazwischen funkt. Ich weiss nicht, warum so etwas passieren kann – wenn jemand das künstlich bei mir ausgelöst haben sollte, dann sicherlich, um meinen Verstand damit zu zerstören, während der Einsatzbereich dieser Erfahrungen sonst sicher eher begrenzter ist, wenn sie eben für sich und ohne wild durcheinander geschaltet zu werden abgefahren werden.

    Ich habe aber auch andere Stimmen erlebt, die natürlicher wirken, wie tatsächlich existierende Wesen möglicherweise. Es gibt noch andere Arten, wo man das nicht sicher sagen kann, oder die sind, als würde etwas zu einem sprechen indem es einen die Situation mit den Stimmen erfahren lässt. Jeder Betroffene kann die eine oder andere Art von Stimmen erleben, manchmal auch mehrere. Vielleicht haben sie einen unterschiedlichen Ursprung?

    Das mit der Aufmerksamkeit ist auch wirklich so für mich. Die Erfahrung des Stimmenhörens liegt nicht nur im Hören der Stimmen selbst, sondern kann mit einer ganzen Reihe weiterer, teils sehr subtiler psychischer Erscheinungen einhergehen. Für mich sind diese Erlebnisse nicht wie “normale”, wo ich mich entscheiden könnte, höre ich zu oder nicht, distanziere ich mich davon oder nicht. Die Erfahrungen sind richtiggehend aufgezwungen, der Geist wird mit Gewalt dazu gezwungen sich mit ihnen zu beschäftigen und kann sie nicht ausblenden, und ich erlebe auch wie die Wahnvorstellungen aggressiv andere gesunde Inhalte verdrängen können. Also das ist in etwa so, als wäre immer ein Horrorfilm (bzw. ein wildes Durcheinander von solchen mit dem Hauptthema mein Leben) in meinem Kopf, und ich würde gezwungen ihn zu sehen, meine Augen werden drauf gezwungen und ich kann sie nicht schliessen und nicht wegsehen, und etwas setzt meinen Verstand einem hypnotischen Sog aus, so dass ich teils andere Dinge vergessen muss, und mein Geist dann nur noch mit diesen schrecklichen Erlebnissen angefüllt ist und ich etwa mich selbst oder meine Umgebung völlig vergessen muss und auch mich selbst nicht mehr spüre in dem Moment. Durch die Belastung dieser Erfahrungen ist meine Selbstwahrnehmung auch weggeblasen, ich denke ich bin durch die Erfahrungen, diemit dem fortgesetzten Ausgesetztsein schwerster psychologischer Folter vergleichbar sein sollten, massiv traumatisiert und kämpfe mittlerweile deswegen auch mit Depersonalisations- und Derealisationserscheinungen.

    Du nimmst, so weit ich weiß aber auch gar keine Neuroleptika!

    Achso und Molly, ich nehme doch immer noch Medikamente. Sie funktioniere eben nur teilweise bei mir, und könne mich nicht befreien. Ohne wäre die Erfahrung bestimmt noch um einiges zerstörerischer. Ich tue halt was ich kann um gesund zu bleiben und die Erfahrung zu verarbeiten und mir vor allem von möglichst vielen Menschen durch offenen Umgang damit beim solchen helfen zu lassen.

    Du machst das schon seit Jahren, erlebst aber leider keine Heilung oder zumindest Besserung… Wie lange denkst du, dauert sowas im Normalfall?

