"Schizophrenie gibt es nicht" – Jim van Os

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  • #170458

    alleine auf die Dauer nicht klarkommen wird.

    Das glaube ich auch. Zumindest ist das Risiko dann sehr viel höher durch das soziale Netz zu fallen und dann irgendwann auf der Straße zu landen.

    denn keine Partnerin hätte. Vielleicht hätte mich das gerettet.

    Eine Partnerin ist aber auch kein “Mutterersatz”. Eine Partnerin wird nicht jemanden suchen, um den sie sich kümmern kann, sondern tatsächlich wohl eher jemanden der sich um sie kümmern wird (z.B. wenn sie in Schwangerschaft auf Unterstützung angewiesen ist, aber auch darüber hinaus). In anderen Worten, in einer Partnerschaft muss man sich im Klaren sein, dass man dort nicht nur selber stabil sein sollte, sondern darüber hinaus auch noch in der Lage Stabilität zu geben, falls etwas Unvorhergesehenes passiert.

    Daher meine ich, dass eine Partnerschaft nicht die Lösung ist, sondern im Gegenteil, wahrscheinlich sogar eher zu einer Belastung werden kann, weil man jemanden in seine Krankheitsgeschichte reinzieht, der sich vielleicht sein Leben ganz anders vorgestellt hat und dadurch frustriert ist.

    Wie immer ist es so: wenn man sich auf einen Menschen stützt, wird dieser schnell überlastet und überfordert. Auch aus diesem Grund braucht man eine andere Stütze, wie z.B. eine aus Tradition und Routine entstandene Stabilität, wie z.B. den festen Wochenrythmus, oder den Jahresrythmus mit den religiösen Feiertagen, die das Leben strukturieren und damit auch Halt geben.

    #170461

    wenn man sich auf einen Menschen stützt, wird dieser schnell überlastet und überfordert.

    Ja, das kann passieren und eine Partnerschaft sollte natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich denke aber doch, dass eine Partnerschaft zu einem gesünderen Leben beitragen kann. Meine Aussage der Rettung war allerdings wohl überzogen, danke für den Denkanstoß!

    Auch aus diesem Grund braucht man eine andere Stütze, wie z.B. eine aus Tradition und Routine entstandene Stabilität, wie z.B. den festen Wochenrythmus, oder den Jahresrythmus mit den religiösen Feiertagen, die das Leben strukturieren und damit auch Halt geben.

    Struktur ist neben sozialem Halt sicher wichtig für uns. Du hattest an anderer Stelle auch von dem wichtigen wöchentlichen Ruhetag gesprochen. Ich denke Ruhephasen sind vor allem auch wichtig, um eine Überforderung der eigenen Leistungsfähigkeit zu verhindern.

    Sicher muss man viele Faktoren für eine psychische Erkrankung betrachten daher ist ein einzelnes “dies und das hätte mich gerettet” vielleicht grundsätzlich falsch. Es sind wohl eher mehrere Sachen, die schiefliefen.

     

    #170465

    Partnerschaft zu einem gesünderen Leben beitragen kann

    Ich denke eher die Gesundheit ist nicht ein Resultat sondern eine Voraussetzung für eine gelingende Partnerschaft. Zumal, natürlicherweise die Partnerschaft auf die Zeugung und Aufzucht von Nachwuchs ausgelegt ist und daher, wie gesagt die Fähigkeit zur Bereitstellung von Sicherheit und Stabilität an erster Stelle steht. Von den eigenen Kindern kann man nämlich noch weniger erwarten, dass sie für die eigene Stabilität sorgen, dass können sicherlich viele Kinder von Betroffenen bestätigen, dass sie damit überfordert werden.

