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12/10/2025 um 14:35 Uhr als Antwort auf: Totalverweigerer entpuppen sich als Fantasie.Bürgergeld abgeschafft #417612„Grundsicherung: Wer nicht spurt, darf verhungern?“Nachtsitzung, Video 23 Minuten, 10. Oktober 2025.
https://youtu.be/7voRJQW9ljw?<wbr />si=xk8DgKC5beEFHbmc
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Petition für einen Wandel im psychiatrischen Gesundheitswesen und in der Psychopharmakologie – an die WHO und weitere:
Da hier öffentlicher Bereich ist und der interne Bereich ja bekanntlich nicht funktioniert, will ich die Person, weswegen ich das Video mal hier verlinke, nicht mit @ ansprechen.
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„STINKEN Deine FÜRZE schrecklich? 10 TOP-TIPPS gegen Blähungen!“Dr. Selz, Video 27 Minuten.
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11/10/2025 um 19:04 Uhr als Antwort auf: Totalverweigerer entpuppen sich als Fantasie.Bürgergeld abgeschafft #417600„Bürgergeld abgeschafft: DAS ändert sich jetzt!“Geld für die Welt – Maurice Höfgen, Ökonom, Video 28 Minuten, 10. Oktober 2025..
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11/10/2025 um 18:00 Uhr als Antwort auf: Totalverweigerer entpuppen sich als Fantasie.Bürgergeld abgeschafft #417599Bürgergeld: Experte sieht Verfassungsbruch bei geplanter Neuer Grundsicherung
Gegen-Hartz.de, Dr. Utz Anhalt, Sozialrechtsexperte, 11. Oktober 2025.Die von der Bundesregierung jetzt eingeführten Sanktionen bei der Grundsicherung sind offen verfassungswidrig. Das schreibt Harald Thomé von der Erwerbsloseninitiative Tacheles e.V und sieht in diesen Regelungen „eine Demontage sozialer Sicherung mit der Brechstange“.Neuregelungen erlauben, Miete und Heizung zu streichen
Bisher konnten Jobcenter bei Sanktionen nur den Regelsatz streichen (und auch das sehen Fachkundige als Verstoß gegen unser Grundgesetz an). Mit den neuen Regelungen können Jobcenter jedoch auch die Kosten der Unterkunft und Heizung auf Null setzen.
Faktischer Zwang
Thomé engagiert sich seit Jahren für die Rechte erwerbsloser Menschen und kennt die Entwicklung von Hartz IV zum Bürgergeld und jetzt zur sogenannten Neuen Grundsicherung sehr genau. Er weiß also wovon er redet, wenn er die frischen Sanktionsregelungen kritisiert.
Diese bedeuten ihm zufolge einen faktischen Arbeitszwang, und das für jede Tätigkeit, egal wie schlecht sie bezahlt oder wie unterqualifiziert sie ist. Qualifikation, Zumutbarkeit oder Lebenssituation spielen in dieser Neuregelung keine Rolle mehr, so Thomé.
Schlimmer als Hartz IV
Die Sanktionsregelungen sind ihm zufolge sogar schlimmer als bei den Hartz IV Gesetzen, die das Bürgergeld abmildern sollte. So seien im Unterschied zu Hartz IV bei den Sanktionen weder Sachleistungen noch der Schutz der Wohnung vorgesehen. Und das ist, in den Augen von Thomé, ein offener Bruch mit unserer Verfassung.
Klarer Verstoß gegen Urteil des Verfassungsgericht
So hätte das Bundesverfassungsgericht im November 2019 eindeutig geklärt, dass das menschenwürdige Existenzminimum nicht gekürzt werden dürfe, und dies auch nicht bei vermeintlich „unwürdigem“ Verhalten.
Die beschlossenen Regelungen würden aber genau das planen, was das Verfassungsgericht als grundgesetzwidrig einstufe.
Vor dem Verfassungsgericht nicht haltbar
Thomé geht davon aus, dass diese Bestimmungen vor dem Verfassungsgericht scheitern werden. Eine Entwarnung gibt es deshalb aber nicht, denn, so Thomé, bis zu einer solchen juristischen Entscheidung werden die Sanktionen unzähligen Menschen Leid und Elend zufügen.
Angriff auf gesicherte Arbeit
Thomé sieht in den beschlossenen Regelungen nicht einmal nur einen vorbereiteten Verfassungsbruch. Zugleich handle es sich um Angriffe auf die Rechte der Beschäftigten und auf alle Formen gesicherter und existenzsichernder Arbeit.
Auch Parteipolitiker sehen Verfassungsbruch
Auch die sozialpolitische Sprecherin der Partei Die LINKE sieht die Pläne als verfassungswidrig an. Die Regierung drohe Menschen mit Hunger und bezeichne das als Sozialpolitik.
Fraktionschefin Heidi Reichinnek nennt die beschlossenen Regelungen menschenunwürdig und rechtlich höchst fragwürdig. Sie sieht den ersten Schritt eines massiven Angriffs auf den Sozialstaat.
Einschüchterung der Arbeitnehmer
Wie Thomé erkennt auch sie eine Attacke nicht nur auf Erwerbslose, sondern auch gerade auch auf Beschäftigte. Diese bekäme das Signal, keine besseren Arbeitsbedingungen und jede Überstunde hinzunehmen, denn im Bürgergeld würde alles noch schlimmer.
Soziale Kälte
Die Grüne Britta Haßelmann nennt die Sanktionen menschlich hart und kalt. Es gebe weder Geld für Nahrung noch für eine Wohnung, und das gelte auch für Familien mit Kindern. CDU und FDP wollten Menschen alles streichen, das sie zum Leben brauchen.
Auch sie betonte, dass die Regelungen verfassungsrechtlich nicht haltbar seien, denn das Grundgesetz sehe ein soziokulturelles Existenuminimum vor.
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Autor: Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.
.Quelle:.
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11/10/2025 um 15:47 Uhr als Antwort auf: .Methoden zum risikominimierten Reduzieren oder Ausschleichen von Psychopharmaka #417598BUCHEMPFEHLUNG
„Genug geschluckt!: Psychopharmaka erfolgreich und dauerhaft absetzen“ Autoren: Dr. Peter und Mahinda Ansari
(Schizophrenie-online.org, User Phoenix), 11. Oktober 2025
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09/10/2025 um 17:47 Uhr als Antwort auf: Totalverweigerer entpuppen sich als Fantasie.Bürgergeld abgeschafft #417572Koalition einig bei Bürgergeld, Aktivrente und Infrastruktur
Tagesschau.de, 9. Oktober 2025..