    Du fragst, “wie lange dauert sowas im Normalfall”. Ja, dauern, was, bis was passieren soll? Es geht darum, einen Umgang mit einer Erkrankung zu lernen, der sie handhabbar macht und auch bessern kann, nicht darum sie irgendwie hin zu hexen. Das kann man nicht sagen, ob und wann ein guter Umgang mit der Situation etwas bessert, auch geht es gar nicht darum, dass einen sowas dann wie eine Therapie plötzlich wieder gesund macht. Mir geht es darum, dass ich krank bin, und eben alles tun muss was ich kann um meine Gesundheit zu befördern, weil ich weiss, dasss es mir auf kurze oder lange Sicht besser geht und noch besser gehen wird dadurch. Ich weiss nicht, ob mich das sogar ganz symptomfrei machen kann oder nicht, darum geht es wie gesagt auch nicht vordergründig. Es geht auch darum, immer alles zu tun, was ich kann, um auch mit dieser Erkrankung noch ein möglichst erfülltes Leben leben zu können, das könnte ich ohne meine Arbeit an den Symptomen und den offenen Umgang mit ihnen vielleicht nicht mehr. Durch die Arbeit daran, bin ich in der Lage mein Leben frei zu führen und alles zu nutzen, was mir bereit steht, um zu versuchen meine Verantwortungen zu erfüllen und die Dinge, die mir mit in’s Leben gesetzt wurden zu versuchen umzusetzen, um damit der Welt ein bisschen davon zurück zu geben, was sie mir zum Leben über all die Jahre gegeben hat, während ich weiter die Antworten auf das erfahren darf, was ich schon in diese Welt den anderen hinein gegeben habe – denn das ist glaube ich die Verantwortung, die auf jedem von uns lastet, und wir sollten alle versuchen einander dabei zu helfen so gut wir können und dies mit Freuden und ohne Druck auch tun, wenn wir ansonsten eher bittere Lektionen in unserem Leben lernen mussten. Das Gehirn kann gesunde Gegengewichte zu dem psychischen Druck aufbauen. Selbst wenn der Druck nicht verschwindet, hilf einem dass mit ihm trotzdem gut leben zu können. Ich mache jeden Tag von der ersten bis zur letzten Sekunde die allerhärteste Scheisse durch, trotzdem liebe ich mein Leben und würde es mit niemandem tauschen wollen. Einach weil das Leben grossartig ist, und all diese Scheisse zwar krank ist und nicht sein sollte, aber gleichzeitig die einzigartige Chance bietet, gegen sie kämpfen zu können um daran zu wachsen. Ich finde mein Leben grossartig, weil ich einfach weiss, egal was ich mache, solange ich nie aufgebe und immer weiter versuche mein Leben richtig zu leben, dann werde ich es auch können, denn das habe ich mir schon erarbeitet durch meinen Widerstand gegen die Stimmen, und das nimmt mir auch keiner mehr weg, auch die Stimmen im Kopf nicht mehr.

    #331277

    Eine Aussage aus dem Video schwirrte mir noch im Kopf herum. Dass der Wahn für den Betroffenen Sinn macht, auch wenn er von Aussen gesehen echt merkwürdig erscheinen kann.

    Das ist wirklich so – als Betroffener glaubt man nicht einfach blind irgendwelchen Humbug, sondern die Sachen, die wir sehen, machen oft alle wirklich und auch nachvollziehbar einen Sinn! Auch wenn die Dinge, die Betroffene erzählen kurios scheinen können, für den Betroffenen selbst steckt dort eine nachvollziehbare Erfahrung und Geschichte dahinter, die man wie ich glaube auch durchaus erzählen und vermitteln könnte, wenn man es überhaupt schafft, das gesehene in Worte zu fassen. Das ist nicht einfach nur Irrsinn, sondern da steckt oft System hinter und alles ist logisch miteinander abgeglichen, nur es ist oft so abgefahren kompliziert aufgebaut über mehrere Ecken, dass wenn der Betroffene nur die oberflächliche Erfahrung schildert damit andere nicht nachvollziehen lassen kann, wie und warum er das glaubt. Die logische Verbindung findet dann im Hinterkopf statt, ist aber oft schwer in Worte zu kleiden. Manchmal glauben Betroffene aber auch unlogische Dinge, und vermeiden die Erkenntnis solcher Unlogik dann, oder der Wahn hat offensichtliche Schwächen die nach und nach zu Tage treten können, vor allem wenn man sich nicht einfach aussetzt und gegen ihn aufgibt, sondern ihn benennbar und erzählbar macht und so aufarbeitet. Bei mir war das so, die Stimmen haben mir so oft im wilden Wechsel widersprüchliche Dinge erzählt, oder solche die sich als Bluff oder Unwahr herausstellten, dass ich ihnen mittlerweile kein einziges Wort mehr dauerhaft glauben könnte, selbst wenn ich wollte.

    #331279

    @Molly ich nehme sie auch nicht als zu mir gehörig wahr und teilweise haben sie bei mir die Stimme von Verstrobenen aus meinem Leben. Oder von Tieren, die ich hatte und gestorben sind und die jetzt mit mir kommunizieren.

    Aber ich kann auch den Gedanken nachvollziehen, sie als unbewusste Gedanken zu bezeichnen. Wenn ich dann aber über meine Stimmen nachdenke und ihnen zuhöre, dann kann ich das aber nicht so bestätigen, denn meine Stimmen unterhalten sich auch miteinander und auch über mich. Aber ich glaube, dass sie auch oft über meine unbewussten Ängste sprechen. Mein Therapeut bezeichnet das schon als abgespaltene Persönlichkeitsanteile, Erinnerungen, Traumata, die nicht integriert, sondern dissoziiert sind.

    Er fragte mich mal provokativ: was ist denn der Unterschied zwischen dissoziierten und psychotischen Stimmen?

    Ich weiß es tatsächlich nicht.


    Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

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