Von Überbau/ Weltsicht/ Geschichte aus der Psychose getränkter Alltag

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  • #193551
    Anonym

      Also geschockt bin ich mal sicher nicht, wir sind hier in einem Forum für Schizophrenie und das sind eben meiner Meinung nach alles Symptome der Schizophrenie.

      Ich würde fast sagen ich hatte praktisch alle Symptome in meiner Psychose auch, in einer ähnlichen Form, ich bin auch in der Psychiatrie mal am Boden gelegen weil es so krass alles auf mich einwirkte.

      Du bist mal sicher nicht alleine mit deinen Symptomen, wenn jemand nicht über seine Symptome schreibt ist es natürlich immer schwer zu sagen ob ihnen was fehlt oder ob sie komplett gesund wieder sind.

      Ich würde deine Symptome als Reste der Psychose ansehen, ich würde auch von mir behaupten, dass ich Teile dieser auch immer noch ein wenig habe, ich bin zum Beispiel jemand, der nicht gerne YouTubevideos anschaut die Live sind, ich traue mich auch nicht Twitch Videos zu schauen, dafür bin ich einfach zu paranoid, sicher kann ich mir im Fernsehen Livenachrichten anschauen, aber da sehen sie auch nicht ob jemand zuschaut.

      Aber was bei mir ist, ist dass ich nicht mehr daran glaube an dieses Wahngerüst, ich kann zwar keine Twitchstreams schauen oder Livevideos bei YouTube, aber wenn ich jetzt sonst so Videos anschaue die nicht live sind oder wo man nicht sieht ob jemand zuschaut, dann kann ich darüber schmunzeln und ich finde es selbst lächerlich, was mir da manchmal für “angebliche Zeichen” unterkommen, sie sind meistens so abwegig, dass es absurd ist an sie zu glauben.

      Ich hatte so starke Wahnvorstellungen in der Psychose, dass ich nicht mal mehr alleine in den Supermarkt gehen konnte, ich habe auch ständig Stimmen gehört und ich habe so die typischen paranoiden schizophrenen Züge gehabt in fast allen Facetten, Gedankeneingebung, das Gefühl ein Projekt zu sein, oder jemand der weltbewegend ist.

      Für mich sind deine Symptome alle zusammen komplett wie ein Paradebeispiel aus dem Lehrbuch, da ist nichts dabei was ich jetzt so gar nicht zuordnen kann.

      Ich kann mich wie gesagt von “Zeichen” mittlerweile gut abgrenzen, sie kommen zwar noch hin und wieder, aber ich nehme sie nicht mehr ernst, es ist für mich bei meinen Symptomen mittlerweile so, dass ich oft darüber lache welche Dinge so eine Krankheit einem vorgaukeln will. Ich erzähle sie dann auch oft meiner Betreuerin oder meinem Therapeuten und dann lachen wir gemeinsam darüber.

      Mit Menschen im realen Leben muss ich zugeben, dass es da leider noch nicht so ist, dass ich da immer drüber stehe über den Symptomen, weil im Vergleich mit einem Live-YouTubevideo ist es eben nicht erststrebsam, mit seinen Freunden nur noch zeitversetzt zu kommunizieren, man will sie treffen, mit ihnen telefonieren und da prescht meine Paranoia noch extrem heraus und das ist für mich mein nächstes Ziel, dass ich unter Menschen besser die Realität erkennen kann und weiß wann es absurd ist, dass sie angeblich über mich lästern ständig.

      Aber bei Videos kann ich nur empfehlen sie zeitversetzt anzuschauen, dann kann man im stabilen Phasen die Paranoia entlarven.

      #193559

      Guten Abend, liebe @Fraggle!

      Da Du uns das gerade jetzt erzählst, stellt sich mir die Frage, ob solche Geschehnisse in letzter Zeit bei Dir  zugenommen haben? Ich habe den Eindruck, Du bist gerade auf dem Weg in eine Psychose. Bei mir fing es früher auch immer so an. Man will dann einfach mehr darüber reden. Irgendwann hielt ich es dann nicht mehr aus und hab mich hochdosieren lassen. Ich denke, je früher man reagiert, um so schneller pendelt sich auch wieder das normale Leben ein.

