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Hast du mal eins seiner Bücher gelesen, @Ludwig? Und sind die ersten beiden Absätze Zitate oder dein Text? Generell ist mir auch nicht so ganz klar, auf was du mit diesem Thread hinauswillst …
Mein Eindruck von Leuten, die „Krankheit als Chance“ sehen, ist, dass sie das Leiden der Menschen, das damit in der Regel verbunden ist, ausblenden und die Krankheit durch eine rosarote Brille sehen. Das geht so ein bisschen in Richtung toxische Positivität. Trotzdem finde ich die Idee gut, eine offenere Perspektive zu allem einzunehmen, was gemeinhin als psychotisch bezeichnet wird. Zum Beispiel das Stimmenhören nicht pauschal als „krankhaft“ zu bezeichnen, sondern genauer zu schauen. Da gibt es ja auch einige Ansätze, die anerkennen, dass es auch positiv empfundene Stimmen gibt usw.
Ich habe aber auch keins seiner Bücher gelesen und nur gerade mal zwei, drei Rezensionen bei Amazon überflogen.
Im Zusammenhang mit der Dopaminhypothese stellt sich doch die grundsätzliche Frage, in welchem Verhältnis Gehirn und Geist zueinander stehen. Das ist eine Frage, über die Philosophen schon seit Jahrtausenden streiten, und eine ganz eindeutige Antwort darauf gibt es bis heute nicht. In der „Mainstream“-Psychiatrie hat sich aber eine Sichtweise durchgesetzt, die den Menschen auf sein Gehirn, also seinen materiellen Körper, reduziert.
Dieser Sichtweise entgegen stehen Bestrebungen, die versuchen, eine psychologische (und soziale) Perspektive in die Behandlung von Schizophrenie einzubinden. Und hier scheiden sich eben die Geister: Die einen sagen, Schizophrenie muss zuvorderst auf körperlicher Ebene behandelt werden, weil es eine Stoffwechselstörung ist, die mit Medikamenten behandelt werden muss; die anderen sagen, es gibt auch die Möglichkeit, über psychologische und soziale Maßnahmen eine Verbesserung zu erzielen.
Ich finde eine rein körperlich Betrachtungsweise zutiefst reduktionistisch. Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Neuronen. Zumindest ist über die materialistische Perspektive, also die Welt des objektiv Messbaren, allem, was man unter das Mikroskop legen kann, kein Zugang zu unserem subjektiven Menschsein möglich, also dem, was wir in einer Psychose selbst erfahren. In einer Psychose spüre ich keinen Dopaminüberschuss. Ich höre Stimmen oder fühle mich von Eindrücken überfordert, mein Denken wird wirr usw. Das ist alles Vokabular, das aus der psychologischen Perspektive stammt.
Auf der anderen Seite wäre es ebenso reduktionistisch zu leugnen, dass es einen Zusammenhang zwischen Dopamin und dem inneren Geschehen bei einer Psychose gibt. Meines Wissens sind die biochemischen Wirkmechanismen von Neuroleptika ja ganz gut erforscht, und dass sie Positivsymptome reduzieren können ist, denke ich, auch unzweifelhaft. Mehr aber auch nicht! Es ist doch völlig unklar, wie der Dopaminstoffwechsel im Detail bei der Entstehung von Psychosen hineinspielt, deshalb ist die Dopaminhypothese zur Erklärung von Schizophrenie allein völlig unzureichend.
Natürlich kann man auch die Dichotomie von Gehirn und Geist, die ich hier stillschweigend zugrunde gelegt habe, in Frage stellen. Aber diesbezüglich bin ich gerade philosophisch nicht fit genug. Müsste ich nochmal nachlesen, was es da alles für Varianten gibt, weil das bei mir schon ein Weilchen her ist, dass ich mich damit beschäftigt habe.
Daniel Kahneman bezeichnet das als schnelles bzw. langsames Denken in seinem gleichnamigen Buch (sehr empfehlenswert). Das gefällt mir persönlich besser als von Bewusstsein und dem (klugen) Unbewussten zu sprechen, meint aber letztlich mehr oder weniger das Gleiche.
