Innerer Antrieb und Neuroleptika

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  • Dieses Thema hat 31 Antworten und 11 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 2 Jahre, 11 Monate von Anonym.
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  • #159738

    Immer muss ich mich zu allem zwingen. Wenn ich dann etwas geschafft habe, freue ich mich daran, aber jede einzelne Aktivität ist  ein extremer, innerlicher Kraftaufwand.

    Seit Jahren wünsche ich mir, mal wieder ans Meer zu fahren, aber ich schaffe es einfach nicht. Naja… jetzt im Moment geht es es eh nicht aber ich bin mir sicher, dass ich nie wieder in Urlaub fahren werde…. Aber auch bei allen kleineren Sachen ist es so. Die Couch und der Fernseher oder das Laptop versprechen einfach minimalen Kraftaufwand. Beim Medienkonsum kann man leider immer nur den anderen zuschauen, wie sie die Welt erleben und wie sie schöne Dinge tun…

    Ich wünsche mir, Dinge zu tun, schaffe es aber meistens nicht. Nicht weil ich es nicht könnte, aber eben weil es mir in dem Moment zu anstrengend ist. So müssen sich impotente Männer fühlen… Sie wissen, wie es sich anfühlt und welche Befriedigung es bringt, kriegen aber einfach keinen hoch… Naja… Selbst irgendwie gearteter Sex ist bei mir ja auch schon lange Vergangenheit…

    Man könnte jetzt sagen, man muss ja nichts tun, denn man kann auch so leben. Aber was hat das Leben für einen Sinn, wenn man so garnichts Zustande bringt und nichts leistet… Man will ja, dass später mal, wenn man nicht mehr ist, für die Familie oder im besten Fall im Großen für die Nachwelt etwas von einem übrig bleibt; dass weiterhin an einen gedacht wird und es ist einfach auch schön, etwas geschaffen zu haben.

    Ich bin ganz sicher, dass das mit den Medikamenten zu tun hat, denn ich erinnere mich, dass es früher nicht so war. Es fehlt einfach der innere Antrieb und die Freude über das Tun… Aber es hilft nichts! Ohne sie, hab ich überhaupt keine Lebensqualität mehr… :cry:


    Tägliche Medikation:
    400 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 04.03.2024:
    500 mg Amisulprid
    5 mg Olanzapin
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril

    ab 15.03.2024
    600 mg Amisulprid
    12,5 mg HCT
    10 mg Ramipril
    4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

    #159745

    Liebe Molly,

    manchmal lese ich in deinem Blog und als außenstehende Person kommt es mir überhaupt nicht so vor, als hättest du keinen Antrieb. Eher im Gegenteil, scheinen deine Interessen vielseitig zu sein, mit der Fotografie, dem Nähen und letztens sah ich auch ein bedrucktes T-Shirt das du entworfen hast, welches sehr schön war!

    Ich will damit nur sagen: mach dich nicht schlechter als du bist! Du hast einiges drauf und wenn auch nicht alles rund läuft in deinem Leben, so sind doch einige Dinge gut!

    Ich verstehe, dass dich das ermüdet, immer so einen Kraftaufwand für eine Aktivität zu betreiben – aber immerhin fühlst du danach Freude! Bei mir zum Beispiel war es laaange laaange Zeit so, dass ich überhaupt keine Freude fühlen konnte, egal zu wasfür einer Aktivität ich mich gezwungen habe.

    Naja, ich hoffe meine Worte muntern dich ein bisschen auf, uns zeigen dir einen anderen Blickwinkel auf dich selbst :)

    Lieben Gruß

    wunder

    #159747

    Ich denke so Phasen hat jeder @Molly. Auch gesunde “normale”.
    Also so Phasen wo man denkt: “ich kann nix”, “die andereren haben ein viel schöneres Leben als ich”, etc

    Du hast Hobbys @Molly, gehst öfter in die Natur und hast normalerweise einen geregelten Tagesablauf.

    Da du ja immer wieder betonst, wie wichtig die Medikamente für dich sind, solltest du die positiven Aspekte in den Vordergrund stellen.
    Aber das machst du ja normalerweise auch.
    Also lass den den Kopf nicht hängen.

    #159751
    Anonym

      Hi ich habe dazu etwas in meinem Blog geschrieben, auch wenn ich aktiv wirke, was alles mich überwindung kostet was man gar nicht von mir denkt oder mitbekommt.

