Mowa

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  • als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #405602

    Danke liebe @Molly und liebe Blaustern.

    Ich wünsche allen einen guten Start in die neue Woche!

    Mal sehen, was ich heute tun kann :-)

    Mittags habe ich einen Termin beim Lungenarzt. Ich habe gesehen, dass die Kombinationsimpfung u. a. gegen Keuchhusten vor einem Jahr abgelaufen ist. Mein Husten scheint sich langsam zu bessern, seit ich seit 10 Tagen Cortisonspray inhaliere.

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #405516

    Eben habe ich einen neuen Blogeintrag eingestellt:

    Psychiatrie zwischen Management und Heilung – mein Selbstversuch
    Montag, den 9. Juni 2025 um 11:01 Uhr

    Quelle: https://mowas-notizen.de/blog/

    Ich freue mich heute auf das gute Wetter
    – und wünsche allen einen schönen Feiertag :ciao:

    als Antwort auf: „Warum die Psychiatrie ein neues Paradigma braucht“ #405467

    Für mich war das alles nur Beschäftigungstherapie im negativen Sinne.

    Für mich persönlich zählt am Ende, was am besten hilft.

    Danke für Eure Rückmeldungen, @gargel und @Forsythia.

    Was mir persönlich am besten hilft, hat sich seit meiner Ersterkrankung im Jahr 2010 geändert, da sich meine Strategien zur Bewältigung meiner mentalen Gesundheit immer weiterentwickelt haben.

    So habe ich die Tagesklinik Blankenburg bei meinen psychotischen Rückfällen 2018 und 2019 ganz anders erlebt. Damals wollte ich ganz ohne Neuroleptika auskommen und stand der Psychiatrie negativ gegenüber. Ich dachte, sie würde mir die Selbstbestimmung rauben, mich mit vielen Psychopharmaka ruhigstellen und dann damit entlassen.

    Prof. Fuchs war damals genauso Leiter der Tagesklinik Blankenburg, doch ich habe keine Erinnerung an die Gespräche, die wir geführt haben.

    Erst dieses Jahr, als ich „nur” ein Burnout hatte und klar denken und fühlen konnte, konnte ich das Spektrum an Hilfsmöglichkeiten bewusst wahrnehmen und nutzen, das diese Tagesklinik bietet.

    Von meinen Mitpatient:innen weiß ich, dass manche meine Begeisterung für die Tagesklinik nicht teilen.

    Ich persönlich wünsche mir, dass immer mehr Patient:innen die Psychiatrie und psychiatrische Versorgung als heilungsfördernd erleben und nicht nur als Institution zum Patientenmanagement.

    Jedenfalls bleibt für mich die Frage, was „heilungsfördernd“ im individuellen und im strukturellen Kontext sein kann, komplex und hoch spannend.

    Danke, @Zoidberg, für Deine Einschätzung. Vielleicht stimmt Dir @Horst auch in einigen Punkten zu.

    mit einem derartigen Paradigmenwechseln nähert sich die Psychiatrie der Psychologie an.

    Ich weiß nicht, inwieweit die Fachausbildung zum Psychiater bzw. zur Psychiaterin auch Psychologie umfasst.

    Mein Psychiater ist ärztlicher Psychotherapeut. Bei meinen regulären Terminen alle zwei bis drei Monate führe ich sehr hilfreiche Gespräche mit ihm. Ich glaube, dass seine zusätzliche Qualifikation meiner Behandlung sehr zugutekommt.

    als Antwort auf: „Warum die Psychiatrie ein neues Paradigma braucht“ #405414

    Mich hätte noch interessiert, wie eine Psychiatrie, die auf dem ökologischen Paradigma beruht, in der Praxis aussehen kann.

    Hallo @gargel,

    ich habe im April meinen Erfahrungsbericht über die von Prof. Fuchs geleitete Tagesklinik Blankenburg in meinem Forumsblog geteilt:
    https://schizophrenie-online.com/forums/Thema/notizen-von-mowa-teil-3/page/106/#post-399690

    Die Gespräche in den Oberarztvisiten fand ich als hilfreich und angenehm. Als es später um meinen Erfahrungsbericht ging, wurde in diesem Zusammenhang auch sein Buch „Psychiatrie als Beziehungsmedizin” erwähnt.

