Warum werden Schizophrenie erkrankte nicht so alt?

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  • Dieses Thema hat 60 Antworten und 19 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 2 Jahre von DiBaDu.
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  • #199534
    Anonym

      Ich frage mich auch warum so viele Menschen mit Schizophrenie rauchen?

      Das ist nun wirklich keine Folge von Medikamenten.

      #199535
      Anonym

        Wir können also doch genauso wie gesunde einiges tun um älter zu werden.

        #199540

        Ich frage mich auch warum so viele Menschen mit Schizophrenie rauchen? Das ist nun wirklich keine Folge von Medikamenten.

        Das kommt von den Medikamenten. Rauchen bzw. Nikotin lässt das Dopamin wieder hoch gehen. Dadurch behandelt man den Dopaminmangel. Ein Teufelskreis @floeckchen!

        #199584

        ja, einfach einschlafen und weg ist man. Aber ich hab Angst vor dem was dann evtl.kommt oder eben nicht. :scratch:


        https://butterflys-pearl-kalina.hpage.com/willkommen.html
        https://hamasi-ben-ihmz-achthamar.hpage.com/willkommen.html

        D / 49Jahre
        Quetiapin 200 +400 , Risperidon 2mg, Doxepin 2x 50mg,
        Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam
        L-Thyroxin

        #199613
        Anonym

          Ich blicke bei diesen Diagrammen nicht wirklich durch, nennt mich dumm.

          Aber dass Schizophrene früher sterben ist schon oft der Fall.

          Schizophrenie

          Da ist auch eine Quelle angegeben auf der Seite, besser gesagt dass Schizophreniekranke gerne mehrere Erkrankungen haben, z.B.Diabetes oder Herzerkrankungen und deshalb eine um 15 bis 25 Jahre geringere Lebenserwartung haben im Durchschnitt.

          Ich persönlich sehe es ja bei mir, ich habe Übergewicht weil die Medikamente mich fett gemacht haben, ich betrieb wenig Sport weil die Medikamente mich faul gemacht haben, ich musste oft 15 Stunden schlafen wegen den Nerven und den Medikamenten.

          Rauchen ist auch typisch für Schizophrene, weil es die Nebenwirkungen der Medikamente zumindest scheinbar lindert, ich habe sogar mal von 80 Prozent Rauchern gelesen, aber da muss ich mich verlesen haben, weil hier im Forum sind auffallend viele Nichtraucher unterwegs, nein, ich meine keine einzelne Person damit.

          Viele Probleme der Medikamente sind schuld an der früheren Sterblichkeit vermute ich persönlich, natürlich nur die Nebenwirkungen.

          Schizophrene begehen 13 Mal häufiger Suizid als die Allgemeinbevölkerung, unter den Beitrag stehen Quellenhinweise.

          https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/das-bedeutet-es-an-schizophrenie-zu-leiden/#:~:text=Stigmatisierung%20verschlimmert%20die%20Krankheit&text=Personen%20mit%20Schizophrenie%20begehen%20fast,Drogenabh%C3%A4ngigkeit%20sowie%20Positivsymptome%20eine%20Rolle.

          #199645

          Guten Morgen Bartholomew,

          es ist keine Dummheit, wenn Du kaum etwas mit den Kreisdiagrammen anfangen kannst. Ich habe ja noch nichts dazu erklärt, und dann hilft auch eine Gewohnheit, Diagramme zu lesen, um Informationen aus ihnen zu gewinnen.

          Danke, dass Du die Quellen Deiner Informationen angegeben hast, damit kann ich besser umgehen.

          Was die erste Quelle “neuraxpharm® Arzneimittel GmbH” betrifft, ich vertraue ihr nicht.

          Wenn ich mir die Referenz anschaue, die diese Firma angibt

          10. Remschmidt H, Theisen FM. Schizophrenia and related disorders in children and adolescents J Neural Transm Suppl. 2005;(69):121-141. doi:10.1007/3-211-31222-6_7

          Dann geht es in dieser Veröffentlichung, wie der Titel schon andeutet, nicht darum zu zeigen, dass

          Schizophrenie tritt häufig neben anderen Erkrankungen wie Psychosen, Diabetes und Herzerkrankungen auf. Aus diesem Grund haben Schizophreniekranke eine um 15 bis 25 Jahre niedrigere Lebenserwartung als die Allgemeinbevölkerung (10).