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09/10/2025 um 16:55 Uhr als Antwort auf: Totalverweigerer entpuppen sich als Fantasie.Bürgergeld abgeschafft #417570Gerade Menschen mit psychischen Problemen schaffen es zeitweise nicht, den Anforderungen der Jobcenter nachzukommen.
Versäumen teils Termine oder Unterlagen einzureichen, weil sie vielleicht gerade depressiv oder ängstlich sind, unter psychotischen Symptomen leiden, grausige Stimmen hören, sich nicht trauen, Briefe zu öffnen, sich nicht trauen, die Wohnung zu verlassen, sich unter Druck gesetzt fühlen, dissoziiert sind, gerade in einer Klinik sind, unter Schlaflosigkeit, Entzugserscheinungen oder und Nebenwirkungen von Psychopharmaka leiden, …..
Die Aufzählung könnte man ja ellenlang fortführen.
Bei der neuen Reform, die die Regierung nun beschließen will, wie Sanktionsfrei.de oben ausführt, könnten gerade auch Menschen mit psychischen Leiden schnell in existenzbedrohliche Krisen geraten, mittellos auf der Straße landen, suizidal werden, etc. …..
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09/10/2025 um 16:31 Uhr als Antwort auf: Totalverweigerer entpuppen sich als Fantasie.Bürgergeld abgeschafft #417569Von Sanktionsfrei.de:
Liebe Leute, die Ergebnisse des Koalitionsausschusses zur sogenannten „Neuen Grundsicherung“ sind ein Skandal: Was SPD und Union hier beschlossen haben, ist nichts weniger als ein kalkulierter Verfassungsbruch.
Damit ignorieren sie die klare Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts von 2019 und treten die Grundrechte von Millionen Menschen mit Füßen. Die SPD trägt damit erneut Mitverantwortung für die massive Entrechtung von Menschen in Armut.
Sanktionsfrei unterstützen! Die „Neue Grundsicherung“ ist nichts anderes als Hartz IV auf Steroiden. Noch härter, noch unmenschlicher, noch weiter weg von einem Sozialstaat, der schützt. Bei Terminversäumnissen:
- 30 % Kürzung nach zwei Terminen
- 100 % Kürzung nach drei Terminen
- Entzug von Regelsatz und Miete nach vier Terminen
Bei Pflichtverletzungen:
- 30 % Kürzung beim ersten Verstoß
- 100 % Kürzung bei Ablehnung eines Arbeitsangebots
- Entzug von Regelsatz und Miete bei mehrfacher Ablehnung
Zusätzlich sollen Schonvermögen und Karenzzeit für die Miete gekürzt und der alte Vermittlungsvorrang wieder eingeführt werden.
Verfassungswidrig und unmenschlich
Wir erinnern uns: Schon 2019 hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass Kürzungen höchstens 30 % betragen dürfen und die Unterkunftskosten niemals gestrichen werden dürfen. Genau das plant die Koalition jetzt. Das wäre ein klarer Bruch mit der Verfassung.Grundsätzlich treffen Verschärfungen im Bürgergeld die Schwächsten der Gesellschaft und richten rein gar nichts gegen Sozialbetrug aus.Von den 5,5 Millionen Menschen im Bürgergeldbezug sind knapp 2 Millionen Kinder und Jugendliche. Rund 800.000 Menschen arbeiten bereits und müssen mit Bürgergeld ihren Lohn aufstocken. Weitere 1,1 Millionen stehen dem Arbeitsmarkt derzeit nicht zur Verfügung, weil sie Angehörige pflegen, Kinder betreuen, einer Ausbildung oder Maßnahme nachgehen oder erkrankt sind. Laut IAB konnten im letzten Jahr nur 100 vermeintliche “Totalverweigerer” verzeichnet werden.Unterstützt uns
Diese Reform ist noch nicht beschlossen — aber sie wird kommen. Sie wird niemandem helfen, keinen einzigen Menschen in Arbeit bringen, kein Leben verbessern. Im Gegenteil wird sie das Leben vieler Menschen deutlich verschlechtern.Damit wir die passenden Mittel haben, um dagegenzuhalten und Betroffenen unkompliziert beizustehen, brauchen wir euch mehr denn je! Werdet Hartzbreaker — mit einer Dauerspende stärkt ihr unsere Arbeit langfristig und verlässlich: sanktionsfrei.de(die Klammern samt Text darin bitte entfernen)/supportLiebe Grüße,
Robert, Helena und das ganze Sanktionsfrei-TeamCopyright © Sanktionsfrei e.V. (gemeinnützig)
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09/10/2025 um 12:12 Uhr als Antwort auf: Register zu Gesundheitsdaten von Menschen mit psychischen Erkrankungen #417562Liedermacher Konstantin Wecker unterstützt „Pforzheim nazifrei“
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09/10/2025 um 7:19 Uhr als Antwort auf: Offener Dialog, eine alternative Methode aus Finnland zur Heilung von Psychosen #417546Ist Dialog die beste Medizin? Ein Gespräch mit Jaakko Seikkula (Open Dialogue)
Mad In America, von Robert Whitaker, 30. Juli 2025.(Text automatisch übersetzt auf Deutsch. Das Interview findet ihr unten im Quellink als Text und auch als Audio auf Amerikanisch.).Willkommen bei MIA Radio. Wir freuen uns, heute Jaakko Seikkula als unseren Gast begrüßen zu dürfen. Jaakko ist Psychologe und hat in den 1990er Jahren die Praxis des Offenen Dialogs im Keropudas-Krankenhaus in Tornio, Finnland, mitentwickelt. Er ist auch derjenige, der die Forschung durchgeführt hat, die von bemerkenswerten Langzeitergebnissen dieser Behandlungsform berichtet.
In den letzten 15 Jahren hat er Schulungsprogramme entwickelt und geleitet, die dazu geführt haben, dass die Praxis des offenen Dialogs in 40 Ländern eingeführt wurde. Kürzlich veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Warum Dialog heilt“.
In diesem Interview diskutieren wir, wie Open Dialogue entstanden ist, welche Forschungsergebnisse seine positiven Ergebnisse belegen, warum die Psychiatrie es versäumt hat, aus der Praxis von Open Dialogue zu lernen und vieles mehr.
Das folgende Transkript wurde aus Gründen der Länge und Klarheit bearbeitet. Hören Sie sich hier die Audioaufnahme des Interviews an. (Im Quellink)
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Robert Whitaker: Jaakko, es ist uns eine große Freude, Sie heute hier bei uns zu haben.