    Als ich mir im Nachhinein dieses und andere Videos von Prof. Fuchs angeschaut habe, habe ich besser verstanden, warum ich diese positiven Erfahrungen in der Tagesklinik gemacht habe. Das ökologische Paradigma habe ich in Aktion erlebt :yes:

    Wie es aussieht, werde ich diesen Erfahrungsbericht leider nicht bei Mad in America veröffentlichen können, wie ich es mir gewünscht hatte. Wahrscheinlich werde ich ihn in ein bis zwei Wochen einer deutschsprachigen Zeitschrift einsenden und ihn dann erst einmal von meinem Blog entfernen.

    Liebe Grüße,
    Mowa

    als Antwort auf: „Warum die Psychiatrie ein neues Paradigma braucht“ #405341

    Danke, @Forsythia, ich habe mir dieses und andere Videos von Prof. Fuchs angeschaut. Er ist der Leiter der Tagesklinik Blankenburg, in der ich behandelt wurde, und sehr angenehm. Wir planen auch ein Interview mit ihm. Mal gucken, was aus diesem Plan noch wird :-)

    • Diese Antwort wurde vor 6 Monate, 1 Woche von Mowa geändert.

    Ich denke, du solltest versuchen, nicht von dir auf andere Personen zu schließen, @Mowa. Wenn du gute Erfahrungen gemacht hast mit der Psychiatrie, umso besser, aber es gibt eben doch eine Menge Menschen, die traumatisierende Erfahrungen in Psychiatrien gemacht haben.

    Tut mir leid, Pia, aber ich verstehe Dich wieder nicht. Wie kommst Du darauf, dass ich von mir auf andere schließe?

    Das sind ja mehrere Behauptungen, bei denen ich mich insgesamt frage, wie sie entstehen konnten.

    Ich habe über meine persönlichen Erfahrungen geschrieben, weil dieser Artikel (und im Übrigen viele andere Artikel auf Mad in America) auf mich insgesamt negativ wirkt. Ich wünsche mir für diese psychiatriekritische Plattform einen Raum für den Dialog (auch) mit konservativen Psychiatern.

    Natürlich ist es sehr wichtig, dass konstruktive Psychiatriekritik geäußert wird, und doch bin ich dafür, immer den Dialog mit dem Gegenüber zu suchen. Es wäre sehr schade, wenn Mad in America in einer Blase bliebe, in der sich Psychiatriekritik nur unter traumatisierten „Psychiatrienopfern” austauscht. Leider entsteht bei mir zunehmend dieser Eindruck.

    Wie geschrieben, es geht in dem Artikel.nicht darum, die Welt von Psychiatrien zu befreien

    Das verstehe ich wieder nicht. Wie kommst du darauf, dass ich das so gemeint haben könnte?

    Wenn ich mich richtig erinnere, dann hinterfragt der Autor psychiatrische Diagnosen als pathologisierend und sieht sie als hinderlich für Heilung an.

    Nicht die Diagnosen per se sind für mich pathologisierend, sondern das, was man daraus macht. Nicht die psychiatrische Behandlung ist per se das Problem, sondern das, was man daraus macht.

    Dein letzer Kommentar bezieht sich ja nicht auf den Artikel, um den es hier im Thread geht.

    In dem Artikel von Jonas Vennike Ditlevsen geht es um das wohl von ihm selbst entwickelte Konzept der „Depsychiatrisierung”.

    Ich habe sowohl gute als auch weniger gute Erfahrungen mit psychiatrischer Behandlung gemacht. Ich wünsche mir, dass der Autor diesen Begriff differenzierter verwendet.

    Warum sollte sich dieser Kommentar nicht auf den Artikel beziehen?

    Auf Mad in America hast du den Kommentar auch nicht zu diesem Artikel gepostet, sondern vielleicht irgendwo anders, unter einen anderen Artikel.

