Innerer Antrieb und Neuroleptika

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  • Dieses Thema hat 31 Antworten und 11 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 2 Jahre, 11 Monate von Anonym.
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  • #159811

    Ab und zu mal nen Tag weglassen, würde deshalb wohl schon gehen PlanB, aber ich weiß nicht, wann die Situation dann genau in die Abwärtsspirale gerät.

    Wenn ich meinen Psychiater richtig verstanden habe, ist es für die träge und daher robuste Hirnchemie nicht förderlich, die NL-Dosis abrupt und ständig zu ändern. Ich würde daher die Tabletten nicht mal einnehmen und mal weglassen sondern dauerhaft bei einer Dosis bleiben.

    Die sicherste Methode um bei Reduktion einen Rückfall zu verhindern ist vermutlich dieses gängige, sehr langsame Reduzieren und genaues Beobachten.

    Kleinere Absetzsymptome bilden sich ja nach wenigen Tagen oder Wochen oft wieder zurück. Dann sich wieder bei einer konstanten Dosis eine Weile stabil halten und beobachten, bevor man einen weiteren Reduktionsschritt wagt usw.

    Mein eigenes Hauruckverfahren kann ich niemandem sonst empfehlen :scratch:

    #159812

    Wenn man die neue S3 Leitlinie liest stehen darin interessante Sachen zum Thema Reduktion und absetzen, auch wenn es nicht immer verständlich und widerspruchsfrei ist, scheint mir

     

    In klinischen Studien konnte dieses Phänomen bislang nicht belegt werden. In einer Meta-Analyse (184) zum Vergleich von Antipsychotika versus Plazebo in der Rezidivprophylaxe wurde sekundär versucht zu klären, ob Supersensitivität und mögliche Reboundpsychosen beim Auftreten von Rückfällen eine Rolle spielen: Rückfälle traten nicht häufiger bei abruptem als bei graduellem Absetzen oder bei Beendigung einer Depotmedikation auf. Auch nach 9 Monaten ohne Rezidiv und Antipsychotikabehandlung war die Rezidivrate nach Absetzen unter Plazebo noch deutlich höher, was gegen einen hohen Reboundeffekt in der Gruppe mit Weiterführung der Antipsychotikatherapie spricht. Auch war kein Unterschied im Rezidivrisiko nach Jahren der Behandlung und Absetzen im Vergleich zu kürzerer Behandlung und Absetzen zu erkennen (184). In der klinischen Praxis müssen bei der langfristigen Behandlung mit Antipsychotika immer alle Risiken (z.B. unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Veränderung der Rezeptoranzahl) gegenüber dem Nutzen (z.B. Rezidivprophlyaxe, Symptomkontrolle) abgewogen werden. In Bezug auf die niedrigst mögliche Dosierung ist die dosisangepasste Rezidivprophylaxe nicht mit einem vollständigen Absetzen von Antipsychotika gleichzusetzen. Vielmehr zielt eine kontrollierte Dosisreduktion zunächst auf eine individuell verträgliche niedrigst mögliche Dosis ab. Gründe für die Behandlung mit der niedrigst möglichen Dosierung werden oben aufgelistet. Zur Vermeidung von Reduktions- bzw. Absetzphänomenen (siehe Tabelle 10) generell ist eine langsame Reduktion (teilweise über Monate) der antipsychotischen Medikation sinnvoll. Am häufigsten scheinen vegetative und psychische Symptome Ausdruck der Reduktions- und Absetzsyndrome zu sein (212). Eine Abgrenzung zu den wiederauftretenden ursprünglichen Symptomen kann schwierig sein. Deswegen ist die Erstellung einer Liste von Frühwarnsymptomen vor Dosisreduktion hilfreich.

     

    https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-009l_S3_Schizophrenie_2019-03.pdf

    #159828

    Danke Nichtraucher.

    Überhaupt ist die neue Leitlinie interessant, ab Seite 59 gibt es einen ganzen Abschnitt über

    5.5 Dosierung, Bestimmung der niedrigst möglichen Dosierung, Behandlungsfrequenz und Absetzen

    Insgesamt finde ich den Abschnitt hilfreich, nur dass die minimale Dosis bei Akutbehandlung, die in Tabelle 8 angegeben ist, bei mir noch deutlich unter 10 mg Aripiprazol liegen dürfte.

    Bei meinem jetzigen Erfahrungsstand ist es so, dass ich als Rezidivprophylaxe nur 1 mg Aripiprazol benötige, wobei ich die Nebenwirkungen nicht mehr als so störend empfinde. Als ich im März innerhalb von 2 Wochen eine Reihe an Frühwarnsymptomen entwickelt habe, musste ich für 3 Wochen meine Minimaldosis auf 2 mg Aripiprazol verdoppeln, bevor ich wieder auf 1 mg Aripiprazol herunterdosiert habe und seitdem stabil geblieben bin.

