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30/06/2024 at 11:27 in reply to: Psychose als Ausdruck des Innenlebens und “bewusstseinserweiterte Erfahrung”? #353838
Ich denke vorallem Hoffnungen und Ängste vermischen sich in so einer Psychose. Aber ich würde es jetzt nicht romantisieren und als psychedelisch einstufen. Es ist eine Krankheit die 99% der Betroffenen stark im Leben ausbremst.
Ich finde es nicht bedenklich für eine Zeit in der Klinik zu hoch dosiert zu sein. Es muss Ruhe einkehren und alle müssen geschützt werden.
Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass im weiteren Verlauf die ambulanten Psychiater sich nicht trauen zu reduzieren und man dann im Alltag stark eingeschränkt ist. Die Rezidivprophelaxe sollte halt deutlich niedriger sein um den Patienten wieder die Möglichkeit zu geben am Leben teilzunehmen.Bis ich letztes Jahr wieder psychotisch wurde, dachte ich eigentlich dass ich mit dem Thema durch wäre. Ich denke eine Sicherheit hat man nie. Aber grundsätzlich „funktioniere“ ich doch ganz gut im Alltag und habe keine wirklichen Einschränkungen. Wenn ich jetzt noch etwas Gewicht loswerden würde, wäre ich zufrieden
Ich denke mir auch oft, dass die Therapeuten ja nur auf dem aufbauen was man ihnen präsentiert und das sind meist Probleme die einem selbst bewusst sind.
Die sehen einem ja nicht im Alltag.Zudem verschlechtere sich immer mein Wohlbefinden wenn man zuviel über die Probleme nachdenkt und drauf rum kaut.
Ich bin also auch kein großer Fan von Therapien.
Da gibt es keine pauschalen Aussagen zu. Wichtig ist, zu reflektieren, sich nicht hängen zu lassen und jeden Tag versuchen ein paar Programmpunkte zu haben.
Bei der ersten Psychose hat es etwas 9 Monate gedauert. War aber ein schleichender Prozess. Bei den letzten beiden Psychosen hatte ich kein Problem mit der Affektverflachung. Grundsätzlich ist konzentration bei mir aber immer noch etwas ein Problem
Ich hoffe insgesamt, dass besser in der breiten Öffentlichkeit aufgeklärt wird über diese Erkrankung und das Stigma irgendwann- wie bei den Depressionen- sinkt.
Wenn man Angst hat irgendeine Krankheit vererben zu können, dürfte niemand mehr Kinder bekommen.
Es gibt auch genug andere Leute die besser keine Kinder bekommen sollten. Ich kenne auch Kinder von Schizophrenen oder psychischkranken Eltern: Aus denen ist auch was geworden und die Kinder haben gelernt verständnisvoll mit anderen zu sein.Wichtig ist denke ich, dass man gut eingestellt ist und irgendwie im Alltag funktioniert und ein gutes soziales Umfeld hat, was einem im Notfall mit den Kindern unterstützt.
Sich über die Erkrankung zu definieren halte ich nicht für hilfreich, aber eine gewisse Krankheitseinsicht schon. Weil die trägt ja auch dazu bei, dass man seine Medikamente regelmäßig nimmt, mehr und bewusster auf seine Grenzen achtet etc.
Sehe ich absolut genauso :)
Gibt es bei dir was neues aus Freiburg?
Darf ich fragen, ob du auch neurologische Symptome hattest wie Epilepsische Anfälle oder sonst irgendwas an deinem Krankheitsverlauf ungewöhnlich war?
Ich persönlich finde meinen Krankheitsverlauf ungewöhnlich unanderem weil ich genau den Tag festgemachen kann als die Symptome anfingen (16.10.2015) und es überhaupt keine Vorwahnsymptome gab.
Es ging zudem beim ersten Mal von alleine weg, beim zweiten Mal habe ich Medikamente bekommen, die bei mir aber auch erst immer nach Monaten anschlagen. Zudem vermute ich einmal einen epileptischen Anfall gehabt zu haben, der aber nicht ärztlich abgeklärt wurde. Mein Psychiater meint ich wäre eine Lehrbuch-Schizophrene, aber ich selbst finde mich da irgendwie nicht so wieder und denke seit Jahren schon, dass bei mir was anderes dahintersteckt. Leider kann ich es nicht begründen. Mag sein, dass ich irgendwie die Krankheit ablehne oder das wirklich irgendwas mit meinem Immunsystem nicht stimmt. Das war vor fremden auch immer meine Ausrede für die lange krankheitsphase, weil ich das Wort schizophren nicht in den Mund nehmen wollte.
War bei dir irgendwas auffällig an der Erkrankung oder dessen Verlauf?
Ich wollte gerade am Anfang auch immer mal so eine Untersuchung machen lassen, weil ich meinen Verlauf auch äußerst atypisch einschätze. Allerdings bin och auch auf taube Ohren gestoßen. Vielleicht sollte ich es bei meinem neuen Psychiater nochmal ansprechen
Es fällt sicherlich schwer im Zusammenhang mit dem Stigma und der damit einhergehenden Abwertung mit der Krankheitsbezeichnung vor dem eigenen Selbst zu bestehen. Insbesondere nach der Akutphase.
Vielleicht kann man wirklich nichts für diese Erkrankung. Aber dann ist es wohl immer noch ratsamer diesen Zustand zu akzeptieren und daran zu arbeiten. Denn die Opferrolle ist vielen heutzutage egal. Außer dem Hilfesystem vielleicht
Ja, ich denke da kommen wir überein.