    Mein Kommentar auf Mad in America wird noch vom Moderator geprüft.

    Da 5:30 Uhr morgens als Uhrzeit meines Beitrags angezeigt wird, wird es wahrscheinlich noch ein paar Stunden dauern…

    Mir ist gerade eingefallen, dass mein britischer Kollege, der für mich übersetzt hat, mich darauf hingewiesen hat, dass „psychiatry” im Englischen nur das Fachgebiet meint und nicht die psychiatrische Einrichtung, in der Betroffene behandelt werden.

    Deshalb habe ich vorhin meinen Kommentar auf Mad in America überarbeitet:


    I have received psychiatric care in Germany since 2010, when I experienced my first psychotic episode. Since then, I have been admitted to psychiatric clinics four times: Three times due to acute psychosis (in 2010, 2018, and 2019) and once due to burnout this year.

    My experiences in psychiatric care have varied greatly depending on whether I was recovering from psychosis or burnout.

    For the past eight years, I have had a trusting relationship with my psychiatrist, who treats me as an equal.

    From my personal perspective, I believe that psychiatry can be helpful, empowering, and healing. My diagnoses do not stand in my way.

    That’s why I consider the question of what is meant by “psychiatry” and “depsychiatrization” to be urgent and important.

    When I first read your article, I found myself hoping for a more nuanced view of these terms. Perhaps one that reflects more the diversity and complexity of people’s experiences with psychiatric care.

    „Abbau schädlicher, diagnostischer Selbstkonzepte in der Therapie und der gemeindenahen Gesundheitsarbeit
    Mad In America, 03.06.2025

    Bisher war ich viermal in der Psychiatrie: dreimal wegen akuter Psychosen (2010, 2018 und 2019) und einmal wegen eines Burnouts in diesem Jahr.

    Je nachdem, ob ich mich von einer akuten Psychose erholte oder „nur” unter Burnout litt, habe ich die Psychiatrie ganz anders erlebt.

    Aus meiner heutigen Sicht kann die Psychiatrie sehr wohl hilfreich, selbstermächtigend und heilend sein. Dabei stehen mir meine Diagnosen nicht im Wege.

    Daher erscheint mir die Frage, was unter „Psychiatrie” und „Depsychiatrisierung” überhaupt verstanden wird, als sehr dringlich und wichtig.

    Eine differenziertere Sicht auf diese Begrifflichkeiten, als sie mir der Artikel von Mad in America beim ersten Lesen vermittelt hat, wäre für mich wünschenswert.

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #404857

    June 2, 2025
    Chanchan nach ihrer Abendfütterung.

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #404742

    Vielen Dank, liebe Blaustern und liebe @Isa :ciao:

    Die Tochter einer Freundin, die die 4. Klasse besucht, schreibt in der kommenden Woche Klassenarbeiten in drei Fächern, unter anderem in Mathe. Ich habe ihr gestern und heute Nachhilfe gegeben und stehe am Dienstag bei Bedarf noch einmal zur Verfügung.

    Gestern gab es hier ein schweres Unwetter. Wir konnten das Vorbeiziehen der Gewitterwolken straßengenau verfolgen:
    https://www.windy.com/de/-Wetterradar-radar?radar,49.401,8.700,11

    Zum Glück konnten wir die Balkonpflanzen dadurch frühzeitig in Sicherheit bringen.

    Heute habe ich die Seite ebenfalls genutzt und wusste, dass die Gewitterwolken unsere Straße nicht streifen würden, so dass ich die Balkonpflanzen stehen lassen konnte. So konnte ich es mir entspannt auf dem Balkon im Relaxsessel gemütlich machen und bin immer wieder für ein paar Stunden eingeschlafen. :-)

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #404663

    Ich bin jetzt fest entschlossen, die beiden von mir zitierten Artikel von ZEIT Online zum Thema meines nächsten Blogeintrags zu machen.

