Ist die Schizophrenie eine reine Stoffwechselkrankheit

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  • #50956

    @grenfell

    Da die Medikamente bei einem großen Teil der Patienten zumindest teilweise eine Wirkung zeitigen, muss schon etwas Biochemisches mit im Spiel sein. Natürlich spielen bei der Krankheit Schizophrenie trotzdem auch psychologische Aspekte eine große Rolle.

    Die Wissenschaftler, die das ausgetüftelt haben, sind mit Sicherheit bewanderter in ihrem Fachgebiet als wir. Ich glaube deshalb nur sehr beschränkt an eine groß angelegte Pharmaverschwörung, auch wenn dabei ein Haufen Geld für die rausspringt.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid
    Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril

    #50960

    Es gibt sicher keine grosse Verschwörung, trotzdem darf man einfach nicht alles blind glauben was einem Pharmakonzerne so einreden wollen.

    https://www.netz-trends.de/id/2925/Risperdal-Pharmakonzern-Johnson–Johnson-muss-22-Mrd-Dollar-Strafe-wegen-betruegerischem-Marketing-bezahlen/
    https://www.chemie.de/news/46806/eli-lilly-zyprexa-vergleich-und-weitere-klagen-kosten-700-millionen-dollar.html

    Nebenwirkungen werden verschwiegen, Apotheker und Ärzte werden bestochen, etc.

    • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 9 Monate von PlanB.
    #50962
    Anonym

      Hallo @Molly,

      ich glaube überhaupt nicht an irgendeine Pharmaverschwörung. Die machen ganz normal ihre Arbeit und ihre Geschäfte. Finde ich nichts Schlimmes bei.

      Die Wirkung der Medikamente kann man ja auch erklären, ohne dass man eine biochemische Ursache annimmt. Sie wirken bezüglich der Symptome, aber sie wirken eben nicht ursächlich. Das ist der wichtige Umstand. Mit sozialpsychiatrischen Methoden kann man aber die Ursachen bearbeiten.

      Ich sage nicht, dass man keine Medis nehmen soll, wenn man Stimmen hört. Ich sage ja nur, macht auch was, damit ihr besser im Leben klar kommt und es für Euch nicht mehr nötig ist, Stimmen zu hören, Wahn oder Halluzination zu entwickeln. Allein auf die Medis zu setzen, das ist nicht die Lösung und davon wird es nicht besser. Man hat dann langfristig nur unter den Nebenwirkungen zu leiden. Deshalb so wenig Medis wie möglich, aber so viel wie nötig, am besten gar keine. Das funktioniert aber nur, wenn man auch sonst was tut, um sein Leben auf die Reihe zu bekommen, und ich behaupte nicht, dass das einfach ist. Da hat jeder wohl so seine individuellen Probleme mit.

      Viele Grüße

      Grenfell.

      #50988

      @grenfell

      Bei mir wäre es schon sehr lange nicht mehr “nötig”, Stimmen zu hören. Ich bin mit so ziemlich allem in meinem Leben im Reinen und ich hab normalerweise auch keinerlei Konflikte oder Probleme.

      Trotzdem höre ich Stimmen, sobald ich die Medikamente auch nur minimal reduziere. Da dürfte also an deiner Theorie etwas nicht stimmen. Bei anderen ist es ähnlich.

      Die von dir genannten Ursachen, bei mir eben meine übermäßige Verletzlichkeit und meine Kindheitstraumata, habe ich bearbeiten und so weit ablegen können. Da hat die Sicherheit, die mir meine Rente, meine eigene, kleine Wohnung, die Arbeit in der Werkstätte mit regelmäßigen Sozialkontakten und die Therapie gibt, viel gemacht.

      Reduziere ich aber die Medikamente, geht es mir innerhalb relativ kurzer Zeit ziemlich schlecht. Ich bin sehr gespannt, wie das wird, wenn ich jetzt im Herbst von Amsulprid auf Zeldox umsteigen soll. Ich könnte mir vorstellen, dass das wieder zu einer kleinen Katastrophe führt, denn das Zeldox hat eine andere Andockstelle und bisher hat mir kein anderes Medikament als Amisulprid wirklich geholfen.


