WAS IST PSYCHOSE?

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  • Dieses Thema hat 27 Antworten und 16 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 4 Jahre, 4 Monate von Anonym.
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  • #74925

    Hallo, mein Name ist Vera Maria und ich bin Betroffene von einer Psychose.

    Ich erlebe meine Psychose aber nicht primär als Krankheit, sondern sehe in ihr eine große Heilungschance und empfinde sie auch als Bewusstseinserweiterung.

    Hat keines der mir zahlreich verordneten Neuroleptika meine Zwangsneurose oder “bipolar Störung” heilen können, vermochte mir meine Psychose Linderung zu verschaffen.

    Ich bin in der Psychose Göttern begegnet, habe mit dem Teufel gesprochen und mir wurden viele Dinge aus der Vergangenheit klarer.

    Natürlich war da die Reizüberflutung und meine Psychose hat mich mit meinen tiefsten Ängsten konfrontiert.

    Aber ich konnte großen Nutzen aus der Psychose ziehen, so verrückt und befremdlich sich das zunächst anhören mag. :good:

    Doch ich leide bis heute unter den mir verordneten Neuroleptika und bin dabei sie langsam auszuschleichen.

    Für mich stehen die Nebenwirkungen und die schädlichen Wirkungen durch die Neuroleptika in keinem Verhältnis zu den angeblichen Nutzen.

    Ich glaube psychiatrische Medikamente unterdrücken einfach die Symptome und chronifizieren die angebliche reine “Erkrankung”.. :wacko:

    Mir geht es auf alle Fälle mit jeder Reduzierung meiner Medikamente besser!

    Hier ein Onlineartikel von mir zu meinen Erfahrungen mit Neuroleptika:

    https://www.depression-heute.de/mehr-heilung-durch-psychose-statt-durch-neuroleptika/

    Und ein Bericht über meine Erfahrungen auf der Geschlossenen:

    https://blog.viciente.at/menschenrechtsverletzungen-in-psychiatrien-der-horror-auf-der-geschlossenen/

    Ja, wie man unschwer erkennt bin eine “Psychiatriegegnerin”. :-)

    Ich spreche mich immer für den “Offenen Dialogue” aus, eine Therapieform zur Behandlung von Psychose auf Finnland, mit einer Heilungsquote von 85 %!

    Neuroleptika werden hierbei nur in Ausnahmefällen gegeben..

    Der “Open Dialouge” ist eine reine Gesprächsstrategie und wird beim Betroffenen zuhause praktiziert.

    In der Region in Finnland in der der “Offene Dialogue” schon länger praktiziert wird, gilt die angebliche “Krankheit” “Schizophrenie” beinahe als ausgestorben!

    Auf meiner Homepage habe ich einige Informationen zum “Open Dialogue” und wie ich Psychose sehe, zusammengetragen:

    https://vera-maria-autorin.jimdosite.com/was-ist-psychose/

    Hier noch der Link zu meinem Buch “Die unheimliche Magie der Psychose”, das einen Erfahrungsbericht meiner schizoaffektiven Psychose darstellt:

    https://www.amazon.de/unheimliche-Magie-Psychose-Vera-Maria/dp/3942006286

    Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2020, vor allem natürlich mit ganz viel Gesundheit und Entspannung :)

    lg Vera Maria :bye:

     

     

     

     

     

    #74930

    Ich empfand die Psychose auch als Bewußtseinserweiternd, wie ich es jedenfalls für mich verstehe. Inwiefern hatte der Ausnahmezustand heilende Wirkung auf dich? Kannst du es klarer definieren welche Krankheit da bei dir geheilt wurde? Kann mir durchaus vorstellen das sich eine Psychose enthemmend auf Zwänge auswirkt. Ich habe in der psychose immer alles anders gemacht, wurde z.b. plötzlich vegetarierin oder begann zu rauchen und wurde gläubig. Vielleicht ist es auch leichter mit der Diagnose zu Leben wenn man Psychose nicht als Krankheit definiert. ? Mit den Medikamenten komm ich ganz gut klar, sie helfen mir mein Leben auf die Reihe zu kriegen. Psychose war immer ne Wahnsinnserfahrung für mich, aber so ist kein vernünftiger Alltag in meinem Leben möglich.

    Ganz Nebenbei machst du hier ganz schön Werbung in eigener Sache, aber gut, hat ja alles mit Psychose zu tun. Kannst du von deinem Buch leben?

