Gewalt- und Straftaten von Menschen mit Schizophreniediagnose

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  • #200261

    hallo,

    schwer, Es bedarf bestimmt einiges an Potential, etwas zu Tun oder zu Lassen, etwas eben.

    Bis jetzt, En Vogue, mag es so sein, das vieles als Streß, als Information aus einer reduzierten Streßbewältigung, Coping, resultierend gut aus den Kindheitserfahrungen.

    Hier in der Gegend wird eine der größten Forensiken, deutschlandweit gebaut.

    Ich dachte schon, das wäre die Energie für Planet Neun, den die Astrophysiker nicht finden können ;)

    Forschung und das seit hundert, hundertfünfzig Jahren wird geschöpft aus der Philosophie, entgegen der Philosophie, eben das wäre zu bestreiten, aber ist der Bestreitung eigentlich, unangemessen. Jep, gemessen wird Da, viele Probanden, gleiches Zeug, gleicher Fragebogen und eben diese eine Sachen: Geteilte Gewalterfahrungen.

    In der Gesellschaft wird so etwas ja nicht direkt mit Schizophrenie in Verbindung gebracht, die Oberhäuptlinge wie Hitler oder Stalin etwa, ja die müssen Schizo gewesen sein. Wenn ich mich dahin finden könnte, das grausamste Wesen unter Gottes Himmel zu sein, sein zu .. Why Not!

    Nur beweisen kann es mir niemand oder es bedarf einiges an Forschung, die begleitend doch die Wissenschaftstheorie an der Seite hat, sie gebraucht, weil die einzelnen Gebiete, Forschungsgebiete ja doch irgendwie und nicht nur gedacht, ihr Manko finden in der Frage, wie und was sie sollen und dürfen..

    Ich weiß bis jetzt nicht, was Streß sein mag oder welche Fühlungen sich hinter Coping oder Resilienz und und .. Etwas als Größenwahn und Schuldwahn hinzustellen, Es zu betiteln umgeht eben die Grandiosität und die verfluchte Scheiße an Schuld, die Ich am Stecken mir Gedenke, Da wird Es schwer, wenn Erwacht wird aus den Diagnosen und Neuroleptika Trips..

    Morgen finde ich vielleicht klarere Gedanken zur Forschung und der Gewalt darin..

    Sollte etwa Van Gogh lieber auf dem Feld geholfen und die Ernte eingeholt haben oder wusste Er Seiner Gewaltung Form und Farbe zu sein..

    LG

     

    #200279

    Hallo kadaj,

    danke auch Dir für Deinen Beitrag & willkommen zurück ins Forum :bye:

    Schlimm, dass Hitler, Stalin, Hirohito, Mussolini, usw. usf. bei “gutem” Bewusstsein und ohne akute Psychosen so wahnsinnig und so wahnsinnig grausam sein konnten und dabei Kultfiguren für ganze Generationen waren.

    Ich denke, es gibt wie immer sowohl Vor- als auch Nachteile, in der Forschung im Allgemeinen und in der psychiatrischen Forschung im Besonderen.

    Es ist wichtig, dass wir zuerst alles in Frage stellen können, und genauso wichtig zu versuchen, das Gute und Positive zu erkennen und zu fördern – das denke ich :-)

    Da wird Es schwer, wenn Erwacht wird aus den Diagnosen und Neuroleptika Trips..

    Wenn es Menschen mit Psychoseerfahrung gibt, die nicht erwachen wollen aus diesen Trips, dann wäre das – möglicherweise – nicht unverständlich.

    Dann gibt es sicher auch Menschen, die keine Psychoseerfahrung haben und es nicht wollen, dass Menschen mit Psychoseerfahrung aus ihren Diagnose- und Neuroleptika-Trips erwachen.

    Ich finde, dass wir als Mitglieder einer Gesellschaft aufeinander zugehen (und uns nicht voneinander abschotten) sollten, sowohl als Betroffene als auch als Nichtbetroffene.

    Hier kann ich mich zuerst fragen, was überhaupt das Problem ist. Wissenschaft und Forschung können helfen, mögliche Antworten zu finden und mir weitere Fragen zu stellen.

    Es ist bestimmt so, dass die Philosophie allen Wissenschafts- und Forschungszweigen zugrundeliegt, früher und heute. Das wird mir klar, wenn ich an die Menschheitsgeschichte denke, auch im Sinne von der Eingrenzung und von der Abgrenzung von der Theologie und den Religionen.

