Psychose als Selbstschutz?

Home Foren ALLGEMEIN (öffentlich) Psychose als Selbstschutz?

  • Dieses Thema hat 61 Antworten und 13 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 5 Jahre, 2 Monate von Anonym.
Ansicht von 15 Beiträgen - 46 bis 60 (von insgesamt 62)
  • Autor
    Beiträge
  • #16836

    Erkrankte können sehr wohl etwas für ihr Wohlbefinden tun:

    Bemühungen um einen vernünftigen Schlaf-Wach-Rhytmus.

    Vermeidung von Streß und Überbelastung. (Bei der Arbeit habe ich das Glück, meine Zeit und die Abfolge der Arbeitsschritte selber einteilen zu können.)

    Die Medikamente auf ein Mindestmaß zurück schrauben
    (Ich sehe es als selbstverständlich und notwendig für mich an, sie zu nehmen.)

    Auf eine ausgewogene Work-Life-Balance achten.

    Bemühungen um gute Beziehungen zu anderen Menschen.

    Von einer 4 Jahre dauernden Verhaltenstherapie habe ich sehr profitiert. Seitdem gestalte ich sehr bewußt meine Lebensumstände mit.

    #16977
    Anonym

      Man kann auch versuchen seine Resilienz zu trainieren. Dazu gibt es viele Bücher mittlerweile im Handel, oder man macht ein Seminar bei einem Coach mit, wenn man sich das leisten kann.

      #17210

      Lightness
      Ich bin neu hier und habe mit großem Interesse deinen Beitrag und die Kommentare dazu gelesen. Genau aus diesem Grund habe ich mich hier angemeldet, weil ich eine ähnliche Einstellung zu Schizophrenie habe wie Andreas Winter.
      Ich stimme mit Nichtraucher überein, dass die Psychose eine erweitere Schutzfunktion ist, weil der natürliche Selbstschutz versagt.
      Und ich denke auch wie Nevermind, dass es mit 3 Sitzungen nicht getan ist.
      Allerdings muss ich gestehen, dass ich nicht schizophren bin, sondern Heilpraktikerin für Psychotherapie. Meine engste Freundin, ein Klient und 2 weitere Personen in meinem engeren Bekanntenkreis sind schizophren und immer wieder begegnen mir Situationen und Menschen mit diesem Thema, weshalb ich gerne mit euch weiter über das Thema: Schizophrenie = Schutzfunktion und mögliche Lösungswege diskutieren möchte. :-)

      #17223
      Anonym

        Hallo @Sonne,

        willkommen im Forum.

        Also, mir fällt zu dem Thema erst mal nicht mehr viel ein, außer noch zu erwähnen, dass dieser Psychotiker, den Andreas Winter geheilt hat, noch nach den drei Sitzungen einige Höhen und Tiefen hatte, aber er zog bei seiner Mutter aus, fand eine Freundin (die er dann wieder verlor), und er geht einer ganz normales Arbeitstätigkeit nach, die seinen Interessen entspricht. Ach ja, und der wichtigste Satz von ihm (Winter) war “Sie müssen niemandem mehr etwas beweisen. Sie sind erwachsen und dürfen selbst entscheiden, worunter Sie künftig leiden.” (Dieser Mann litt unter der Abhängigkeit zu seiner Mutter.) Und dieser Satz ließ bei dem Mann die Scheuklappen fallen und erkennen, dass er seine Lebensumstände ändern muss, wenn er nicht weiter leiden möchte.

        Interessant finde ich wenn du sagst, du hast eine ähnliche Einstellung zur Schizophrenie wie A. Winter. Kannst du das noch präzisieren? Ich meine der Winter sagt ja, die Schizophrenie selbst ist schon ein Symptom und eine Schutzfunktion der Seele.

        Nur so am Rande: Er sagt auch, dass jede Krankheit ein Entwicklungsschritt im Leben des Patienten ist. Und chronische Erkrankungen dienen der Reifung des Patienten.

        Dass eine Schizophrenie in drei Sitzungen nicht einfach so weggezaubert werden kann, ist schon klar. Da ist er wohl etwas voreilig, wenn er sagt, er hätte sie bei dem Mann geheilt. Für mich bedeutet etwas zu heilen, dass es nie wieder kommt. Aber er hatte dann nur noch Höhen und Tiefen, schreibt er, also scheinbar keine Psychose mehr.