          Ich verstehe nicht, wie die Firma darauf kommt, diese Veröffentlichung zu zitieren :unsure:

          Wenn ich mir das Impressum der Firma anschauen möchte, dann geht das nicht, ohne dass ich auf “Alle Cookies akzeptieren” klicke, denn erst dann erscheint der Link zum Impressum :unsure:

          Die zweite Quelle von “Quarks” finde ich schon viel besser. Der WDR scheint recherchiert zu haben, nicht wie die obige dubiose Pharmafirma! Ich habe gesehen, unter den Referenzen sind auch zwei Veröffentlichungen von Prof. Rüsch, das finde ich auch gut B-)

          LG,
          Mowa

          #199646

          Eigentlich wollte ich zuerst etwas mehr auf die Kreisdiagramme, die aus GBD 2010 gewonnen wurden, eingehen. Das kommt noch.

          Jetzt habe ich eine knappe Stunde damit verbracht, nach den Veröffentlichungen zu schauen, die auf die Ursachen für die verkürzte Lebenserwartung von Schizophreniepatienten schauen.

          Es gibt eine ältere Veröffentlichung von 1989, die im Zusammenhang relativ häufig zitiert wird

          Schizophrenia: a life-shortening disease
          P Allebeck
          Dept. of Medicine, Karolinska Institute, Huddinge University Hospital, Sweden.
          Schizophr Bull. 1989;15(1):81-9.
          DOI: 10.1093/schbul/15.1.81

          Abstract, übersetzt mit DeepL:

          Der Autor geht auf eine Reihe von Studien ein, die gezeigt haben, dass die Gesamtsterblichkeit bei Patienten mit Schizophrenie etwa doppelt so hoch ist wie in der Allgemeinbevölkerung. Die höchste Übersterblichkeit ist bei Selbstmord und gewaltsamen Todesfällen zu verzeichnen, aber auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen scheint es eine erhöhte Sterblichkeit zu geben. Ob es bei schizophrenen Patienten eine erhöhte Krebsmortalität gibt, ist nach wie vor umstritten. Eine geringere Sterblichkeit und insbesondere eine geringere Selbstmordrate muss ein wichtiges Ziel jeder Behandlungspolitik und jedes therapeutischen Programms sein. Der Einsatz computergestützter Patientendatenbanken, die mit Todesursachenregistern verknüpft sind, wird empfohlen, um regelmäßige Nachfolgestudien großer Patientenpopulationen zu ermöglichen und den Zugang zu Kranken- und Sterbebüchern für detailliertere Analysen zu erleichtern. Es wird eine 10-jährige Nachbeobachtung von 1190 Patienten mit Schizophrenie beschrieben, die aus dem stationären Register des Bezirks Stockholm ausgewählt wurden. Die Gesamtsterblichkeit war mehr als doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung, und die Sterblichkeit bei Selbstmord war mehr als zehnmal so hoch. Anhand des Krankenhausregisters wurden Krankenhausaufenthalte ermittelt. Die Krankenakten wurden dann für Studien über die Gültigkeit von Diagnosen und Todesursachen sowie für Analysen der Risikofaktoren für Selbstmord herangezogen.

          Das war vor 33 Jahren.

          Dann gibt es eine aktuelle Review und Metaanalyse von 2017 zum Thema:

          Years of potential life lost and life expectancy in schizophrenia: a systematic review and meta-analysis
          Carsten Hjorthøj 1, Anne Emilie Stürup 2, John J McGrath 3, Merete Nordentoft 4

          1: Copenhagen University Hospital, Mental Health Centre Copenhagen, Hellerup, Denmark; Lundbeck Foundation Initiative for Integrative Psychiatric Research, iPSYCH, Copenhagen and Aarhus, Denmark.
          2: Copenhagen University Hospital, Mental Health Centre Copenhagen, Hellerup, Denmark.
          3: Queensland Centre for Mental Health Research, Park Centre for Mental Health, Wacol, QLD, Australia; Queensland Brain Institute, University of Queensland, St Lucia, QLD, Australia; National Centre for Register-Based Research, Aarhus University, Aarhus, Denmark.
          4: Copenhagen University Hospital, Mental Health Centre Copenhagen, Hellerup, Denmark; Lundbeck Foundation Initiative for Integrative Psychiatric Research, iPSYCH, Copenhagen and Aarhus, Denmark.