      Tägliche Medikation:
      400 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 04.03.2024:
      500 mg Amisulprid
      5 mg Olanzapin
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 15.03.2024
      600 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril
      4mg Doxagamma
      Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid
      Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril

      #50990

      ich glaube überhaupt nicht an irgendeine Pharmaverschwörung.

      ich schon

       

      #51277

      @grenfell Bei mir wäre es schon sehr lange nicht mehr “nötig”, Stimmen zu hören. Ich bin mit so ziemlich allem in meinem Leben im Reinen und ich hab normalerweise auch keinerlei Konflikte oder Probleme.

      Na, ob das so stimmt?

      Heutzutage muss ich mich für jeden Handgriff quälen um mich aufzuraffen. Putzen verschiebe ich immer so lang es geht. Schon der Wasserwechsel steht jetzt wieder wie ein Berg vor mir, obwohl das eigentlich in einer dreiviertel Stunde gemacht, und eigentlich nicht sehr anstrengend ist. Unter der Woche nach der Arbeit, kann ich kaum noch was machen. Muss meistens erst mal eine Runde schlafen, so fertig bin ich dann. Und das, obwohl man das was ich da mache, nur selten wirklich Arbeit nennen kann. Dabei bin ich nicht sicher, woran es liegt: Kommt es von den Medikamenten, liegt es am Alter und den Zipperlein oder hab ich mir einfach Faulheit angewöhnt, da ich nicht mehr dazu gezwungen bin, ständig alles auf Vordermann zu halten, weil ich ja alleine lebe und kaum mal jemand in meine Wohnung reinkommt? Vielleicht ist es auch alles zusammen…

      #51298
      Anonym

        Dass man es erst “nötig” haben muss, damit man auch seine Stimmen hört oder Paranoia und Wahn erlebt, halte ich für eine enorm zynische Herabwürdigung der Leiden vieler Psychosebetroffener und Stimmenhörer.

        Ich habe es mir nicht ausgesucht, diese Symptome so erleben zu müssen, und das geht mit Sicherheit auch den allermeisten anderen Betroffenen so.

        Und ich “lausche” auch nicht irgendwie begierig, ob da was zu hören wäre, sondern kämpfe den ganzen Tag lang damit, diese Symptome, die mir von der Psychose pausenlos aufgezwungen werden und inhaltlich übrigends meist völlig hohl und jenseits irgendwelcher Interessen meinerseits sind, beiseite zu schieben oder zu verdrängen und ihren Inhalt irgendwie zu neutralisieren, so dass er mich nicht zu sehr beeinflusst. Ich kämpfe, leide, ja weine manchmal, in diesem Sturm irgendwie bestehen zu können und wenigstens die Minimalia in meinem Leben ausserhalb der Psychose aufrecht erhalten zu können.

        Vielleicht gibt es viele Betroffene, die anders sind, und ihrer Paranoia schutzlos ausgesetzt oder krankhaftes Interesse an Wahn und Stimmen haben, und so in Kunstwelten aufgehen MÜSSEN und sich verlieren MÜSSEN.

        Zu unterstellen irgendeine charakterliche Schwäche wäre hauptausschlaggebend für dieses ERZWUNGENE Erleben, und damit in der eigenen Schuld des Betroffenen, halte ich für puren, bösartigsten Zynismus.

        #51307

        @planb

        Das oben von dir Angeführte ist körperliche Erschöpfung. Ich denke, das hat nur wenig mit der Psychose zu tun. Wenn es aber so wäre und das meine Psychose triggern würde, müsste ich ja in dem Moment Stimmen hören, paranoid sein und Stimmen hören, wie es immer der Fall ist, wenn ich unter reduzierter Medikation oder starkem Stress akut bin.

         


        Tägliche Medikation:
        400 mg Amisulprid
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril

        ab 04.03.2024:
        500 mg Amisulprid
        5 mg Olanzapin
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril

        ab 15.03.2024
        600 mg Amisulprid
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril
        4mg Doxagamma
        Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid
        Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril

        #51319
        Anonym

          Koerperliche Erschoepfung ist Teil der Negativsymtomatik. Davon koennen viele ein Lied singen.
          Nicht zu verwechseln mit dem Akutzustand oder Triggersituationen.

