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  • #334771

    @ Cellardoor und andere Religons- und Philosophieinteressierte

    Besten Dank für Deine kreativen Überlegungen zum Erde-Mond-Mars Gedankenspiel.

    Ich möchte noch ein paar Gedanken dazu äussern, was dies für die Religionen, vorliegend für das Christentum und den Buddhismus bedeuten könnte.

    Wichtig ist eine Diskussion, Kommunikation und ein Dialog im Zusammenhang mit Religionen. Dabei ist auch entscheidend, dass man sich nicht an einzelne Wörter (Wortklauberei) klammert und buchstäblich an den Texten (im Buddhismus die verschiedenen Kanone und im Christentum z.B. die Bibel) sich festklebt. Dabei geht es um Gemeinsamkeiten, aber auch um Unterschiede.

    Es gibt drei Hauptrichtungen des Buddhismus: Hinayana („Kleines Fahrzeug“), aus dessen Tradition heute nur noch die Form des Theravada („Lehre der Älteren“) existiert, Mahayana („Großes Fahrzeug“) und Vajrayana (im Westen meist als Tibetischer Buddhismus bekannt oder irreführenderweise als „Lamaismus“ bezeichnet). Im Christentum gab es ja die verschiedenen Schismen, Reformationen und heute z.B. die Ost- und Westkirche.

    Wie auch Hinduismus und Taoismus ist Buddhas Lehre eine Erfahrungsreligion. Ziel ist die Entwicklung des eigenen Geistes, die “Buddha-Natur” zu erlangen. Im Christentum geht es darum, die Lehre Christi zu befolgen, aber auch z.B. die 10 Gebote (Dekalog) einzuhalten.

    Der Buddhismus ist eine der großen Weltreligionen. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen ist der Buddhismus keine theistische Religion, hat also als sein Zentrum nicht die Verehrung eines allmächtigen Gottes. Vielmehr gründen sich die meisten buddhistischen Lehren auf umfangreiche philosophisch-logische Überlegungen in Verbindung mit Leitlinien der Lebensführung, wie es auch im chinesischen Daoismus und Konfuzianismus der Fall ist. Zudem ist die Praxis der Meditation und daraus herrührendes Erfahrungswissen ein wichtiges Element im Buddhismus.

    Das Leiden ist in beiden Religionen wichtig. Die Erste Edle Wahrheit im Buddhismus lautet, dass das Leben in der Regel vom Leiden  an Geburt, Alter, Krankheit und Tod geprägt ist, sowie von subtileren Formen des Leidens, die vom Menschen oft nicht als solches erkannt werden, wie etwa das Hängen an einem Glück, das jedoch vergänglich ist, das  auch auf Bedeutungen wie „Unbefriedigtsein, Frustration“ erstreckt werden kann. Die Zweite Edle Wahrheit lautet, dass dieses Leid in Abhängigkeit von Ursachen entsteht, nämlich im Wesentlichen durch die Drei Geistesgifte, die in deutscher Übersetzung meist als „Gier“, „Hass“ und „Unwissenheit / Verblendung“ bezeichnet werden. Die Dritte Edle Wahrheit besagt, dass das Leiden, da durch Ursachen bedingt, zukünftig aufgehoben werden kann, wenn nur diese Ursachen aufgelöst werden können, und dass dann vollständige Freiheit von Leiden erlangt werden kann (also auch Freiheit von Geburt und Tod).  Nach der buddhistischen Lehre sind alle unerleuchteten Wesen einem endlosen leidvollen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt unterworfen. Ziel der buddhistischen Praxis ist, aus diesem Kreislauf des ansonsten immerwährenden Leidenszustandes herauszutreten, ins Nirwana. Im Christentum dagegen spielt im Zusammenhang mit den Leiden die Erbsünde (die Apfelbaumgeschichte von Adam und Eva) eine Rolle und die Leiden Christi. Dann als Erlösung der Himmel und als Strafe die Hölle.

    Gemeinsam ist dagegen im Christentum die Nächstenliebe und das Mitgefühl mit allen Lebewesen im Buddhismus.

    Im Buddhismus ist das Karmaprinzip wichtig. Das Wort Karma stammt aus der altindischen Sprache Sanskrit und bedeutet: „Tat“, „Wirkung“ und „Rad“. Karma beschreibt einen spirituellen Zusammenhang von Ursache und Wirkung: Jede physische und geistige Handlung hat eine Folge, die auch erst im nächsten Leben eintreffen kann. Im Christentum spielen hingegen Himmel und Hölle eine wichtige Rolle:  als Erlösung der Himmel und als Strafe die Hölle. Das Vorleben spielt im Christentum nicht so eine wichtige Rolle, wobei es früher auch schon die Idee der Reinkarnation im Christentum gab. Hingegen spielt das Partikulargericht im Christentum eine Rolle, wonach mit dem Tod eines Menschen jede Seele dem Urteil dieses Partikulargerichtes unterliegt.

