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15/03/2024 at 12:52 in reply to: Mutmachleute.de – Umfangreiche HP zu psychischen Erkrankungen #336136
@Blaustern: schönes Interview und gutes und sympathisches Foto! Ich kann mir vorstellen, dass Dein Interview vielen Betroffenen Mut macht.
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Amethyst.
@alle:
Es wäre natürlich sehr schön, wenn einige Foris zu meinem letzten Beitrag in diesem Thread mitdiskutieren würden! Eine Disussion ist ja immer interessant.
Hallo zusammen,
ich wollte wieder noch etwas beifügen in diesem Thread und wollte das Thema “Leiden” noch etwas weitergehend diskutieren. Im Buddhismus kann im Zusammenhang mit einer Reinkarnation verknüpft mit dem “Karmaprinzip” Leiden auf Verhaltensweisen in einem “Vorleben” zurückgeführt werden, wobei die Präexistenzlehre eine wichtige Rolle bei diesen Überlegungen spielt. Die Präexistenzlehre besagt, dass die Seele eines Menschen schon vor der Entstehung seines Körpers existierte.
Präexistenzlehren gibt es in verschiedenen philosophischen (z.B. bei Plato) und religiösen Denkschulen. Grundsätzlich liegt diesen die Vorstellung einer Seele zugrunde, die nicht sterblich und fest an den Leib gebunden ist (Körperseele), sondern die nur vorübergehend im sterblichen Leib inkarniert ist.
Im Christentum wird bei Leid unterschieden: Es gibt Leid, das Menschen aufgrund des Mißbrauchs ihrer Freiheit anderen Menschen oder auch der nichtmenschlichen Schöpfung (Tieren, Umwelt) zufügen. Solches Leid ist vom Menschen als Ursache des Leids zu verantworten. Gott läßt dem Menschen die Freiheit, Gutes oder Böses zu tun. Hätte Gott dem Menschen diese Möglichkeit nicht gegeben, wäre der Mensch wohl eine Art Marionette in den Händen Gottes und damit auch nicht zur Verantwortung zu ziehen. So sahen die “alten Griechen” die Menschen z.B. als Spielball von Göttern, z.B. von Zeus.
Dann wird auch das Leid im Zusammenhang mit der Erbsünde thematisiert. Es ist vor allem die westliche, von Augustinus geprägte Tradition, die von “Erbsünde” redet. “Erbsünde” meint nicht bloß die negative Freiheitstat eines einzelnen Menschen, sondern die Verstricktheit der gesamten Menschheit. In Adam ist die ganze Menschheit repräsentiert. Es geht also nicht bloß um die Tat eines einzelnen Menschen, wie eine allzu biblizistische Auslegung der Sündenfallerzählung es nahelegen könnte, sondern um die schuldhafte Unheilsverflochtenheit der gesamten Menschheit. Die Sündenfallerzählung setzt sich intensiv mit der Frage nach dem Ursprung des Bösen und dem Unheil auseinander. Auch im alten Testament wird bei “Hiob” das Leid thematisiert, das Leiden der Gerechten; Gott sendet Leid in das Leben seiner Kinder. Wie Gott dieses Leid im Einzelnen benutzen will, können wir nicht erklären. Dennoch liefert uns das Leben Hiobs Anschauungsunterricht für den Sinn von Leiden. Gott möchte durch Erprobungen erreichen, dass die Gerechten:
- Gott verherrlichen
- zu einem Vorbild werden
- mehr Gotterkenntnis erlangen
- mehr Selbsterkenntnis bekommen
- gnädiger mit anderen umgehen
- mehr Segen empfangen
Letzlich sind all diese Überlegungen (sowohl im Buddhismus, Christentum und Judentum) zum Leid für einen “modernen” und “aufgeklärten” Menschen vielleicht nicht befriedigend und wirken etwas “archaisch” und “märchenhaft”. Dennoch sind sie Bestandteil unserer sehr reichhaltigen Kulturen und somit diskussionswürdig.
@ ardentglow: interessante Überlegungen!
