Den letzten Brösel abesetzen

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  • #199477

    Guten Morgen in die Runde,

    ich möchte mit euch den letzten “Brösel” diskutieren. Ich bin einem langen Prozess des Ausschleichens. Gestartet bin ich mit 1,5 Reagila (Cariparzin) und 50mg Amisulpird. In den letzten zwei Jahren habe ich in 0,1 Schritten das Reagila ausgeschlichen und konnte das Amisulprid ganz absetzen.

    Aktuell bin ich bei 0,3 Reagila angekommen und damit stabil. Laut der folgenden Umrechnungstabelle: https://psychiatrietogo.de/2020/01/26/antipsychotika-umrechnungstabelle/ entsprechen diese 0,3mg Reagila ungefähr 1mg Olanzapin oder 1,5mg Aripriprazol.

    Von @Mowa weiß ich, dass sie mit 1mg Aripriprazol stabil ist, dass es aber wacklig werden kann, wenn sie diese 1mg versucht ganz abzusetzen oder zu halbieren.

    Wer hat noch Erfahrungen mit dem letzten Brösel? Und wer hat den letzten Brösel geschafft erfolgreich abzusetzen?

    Ich habe großen Respekt davor diesen letzten Rest abzusetzen und schiebe es daher vor mir her. Eine Überlegung ist, 2022 einfach bei 0,3 zu bleiben und dann nächstes Jahr nochmal zu schauen, ob ich Kapazitäten hätte einen Rückfall in Kauf zu nehmen.

    Ich freue mich über eure Meinungen :)

     

     

    #199480

    Guten Morgen wunder,

    es freut mich sehr, dass es Dir offenbar gut geht und Du mit wenig Psychopharmaka stabil bist B-)

    Ich denke, die Art und Weise, wie wir mit den Psychopharmaka umgehen um möglichst gesund und stabil zu bleiben, daran können wir uns nur individuell und langwierig per Trial & Error herantasten.

    Selbst habe ich meine 3 Stellschrauben, eine für medikamentöse Therapie, eine zweite für nicht-medikamentöse Therapie (z.B. mein “redundanter mentaler Filter”) und eine dritte separate für den Stress, den ich selbst regulieren kann.

    Wenn ich seit vielen Monaten gefühlt zu 85% meiner Kapazität ausgelastet bin und diesen Lebensstil genießen kann, dann ist die Lage momentan für mich so, dass ich nicht einfach meine persönliche Niedrigstdosis von 1 mg Aripiprazol absetzen kann. Vielleicht würde ich schaffen, wenn ich meine Arbeitszeit auf 50% reduziere, aber das will ich aus mehreren Gründen nicht.

    Wenn ich meinen Mann fragen würde, der als Betroffener mit mehrfachen Psychose- und Klinikaufenthaltserfahrungen jetzt im 12. Jahr ohne Psychopharmaka lebt, dann würde er mir wahrscheinlich sagen, dass es mir schwerfallen wird, die Psychopharmaka ganz abzusetzen, solange die Nebenwirkungen erträglich bleiben.

    Ich finde, dass er ein Hardcore-Absetzer ist und hatte, soweit ich erfahren habe, die ersten Jahre damals mit psychotischen Symptomen und Schlaflosigkeit usw. zu kämpfen. Heute vermutet er, dass er (in den meisten Lebenssituationen) nicht mehr psychotisch werden wird.

    Für mich ist es jedenfalls ein Phänomen, das mehr Beachtung finden sollte, um es (auch oder v.a. wissenschaftlich) zu verstehen, wie einzelne Betroffene aktiv den Teufelskreis aus zu viel Stress und akuten Psychosen durchbrechen können.

    Diesem individuellen und kollektiven Lernprozess hilft es kaum, wenn unsere Argumente sich auf genetisch festgelegte Psychoseanfälligkeit und Psychopharmaka als oftmals die einzige Behandlungsmethode versteifen.