Jaakko Seikkula: Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich auf unser Gespräch.
Whitaker: Eines der ersten Dinge, die ich tun möchte, ist, Ihnen eine persönliche Frage zu stellen. Wo in Finnland sind Sie aufgewachsen und was hat Sie dazu motiviert, Psychologe zu werden?
Seikkula: Das war schon eine Frage, die ich mir schon in der Highschool gestellt habe. Ich hatte wirklich keine Wahl, was ich machen wollte, und eine der letzten Optionen war, Psychologie zu studieren. Also habe ich das gemacht. Wenn man dann in den klinischen Bereich wechselt, hat man natürlich immer eine familiäre Vorgeschichte. Der Hauptanteil meiner Familiengeschichte im Zusammenhang mit einem psychologischen Problem liegt darin, dass ich meinen Vater ziemlich jung verloren habe. Ich war zehn Jahre alt, und das Leben mit meiner Mutter hat, glaube ich, mein Interesse an Psychologie geweckt.
Whitaker: Ich denke immer, dass es persönliche Gründe dafür gibt, wenn Menschen sich für diesen Bereich entscheiden. Wo haben Sie studiert und Ihre Ausbildung zum Psychologen absolviert?
Seikkula: An der Universität Jyväskylä, wo ich später als Professor für Psychotherapie arbeitete. Das war mein Studienort.
Whitaker: Wenn wir in die 1980er Jahre zurückblicken, gab es hier in den USA mit der Veröffentlichung des DSM-III 1980 ein neues Krankheitsmodell. Dieses Krankheitsmodell, insbesondere für Menschen mit schweren psychischen Störungen wie Psychosen und Schizophrenie, besagt, dass es sich um eine Gehirnerkrankung handelt. Sie hängt nicht mit dem psychischen Umfeld zusammen. Sie wurde durch ein Dopamin-Ungleichgewicht verursacht, und wir hatten Medikamente, die dieses chemische Ungleichgewicht im Gehirn korrigierten, wie zum Beispiel Insulin gegen Diabetes.
Doch zumindest in Tornio setzt sich eine ganz andere Auffassung durch. Welche persönlichen, aber auch nationalen und kulturellen Einflüsse haben Sie dazu gebracht, diesen Weg einzuschlagen, der in den 1990er Jahren schließlich zu Open Dialogue führte?
Seikkula: Ich denke, wir haben in Finnland in einer Hinsicht großes Glück, denn wir haben eine lange Tradition der psychotherapeutischen Behandlung von Schizophrenie und psychotischen Problemen. Wir müssen uns auf eine Person beziehen, Professor Yrjö Alanen, der mit seinem Team einen sogenannten bedarfsangepassten Ansatz in der Behandlung von Psychosen und anderen schweren psychischen Problemen entwickelte.
Die Idee des bedarfsangepassten Ansatzes bestand darin, individuelle Psychotherapie in die Behandlung zu integrieren. Yrjö Alanen war Psychoanalytiker, und viele seiner Kollegen verfolgten eine psychodynamische Perspektive mit systemischer Familientherapie. Um die Bedürfnisse jedes einzelnen Klienten zu ermitteln, entwickelten sie die Innovation offener Therapiesitzungen, die für unsere Arbeit entscheidend wurde. Als wir bei Keropudas anfingen, interessierten wir uns alle für dieses bedarfsangepasste [Modell]; wir wollten eine familienzentrierte Psychiatrie im Krankenhausumfeld aufbauen.
Whitaker: Können Sie über einen weiteren Einfluss auf die Entwicklung dialogischer Ansätze sprechen? Tom Anderson aus Norwegen? Welchen Einfluss hatte er auf Sie persönlich und auch auf die Entwicklung der Open Dialogue-Therapien im Keropudas-Krankenhaus?
Seikkula: Wir begannen 1984 mit dieser offenen Arbeitsweise. Dies geschah anstelle der traditionellen systemischen Familientherapie, die im Krankenhausumfeld sehr kompliziert war. Ich traf Tom zum ersten Mal 1987 oder 1988 bei seiner Arbeit in Tromsø. Im Januar 1985 kam er auf die Idee einer offenen Arbeitsweise. Ohne etwas voneinander zu wissen, kamen wir beide zu dem gleichen Schluss, dass wir die Arbeit der Teams offener gestalten müssen und dass dies den Familien sehr zu helfen scheint.
Als wir Tom trafen, stellten wir fest, dass wir viel gemeinsam haben. Tom lud unser Team ein, uns zu besuchen und unsere Arbeit zu erklären, und wir luden Tom ein, uns zu besuchen. Er besuchte unser Krankenhaus jahrzehntelang regelmäßig, mindestens ein- bis zweimal im Jahr, um Seminare zu geben. Ich glaube, was mich am meisten beeindruckt hat, war Toms großer Respekt gegenüber Klienten und deren Angehörigen. Das scheint für Menschen, die im hektischen Klinikalltag arbeiten, eine große Herausforderung zu sein.
Whitaker: Zwei Elemente sind hier meiner Meinung nach recht neuartig. Der reflexive Teil der offenen Dialogtherapie, bei dem sich die Therapeuten einander zuwenden und ihre Gedanken mitteilen. Wurde dieser Ansatz im Keropudas-Krankenhaus entwickelt? Woher stammt das reflexive Element dieses dialogischen Ansatzes?
Seikkula: Das war unsere allererste Idee, als wir begannen, diesen offenen Meeting-Ansatz anzuwenden. Wir hörten auf, uns nur noch mit den Mitarbeitern zu treffen, die im Krankenhaus waren. Wir dachten, dass die Patienten bei jedem Gespräch anwesend sein müssen und dass wir unsere Ideen offen teilen müssen – wie wir den Menschen helfen können, welche Elemente der Pflegeplanung wir haben und so weiter.
Mit dieser Idee haben wir begonnen, einen offenen Dialog im Team zu führen.
Ich denke, diese reflektierenden Elemente haben sich in der Zusammenarbeit mit Tom Andersons Team deutlich verstärkt. Tom sprach darüber, wie sich durch die reflektierenden Elemente das Sprechen und Zuhören verändert. Auch uns wurde dieser Punkt mit der Zeit bewusster. Was bedeutet es, wenn Fachleute ihre Gedanken offen teilen?Whitaker: Ich hatte die Gelegenheit, an einigen offenen Dialogtreffen mit Klienten teilzunehmen. Ich spreche zwar kein Finnisch, aber ich habe es mir sehr angetan, zu beobachten, wie die Klienten zuhörten. Man konnte sehen, wie sie in diesen reflexiven Momenten sehr aufmerksam und konzentriert zuhörten.