@daffy89: Ich glaube, bei ca. 90-95% der Patienten, die Amisulprid nehmen, ist der Prolaktinwert erhöht. Bei mir ist er um das 4-fache erhöht bei einer Dosis von 200 mg täglich. Hab ich letztes oder vorletztes Jahr messen lassen.
Schwindel hatte ich aber noch nie.
Also wir haben hier zwei gegsätzliche Pole: Dauererkrankung gegen Heilung
Warum nur immer so schwarz-weiß, @Ludwig?
Meiner Erfahrung nach gibt es eine Minderheit an Psychiatern, die sich für einen möglichst sparsamen Umgang mit Neuroleptika einsetzt, einige davon – z.B. Jann Schlimme – gehen davon aus, dass eine Genesung von Psychosen und ein Leben ohne Neuroleptika möglich ist, wenn auch wahrscheinlich nicht für jeden, womöglich sogar nur für die Wenigsten. Mittlerweile hat aber, dank des Einsatzes von Volkmar Aderhold, die Idee, Neuroleptika möglichst niedrig zu dosieren, sogar Einzug in die Leitlinie S3 Schizophrenie gefunden. In ebendieser steht unter anderem auch, dass es häufig schwierig ist, Absetzs- / Reduktionssymptome von der Grunderkrankung zu unterscheiden – eine Idee, die ja auch von deinen „Randgruppen“ vertreten wird, und die in die Richtung deutet, dass Neuroleptika die Probleme schaffen, die sie behandeln sollen – zumindest teilweise.
Damit will ich nur sagen, dass auch innerhalb der Psychiatrie nicht alles schwarz-weiß und so eindimensional ist, wie du, so zumindest mein Eindruck, gerne denkst. Und es findet durchaus ein Austausch zwischen den „Randgruppen“ und dem Mainstream der Psychiatrie statt (allerdings noch nicht genug, wie ich finde). Zwischen „Ich muss für immer eine hohe Dosis Neuroleptika einnehmen, weil ich unheilbar krank bin“ und „Ich kann vollständig von meiner Erkrankung heilen“ gibt es auch noch jede Menge Schattierungen.
@ludwig Amphetamine + Cannabis
Auch wenn die inneren Stimmen von allen Patienten emotional ähnlich erlebt und bewertet werden …
Ich meine mich zu erinnern, gelesen zu haben, dass man das nicht unbedingt so verallgemeinern kann, dass es also auch eine Minderheit von Menschen gibt, die ihre Stimmen als etwas Positives wahrnehmen. Das ist dann vor allem auch in anderen Kulturen der Fall, in denen Stimmen eher im Zusammenhang mit Visionen erlebt werden. Ich muss noch mal nachforschen, wo ich das gelesen habe, ich glaube, auf der Seite zur der „Hearing the Voice“-Studie von Angela Woods und Co.
Ich finde Psychedelika großartig! Man muss eben verantwortungsvoll damit umgehen und wissen, was man tut. Jedenfalls habe ich zwar den ein oder anderen „schlechten“ Trip erlebt, aber mit einer Psychose vergleichbar war keiner davon, und auch die „schlechten“ Trips habe ich im Nachhinein als wertvolle Erfahrungen empfunden. Die „guten“ Trips zählen zu den schönsten Erlebnissen, die ich in meinem Leben hatte.
ardentglow hat ja schon geschrieben, dass man in der psychiatrischen Forschung in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts einige Zeit lang annahm, man könne mit Hilfe von Psychedelika Psychosen besser verstehen, aber meines Wissens wurde die Annahme, psychedelische Trips seien so etwas wie Modell-Psychosen, später wieder verworfen.
Obwohl ich selber eine eher positive Einstellung zu Psychedelika habe, würde ich natürlich niemandem mit Psychoseerfahrung dazu raten, welche zu nehmen. Ich finde nur die Verteufelung von Drogen, die in der Gesellschaft teilweise immer noch üblich ist, eher albern.