        Ein Satz, der mich unheimlich weit gebracht hatte war der Satz einer Therapeutin, die zu mir sagte, ich hätte keine Schuld an der Krankheit. Ich weiß noch, wie ich mich jahrelang schuldig gefühlt hatte, obwohl ich nie jemand etwas angetan hatte. Und eine Bekannte sagte mal, alles, was ich erzähle, hat damit zu tun, dass mir etwas angetan wird und ich kann mich nicht wehren. Mittlerweile weiß ich, was mir angetan worden ist und warum ich mich nicht wehren konnte. Ich habe das Buch von Clemens Kuby ‘Gesund ohne Medizin’ gelesen und schon beim Lesen setzte bei mir die Erinnerung ein. Ich habe seine Methode noch nicht angewandt, bin iwi zu faul dafür, aber es hat mir schon viel gebracht, zu wissen, woher es kommt. Und mir ist jetzt auch klar, wieso ich eine Psychose als Schutzfunktion entwickelt habe.

        Gruß Lightness

        #17265

        Ich muss zugeben, dass ich früher eine ähnliche Meinung, wie du Lightness, hatte.

        Ich dachte immer, alles hängt mit meinen Kindheitstraumata zusammen und die Krankheit müsste verschwinden, so bald ich diese aufgearbeitet hätte, was ich meiner Meinung inzwischen habe. Mir geht es heute seelisch, emotional weitestgehend sehr gut, aber so bald ich das Medikament drei bis vier Wochen abgesetzt habe, kommen die Stimmen wieder, es entsteht Beziehungsdenken und ich bekomme Angstzustände und Depressionen.

        Normalerweise überstehe ich mit dem Medikament auch leichtere Erschütterungen ganz gut, bzw. ich habe durch dieses eine “dickere Haut”, d.h. mir macht also Vieles nichts mehr aus. Natürlich ist es möglich, dass bei mir nach so vielen Jahren gewisse Verhaltensstrukturen zu sehr eingeprägt sind und deshalb Symptome wieder aufflackern können.

        Außerdem gibt es natürlich Betroffene, wo psychotische Symptome durch Traumata ausgelöst wurden, aber das ist nun mal keine Schizophrenie, sondern eine posttraumatische Belastungsstörung.


        Tägliche Medikation:
        400 mg Amisulprid
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril

        ab 04.03.2024:
        500 mg Amisulprid
        5 mg Olanzapin
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril

        ab 15.03.2024
        600 mg Amisulprid
        12,5 mg HCT
        10 mg Ramipril
        4mg Doxagamma

        #17267
        Anonym

          Ich stimme Molly zu.

          #17268

          Naja, bei der PTBS kommt es nicht wirklich zu psychotischen Symptomen. ich habe ja auch ne PTBS, ich finde die schon gänzlich anders von den Symptomen her.

          Aber ich kann bestätigen, dass eine Schizophrenie nicht gleich weg ist, wenn man seine Traumata aufgearbeitet hat. Man wird vielleicht insgesamt etwas stabiler, so dass man für einen Schub nicht mehr ganz so anfällig ist, aber es ist nicht so, dass man dann gänzlich geheilt ist.

          #17279
          Anonym

            Man könnte ja auch sagen, das sind alles Absetzsymptome von euren Medikamenten.

            Vielleicht habe sich eure Symptome auch nur verschoben, weil die Aufarbeitung der Traumen nicht richtig erfolgt ist.

            #17282

            Ich habe auch nicht alles aufgearbeitet. Aber einen Teil. Und das schon richtig. Trotzdem sind meine Diagnosen völlig unterschiedlich gelagert und treten parallel zueinander auf.

            Aber wie gesagt, wenn man Unterstützung hat, ist man sich etwas stabiler und hat Symptomen eher was entgegen zu setzen.