    Genau das habe ich gemacht:
    https://mowas-notizen.de/blog/

    Wünsche allen noch einen schönen Sonntag :ciao:

    als Antwort auf: Notizen von Mowa – Teil 3 #404450

    So, wir haben heute einen zweiwöchigen Urlaub im August zu dritt im Schwarzwald gebucht :heart:

    Die Vermieter unserer Ferienwohnung, die wir über hunde-urlaub.net gefunden haben, scheinen sehr freundlich zu sein.

    Wir hatten zuvor mittags bei einer anderen Ferienwohnung im Schwarzwald angefragt. Ich habe gesehen, dass etwas später jemand über Google meine Website besucht und unter anderem meinen letzten Blogeintrag gelesen hat. Von den Vermietern kam erst am späten Abend eine Rückmeldung, dass die Ferienwohnung für den angefragten Zeitraum leider nicht mehr verfügbar sei.

    Naja, es kann Zufall sein und die beiden Ereignisse haben nichts miteinander zu tun. Und doch habe ich angenommen, dass sie unsere Anfrage aufgrund meiner psychischen Anfälligkeit abgelehnt haben. Ich war etwas geknickt und machte mir Sorgen, ob es mit der zweiten Ferienwohnung genauso laufen würde. Glücklicherweise war die Kommunikation herzlich und normal, sodass die Buchung schnell geregelt war.

    Erst danach habe ich meinem Mann vom gestrigen Vorfall erzählt, da ich nicht wollte, dass auch er traurig wird und sich Sorgen macht.

    In diesem Chanchan-Video passiert nicht viel, aber zum Zeitvertreib habe ich es trotzdem hochgeladen ;-)

    Quelle: https://www.zeit.de/2025/23/psychatrie-einweisung-gewalt-gefahr-psychische-erkrankung

    Psychiatrie:

    Eine Gefahr für sich oder andere?

    Wie in der Psychiatrie darüber entschieden wird, wer gehen kann und wer bleiben muss. Nach dem Messerangriff in Hamburg: acht Fragen und Antworten zur psychiatrischen Unterbringung
    Psychiatrie: Am Hamburger Bahnhof verletzte eine 39-jährige Frau mit einem Messer 18 Personen

    Am Hamburger Bahnhof verletzte eine 39-jährige Frau mit einem Messer 18 Personen © Mariia Mazaeva/​iStock

    Am vergangenen Freitag verletzte eine 39-jährige Frau mit einem Messer 18 Personen am Hamburger Hauptbahnhof. Die mutmaßliche Täterin war psychisch krank und erst einen Tag zuvor aus einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung entlassen worden. Der Fall berührt Fragen nach dem Umgang mit Menschen, die gegen ihren Willen untergebracht werden, weil sie andere potenziell gefährden könnten – und nach der schwierigen Abwägung zwischen individuellen Rechten und dem Schutz der Allgemeinheit. Die wichtigsten Antworten.

     

    Wie häufig kommt es zu sogenannten Zwangseinweisungen?

    Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2023 rund 690.000 erwachsene Patientinnen und Patienten in einer psychiatrischen Einrichtung versorgt. Man schätzt, dass etwa zwanzig Prozent aller Einweisungen in psychiatrische Kliniken unfreiwillig geschehen, viele davon, weil die Gefahr besteht, dass sich Menschen selbst gefährden. Experten gehen davon aus, dass etwa ein Viertel der Zwangseingewiesenen – offiziell spricht man von Unterbringungen – eine Gefahr für andere darstellt. Demnach handelt es sich um etwa 35.000 Personen in Deutschland. „Aber nur bei den allerwenigsten davon besteht die Gefahr darin, dass sie mit dem Messer auf andere losgehen würden“, sagt Tilman Steinert. Steinert ist der federführende Autor der medizinischen Leitlinie „Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen“, die sich genau mit solchen Fällen befasst. Bis zum vergangenen Jahr war er Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Weissenau, die zur Universität Ulm gehört.

    Welche rechtlichen Voraussetzungen gibt es?

