Schizophrenie gibt es nicht?

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  • #131935
    Anonym

      Ich verlinke hier den Artikel aus Spektrum, der mich doch ein wenig nachdenklich macht.

      https://www.spektrum.de/news/schizophrenie-gibt-es-nicht/1682902

      Besonders interessant finde ich da die letzten Sätze:
      “…aus der Forschung wissen wir, dass eine Menge psychische Leiden einen existenziellen Ursprung haben. Sie können ein Signal dafür sein, dass man im Leben die falsche Wahl getroffen hat: falscher Partner, falscher Job, manchmal die falsche Gesellschaft … und dass man etwas in seinem Leben ändern muss. Dann muss man ein psychisches Leiden auch auf dieser existenziellen Ebene lösen.”

      Es geht also nicht darum, einem an einer Psychose erkrankten seine Leiden abzusprechen, sondern eine andere Sicht auf die Schizophrenie zu entwickeln.

      Viele Grüße

      Solarfire

       

      #131938

      Danke fürs Teilen! Ich fand das Interview sehr interessant. Herr Van Os geht wissenschaftlich und differenziert vor, das finde ich super. Es ist ein aktuelleres Interview, als ich es gelesen hatte.

      … In Japan war die Diagnose Schizophrenie zu einem verkappten Auftrag zum Selbstmord geworden. Implizit bedeutete die Diagnose für die Betroffenen, dass sie nicht mehr willkommen waren und von ihnen erwartet wurde, dass sie sich das Leben nehmen. Schließlich wurde der Begriff auf Druck des Gesundheitsministeriums geändert: Sie haben ein Syndrom daraus gemacht, das eine Anfälligkeit für Psychosen ausdrückt. …

      Auf Japanisch heißt “Schizophrenie” Tougou-shicchou-shou (統合失調症). “Tougou” bedeutet sowas wie “das, was insgesamt zusammenpasst”, könnte vielleicht mit “Integrität” übersetzt werden. “Shiccchou” bedeutet “Verlust der Harmonie”. Und “shou” bedeutet “Syndrom”. Zusammen also etwa “Integritätsverlustsyndrom”.

      Für unsere Forschung haben wir Experten aus der Quantenmechanik hinzugezogen, weil wir vermuten, dass Bewusstsein, Selbstreflexion und die Beziehung zwischen Gehirn und Geist damit zu tun haben. Die Forschung in der Psychiatrie konzentriert sich auf das physikalisch Messbare, das Geistige zählt nicht dazu.

      Das finde ich total spannend B-) Ich kann mir nichts darunter vorstellen (auch wenn ich Physik studiert habe – wobei ich auch keine gute war…)!

      #131947

      Ja, ich finde es auch interessant, dass sie sowohl Philosophen als auch Quantenphysiker in diesem interdisziplinären Ansatz zu Rate ziehen wollen. Da billigt man den Denkinhalten der Patienten anscheinend bewusst mehr Sinn und Relevanz zu.

      #131963
      Anonym

        Ich finde, dass ist insgesamt eine sehr viel hoffnungsvollere Blickweise auf die Erkrankung. Von der Schulmedizin wird immer so getan, als ob man nie wieder gesund werden könnte.

        Ich finde mich da auch wieder: Ich hatte fehlerhafte Beziehungsmuster, die immer wieder zum Ausbruch der Krankheit über zwei Jahre hinweg geführt haben. Medikamente haben nicht groß geholfen.  Als ich das bemerkt habe was mein eigentliches Problem ist (von selbst- nicht durch psychotherapie) und dieses geändert habe, wurde es schlagartig besser. Die Gesundung war ein aktiver Prozess!  Ich denke, wenn ich in einem Jahr die Medikamente absetzte und dann 3-4 Jahre gesund bin, würde ich mich als geheilt ansehen.

        Ich lese auch sehr gerne Spektrum, habe Gehirn&Geist sogar zum studententarif abonniert. Ist mal was anderes als rein naturwissenschaftliches Zeug zu lesen wie in meinem Studium.

        #131966

        Ich schaetze das ist ungefähr so wie wenn man sagt Krebs gibt es nicht. Es gibt ‘lediglich’ koerpereigene Zellen die den Koerper selbst angreifen.

        Die Frage ist immer ‘nur’ wie stark man es als Krankheit einstuft.


        alles was man in die Psychose an Energie reinsteckt bekommt man zurück – Alter Spruch von Psychotikern.

        Keep it simple and stupid (Halte es einfach und dumm).

        • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Jahre, 5 Monate von Ertl.
        #132003

        Hab ich auch gedacht @ertl.

        Ich weiss nicht warum man nicht einfach eine Krankheit akzeptieren kann. Denn wann  man das tut, kann man sich darauf konzentrieren, das beste für einen rauszuholen und sich Pausen eingestehen. Ich denke im übrigen auch, das das Entstehen dieser Krankheit mehrere Faktoren hat. Veranlagung, sehr prägende negative Ereinisse und zu letzt dadurch entstehnder Hormonchaos. Dann ist es auch nicht mehr so schlimm Medis zu  nehmen um gegen zu wirken.

        Ich wünsche jedem das er einen akzeptablen Weg findet. :bye:


        https://butterflys-pearl-kalina.hpage.com/willkommen.html
        https://hamasi-ben-ihmz-achthamar.hpage.com/willkommen.html

        D / 49Jahre
        Quetiapin 200 +400 , Risperidon 2mg, Doxepin 2x 50mg,
        Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam
        L-Thyroxin

        #132158

        Ich kannte den Artikel schon und habe ihn nur nochmal überflogen.

        Gut fand ich, dass von einem “Psychose-Spektrum-Syndrom” gesprochen wird. Da sich die psychische Erkrankung so unterschiedlich äußert.

        Den von solarfire zitierten Absatz finde ich einerseits gut, da man sicherlich einige Probleme lösen muss, um geheilt zu werden. Andererseits ist das leider keine Garantie für eine Heilung und es hört sich für mich ein bisschen so an, als wären Erkrankte selbst schuld an ihrer Erkrankung, was angesichts der komplexen Ursachen meiner Meinung nach nicht so ganz richtig ist.

        #132162

        Ich wünsche jedem das er einen akzeptablen Weg findet.

         

        :good:

        #132190
        Anonym

          es hört sich für mich ein bisschen so an, als wären Erkrankte selbst schuld an ihrer Erkrankung, was angesichts der komplexen Ursachen meiner Meinung nach nicht so ganz richtig ist.

          Ja, das habe ich auch immer gedacht. Die Sache ist aber die, dass es natürlich kein Schizophrenie-Virus gibt. Man steckt sich nirgends an. Sondern man hat natürlich irgendwie eine genetische Ausrüstung und Empfindlichkeit (Vulnerabilität), mit der man einerseits auf die Welt gekommen ist, die aber auch durch bestimmte Situationen in der Kindheit und Jugend noch verstärkt werden kann, und für die man selbst natürlich überhaupt nicht verantwortlich ist und die man auch kaum ändern kann.

          Weiterhin erlernt man im Laufe seines Lebens Wege und Methoden, mit schwierigen Situationen und Stress umzugehen. Dadurch baut sich eine gewisse Abwehrkraft (Resilienz) gegen Stress auf, die individuell unterschiedlich ist.

          Und dann macht man in seinem Leben vielleicht auch traumatische Erfahrungen oder lebt in einer schwierigen Situation, erlebt vielleicht eine existenzielle Krise, die dann zu der Psychose und dem Ausbrechen dessen führt, was man Schizophrenie nennt. Dann kommt halt irgendwann eine Diagnose.

          Und spätestens nachdem man weiß, dass da irgendwas psychisch nicht so in Ordnung mit einem ist, finde ich, kann man daran gehen, zu lernen und dann in seinem Leben so aufzuräumen und es so umzubauen, dass man damit dann auch weiter klar kommt. Man kann einerseits sein Leben so gestalten, dass man damit klar kommt. Und man kann auch selbst Mittel und Wege lernen, mit denen man dann nicht wieder richtig akut psychotisch wird. Natürlich gehören da, nach meinem Wissensstand, auch Medikamente dazu. Und alles in allem ist man dann auch selbst verantwortlich dafür, dass man nicht wieder psychotisch wird und sich auch früh genug, wenn man das nicht alleine hinbekommt, Hilfe holt. Natürlich ist das ein langer Prozess. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Ganz klar. Aber dann von einer unheilbaren Schizophrenie zu reden, wenn man eine Schwäche hat, auf die man im Leben Rücksicht nehmen muss, das finde ich auch nicht gerechtfertigt und entmutigt einen ja sofort. Schließlich kann man wirklich sein Leben verbessern.

          Viele Grüße

          Solarfire.