    LG,
    Mowa

    #200290

    Polizeieinsätze in Verbindung mit psychisch kranken Menschen
    Thomas Feltes, Michael Alex
    Erscheint 2021 im “Handbuch Einsatztraining: Professionelles Konfliktmanagement für Polizist*innen“.
    Hrsg. von Mario S. Staller und Swen Körner, Springer-Verlag

    (…) Das Risiko, eine Gewalttat zu begehen, ist bei Schizophrenie-Betroffenen ebenso hoch wie das Risiko, sich selbst zu töten. Das Risiko soll in den letzten Jahren sogar angestiegen sein. Die Krankheit kann mit Wahnvorstellungen einhergehen, die Betroffenen fühlen sich dann von anderen bedroht und greifen an, um sich selbst zu schützen. Es ist aber immer noch so, dass die meisten Menschen mit einer Schizophrenie nie gewalttätig werden. Wenn zehn Prozent aller schizophrenen Männer gewalttätig werden, dann heißt das auch: 90 Prozent werden es nicht. Die generelle Aussage, dass psychisch gestörte oder
    erkrankte Menschen ein erhöhtes Risiko für Kriminalität und besonders aggressives Verhalten aufweisen, trifft neueren Erkenntnissen zufolge nicht zu (Meltzer 2015). Hermanutz/Hamann (2012, S. 237 f.) weisen darauf hin, dass es sich bei Taten von psychisch Kranken vorwiegend um Kleinkriminalität geht, dass an Schizophrenie Erkrankte gut behandelt werden können und diese Behandlung wirksamen Schutz gegen Gewalttätigkeit bietet. Zudem spielen eine Vielzahl anderer Variablen (Verfügbarkeit von Waffen, Substanzmissbrauch, aggressives Umfeld) eine wichtig(er)e Rolle. (…)

    Literatur:
    (…)
    Hermanutz, M., Hamann, S. (2012): Psychische Störungen. In: Schmalz/Hermanutz (Hrsg.): Moderne Polizeipsychologie in Schlüsselbegriffen, 3. Auflage, Stuttgart
    (…)
    Meltzer, S. (2015): Die Gefahr aus dem „Nichts”. Der Umgang mit „auffälligen” oder „instabilen” Personen im polizeilichen Einsatz. In: Deutsche Polizei 1, S. 4 ff.
    (…)

    Quelle: https://www.thomasfeltes.de/images/Feltes_Alex_Psychisch_Gesto%CC%88rte_02052020_ohne_marks.pdf

    #200325

    Die Webseite von Herrn Feltes ist intressant.

    Hier ein Vortrag von 2012, d.h. 10 Jahre alt:
    https://www.thomasfeltes.de/pdf/vortraege/2012_Feltes_Vortrag_Eickelborn_short.pdf

    Wer gefährlich ist, muss weg.
    Wer hilft beim Unterbringen oder Verwahren angeblich gefährlicher Straftäter?
    Vortrag auf der 27. Eickelborner Fachtagung zu Fragen der forensischen Psychiatrie
    07. bis 09. März 2012 in Lippstadt
    Professor Dr. Thomas Feltes M.A.
    Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft
    Juristische Fakultät

    #200349

    Hi @Mowa,

    schön wieder hier zu sein :)

    Von Grund her bedarf Es wohl einer Entscheidung, wie und was ich unter Mensch-Sein verstehe und woraus sich die Strafe, das Maß dafür herleiten lassen, sind doch für bestimmte Delikte wie in dem Vortrag oben, bestimmte Zeiten festgelegt, um die Schuld zu büßen.

    Hilft es abstrakt der “Gesellschaft” jemanden in eine Forensik, hinter Gitter zu verfrachten oder sollte nicht doch lieber gevierteilt werden oder andere Piff-Paff-Methoden, die letztlich den anderen zur Abschreckung gelten.

    Sehen lässt sich das von den grausigen Geschichten beim Zölibat und der katholischen Kirche, die sich erhofft, wenn das Zölibat gelockert wird, so würden die Leiden(schaffen) entfesselt gefesselt und abgesichert für die Zukunft.

    Oder dem Konsum von Rauschhaltigem: Darf ich oder darf ich Nicht! Ob nun Marijuana oder Koks, was hilft besser oder besser gesagt, was ist der “Gesellschaft” hilfreicher, um was ja..