      Ich glaube, du solltest umgehend (das heißt, morgen einen Nottermin ausmachen) zum Arzt gehen und etwas bezüglich anderer Medikamente oder Dosiserhöhung tun.

      Der anstrengende Umzug mit dem Küchenproblem, der unvorhersehbare Einzug von HSP, die Einwendungen deines Vermieters gegen den Einzug und die Verlobung, bringen deinen Hirnstoffwechsel mit Sicherheit ziemlich durcheinander.

      Schau, dass du dagegen angehen kannst! Eine Weile lebst Du dann vielleicht gebremst, aber ich schätze, das ist jetzt nötig.


      Tägliche Medikation:
      400 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 04.03.2024:
      500 mg Amisulprid
      5 mg Olanzapin
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 15.03.2024
      600 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril
      4mg Doxagamma
      Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

      #193565

      Ich gebe Molly recht. Schau zu dass Du einen Arzttermin findest. Gute Besserung

      #193566

      @Fraggle Das Verbundensein mit der Welt ist zwar an und für sich irrational, aber es geht doch wohl ein gutes Gefühl damit einher. Wohingegen man sich leicht einsam fühlt, wenn einem wenig etwas zu sagen vermag und einen fast nichts mehr anspricht. Also, vielleicht kannst Du die Grundhaltung bewahren und Dich weiterhin affizieren lassen und lediglich zu den Wahninhalten eine gesunde Distanz aufbauen.

      #193568

      Das ist ein Kampf gegen Windmühlen, @Yuri!


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      #193570

      Ja, könnte sein @Molly.

      #193574

      Dochdoch ich selbst glaube auch an eine „Allesverbundenheit“ auf der Welt und selbst die Welt an sich ist nicht unverbunden und schwebt allein durchs All.

      Bin ebenso wie die meisten hier auch nicht schockiert liebe @fraggle und kenne vieles auch selbst und auch aus dem Alltäglichen, dass man zweifeln muss… oder sich hinterfragen, ob das jetzt tatsächlich auf einen selbst bezogen war/ist.

      Wäre halt gut, wenn du eine Therapeutin hättest, mit der du da sprechen könntest! Schade, dass da immer kein Rankommen ist so auf die Schnelle!

      Liebe Grüße und auf bald ?

      escargot

      #193596

      Guten Morgen liebe @Fraggle,

      wenn Du mehrere Jahre lang mit anderen Menschen nicht über Deinen Wahn sprechen konntest, dann ist es ein wichtiger erster Schritt, dass Du es jetzt in diesem Thread tun kannst., wie ich finde.

      Bei mir hat es, nach meiner letzten akuten Psychose im Frühjahr 2019, mehr als 1 Jahr gedauert, bis mein Wahn in meinem Kopf schrittweise abgebaut und an seiner Stelle die Realität gefestigt werden konnte.

      Was mir seit einigen Jahren sehr gut hilft ist, bei bewusstem Sinneseindruck so oft wie möglich zu überprüfen, ob mein mentaler (Haupt-)Filter noch gesund ist oder ob es schon ein leises Anzeichen einer Psychose gibt.

      Zu erkennen, dass der Kopf auf Sinneseindrücke psychotisch reagiert, kommt immer zuerst. Dann sich bewusst machen, was gesunde Wahrnehmung ist. Und schließlich die psychotische Wahrnehmung loslassen.

      Durch dauerhaftes Üben dieser Schritte seit einigen Jahren habe ich mir einen zusätzlichen (“redundanten”) mentalen Filter eingebaut, und inzwischen mache ich diese Übungen fast unbewusst, und der zusätzliche Filter kann dann in den Standby-Modus gehen.