    Grundlage bilden Gesetze der 16 Bundesländer, die sich voneinander unterscheiden, aber in einem Punkt ähneln: Die Gefahr muss „akut und erheblich“ sein, damit jemand gegen seinen Willen untergebracht werden kann, so geben es die Gesetze vor. Das ist eine hohe Hürde – die aber einen guten Grund hat: Der Staat möchte zwar nicht, dass gefährliche, psychisch kranke Menschen frei herumlaufen, er will aber auch die Bürgerrechte schützen – niemand soll aus nichtigen Gründen in eine psychiatrische Klinik eingesperrt werden. Und man müsse eines dabei bedenken, sagt Steinert: Die Unterbringung psychisch kranker Menschen sei „die einzige Möglichkeit der präventiven Gewaltverhinderung durch Freiheitsentzug, die wir in Deutschland haben“. Tatsächlich laufen mehr als 550 polizeibekannte Gefährder frei herum, von denen man annimmt, dass sie sogar Terroranschläge begehen könnten. Die aber kann man nicht einsperren, solange sie nichts getan haben.

    Bei welchen Erkrankungen ist das Risiko besonders groß?

    Werden Menschen gewalttätig, sind häufig akute Psychosen dafür verantwortlich, denen eine Schizophrenie zugrunde liegt. Die Betroffenen leiden dann etwa an Wahnvorstellungen, fühlen sich verfolgt. Auch Suchterkrankungen spielen eine große Rolle. Das größte Risiko aber entstehe aus einer „nicht behandelten Psychose plus Substanzmissbrauch“, sagt Tilman Steinert. „Wobei die gefährlichste der uns bekannten Substanzen der Alkohol ist.“ Egal, was die Ursache für das auffällige Verhalten ist: Die Betroffenen bringt dann meist die Polizei in die Kliniken. Häufig wird auch der sozialpsychiatrische Dienst der Gesundheitsämter eingeschaltet, so wie es wohl im Fall der mutmaßlichen Täterin in Hamburg war.

    Wer entscheidet über die Unterbringung?

    Allein Richterinnen und Richter. Ärztinnen und Ärzte stellen nur ein Zeugnis aus, in dem nicht nur beschrieben sein muss, dass der Patient etwa eine akute Psychose mit Wahnvorstellungen hat, sondern dass diese auch der Grund für das bereits beobachtete gewalttätige Verhalten ist – dass er also zum Beispiel Wahnvorstellungen hat und sich von bestimmten Menschen bedroht fühlt, sich deswegen vielleicht sogar bewaffnet hat oder eine tätliche Auseinandersetzung hatte. In einigen Bundesländern können Patienten auch bis zu 24 Stunden ohne richterlichen Beschluss gegen ihren Willen in einer Klinik aufgenommen werden. Was das Gericht allerdings nicht automatisch mitentscheidet, ist die Behandlung. Die Patienten können sich beispielsweise der Einnahme von Medikamenten verweigern. Eine zwangsweise Behandlung erfordert ein ausführliches Gutachten und eine weitere gerichtliche Entscheidung mit hohen Anforderungen.

    Was ist mit Menschen, die ankündigen, Suizid begehen zu wollen?

    Suizidandrohungen sind häufig, und sie sind einer der möglichen Gründe dafür, dass Patienten zwangsweise eingewiesen werden. Da aber ein Suizid per se nicht verboten ist, wenn Menschen frei verantwortlich handeln, haben sie laut einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020 auch das Recht darauf, sich das Leben zu nehmen – unabhängig von ihren Motiven. Nur weiß man bei jemandem, der mit Suizid droht, häufig erst mal nicht, ob er oder sie tatsächlich frei verantwortlich handelt oder akut psychisch krank ist. Auch Alkohol kann für Suizidgedanken verantwortlich sein. Im Rausch kämen manche Menschen auf die Idee, sich das Leben zu nehmen, und würden nach einem Suizidversuch von Freunden in die Klinik gebracht, erzählt Steinert. Wenn sie dann ausgenüchtert seien, seien auch die Gedanken an einen Suizid sehr häufig verschwunden, und die Patienten fragten sich, wie sie auf die Idee gekommen seien.

    Wie lange dürfen Patienten gegen ihren Willen in einer Klinik festgehalten werden?