@ludwig Ich nehme seit circa sechs Jahren regelmäßig 200 mg Amisulprid täglich. Davor habe ich einige Jahre nur phasenweise das Medikament genommen (begonnen hat das bei mir 2014) und bin eigentlich auch ganz gut ohne zurechtgekommen. Ich glaube, mit meinem Wissen von heute, ich hätte damals ganz auf NL verzichten oder sie zumindest nur in der akuten Krise nehmen sollen und nicht dauerhaft, wie ich es dann 2017 angefangen habe. Jetzt ist es sehr schwierig, davon loszukommen oder sie auch nur zu reduzieren.
Ich gehe eigentlich nur noch alle drei Monate zu meiner Psychiaterin, um das Rezept abzuholen. Und das druckt mir die Sprechstundenhilfe aus; mit der Psychiaterin kommuniziere ich dabei überhaupt nicht.
Ist aber auch nicht nötig. Ich nehme halt meine Medikamente, und wenn ich reduzieren will, muss ich das eh auf eigene Faust machen. Mit risikominimierendem Reduzieren habe ich mich in den letzten Jahren zur Genüge beschäftigt.
Ich halte meine Psychiaterin für nicht allzu kompetent, auch wenn sie sehr lieb ist. Z.B. mal ein EKG machen zu lassen, wegen des Risikos der QTc-Verlängerung bei Amisulprid, musste ich selbst beim Hausarzt veranlassen. Sie hat da nie was von erwähnt. Wenn es nach ihr ginge, soll ich halt bis ans Lebensende meine Medis weiter nehmen und gut ist. Da gibt es dann eben, meiner Ansicht nach, nichts weiter zu besprechen.
24/02/2023 um 20:18 Uhr als Antwort auf: Wusstet ihr, dass Bupropion zur Gruppe der Amphetamine zählt? #269357Ich gebe Zoidberg recht – was dem einen sein Medikament, ist dem anderen seine Droge. Siehe Ritalin. Das ist auch ein Amphetamin, wird Kindern und Jugendlichen mit ADHS als Medikament verabreicht, und erfreut sich auf dem Schwarzmarkt großer Beliebtheit als Speed-Ersatz.
Dass Bupropion auch zu den Amphetaminen zählt, war mir allerdings neu.
Im Übrigen hat meine psychiatrische Karriere auch mit Amphetaminen begonnen. Ich würde heute mit großer Wahrscheinlichkeit keine Probleme mit Stimmen haben, hätte ich sie vor zehn Jahren nicht eine Zeit lang fleißig konsumiert. Trotzdem kann ich mich nicht dazu durchringen, sie zu verteufeln; man muss halt vorsichtig sein.
Ich finde die neuen Farben einen klaren Fall von Geschmacksverirrung. Die sind doch zum Lesen viel zu grell. Mein Sinn für visuelle Ästhetik wird jedenfalls arg maltratiert. Aber egal.
Hab mal irgendwo gelesen, dass man bei Ernährung immer nur zwei von den folgenden drei Eigenschaften bekommt: gut, günstig und schnell.
Will man sich gut und günstig ernähren, geht es also nicht schnell, d.h. man muss selber kochen, wobei ja auch relativ ist, was man unter schnell versteht …
Sich nur Dinge reinzuschieben, die zwar günstig und schnell gehen, wie Eiweißbrot mit Hüttenkäse oder so, ist dann wiederum nicht unbedingt gut.
Ein einfacher Klassiker ist auch noch: Rührei mit Kartoffeln und Spinat. Muss ich selbst mal wieder machen.
14/05/2022 um 9:58 Uhr als Antwort auf: Kann man allein durch Schlaflosigkeit eine Psychose bekommen? #216182Ich glaube, wenn ich in einer stabilen Phase ein paar Nächte nicht schlafen würde, würde ich nicht unbedingt psychotisch. Aber psychotische Phasen gingen bei mir immer mit Schlaflosigkeit einher, die dann die psychotischen Symptome verstärkt hat.
Der Auslöser war bei mir entweder eine Medikamentenreduktion oder, früher, Drogenkonsum. Allein bei der Psychose Mitte 2014 kann ich nicht sagen, woher das kam. Aber irgendwelche eindeutigen psychosozialen Stressfaktoren, die zur Psychose führten, gab es eigentlich nicht.
Trotzdem kann es sein, dass bei mir auch eine gewisse Vulnerabilität eine Rolle spielt … wer weiß.
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