      Nicht-psychotische Menschen benötigen den “redundanten” Filter nicht, denn bei ihnen funktioniert der Haupfilter ja dauerhaft gut, sozusagen ;-)

      LG,
      Mowa

      #193605

      Dieser “Filter” kann aber immer nur eine Krücke, gegenüber einem nicht ständig an die Krankheit erinnernden Leben, sorglos und vollkommen ohne solche Wahrnehmungen sein, wie es eine optimale Dosierung mit Neuroleptika plus Stressfreiheit bieten kann. Optimal bedeutet für mich, weitestgehend ohne quälende Nebenwirkungen.


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      #193615

      Danke für eure so zahlreichen Antworten. Ich habe alles gelesen und es kommt mir sehr hilfreich vor, ich möchte das Thema aber wohl etwas schieben, weil ich zum Zeitpunkt doch schon recht hinüber bin, ich hatte große Sorgen in letzter Zeit und merke, dass ich Probleme beim Bewältigen habe. Ich habe mir auf @Molly s und @Metalhead666 s Anraten einen Termin in der PIA geben lassen in der Früh, der am Freitag stattfindet, und dort werde ich das Thema dieses Threads auch ansprechen. Ich kehre auch hierhin zurück und wir können das Thema vielleicht wieder aufnehmen, doch zum Zeitpunkt ist Ruhe, glaube ich, einfach besser. ich danke euch!


      Was sind Gedichte anderes
      als eine Operation am offenen Herzen?
      Vor aller Augen
      Und es ist dein eigenes Herz.
      „Eingriff“, Dilek Mayatürk-Yüzel

      #193617

      Genau @Molly, und es ist ja individuell sehr unterschiedlich, wer in welchem Zustand welche der verfügbaren Stellschrauben wie viel nachjustieren sollte/müsste um gesund zu bleiben.

      Für mich sind Medikamente eine Stellschraube, dann nichtmedikamentöse Methoden (wie z.B. der redundante mentale Filter, der für mich u.a. eine große Hilfe ist), und dann auch eine dritte und eigenständige Stellschraube, wie ich für mich den Stress reguliere.

      #193645

      @Hanseatic, ähnlich im Sinne des sowohl Inhalts, als auch vielleicht Übereinstimmendes im Prozedere, wie dieser entstand, denke ich. Unsere Geschichten ähneln sich oft, finde ich, auch @Floeckchen, das Verwebte mit der Natur ist vielleicht typisch, auch @escargot. Weiß nicht genau. Habe so das Gefühl, dass es so ist. Mit den Inhalten. Mit dem Prozedere der Entstehung, ist da vielleicht auch Gleiches sogar, das man ausmachen kann.


      @PlanB
      , bisher war Religion bei mir alleinstehend daneben und hat sich gesund und schön angefühlt. Das war gestern nicht mehr so, ja. Drum kommt die Bibel erstmal weg. Das mit der inneren Bibliothek klingt spannend für mich!

      @Bartholomew, gut, dass du deinen Weg gefunden hast mit den Livevideos und über die Zeichen sogar mit deinem Therapeuten lachst, davon bin ich weit entfernt. Probleme mit Livevideos habe ich dafür gar nicht, die schaue ich oft und gern. Paranoia habe ich, glaube ich weitestgehend abgelegt oder sie erscheint in einer Form, in der ich sie nicht mehr als solche erkenne.


      @Yuri
      , das Gefühl dazu war von Anfang an ungut. Allerdings gilt es vielleicht, einen Teil der Kreativität zu bewahren. Von beidem weiter unten im Text mehr.


      @Mowa
      , ich denke auch, es ist ein guter Schritt, obwohl er wie @Molly annimmt vielleicht eher aus einer Not heraus geboren wurde und ich mich dem vielleicht eher widmen sollte, wenn ich gefestigter bin. Das mit deiner Einteilung in medikamentöse und nichtmedikamentöse Stellschrauben sowie diejenige, die den Stress auf das für dich nötige Maß reguliert, finde ich sehr interessant. Auch die redundante Stellschraube. Krücke, das ist ja negativ behaftet. Es, auch @Molly, mag eine künstliche Hilfe sein, doch eine gute wäre es für mich, denke ich.