    Das ist genau so, wie wenn man denkt, man bräuchte Kinder und eine Familie um glücklich zu werden. Auch hier ist das Verhältnis genau umgekehrt. Erst wenn man glücklich und zufrieden ist, mit seinem eigenen Leben, sollte man es in Betracht nehmen, dieses Leben an eine nächste Generation weiter zu geben, anstatt auf die “Rettung” durch die eigenen Kinder zu hoffen. Da zieht man nämlich das Pferd von hinten auf.

     

    In anderen Worten: wenn man es alleine schon nicht schafft, dann schafft man es zu zweit erst Recht nicht, da man da immer nicht nur für sich selbst, sondern auch für jemand anderen sorgen muss. Ein Leben in Partnerschaft erfordert immer mehr Mühe und mehr Arbeit als das Leben alleine. Klar, hat man mehr “Unterhaltung” aber die kann man auch außerhalb einer Partnerschaft erleben.

    #170512

    Ich denke eher die Gesundheit ist nicht ein Resultat sondern eine Voraussetzung für eine gelingende Partnerschaft.

    Ich denke, Gesundheit ist gut für eine Partnerschaft, aber eine Partnerschaft kann auch gut für die Gesundheit sein. Dazu kenne ich einige Beispiele, auch hier aus dem Forum.

    Leider sind wir etwas vom Thema abgekommen. Vielleicht hätte ich doch einen extra Thread aufmachen sollen. Anderseits passt der Begriff “Hyper-Meaning”, der mich fasziniert, so gut zur Aussage “Schizophrenie gibt es nicht”.

    #170850

    Guten Morgen zusammen,

    Ja, das müsste sie sein. Ich wusste nicht das Mad in America auch eine eigene Seite hat.

    Danke für diesen Podcast, finde ich super!

    Das, was Prof. van Os in diesem Podcast sagt, kann ich mit meinen Erfahrungen und Erkenntnissen als Psychoseerfahrene nur bestätigen. Es ist so hilfreich und mutmachend für mich, dass es Profis gibt, die die eingemachte Rolle der Psychiatrien, Psychiater, Psychologen usw. hinterfragen und fordern, dass Betroffene als Menschen und menschliche Individuen bei ihren Genesungsprozessen besser unterstützt werden.

    Im Effekt ist es tatsächlich (zumindest sehe ich es auch) so, dass psychiatrische Diagnosen vor allem dazu dienen, um Menschen mit problematischen Lebenserfahrungen und in schwierigen Lebenssituationen aus der Gesellschaft auszusortieren. Um dann ihnen Zugang zum Gesundheitssystem zu gewähren, das sich vorrangig auf medikamentöse Behandlung stützt, die psychiatrische Symptome nur unterdrücken und keine Probleme und Konflikte der Betroffenen lösen kann.

    Wir als Betroffene von psychiatrischen Diagnosen können uns aktiv für unsere eigene Genesungsprozesse einsetzen. Es gibt Hoffnung, dass es uns (wesentlich) besser gehen kann, und wir brauchen Hilfe zur Selbsthilfe. Psychiatrien und Psychiater können dabei helfen, dass wir mit minimalen medikamentösen Behandlungen mit uns selbst und mit unseren Problemen und Konflikten leben lernen. Genauso wie Psychologen, Sozialpädagogen usw.

    Menschliche und zwischenmenschliche Beziehungen verursachen kaum finanzielle Kosten für das Gesundheitssystem. Nicht nur das: Offene, positive, wertschätzende und respektvolle Beziehungen kann man nicht mit Geld kaufen, sondern im Gegenteil, viel Geld scheint dabei hinderlich zu sein. Wir müssen alle unser eigenes Leben leben und wählen, wie wir mit uns selbst und mit der uns umgebenden Welt umgehen wollen, können, sollen und müssen.

    Jeder lebende Mensch trägt gesunde Anteile und individuelle Ressourcen in sich. Es gilt sie zu stärken und möglichst gut zu nutzen. Anlässe zum Klagen gibt es ja genug, bis zum Lebensende, was wir alles im Leben nicht haben und erreichen können. Die entscheidende Frage ist, wie wir dieses hatnäckige Muster der Gefühle, Gedanken und Verhalten durchbrechen können und zum Schmied der eigenen Gesundheit werden können.