    Wenn die Pharmaindustrie, die ja möglichst viel von ihren Wirkstoffen für möglichst viel Geld verkaufen will, nicht an unseren Absetz- und Reduktionserfahrungen interessiert wäre, wäre ich gar nicht überrascht :scratch:

    LG,
    Mowa

    #199494

    Ich habe über etwa 2 Jahre schrittweise, langsam und mit Hilfe meiner Psychiaterin die Neuroleptika ausgeschlichen. Zum Schluss ging es relativ schnell, da ich aufgrund eines, meiner Vermutung nach durch Neuroleptika erzeugten, Körpergefühls öfters nachts wachgeworden bin und daher einen Schlafmangel hatte.

    Siehe auch: https://schizophrenie-online.com/forums/Thema/niedrigst-moegliche-nl-dosis-individuell-ermittelt/page/7/#post-190746

    edit: Ich habe noch Quetiapin als Bedarfsmedikation.

    #199536
    Anonym

      Ich habe zweimal abgesetzt mit Risperdal von 3/4Tablette auf 1/4. Wurde pychotisch. Und mit Abilify 5mg auf nix 0 wurde ganz brüchig innerhalb einer Woche und brach ab.

      Derzeit dosis 5mg aripiprazol

      70 mg Adjuvin ein AD

      25 Seroquel

      25 Trittico AD

      #199569

      verstehe nicht, was davon wem anderen Helfen soll, wenn man sagt, was man so oder so gemacht hat.

      alles okay, aber verstehs nicht.

      ist ja nur Austausch hier….

      #199577

      Für mich auch unerreichbar. Wenn ich mich jetzt schon schnell überlaste mit Medis, wie schlimm wärs ohne.

      Aber jedem das seine. Bei manchen scheints halt zu klappen.


      https://butterflys-pearl-kalina.hpage.com/willkommen.html
      https://hamasi-ben-ihmz-achthamar.hpage.com/willkommen.html

      D / 49Jahre
      Quetiapin 200 +400 , Risperidon 2mg, Doxepin 2x 50mg,
      Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam
      L-Thyroxin

      #199647

      Siehe auch: https://schizophrenie-online.com/forums/Thema/niedrigst-moegliche-nl-dosis-individuell-ermittelt/page/7/#post-190746

      Stimmt, vielleicht kannst Du wunder Deine Erfahrungen auch in den Thread “Niedrigst mögliche NL-Dosis, individuell ermittelt?” im Unterforum “Therapie” posten. Das fände ich sehr hilfreich.

      verstehe nicht, was davon wem anderen Helfen soll, wenn man sagt, was man so oder so gemacht hat.

      Ich denke schon Yvonneee, dass der Erfahrungsaustausch darüber, was bei wem für wie lange und unter welchen Umständen bei der Dosisminimierung funktioniert hat und vor allem auch: *nicht funktioniert* hat, sehr dabei helfen kann, um über die eigenen Erfahrungen zu reflektieren und die eigene Herangehensweise zu hinterfragen und ggfs. anzupassen.

      Für mich auch unerreichbar.

      Ich vermute Blumenduft, dass das Ausmaß der Gewalt- und Missbrauchserfahrung, v.a. in der Kindheit, die Stressanfälligkeit im Erwachsenenalter prägt.

      Ich glaube, dass die Resilienz bei stark traumatisierten Schizophreniepatienten nur gestärkt werden kann, wenn die Traumata vorsichtig und langwierig aufgearbeitet werden könnten. Und ich bin nicht sicher, inwiefern eine Traumatherapie wirksam sein kann, wenn die Therapeuten das Ausmaß der Gewalt- und Missbrauchserfahrung nicht nachvollziehen könnten.

      #199689
      Anonym

        Doch yvonneee mir haben Absetzversuche eigene und anderer Leute Foris schon geholfen. Aus eigenen habe ich erst wirklich erkannt das ich krank bin und tatsächlich Medikamente u.a. brauche. Aus anderen Erfahrungen sehe ich schon eher die selbe Tendenz mit wenigen Ausnahmen.