    Vom Zölibat, zu dem sich entschieden wird, geht ein von Alters her Moralisches Gebot einher das schlicht mit den heutigen Auffassungen von der Sexualität kollidiert, aber welche Wahrheit besteht darin und daran, wenn etwa beim Großen Streit um Sex/Gender, dem biologischen/sozialen Geschlecht unter-und-entschieden wird, bis hin das ich Divers sein darf..

    und das dann bis dahin, dass Manches zu sagen, zu tun, ja selbst strafbar sein kann.. sind aber manche Handlungen in sich strafvoll? oder werden sie es erst in der gesellschaftlichen wechselseitigen Wahrnehmung, die wir alle teilen; Da entstehen die Stigmen, jemand wird So und nicht anders wahrgenommen und letztlich bin ich ja nicht nur Gedachtem geschuldet, sondern unterliege hier-wie-überall einer kategorisierten Wahrnehmung, so daß ich aufgrund einer Diagnose zu einem Gutachter gehen kann und allein aus diesem Tatbestand, verrentet werde oder nicht.

    und das ist seit Anfang an bei diesem Bemessen und Beurteilen die Crux, Da Niemand im Stande sein mag, meinen Bewusstseinsstrom zu teilen, aber jedem anhand einer Diagnose die Schwere einer Erkrankung zumindest annähernd deuten kann.

    Und dann tauchen die ewigen Fragen und Antworten auf:

    Sperren wir weg?

    Geben wir dauerhaft Medikamente?

    Was gibt s an Fürsorgeleistungen?

    …und noch viele andere spannende Fragen, die ich mir dann ständigst Selbst zu stellen habe oder auch nicht, daß landläufig Gewissen genannt wird..

    Klar wird dabei, wie Du @Mowa schreibt, Aufeinander-Zu-Gehen, hilft manchmal, aber kann auch ein Stolperstein sein, weil manche Inhalte lassen sich nicht vermitteln, Sagen oder Schreiben..

    LG und gutes Wochenende

    kadidadaj

    #200350

    Man sieht derzeit wer wirklich gefährlich ist, Politiker.

    #200411

    Guten Morgen zusammen,

    und vielen Dank Floeckchen für Deine Recherche, jetzt hatte ich etwas Zeit die 3 Quellen von Dir schnell querzulesen:

    (Link zum Quarks-Artikel s.o.)

    (Link zum Artikel von “Der Standard” s.o.)

    (Link zur Webseite von Prof. Volker Faust s.o.)

    Der Quarks-Artikel von 2021 wurde ja bereits im Thread zum Thema “frühzeitiger Tod von Menschen mit Schizophreniediagnose” verlinkt. Auch hinsichtlich des Themas “Gewalt- und Straftaten von Menschen mit Schizophreniediagnose” halte ich ihn für einen gelungenen Artikel.

    Die zweite Quelle von „Quarks“ finde ich schon viel besser. Der WDR scheint recherchiert zu haben, nicht wie die obige dubiose Pharmafirma! Ich habe gesehen, unter den Referenzen sind auch zwei Veröffentlichungen von Prof. Rüsch, das finde ich auch gut B-)

    Beim Artikel von “Der Standard” von 2019 habe ich gedacht: “Wie typisch!”. Und habe mich gefragt, was für eine Zeitung die österreichische Tageszeitung “Der Standard” ist. Als ich in der Wikipedia gelesen habe, dass der Axel Springer Verlag deren Neugründung in 1988 50% finanziert hat, habe ich mich in meinem ersten Eindruck bestätigt gefühlt, dass dieser Artikel stimmungsmachend und nicht differenziert ist, etwa so:

    Ja, Schizophrene sind gefährlich. Aber weil es kaum Schizophrene in der Bevölkerung gibt, hat ihre Gefährlichkeit keine Alltagsrelevanz. Schizophrenie ist medikamentös gut behandelbar. Rückfälle sind unbedingt zu vermeiden.

    In diesem kurzen Artikel gibt es auch keine Literaturangaben. Genannt werden lediglich die Namen zweier Psychiater. Also ich finde diesen Artikel nicht gut – und doch typisch.

    Beim Artikel von Prof. Volker Faust, da weiß ich nicht, wie alt er ist. In der Literaturangabe sind Quellen, die zwischen 1956 und 2000 veröffentlicht wurden, keine neueren. Herr Faust selbst ist über 80 Jahre alt, und ich finde seine Seite sehr informativ und sehr gut verfasst, und doch ist hält er die Rückfallprävention von “Schizophrenen” durch Psychiater für zwingend.

    Diese Meinung von Herrn Faust wirkt auf mich als Schizophrenie-Betroffene MIT Niedrigstdosierung Neuroleptika UND hoher Lebensqualität UND sicher auch sekundärer Therapieresistenz aus der Sicht meiner Kliniksärzte – eher verstaubt.