Als ich die Klienten anschließend fragte, was sie an den Treffen am meisten schätzten, wiesen sie darauf hin, dass man ihnen ihre Gedanken mitteilte. Ich denke, das schafft ein Gefühl der Vertrautheit zwischen Ihnen und der Familie. Ist das auch Ihr Eindruck?
Seikkula: Auf jeden Fall. Schon beim ersten Treffen, als wir offen miteinander sprachen, waren wir völlig überrascht. Wir hatten nicht erwartet, dass so etwas passieren würde und dass die Reaktion der Familien und Klienten so positiv ausfallen würde.
Wir wurden auch etwas extremistisch oder etwas starrköpfig und versuchten, die Familien in manchen Situationen dazu zu bringen, zuzuhören, auch wenn ihnen das nicht gefiel. Dann wurde uns klar, dass das keine gute Vorgehensweise ist. Aber ich würde sagen, dass die Idee, den Überlegungen der Mitarbeiter zuzuhören, in neun von zehn Fällen, wie Sie sagten, für die Familien ein sehr merkwürdiger Moment ist.
Whitaker: 1992 finanzierte die finnische Regierung eine Studie zur bedarfsangepassten Behandlung an sechs Standorten. Erzählen Sie uns, worum es in dieser Studie ging.
Seikkula: Die Studie trug den Titel „Integrierte Versorgung bei akuter Psychose“ . Yrjö Alanen, Ville Lehtinen und Jukka Altonen waren die Hauptverantwortlichen [für die Konzeption der Studie]. Sie betrachteten die Studie als Reaktion auf die zunehmende Verbreitung extremistischer neurobiologischer Tendenzen, und eine der Hauptfragen war, welche Rolle Neuroleptika bei der Behandlung von Psychosen spielen. Aus diesem Grund entwickelten sie ein Verfahren, bei dem die Neuroleptika-Therapie nicht gleich beim ersten Treffen eingesetzt wurde. Man sieht, wie diese aktive psychosoziale Intervention hilft, und wenn sie nach vier, fünf oder sechs Wochen nicht ausreicht, kann man Neuroleptika einnehmen. Drei Standorte arbeiteten mit diesem neuen Verfahren, drei Standorte mit der traditionellen medikamentösen Behandlung.
Whitaker: An allen sechs Standorten wurden die bedarfsangepassten Prinzipien angewendet, richtig? Die Variable war der Medikamentengebrauch.
Seikkula: Genau. Das war der Unterschied, und Keropudas war einer der Standorte, die das Medikament nicht von Anfang an verabreichten.
Whitaker: Was waren die Ergebnisse dieser Studie ?
Seikkula: Es gab einen signifikanten Unterschied zwischen den Ergebnissen [in den beiden Gruppen]. Wir stellten fest, dass die Patienten schneller wieder ins Berufsleben zurückkehren konnten, wenn ihnen keine Neuroleptika verschrieben wurden. Das war sehr überraschend, denn wir hatten an der Idee festgehalten, die Medikamente nicht zu nehmen, und dann stellten wir fest, dass tatsächlich nur 15 % [unserer Patienten] anfangs Medikamente einnahmen und in den ersten zwei Jahren nur 25 % sie verwendeten.
Damals hieß es, Psychosen seien eine Gehirnerkrankung. Um diesen toxischen Prozess im Gehirn zu stoppen, seien Medikamente nötig. Wir waren überrascht, dass die Betroffenen tatsächlich keine Medikamente brauchten und die Behandlungsergebnisse ohne Medikamente besser waren.
Whitaker: Können Sie uns erzählen, wie es war, mit Menschen ohne Medikamente zu arbeiten?
Seikkula: Was wir gelernt haben – und das ist natürlich mehr oder weniger selbstverständlich – ist, dass wir eine sehr intensive Beziehung zu den Familien aufbauen müssen. Wir müssen diese Beziehung vom ersten Tag an aufbauen und uns in der ersten Woche bei Bedarf sogar täglich mit ihnen treffen.
Aber es herrschte große Unsicherheit unter den Mitarbeitern. Es ist so anders als sonst, wenn jemand ins Krankenhaus kommt. Normalerweise bekommt der Patient Medikamente und wartet dann auf die Wirkung. Das hier war völlig anders. Nicht warten, sondern in den Fluss springen und zusammen mit den anderen schwimmen und versuchen, das Ufer zu finden und weiterzuschwimmen.
Whitaker: Können Sie uns sagen, wie sich die Verbindung zwischen Ihnen und dem Patienten durch den Verzicht auf Medikamente verändert hat? Der Patient kann nun seine eigenen Gefühle in die Treffen einbringen. Wie hat sich das auf die Interaktion oder das Gefühl der Verbundenheit zwischen Ihrem Team, der Familie und dem Patienten ausgewirkt?
Seikkula: Ein sehr überraschendes Element war, dass die meisten Teilnehmer schon beim ersten Treffen nicht mehr psychotisch waren. Wir dachten, wenn die Menschen Gehör finden – und zwar derjenige, der psychotische Erfahrungen hat, aber zusätzlich zu seinen Eltern und Familienmitgliedern auch diese Erfahrung hat –, haben sie mehr Ressourcen, auf die sie zurückgreifen können. In gewisser Weise brauchen sie oder er selbst keine psychotische Reaktion. Das ist eines der ersten und faszinierendsten Ergebnisse, die wir beobachten können. Es ist die Erkenntnis, dass Dialog die beste Behandlung zu sein scheint, viel schneller [in seiner Wirkung] als Neuroleptika.
Whitaker: Das ist eine gute Beschreibung, denn als ich die Teilnehmer bei den Treffen mit theoretisch psychotischen Menschen beobachtete, konnte ich sehen, wie sie sich entspannten und das Gefühl bekamen, mit anderen zusammen sein zu können. Wie lange dauerte die erste Studie?
Seikkula: Zwei Jahre lang, und dann gab es einen Vergleich zwischen der üblichen Behandlung und dem neuen Verfahren. Aufgrund dieser sehr überraschenden Ergebnisse beschlossen wir, unsere eigene Studie mit dem Titel „Offener Dialog bei akuter Psychose“ fortzusetzen, die wir unmittelbar nach Abschluss der ersten Studie fortsetzten.