Es wäre noch interessant zu erfahren, ob auch andere Foris ähliche Erlebnisse wie ich in meinem letzten Beitrag beschrieben habe, gemacht haben: Es geht mir um den Übergang der Befürchtungen, dass andere schlecht über einen reden, über ständiges Grübeln dazu und ständiges Gedankenkreisen dazu bis zu schliesslich akustisch wahrnembaren Stimmen, die sehr oft vorwurfsvoll, negativ bis gar verächtlich oder schimpfend und böse sein können.
Dieser Übergang interessiert mich.
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This reply was modified 1 Jahr, 1 Monat ago by
Amethyst.
Viele Schizophrene haben ja relativ oft das Gefühl, dass andere Menschen, z.B. Nachbarn, Arbeitskollegen, Menschen im Bus etc., über sie reden oder etwas kommentieren, meistens schlechte Sachen.
Bei mir war das am Arbeitsplatz z.B. so. Ich habe während der Arbeit sehr viel Zeit damit verbracht, herauszufinden, was meine Sekretärin, mein Chef oder auch andere Arbeitskollegen in der Firma über mich redeten. Dabei ging es dann in meiner bereits kranken Phasen so weit, dass ich mit den Ohren buchstäblich an den Wänden klebte (ich hatte ein Einzelbüro) und aushorchte, was meine Mitarbeiter redeten. Mir war das damals sehr peinlich; aufgrund meiner Vulnerabilität verschlimmerte sich dann mein Gesundheitszustand. Und irgendwann einmal habe ich Sachen gehört, die meine Arbeitskollegen bestimmt nicht gesagt haben, da sie dies gar nicht wissen konnten. Es waren sehr persönliche Sachen. Ich dachte dann einfach, dass sie meine privaten E-Mails gelesen haben (ich war mit privaten E-Mails nicht besonders vorsichtig am Arbeitsplatz). Und irgendwann einmal dachte ich, dass sie mein Telefon abhören würden.
Was ich mit meiner persönlichen Geschichte sagen wollte, dass es vielleicht einen Zusammenhang zwischen den Stimmen und der Obsession, dass andere über einen schlecht reden, es durchaus geben kann. Irgendwann einmal hören wir einfach Sachen laut, die wir befürchten. Wir stellen uns vor, wie andere uns bekannte Menschen und eventuell auch unbekannte Menschen über uns reden und nehmen dies als akustische Stimmen wahr. Im Übrigen schlüpft unser Gehirn auch in den Träumen in verschiedene Rollen. Es kann uns eine bekannte oder unbekannte Person anreden, eine Frage stellen oder einfach anschreien im Traum.
Allerdings kam mir auch schon der Gedanke, dass es tote Menschen sind oder einfach aus dem Jenseits, die wir als Stimmen im Wachzustand (eventuell auch in den Träumen) wahrnehmen, wobei diese nicht in aller Deutlichkeit uns Sachen mitteilen möchten, sondern vielleicht nur andeuten wollen. Wir müssen dann selber wissen, was wir mit diesen Stimmen anfangen und diese allenfalls interpretieren. Dies würde allerdings ein Psychiater als Wahnkonstrukt qualifizieren. In den Religionen berichten aber sogenannte Mystiker von solchen Erlebnissen (z.B. Stimmen oder andere Hallus), und diese werden dann nicht als Wahn bezeichnet, sondern als mystische Erlebnisse.
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This reply was modified 1 Jahr, 1 Monat ago by
Amethyst.
@Snoopy und @Pink Floyd
Da liegt eine Verwechslung meinerseits vor. Natürlich hat Pink Floyd das Stichwort Sufismus erwähnt!
@Snoopy: Super, dass Dir mein Beitrag gefallen hat! Ich habe Deine Beiträge zum Tanach, NT, Sufismus etc. auch sehr gerne gelesen. Und Du, und alle anderen können selbstverständlich auch etwas zu diesem Thema ergänzen oder auch einfach hinterfragen. Es würde mich sehr freuen!
