Wie erlebt ihr die akute Psychose?

Home Foren ALLGEMEIN (öffentlich) Wie erlebt ihr die akute Psychose?

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  • #180879

    Hallo allerseits,

    ein Thema, das mich immer wieder umtreibt, ist: Warum setzen so viele die Medikamente ab und riskieren eine neue Psychose? Ist ihnen der psychotische Zustand vielleicht gar nicht unangenehm oder was?

    Ich hatte 2005 die akute paranoide Psychose und es war der absolute HORROR für mich. Niemals will ich mehr denken, dass Überwachungskameras überall in der Wohnung sind, dass ich von Journalisten und Hackern ausspioniert werde usw.

    Die NL dagegen habe ich echt als Segen empfunden und nehme sie nun seit über 16 Jahren.

    Ich glaube nicht, dass ein paar Monate NL reichen und dann ist wieder gut.

    Aber vielleicht haben manche die Psychose nicht als so unangenehm wie ich empfunden und riskieren einfach eine  weitere?

    Viele Grüße

    Mareike (nicht wirklich neu hier)

    #180885
    Anonym

      ——————

       

      #180890

      Ich hatte mal abgesetzt, weil ich hoffte, dass meine Psychose eine einmalige Sache war. Als ich dann wieder falsche „Erinnerungen“ hatte und die Zeichen erschienen, habe ich eben wieder ein Antipsychotikum genommen. Ich finde es legitim, ohne Medikamente leben zu wollen; die sind ja auch nicht ohne, Nebenwirkungen, Abstumpfung etc. Es ist natürlich schlecht, wenn man nicht merkt, dass man wieder psychotisch wird.

      #180892
      Anonym

        Meine Psychosen waren jetzt auch nicht gerade geil, aber die Medikamente empfinde ich auch nicht als so perfekt, ich fühle mich abgestumpft durch die Medikamente, ich glaube zum Teil sind sie für meine Depressionen verantwortlich, sie sind einfach auch nicht geil.

        Wenn deine Medikamente dir wirklich keine Nebenwirkungen bescheren, dann ist das ja sehr cool, leider ist es bei mir nicht so, die Medikamente sitzen über meinem Geist wie eine Taucherglocke, ich bin nicht mehr so wie ich normal bin, es ist einfach traurig, dass es noch nichts besseres gibt.

        #180893

        Meine Psychose war bisher eine einmalige Sache, und ich bin in der “glücklichen“ Situation zu merken, wenn es mit den Paranoia wieder losgeht und kann die Medis erhöhen.

        Ich bin 57 Jahre alt und war noch nie in der Klinik oder gar Reha und langsam wächst es mir über den Kopf, alles allein bewältigen zu müssen und dem Gesundheitssytem eine Menge Geld zu ersparen.

        Aber ich bin noch gespannt auf Beiträge, die ihre  Psychose als positiv empfinden und dennoch bei allen Informationsmöglichkeiten als Drehtürpatienten landen.

        Ich leide genauso wie alle anderen unter den Nebenwirkungen der NL wie Gewichtszunahme und Antriebslosigekeit und finde das gar nicht cool.

        Aber noch weniger cool finde ich es, in der akuten Psychose nachts auf dem Balkon unseres Mietshauses herumzubrüllen.

        Coole Grüße dank Quetiapin

         

         

        PS: Ich war übrigens im alten KNS-Forum lange als “cameron” aktiv

         

         

         

        • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 7 Monate von Mareike.
        • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 7 Monate von Mareike.
        #180899
        Anonym

          #180901
          Anonym

            #180904

            Also für mich war die Psychose das Beste was mir in meinem ganzen Leben passiert ist, ein unvergessliches, unglaubliches, tief beeindruckendes, nachhaltig prägendes und unfassbar wertvolles Erlebnis.

             

            Trotzdem habe ich die Medikamente über 6 Jahre genommen, wie verordnet und dann auch erst auf Empfehlung der Psychiaterin abgesetzt,

            Ich habe jetzt im April diesen Jahres meine letzte Dosis erhalten und es ist sehr interessant zu beobachten, wie sehr man sich verändert. Ich weiß nicht ob es soviel besser ist, jetzt ohne Medikamente, als vorher mit der Minimaldosis. Ich habe jetzt auch noch keine psychotischen Symptome, aber vielleicht kommt das ja auch erst noch. Was ich allerdings habe, ist eine relativ starke Antriebssteigerung, die aber bisher noch nicht “außer Kontrolle” geraten ist, und zwischenzeitlich hatte ich auch eine sehr starke Unruhe, vor 2 Wochen vor allem, welche aber seit dem eher weniger geworden ist, so dass es mir jetzt vorkommt, wie eine Art Peak, den ich erst überschreiten musste.