Diese zweite Studie war für uns wichtig, da wir in dieser Phase die Prinzipien des Offenen Dialogs vollständig umgesetzt hatten. 1995 verwendeten wir diesen Begriff zum ersten Mal und erkannten, dass dieses neue gemeindebasierte Konzept optimale Pflegeelemente bietet.
Whitaker: Können Sie die Ergebnisse zusammenfassen, die Sie nach fünf Jahren mit dieser Form der Pflege gesehen haben?
Seikkula: Wir haben Menschen aus Westlappland im Rahmen der nationalen Studie zur integrierten Behandlung akuter Psychosen und unseres eigenen „Offenen Dialog“-Modells zusammengebracht. Wir haben die Patienten über fünf Jahre hinweg beobachtet und auch einen Vergleich angestellt, um zu sehen, ob es Unterschiede zwischen der Frühphase und der Phase des offenen Dialogs gab. Es gab einige Unterschiede. Überraschend war jedoch, dass selbst nach fünf Jahren noch über 80 % der Patienten erwerbstätig waren – das Gegenteil zu den Ergebnissen in der traditionellen Psychiatrie, wo 60 bis 70 % der Patienten nach zwei Jahren arbeitsunfähig sind. Unsere Ergebnisse waren das Gegenteil.
Whitaker: Was haben Sie nach fünf Jahren hinsichtlich der Medikamenteneinnahme festgestellt?
Seikkula: Bei Einnahme von Medikamenten waren die Ergebnisse schlechter, bei Nichteinnahme besser. Natürlich wird bei diesem selektiven Einsatz von Medikamenten hoffentlich nur in den schwersten Fällen eingesetzt. Aber in gewisser Weise bestätigt es, dass es sich wirklich lohnt, auf Neuroleptika zu verzichten und andere Mittel zu nutzen, bevor man überhaupt mit der Einnahme von Medikamenten beginnt.
Wir stellten auch fest, dass bei Krankenhausaufenthalten die Wahrscheinlichkeit für den Medikamenteneinsatz stieg. Und wenn Medikamente eingesetzt wurden, wurde das Team deutlich passiver. Sie warteten auf die Wirkung der Medikamente und spielten keine aktive Rolle mehr für die Familien. In dieser Hinsicht denke ich, dass die Neuroleptika natürlich einen gewissen Einfluss auf die Gehirnfunktion der Patienten haben, aber sie haben einen großen Einfluss auf die Zusammenarbeit des Teams.
Whitaker: Weil wir natürlich davon ausgehen, dass es nur die Person, den Klienten, betrifft.
Seikkula: Ja.
Whitaker: Ich glaube auch, dass Sie herausgefunden haben, dass mindestens zwei Drittel der Patienten nach fünf Jahren nie Medikamente einnehmen mussten.
Seikkula: Ja. Wenn ich mich richtig erinnere, waren es etwa zwei Drittel, die das Medikament nie genommen haben. In fünf Jahren nahmen vielleicht 20 Prozent Neuroleptika.
Whitaker: Sie haben Ergebnisse einer nationalen, bedarfsangepassten Studie veröffentlicht. Das Keropudas-Krankenhaus befindet sich in Tornio, im Norden Finnlands, weit entfernt von Helsinki. Ihre Ergebnisse beziehen sich jedoch auf ein öffentliches Krankenhaus, und Sie haben in Finnland ein öffentliches Gesundheitssystem. Ich würde also annehmen, dass der Rest Finnlands sagen würde: „Oh, das ist fantastisch. Lassen Sie uns in allen unseren Zentren einen offenen Dialog praktizieren, denn das ist ein so hervorragendes Ergebnis.“ Wie war die Reaktion?
Seikkula: Ich denke, eine der Reaktionen war das, was wir zu Beginn unseres Gesprächs erwähnt haben: dass dieses extreme neurobiologische Modell Bestand hatte. Auch in Finnland begann sich diese extremistische Bewegung neurobiologischer oder reduktionistischer Schizophrenie-Vorstellungen zu entwickeln. Man begann, Leitlinien zu erarbeiten. Die allererste war eine Art Kopie der US-amerikanischen Leitlinien. Diese Leitlinien setzten sich auch in Finnland durch, und das Interesse an einer stärker psychotherapeutischen oder familienorientierten Behandlung schwand. Natürlich gab es auch Reaktionen auf die von uns eingeführte Idee, dass das nicht wahr sein könne und keine gute Behandlung sei usw.
Whitaker: Ein Punkt ist natürlich, dass Open Dialogue Psychiatern, die Ärzte sind, keine Macht verleiht, während das medizinische Modell Psychiatern Macht verleiht und ihr Ansehen steigert. Haben sie Ihre Forschung als Betrug bezeichnet? Wie haben sie Ihre Ergebnisse abgetan?
Seikkula: Ja, sie sagten, das könne nicht wahr sein, und begannen, alle möglichen Probleme zu untersuchen, wie zum Beispiel die fehlende Randomisierung und so weiter. Ausreden, die in Wirklichkeit nichts mit der klinischen Praxis zu tun haben. Das ist das Traurige daran, denn ich habe den Eindruck, dass es hier vor allem um Macht geht. Jemand hat mit dieser neurobiologischen Idee in der Pharmaindustrie enormen Einfluss gewonnen, und diese Macht will man nicht mehr hergeben. Das ist sehr traurig, denn es bedeutet, dass die Menschen tatsächlich chronisch werden, wie wir an den Langzeitergebnissen nach 19 Jahren gesehen haben.
Whitaker: Sie haben die Ergebnisse nach 19 Jahren angesprochen. Erklären Sie, was Sie in dieser Studie gesehen haben.
Seikkula: Es gab eine dritte Forschungsphase in Westlappland, und wir haben alle drei Stichproben zusammengeführt. Wir hatten 108 erstmalig psychotische Patienten und verglichen dann die Register mit dem finnischen nationalen Register. Dabei untersuchten wir etwa 1.750 Personen. Was [über 19 Jahre] hinweg geschah, waren die Unterschiede in Bezug auf Sterblichkeit, Inanspruchnahme von Dienstleistungen, Beschäftigung und Behinderungen enorm. Beim Vergleich des Offenen Dialogs mit der Standardbehandlung waren viele Elemente in der Standardbehandlung [doppelt] so schwerwiegend wie im Offenen Dialog.
In der Gruppe mit Standardbehandlung waren sie häufiger (für mehr als einen Monat) im Krankenhaus als in der Gruppe mit offenem Dialog. 80 Prozent nahmen weiterhin Neuroleptika ein, in Westlappland waren es nur 33 Prozent. Mehr als 60 Prozent lebten von einer Behinderung, in Westlappland waren es nur 33 Prozent.