      So, nochmal zu den Sätzen, die ich an Yuri weiter oben schrieb. Ich lag vorhin im Bett und dachte, der Hauptgrund, weswegen ich aus diesem Wahnkonstrukt raus will, ist, dass ich mich darin anfühle, wie ein Zombie. Diese ganze geschaffene Welt fühlte sich von Anfang an ungut an und tut es noch. Nicht stark ungut! Einfach ungut, und es wird immer unaushaltbarer. Es ging gerade eine Idee empor. Und zwar tausche ich das Wahnleben mit einem wie im Wahn beschriebenen ewigen Leben und mit immer einer Sperre vor viel zu großem Leid ein gegen die Welt, wie ich sie früher kannte, mit einem natürlichen Tod und der Möglichkeit, bei zum Beispiel einem Autounfall oder bei Folter sehr starkes Leid zu erleben. Also die Geschichte ging so, ich habe eventuell ewiges Leben und es passt jemand oder auch passen mehrere auf, dass das Leid, das ich erlebe, nicht zu stark wird. Ich hatte Zeit meines Lebens Angst vor dem Tod. Daraus kam vielleicht diese Idee. Und sie erschien mir auch oft als ganz süß, ewiges Leben, genau wie die Idee aus der Geschichte, dass das ganz große Leid verhütet wäre. Doch es fühlte sich IMMER, immer immer ungesund an. Und genau deshalb, ganz ehrlich, sterbe ich lieber irgendwann und habe die natürlichen Zufälle, die auch zu sehr großem Leid führen könnten. Noch einen Baustein stellte irgendwie mein Freund da, so weh es mir tut, dass er Teil des Ganzen ist. In der Wahngeschichte wusste ich immer, er ist echt, unsere Beziehung ist echt. Aber das weiß ich auch, wenn ich wieder in dem Erleben wäre, wie ich es vor meiner Psychose hatte.

      Dann ist mir noch etwas aufgefallen. Es ist vielleicht eine zu große Kreativität in mir, die ein Rolle spielt, eine schnelle, eine komplexe, eine ohne Grenzen. Ich werde einmal schauen, dass ich euch mal ein Beispiel gebe, wie ich assoziiere. Das ist eventuell besonders und wesentlicher Teil im Entstehen der ganzen Misere bei mir.

      Ja, jetzt schreibe ich doch dazu. Ist ja auch eine Chance, daran endlich etwas zu ändern, da habe ich große Lust drauf. Außerdem, so richtig gefestigt, das angehen zu können, werde ich vielleicht lange nicht sein und kann es vielleicht auch erst werden, wenn ich das hinter mir irgendwann hoffentlich gelassen habe.

       


      Was sind Gedichte anderes
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      Vor aller Augen
      Und es ist dein eigenes Herz.
      „Eingriff“, Dilek Mayatürk-Yüzel

      • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 3 Monate von manon.
      • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 3 Monate von manon.
      #193650

      Hallo @Fraggle!

      Schreib gerne darüber, aber bitte zerdenke das Grundproblem, dass es Dir damit schlecht geht nicht!

      Wichtig ist, dass Du am Freitag wirklich da hin gehst und dich behandeln lässt. Nur darüber nachdenken und grübeln hilft Dir nicht weiter.


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      #193653

      Hast auffallend recht @Molly. Danke.


      Was sind Gedichte anderes
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      „Eingriff“, Dilek Mayatürk-Yüzel

      #193674

      Probleme mit dem Denken, kann man nicht mit Denken lösen.
      Klingt komisch, ist aber so.

      Da es ja genau darum geht, sich aus diesem Denkkreislauf zu befreien, sollte man den Fokus auf möglischt einfache Sachen lenken.

      @Molly
      hat da also absolut recht.

      Dieser Ausschnitt aus einem meiner Lieblingsfilme trifft es recht gut:

       

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