    Das hängt vom Bundesland ab. In Baden-Württemberg ordnen die Gerichte vier bis sechs Wochen an, in norddeutschen Bundesländern nur eine Woche. „Das steht aber in keinem Gesetz, sondern ist eine Konvention, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheidet“, sagt Steinert. Läuft die Behandlung nach Plan, wird der Patient nach diesem Zeitraum entlassen. Sehen die Ärzte weiteren Behandlungsbedarf, müssen sie beim Gericht eine Verlängerung beantragen. Auch wenn dann die Gefahr für andere nicht mehr „akut und erheblich“ ist, wie es die Gesetze eigentlich vorgeben, wüssten die Richter bei manchen Patienten, dass die Behandlung deren Zustand „wahrscheinlich noch bessert, wenn die länger bleiben“, sagt Steinert. Die Patienten haben allerdings ein Beschwerderecht: „Sie müssen bloß auf einen Zettel schreiben: ›Ich bin nicht einverstanden‹“, sagt Steinert, „dann muss sich die nächsthöhere Instanz damit befassen.“

    Wie effektiv ist eine Behandlung?

    Eine Therapie reduziert ganz erheblich das Risiko, eine Gewalttat zu begehen, das ist wissenschaftlicher Konsens. Menschen, die gut behandelt zu Hause leben, vielleicht sogar berufstätig sind, haben kein erhöhtes Gewaltrisiko. Deswegen ist es auch entscheidend, in welches Umfeld jemand entlassen wird. Eine betreute psychiatrische Wohneinrichtung ist sehr viel weniger riskant als eine Obdachlosenunterkunft. Allerdings kann man Menschen keine Behandlungsauflage machen, wenn sie entlassen werden, auch nicht solchen, die wegen Fremdgefährdung gerichtlich untergebracht worden sind. „Selbst wenn man weiß, dass sie die Medikamente sofort absetzen, dürfen sie das tun“, sagt Steinert. Ob hier weitere gesetzliche Regelungen hilfreich seien, werde derzeit diskutiert.

    Wie können sich die Ärzte sicher sein, dass ein Patient niemanden gefährdet?

    Das können sie nicht. „Wir Psychiater können nicht ins Gehirn der Patienten schauen. Selbstverständlich irren wir uns auch mal.“ So drückt Tilman Steinert es aus. Seltene Ereignisse vorherzusagen, sei sehr schwierig. Es komme auch äußerst selten dazu, dass die Patienten anderen tatsächlich schwere Gewalt antun. Besonders schwierig wird es, wenn die Ärzte die Krankengeschichte nicht kennen. Wenn eine Patientin etwa an verschiedenen Orten auffällig, sogar gewalttätig geworden ist, wie es wohl bei der mutmaßlichen Täterin in Hamburg der Fall war, dann wissen die behandelnden Psychiater wie auch die Ordnungsämter und Gerichte womöglich nichts davon. Diese Daten werden nicht ausgetauscht. Dann haben sie beispielsweise eine Patientin vor sich, die wegen Selbstmordgedanken eingeliefert wurde. Nach ein paar Tagen steht sie nicht mehr unter Drogeneinfluss und versichert, sich nicht mehr umbringen zu wollen. Von ihrer Vorgeschichte erzählt sie nichts. „Ich habe in meinem Berufsleben sehr viele Patienten aufgenommen, und niemand hat mir dabei je gesagt, dass er schon mal eine Straftat verübt hat und im Gefängnis war“, erklärt Steinert. Ohne Kenntnis der Vorgeschichte müsse man solche Patienten entlassen. Im Übrigen sei noch etwas wichtig für die Risikoabschätzung: das Geschlecht. Frauen gingen normalerweise nicht mit dem Messer auf andere Menschen los, sagt Tilman Steinert. „Ob mit oder ohne Psychose: Es sind nahezu ausschließlich Männer, die schwere Gewalttaten wie Amoktaten oder Terrordelikte begehen.“
    • Diese Antwort wurde vor 6 Monate, 3 Wochen von Mowa geändert.
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