Whitaker: Können Sie etwas über Birgitta Alakare sagen und wie besonders sie dazu beigetragen hat, dass dies möglich wurde? Sie war Psychiaterin und musste mit den Standards der medizinischen Versorgung brechen.
Seikkula: Birgitta war die medizinische Leiterin unseres Teils der Studie zur integrierten Versorgung akuter Psychosen und war von der Idee eines bedarfsangepassten Medikamenteneinsatzes begeistert. Sie engagierte sich sehr aktiv in den Teams und unterstützte deren Ideen. Wenn Leute zu ihr kamen und sie auf die Notwendigkeit des Medikamenteneinsatzes ansprachen, antwortete Birgitta: „Mal sehen, was morgen passiert“, und dieses „Mal sehen, was morgen passiert“ wurde zu unserem Slogan. Wenn man Birgitta fragt, kennt man die Antwort: „Mal sehen, was morgen passiert.“
Sie nahm gegenüber den Klienten, Patienten und Teams eine sehr persönliche, aber auch sehr verantwortungsvolle Haltung ein, und ich glaube, sie hat sich diesen Pflegegedanken sehr zu eigen gemacht. Später wurde sie Leiterin des gesamten Systems und war auch gegenüber den neuen Psychiatern, die kamen, sehr konsequent.
Sie war auch lustig. Sie sagte immer, man solle den mit dem Patienten sprechen lassen. Bitte seien Sie bei den Besprechungen dabei. Das stimmt wirklich, denn wenn man allein in einer Besprechung ist, konzentriert man sich nur auf die Symptome. Man braucht Lösungen, und nur im Team erhält man Zugang zu einer breiteren Perspektive.
Whitaker: Noch eine Anmerkung dazu, bevor wir uns mit der Einführung des Offenen Dialogs in anderen Ländern befassen. Wenn ich das Krankheitsmodell verwende und die Diagnose erhalte, muss ich mich einer Zukunft stellen, in der ich chronisch krank sein werde, und das Beste, was ich tun kann, ist, die Krankheit zu bewältigen. Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie das Modell des Offenen Dialogs den Menschen eine andere Perspektive auf die Zukunft eröffnet hat?
Seikkula: Es gibt entscheidende Momente, und das haben wir auch bei der Übernahme dieser Ideen an anderen Orten erlebt. Ein entscheidender Moment ist das erste Treffen. Es muss sichergestellt werden, dass es ein offenes Treffen ist, bei dem wir alle zusammenkommen und uns fragen, was passiert ist. Es ist eine Art Einladung, zu versuchen, zu verstehen. Sich zu engagieren, auch wenn man selbst eine schwere psychische Krise durchlebt, anstatt zu definieren, dass es sich um eine Krankheit oder eine Diagnose handelt und man dies und jenes tun muss.
Bei der Umsetzung des Offenen Dialogs [in anderen Ländern] haben wir festgestellt, dass viel Einfluss verloren geht, wenn das erste Treffen von einem Psychiater organisiert wird, der eine Beurteilung vornehmen muss. Wenn wir zusammenkommen, haben die Menschen, selbst wenn sie sehr verwirrt sind, möglicherweise das Gefühl, respektiert und gehört zu werden, und können diese Situation ertragen.
Ein Beispiel: Sein Onkel war ein bekannter Name in der finnischen Psychiatrie. Als er hörte, dass es sich um ein Projekt handelte, bei dem die medikamentöse Behandlung nicht begonnen wurde, wurde er wütend und verschrieb sofort Medikamente. Der arme Mann nahm die Medikamente zwei- oder dreimal ein und verschwand dann aus unserem Kontext. Wir konnten ihn nur noch im Folgeinterview sehen.
Er sagte, als sein Onkel ihm dieses Medikament verschrieb, sei alles schwarz und leer in seinem Kopf geworden. Nichts passierte. Dann dachte er: „Ich kann meine visuellen Vorstellungen und Stimmen ertragen“, und setzte das Medikament ab. Ich denke, dass Menschen sich dieser Dinge auch stärker bewusst werden, wenn sie nicht an eine Gehirnerkrankung glauben.
Whitaker: Das erinnert mich an ein Experiment von William Carpenter aus den späten 1970er Jahren, bei dem alle Patienten eine Psychotherapie erhielten. Eine Gruppe bekam Medikamente, die andere nicht. Der Gruppe ohne Neuroleptika ging es nach einem Jahr besser. Anschließend fragte Carpenter die nicht medikamentöse Gruppe, wie es sich anfühlte, psychotische Symptome ohne Medikamente zu erleben. Sie sagten, es sei schmerzhaft gewesen, aber sie seien dankbar, dass sie die Möglichkeit hatten, diese durchzustehen und dabei denken und ihre Emotionen einbringen zu können.
Seikkula: Das ist sehr wichtig. Darüber hinaus entstehen im Offenen Dialog neue Beziehungen innerhalb der Familie, weil die Familien so aktiv beteiligt sind. Sie lernen wirklich Neues, weil die Familienmitglieder mehr Ressourcen einbringen, als ein Einzelner nutzen kann.
Whitaker: Anstatt zum Problemfall in der Familie zu werden.
Seikkula: Ja.
Whitaker: Wir schreiben das Jahr 2025 und Sie und andere waren an der Einrichtung von Ausbildungsprogrammen in verschiedenen Ländern beteiligt. Was halten Sie von diesen Ausbildungsprogrammen? Wie sehr entsprechen sie dem Modell, das im Keropudas-Krankenhaus entwickelt wurde und dort 20 Jahre lang praktiziert wurde?
Seikkula: Schon 1985, als wir mit den offenen Treffen begannen, stellten wir fest, dass wir nicht genügend Schulungen für das neue Arbeitsmodell hatten. Wir beschlossen daher, für alle Mitarbeiter eine Familientherapie-Schulung anzubieten. Das einjährige Schulungsprogramm – wie Sie sagten, gibt es solche in etwa 40 Ländern – ist vielerorts sehr erfolgreich.
Whitaker: Sie sehen also einige Erfolge beim Export. Ein paar Fragen dazu. Im Keropudas-Krankenhaus war es keine alternative Behandlungsform. Es war die einzige Behandlungsform. Wenn man etwas anders macht, wird es oft zu einer Alternative, zu einem kleinen Nischenbereich innerhalb des größeren Systems. Konnten diese Nischen innerhalb eines größeren Systems der krankheitsorientierten Behandlung überleben?