    Wie auch in der Leitlinie mehrfach geschrieben, gibt es ganz sicher große interindividuelle Unterschiede. Das, was bei mir gut geklappt hat, kann bei einem anderen Betroffenen total schiefgehen.

    (…) Die schrittweise Dosisreduktion ist ein klinisch-pragmatisches Vorgehen, um die individuell niedrigst mögliche Dosierung in der Langzeitbehandlung zu ermitteln. Da diese Dosierung individuell und von vielen Faktoren (z.B. Symptomatik, Lebensumstände, Pharmakokinetik, Pharmakodynamik u.a.) abhängig ist, wird hier auch der Begriff der individuell (niedrigst/minimal) effektiven Dosierung in der Literatur verwendet (176). (…)

    :good:

    #159830

    Ja, auch interessant war, dass man unterscheiden muss zwischen Absetzsymptomen und Rückfällen.

     

    https://i.imgur.com/BmeNjwy.png

    #159832

    Stimmt, das ist wichtig :good:

    #159833

    Du würdest jetzt viel mehr machen wollen, andere wären froh, wenn sie mal eine Zeitlang gar  nichts machen müssten.

    Das kann natürlich sein, @PlanB! Ich finde es eben nur extrem unbefriedigend, mein ganzes Leben immer nur irgendwelchen Kram zu kaufen und Medien zu konsumieren, während andere produktiv sein können, arbeiten, damit auch noch einen Haufen Geld verdienen, sich fürs Alter absichern und ihren Kindern etwas hinterlassen können.

    Kennst Du den Spruch: “Die wollen immer nur dein Bestes, nämlich dein Geld!” Wenn man möglichst wenig und sparsam konsumiert, selbst produktiv ist und etwas schafft, ist man diesem Teufelskreis eher nicht unterworfen.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #159835

    Hast Du schon versucht, mit weniger Neuroleptika stabil zu bleiben Molly?

    Guten Morgen, @Mowa!

    So bald ich einige Wochen auch nur geringfügig unter die derzeit eindosierten 400 mg Amisulprid gehe, werden meine Symptome so stark, dass ich dann noch weniger Lebensqualität habe. Ich hab das schon  mehrfach probiert. andere Neuroleptika wirken bei mir nicht gut und verursachen zudem noch schlimmere Nebenwirkungen.

    Vielleicht ist das sogar eben wegen den Nebenwirkungen so. Je schlechter ich mich durch die Medikamente fühle, um so stärker rege ich mich auf und das verschlimmert dann natürlich wieder die psychotische Symptomatik.

    Amisulprid löst bei mir weniger, direkt körperlich erkennbare Nebenwirkungen aus wie zB. die nervige Akathisie, sodass ich mich eigentlich ganz gut damit fühle. Nur bleibt eben noch die Antriebsschwäche, wobei faul sein nicht so vordergündig in Erscheinung tritt.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #159865

    @Molly
    Ja, ich habe ein paar Diagnosen. Ich glaube, dass es eine Mischung aus Medikamenten und Persönlichkeit ist. Genau, man muss sich in den Arsch treten, vor allem, weil ich – genauso wie du – danach immer die Erfahrung mache, dass es gut war, das ich Freude/Spaß hatte, dass mir das gut tat.


    Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

    #159904

    Hallo Molly,

    ich kann das gut nachvollziehen. Ich kann auch nicht in den Urlaub fahren. Sobald ich in eine neue

    Umgebung komme, dreht mein Kopf völlig durch und eine neue Psychose beginnt oder ich bin total

    antriebslos.

     

    #159911

    Hallo @Trinity!

    So schlimm ist es bei mir, Dank meines Medikamentes, nicht mehr. Traue mich trotzdem nicht, alleine wegzufahren.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #159912

    Ich tue mich auch schwer mit Urlauben. Irgendwie fühle ich mich Zuhause einfach am wohlsten und sichersten. Das hat sicher verschiedene Gründe, aber ein Grund wird auch die Schizophrenie sein. Im Urlaub, wenn man mit anderen unterwegs ist, kann man sich auch nicht so zurückziehen, wenn die Stimmen gerade sehr schlimm sind.

    Aber irgendwie würde ich schon auch mal gerne wieder für ein paar, wenige Tage wegfahren. Nach Italien oder so.


    Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

    #159913

    Traue mich trotzdem nicht, alleine wegzufahren.

    Was könnte dir denn an einem anderen unbekannten Ort passieren, was dir nicht auch in deinem gewohnten Umfeld passiert?
    Da du ja eigentlich lieber alleine bist, wäre ein Urlaub  mit Begleitung wirklich besser?

    Alleine wegfahren ist übrigens mega entspannend.
    z.B. ein paar Tage am Meer die Seele baumeln lassen, kann ich nur empfehlen.
    Werde ich ganz sicher wieder machen, sobald Corona “Geschichte” ist.

    #159917

    Ich war noch nie alleine im Urlaub, @PlanB.


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

    #159918

    Ich war noch nie alleine im Urlaub

    Na, dann wirds mal Zeit ;-)

    #159920

    :unsure:


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma

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