    An Heilung durch Gesprächstherapie glaube ich nicht, aber reden kann helfen.

    Ich glaube auch nicht das die Medikamente die Krankheit chronifizieren.

    Sicher sind Medikamente auch nicht die Ideallösung und bestimmt für meinen Körper ungesund. Aber ohne käme ich nicht klar und müsste wohl weggesperrt werden.

    Man muss auch mal sehen das seit der Einführung der Medikamente viel weniger Menschen ihr Leben in geschlossenen Einrichtungen verbringen müssen.

    Medikamente können klar auch ein Gefängnis darstellen, wenn sie zu sehr lähmen. Aber man kann das richtige in richtiger Dosierung finden, so gings mir.

    Was nimmst du denn aktuell an Medikamenten?

    Viel Glück beim absetzen. Irgendwie finde ich es schon gefährlich so eine psychose als heilend zu glorifizieren, wird die Prognose von Psychose zu Psychose doch schlechter. Da sollte man finde zumindest ich sich nicht noch absichtlich in eine Psychose stürzen indem man Medikamente absetzt oder ähnliches. Aber im Endeffekt traue ich  Schizophrenen zu differenzieren zu können – wenn sie nicht allzu akut sind.

    Es gibt ja auch Fälle, wo absetzen funktioniert. Wann war denn deine Psychose und wieviele hattest du?

    Wünsche Dir auch ein Frohes Fest.

    #74937
    Anonym

      Für mich ist die Psychose die Hölle auf Erden, die einem das ganze Leben klaut.

      Ich kann nichts Positives daran erkennen. Mir hat sie das Leben geklaut.

      Erst, als ich den Ärzten vertraute, da wurde es langsam besser, aber trotzdem war es nur ein Abklatsch von einem Leben. Wenigstens muss ich nicht mehr in die Hölle.

      Jetzt weiß ich, dass meine Träume, Fantasien und Gefühle das Wichtigste sind, das es im Leben gibt, und dass ich von Anfang an kompetente Begleiter gebraucht hätte, die nicht einfach dafür gesorgt hätten, dass ich irgendwie arbeitsfähig bleibe, sondern die mit mir daran gearbeitet hätten, meinen Weg zu mir selbst zu finden und mich mit mir selbst zu versöhnen. Darum geht es bei der Psychose.

       

      #74957

      Hallo @Vera-Maria ,

      grundsätzlich finde ich gut, dass Betroffene sich mit ihren Psychoseerfahrungen auseinandersetzen und nach Austausch suchen – tun wir ja alle hier. Nur kamen mir die mehrfachen Links zu Deinen Veröffentlichungen beim Durchlesen schon aufdringlich vor.

      Die Rezensionen zu Deinem Buch auf der Amazon-Seite habe ich mir angelesen, und allein, dass es “nur” 11 Rezensionen gibt und alle einheitlich mit 5 Sternen bewertet wurden, hat mich stutzig gemacht. “Prof. Dr. L. J. Haslreiter” konnte ich auch nicht per Google (Scholar) ausfindig machen. Kommen diese Rezensionen Dir auch nicht etwas komisch vor…?

      Ohne dass ich das Buch gelesen habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Buch “… von der ersten bis zur letzten Seite spannend geschrieben” ist, wenn ich mir Deinen Ausgangspost hier oder Deinen Beitrag bei http://www.depression-heute.de anlese, die für mich eher einen laienhaften und holprigen ersten Eindruck machen. Auf Deiner Homepage auf jimdosite.com fehlt auch praktisch das Impressum, was auch nicht gerade einen seriösen Eindruck macht.

      Das sind aber Deine persönlichen Angelegenheiten, also jedem das Seine.

      Was ich viel bedenklicher finde, ist die von Dir zitierten Seite depression-heute.de. Meine Befürchtung ist, dass die “Gemeinschaftspraxis” (ist keine Arztpraxis, klingt nur so) der Eheleute Ansari von Depressionsbetroffenen Geld abzockt. Ich habe mir diese Seite nur oberflächlich angesehen, aber schon dann sind mir mehrere Sachen aufgefallen, die ich für nicht seriös halte.