    Seine Schlussfolgerung (Quelle s.o.):

    Schlussfolgerung

    Die in der Bevölkerung verbreitete Ansicht über eine erhöhte Neigung seelisch Kranker zu Gewalttaten generell erweist sich also als letztlich zutreffend – entgegen mancher Beteuerungen. Dies gilt insbesondere für Patienten mit einer schizophrenen Erkrankung. Allerdings ist das statistische Risiko insgesamt gering. Es entspricht etwa dem von anderen Risikogruppen in der Allgemeinbevölkerung, z. B. der Altersgruppe der jungen Männer. Für die USA wurde errechnet, dass die Summe der Kriminalität um gerade 3 % sinken würde, sollte es gelingen schizophrene Psychosen vollständig zu verhüten bzw. zu heilen.

    Doch ist die Behandlung solcher Patienten auf jeden Fall sinnvoll, ja zwingend, und nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen und die Allgemeinheit. Und vor allem auch „kriminal-präventiv“. Umgekehrt sollte man aber auch nicht vergessen, welche Gefahren von diesen Patienten gerade nicht ausgehen: Weit weniger als die statistische Durchschnittsbevölkerung neigen sie z. B. zu sexuellen Gewalttaten oder jedweder Form der organisierten Kriminalität. Das ist zwar kein Trost oder Freibrief, sollte aber den Unterschied zwischen nüchtern kalkulierenden seelisch gesunden Kriminellen und jenen Patienten klar machen, die von einer schweren Krankheit gleichsam willentlich unterjocht werden.

    Für die Anwohner in der Nähe psychiatrischer Kliniken oder entsprechender Wohnheime für psychisch Kranke bedeutet dies vor allem eines: Sie begegnen mit erheblicher Wahrscheinlichkeit nur adäquat behandelten psychisch Kranken, von denen ohnehin nur ein sehr geringes Gewalttatenrisiko ausgeht. Und wenn es doch dazu käme, wird es sich höchstwahrscheinlich nur um relativ ungefährliche und unvorbereitete körperliche Attacken handeln, die sich kaum nahezu Unbekannte und noch unwahrscheinlicher gegen deren Kinder richten, geben die Experten zu bedenken.

    Die statistische Wahrscheinlichkeit, von dem gesunden 20-jährigen Sohn eines Nachbarn angegriffen zu werden, ist vermutlich größer. Die Furcht in manchen Gegenden unserer Großstädte nachts alleine unterwegs zu sein, ist insbesondere für Frauen durchaus berechtigt. Die Angst, dabei Opfer eines in
    einem Hauseingang lauernden psychisch Kranken zu werden, ist dagegen weniger begründet. Solche Verhaltensweisen und Angriffstaktiken gehören gerade nicht zum Verhaltensrepertoire psychisch Kranker, vor allem schizophrener Menschen (nach Steinert, 2001).

    Ein Problem eigener Art ist allerdings die bereits erwähnte Kombination von Schizophrenie, Alkohol- und Rauschdrogenmissbrauch. Da beide Suchtformen vor allem zu Beginn und später auch im weiteren Verlauf oft erst einmal als verzweifelte, wenn auch völlig ungeeignete, ja schließlich katastrophale
    Selbst-Behandlungsversuche eingesetzt werden, um verschiedene Symptome einer bis dahin unerkannten seelischen Krankheit (z. B. Schizophrenie) zu mildern, wird eines umso deutlicher:

    Nichts ist gerade hier so wichtig wie entsprechende Informationen und damit Wissen, Kenntnis und schließlich die Erkenntnis, um was es sich handeln und was man dagegen tun kann bzw. muss: Vor allem endlichen seinen Hausarzt und später einen Facharzt, also Psychiater oder Nervenarzt aufsuchen, seine Therapie-Empfehlungen übernehmen und diese auch durchhalten. Dann gehen die Risiken selbst einer mit erhöhter Aggressivität belasteten seelischen Störung auf jenes Niveau zurück, das auch die Allgemeinbevölkerung aufweist, die gesund bleiben durfte.

    Der Tenor in der ärztlichen Literatur scheint bis heute zu sein: “Schizophrenie-Patienten mit Neuroleptika behandeln, dann stellen sie keine Gefahr für die Familienangehörigen, für die Allgemeinheit und für sich selbst dar”. Und was eine Neuroleptika-Behandlung ist, steht in der

    S3-Leitlinie zur Behandlung der Schizophrenie

    Mein Eindruck ist, dass die Debatte um Niedrig- und Niedrigstdosierung und die Lebensqualität der Schizophreniepatienten erst in den letzten 10(?) Jahren mehr Anklang findet. Z.B. ist der unten zitierte Artikel von Prof. Volker Aderhold auch von 2010:

    Herrn Volkmar Aderhold zitieren, den ich bis jetzt gar nicht gelesen habe aber im Zusammenhang mit NL-Niedrigstdosis usw. immer wieder von Google empfohlen wird

    Mein persönlicher Tenor hier ist weiterhin, dass es viel zu tun gibt in der (Sozial-) Psychiatrie, damit es den Menschen mit Schizophreniediagnose besser geht, und dadurch hoffentlich auch ihren Familienangehörigen und der Allgemeinheit.

