Zu wenig Psychopharmaka oder nicht?

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  • Dieses Thema hat 46 Antworten und 17 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 5 Jahre, 3 Monate von Anonym.
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  • #7043
    Anonym

      Vielleicht interessant, weil der titel “zu wenig Psychopharmaka” lautet

      Ich kenne auch ein “zu viel Psychopharmaka” wenn es um Neuroleptika geht

      Sie helfen bei mir in geringer/mittlerer Dosis teilweise, aber ab einem bestimmten Punkt dämpfen sie meine innere Konzentration so stark, dass ich dann nicht mehr in der Lage bin mich von den Stimmen, Wahngedanken usw zu distanzieren. Sondern ihnen gegenüber innerlich wie ausgeliefert bin. Ich versuche diesen Punkt um jeden Preis zu meiden, weil ich denke, das würde für mich und andere nur gefährlich werden. Schwächer wurden die Symptome ab diesem bestimmten Punkt durch die höhere Dosis auch nicht.

      #13584
      Anonym

        Hallo liebe Gemeinde,

        das Entscheidende bei einem Neuroleptikum ist die D2-Rezeptorbelegung in Abhängigkeit von der Serumkonzentration des Wirkstoffes. Das ist Wichtig zum Einen, weil bei einer D2-Rezeptorbelegung zwischen 60 und 80 Prozent der Rezeptoren das sogenannte “therapeutische Fenster” liegt. Bei einer D2-Rezeptorbelegung von über 80 Prozent kommt es zu EPS, extrapyramidalen Nebenwirkungen und eine zusätzliche Wirkung auf die Psychose tritt nicht ein. Und bei einer D2-Rezeptorbelegung von unter 65 Prozent da sagen die Ärzte, dass gar keine antipsychotische Wirkung mehr vorhanden sei. Es gilt also, die optimale Dosis für den Patienten zu finden. Viel hilft viel, das gilt bei Neuroleptika nicht. Sowohl die Frage, ob man raucht oder nicht, wie schwer man ist, wie schnell die Neuroleptika verstoffwechselt und wieder abgebaut werden, alles das spielt eine Rolle. Aber durch den Serumspiegel kann man, wenn man das Verhältnis von Anteil im Serum zu Prozent Rezeptorbelegung kennt, genau dieses therapeutische Fenster finden.

        Weiterhin ist die D2-Rezeptorbelegung auch für das Reduzieren von Neuroleptika sehr wichtig. Sie nimmt nämlich nicht linear mit der täglichen Dosis zu oder ab, die man einnimmt, sondern sie ist immer so eine abflachende Kurve. Das heißt, bei niedriger Dosis nimmt die Rezeptorbelegung bei Dosiserhöhung schnell zu, während bei hoher Dosis die Rezeptorbelegung nur langsam zu nimmt. Und entsprechend natürlich beim Absetzen.
        Deshalb kann man von einer hohen Dosis in großen Schritten reduzieren aber bei einer kleinen Dosis nur in immer kleiner werdenden Schritten. Dabei verhalten sich auch die unterschiedlichen Neuroleptika unterschiedlich. Was ich rausgefunden habe, das ist, dass sich typische Neuroleptika leichter absetzen lassen als atypische Neuroleptika. Als Beispiel sei mal der Unterschied bei den Kurven von Flupentixol und Risperidon angeführt. Da sieht man beim typischen Fluanxol eine relativ gleichmäßige Abnahme der Rezeptorbelegung während bei Risperidon die Rezeptorbelegung ab einer gewissen Dosis total zusammenbricht. Das führt dann dazu, dass man beim Absetzen von Risperidon viel leichter plötzlich von einer Absetzpsychose überrascht werden kann als beim Fluanxol.

        Hier habe ich mal so ein Schaubild herausgesucht, das diesen Zusammenhang illustriert:
        D2-Rezeptorbelegung in Abhängigkeit von der Serumkonzentration

        Link: D2-Rezeptorbelegung in Abhängigkeit von der Serumkonzentration

        Viele Grüße
        Grenfell

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