    Das jüngste Gericht im Christentum ist als Gericht aller Lebenden und Toten eng mit der Idee der Auferstehung verknüpft. Mit der Vorstellung sowohl vom Jüngsten Gericht ist die Hoffnung verbunden, dass sich Gerechtigkeit gegen das herrschende Unrecht durchsetzt. Die Idee des Gottesgerichts dürfte ihren Ursprung im Zoroastrismus, im babylonischen Gottkönigtum und altägyptischen Jenseitsvorstellungen haben. Als Vorläufer monotheistischer Religionen behauptet schon der Zoroastrismus ein Totengericht und den endgeschichtlichen Entscheidungskampf zwischen Gut und Böse als Weltgericht. Der Gottkönig Babylons bewahrt als oberster Richter diesseitig die kosmische Ordnung; das Alte Ägypten kennt die Vorstellung von den jenseitigen, individuellen Totengerichten in den Pyramidentexten, Jenseitsbüchern und im Totenbuch.

    Das Judentum vereinigt die kosmologische mit der zeitlichen Vorstellung im Gedanken eines endzeitlichen Weltgerichtes und anschließender messianischer Herrschaft.

     

    Was ich mit meinen Überlegungen und das Herauspicken von einzelnen Themen im Christentum und Buddhismus mitteilen wollte, war dass der Dialog über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den verschiedenen Religionen sehr wichtig ist. Dabei möchte ich v.a. mit meinen letzten Darstellungen betonen, dass man auch mal über den Tellerrand hinausschauen sollte und dabei geistig, historisch und geographisch flexibel sein sollte. Schon in der “eigenen Religion” gibt es Beziehungen zu anderen Kulturen, Religionen und Mythen. Wenn man aber auch die Geschichte, Standpunkte und Mythen der eigenen Religion nicht kennt, wie kann man da bei anderen Religionen mitreden?

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    #334780

    Super Text, lieber @Amethyst!

    Ich habe mir für mich halt aus jeder Religion das herausgepickt, was ich ethisch und spirituell als glaubhaft empfinde. An einen Gott kann ich nicht glauben… :scratch:


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

    #334782

    @ Molly:  VielenDank!  Ich habe noch ein Wort ergänzt, das “Nirwana”. Ist auch ein Thema im Buddhismus und gehört meiner Meinung nach auch in diesen Text herein.

    #334835

    Danke für diesen tollen Beitrag, gerne mehr davon.

    #334841

    @Snoopy: Super, dass Dir mein Beitrag gefallen hat! Ich habe Deine Beiträge zum Tanach,  NT, Sufismus etc. auch sehr gerne gelesen. Und Du, und alle anderen können selbstverständlich auch etwas zu diesem Thema ergänzen oder auch einfach hinterfragen. Es würde mich sehr freuen!

    #334857

    @Snoopy du bist auch im Sufismus drin?


    Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

    #334867

    @Snoopy und @Pink Floyd

    Da liegt eine Verwechslung meinerseits vor. Natürlich hat Pink Floyd das Stichwort Sufismus erwähnt!

    #334876

    Hallo zusammen,

    ich möchte zeitnah hier antworten und auch noch einen Gedanken im Beitrag “Glaubt ihr an Gott, gibt es für euch einen Gott?” zufügen. Danke @Amethyst für die Einbringung solcher Themen :-) Habe zwar immer mal wieder inaktive Phasen hier im Forum, solche Diskurse lassen mich aber in kürzeren Abständen immer wieder rein schauen. Werde dazu also nicht wortlos “verschollen”, möchte aber auch die passende Aufmerksamkeit bei meiner Antwort mitbringen, die ich im Alltag oft nicht zu genüge habe.


    “Der Sinn des Lebens besteht in der Erfüllung der wahrhaftigen Prinzipien der Liebe, nach denen jedes Lebewesen leben kann, will und soll. Sie zu erkennen, zu reflektieren und nach ihnen zu fühlen, zu denken und zu handeln, ist der Prozess, bei dem es im Leben geht.”