    Aggressionen kommen nicht von ungefähr, meiner Überzeugung nach. Wenn wir sie nur medikamentös unterdrücken, dann ist die Ursache nicht geheilt, im Gegenteil. Der innere Konflikt kann verschärft werden, wenn sie durch Reduzierung oder Absetzen der Psychopharmaka vorübergehend wieder klarer denken und fühlen können.

    Dass diese Menschen dann ohne NICHTmedikamentöse Therapie und weitere NICHTmedikamentöse unterstützende Maßnahmen wieder und wieder psychotisch werden und möglicherweise auch gewaltbereiter, das würde mich dann auch nicht mehr wundern :unsure:

    LG,
    Mowa

    • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 2 Monate von Mowa.
    #200421

    Aggressionen kommen nicht von ungefähr, meiner Überzeugung nach. Wenn wir sie nur medikamentös unterdrücken, dann ist die Ursache nicht geheilt, im Gegenteil. Der innere Konflikt kann verschärft werden, wenn sie durch Reduzierung oder Absetzen der Psychopharmaka vorübergehend wieder klarer denken und fühlen können.

    Da stimme  ich dir voll zu, nur, viele betroffene wollen sich nicht behandeln lassen, zeigen kein Krankheitseinsehen oder wollen sich einfach nur “zudröhnen”, weil sie meinen so besser klar zu kommen.
    Da ist “nur” Medikamente schlucken oft die einzige Option.

    Dieses “Wir müssen den Leuten nur ganz viel Zeit zur Genesung geben und diese Zeit mit ganz viel Verständnis und Liebe füllen, damit es allen  Menschen mit Schizophreniediagnose besser geht” hört sich toll an, wird aber bei nicht wenigen schlicht und einfach nicht funktionieren.

    #200431

    Dieses „Wir müssen den Leuten nur ganz viel Zeit zur Genesung geben und diese Zeit mit ganz viel Verständnis und Liebe füllen, damit es allen Menschen mit Schizophreniediagnose besser geht“ hört sich toll an, wird aber bei nicht wenigen schlicht und einfach nicht funktionieren.

    Das habe ich auch nirgends im Forum geschrieben, glaube ich PlanB.

    Ich weiß nicht, ob es *allen* Menschen mit Schizophreniediagnose besser gehen würde, wenn sie nur lange genug Open Dialogue z.B. machen würden. Vielleicht schon…! Aber das Problem ist ja, dass ein solches Unternehmen schon technisch (und sicher auch politisch) scheitern wird, weil unser Gesundheitssystem die nötigen Ressourcen nicht hergibt.

    Dann macht es ganz bestimmt einen Riesenunterschied, ob die Betroffenen “nur” eine Schizophreniediagnose haben oder auch traumatisiert, suchtkrank, usw. sind.

    Was ich gut fände, wäre eine stärkere Augenhöhe zwischen dem Arzt und dem Schizophreniepatienten, und zwar das für *alle*, tatsächlich ja. Dass sie möglichst gemeinsam entscheiden, welche medikamentöse Therapie dem Betroffenen individuell gesund und stabil hält.

    Mein Eindruck ist nämlich der, dass Psychiater die medikamentöse Therapie mehrheitlich nicht dem individuellen Bedarf und dem Bedürfnis des Patienten anpassen sondern einseitig und eher stur nach der S3-Leitlinie zur Behanldung der Schizophrenie anordnen. Das trifft zumindest auf alle meinen früheren Psychiater zu (edit: d.h. im besten Fall!!) , bis auf Dr. H., der mich seit 2017 begleitet.

    • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 2 Monate von Mowa.
    #200535

    Zitat von Prof. Christoph Correll (Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Charité) im o.g. Artikel von “Der Standard”:

    Es gelte, Rückfälle in psychotische Phasen unbedingt zu verhindern – denn das Gehirn lerne nicht nur Fertigkeiten, etwa “Ski zu fahren”, sondern es “erlerne” auch Psychosen: Je mehr Rückfälle der Patient erleide, desto schneller entwickle er eine weitere psychotische Episode und desto schwerer komme er wieder heraus.

    Das kann ich auch nicht so stehen lassen.