    LG,
    Mowa

    #170855

    mit uns selbst und mit unseren Problemen und Konflikten leben lernen

    Vielleicht könnten Sie auch helfen, unser Leben so zu gestalten, dass die Konflikte gar nicht erst auftreten. Das hat natürlich immer mit ein paar Einschränkungen zu tun, zu denen nicht jeder bereit ist.

    #170856

    Finde ich schwierig, @Nichtraucher.

    Das klingt für mich so, als würdest Du fordern, Dich beliebig sonnen zu können, ohne dass dabei Schatten entstehen.

    Sonnenlicht kann auch lebensbedrohlich sein, und Schatten können überlebenswichtig sein. Soweit ich blicken konnte, gibt es so etwas wie die Singularität in dieser Welt nicht :unsure:

    #170861

    Mir wäre es lieber, wenn ich statt paranoider Schizophrenie einfach nur den Hang zur Psychose attestiert bekommen hätte.

    Und dann aber auch in Pension gehen könnte, und dann eben auch eine Therapie machen dürfen könnte.

    Ja und dazu kommt, dass mein Therapeut früher oftmals erwähnt hat, ich könnte es in ein absehbarer Zeit ohne die Medis versuchen.

    Dachte zuallererst nicht dass er es ernst meint, und ich bin ihm NICHT nachgekommen (noch nicht).

    Hm, als ich ihn ein zwei Jahre später darauf angesprochen habe, hat er das nicht mehr so gesehen, konnte sich nicht mehr erinnern.

    Mir ist es im Moment so, als würde es eine “Verschwörung” geben im Gesundheitssystem. Es geht um Macht und Geld, da möcht ich nicht mit rein gezogen werden.

     

    Ich habe keine so starken Symptome wie oft andere sie haben z.b. Stimmen etc. Die hab ich nicht, hatte ich nie.

    Und trotzdem soll ich 4 verschiedene Medis auf 3x am Tag nehmen? Ich will das so nicht beibehalten.

    Ob mans schafft ist a andre Frage.

    Gibts scho einen Thread zum anderen Thema mittlerweile??

    Glg Yve :bye:

    #170864

    Ich hab halt die Erfahrung gemacht, dass zwischenmenschliche und persönliche Probleme erst aus der Krankheit heraus entstehen, also aus seelischem Ungleichgewicht. Das erkennt man nur mit langjähriger Erfahrung, weil man das meist erst sieht wenn das Ei da liegt, die Henne die es gelegt hat aber unsichtbar bleibt.


    Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
    Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
    Ab 12.05. nur noch 500 mg Amisulprid

    #170869
    Anonym

      Welchen anderen Thread meinst du den Yvoneee ?

      #170880

      Hab oben was füreinen weiteren Thread zum 2. Thema gelesen, weiß es jz aber nimmer.

      Glg Yve :scratch:

      #170882

      Naja, es hat eben was mit Risiko zu tun und damit, dass unsere Kapazitäten beschränkt sind.

      Man kann nicht alles maximal haben: Spaß, Geld, Gesundheit, Partnerschaft und ein interessantes Leben.

      Irgendwo muss man Abstriche machen und sich selbst einschränken, damit man in den anderen Dimensionen etwas mehr hat, eben weil man nicht unendlich Kapazität hat und auch weil jeder Mensch eben eine individuelle Kapazität hat. Das kann und sollte man eben auch gesellschaftlich nur minimalst kompensieren.

      Und deswegen muss man abwägen und priorisieren. Da kann ein professioneller Behandler unterstützen, aber tatsächlich liegt es in der Verantwortung des Betroffenen, was auch van Os propagiert.