      Herr Ansari ist laut Selbstbeschreibung auf der Amazon-Seite ein Biologe, der 10 Jahre lang in der Hirnforschung gearbeitet hat. Was ihn dazu wirklich berechtigt, mit Frau Ansari, einer Heilpraktikerin und ehemaliger SWR-Fernsehmoderatorin eine “Gemeinschaftspraxis” zu führen, bleibt unklar. Nur sein Dr-Titel fehlt nicht, wenn er sich selbst beschreibt. Ich unterstelle ihm sogar, dass er sich den Titel “Depressionsforscher” selbst gegeben hat.

      Offensichtlich müssen ihre Klienten die “Behandlungen” selbst bezahlen. Für “finanzschwachen Menschen” gibt es noch “der Verein” (kein eingetragener Verein, klingt nur so), und die Eheleute Ansari gewähren dann wohl Rabatt. Welche Leistung wonach abgerechnet wird, bleibt unklar. Wenn diese “Gemeinschaftspraxis” sich durch intransparente Methoden mit Depressionen finanziert und mit dem Slogan “unabhängige Informationen” für ihre Seite wirbt, dann halte ich die Seite für unseriös und unwissenschaftlich.

      Mir fallen auch Kritikpunkte ein, wenn ich an meine eigenen Erfahrungen als Psychotikerin in unserem Gesundheitssystem denke. Aber das, was ich mir hier angelesen habe, kann ich kaum erst nehmen.

      LG,
      Mowa

      #74960
      Anonym

        Vielen Dank liebe @Mowa für deine gute Recherche, Hut ab. :good:

        Ich finde Vera Maria Eigenwerbung auch mit gemischten Gefühlen, vor allem da du sonst ja gar nicht hier mitschreibst und dich beteiligst.

        Es gibt sicherlich verschiedenen Erfahrungen mit Psychosen und Pschiatrieaufenthalten das ist richtig. Aber die Idee das eine Psychose heilt, müßtest du wirklich näher erklären. Ich kann das nicht nachvollziehen.

        Die Behandlungen in Finnland sind sicherlich interessant.

        LgBernadette

        #74979

        @vera-maria!

        Ich habe deine Links noch nicht gelesen. Das möchte ich heute Abend machen.

        Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass der Zustand in einer Psychose irgendwann kippt, wenn man keine Medikamente mehr nimmt. Das heißt, spätestens wenn man eine Weile gar nichts mehr genommen hat, aber noch Symptome vorhanden sind, wird das Leben zur Hölle. Es ist dann von Ängsten und Depressionen geprägt und besonders, wenn jemand wegen der Krankheit schon mal in die Geschlossene musste, ist das Risiko groß, dass es noch mal so kommt. Gespräche können – müssen da aber nicht helfen!


        Tägliche Medikation:
        400 mg Amisulprid
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril

        ab 04.03.2024:
        500 mg Amisulprid
        5 mg Olanzapin
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril

        ab 15.03.2024
        600 mg Amisulprid
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril
        4mg Doxagamma
        Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid
        Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril

        #74982

        Aber die Idee das eine Psychose heilt, müßtest du wirklich näher erklären. Ich kann das nicht nachvollziehen.

        Geht mir genauso. Psychose ist für mich vor allem Kontrollverlust und hindert mich daran ein gutes Leben zu führen, weil es sozusagen kein oben und unten mehr gibt-das ist wie rotieren im luftleeren Raum, wobei der Kopf nicht mehr zur Ruhe kommt und die Gefühle überschiessen. Was ist daran gut?

        #74985

        Vera Maria hat ihre Werbung plaziert und wir werden wohl nix mehr von ihr hören, trotzdem möchte ich noch etwas dazu loswerden.

        Die Aussage: “85% Heilung und Schizophrenie gibt es in Finnlannd nicht mehr” ist reißerisch, aber falsch.
        Die 85% beziehen sich auf die durch den offenen Dialog behandelten. Wieviele wurden in Finnland dagegen “Normal” behandelt?
        Der Offene Dialog kann in einer frühen Phase einer Psychose sicherlich helfen und bestimmt auch den einen oder anderen Fall mit viel Ruhe wieder auf den Boden holen. Ferner wird die ganze Familie in die Heilung mit einbezogen, was sicherlich gut ist.

        Ich denke, während einer Akut Phase, kann man mit den Betroffenen aber reden soviel man will. Da wird nicht viel sinnvolles bei raus kommen.
        Ferner wird es Fälle geben, die einfach keine Lust haben sich zu Unterhalten, sondern die müssen “den Signalen” folgen. Werden die in Finnland in ihrem Zimmer eingesperrt?