    #335174

    Hallo zusammen,

    ich wollte wieder noch etwas beifügen in diesem Thread und wollte das Thema “Leiden” noch etwas weitergehend diskutieren. Im Buddhismus kann im Zusammenhang mit einer Reinkarnation verknüpft mit dem “Karmaprinzip” Leiden auf Verhaltensweisen in einem “Vorleben” zurückgeführt werden, wobei die Präexistenzlehre eine wichtige Rolle bei diesen Überlegungen spielt. Die Präexistenzlehre besagt, dass die Seele eines Menschen schon vor der Entstehung seines Körpers existierte.

    Präexistenzlehren gibt es in verschiedenen philosophischen (z.B. bei Plato) und religiösen Denkschulen. Grundsätzlich liegt diesen die Vorstellung einer Seele zugrunde, die nicht sterblich und fest an den Leib gebunden ist (Körperseele), sondern die nur vorübergehend im sterblichen Leib inkarniert ist.

    Im Christentum wird bei Leid unterschieden: Es gibt Leid, das Menschen aufgrund des Mißbrauchs ihrer Freiheit anderen Menschen oder auch der nichtmenschlichen Schöpfung (Tieren, Umwelt) zufügen. Solches Leid ist vom Menschen als Ursache des Leids zu verantworten. Gott läßt dem Menschen die Freiheit, Gutes oder Böses zu tun. Hätte Gott dem Menschen diese Möglichkeit nicht gegeben, wäre der Mensch wohl eine Art Marionette in den Händen Gottes und damit auch nicht zur Verantwortung zu ziehen.   So sahen die “alten Griechen” die Menschen z.B. als Spielball von Göttern, z.B. von Zeus.

    Paragraph Icon Dann wird auch das Leid im Zusammenhang mit der Erbsünde thematisiert. Es ist vor allem die westliche, von Augustinus geprägte Tradition, die von “Erbsünde” redet. “Erbsünde” meint nicht bloß die negative Freiheitstat eines einzelnen Menschen, sondern die Verstricktheit der gesamten Menschheit. In Adam ist die ganze Menschheit repräsentiert. Es geht also nicht bloß um die Tat eines einzelnen Menschen, wie eine allzu biblizistische Auslegung der Sündenfallerzählung es nahelegen könnte, sondern um die schuldhafte Unheilsverflochtenheit der gesamten Menschheit. Die Sündenfallerzählung setzt sich intensiv mit der Frage nach dem Ursprung des Bösen und dem Unheil auseinander.

    Auch im alten Testament wird bei “Hiob” das Leid thematisiert, das Leiden der Gerechten;  Gott sendet Leid in das Leben seiner Kinder. Wie Gott dieses Leid im Einzelnen benutzen will, können wir nicht erklären. Dennoch liefert uns das Leben Hiobs Anschauungsunterricht für den Sinn von Leiden. Gott möchte durch Erprobungen erreichen, dass die Gerechten:

    • Gott verherrlichen
    • zu einem Vorbild werden
    • mehr Gotterkenntnis erlangen
    • mehr Selbsterkenntnis bekommen
    • gnädiger mit anderen umgehen
    • mehr Segen empfangen

    Letzlich sind all diese Überlegungen (sowohl im Buddhismus, Christentum und Judentum) zum Leid für einen “modernen” und “aufgeklärten” Menschen vielleicht nicht befriedigend und wirken etwas “archaisch” und “märchenhaft”. Dennoch sind sie Bestandteil unserer sehr reichhaltigen Kulturen und somit diskussionswürdig.

    #335185

    @alle:

    Es wäre natürlich sehr schön, wenn einige Foris zu meinem letzten Beitrag in diesem Thread mitdiskutieren würden! Eine Disussion ist ja immer interessant.

    #335190

    Leiden lässt mich demütig werden.

    Hochmut vergeht einem schon, wenn man angstvoll und emotional die Welt sieht.

    Das Leiden gehört zum Leben, erst im Himmel gibt es kein Leiden mehr.

    Das Leben ist eine Prüfung, nur wer sie besteht darf in den Himmel.

    Selbst wenn es nichts mehr gibt, ist es der Zweck des Lebens einen guten Weg zu finden und anderen zu helfen.

    #335199

    Ich kann da in religiöser Hinsicht eigentlich nicht mitdiskutieren, weil ich nicht an Gott glaube… :unsure:

    Dabei denke ich aber, dass das Leid Vieler durch Zufall, wie zB. Naturkatastrophen, gewalttätigem Fanatismus von Einzelnen oder Gruppen, oder einfach Unfällen entsteht.

    Zudem entsteht es im Bereich der einzelnen Person wegen Fehlern, die man bewusst oder unbewusst macht, oder wegen Erkrankungen, für die man nichts kann.