          #51329
          Anonym

            @hirnsehprogramm,

            Jede psychische Krankheit, auch die Psychose, hat einen Krankheitsvorteil. Wegen dieses Krankheitsvorteils produziert man Symptome, auch wenn die Symptome hohe Kosten verursachen. Das hört sich vielleicht im ersten Moment herzlos und zynisch an, trotzdem ändert es nichts an der Tatsache. Man hat es nötig, psychotische Symptome zu entwickeln, um mit einer bestimmten Lebenssituation klar zu kommen. Das ist völlig klar. Die Frage ist nur, ob man jemals an den Grund heran kommt, damit man die Symptome nicht mehr entwickeln muss. Kommt man nicht an den Grund heran, dann wird man wohl sein Leben lang Medikamente nehmen müssen, um die Symptome zu unterdrücken. Meine Formulierung war also streng sachlich, ohne irgendeine Bewertung, gemeint.

            Viele Grüße

            Grenfell.

            #51330
            Anonym

              @hirnsehprogramm,

              ich kann Dir auch bei der Psychose den Krankheitsvorteil sagen: Er besteht in der Aufrechterhaltung eines konsistenten und widerspruchsfreien Selbst. Dies ist wichtiger für das Individuum als alles andere.

              Deshalb konstruiert das Ich eine Übergangskonstruktion und spaltet unerwünschte, traumatische und unerträgliche Anteile ab und verlegt sie ins Außen. Das äußert sich in Stimmenhören, Wahnerleben und Halluzinationen und in allen anderem psychotischen Erleben.

              Viele Grüße

              Grenfell

              #51368

              ich glaube überhaupt nicht an irgendeine Pharmaverschwörung.

              ich schon

              Ich weiß, du magst sie.
              Deswegen hier noch ein nettes Video:

              #51369

              @PlanB

              Ich kann das Video grad nicht sehen. Könntest Du vielleicht die Argumentation kurz in Worten skizzieren?

              #51414
              Anonym

                @Grenfell

                Ich dachte du meinst dies: https://de.wikipedia.org/wiki/Krankheitsgewinn

                 

                Aber wenn es so wäre, wie du es sagst. Dann könnte ich ja jederzeit sagen: so, jetzt ist Ende liebe Psychose, ich brauche dich nicht mehr, ich bin jetzt wieder gesund. Mich plagen jetzt in meiner Wachzeit keine ununterbrochenen auf die Aufmerksamkeit aufgezwungenen schlimmen Gedanken  mehr, ich brauche sie nicht mehr, also sehe ich sie ab jetzt nicht mehr. Da ich dich losbin, kann ich endlich wieder leben, mich ein paar Wochen vom jahrelangen Martyrium erholen, die Medikamente ausschleichen, mir einen Job suchen, eine Familie gründen, glücklich sein…

                Wie schön wäre das denn! Das wäre für viele Betroffene die Erlösung, aus schlimmsten Qualen! Ich würde meine Psychose sofort in den Mülleimer klatschen, wenn ich das so einfach könnte! Die Psychose macht zwar weise, aber das ist es in dieser Welt eh nicht wert.

                Wenn es denn so einfach wäre… Pustekuchen, die meisten Menschen können sich so nicht einfach selbst entscheiden, ob sie die Qualen einer therapieresistenten Psychose wollen oder nicht. So einfach ist das leider nicht. Man kann Dinge tun, die einen dabei unterstützen, die Psychose besser zu durchstehen. Ich z.B. konzentriere mich durchaus auf die “Wahrung eines widerspruchsfreien Selbst”, als GEGENMITTEL zur psychischen Verheerung meiner Psychose. Sonst wäre ich schon längst verkommen. Ich sehe darin aber keinen generellen “Vorteil” für mich. Es ist einfach eine Anstrengung (eine grosse!), die leider zwingend nötig ist, um nicht innerlich/psychisch an diesen Qualen zu sterben und dann kein wirklicher Mensch mehr zu sein. Ich habe durchaus versucht, mich abzulenken, auch in Werkstatt und co – rapider psychischer Verfall und Verschlimmerungen der Symptome waren immer eine baldige Folge solcher Versuche.