        Der offene Dialog ist eine sinnvole Ergänzung, aber sicherlich nicht DIE Lösung.

        Vera Maria hat im Juli in einem Video Blog noch angegeben, 3 Neuroleptika zu nehmen.
        Man sucht nach Strohhalmen, ich verstehe das, aber wenn man selber nicht DIE Lösung ausprobiert hat und nur Wissen verbreitet über das man nur gelesen hat, ist das eher unglaubwürdig.

        Konsequent wäre es, sich hier einen passenden Arzt zu suchen http://www.offener-dialog.de/angebote/index.html, die Neuroleptika abzusetzen, sich nach dem propagiertem Prinzip behandeln zu lassen und DANN Werbevideos zu machen.

         

        #74987
        Isa

          Danke @Mowa und @PlanB für die Recherchen und Worte!

          Ich bin etwas zwiespältig diesem Post gegenüber. Klingt wie lightness auch wenn sie das wahrscheinlich nicht ist. Nichts für ungut @Vera Maria

          #74990

          für deine gute Recherche, Hut ab

          Recherche ist übertrieben, es sind nur spontane Eindrücke, die ich beim ersten Durchlesen bekommen habe.

          Ich habe auch etwas falsch zitiert, und zwar:

          Herr Ansari ist laut Selbstbeschreibung auf der Amazon-Seite ein Biologe, der 10 Jahre lang in der Hirnforschung gearbeitet hat.

          Heißt aber im Original so:

          Dr. Peter Ansari hat in Hamburg und Berlin in der Hirnforschung gearbeitet und 10 Jahre über Depressionen geforscht.

          (Edit: Ach so und dass er Biologe ist, steht auf dieser Seite ).

          Leider gibt es keine Seite “Über mich” o.ä. auf der Homepage von Herrn Ansari, so dass es für mich unklar bleibt, was seine Kompetenzen eigentlich sind und ob er auch in der Depressionsforschung gearbeitet hat. Wenn dem so wäre, würde er sicher eine Liste seiner Veröffentlichungen auch angeben.

          Na ja, und über mich könnte ich halt auch schreiben:
          Dr. Mowa hat Medizin studiert und arbeitet aktiv in der medizinischen Forschung. Ihr aktuelles Interessengebiet ist die Schizophrenieforschung, mit Schwerpunkt auf Früherkennung von Psychosen.

          Oder so, und falsch ist das ja auch nicht, nur dass entscheidende Fakten dabei ausgeklammert wurden. Vielleicht sollte ich auch so eine Homepage aufmachen und Globulis verkaufen.

          • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 4 Monate von Mowa.
          #74993
          FMS

            Das sollte wohl nur Werbung für ihr Buch sein, die gab’s auch immer Gratis in der Facebook-Gruppe dazu.

            Ich habe auch schon kritische Aussagen zu dem Buch gelesen, so viel zu den 5 Punkten auf Amazon.

            Ich bin froh, dass es die Medikamente gibt, denn sie helfen mir ein gutes Leben zu führen.

            #74995

            Hier übrigens noch ein paar Links zum Thema “Wir sehen andere Länder mit der rosaroten Brille”

            —–

            https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/zwang-in-der-psychiatrie-das-letzte-mittel-a-836111-2.html

            Auszug:

            “Aufschlussreich ist eine Studie, die Forscher um Alice Keski-Valkama vom Vanha Vaasa Hospital in Finnland 2010 veröffentlichten. Die Wissenschaftler untersuchten die Gründe, aus denen Psychiatriepatienten in Finnland isoliert oder fixiert werden. Hierzu werteten sie Patientenakten von 668 Fällen aus allen psychiatrischen Kliniken des Landes aus, und zwar über einen Zeitraum von 15 Jahren.

            Das Ergebnis: In etwa jedem zweiten Fall begründete das Klinikpersonal die Zwangsmaßnahme mit einer Erregung und Desorientierung des Patienten. Gemeint waren damit rastloses Umherirren, verwirrtes und fahriges Verhalten oder verbale Aggressionen.”