            Tatsächlich waren die Medikamente für mich furchtbar einschränkend. Die bleierne Schwere, das Sabbern (im Schlaf), die Kaubewegungen des Kiefers bei Stress, die Gewichtszunahme, die starke Hemmung der Gedanken hat mich eigtl. Arbeitsunfähig gemacht, motorische Nebenwirkungen, Ängste, Unsicherheit, übersteigertes Schlafbedürfnis (13h). Ich fand es richtig, richtig schlimm.

            Wenn die Psychose das beste Erlebnis meines Lebens war, dann waren die Medikamente wahrscheinlich das schlimmste, tatsächlich.

            Aus diesem Grund glaube ich, dass ich mich nie wieder dazu überreden lassen würde, freiwillig Medikamente zu nehmen, und deswegen habe ich meinen Eltern auch eine Vollmacht ausgestellt, dass sie mich auch gegen meinen Willen einweisen und medizinisch behandeln lassen dürfen. Aber ich denke, sollte ich nochmal auf Medikamente gesetzt werden, werde ich nicht mehr gegen meine daraus resultierende Arbeitsunfähigkeit ankämpfen. Das letzte Mal war es notwendig, denn ich hatte keine Rentenansprüche, aber noch einmal mache ich das nicht mehr mit. Arbeiten auf Neuroleptika, das war der absolute Horror für mich.

            #180908

            Sicherlich reflektieren die Betroffenen über ihre “Störung”, aber meist geht es um die Medis und wann man sie absetzt.

            Ich LEBE noch nach 16 Jahren NL, das wollte ich mitteilen.

            Schizophrenie ist kein Schnupfen; mir fehlen hier echte Berichte über die Ausfälle, die man akut hat.

            Die meisten tun so,.als seien sie völlig normal und hätten Depressiönchen durch die bösen NL.

            #180912

            echte Berichte über die Ausfälle, die man akut hat

             

            Es gibt sicherlich schlimme Ausfälle, auch wenn sich das bei mir immer relativ in Grenzen gehalten hat, obwohl es auch teilweise wohl gefährlich war.

            Z.B. bin ich auf einer Schotterstraße in Neuseeland mit dem Auto gefahren und dachte aber, dass ich gar nicht sterben könne und dann bin ich auch ganz kurz, ganz leicht ins Schleudern geraten, weil ich etwas zu schnell war. Dann habe ich aber an den Bibelspruch gedacht: “Du sollst den Herrn nicht versuchen” und dann habe ich nichts derartiges mehr riskiert. Obwohl ich schon teilweise auf sehr kurvigen Straßen irgendwo im nirgendwo auch unter “Zeitdruck” relativ flott unterwegs war, mit beschleunigen und abbremsen auf irgendwelchen Serpentinen. Aber gerutscht bin ich nicht mehr.

             

            Oder ich habe eine 50 jährige (oder etwas ältere) Frau angesprochen, ich weiß ehrlich nicht genau ob Sie obdachlos war oder nicht, sie saß da rum hat Bier getrunken und “geweint” (dachte ich), aber dann meinte Sie dass es ein Lachen sei und dass es nicht immer zu trennen sei, Lachen und Weinen. Ich wollte sie irgendwie in meinem Wahn trösten und wir haben uns dann unterhalten. Ich hatte natürlich während des Gesprächs die ganze Zeit “Botschaften”. Ich habe sie dann bei mir zuhause übernachten lassen (auf der Couch) und am nächsten Tag habe ich sie zum U-bahnhof gebracht. Am Abend darauf hatte ich Bettwanzen in meinem Bett. Überhaupt habe ich in der Psychose oft mit irgendwelchen fertigen Leuten von der Straße gesprochen. Ein Dichter z.B. der mir Sachen über Lyrik erzählt hat, der aber dann meinte irgendeine Frau in einem roten Kleid auf einem Fahrrad wolle ihn umbringen. Er war Bulgare und hatte angeblich eine Wohnung in Bulgarien, aber das Leben auf der Straße in München-Schwabing war für ihn so lukrativ, dass mit Betteln in der Sommersaison sein Leben über das ganze Jahr finanzieren konnte, angeblich. Oder ein anderer Typ, der an einer Hauswand gelegen ist. Er war sau besoffen und anscheinend schwul, denn irgendwann hat er angefangen davon zu reden, dass er jetzt einen Schwanz bräuchte, oder sowas. Ich hab mich dann von ihm entfernt.

            Also ich war halt ziemlich unvoreingenommen und offen in der Psychose, weil ich das alles irgendwie als göttliches Schauspiel oder Vision erlebt habe. Die Situationen als für mich erzeugt und auf mich ausgerichtet und nicht als etwas objektives.

