Schamanismus und Schizophrenie

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  • #234483
    Anonym

      Kennt Ihr das wissenschaftliche Buch von Dr. Rene Dehnhardt “Schamanismus und Schizophrenie” Peter Lang Verlag 2003 ? Der Autor geht davon aus, dass in traditionellen (vorindustriellen) Kulturen Schizophrene als Schamanen ausgebildet wurden. Schamanen waren in diesen Kulturen die Pfarrer bzw. Psychologen ihrer Clans und genossen hohes Ansehen, da sie den Kontakt zur “Anderswelt” bzw. zu den “Geistern” hatten. Das Alte Testament hatte seine “Propheten” und in der katholischen Kirche gab und gibt es noch die “Mystiker” welchen den Kontakt zur “Anderswelt” pflegen. Allen ist gemeinsam, dass sie ihren festen Platz in ihren Gesellschaften hatten und haben und hohes Ansehen genossen bzw. genießen. Erst die industrielle Revolution stempelte Schizophrene als Irre ab und sperrte sie weg ! Wir sind komplett unserer Aufgabe enthoben und noch ärger, wir sind gebranntmarkt als genetisches Mißprodukt ! Wie denkt Ihr über diese Situation ?

      #234490

      In einigen Fällen mag das der Fall gewesen sein. Ansonsten halte ich das eher für Wunschdenken, weil ich nicht glaube, dass man als Schizophreniekranker besonders für beispielsweise Seelsorge geeignet ist, manche schon, aber halt nicht besonders. Manchmal liest man auch von vorindustriellen Gemeinschaften, die Kranke anbinden und verstecken. Im europäischen Mittelalter war es auch nicht gut bestellt um Schizophreniekranke, soviel ich weiß.

      #234498
      Anonym

        Wie erklärst Du Dir dann die guten Heilungserfolge außerhalb der industriellen Gesellschaften ? Ohne Neuroleptika, aber mit “viel sozialer Aufmerksamkeit” erreicht z. Bsp.: Indien Heilungserfolge von denen Europa nur träumen kann ! (siehe Dr. Gisela Roggendorf “Schizophrenie – Ein Denkausbruch mit Folgen” 2006).

        Es geht doch darum endlich von unserem “Idiotenpodest” herunter zu kommen und erkennen, dass unsere ursprüngliche Rolle eine höchst ehrenhafte war !?

        #234501

        Ohne Neuroleptika, aber mit „viel sozialer Aufmerksamkeit

        Du meinst sowas wie Exorzismus im Mittelalter oder die Irrenhäuser, welche ab dem 12 Jahrhundert errichtet wurden? (soviel zum Thema Heilungserfolg außerhalb der “industriellen Gesellschaft”)

        Dieses “eigentlich bin ich ja ein Auserwählter, aber die Gesellschaft verhindert meine wahre Bestimmung” ist schon eine ziemlich verklärte Sicht auf die Wahrheit, passt aber wie Arsch auf Eimer in einen vorhandenen Größenwahn.
        Und solange du an diesem Gedanken festhälst und dich weiter mit diesem Thema beschäftigst, wirst du nie eine Form der Heilung erfahren. @Ludwig

        #234503

        Leider kenne ich das Buch nun nicht. Im Klappentext steht „Die vorliegende Theorie ist eine vollständige und nicht widerlegbare Darlegung der Entstehung schizophrener Symptome.“. Wenn es nicht widerlegbar ist, ist es dann überhaupt noch eine Theorie? Es gibt verschiedene Forschungsansätze bei Schizophrenie, aber der Weisheit letzter Schluss ist da noch nirgends gefunden worden. Man kann ja gegen Antipsychotika sein, aber fest steht, dass diese für viele Menschen Erleichterung bringen.

        Ich will aber nicht bestreiten, dass soziale Aufmerksamkeit nicht generell bei Krankheiten, zumal bei psychischen, sehr hilfreich sein kann. Unsere Leistungsgesellschaft hat ihre Vor- und Nachteile.

        Idiotenpodest: ja, leider gibt es diese Vorurteile und auch die mit der übermäßigen Gewaltsamkeit, die ja bei den allermeisten gar nicht vorhanden ist. Deiner These, dass man wegen einer Krankheit einer bestimmten gesellschaftlichen Rolle vorbestimmt ist, kann ich aber nicht zustimmen. Es ist halt „bloß“ eine Krankheit.

        #234506

        Bsp.: Indien Heilungserfolge von denen Europa nur träumen kann

        Was man nicht sieht, muss man auch nicht behandeln

        https://www.aswnet.de/news/psychisch-kranke-frauen-in-indien

         

        #234514
        Anonym

          Also einmal vorweg: Ich schlucke seit 28 Jahren brav meine Neuroleptika und habe kein einziges Mal abgebrochen. Nebenbei konnte ich auch immer geringfügig arbeiten, aber Euch muß klar sein, dass uns Neuroleptika “nicht heilen” !? Sie bringen uns nur zum Funktionieren, sind aber wie ein Gips am Arm bei dem der Knochen darunter nicht mehr verheilt !