      Dabei muss man halt eben auch betrachten, dass die Kulturkreise sich auch etwas unterscheiden. Wenn in den USA z.B. gesagt wird, man soll für seine Krankheit Verantwortung übernehmen, dann wiegt da die Dimension der “Eigenverantwortung” deutlich stärker, als hier in Deutschland, einfach weil dort das Sozialsystem ein anderes ist.

      Wie gesagt, man kann nicht erwarten, dass ein professioneller Behandler kommt und einen von allen Problemen befreit. Das wird nicht passieren, es sei denn man wird ein Pflegefall, aber in diesem Fall kann man eben auch nicht mehr so stark in die Verantwortung gehen.

      Tatsächlich meine ich auch, und das ist ganz generell ein Problem von kreativen Prozessen im Allgemeinen, man kann keine neuen Lösungen erzwingen oder “herzaubern”, man kann sich nur mit dem Problem beschäftigen und dabei die alten, disfunktionalen Lösungen aussortieren, bis sich mit Geduld und Glück eine neue, hoffentlich funktionalere Lösung ergibt. Es funktioniert also nur über die Einschränkung seiner Handlungsoptionen, mit dem Verzicht auf eingefleischtes, disfunktionales Verhalten und auch disfunktionaler Ansichten.

      Eine andere Möglichkeit, Verantwortung für seine “Suszeptibilität” zu übernehmen sehe ich nicht, aber ich bin da offen für Vorschläge.

      Wie gesagt die Fragestellung ist: “Was kann ICH tun, damit ich weniger Schwierigkeiten mit meiner psychischen Konstitution bekomme?”

      und nicht

      “Was müssen ANDERE tun, damit ich weniger Schwierigkeiten mit meiner psychischen Konstitution bekomme?” – weil das Problem ist auf unserer Seite, und es ist nicht das Problem der anderen. Meine ich zumindest.

      #170892

      Hab oben was füreinen weiteren Thread zum 2. Thema gelesen, weiß es jz aber nimmer.


      @yvonneee
      Ich hatte nur überlegt, ob es besser gewesen wäre einen Extra-Thread zu “Hyper-Meaning” aufzumachen. Diesen zweiten Thread, den du suchst, gibt es nicht.

      Hm, als ich ihn ein zwei Jahre später darauf angesprochen habe, hat er das nicht mehr so gesehen, konnte sich nicht mehr erinnern.

      Ich hatte auch das Gefühl, dass es den Psychiatern sehr wichtig ist, dass man die Medikamente erstmal nimmt. Die Komplikationen des Absetzens werden einem zu Anfang leider eher nicht klargemacht.

      Psychiatrien und Psychiater können dabei helfen, dass wir mit minimalen medikamentösen Behandlungen mit uns selbst und mit unseren Problemen und Konflikten leben lernen.

      So sollte es sein.

      Wie gesagt die Fragestellung ist: “Was kann ICH tun, damit ich weniger Schwierigkeiten mit meiner psychischen Konstitution bekomme?”

      Man steht aber nicht allein. Die Umgebung bestimmt in großem Maße das eigene Leben. In einer guten Umgebung kann man sich wieder erholen. Von außen können weiterhin gute Anregungen kommen, dass eigene Leben zu überdenken und sich zu ändern.

      #170923

      Soll ich eimen Thread dazu aufmachen?

      Wie seht ihr das? Oder wurde nun alles schon gesagt?..

      Danke@ Dopplereffekt.

      Lg Yve

      #170926

      Zu dem absetzen..

      Also das ist bei einigen im Forum das große Thema und viele geben Ratschläge, nun, ich sage dazu: nicht dass es leicht wäre aber unmöglich ists wohl auch nicht!

       

      Wenn man in Minischritten zurückschraubt und sich beobachtet, und es halt auch will, wirds wohl möglich sein.

      Nein, anfangs wird nur gesagt:Das ist der EINZIGE Weg!

      Punkt aus!

       

      Joff das war die Frage, falls es überhaupt eine gab.

      Lg!

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