    Das Gerhirn lernt meiner Erfahrung nach auch, Psychosen früh zu erkennen und dagegen zu steuern. Das konnte ich erst nach 2-maligen Rückfällen erlernen, nicht früher. Meinem Mann geht es ähnlich. Er hatte 3 Rückfälle mit Klinikaufenthalt und 2 Rückfälle ohne Klinikaufenthalt und hat es auf die harte Tour sich selbst beigebracht, den Wahn zu erkennen und innerlich dagegen zu steuern.

    Die Behandlung von Schizophreniepatienten nach Schema F nimmt jedem Betroffenen die Gelegenheit, Psychosen zu ent-lernen.

    Daher werde ich mich dafür einsetzen, dass es nicht nur eine stärkere Augenhöhe zwischen dem Arzt und dem Schizophreniepatienten gibt, sondern auch unbedingt, dass die medikamentösen UND nichtmedikamentösen Behandlungsmaßnahmen individualisiert werden.

    Edit: Ob es Prof. Corell klar ist, wie grausam das Leben mit einer Schizophrenidiagnose sein kann, auch für Kinder und Jugendliche, deren Arzt er ist?

    Das hat nicht nur mit Krankheitssymptomen zu tun, sondern auch mit medikamentösen Überdosierungen, die im Effekt nichts anderes sind als kognitive Zwangsjacken.

    Es ist schlimm genug, dass ich nichts Wichtiges mehr im Leben hatte, während ich die ersten 6 Jahre lang mit Aripiprazol überdosiert wurde. Aber wenn ich daran denke, wie schlecht es manchen Betroffenen ging und/oder geht, wie viele Opfer von Gewalt geworden sind oder selbst “gesprungen” sind…

    Dann macht mich die Frage, ob die Ärzte sich darüber im Klaren sind, wütend!

    • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 2 Monate von Mowa.
    #200883

    Apropos Wut.

    Ich zum Beispiel leide ja an einer schizoaffektiven Störung, welche sich aus einer paranoiden Schizophrenie entwickelt hat. Und diese affektive Störung beinhaltet in meinem Leben auch viel Wut.

    Es ist mittlerweile schon keine Wut mehr. Ich würde sagen es ist Hass.

    Aber, ich habe meinen Hass zu kultivieren gelernt. Er hat sich nicht in Aggressionen bzw. Straftaten anderen gegenüber geäußert und ich kann ihn selten öffentlich zeigen, da ich sonst wahrscheinlich bald auffallen und dementsprechend gelabelt werden würde, was ich nicht will.

    Ich nutze ihn als Antreiber für sportliche Aktivitäten, für Ordnung in mir und in meinem Umfeld, zur Verteidigung, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle und als langfristigen Motivator für meine Ziele.

    Er dient mir als Antrieb für Ziele, welche Jahre oder Jahrzente, eventuell ein ganzes Leben zur Verwirklichung brauchen. Nicht nur der Hass, aber unter anderem.

    Es fällt schwer Herr über diese Emotion zu werden, aber dann kann es durchaus sehr befriedigend sein.

    Ich musste lernen ihn dosiert zuzulassen und nicht sinnlos zu verschleudern.

    Auch wenn es schon manchmal Momente gibt, in denen ich mein Umfeld gedanklich … naja ihr wisst schon.

     

    Und ja @mowa, man kann es nicht genug betonen, dass diese psychische Erkrankung an der wir leiden zu einem wirklich grausamen Leben bzw. Ende führen kann. Für sich oder auch für andere. Was davon bleibt ist dann höchstens ein Artikel in einer Zeitung.


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    #200915

    Guten Morgen zusammen,

    Klar wird dabei, wie Du Mowa schreibt, Aufeinander-Zu-Gehen, hilft manchmal, aber kann auch ein Stolperstein sein, weil manche Inhalte lassen sich nicht vermitteln, Sagen oder Schreiben.

    danke kadaj, ein sehr eindrucksvoller Satz!

    Man sieht derzeit wer wirklich gefährlich ist, Politiker.

    Politik ist komplex und diese Komplexität spannend, finde ich.

    Zumindest hierzulande ist es ja so Interessiert (bestimmt auch in Österreich), dass demokratische Wahlen stattfinden und die öffentlich sichtbaren Politiker des Bundes, der Länder und der Kommunen von Mitbürgern mit Wahlrecht gewählt werden.

    Es ist auch nicht nur das Wahlrecht, dass das Ausmaß der politischen Mitbestimmung durch die Bürger ausmacht. Z.B. erfahre ich durch meine Ehrenämter d.h. Betriebsrat, Mental Health Collective und Geflüchtetenhilfe, dass ich politisch mitgestalten kann, auch wenn ich als Migrantin mit japanischer Staatsbürgerschaft kein Wahlrecht habe.