            #17285
            Anonym

              Aufarbeiten bedeutet ja oft, den Ereignissen den Schrecken zu nehmen und sie neu zu interpretieren, damit man schwierigen Lebensumständen etwas entgegensetzen kann.
              Schwierige Lebensumstände können Konflikte jeder Art sein. Ein Arzt meinte mal zu mir, Geburten, Todesfälle, Hochzeiten usw. können alles Auslöser für Psychosen sein. Also alles, was Stress bedeutet. Wut, Angst, Trauer, Verluste bedeuten immer Stress.
              Die Ärzte empfehlen nicht umsonst, Entspannungstechniken oder Sport, einfach um Stress abzubauen.
              Der Kuby empfiehlt, neue Synapsen im Gehirn mittels dem Seelenschreiben zu bilden, damit neue, gute Botenstoffe im Gehirn gebildet werden und zur Heilung in den Körper geschickt werden.

              #17312
              Anonym

                Ich habe immer geglaubt, dass ich die Medikamente irgend wann nicht mehr brauche.

                #17316
                Anonym

                  Ich habe auch immer geglaubt, dass ich nur verwirrt worden bin, und dass sich diese Verwirrung irgend wann wieder auflöst.

                  #17317

                  Im Moment glaube ich nich mehr daran, dass ich auch ohne Medis kann. Ich habe sie schon oft abgesetzt, es ging nie gut.

                  #17713
                  Anonym

                    Ich habe auch einmal eine Zeit lang gedacht, dass meinem Körper nur bestimmte Vitamine und Mineralstoffe fehlen, damit ich gesund bin. Stress raubt dem Körper genau das und jeder kennt das, dass er/sie eine Erkältung bekommt wenn er/sie sich mal wieder überfordert hat.

                    Ich meine, wenn Dyskinesien mittels einer hochdosierten Vitamin B -Gabe wieder verschwinden, könnte man schon annehmen, dass die Medikamente dem Körper auch Vitamine oder Mineralstoffe rauben. Ich habe mal gehört, dass eine NL-Einnahme den Kaliumspiegel senkt, und dass Psychotiker an einem akuten Kaliummangel leiden. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Es ist schwierig, einen Vitaminstatus zu machen, weil Blutentnahmen immer eine Momentbestimmung sind. Die Werte ändern sich je nachdem, was man isst oder zu sich nimmt.

                    Ich hatte mal erhöhte Cholesterinwerte, weil ich vor der Blutentnahme mehrere Tage lang viele Butterbrote gegessen hatte und als ich damit aufhörte, normalisierten sich meine Cholesterinwerte wieder und meine Ärztin war erstaunt. Sie wollte schon Alarm schlagen und rückte mit Medikamenten an, die ich aber ablehnte, weil ich den Zusammenhang zwischen Butter und erhöhtem Cholesterin kannte.

                    Ich meine bloß, ich finde, dass Ärzte viel zu schnell mit Medikamenten anrücken und dann lassen sie einen im Stich und man wird das Zeug nicht mehr los.


                    @sonne
                    schreibt ja in ihrer Vorstellung, wenn man Psychosen als Selbstschutz betrachtet gibt es auch Wege, diesen wieder aufzulösen. Ich würde sehr gern deine Meinung dazu lesen @sonne.

                    #19969
                    Anonym

                      Ich habe mir überlegt, dass es nicht DIE Schizophrenie gibt, sondern verschiedene Formen von Schizophrenie. Je nachdem, was im Körper desjenigen schief läuft, entwickelt sich eventuell eine Schizophrenie.

                      Diese Vulnerabilität geht einher mit dem verminderten Aufbau von Gehirnsubstanz. Aufgrund von Stresshormonen geht die Entwicklung des Gehirns langsamer vonstatten und der Betroffene reagiert dann in Stresssituationen mit einer Psychose. Es gibt so weit ich weiß Schizophrenien, bei denen Medikamente gar keine Wirkung zeigen, weil die speziell auf den Hirnstoffwechsel konzipiert sind, aber eine Schizophrenie, die entsteht, weil zB die Myelinscheide zerstört ist, kann mit Medikamenten gar nicht richtig behandelt werden.

                      Schizophrenien sind eine körperliche Folge von frühkindlichem, sozialen Stress – würde ich sagen.
                      Und folglich kaum allein durch eine Psychotherapie behandelbar.

                    Ansicht von 15 Beiträgen - 46 bis 60 (von insgesamt 62)
                    • Sei müssen angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.