Stimmenhören

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  • #334000
    Pia

      “Stimmen” (hören) und ähnliche Phänomene, nennt man wohl auch Täterintrojekt, Täterintrojekte, Täterinnen:introjekt(e).

      Hier ein kurzer Artikel und ein kurzes Video der Traumatherapeutin Demi Charf dazu:

      Täterintrojekt -Traumaheilung
      Demi Charf Artikel und Video auf ihrer HP:

      https://traumaheilung.de/taeterintrojekt-die-uebernommene-selbstabwertung/

      Hier nur das Video auf YouTube, 11:10 Minuten:

      Täterintrojekt – die übernommene Selbstabwertung

       

      #334386
      Pia

        Hier ein etwas älterer, aber wie ich finde, interessanter Erfahrungsbericht einer Stimmenhörerin:

        (Der Bericht ist auf Englisch geschrieben, wer ihn lieber in z.B. seiner Muttersprache lesen will, ihr kennt es ja, eure Geräte, mit denen ihr ins Internet geht, übersetzen ja meist automatisch in eure gewünschte Sprache. Wenn ihr so ein Übersetzungsprogramm (noch) nicht auf dem Laptop habt, nehmt vielleicht einfach euer Smartphone, die haben meist so ein automatisches Übersetzungsprogramm.)

        Kampf für die Freiheit, Stimmen zu hören 
        Mad In America von Jeannie Bass, 10. September 2018, Erfahrungsbericht

        Fighting for the Freedom to Hear Voices

         

        #334387

        @Pia Diese ganzen psychotischen Erlebnisse dieser Frau sind kein “added value” für eine Gesellschaft. Diese ganzen Erlebnisse belasten die Polizei, Schutz und Rettung und generell das Gesundheitssysstem finanziell sehr. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, wobei ich auch einiges aus der eigenen Tasche im Zusammenhang mit meinen psychotischen Trips bezahlt habe. Dieses Geld würde sinnvoller für die Ärmsten in der 3. Welt eingesetzt.

        Im Übrigen ist die Erkenntnis dieser Frau, dass in der Kirche (und generell in den Religionen) Frauen nicht genügend geachtet werden, banal, trivial und nicht tiefschürfend. Alle wissen das. Und es gibt Hunderttausende Menschen, die sich in diesem Gebiet engagieren, alles Nichtpsychotiker.

        Möglicherweise gibt oder gab es religiöse Mystiker, die Stimmen gehört haben und charismatisch nach aussen in Erscheinung traten. Oder eventuell auch Maler, Komponisten, Schriftsteller, Philosophen etc. Aber da steht immer das Werk, die Taten, die vefassten Texte etc. alleine im Vordergrund und der Impact auf die Gesellschaft oder im Extremfall auf die Menschheit.

        Aber alleine die Tatsache, dass man Stimmen hört, mag für den Betroffenen interessant oder einfach bewegend sein, für das Umfeld hingegen nicht. Diese Erfahrung machen fast alle Schizophrenen. Diese Erfahrung ist zwar bitter, aber sehr wichtig.

        • This reply was modified 8 Monate, 3 Wochen ago by Amethyst.
        #334391

        Ich würde nicht sagen, dass es sich zwangsläufig um Täterintrojekte handelt. Aber ein Teil der Stimmen wird wahrscheinlich von diversen Introjekten produziert.

        Ich habe lange Zeit die psychotischen und dissoziativen Stimmen darin unterschieden, ob ich sie im Kopf höre oder außerhalb des Kopfes. Aber seit mein Therapeut die provokative Frage aufwarf, was eigentlich der Unterschied ist…bin ich mir nicht mehr sicher, ob man sie so unterscheiden kann. Denn was macht denn letztendlich eine psychotische Stimme zu einer psychotischen Stimme und was macht sie anders im Vergleich zu einer dissoziativen Stimme? Was ist eine dissoziative Stimme.

        Ich glaub, dass es mehrere Faktoren sind, die auch da wieder zusammenkommen. Aber wenn ich so meine Stimmen anschaue, dann sind das schon tatsächlich alles irgendwie Introjekte. Entweder so sehr in der Form, dass sie auch wirklich von der Stimme her wie die Personen klingen oder zumindest mein Hirn Stimmen von richtigen Personen produziert – sei es dass sie so geklungen haben/klingen oder nicht.

        in der Trauma-Community ist die Unterscheidung psychotische und dissoziative Stimmen immer ganz wichtig, weil man wohl der bessere Mensch ist, wenn man eine Traumafolgestörung hat und demnach dissoziative Stimmen hört.

        Aber ich werfe gerne nochmal die Frage auf: was ist der Unterschied? Wenn er nicht mal mehr in der Form der Wahrnehmung (im und außerhalb des Kopf) und an den Personen festgemacht werden kann.


        Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

        #334392

        Vielleicht habe ich zu schlecht über Psychotiker geschrieben, ich wollte aber einfach die Problematik dieser Krankheit betonen.

        #334393

        …Hey Leute,

        das Schwierige IST für mich, dass das Eine oft dem Anderen, übergestülpt wird oder andersherum.

        Mit einem “Ich” und allem, was neuzeitliche Subjektivität auszeichnet:

        Kann sich jetzig Niemand Wesen oder Stimmen VOR-STELLEN, die common sense sind.

        Jenseits dieser Vorstellung existiert basierend auf der Spaltung zwischen Subjektivität und Objektivität, Nichts.

        Dann leben wir, weil wir leben, dass ist absolut und alles außer der Norm muss in die Norm zurückgeholt werden, sei es mit Neuroleptika.

        Nur müssen Hochreligionen, wie der Islam, Christentum und Buddhismus, einen Anfang gefunden haben und eben: JETZT zu sagen, das waren alles Psychotiker, geht fehl, weil letztlich es nur schwer vorzustellen ist, wie aus ein paar Narreteien, Gesellschaften, Weltreligionen, gegründet wurden.

        Das die Phänomene wie Stimmenhören oder andere, die Färbung unserer Zeit annehmen und ausschließlich, alleinig die Psychiatrie an die Stelle von “***” getreten sein mag:

        ist ein Armutszeugnis und vielleicht der Punkt, an dem meine Oma oft sagte:

        Bist Du denn von allen guten Geistern verlassen :heart:

        #334398
        Pia

          Denn was macht denn letztendlich eine psychotische Stimme zu einer psychotischen Stimme und was macht sie anders im Vergleich zu einer dissoziativen Stimme? Was ist eine dissoziative Stimme.

          Vielleicht beantwortet dir diese Aufzeichnung des Welttag Stimmenhören 2022 in Linz deine Fragen etwas, Pink-Floyd.

          Robin Timmers, der dort Gast war und einen wichtigen Teil seiner Lebensgeschichte dort erzählt, hörte irgendwann massiv fiese Stimmen, war Drehtürpatient in der Psychiatrie, bekam die Diagnose Schizophrenie, schluckte jede Menge Psychopharmaka, dennoch Drehtürpatient, wurde obdachlos, kam mit den Stimmen überhaupt nicht zurecht, traf Expert:innen zum Thema Stimmenhören und lernte, mit den Stimmen umzugehen….

          Vor zig Jahren gründete er einen Unterstützungspunkt für Stimmenhörer:innen, ist Psychologe und Autor, nimmt schon seit zig Jahren keine Psychopharmaka mehr und auch die Diagnose Schizophrenie hat er schon sehr lange nicht mehr….

          Seine Geschichte erzählt er auf dem Welttag, auch zum Thema Trauma und Drogenkonsum.

          Er ist Niederländer, wird aber übersetzt.

          Welttag Stimmenhören 2022 – Keine Macht den Stimmen?
          EXIT-sozial, Verein für psychosoziale Dienste, Aufzeichnung Video DorfTV, 14. Oktober 2022, 1 Stunde 48 Minuten

          https://www.dorftv.at/video/40960

          #334410
          Pia

            Ich finde diese Gemeinschaftsvereinbarung von Intervoice ganz gut:

            Intervoice Community Agreement
            Intervoice Gemeinschaftsvereinbarung

            Intervoice Community Agreement

            #334599
            Pia

              Aber seit mein Therapeut die provokative Frage aufwarf, was eigentlich der Unterschied ist…bin ich mir nicht mehr sicher, ob man sie so unterscheiden kann. Denn was macht denn letztendlich eine psychotische Stimme zu einer psychotischen Stimme und was macht sie anders im Vergleich zu einer dissoziativen Stimme? Was ist eine dissoziative Stimme.

              Ich hatte dir ja schon weiter oben im Thread den Welttag Stimmenhören 2022 wegen deiner Frage, weil die Aufzeichnungdich interessieren könnte.

              Ich würde an deiner Stelle aber auch deinen Therapeuten darauf ansprechen und mir seine Theorien dazu auslegen lassen und mit ihm darüber sprechen und diskutieren.

               

              #334604

              Pia, er weiß es schlicht nicht. Ich weiß es, seit er diese Frage gestellt hat, auch nicht mehr. Ich hatte sie immer in Stimmen im Kopf und Stimmen außerhalb des Kopfes unterschieden. In Stimmen, die ich kenne (Introjekte) und Stimmen, die fremd sind unterschieden.

              Aber ich weiß nicht mehr inzwischen, ob das die Basis ist.

              Mein Psychiater wertet meine Stimmen als psychotisch und bescheinigt mir eine paranoid-halluzinatorische Schizophrenie (+ eine kPTBS), mein Traumatherapeut lässt die Schizophrenie hinten runterfallen und sagt, dass ich für ihn eine kPTBS mit schwerer dissoziativer und teils psychotischer Symptomatik habe.