                Sowas sucht man sich nicht einfach “selbst” aus. Dazu zwingt einen das Leben. Es ist sicherlich in Ordnung, Betroffene zu motivieren, sich sinnvoll zu beschäftigen wo sie nur können, damit sie ihre Verfassung wenigstens halbwegs wahren können, vielen hilft es ja sehr, und völlige Inaktivität ist sicherlich nicht förderlich für den Verlauf der Erkrankung.

                Ich möchte dich aber bitten, nicht Menschen einzureden, sie wären selbst verantwortlich für ihre Psychosen. Dadurch verursachst du nur unnötigen Kummer und Schuldgefühle. Man ist durchaus dafür verantwortlich, etwas dagegen zu machen, wenn einem denn die Psychose noch die Kraft dafür lässt – und hier sucht sich jeder halt seinen eigenen Weg, der für ihn der beste ist.

                #51422
                Anonym

                  Hallo @hirnsehprogramm,

                  Deiner Bitte, nicht auf Menschen einzureden, sie wären selbst verantwortlich für ihre Psychosen, komme ich gerne nach. Ich sehe es auch so. Es gibt sehr viele Dinge, die verantwortlich für eine Psychose sein können. Allerdings gibt es auch keinen Psychosevirus oder ein Psychose-Gen. Und selbst wenn es ein Psychose-Gen gäbe, so könnten die anderen Menschen und die Umstände nichts dafür.

                  In einer Therapie vor fast 25 Jahren habe ich gelernt, dass man sich selbst ändern kann, aber man kann nicht die anderen Menschen ändern. Wenn ich also mit einer Sache nicht klar komme, dann muss ich einen Weg finden, dass mich diese Sache nicht mehr belastet. Dafür gibt es natürlich viele Möglichkeiten. Viele von denen machen so viel Angst, dass man sie deshalb nicht unternimmt. Also, klar, jeder hat Gründe, warum er in seiner schwierigen Situation ist und dort bleibt.

                  Es ist ja auch so, dass Neuroleptika tatsächlich zu Veränderungen im Gehirn führen, wodurch man dann gar nicht mehr ohne leben kann oder aber wo dann das Reduzieren und Absetzen zu so großen Problemen führt, dass man das lieber lässt. Das ist ja auch mehr als verständlich.

                  Meine Absicht ist es aber, diesem Gedanken, die Schizophrenie sei eine Stoffwechselstörung, einfach mal einen Gedanken entgegen zu setzen, der genau so viel Berechtigung hat.

                  Jeder Mensch muss unbedingt sein Selbst konsistent und widerspruchsfrei erhalten. Wenn jetzt Erlebnisse da sind, die das Ich eben nicht in das Selbst einbauen kann, dann führt das zu Angst und Panik und zum Aufbauen eben der psychotischen Symptome. Die gehen dann auch nicht einfach wieder weg. Jeder Weg, dann die Angst und Panik zu reduzieren, ist dann schon hilfreich, sogar wenn es Neuroleptika sind.

                  Ich sage das immer mit folgendem Beispiel: Wenn ein Hacker meinen Computer verwüstet, dann kann ich versuchen, den Hacker zu finden und den Computer wieder zu reparieren, aber wenn ich den Hacker nicht finde, dann kann ich nur das LAN-Kabel ziehen oder das WLAN ausschalten. Im Prinzip macht man das mit den Neuroleptika: Man zieht das LAN-Kabel raus und hofft, dann wieder klar zu kommen. Die Ursache des Problems hat man damit aber noch nicht gefunden und nicht beseitigt.

                  Um in dem Bild zu bleiben: Natürlich muss man schauen, wie es einem besser geht, und ich gehe davon aus, dass jeder Kranke wieder gesund werden will. Das Problem ist nur, dass jeder von seiner Geburt an ein anderes Schicksal hat. Und da braucht man dann wirklich gute Therapeuten, damit man irgendwie mit seinem Leben klar kommt. Das fällt niemandem einfach so in den Schoß. Respekt haben muss man vor jeder Lebensleistung. Und einfach so “selbst schuld” ist keiner. Man darf nur nicht die Hoffnung aufgeben.

                  Viele Grüße

                  Grenfell

                Ansicht von 15 Beiträgen - 16 bis 30 (von insgesamt 92)
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