    Es gibt natürlich auch Erkrankungen, die man selbst durch Fehlverhalten verschuldet.

    Viel Leid entsteht zwischen Einzelpersonen aus Missverständnissen, zB. wenn Menschen nicht richtig meiteinander reden, sich nicht richtig zuhören oder an einander vorbeireden.

    Wenn man Fehler anderer verzeihen kann, kann man viel Leid vermeiden. Allerdings gibt es Menschen, die einfach nicht miteinander können.  Da ist es dann am besten, man geht sich aus dem Weg, wenn man sich nicht immer wieder miteinander auseinandersetzen mag.

    Manchmal ist Leid unvermeidbar, wenn man sich durchsetzen möchte, wobei man immer überlegen sollte, ob die Aktion es auch wert ist.

    :scratch:


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    400 mg Amisulprid
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    Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

    #336657

    Guten Abend,

    endlich komme ich dazu, hier zu reagieren :-)

    Da scheinbar unabhängig von den jeweiligen Kulturen der Mensch von Anbeginn seiner Geschichte nach seinem Ursprung sucht und “Gott” im monotheistischen Sinne, sowie “Götter” in polytheistischen Weltanschauungen dabei eine große Rolle spielen, empfinde ich solche Art von Themen, gerade hier im Forum, als sehr spannend. Jedem akut psychotischen Menschen, dem ich in meinen stationären Aufenthalten – in denen ich selbst akut war – begegnete, hatte irgendein religiöses Thema, was in der Medizin gerne als “religiöser Wahn” bezeichnet wird.

    Wichtig ist eine Diskussion, Kommunikation und ein Dialog im Zusammenhang mit Religionen. Dabei ist auch entscheidend, dass man sich nicht an einzelne Wörter (Wortklauberei) klammert und buchstäblich an den Texten (im Buddhismus die verschiedenen Kanone und im Christentum z.B. die Bibel) sich festklebt. Dabei geht es um Gemeinsamkeiten, aber auch um Unterschiede.

    Da kann ich nur teilweise zustimmen. Das Dilemma, was ich hier sehe, ist die vergangene Sprache in Wort und Schrift, die im heutigen Sprachgebrauch von uns gar nicht mehr so verstanden werden könnte. Gerade aber diese Worte sollen das beschreiben, was die Gedanken und Erfahrungen in Bezug auf Gott betrifft, um diese Werte an nachfolgende Generationen zu vermitteln. So gibt es in jeder monotheistischen Religion so etwas, wie “heilige Schriften” – im Christentum ist es das alte und das neue Testament, im Judentum ist es die heilige Thora, im Islam der heilige Koran. Sie vollständig zu studieren, schafft oft der beste Gelehrte in einem Leben nicht vollständig. Zudem ist mir nicht bekannt, dass es einen Menschen gab oder gibt, der die heiligen Schriften aller dieser Religionen vollständig studiert hat. So besteht die Gefahr, dass diese heiligen Schriftstücke über Generationen hinweg für die aktuelle Generation zu kryptisch wirken, gar nicht oder – schlimmer noch – falsch verstanden und selbst präzise versuchte Übersetzungen, Fehler bergen können. Im aller schlimmsten Fall treffen falsch interpretierte Göttliche Verse auf Menschen, welche die heiligen Worte zur gewaltsamen Motivation missbrauchen wollen und damit einer ganzen Religion einen Stempel aufdrücken können, der alles andere, als heilig ist.

    Ich versuche eine etwas abstrakte Brücke zur Biologie zu schlagen – und zwar zur DNA. Die Erbinformation ist der Bauplan für alles Mögliche, was in unserem Körper auf Zellebene so produziert wird. Auch die DNA wird dupliziert, das Duplikat davon auch usw. Irgendwann, spätestens in älteren Jahren,  schleichen sich auch auf einer DNA “Kopierfehler” ein und stellen so schlimmstenfalls den Bauplan für letale Ursachen dar. Deswegen die DNA prinzipiell als “eher sekundär” abzuwerten, empfinde ich  als falsch: Die Sequenzen der Basenpaare und das korrekte Ablesen davon ist sehr wichtig dafür, dass ein Organismus gesund funktionieren kann. In diesem Falle würde ich es als passender empfinden, die DNA möglichst so zu erhalten, dass sie gut funktionieren kann, sodass der Organismus möglichst lange gesund funktionieren kann.