            —–

            https://www.aerzteblatt.de/archiv/121930/Psychotherapie-in-Europa-Finnland-Aktiv-gegen-Depressionen

            Auszug:
            “Hohe Suizidrate
            >Im Hinblick auf die Häufigkeit psychischer Erkrankungen nimmt Finnland bei Depressionen im weltweiten Vergleich eine Spitzenposition ein.”

            —–

            https://www.vice.com/de_ch/article/evdkaa/weggesperrt-ch

            Auszug:

            “Eine Bundesstudie von 2011 hat hochgerechnet, dass in der Schweiz jährlich 176 Zwangseinweisungen pro 100.000 Einwohner durchgeführt werden, womit die Schweiz im europäischen Vergleich nach Finnland den zweiten Platz belegte.”

            —–

            So viel anders als bei uns, sieht es in Finnland dann wohl doch nicht aus, und das Ergebnis einer Klinik dem ganzen Land überzustülpen hat etwas von einer verklärten Sicht der Dinge.

            Nicht falsch verstehen, den Ansatz hinter dem offenen Dialog finde ich interessant und richtig.

            • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 4 Monate von PlanB.
            • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 4 Monate von PlanB.
            #75017

            Ich bin jedenfalls froh, dass es die Antipsychotika gibt, weshalb ich die Abneigung von Vera Maria gegen die böse Pharmaindustrie nicht nachvollziehen kann. Dann steht im Header ihrer Homepage auch noch „Esoterik“, weshalb ich mir das Buch bestimmt nicht antuen werde. Konnte damit noch nie was anfangen, schlimm genug, dass ich in der Psychose magisches Denken hatte, das dann durch das Antipsychotikum letztendlich wieder verschwand.

            #75018
            Anonym

              Bin auch froh, nur nicht in allen Bereichen.

              #75054
              Anonym

                Hallo @Vera Maria

                Ich selbst teile die Ansicht, dass eine Psychose auch etwas sehr wertvolles, lehrreiches sein kann. Aber nur wenn man sie im Griff hat, und sie schwach genug dafür ist, dass man sie überhaupt im Griff haben kann! Psychosen sind unterschiedlich stark, und auch der Realitätsverlust kann unterschiedlich stark und manchmal auch unüberwindbar sein. Ich selbst glaube z.B. dass das, was ich erlebe, nichts weiter als eine Art psychisch funktionierendes “Lernprogramm” mit harten Bandagen ist, das mich einfach immer wieder künstlich gedanklich in diverse Situationen versetzt. Was den Effekt haben kann, dass man lernt mit solchen Situationen umzugehen und daran zu wachsen. Das ist also quasi eine fortwährende Belehrung mit der Peitsche, die das Bewusstsein und das Verständnis von Ethik formen kann. Solange ich das weiss, und keine Angst davor habe, macht mir die Psychose abseits der erzwungenen Beschäftigung nicht allzu viel aus – dadurch, dass sie permanent meinen Kopf in Eindrücke zwingt, quält die Psychose mich dann immer noch massivst. Aber die Inhalte selbst berühren nicht mehr so stark, und ich bin nur für einzelne Momente in den “Geschichten” gefangen, kann mich dann hinterher wieder lösen.

                Ich möchte dich bitten, zu überlegen, das zu versuchen etwas mehrschichtiger zu sehen. Also was das Leid in der Psychose und den Stellenwert der Medikamente angeht. Weisst du, du selbst kommst vielleicht ganz gut klar auf deine ganz persönlichen Trips, und das ist ein sehr grosses Glück und eine interessante Geschichte – aber andere schiesst es nun mal jenseits von Gut und Böse richtig heftig ab, und ohne Medikamente noch mal hundertfach heftiger!

                Du selbst findest deine Psychosen “gut” und als spassige lehrreiche Trips – also hast du grosses Glück, und solche Art von Psychose, die nicht allzu quälend ist, und dich auch nur zeitweise beeinträchtigt. Aber andere Menschen haben nun mal nicht solches Glück, und grosse Angst vor ihrer Psychose. Und können nicht so einfach das Bewusstsein entwickeln, vor einer lehrreichen Herausforderung zu stehen. Stattdessen finden sie sich in Albtraumhaften Situationen gefangen wieder, und werden fortwährend auf das übelste mit hässlichen oder zwingenden Eindrücken gequält, und werden permanent versucht, dass sie Dummheiten begehen, mit denen sie sich und anderen schaden können. Und dann begehen manche Menschen (nicht mal durch eigene Schuld!) nun einmal schlimmste Taten bis hin zum Totschlag. Das kann man dann auch nicht mehr vermitteln, dass ihre Psychosen ja eigentlich nicht so wären, denn dann ist ein Mensch gestorben deswegen! Und wenn ein Absetzen der Medikamente Anlass dafür war, dass ein Mensch in der Konsequenz sterben musste, dann hört bei dir ja sicher auch jede Begeisterung auf. Das riskiert man aber, wenn man Menschen verleitet oder dazu aufruft, unkontrolliert die Medikamente abzusetzen.

