Gewalt- und Straftaten von Menschen mit Schizophreniediagnose

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  • #200056

    Es gibt ja bereits mehrere Threads zum Thema “schizophrene Straftäter” im Forum, zuletzt
    https://schizophrenie-online.com/forums/Thema/gefahr-straftat-zu-begehen-forensik/

    und etwas älter
    https://schizophrenie-online.com/forums/Thema/schizophren-und-straftaeter/

    usw.

    Hier in diesem Thread zum Unterforum “Forschung” können wir versuchen, die wissenschaftlichen Quellen der Zeitungsartikel usw. zu identifizieren und herauszufinden, was der Stand der heutigen Forschung zum Thema ist.

    #200057

    Wenn ich nach Autoren suche, die als Thema ihrer Veröffentlichungen am meisten die Begriffe “schizophren*” und “crim*” angegeben haben, dann stechen einige Wissenschaftler heraus, z.B.

    Prof. Sheilagh Hodgins von King’s College London
    Schneller Google-Treffer z.B. https://www.springermedizin.de/schizophrenie-und-gewalt/8064792

    Prof. Seena Fazel von University of Oxford
    Schneller Google-Treffer z.B. https://www.deutschlandfunk.de/opfer-und-taeter-schizophrenie-kranke-leben-gefaehrlicher-100.html

    Vorhin habe ich kurz versucht zum Thema zu recherchieren und bin erstmal erschrocken. Bevor ich hier im Thread auf wissenschaftliche Studien eingehe, möchte ich sie besser verstehen.

    #200097

    Na gefällt dir das Thema? Fühlst du dich von Gewalt angezogen?

    #200099
    Anonym

      @mowa den 2ten Artikel kannte ich schon.  Ich finde 90%unbescholten eine gute quote.

      LgDoris

      #200108
      Anonym
        #200109
        Anonym
          #200110
          Anonym

            In beiden Artikeln die ich gepostet habe scheint es doch da zu sein,aber oftmals ist die Gewalt gegen sich selbst gerichtet.

             

            #200117
            Anonym
              #200132

              ich hatte das Gefühl dass Haldol innere Aggressionen auslöst. Aber kann auch am Moment gelegen haben.


              alles was man in die Psychose an Energie reinsteckt bekommt man zurück – Alter Spruch von Psychotikern.

              Keep it simple and stupid (Halte es einfach und dumm).

              #200159

              Hallo zusammen,

              wenn Dir Interessiert das Thema nahegeht, dann müsstest Du ja nicht in den Thread schauen.

              Ich habe angefangen, zuerst die beiden Veröffentlichungen von Prof. Jim van Os zum Thema zu lesen, die ich soweit gefunden habe. Bei ihm habe ich ein größeres Vertrauen als bei den o.g. Wissenschaftlern, von denen ich bis jetzt nichts gehört habe, weil ich mich noch nicht mit dem Thema beschäftigt habe.

              Wenn ich schon mal gehört habe, dass Menschen mit Schizophrenie-Diagnose nicht gewalttätiger oder straffälliger seien als die Allgemeinbevölkerung(?), was wird damit gemeint? Auf welche wissenschafltichen Studien beruhen solche Aussagen?

              Darauf möchte ich später, vielleicht heute noch, eingehen.

              Danke Floeckchen für die Verlinkungen zu den Webseiten. Vielleicht kann ich sie mir bald anschauen und noch etwas dazu schreiben.

              LG,
              Mowa

              #200160

              Wenn du erkrankte in den Schmutz ziehen willst ist mir das nicht egal. Es gibt fast keine gesunden Menschen, Punkt aus.

              #200161

              Also, ich sehe einen Unterschied zwischen “Erkrankte in den Schmutz ziehen”, so wie Du @Interessiert meine Absicht für diesen Thread verstanden hast,

              … und was meine tatsächliche Absicht ist, nämlich die Situation für Menschen mit Schizophrenie-Diagnose möglichst sachlich und wissenschaftich verstehen wollen.

              Das Threadthema “Gewalt- und Straftaten” ist ja nur eines von vielen, was mich in dieser Hinsicht interessiert, wie Du es im neuen Unterforum “Forschung” vermutlich auch schon gesehen hast.