@ Molly: VielenDank! Ich habe noch ein Wort ergänzt, das “Nirwana”. Ist auch ein Thema im Buddhismus und gehört meiner Meinung nach auch in diesen Text herein.
@ Mowa: Sehr interessant!! Vielen Dank für den Beitrag von Google Scholar, genau so etwas habe ich gesucht!
@Molly, @Blaustern, @Gargel, @Pink Floyd, @IsaBesten Dank für die wertvollen und z.T. sehr persönlichen Beiträge. Insbesondere der sehr persönliche Beitrag von Isa hat mich sehr berührt.
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Amethyst.
@ Blaustern
Danke für Deinen wertvollen und sehr interessanten Beitrag!Ich habe zwar in den Psychosen keine Nachbarn wie Du gehört, aber dafür Schul- und Arbeitskollegen. Die Stimmen klangen sehr, sehr echt, auch akustisch wahrnehmbar.
Vielleicht habe ich zu schlecht über Psychotiker geschrieben, ich wollte aber einfach die Problematik dieser Krankheit betonen.
@Pia Diese ganzen psychotischen Erlebnisse dieser Frau sind kein “added value” für eine Gesellschaft. Diese ganzen Erlebnisse belasten die Polizei, Schutz und Rettung und generell das Gesundheitssysstem finanziell sehr. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, wobei ich auch einiges aus der eigenen Tasche im Zusammenhang mit meinen psychotischen Trips bezahlt habe. Dieses Geld würde sinnvoller für die Ärmsten in der 3. Welt eingesetzt.
Im Übrigen ist die Erkenntnis dieser Frau, dass in der Kirche (und generell in den Religionen) Frauen nicht genügend geachtet werden, banal, trivial und nicht tiefschürfend. Alle wissen das. Und es gibt Hunderttausende Menschen, die sich in diesem Gebiet engagieren, alles Nichtpsychotiker.
Möglicherweise gibt oder gab es religiöse Mystiker, die Stimmen gehört haben und charismatisch nach aussen in Erscheinung traten. Oder eventuell auch Maler, Komponisten, Schriftsteller, Philosophen etc. Aber da steht immer das Werk, die Taten, die vefassten Texte etc. alleine im Vordergrund und der Impact auf die Gesellschaft oder im Extremfall auf die Menschheit.
Aber alleine die Tatsache, dass man Stimmen hört, mag für den Betroffenen interessant oder einfach bewegend sein, für das Umfeld hingegen nicht. Diese Erfahrung machen fast alle Schizophrenen. Diese Erfahrung ist zwar bitter, aber sehr wichtig.
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This reply was modified 1 Jahr, 1 Monat ago by
Amethyst.
“Nicht jedes Stimmenhören oder „Wesen“ ist psychotisch oder eine Psychose. Definitiv nicht.”
Das Problem ist, dass die Erklärungen zu diesen sogenannten Wesen oder Stimmen von vielen Betroffenen, halt für praktisch alle “Nichbetroffenen” als nicht nachvollziehbar, exotisch, eventuell wahnhaft angesehen werden.
Ich möchte jetzt auch niemandem zu nahe treten, aber was jetzt in disem Thread sich abspielen wird ist typisch. Diejenigen “Schizophrenie” Betroffenen, die nicht Stimmen hören und keine übersinnlichen Erfahrungen gemacht haben, werden hier in diesen Thread nicht gross hineinschauen. Diejenigen Schizophrenen, die Stimmen hören, werden eher die Besonderheit ihrer Stimmen betonen und sich nicht allzu gross für das Phänomen Träume interessieren.
Dann scheint Pia vorwiegend am Thema, dass es auch Stimmenhörer (auch Erfahrungen mit sogenannten Wesen etc.) gibt, die nicht psychotisch sind. Dieses Thema wiederholt Pia relativ oft. Es ist aber nicht Thema meines Threades! Ich weiss auch nicht, warum dieses Thema (Stimmen seien oft kein Zeichen einer Psychose) für Pia so wichtig ist.
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Amethyst.
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