Es gab hier mal die Diskussion um eine Verfügung. Weiß nicht mehr wo und ich habe es mir auch nicht gemerkt. Ich weiß auch nicht, wie da die rechtliche Lage ist und ob Ärzte so etwas umsetzen müssen.
Ich weiß welche Diskussion du meinst. Ich habe mit zwei Psychiatern über diesen Wunsch gesprochen. Diese waren beide irritiert und meinten das geht nur mit gesetzlichen Betreuer und das sehen sie bei mir nicht. Ich auch nicht. Allerdings möchte ich eine zügige Einweisung in akuten Phasen. Auch wenn ich es in der Psychiatrie immer schlimm fand. Aber das Gefährdungspotential ist mir zu hoch.
Zurück zum Thema an Jutta:
Vertrauen habe ich wieder durch Unterstützung gewonnen, weniger über Gespräche/Diskussion zu den (Wahn)Inhalten. Ich finde es wichtig sich als Angehöriger emotional zu schützen und vielleicht mit anderen Angehörigen auszutauschen. Die Anschuldigungen im Wahn sagen rein garnichts über deine Qualitäten als Mutter aus. Ich war zuletzt auch unberechtigterweise fies zu meiner Mutter. Ich hoffe, dass dein Sohn bald auch wieder zu der Erkenntnis kommt!
Du hast offenbar nie psychische und physische Gewalt erlebt
Nicht von außen von anderen. Da hast du Recht. Da hatte ich Glück im Leben. Eher intrinsisch durch mich selbst. Schlafentzug von mehreren Tage, Wochen oder Monaten ist für mich denke ich psychische Gewalt. Wodurch ich irgendwann auf die Wahnidee gekommen bin mir wurde in der Kindheit schlimmes angetan. Bei mir war es halt rückblickend in der Psychose ein Versuch mich von der Krankheit zu distanzieren und einen externen Grund für mein Leiden in der Psychose zu finden.
Ansonsten finde ich dieses Schlagwort „Opferrolle“ sehr respektlos und demütigend gegenüber traumatisierten Menschen.
Ich habe in meinem Beitrag nicht über in der Kindheit schwer traumatisierten Menschen geredet. Sondern meine eigene Fehlinterpretation und die Entstehung dadurch Revue passieren lassen. Ich habe mich definitiv in eine Opferrolle begeben in der Psychose und Verantwortung auf andere abzugeben. Vielleicht war meine Formulierung mit allgemeinen Formulierungen nicht passend und ich hätte es aus der Ich-Perspektive erklären sollen
Er sieht vor in die Freiheit eines Einzelnen nur aufgrund von Selbst- oder Fremdgefährdung einzugreifen.
Rückblinkend sehe ich für mich persönlich jedesmal zumindest eine Selbstgefährdung, die von Ärzten nicht erkannt wurde und am wenigsten von mir selbst. Selbst in meinen gesunden Zeiten zwischen den Psychosen habe ich meinen Wunsch schnell gegen meinen Willen in der Psychose zwangsbehandelt zu werden vor meinen Psychiatern geäußert. Leider wurde ich beim letzten Mal trotzdem nicht eingewiesen und ich habe wieder Mist gebaut. Auch wenn es diesmal nicht körperlich gefährdendes Verhalten an den Tag gelegt habe, habe ich zumindest meine berufliche Existenz riskiert und auch persönliche Beziehungen gebrochen.
Was für mich schon vermeidbarer Schaden genug ist. Mir macht es in gesunden Phasen Sorgen, dass ich vielleicht die Kontrolle verliere und dass es nicht rechtzeitig von anderen kontrolliert wird; da ich die Kontrolle durch den Schlafmangel nicht habe! Ich sehe es gerade als Zeichen von Verantwortung für sich und seine Umwelt an sich in gesunden Phasen gegen den eigenen Kontrollverlust in der Psychose abzusichern. Nur leider würde wohl selbst ein von mir aufgesetztes Formular mit dem Wunsch in akuten Phasen zwangsbehandelt zu werden nicht viel anrichten.Ich denke, dass mit dem sexuellen Missbrauchsgedanken, könnte ein Versuch sein sich gegen die Erkrankung zu wehren.
Wenn er wirklich missbraucht wurde ist das natürlich eine komplett andere Situation. Nur leider habe ich bei mir die Erfahrung in der letzten Psychose gemacht, dass ich es mir eingeredet habe.
Ich wollte damit nur eine Möglichkeit erläutern, die mir aufgrund meiner eigenen Erfahrung der letzten Psychose schlüssig ist, da ich ähnliche Wahninhalte hatte. Ich wollte damit nicht das Leid von wirklich sexuell missbrauchten klein machen, auch nicht das leid das er jetzt als (Psychose)-Betroffener durch die Gedanke fühlt. Das ist natürlich absolut furchtbar und gleichzeitig auch real ist. Aber man kann sich sowas auch schnell im Wahn einreden, was für einen selbst auch absolut grausam ist.
Daher war mir vorallem wichtig zu erläutern, dass ich denke man sollte als Angehöriger dem Erkrankten diese Gedanken nicht ausreden, aber trotzdem verstehen zu können, wie so Gedanken auch eventuell fälschlicherweise im Kopf entstehen können.-
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Lilly.
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