Seikkula: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, und so ist es auch in der Regel. Beispielsweise gibt es für bestimmte psychotische Probleme oder Drogenprobleme bei Jugendlichen usw. spezielle Teams, die nach dem Prinzip des offenen Dialogs arbeiten. Das mag funktionieren, wenn die Verwaltung diese Idee für diese Teams unterstützt. Wir versuchen aber immer wieder zu betonen, dass Sie Ihre Kollegen außerhalb der Praxis einladen sollten, sich mit der Situation vertraut zu machen, damit sie sich nicht zu ungewohnt fühlen. Denn wenn es zu ungewohnt ist, reagieren sie und ergreifen Maßnahmen, die Ihrer Praxis zuwiderlaufen.
Whitaker: Vielleicht wissen Sie das besser als ich, aber ich habe bisher noch keine erfolgreiche Umsetzung dessen erlebt, was Sie in Nordfinnland getan haben, wo das von Ihnen angewandte Modell der selektiven Verwendung von Neuroleptika angewendet wurde.
Seikkula: Ich bin wirklich beeindruckt von der Praxis, die sie in Vermont entwickelt haben. Soweit ich weiß, wurde sie landesweit eingeführt, sodass nicht nur einzelne Teams beteiligt sind, sondern systematische Schulungen organisiert werden. Sie betreiben Forschung und verfügen über sehr gute Veröffentlichungen zu den Erfahrungen der Mitarbeiter und Anwender. Was den Einsatz von Neuroleptika betrifft, habe ich gehört, dass die Leute das tatsächlich tun können und von den Ergebnissen überrascht sind. Wie häufig dies in den USA der Fall ist, weiß ich nicht.
Whitaker: Jaakko, Sie sind seit fast 15 Jahren in diesem Bereich tätig. Sind Sie optimistisch, dass dies zu einem Paradigmenwechsel in anderen Ländern beiträgt, der unsere Einstellung zu Psychosen und die Behandlungsstandards verändern wird?
Seikkula: Ich bin optimistisch. Ich muss optimistisch sein, denn ich glaube, das ist der einzige Weg. Der offene Dialog wird fast überall erwähnt. Egal, welches Dokument man in der Psychiatrie liest, er wird erwähnt. Das war vor sieben Jahren noch nicht der Fall. Schritt für Schritt hat er Einzug in die allgemeine Diskussion gehalten, und wir haben dieses systematische Konzept, Menschen zu helfen, die mehr Interesse an humanistischen Dienstleistungen haben. Ich bin Ich bin auch optimistisch, weil ich in vielen Ländern junge Psychiater treffe, die wirklich daran interessiert sind, neue Arbeitsweisen zu erlernen.
Whitaker: Ich habe mit Psychiatern gesprochen, die sich an einem Open-Dialog-Projekt beteiligt haben, und sie alle sagen dasselbe: Die Arbeit mit Menschen ist bereichernd, das Verschreiben von Medikamenten hingegen nicht.
Seikkula: Ein Arzt in Spanien, sein Name ist Pedro, sagte, er habe sich sehr aktiv bei Open Dialogue engagiert; er nimmt jetzt an unseren Schulungsprogrammen teil. Er sagte, jeder wisse, dass das derzeitige System nicht funktioniere. Aber nur wenige stellten sich diese Frage wirklich. Als er begann, sich nach Alternativen umzusehen, stieß er auf Open Dialogue. Schon das erste Treffen war für ihn eine große Überraschung. Danach hatte er keinen Zweifel mehr daran, dass dies die Art und Weise war, wie er arbeiten wollte.
Whitaker: Zwei letzte Fragen. Eine davon ist die Frage, die hier in den USA immer wieder gestellt wird: Man kann nicht mit Menschen arbeiten, die ohne Medikamente gewalttätig sind. Können Sie etwas über den Umgang mit Gewalt und die Schaffung sicherer Räume sagen?
Seikkula: Es ist entscheidend, von Anfang an intensiv Beziehungen aufzubauen. Wie bereits erwähnt, muss man bereit sein, sich täglich zu treffen, den Familien Sicherheit zu bieten und auch bei Gewaltandrohung präsent zu sein. Ich sehe nicht, dass ein offener Dialog die Wahrscheinlichkeit von Gewalt erhöhen würde. Es kommt häufiger zu Gewalt, wenn Menschen ins Krankenhaus eingeliefert werden, und natürlich auch häufiger als Reaktion auf Zwangsbehandlungen.
Whitaker: Der Titel Ihres neuesten Buches lautet „ Warum Dialog heilt“ . Beim Lesen fiel mir auf, dass man oft Leute über die Offene Dialogtherapie sagen hört: „Oh, genial, wir sollen mit Menschen reden.“ Sie reduzieren es auf das bloße Reden mit Patienten. Doch wenn man Ihr Buch liest, erkennt man, dass es in diesen Situationen eine Art gibt, mit Menschen umzugehen, die nicht unmittelbar instinktiv oder intuitiv ist.
Seikkula: Ich glaube, man kann den Kern des Offenen Dialogs nicht wirklich verstehen, wenn man keine Erfahrung damit hat. Oft fragen die Teilnehmer zu den Schulungen: „Was ist daran neu? Das machen wir doch so?“ Nach zwei oder drei Treffen sagen sie: „Okay, das kannte ich noch nicht. Es ist eine ganz andere Art, mit Menschen in einer schweren Krise umzugehen.“ Zum Beispiel ist das Zuhören und der Respekt vor den Äußerungen des anderen eine große Herausforderung, insbesondere für die Kliniker, und wenn man dann in diese Welt eintritt, ändern sich die Vorstellungen ganz.
Sie haben mein Buch erwähnt, in dem ich die Veränderungen beschreibe, die sich in meiner Praxis in den letzten 20 oder 30 Jahren vollzogen haben. Mein Schwerpunkt liegt jetzt darauf, in den Treffen mit den Familien und dem Team emotionale Erfahrungen zu teilen. Das bedeutet, dass wir uns auf diese emotionalen Gedanken einlassen, und das ist sehr kreativ, denn traditionelle Behandlungssysteme konzentrieren sich nur auf die Symptome und heilen sie nicht. Wenn man damit aufhört und beginnt, mit Menschen zu sprechen, verschwinden diese Symptome. Sie werden tatsächlich geheilt.