              Und ich selbst bin in meinem Erklärungsansatz so durcheinander seit seiner Fragestellung, dass ich einfach keine Antwort mehr darauf habe. Ich kann nur sagen, dass grundsätzlich beide einen sehr unterschiedlichen Erklärungsansatz verfolgen, sind ja auch verschiedene Professionen.

              Ich komme mehr und mehr zu dem Ergebnis, dass es die klare Trennung zwischen dissoziativen und psychotischen Stimmen nicht gibt, auch wenn diese gerne in der Trauma “Community” so vorgenommen werden, um sich von Psychotikern deutlich abzugrenzen.

              Am Ende ist es aber wahrscheinlich einfach ein sehr fließender Übergang von der Dissoziation in die Psychose und beides kann gleichzeitig vorliegen und tut es bei einer Psychose wahrscheinlich auch fast immer. Während die Dissoziation (die ja eher eine Vorstufe zur Psychose ist als Bewältigungsmechanismus) auch ohne psychotische Symptome auskommt.


              Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

              #334609
              Pia

                Am Ende ist es aber wahrscheinlich einfach ein sehr fließender Übergang von der Dissoziation in die Psychose und beides kann gleichzeitig vorliegen und tut es bei einer Psychose wahrscheinlich auch fast immer. Während die Dissoziation (die ja eher eine Vorstufe zur Psychose ist als Bewältigungsmechanismus) auch ohne psychotische Symptome auskommt.

                Ja, so denke ich es auch eher, Pink-Floyd.

                Ich habe in letzter Zeit aber auch schon öfter gelesen, dass es bei z.B. DIS, pDIS und wohl auch mit (Täter:innen)Introjekten zu psychoseähnlichen Symptomen kommen könnte und manchmal mit Psychose verwechselt wird, was dann aber in den Artikeln leider nicht näher erläutert wurde.

                #334619

                Aber DIS und pDIS sind sehr selten und dem voraus gehen frühkindliche schwere Traumatisierungen – damit meine ich jetzt nicht sowas wie Mobbing, was auch traumatisierend ist, aber nicht im klassischen Sinn des Begriffs Trauma.


                Eine Wunde ist ein Ort, über den das Licht in dich eindringt. (Rumi)

                #334632
                Pia

                  Ja, das weiß ich, @Pink-Floyd.

                  #335544
                  Pia
                    Mitgefühl für Stimmen: eine Geschichte von Mut und Hoffnung
                    Der Kurzfilm ist in der Sprache Englisch, Untertitel aber auch auf Deutsch und 10 weiteren Sprachen verfügbar. Länge 5:13 Minuten

                    <section>

                    Stimmen zu hören ist eine alltägliche menschliche Erfahrung. Es kann oft mit etwas in Verbindung gebracht werden, das in der Vergangenheit schwierig oder schmerzhaft war. Nicht jeder stört sich an den Stimmen, aber sie können sehr beängstigend sein und Ihr tägliches Leben erheblich beeinträchtigen.

                    </section>

                    In diesem Kurzfilm geht es um einen mitfühlenden Umgang mit der Wahl. Zu lernen, mit Mitgefühl auf die eigenen Stimmen (und sich selbst!) zu blicken, erweist sich als wirksame Methode, um zu lernen, mit ihnen umzugehen. Sie können den Film auch mit deutschen  Untertiteln ansehen, es stehen 11 Sprachen bei den Untertiteln zur Verfügung. Klicken Sie dazu auf das Zahnrad (Einstellungen) unten rechts im Video.

                    Dieser Film ist ein Projekt der Fakultät für Psychologie am King’s College London unter der Leitung von Dr. Charlie Heriot-Maitland. Lesen Sie hier mehr darüber: http://www.compassionforvoices.com

                    Quelle und Video:

                    https://www.psychosenet.nl/video/compassie-voor-stemmen/

                    #335592

                    Dieser Film ist ein Projekt der Fakultät für Psychologie am King’s College London unter der Leitung von Dr. Charlie Heriot-Maitland.

                    Finde ich super! Danke @Pia :-)

                    “Compassion is the courage to descend into the reality of human experience”
                    Paul Gilbert, founder of Compassion Focused Therapy

                    DeepL-Übersetzung

                    “Mitgefühl ist der Mut, sich auf die Realität der menschlichen Erfahrung einzulassen”
                    Paul Gilbert, Gründer der Compassion Focused Therapy

                    Sehr schön gesagt.

                    DAS ist für mich der Schlüssel zur Heilung von Psychosen. Ich frage mich auch, ob die Heilung von psychischen Erkrankungen grundlegend damit zusammenhängt.

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