          Lancet Psychiatry. 2017 Apr;4(4):295-301.
          DOI: 10.1016/S2215-0366(17)30078-0

          Diskussion, erster Absatz hier untergliedert in drei für bessere Lesbarkeit & übersetzt mit DeepL:

          In den meisten Analysen wurde die Schizophrenie mit 13-15 verlorenen Lebensjahren in Verbindung gebracht. Außerdem gingen in den meisten Analysen mehr potenzielle Lebensjahre für Männer mit Schizophrenie verloren als für Frauen mit Schizophrenie. Unsere Ergebnisse stehen im Einklang mit der umfangreichen Literatur, die sich mit den Ursachen des vorzeitigen Todes bei Schizophrenie befasst.

          So haben mehrere Studien gezeigt, dass bei Menschen mit Schizophrenie mehr somatische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (5, 25) und Diabetes (26, 27) auftreten als in der Allgemeinbevölkerung. Für diesen Unterschied könnte es mehrere Erklärungen geben. Antipsychotika der zweiten Generation haben nachweislich metabolische Nebenwirkungen (28 – 30). Darüber hinaus haben mehrere Studien gezeigt, dass Menschen mit Schizophrenie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger rauchen (31, 32), Alkohol missbrauchen und illegale Substanzen konsumieren (33, 34), sitzend tätig sind (35) und schlechte Ernährungsgewohnheiten haben (36). Darüber hinaus ist das gesundheitsbewusste Verhalten (37) bei Menschen mit Schizophrenie reduziert. Eine gemeinsame genetische Veranlagung für das metabolische Syndrom oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schizophrenie wurde ebenfalls vermutet (38, 39).

          Schließlich ist das Selbstmordrisiko bei Menschen mit Schizophrenie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 22-fache erhöht, insbesondere innerhalb eines Jahres nach der ersten Krankenhauseinweisung (40). Folglich könnten eine Verringerung des Suizidrisikos und eine Verbesserung der Versorgungsqualität erhebliche Auswirkungen auf die potenziell durch Schizophrenie verlorenen Lebensjahre haben.

          #199690
          Anonym

            Ja aber Metalhead die Frage ist warum so viele damit anfangen? Hier in diesem Forum scheinen viele nicht zu rauchen.

            Dafür ist mein Süßigkeiten ? Hunger unersättlich geworden. Mpfh

            #199691

            Das kann ich Dir nicht sagen @floeckchen. Vielleicht schon immer dopamingestört? Wer weiß :unsure:

            #199760
            #199766

            In diesen Kreisdiagrammen wurden die relativen DALYs, YLLs und YLDs dargestellt.

            OK ich werde versuchen die o.g. Kreisdiagramme näher zu erläutern. (Edit:) Ich habe schon einiges editiert, und es kann sein, dass es in diesem Post immer noch viele Fehler und Missverständnisse gibt… :scratch:

            Das GBD-Projekt von 2010 war eine Zusammenarbeit von 488 Wissenschaftlern aus 50 Ländern, die insgesamt in 187 Ländern über 235 unterschiedliche Todesursachen untersucht haben (Edit: s. HIER).

            Aufgrund der methodischen Unterschiede und der Datenlage in den unterschiedlichen Ländern und GBD-Regionen können die Ergebnisse und Erkenntnisse nicht eins zu eins zusammengeführt und verglichen werden. Um dieses Problem zu überbrücken, wurden u.a. die epidemiologischen Daten mit der sogenannten Bayes-Meta-Analyse zu einem kohärenten statistischen Modell kombiniert.

            Die drei Begriffe DALYs (behinderungsbereinigte Lebensjahre), YLDs (mit Behinderung gelebte Lebensjahre) und YLLs (durch vorzeitigen Tod verlorene Lebensjahre) wurden ja im obigen Post bereits erwähnt. In der Wikipedia gibt es eine schöne Darstellung, die den Zusammenhang “DALYs = YLDs + YLLs” verständlich darstellt:

            Der graue Teil des Pfeils zeigt die ohne Behinderung verbrachten Lebensjahre zwischen der Geburt und dem Tod. Mit rot gekennzeichnet sind die mit Behinderung gelebten Lebensjahre. Die gestrichene Linie zeigt die durch vorzeitigen Tod verlorene Lebensjahre. Erwartete Lebensjahre, d.h. die zugrunde liegenden Wahrscheinlichkeiten, verändern sich mit dem Alter, und die YLLs werden aus den Lebenserwartungen berechnet, die für die Alter der Gestorbenen gelten.