Whitaker: Jaakko, es war mir eine große Freude, Sie heute hier zu haben. Sie können sich glücklich schätzen, ein so bedeutungsvolles Leben gehabt zu haben und weiterhin zu haben, mitzuerleben, wie sich Open Dialogue verbreitet, angenommen wird und unser Denken verändert. Ich denke, ich spreche für viele Menschen: Die Arbeit, die Sie und andere geleistet haben, Birgitta und Ihr Team, hatte eine außergewöhnliche globale Wirkung.
Vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind.
Autor: Robert Whitaker ist Journalist und Autor zweier Bücher über die Geschichte der Psychiatrie, „Mad in America“ und Anatomy of an Epidemic“, sowie Co-Autor, zusammen mit Lisa Cosgrove, von “ Psychiatry Under the Influence“. Er ist der Gründer von madinamerica.com.
Quelle:
Petition für einen Wandel im psychiatrischen Gesundheitswesen und in der Psychopharmakologie – an die WHO und weitere:
Als wenn ausgerechnet ihr Mobber:innen aus diesem Forum verschwinden würdet. Davon glaube ich nichts. Ihr liebt es doch in eurer Miniblase dieses Forums.
Ich bezeichne dieses Forum wegen euch ja eher als „narzisstisches Haifischbecken“.
Petition für einen Wandel im psychiatrischen Gesundheitswesen und in der Psychopharmakologie – an die WHO und weitere:
Mensch Pia, du bist doch im Felix-Forum auch schon unten durch. Merkst du eigentlich noch was?
Das ist ein Gerücht von euch Mobber:innen, dass ihr auch gern verbreitet.
Eine Frau hatte in dem anderen Forum einen Satz nicht richtig gelesen und ist daraufhin ausgerastet, obwohl es an dem Satz garnichts misszuverstehen gab. Sie hat es längst, vor Wochen schon, verstanden und eingesehen.
„Hauptsache ihr Mobber:innen hier habt üble Gerüchte, die ihr gern manipulativ verbreitet.“ *Ironie off*
Petition für einen Wandel im psychiatrischen Gesundheitswesen und in der Psychopharmakologie – an die WHO und weitere:
Als wenn euer hohles Geläster und Mobbing über mich jemand glauben würde, wer hier ernsthaft mitliest und nach seriösen Infos sucht.
Ganz bestimmt nicht.
Petition für einen Wandel im psychiatrischen Gesundheitswesen und in der Psychopharmakologie – an die WHO und weitere:
Doku: Mein Körper. Mein Darm. Die unterschätzte Schaltzentrale
3sat-Mediathek, Video 44 Minuten, 26.09.2025
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.Der Darm ist ein wahres Wunderwerk. Sein Einfluss aufs Wohlbefinden ist viel größer, als man denkt. Die komplexe Arbeitsweise dieses Organs geht weit über die Verwertung von Nahrung hinaus. Sie betrifft auch das Immunsystem und die Bereitstellung wichtiger Botenstoffe für unser emotionales Befinden.
Geht es dem Darm gut, geht es dem Menschen gut. Geht es ihm schlecht, kann dies zu chronischen Entzündungen oder depressiven Erkrankungen führen. Was kann man tun, um den Darm zu schützen und zu stärken?
Hilft Ernährungsumstellung?
Die Doku begleitet Menschen, in deren Leben der Darm eine besondere Rolle spielt und die offen über das Tabuthema sprechen. Jana Eberhart hat einen stressigen Alltag. Die Studentin arbeitet als Model und ist leidenschaftliche Sportlerin. Sie steht vor einem Ironman-Wettkampf. Kann eine Ernährungsumstellung ihren Darm so stärken, dass sie bessere Leistungen erzielen kann?
Wichtig: Darmgesundheit
Dr. Jens Freese begleitet Jana bei ihrem Vorhaben über einen längeren Zeitraum. Der Sport- und Ernährungsberater ist überzeugt davon, dass die Darmgesundheit eine große Rolle spielt, wie leistungsfähig jemand ist. Welchen Einfluss werden Ernährungsumstellung und andere Interventionen haben? Und was für eine Rolle spielt das Mikrobiom dabei?
Darmentzündung Colitis ulcerosa
Für den Schauspieler und Fitness-Influencer Philipp Stehler ist ein sorgfältiger Umgang mit dem Darm unerlässlich. Er lebt mit der chronischen Darmentzündung Colitis ulcerosa. Diese Erkrankung hat ihn fast das Leben gekostet. Sein Dickdarm musste operativ entfernt werden. Philipp Stehler redet offen über sein damaliges und heutiges Leben. Bestand sein Speiseplan früher vorwiegend aus Fleisch und Protein-Shakes, so ernährt er sich heute vegan und praktiziert täglich Yoga und Meditation.
Leben mit dem Reizdarmsyndrom
Carina Speck lebt seit 13 Jahren mit dem Reizdarmsyndrom. Blähbauch, Durchfälle oder Magenkrämpfe begleiten sie bei allem, was sie macht. Doch isolieren will sich die Social-Media-Managerin deswegen nicht. Auf Instagram und TikTok gibt sie Tipps, wie Reisen auch mit Reizdarm funktionieren kann. Dr. Miriam Stengel vom SRH Klinikum Sigmaringen gibt ihr Empfehlungen, wie sie die Beschwerden besser in den Griff bekommen kann. Die Reizdarmexpertin entwickelte die offiziellen deutschen Richtlinien zur Behandlung des Reizdarmsyndroms mit.
Komplexe Prozesse und Zusammenhänge zwischen Mikrobiom, Darmgesundheit und Auswirkungen auf den gesamten Körper erklärt Prof. Dr. Tanja Kühbacher. Die Internistin und Gastroenterologin forscht über den Zusammenhang zwischen Mikrobiom und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und ist Vorsitzende der Stiftung Darmerkrankungen.
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Petition für einen Wandel im psychiatrischen Gesundheitswesen und in der Psychopharmakologie – an die WHO und weitere:
2023 konnte ich Jane Goodall bei einem Vortrag live erleben. Eine sehr beeindruckend Frau, die viel erreicht hat in ihrem Leben für das bessere Verständnis von Primaten.
Da wäre ich auch gern hingefahren, lieber @Nik. Gut, dass du sie erlebt hast und ihren Vortrag.
Ja, Jane Goodall war eine sehr beeindruckende Frau und hat zum Glück sehr viel für die Menschenaffen getan und wir viel darüber lernen dürfen und so wunderbare Filme darüber sehen dürfen.
Tut mir richtig leid, dass sie nun verstorben ist.
Petition für einen Wandel im psychiatrischen Gesundheitswesen und in der Psychopharmakologie – an die WHO und weitere:
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