          #132196

          Man kann Symptome unterdrücken und so gut es geht, Triggern aus dem Weg gehen, aber geheilt ist man deshalb trotzdem nicht, denn die Krankheit (Oder sollte man das vielleicht besser Gemütszustand nennen?) kann immer wieder durch irgendwelche unglücklichen Umstände gepusht werden, die einfach so passieren. Auch die Vulnerabilität wird zumindest in gewissem Maß immer bleiben. Wenn das Urvertrauen in der Kindheit gestört wurde, ist es laut allem was ich darüber gelesen habe, nicht mehr wirklich stabil wiederherzustellen.

          Natürlich mag es bei manchen so sein, dass sie eben diese Trigger, die vielleicht einmal eine psychotische Phase ausgelöst haben und es auch immer wieder tun würden, nicht mehr erleben, weil diese in einem so engen Bereich des Erlebens liegen, dass sie extrem selten in Erscheinung treten. Somit bleiben diese Menschen von solchen Auswirkungen verschont und dann auch gesund.

          Möglicherweise ist der Schaden, den Betroffene erleben um so größer, je früher in der Kindheit die Störung verortet ist und je hilfloser das Individuum in diesem Geschehnis war.

          :scratch:


          Tägliche Medikation:
          400 mg Amisulprid
          12,5 mg HCT
          10 mg Ramipril

          ab 04.03.2024:
          500 mg Amisulprid
          5 mg Olanzapin
          12,5 mg HCT
          10 mg Ramipril

          ab 15.03.2024
          600 mg Amisulprid
          12,5 mg HCT
          10 mg Ramipril
          4mg Doxagamma
          Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

          #132206

          Ich denke, wie Herr Van Os im Interview auch sagt, dass jeder Mensch mehr oder weniger für Psychosen anfällig ist.

          Und es ist ganz sicher auch so, dass jeder erwachsene Mensch Entscheidungen trifft, die sich im Rückblick als ungesund herausstellen. Die Prägungen während der Kindheit und der Jugend kommen extra dazu.

          Ob und wie ein Mensch als Folge z.B. von einer andauernden Überforderung erkrankt, seelisch und/oder körperlich usw. das ist dann individuell sehr unterschiedlich.

          Psychose wäre also nur eine mögliche Folge, aus einem sehr breiten Spektrum an möglichen Folgen :unsure:

          #132208

          Ja, liebe @Mowa! Ich schätze, jegliche seelische Erkrankung hat ihren Ursprung irgendwie im psychosozialen Bereich. Im Endeffekt wurde sie durch etwas ausgelöst, das im Leben des Erkrankten kurz- oder langandauernd passiert ist. Manches lässt sich vielleicht lindern oder heilen, anderes vielleicht gar nicht mehr.

          Dass Schizophrenie in bestimmten Bereichen auch einen organischen/genetischen Hintergrund hat mag sein, denn Medikamente helfen ja zum Teil schon.


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          #132211

          Ich denke auch, dass @Mowa da richtig liegt und der eine Patient halt eine Psychose entwickelt und ein anderer Patient eine Angststörung oder Borderline. Das ist wahrscheinlich dann genetische Veranlagung, welche Störung nun kommt.

          Hintergrund sind wahrscheinlich fast immer entweder hoher Stress oder größere oder auch kleinere Traumata.

          Und Stress kann ja so wohl positiv, als auch negativ sein. Und auch positiver Stress kann zum Beispiel nachweislich Psychosen wieder ausbrechen lassen.


          Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

          #132227

          Es gibt ja auch das alkoholiker-Gen, warum wird das bei Schizophrenie abgelehnt? Meine Schilddrüsenerkrankung ist auch vererbt. Ist aber sehr spät festgestellt worden. Also ich glaub schon das Vererbung da eine grosse Rolle spielt und die Erlebnisse dann den Rest geben. Ich war eigentlich immer eine die gesagt hat Kopf hoch und weiter. Aber irgendwann ging das nicht mehr, das war die Hölle ….fast nur noch geweint, völlig überfordert mit der Arbeit. Und erst als ich die Therapie anfing gegen Burnout und zur Bewältigung der Kindheitsgeschenisse….und äussere Einflüsse, pushte sich das zu einer Psychose hoch. Da war ich 34J.

          Aber wie immer wird es wahrscheinlich eine Mischung sein aus all dem.


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          D / 49Jahre
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          Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam
          L-Thyroxin

          #132229

          Wenn das Urvertrauen in der Kindheit gestört wurde, ist es laut allem was ich darüber gelesen habe, nicht mehr wirklich stabil wiederherzustellen.  

          Der Glaube stirbt bekanntlich zuletzt.


          alles was man in die Psychose an Energie reinsteckt bekommt man zurück – Alter Spruch von Psychotikern.

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