            Das Kreisdiagramm (A) zeigt die YLDs, (B) die YLLs und (C) die DALYs für 11 Klassen von psychischen Störungen und Substanzgebrauch, u.a. Schizophrenie in graublau.

            Wenn alle 11 Klassen zusammengezählt werden, dann ergibt sich immer 100% also der ganze Kreis im jeweiligen Diagramm. Und die absoluten Werte, wenn man in jedem Kreisdiagramm die YLDs, YLLs und DALYs der 11 Klassen von psychischen Störungen zusammenzählt, waren

            • 173,5 Mio. Jahre für YLDs
            • 8,6 Mio. Jahre für YLLs
            • 183,9 Mio. Jahre für DALYs

            Aus den Kreisdiagrammen können wir z.B. ablesen, wie groß die Beeinträchtigung für Menschen mit Schizophrenie-Diagnose war im Vergleich zu Menschen mit anderen psychischen Störungen und Substanzgebrauch.

            Es gibt kaum Unterschiede zwischen den Diagrammen (A) und (C), weil (C) sich aus der Summe von (A) und (B) ergibt und (B) zahlenmäßig nicht ins Gewicht fällt d.h. ca. 5% in (C).

            (Edit:) Menschen mit depressiven Störungen z.B. haben den größten Anteil mit 42,5% in Diagramm (A), und damit haben sie die meisten Lebensjahre unter den 11 Klassen von psychischen Störungen und Substanzgebrauch, die durch die Behinderung beeinträchtigt waren.

            In Diagramm (B) haben Menschen mit Störungen durch Alkohol- und Substanzgebrauch zusammen den Löwenanteil von mehr als 86%. Wenn wir diese beiden Klassen ausblenden, dann sehen wir auch, dass Menschen mit Schizophrenie-Diagnose am meisten Lebensjahre durch frühzeitigen Tod verloren haben. 7,1% von 8,6 Mio. Jahre sind 0,61 Mio. Jahre bzw. laut der Veröffentlichung knapp 16.500 Tode.

            Dass Menschen mit depressiven und anderen Störungen in Diagramm (B) nicht auftauchen, liegt daran, dass die verfügbaren Daten nicht ausreichten um die YLLs für diese Klassen von Störungen auszuwerten.

            Was in der Veröffentlichung auch gennant wird, dass das sogenannte Behinderungsgewicht, das ein Maß für die Schwere einer Behinderung ist, mit 0,756 für akute Schizophrenie im GBD-Bericht von 2010 am höchsten war von allen Störungen, die im Bericht berücksichtigt wurden.

            Ich weiß nicht, wie viele Menschen mit Schizophrenie-Diagnose in diese Untersuchungen einbezogen wurden. Sonst könnten wir ja die durchschnittlichen YLLs pro Person mit Schizophrenie-Diagnose schätzen. Vielleicht gibt es methodische Schwierigkeiten, um diese Anzahl einfach zu nennen? Übrigens war die Prävalenz, die in dieser Veröffentlichung für Schizophrenie berechnet wurde, knapp 24 Mio.

            Es wäre interessant, wenn die durchschnittlichen YLLs pro Person mit Schizophrenie-Diagnose aus dem GBD-Bericht von 2010 von der Größenordnung her übereinstimmen würde mit

            In den meisten Analysen wurde die Schizophrenie mit 13-15 verlorenen Lebensjahren in Verbindung gebracht.

            • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 3 Monate von Mowa.
            #199874
            Anonym

              Das ist ja der Hammer wie du das erklärt hast, so verstehe ich auch was gemeint ist.

              Das ist ja schon so gut erklärt alles, einfach perfekt.

              Danke dir für deine Arbeit.

              #199890

              Es rauchen so viele Leute, die mal eine Psychose hatten, weil das Rauchen (scheinbar Nikotin) die Negativsymptome bessert.

              • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 3 Monate von Kater.
              #199893

              Es ist auch so, wie DiBaDu schon schreibt, daß seelisch Kranke nicht zum Arzt gehen und dadurch früher sterben.

              • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 3 Monate von Kater.
              #199905

              @Kater!

              Aber warum gehen wir so ungern zum Arzt? Doch nur, weil wir manchmal schlecht behandelt werden.


              Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
              Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
              Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
              Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
              Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
              Ab 12.05. nur noch 500 mg Amisulprid

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