                Versteh mich nicht falsch, ich finde es auch gut richtig, wenn Menschen mit solchen aussergewöhnlichen Wahrnehmungen wie wir in einem speziell geschützen Umfeld und mit Begleitung probieren wollen, ob sie sich damit arrangieren und etwas positives für sich abgewinnen und ihre Medikation reduzieren oder absetzen können. Jeder, der das dann auch schafft, ist wahrscheinlich ein wertvollerer Mensch geworden durch seine Erlebnisse. Aber manche schaffens nun mal nicht – wenn Menschen alleine in ihrer Wohnung ihre Medikamente absetzen, dann richtig übel krass durchdrehen, nur noch gequält sind und ihr eigenes Leben und das anderer in der Konsequenz zerstören müssen, dann finde ich das auch nicht mehr sinnvoll.

                Deswegen möchte ich dich bitten, deine Kritik an Medikamenten etwas zu überdenken. Ich z.B. komme nur noch mit Höchstdosis klar auf meine Erscheinungen, die mich 24/7 pausenlos mit Gedankenstimmen und -Bildern foltern. Das ist kein spassiges Happening mehr sondern konkrete psychische Folter, und ich selbst glaube, dass ich schon tot oder komplett wahnsinnig wäre, wäre es nicht um die Medikamente, die mein Erleben abschwächen können so dass ich damit leben kann und halbwegs normalen Schlaf finden darf. Ohne die Medikamente ertrüge ich es einfach nicht, bzw. meine Stimmen würden mich wahrscheinlich recht schnell zu irgendeiner kleinen oder grossen Dummheit anleiten. Das ist meine Situation, und ich habe einen rationalen Umgang mit der Psychose. Ich habe auch versucht ohne Medis, und mit mentaler Beschäftigung – es hat mich traumatisiert denke ich! Es war einfach nur wie eine Flut aus Eindrücken am Ende, bei mir war keine Lösung darin, sondern nur geistiges Ertrinken in unbeschreiblichem Leid. Am Ende habe ich die reale Welt nicht mehr wahrgenommen, sondern war nur noch in Horrorfilmen im Kopf gefangen! Und ich rede nicht von einer Woche oder so, sondern monate- bis jahrelangem Dauerzustand. Ich bin froh, dass es die Medikamente gibt, damit ich nicht im Wahn ersaufen und qualvoll sterben musste!

                Also bitte werd ob deiner Erfolge nicht zu übermütig, sondern bedenke auch die Situation anderer Menschen realistisch. Es kommt nicht einfach jeder ohne die Medikamente klar! Du hast für dich rausgefunden, dass es ein Lernprogramm ist, und hast keine Angst mehr davor. Damit bist du auch nicht allein, es gibt auch viele andere, die diese Einsicht erfahren und leben durften. Du solltest aber nicht glauben, dass andere Menschen immer diese Einsicht auch erfahren dürfen werden, und dass ihnen diese Einsicht immer helfen würde.

                Es gibt viele andere erkrankte, die dieses Glück halt nicht haben, die es auch nicht so leicht erlangen können – die geistig gefangen sind und auch ganz anders schlimme Trips mit Kontrollverlust, Mord und Totschlag und Folter erleben müssen. Schlag diesen Menschen bitte nicht in’s Gesicht indem du sagst, die Medikamente würden ihnen schaden oder dass sie zu schwach für ihre Psychose wären. Die Psychose ist einfach von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark. Bei manchen Menschen ist sie einfach zu mächtig, und eleminiert jeden rationalen Umgang, und für solche Menschen sind die Medikamente vielleicht das einzige Ticket, um schlimme, lebenszerstörende Taten und Zustände zu verhindern, und um unsägliches Leid wenigstens ein bisschen lindern zu können.

                Danke für die Aufmerksamkeit

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