            Am meisten Probleme habe ich dann damit bekommen, dass ich dann unbedingt alle Regeln befolgen wollte, denn, wenn die ganze Realität sozusagen nur für mich von Gott (oder irgendwelchen Geistern) für mich in jedem Moment erschaffen wurde, dann hat auch jede Regel geradezu göttliches Gewicht und ein Bruch würde dann ja fatale Konsequenzen haben. Und tatsächlich gerät man dann auch mit seinem Umfeld in Konflikt, wenn man zu sehr auf Regeleinhaltung besteht. Das war eigtl auch die negativste Konsequenz, dass mein Umfeld nicht mit meinem Legalismus klar kam.

            Aber für mich war (und ist) es dann eben auch eine Aufgabe, mit der den Dingen (und Regeln) innewohnenden Ambivalenz klar zu kommen.

            Wie gesagt, ich habe meine Psychose sehr genossen, ich weiß aber auch, dass ich da wahrscheinlich einfach Glück hatte.

             

            Eines der schlimmsten Konsequenzen von Wahn, die ich Online gesehen habe, war ein junger Betroffener, der sich selbst ein Auge und eine Hand amputiert hat in einem religiösen Wahn. Ich kenne die Bibelstelle, auf der er sich bezogen haben muss und es war mir auf jeden Fall eine eindringliche Warnung davor, die Bibel nicht eigenständig zu interpretieren.

            Aber gibt auch hier im Forum genug Leute mit Selbstmordversuchen und Fenstersprüngen, was nicht minder tragisch ist.

            #180913

            Angst und Horror

            #180914

            Erhöhte Aufmerksamkeit ist ganz schlimm

            #180915

            Hallo.

            Zunächst einmal:

            Wenn du nicht wirklich neu hier bist, dann sollte dir eigentlich auch aufgefallen sein, dass genauso wie die Medikamenten Reduzieren/Absetzen Fraktion hier immer wieder Gegenstimmen pro Medikamente kommen.

            Für mich sieht es wie folgt aus:

            Ich habe eine schizo affektive Störung. Meine Gefühls- und Gedankenwelt wurde durch die Psychose beeinträchtigt mit mannigfaltigen Symptomen.

            Ich habe mich mit der Psychose seit ich sie habe auseinandergesetzt und Faktoren bestimmt, welche einen ungünstigen Verlauf fördern und diese dann abgestellt bzw. als Risiko eingestuft.

            Trotz der Medikamente blieb bei mir ein chronisches Wahngerüst. Dennoch sehe ich mich als eingegliedert an. Mache zurzeit eine Ausbildung, der Haushalt ist gut geführt und soziale Kontakte sind auch möglich.

            Ich bin den Weg über Klinik, Reha und Therapie gegangen und gehe ihn noch. Auch wenn da langsam alles mögliche ausgereizt ist. Über Kosten welche ich der Gesellschaft dabei verursache, habe und werde ich mir keine Gedanken machen. Das Argument einer gesellschaftlichen Verantwortung zieht bei mir nicht. Nicht im gesundheitlichen Bereich! Es wird so viel Steuergeld für unnötige Sachen verschwendet, da ist es für mich in Ordnung einen kranken Mitbürger “durchzuziehen”, vor allem wenn er aus verschiedenen Gründen auch mal falsche Entscheidungen trifft. Zum Beispiel aus Hoffnung auf ein besseres Leben.

            Zurzeit befinde ich mich im Niedrigdosisbereich. Auch hier beobachte ich meine Symptomatik und wäge ab, was ich in Kauf nehme.

            Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe die Medikamente ganz abzusetzen, aber es ist das Ziel. Sie waren mir eine Zeit lang eine Hilfe und haben mir in einer schlimmen Phase sehr geholfen. Aber ich sehe Medikamente für mich nicht als Dauerlösung. Und das sollte auch meine freie Entscheidung bleiben.

            Sie haben Nebenwirkungen. Sie lösen das Problem nicht vollständig. Ich bin der Meinung gut mit meiner Erkrankung umgehen zu können. Und ich habe eine persönliche Abneigung gegen sie.

            Im übrigen empfinde ich schon depressive Zustände als sehr belastend und bin froh keine zu haben.

            Drehtürpatienten sind dann noch einmal ein ganz anderes Thema. Kein exklusives Schizophrenie Ding.

            Vom Balkon habe ich im übrigen auch in mittlerer Dosis geschrien. ;-) Man müsste meine Geistesfunktion schon mittels den Medikamenten ausschalten damit meine Wut sich nicht Ausdruck verleiht.

             


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            #180916

            Hallo Nichtraucher,

            Wie war die akute Psychose für dich?

            Welche Symptome hattest du?

            Meine Eltern sind tot, mein Mann ist 90 Jahre alt.

            Ich habe niemanden, der mich auffangen könnte.

            Du bist schlicht priveligiert,

             

            #180917

            Privelegiert. Ein zum Kampfbegriff mutiertes Wort.

            Ist es nicht schon ein Privileg am Leben zu sein?


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