          Wie könnte uner Gehirn auch heilen, wenn es durch die Neuroleptika das Signal bekommt, dass alles in Ordnung ist. Also ein Heilungsprozeß kann nur ohne Neuroleptika erfolgen, aber dafür brauchen wir mind. eine 1 zu 1 Betreuung und die monatelang (siehe Soteria-Stationen : https://de.wikipedia.org/wiki/Soteria ).

          Dies ist jedoch in den meisten Fällen zu teuer und so schlucken wir eben die billigere Variante, die Neuroleptika !

          In nicht industriellen Gesellschaften funktioniert immer noch der “Großfamilienverband” und wer darin aufgefangen wird (nicht alle natürlich) hat somit seine 1 zu 1 Betreuung ! So einfach ist das mit Europa und Indien !?

          #234519

          So einfach ist das mit Europa und Indien !?

          aus meinen Link oben:

          würden Frauen und Mädchen oft von den eigenen Familienmitgliedern in solche Einrichtungen gebracht, so die Menschenrechtsorganisation.

          Da machst du es dir echt zu einfach.

          Auch bei in Soteria-Kliniken behandelten wird es Rezidive und ehemalige Patienten geben, die mit der Behandlung nicht zurechtgekommen sind oder eine beschützende Station in einer geschlossenen Abteilung brauchten, also in eine normale Klinik zurückverlegt werden mussten

          Und auch in einer Soteria wird diese Regel gültigkeit haben:
          Ein Drittel geheilt, ein Drittel gebessert (mit Rezidiven), ein Drittel chronisch.

          #234524
          Anonym

            Studie über die Heilung Schizophrenie-
            Erkrankter in Indien
            Raipur Rani, Indien
            Der Psychiater Naren Wig überquerte eine offene Abwasserleitung, lief an einem Teich
            vorbei und entdeckte im staubigen Dunst des Nachmittags etwas Wundersames. Zwischen
            religiösen Bildern, unverputzten Ziegelwänden und zum Trocknen aufgehängter Wäsche saß
            Krishna Devi, eine Frau, die er Jahre zuvor wegen Schizophrenie behandelt hatte, im Hof
            ihres Hauses. Devi nahm schon seit langem keine Medikamente mehr, doch ihre klare,
            verständliche Sprache und ihr unbeschwertes Lächeln waren ein eindeutiger Hinweis darauf,
            dass sie von der schweren Krankheit genesen war.
            In den Vereinigten Staaten haben nur wenige Schizophrenie-Patienten dieses Glück, und das
            auch nicht nach jahrelanger Behandlung. Doch Devi konnte sich auf weitere Heilkräfte
            stützen: eine liebevolle Familie und eine ausgedehnte Dorfgemeinschaft, in der sie weder von
            gesellschaftlichen Ereignissen und Veranstaltungen, noch von familiären Verpflichtungen
            oder der Beteiligung an der täglichen Arbeit ausgeschlossen wurde.
            Devi ist lebendes Zeugnis für eine bemerkenswerte Studie, die die
            Weltgesundheitsorganisation drei Jahrzehnte lang durchgeführt hat und an deren Ergebnisse
            viele Ärzte Westen anfänglich nicht glauben wollten: Menschen mit einer Schizophrenie,
            einer schweren Krankheit, die durch Halluzinationen, Denkstörungen und sozialen Rückzug
            gekennzeichnet ist, geht es in armen Ländern wie Indien, Nigeria oder Kolumbien wesentlich
            besser als in Dänemark, England oder den USA. Dieser erstaunliche Befund stellt einen der
            zentralen Grundsätze der modernen Psychiatrie infrage: dass man eine „Gehirnerkrankung“
            wie Schizophrenie am besten mit Krankenhäusern, Medikamenten und biomedizinischen
            Eingriffen behandelt.
            Psychiater in Europa und Amerika waren von den ersten Befunden in den 1970er Jahren so
            schockiert, dass sie glaubten, mit der Studie sei etwas nicht in Ordnung. Die Studie wurde
            wiederholt, und der zweite Durchgang erbrachte das gleiche Ergebnis. Die Forscher zogen
            den Schluss, dies lasse sich am ehesten dadurch erklären, dass die stärkeren familiären
            Bindungen in armen Ländern einen entscheidenden Einfluss auf die Genesung von der
            Krankheit ausüben.
            „Wenn ich ein Herz-Kreislauf-Problem hätte, wäre ich lieber Bürger von Los Angeles als ein
            Bewohner Indiens“, meinte Benedetto Saraceno, Leiter der Abteilung für seelische
            Gesundheit und Substanzenmissbrauch bei der Weltgesundheitsorganisation in Genf. „Hätte
            ich Krebs, würde ich lieber in New York behandelt werden, als im Iran. Doch wenn ich eine
            Schizophrenie bekäme, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich lieber in Los Angeles behandelt
            werden wollte oder in Indien.“

            #234525
            Anonym

              Um auf den ursprünglichen Inhalt einzugehen der von schizophrenen als Schamanen ausging.