    Ich persönliche denke deswegen, dass das eigene Empfinden zur Göttlichen Quelle am meisten wiegen sollte, bevor zu viel Gewicht in das geschriebene oder gepredigte Wort gelegt wird. Das Wort ist und bleibt dennoch essentiell und die Botschaft dahinter zu verstehen ist etwas, um das man sich bemühen sollte, wenn man sich einer Religion zugehörig fühlt. Die Absicht Gottes dahinter darf dabei aber niemals vergessen oder gar verdreht werden. Letzteres passierte und passiert leider aber bereits.


    @Amethyst
    Danke dir sehr für die weiteren Informationen in deinem ersten Beitrag in diesem Thread. Ich möchte auch auf den weiteren Verlauf davon eingehen. Mehr, als diese Antwort auf einen Teil deines Beitrags, schaffe ich heute nicht mehr.

    Wünsche euch einen angenehmen Abend und einen erholsamen Schlaf.
    Bis bald :ciao:

    *nachträglich in der Bearbeitung ein „nicht“ entfernt, was sich irrtümlicherweise eingeschlichen hatte


    “Der Sinn des Lebens besteht in der Erfüllung der wahrhaftigen Prinzipien der Liebe, nach denen jedes Lebewesen leben kann, will und soll. Sie zu erkennen, zu reflektieren und nach ihnen zu fühlen, zu denken und zu handeln, ist der Prozess, bei dem es im Leben geht.”

    • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 1 Woche von Cellardoor.
    #336692

    Man kann sich religiösen Texten auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Vorannahmen nähern, finde ich. Dabei ist es, glaube ich, wichtig, sich diese Vorannahmen bewusst zu machen. Einerseits kann man religiöse Texte wörtlich nehmen – mein Eindruck ist, dass Atheisten dies gerne tun, um aufzuzeigen, inwiefern religiöse Texte unserem modernen wissenschaftlichen Weltbild oder unseren heutigen Moralvorstellungen oder einfach nur einander widersprechen. Die implizite Annahme dabei ist natürlich, dass es so etwas wie übernatürliche Wahrheiten nicht gibt und alle Aussagen über Menschen und die Welt allein mit naturwissenschaftlichen Mitteln und unserer Vernunft untersucht werden sollten.

    Eine andere Annahme wäre etwa, dass es so etwas wie höhere, transzendente Wahrheiten gibt und religiöse Schriften, zumindest in Teilen, auf diese Wahrheiten in symbolischer Form verweisen. Dabei muss man nicht zwangsläufig Gott als höheres Wesen mit ins Spiel bringen – es genügt, anzunehmen, dass Menschen in der Lage sind, solche höheren Wahrheiten auf die eine oder andere Art zu erkennen (im Rahmen mystischer Erfahrungen z.B.) und diese dann sprachlich auszudrücken, so unvollkommen die menschliche Sprache als Medium dabei auch sein mag.

    Ich kann beiden Standpunkten etwas abgewinnen.

    Die Schwierigkeit beim Konzept der transzendenten Wahrheit ist allerdings, dass sie über die menschliche Vernunft hinausgeht und somit nur schwerlich mit den Mitteln der Vernunft überprüft werden kann. Der amerikanische Philosoph Ken Wilber (der dem Buddhismus zugeneigt ist) führt hierbei die Unterscheidung zwischen prä- und transrational ein. Beides ist un-vernünftig, also irrational, aber das eine verweist auf höhere Erkenntnis, das andere ist einfach nur emotionaler Unsinn, Bullshit usw. Diese beiden voneinander zu unterscheiden, ist nicht so ganz einfach. Und natürlich kann man auch die Existenz transzendenter Wahrheiten an sich in Frage stellen (wie es die meisten Atheisten und Wissenschaftsgläubigen vermutlich tun).

    Betrachtet man religiöse Schriften als etwas, das symbolhaft über die Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens hinauszudeuten versucht, so geht es dann darum, in der Auseinandersetzung mit ihnen eine ganz persönliche, individuelle Intuition für das zu entwickeln, auf das sie verweisen.

    So weit die Theorie. Ich selbst muss zugeben, mich noch nie wirklich intensiv mit klassischen religiösen Texten auseinandergesetzt zu haben. Vielleicht bin ich dafür zu kopfgesteuert und zu sehr im Vernunftdenken verhaftet. Mich sprechen deshalb eher philosophische, gelegentlich auch mal spirituelle Texte an; das dürfen aber auch gerne solche sein, die mich an die Grenzen des durch Vernunft Fassbaren führen.

    #336745

    @Cellardoor und @Gargel

    Danke für die spannenden Beiträge! Ich hoffe, dass es noch mehr solche Beiträge in diesem Thread geben wird.

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