      LgB :bye:

      #159758

      Hallo @Molly,

      der Antrieb ist für mich auch immer wieder ein Thema seit dem ich erkrankt bin bzw. seit dem ich die Medikamente nehme. Bei mir hat er sich langsam gebessert, aber ich habe immer noch Tage an denen ich durchhänge. Mittlerweile kann ich damit etwas gelassener umgehen,  hält es allerdings zu lange an Ärgere ich mich auch darüber. Wenn man sich zu vielem zwingen muss, ist das natürlich nicht so schön als wenn, es wie früher eher von selber klappt.  Das vermisse ich schon.

      Ich habe letztens einen Podcast zu Microhabbits gehört(https://www.spiegel.de/psychologie/micro-habits-wie-wir-durch-winzige-veraenderungen-viel-zufriedener-werden-a-4969f03d-8457-473d-842b-b579d7777406), darin ging darum in kleinsten Schritten seine Verhaltensweisen zu ändern. Vielleicht wäre das auch ein Ansatz für dich. Ich merke selber, wenn ich mir zu viel vornehme blockiert das eher.

      Viele Grüße, xrth

      #159764

      Es ist halt einfach schlimm zu sehen, wie anstrengend alles geworden ist und zu wissen, dass es ohne Medikamente anders wäre. Ich sehe das echt schon, wenn ich sie einen Tag vergesse. Ich bin dann wie ausgewechselt und arbeite zu Hause und in der Werkstätte total gerne und mit Spaß. Wenn ich sie längere Zeit weglasse, bekomme ich die Quittung aber spätestens nach einem Monat serviert. :negative:


      Tägliche Medikation:
      400 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 04.03.2024:
      500 mg Amisulprid
      5 mg Olanzapin
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 15.03.2024
      600 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril
      4mg Doxagamma
      Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

      #159766

      Wenn du bereits nach einem Tag nicht nehmen einen “positiven” Effekt merkst, die Quittung aber erst nach einem Monat, könnte man “das vergessen” da evtl. planen?
      Also geziehlt die Meds mal nicht nehmen, um z.B. ein spontaneres Wochenende zu haben und so auch mal abschalten und genießen zu können?
      Man müsste nach dem Wochenende natürlich dann so diszipliniert sein und die Meds wieder nehmen, obwohl es einem ja erstmal gut geht.

      Wäre sowas möglich @Molly?

      #159768

      Ja, ich habe auch diese Woche mal 3 Tage halb aus Versehen und dann halb mit Absicht die Tabletten nicht genommen. Zuerst ging es mir sehr gut. Aber gestern schon zog es mir den Hals zu und ich bekam relativ schlecht Luft; da war ich froh, als ich abends wieder mein Risperdal nahm.

      #159772

      Ich hab sofort, wenn ich die Tabletten weglasse, erst mal ein High. Dann werden die Stimmen sehr langsam aber wieder mehr, ich bekomme dadurch Depressionen, fühle mich von allen Menschen in meiner Umgebung beobachtet und bekomme dadurch Angstzustände. Körperliche Symptomatik, wie Du @Yuri, bekomme ich nicht.

      Ab und zu mal nen Tag weglassen, würde deshalb wohl schon gehen @PlanB, aber ich weiß nicht, wann die Situation dann genau in die Abwärtsspirale gerät. Deshalb nehme ich das Zeug lieber regelmäßig. Wahrscheinlich würde ich es mit der Zeit immer öfter weglassen, wenn ich erst mal damit anfange.

      Ich hab ja früher so gelebt…


      Tägliche Medikation:
      400 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 04.03.2024:
      500 mg Amisulprid
      5 mg Olanzapin
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 15.03.2024
      600 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril
      4mg Doxagamma
      Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

      #159783

      Könnte irgendwie von mir stammen, was du da schreibst. Mir fehlt oft so der Antrieb. In Gedanken male ich mir aus, was ich alles machen könnte, aber ich krieg’s einfach nicht auf die Reihe. Ich bin froh, wenn ich meine paar, wenigen Freundschaften einigermaßen auf die Kette kriege.

      Ich denke, ich gehöre zu den Menschen, an die keiner mehr denkt, wenn sie erstmal unter der Erde sind. Ist halt so.


      Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

      #159786

      Speziell in Corona Zeiten finde ich es aber ziemlich müßig, sich über Dinge Gedanken zu machen, die man gerne machen würde.
      Außer was im Haushalt und mal eine Runde Spazieren gehen, bleibt da aktuell ja eh nicht soviel.

      #159790

      Ich habe allgemein nicht so viel Antrieb, muss lange und oft schlafen gegen Stress. Oder zumindest im Bett liegen , beschützt. Schlafen, fressen , Training.

      #159792

      @Pink-Floyd, ich glaube ich habe auch mal gesehen, dass wir dieselbe Diagnose haben. Da könnte es schon sein, dass wir uns von der Persönlichkeit her, die ja auch Einfluss auf die Symptomatik hat, ähnlich sind. Wenn man etwas vor hat, muss man sich einfach dazu zwingen und sich in den Hintern treten. Wenn man danach das Ergebnis sieht, hilft es beim nächsten Mal  wenigstens zu wissen, dass man überhaupt was auf die Reihe bringen kann, auch wenn es schwer fällt. Aber Spaß macht es erst mal nicht. Man kommt kaum mal in einen Flow.

      Ach, @PlanB! Es gibt so viele Dinge, die man trotz Corona tun kann. Ich habe meine Hobbies, wo ich ja auch teilweise was mache und bei der Arbeit muss es auch laufen. Wenn man sich aber immer zwingen muss, ist alles nur anstrengend und macht nur nicht richtig Spaß. Man tut viel weniger, als eigentlich möglich wäre. Diese Medikamente machen einen einfach faul, auch wenn das keiner gerne hört! Ich hasse es, meine Freizeit auf der Couch vor dem Fernseher zu vertrödeln. Das ist kein Leben!


      @Interessiert
      : Und das stört Dich nicht?

       


      Tägliche Medikation:
      400 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 04.03.2024:
      500 mg Amisulprid
      5 mg Olanzapin
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril

      ab 15.03.2024
      600 mg Amisulprid
      12,5 mg HCT
      10 mg Ramipril
      4mg Doxagamma
      Ab 22.04.2024 400 und 150 mg Amisulprid

      #159798

      Oft denkt man ja, man wäre viel Glücklicher wenn bestimmte Dinge total anders wären.
      Menschen, welche das haben was man selber will, denken komischweise oft genau das gleiche.

      Letztens habe ich meiner Friseurin mein “Leid” geklagt, das ich über mein volles Haar so unglücklich bin, welches ab einer bestimmten Länge quasi unkontrollierte leichte Locken bildet und ich lieber dünnes Haar hätte.
      Sie: “Bist du bekloppt, die sind der Traum jedes Friseurs”

      Du würdest jetzt viel mehr machen wollen, andere wären froh, wenn sie mal eine Zeitlang gar  nichts machen müssten.

       

      #159803

      Hast Du schon versucht, mit weniger Neuroleptika stabil zu bleiben Molly?

      Leider ist es ja so, dass die Psychoseanfälligkeit für Betroffene eine schwere Einschränkung im Leben bedeutet. Wenn Betroffene viel Neuroleptika und sonstige Psychopharmaka benötigen um stabil zu bleiben, dann wiegt die Einschränkung noch viel schwerer.

      Diese schweren Einschränkungen zu akzeptieren ist wirklich nicht leicht. Manchmal müssen Betroffene es akzeptieren, manchmal vielleicht nicht. Das ist etwas, was jeder Betroffene individuell mit sich selbst ausmachen muss.

      Mir persönlich hat es sehr geholfen, dass ich mich nicht auf die Einschränkungen, sondern auf das momentan Mögliche fokussiert habe. Es ging mir schon damals so, als ich mehrere Jahre lang mit zu viel Neuroleptika behandelt wurde und innerlich wie gelähmt war.

      Das Bewusstsein, dass das an den Medikamenten liegt bzw. liegen kann, ist sehr wichtig, finde ich. Wenn die medikamentösen Dosen zu hoch sind, dann reichen die Disziplin und der Wille auf Dauer einfach nicht aus um medikamentöse (Neben-)Wirkungen zu bewältigen.

      Menschen sind viel zu schwach im Vergleich zu den starken (Neben-)Wirkungen von Psychopharmaka. Das kann helfen oder lähmen, je nachdem :unsure:

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