              #200168

              Hier ist einer der o.g. (Open Access) Artikel von Prof. van Os.

              Aggressive Behavior, Hostility, and Associated Care Needs in Patients With Psychotic Disorders: A 6-Year Follow-Up Study
              Faay, Margo D. M., van Os, Jim. and the Genetic Risk and Outcome of Psychosis (GROUP) Investigators

              Journal: FRONTIERS IN PSYCHIATRY
              Volume: 10
              Article Number: 934
              Published: JAN 8 2020
              DOI: 10.3389/fpsyt.2019.00934

              Abstract, mit DeepL übersetzt:

              Hintergrund: Feindseligkeit und aggressives Verhalten bei Patienten mit psychotischen Störungen stehen in Zusammenhang mit demografischen und klinischen Risikofaktoren sowie mit Widrigkeiten in der Kindheit und Vernachlässigung. Der Betreuungsbedarf ist ein wesentliches Konzept in der klinischen Praxis; der Betreuungsbedarf im Bereich der Sicherheit für andere spiegelt das tatsächliche Problem des Patienten wider. Feindseligkeit, aggressives Verhalten und der damit verbundene Betreuungsbedarf werden jedoch häufig erst im Nachhinein untersucht.

              Methode: In einer Stichprobe von 1.119 Patienten mit nicht-affektiven psychotischen Störungen, die über einen Zeitraum von 6 Jahren dreimal befragt wurden, berechneten wir die Inzidenz von Feindseligkeit, selbstberichteter Misshandlung anderer und Betreuungsbedarf im Zusammenhang mit der Sicherheit für andere Personen (Sicherheit für andere). Mit Hilfe einer Regressionsanalyse wurde der Zusammenhang zwischen diesen Ergebnissen und den Risikofaktoren untersucht. Anhand des der Bevölkerung zurechenbaren Anteils (Population attributable fraction, PAF) wurde der Anteil des Ergebnisses berechnet, der potenziell verhindert werden könnte, wenn frühere Ausprägungen des negativen Verhaltens beseitigt würden.

              Ergebnisse: Die jährliche Inzidenz von Feindseligkeit lag bei 2,8 %, für Sicherheit gegenüber anderen bei 0,8 % und für Misshandlung bei 1,8 %. Sicherheit gegenüber anderen wurde mit früherer Feindseligkeit in Verbindung gebracht und umgekehrt, aber unter der Annahme der Kausalität waren nur 18 % des Bedarfs an Sicherheit gegenüber anderen auf frühere Feindseligkeit zurückzuführen, während 26 % auf Impulsivität zurückzuführen waren. Feindseligkeit, Misshandlung und das Sicherheitsbedürfnis gegenüber anderen waren alle mit der Anzahl der unerfüllten Bedürfnisse, Suizidgedanken und dem männlichen Geschlecht verbunden. Feindseligkeit und Misshandlung, nicht aber die Sicherheit gegenüber anderen, waren mit ungünstigen Kindheitserfahrungen verbunden. Weder Sicherheit gegenüber anderen noch Misshandlung oder Feindseligkeit waren mit prämorbiden Anpassungsproblemen assoziiert.

              Schlussfolgerung: Die Häufigkeit von Feindseligkeit, selbstberichteten aggressiven Verhaltensweisen und damit verbundenem Betreuungsbedarf ist gering und steht in Zusammenhang mit ungünstigen Kindheitserfahrungen. Bekannte Risikofaktoren für die Prävalenz gelten auch für die Inzidenz und den Betreuungsbedarf im Zusammenhang mit der Sicherheit für andere Personen. Klinische Symptome können auch Jahre später noch auf aggressives Verhalten hinweisen, so dass Kliniker eine gewisse Chance haben, zukünftige Vorfälle zu verhindern.