    Daher tragen wir alle gemeinsam die Verantwortung dafür, was auf den politischen Bühnen passiert, meiner Meinung nach.

    Und diese affektive Störung beinhaltet in meinem Leben auch viel Wut.

    Danke rebus für Deinen Beitrag. Es gibt bestimmt auch Anteile Deiner Wut, die gesund und heilend sind. Ich glaube, “schizoaffektive Störungen” können bedeuten, dass die Wut leicht verstärkt und in Schwankung versetzt werden kann.

    Jedenfalls sehe ich bei mir nicht, auch wenn ich diese Diagnose “schizoaffektiv” trage, dass meine Wut krankhaft wäre.

    Ich bin froh, wenn ich wütend werden kann, wenn ich daran denke, dass ich einerseits aus meinem persönlichen Umkreis mehrfache tragische Lebensgeschichten von Schizophreniepatienten kenne und andererseits mehrfach in der Fachliteratur lese, Schizophreniepatienten müssten zum Schutz aller “medikamentös behandelt” werden, was ja meistens “mit antipsychotischer Dosierung”, die wiederum keine Niedrig(st)dosierung bedeutet usw.

    Es ist mittlerweile schon keine Wut mehr. Ich würde sagen es ist Hass.

    Ist Dein Hass denn konkret und situativ oder abstrakt an die Gesellschaft, die Menschheit usw. gerichtet?

    Hass bzw. Gedanken an strafbaren Aggressionen kenne ich wenn, dann nur impulsiv und vorübergehend, z.B. in einem schlimmen eskalierten Streit mit meinem Mann. Oder auch, als Trump die öffentliche Sichtbarkeit dominiert hat und ich schon wieder seine Hackf*** in den Nachrichten sehen musste. In solchen Situationen ist es wirklich notwendig, dass ich für den Augenblick auch Hass zulassen kann.

    Er dient mir als Antrieb für Ziele, welche Jahre oder Jahrzente, eventuell ein ganzes Leben zur Verwirklichung brauchen. Nicht nur der Hass, aber unter anderem.

    Da kann ich Dir nur zustimmen, d.h. bei mir kein Hass aber Wut.

    Die Wut, die ich z.B. gegenüber “der” Ärzteschaft empfinde, die bis heute immer noch ihre Schzophreniepatienten nach Schema F behandeln, weil sie die Meinung von z.B. Prof. Corell teilen, diese weiß ich auch zu kanalisieren. Die Krisen, die ich selbst durchgestanden habe oder die ich bei den anderen Betroffenen meine zu sehen, gibt mir die Energie, um zur Entschärfung der bestehenden Krisen beizutragen und neue Krisen gleicher Art vorzubeugen.

    Und genau das macht mich gesund und auch hoffnungsvoll! Ich werde gesund, weil ich handeln kann und weil ich bei meinen Aktionen unterstützt werde. Auch von Ärzten, die Menschen mit Schizophreniediagnose zuerst als Menschen sehen und nicht als “Schizophrene”, und das nicht nur von meinem Psychiater Dr. H. oder von Prof. Klimke ;-)

    LG,
    Mowa

    #200916

    Es ist mittlerweile schon keine Wut mehr. Ich würde sagen es ist Hass.

    Ist Dein Hass denn konkret und situativ oder abstrakt an die Gesellschaft, die Menschheit usw. gerichtet? Hass bzw. Gedanken an strafbaren Aggressionen kenne ich wenn, dann nur impulsiv und vorübergehend, z.B. in einem schlimmen eskalierten Streit mit meinem Mann. Oder auch, als Trump die öffentliche Sichtbarkeit dominiert hat und ich schon wieder seine Hackf*** in den Nachrichten sehen musste. In solchen Situationen ist es wirklich notwendig, dass ich für den Augenblick auch Hass zulassen kann.

    Der Hass ist abstrakt und an meinen Wahn gekoppelt. Es wäre eine Erleichterung, könnte ich ihn zielgerichtet an Verursacher richten und die Situation irgendwie gerecht gestalten. So schwelt er im Hintergrund und bricht sich Bahn in einzelnen Momenten und zeigt sich in abgeschwächter Form von Wut. Und das kann dann fast überall passieren. Ich versuche in diesen Situationen einen Umgang oder eine Lösung zu finden, dass ich nicht in eine Schleife gerate, welche immer denselben Ablauf beinhaltet.

    Er dient mir als Antrieb für Ziele, welche Jahre oder Jahrzente, eventuell ein ganzes Leben zur Verwirklichung brauchen. Nicht nur der Hass, aber unter anderem.