              Finde ich eine heikle Sache.

              Ich in einem Schub soll eine Zeremonie leiten? Vielleicht noch mit Drogen wie iuasca oder so.

              Mann ist dann sicherlich in anderen Welten,  aber wer fängt dich nach dem Trip auf?

              Ich finde das eine Überhöhung,  so wie es in unserer Welt ein Erniedrigung durch das Stigma gibt.

               

              #234526
              Anonym

                Das andere Projekt das durch einbinden in eine große Familie durch Akzeptanz und Geborgenheit eine Verbesserung,  nicht Heilung, entstehen kann, halte ich für möglich.

                Ich denke aber was ich gehört habe das man noch viel mehr in Ländern außerhalb dem Westen,  menschen. IT psychischen Erkrankungen wegsperrt. Weil man sich schämt.

                Hier im Westen schämen si h auch oft Angehörige denke ich oder sind überfordert wie ich im Trialog mitbekomme den ich besuche. Da hier oft das Netz nur aus Mutter und Patienten besteht.

                 

                #234527

                Ich halte da auch nichts von, aber eher von der Tatsache und da kommt mein spiritueller Glaube dazu, dass man sich damit Astralwesen und Dämonen einholen kann. Ganz heikles Thema. Ich würde es lassen. Da kann man sich ganz schön schaden damit! Es gibt sehr viele Fälle die durch sowas Depressionen, Angstzustände und allerlei anderer psychischer Erkrankungen eingeheimst haben. Darüber redet oder schreibt noch niemand bzw. sehr wenige, aber das wird auch noch kommen. Vielleicht erst in 100 Jahren und da bin ich eh schon tot!

                #234528

                Menschen mit einer Schizophrenie, einer schweren Krankheit, die durch Halluzinationen, Denkstörungen und sozialen Rückzug gekennzeichnet ist, geht es in armen Ländern wie Indien, Nigeria oder Kolumbien wesentlich besser als in Dänemark, England oder den USA.

                Das wage ich mal ganz stark zu bewzeifeln.

                Im Übrigen liest sich dein Text wie die ganzen “Die Höhle des Löwen”-Spam Mails, welche diese Tage jeder so bekommt.
                Anstatt Behauptungen aus einem Buch zu veröffentlichen, welches von sich behauptet eine „nicht widerlegbare Darlegung der Entstehung schizophrener Symptome.“ zu liefern, solltest du lieber die erwähnte Studie posten (Link müsste ja im Buch stehen)

                Übrigens ist Helmut Schmidt trotz starkem Rauchen 97 Jahr alt geworden, diesen Einzelfall würde jetzt auch keiner als “Beweis” nehmen, um auf die ungefährlichkeit von Zigaretten hinzuweisen.

                Nicht falsch verstehen, es ist natürlich immer besser von einer Familie aufgefangen zu werden, als alleine damit klar zu kommen.
                Aber die Kausalkette: “Arm=große nette Familie=Heilung durch Geborgenheit und Verständnis der Familie”, halte ich doch für sehr an den Haaren herbei gezogen.

                #234529
                Anonym

                  Hier im Westen sperren wir uns auch selbst weg, durch nicht benennen,  nicht raus gehen. Können. Oder anderes.

                  Aber es ist ein spannendes Thema.

                  #234530
                  Anonym

                    Ich halte da auch nichts von, aber eher von der Tatsache und da kommt mein spiritueller Glaube dazu, dass man sich damit Astralwesen und Dämonen einholen kann. Ganz heikles Thema. Ich würde es lassen. Da kann man sich ganz schön schaden damit! Es gibt sehr viele Fälle die durch sowas Depressionen, Angstzustände und allerlei anderer psychischer Erkrankungen eingeheimst haben. Darüber redet oder schreibt noch niemand bzw. sehr wenige, aber das wird auch noch kommen. Vielleicht erst in 100 Jahren und da bin ich eh schon tot!

                     

                    das stimmt so nicht ganz in zb freikirchen gibt es viele die vorher in der esoterik waren und dann ausgestiegen sind.  Dazu viele Videos auf Youtube.  Sehr interessant.

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