        #199696

        Hallo @wunder

        ich habe es auch nie geschafft seit 2014 mein Olanzapin ganz abzusetzen. Wurde immer auf dem Weg Richtung Null dann doch wieder psychotisch! ABER mache jetzt anders als alle Male davor! (Trauma)Therapie und denke das erste Mal ich habe eine realistische Chance zumindest bis zu eben jenem letzten Bröselchen zu kommen! Aktuell nehme ich 6,7 mg Olanzapin (ich minimiere alle 4-6 Wochen um ca. 5 % der letzten Dosis) und noch 2 mg Risperdal und gelegentlich 25-50 mg Melperon zum Schlafen!

        Liebe Grüße

        escargot

        #199726

        ja @mowa, das vermute ich auch. Meine Stationsärztin und Therapeutin hat viel Erfahrung mit Traumata, aber mir davon abgeraten da tiefer einzutauchen, weils dann die Psychose füttert. Deshalb hat sie so lange mit mir gearbeitet um damit zu leben und stabil zu werden. Ich hab zwar so meine Einschränkungen, aber es ist definitiv besser wie vorher. Das war ja vorher nur ein Hin und her geheule, mal 2 Wochen Ruhe und wieder von vorn. Ihre positiven Bestärkungen haben mir wirklich viel gegeben, weil ich immer die Schuld bei mir gesucht hab. Und wenn sie nicht voran kam damit, fragte sie immer ob ich anderen auch die Schuld geben würde wenn die sowas erlebt hätten. Das verneint ich natürlich und mir ging immer mehr ein Licht auf.

        Ok ich muss damit leben. Aber ich muss mich nicht immer fertig machen dafür. Fällt mir oft noch schwer und ich find mich auch nicht hübsch und so weiter. Meine Mom meint immer das ist quatsch……aber so eingeimpfte schlechten Dinge kommen halt immer mal wieder hoch.

        Ich wär auch gern ohne Medis wieder schlank, da war ich eigentlich immer ganz stolz drauf, zu essen was ich will ohne zunahme. Aber ich merk ja das es mir hilft. Das sage ich mir halt immer.


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        #199731

        Du hast so viel durchgestanden @Blumenduft. Dass Du heute so stabil geworden bist, war vor der Therapie sicher nicht abzusehen.

        #199738

        nein @mowa, die von der med.-berufl.-Reha wollten mich erst nicht nehmen, haben dann aber einen Versuch gewagt und waren sehr überrascht wie weit ich kam. Daher weiss ich auch das ich nicht mehr als 3Std. arbeiten könnte. Versuche nach hunderten von Bewerbungen nicht darüber nach zu denken. Meine Mom sagt auch, ich hab die unbefristete Erwerbsminderung ja nicht einfach so bekommen und ich soll mir mal keinen Kopf machen. Ich war früher total selbstständig hab immer irgendwie alles geschafft… bis das mobbing anfing, da verlor ich halt immer mehr die Kontrolle und der Versuch es zu lösen, ging ja nach hinten los (Thera versuch). Will hier aber nicht rumheulen. Ich bin froh meine Whg. zu haben. Meine nähere Familie als Rückhalt und Ben mein Seelentröster. Da guck ich schon mal über Fellmäuse hier weg. Aber irgendwann stinkts mir zum Glück wieder…..ich muss mal wieder Staubsaugen. :wacko: :scratch:


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        #199739

        Finde ich jedenfalls sehr stark von Dir @Blumenduft :good:

        Nachvollziehen kann ich als Außenstehende Deine Erfahrungen ja nicht, und hätte ich etwas Vergleichbares erleben müssen, wäre ich vielleicht – oder bestimmt – nicht soweit gekommen, wie Du es bis heute geschafft hast.

        #199846

        Danke @mowa. :bye:


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