    Da kann ich Dir nur zustimmen, d.h. bei mir kein Hass aber Wut. Die Wut, die ich z.B. gegenüber „der“ Ärzteschaft empfinde, die bis heute immer noch ihre Schzophreniepatienten nach Schema F behandeln, weil sie die Meinung von z.B. Prof. Corell teilen, diese weiß ich auch zu kanalisieren. Die Krisen, die ich selbst durchgestanden habe oder die ich bei den anderen Betroffenen meine zu sehen, gibt mir die Energie, um zur Entschärfung der bestehenden Krisen beizutragen und neue Krisen gleicher Art vorzubeugen. Und genau das macht mich gesund und auch hoffnungsvoll! Ich werde gesund, weil ich handeln kann und weil ich bei meinen Aktionen unterstützt werde. Auch von Ärzten, die Menschen mit Schizophreniediagnose zuerst als Menschen sehen und nicht als „Schizophrene“, und das nicht nur von meinem Psychiater Dr. H. oder von Prof. Klimke ;-) LG, Mowa

    Einerseits kann ich schon nachvollziehen, wenn zuerst die Krankheit gesehen wird. Sie nimmt einen großen Teil im Leben ein und kann starke Wesensveränderungen bewirken. Das geht auch mir manchmal so, sogar mit mir selbst. Je mehr ich mich auf einen Menschen einlasse, umso mehr rückt dann auch die Diagnose in den Hintergrund und der Mensch wird sichtbar. Das sollte auch eine Übung für Ärzte sein, welche bei aller (Massen-)abfertigung, den Blick für den Menschen nicht verlieren sollten.

    Ich denke diese Erfahrung und Einstellung zu haben, nicht nur die Diagnose zu sein, ist sehr wichtig.


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    • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 2 Monate von rebus.
    #211420

    Thomas Feltes, Michael Alex

    Jetzt habe ich einen weiteren spannend klingenden Artikel von Herrn Feltes und Herrn Alex gefunden:

    Quelle: https://www.thomasfeltes.de/pdf/veroeffentlichungen/2011_alexfeltesbegutachtung_langfassung.pdf

    Michael Alex, Thomas Feltes
    „Ich sehe was, was Du nicht siehst – und das ist krank!“
    Kritische Anmerkungen zur psychiatrisierenden Prognosebegutachtung von nicht-
    pathologischen Straftätern und Gefangenen

    Zusammenfassung
    Immer wieder kommen psychiatrische Sachverständige zu dem Ergebnis, dass verurteilte Straftäter, bei denen offensichtlich keine krankhaften Veranlagungen vorliegen, gleichwohl eine „krankhafte Persönlichkeit“ aufwiesen, die die erneute Begehung von Straftaten wahrscheinlich mache. Diese nach den Erfahrungen der Autoren weit verbreitete Praxis wird aus sozialwissenschaftlich-kriminologischer und juristischer Sicht thematisiert und kritisiert.

    Schlüsselwörter: Kriminalprognose, Prognosefehler, Persönlichkeitsstörung, Sicherungsverwahrung

    (…)
    10. Abschlusskapitel: Zu Risiken und Nebenwirkungen von psychiatrischen Gutachten fragen Sie den Kriminologen!
    Eine Vielzahl von psychiatrischen Sachverständigen neigt dazu, Defizite in der Persönlichkeitsentwicklung aufzudecken und die bei den Probanden vorhandenen Ressourcen zu vernachlässigen. Kriminalprognostische Begutachtung dieser Art lässt sich als „Sammeln giftiger Pilze“ charakterisieren. Dabei zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass die Vorstellung, es ließen sich ha lbwegs lineare Beziehungen zwischen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen und abweichendem Verhalten ermitteln, angesichts der Vielschichtigkeit der Problematik überholt ist 44 . Kriminologisch kann aus einer schnellen Abfolge von schweren und schwersten Rückfalltaten nicht auf eine Charaktere igenschaft des Delinquenten geschlossen werden. „es müssen Alter, soziale Situatio n und die jeweiligen situativen Faktoren, welche die Taten begünstigen, neben individuellen, die Täterpersönlichkeit prägenden Gesichtspunkte, zumindest mit berücksichtigt werden.“ 45
    (…)

    #211424

    Ich sage dass manche Erfahrungen die Gefahr erhöhen können. Mehr wie jede Erkrankung. Auch wenn ihr es jetzt kritisch sieht . Ich sehe von geflüchteten die krieg erlebt haben eine große Gefahr ausgehend. Aber das hat jetzt nichts mit Hilfsbereitschaft zu tun etc.. natürlich muss man helfen oder gerade deshalb.

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