              Weil die Einleitung gut und verständlich geschrieben ist, möchte ich sie hier auch komplett widergeben. Übersetzt mit DeepL:

              EINLEITUNG

              Die meisten Patienten mit einer Psychose sind nicht gewalttätig, doch besteht im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko (1). Aggressives und feindseliges Verhalten bei Psychosepatienten hat erhebliche Auswirkungen auf die Familien der Patienten, das Gesundheitspersonal und die Gesellschaft im Allgemeinen, vor allem aber auf die Patienten. Feindseliges Verhalten kann die Lebensqualität beeinträchtigen und wurde mit einer schlechteren sozialen Funktionsfähigkeit in Verbindung gebracht (2). Es wurde über mehrere demografische und klinische Risikofaktoren berichtet, wie z. B. männliches Geschlecht, sozioökonomische Benachteiligung, Cannabiskonsum, Suizidalität und klinische Symptome wie Impulsivität und Erregung (3-8), obwohl es einige Unterschiede zwischen diesen Studien bestehen.

              Zusätzlich zu den demografischen und klinischen Risikofaktoren können auch Faktoren in der Kindheit das Risiko für aggressives und feindseliges Verhalten im Erwachsenenalter erhöhen. Körperliche und sexuelle Gewalt in der Kindheit wurde signifikant mit späterer Gewalt bei Patienten mit psychotischen Störungen in Verbindung gebracht (4, 9, 10). Aspekte der prämorbiden sozialen Anpassung, wie z. B. Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen während der Entwicklungsphasen in der Kindheit und Jugend, könnten ebenfalls das Risiko für späteres gewalttätiges Verhalten bei Patienten mit der Diagnose können ebenfalls erhöhen (11). Erkenntnisse über frühe Risikofaktoren können nicht nur zur Identifizierung von Risikopatienten beitragen, sondern auch zur Klärung der Wege, die zu Gewalt führen, und damit den Weg zur Behandlung ebnen (12).

              Während die meisten Studien Gewalt oder aggressive Vorfälle als Ergebnis zur Bestimmung von Risikofaktoren heranziehen, spiegeln diese Vorfallsraten allein möglicherweise nicht das tatsächliche Problem wider. Das Konzept des Betreuungsbedarfs sollte zusätzlich zu den Ergebnissen der Vorfälle berücksichtigt werden. Betreuungsbedürfnisse im Bereich der Sicherheit für andere sind in der klinischen Praxis sowohl für den Patienten als auch für das Klinikpersonal von wesentlicher Bedeutung. Anhand des Betreuungsbedarfs können die Patienten die Auswirkungen auf ihr tägliches Leben und den Betreuungsbedarf, den sie zur Bewältigung dieser Probleme benötigen, verdeutlichen. Für den Kliniker ermöglicht der Einblick in diese Bedürfnisse ein Risikomanagement im Bereich der Sicherheit. Über den Zusammenhang mit anderen Indikatoren für aggressives Verhalten und darüber, ob die festgestellten Risikofaktoren für Gewalt oder aggressive Vorfälle auch für den Betreuungsbedarf im Bereich der Sicherheit für andere gelten, ist wenig bekannt.

              In vielen Studien wurden Risikofaktoren und Raten für aggressives Verhalten bei Patienten mit psychotischen Störungen in Querschnittsanalysen oder rückblickend ermittelt. Prospektive Daten können aufschlussreicher für die Inzidenz, die Kausalität und den prädiktiven Wert von Risikofaktoren sein. Diese Daten können somit bei der Behandlung von feindseligem und aggressivem Verhalten helfen. In diesem Beitrag berichten wir über die Analysen von Gewalt, Feindseligkeit und dem damit verbundenen Betreuungsbedarf im Rahmen der Genetic Risk and Outcome of Psychosis (GROUP)-Studie, einer naturalistischen, multizentrischen, sechsjährigen prospektiven Kohortenstudie bei einer Stichprobe von Patienten mit nicht affektiven psychotischen Störungen. Ziel war es, die Inzidenz, Persistenz, Risikofaktoren und den zurechenbaren Anteil für Feindseligkeit, selbstberichtete aggressive Verhaltensweisen und den damit verbundenen Betreuungsbedarf in einer Population von Patienten mit Psychosen zu analysieren.

              #200169

              Manmuss leider alle Menschen bei der Studie heranziehen, alle krank. Lol

              #200203

              Steht doch da.

              Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung besteht ein erhöhtes Risiko.


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