Forschung zu Schizophrenie – weitgehender Stillstand?

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  • #32504

    Hallo,

    ich habe immer wieder mal in den letzten Jahren Google bemüht, um herauszufinden, ob in der Forschung zu psychischen Erkrankungen aus dem Schizophrenen etwas vorangeht. Sogar die Sendung nano von 3sat hat schon darüber berichtet, möglicherweise findet man die Beiträge noch, wenn man bei youtube “nano” und “Schizophrenie” eingibt. Doch alle die Meldungen, die ich seither gefunden habe, sind irgendwie wieder in der Versenkung verschwunden. Die Wissenschaftler scheinen sich aber einig zu sein, das Veranlagung und psychische Faktoren jeweils einen Anteil von 50% ausmachen. Man hat Studien an Eineiigen Zwillingen durchgeführt, und festgestellt, wenn einer an Schizophrenie erkrankt war, hatte der zweite Zwilling ein fünfzigprozentiges Risiko, ebenfalls an Schizophrenie zu erkranken. Doch woher diese Veranlagung kommt, liegt noch weitgehend im Dunkeln. Man weiss natürlich einiges über den Hirnstoffwechsel, z. B. über den Botenstoff Dopamin, sonst würden ja die Medikamente nicht wirken. Doch irgendwie scheint man mit den Medikamenten nur die Symptome zu bekämpfen, die wirkliche Ursache kennt man nicht.

    Für die Pharmariesen ist die jetzige Situation natürlich eine wahre Gelddruckmaschine. Schizophrene sind oft ihr Leben lang auf Medikamente angewiesen, und die lassen sich die Firmen gut bezahlen. Sie können also gar kein Interesse an einem Medikament haben, das Schizophrenie komplett heilt. Das ist natürlich nur ein subjektiver Eindruck von mir, ist aber denke ich nicht von der Hand zu weisen. So weit mir bekannt ist, hat jeder hundertste in Deutschland mindestens einmal in seinem Leben eine psychotische Episode. Das erwähne ich nur, um klar zu machen, um wieviel Geld es geht. Das muss alleine in Deutschland weit mehr als eine Milliarde Umsatz sein. Die atypischen Neuroleptika haben natürlich einen Fortschritt gebracht, aber irgendwie habe ich den Eindruck, das sich die Pharmafirmen nun auf ihre Lorbeeren ausruhen. Seht ihr das auch so, oder meint ihr, das bei Schizophrenie einfach so viele Vorgänge im Körper betroffen sind, dass die Forschung einfach langsam vorangeht?

    #32505

    Hier einer der Beiträge von nano: https://www.youtube.com/watch?v=eMBKjpZoAQc

    #32514

    Danke @Digger22, habe mir den Anfang des Videos angeschaut. Interessant, mein Hautarzt hat auch im Zusammnehang mit meiner Neurodermitis und Psychose Ciclosporin erwähnt.

    Es gibt offenbar viele Forschungsberichte mit den Stichwörtern Immunsuppressivum und Psychose, wenn ich sie in Google Scholar eingebe. Und wenn ich dabei nach Veröffentlichungen suche, die vor 1950 veröffentlicht wurden, kommt DIESES Suchergebnis raus. Schon interessant irgendwie 

     

    #32542

    1909…. ist doch erst knapp über 100 Jahr her!!!!

    #32548

    1909…. ist doch erst knapp über 100 Jahr her!!!!

    Und wenn ich dabei nach Veröffentlichungen suche, die vor 1950 veröffentlicht wurden, kommt DIESES Suchergebnis raus. Schon interessant irgendwie

    Darum ists ja vermutlich interessant, nämlich  weil ein Zusammenhang schon so früh mal vermutet wurde. Was ja nicht heißt, dass das der aktuellste Forschungsstand ist. Gibt natürlich jede Menge diesbezüglicher Studien, die wesentlich aktueller sind.

    Ganz allgemein lässt sich vermutlich als Laie sehr schwer einschätzen, ob da nun Stillstand herrscht, eifrige Forschung, oder irgendwas dazwischen – da man als solcher wohl kaum in der Lage ist, sich darüber ein Gesamtbild zu machen, sofern man sich nicht ständig die aktuellen Entwicklungen und Studien reinzieht (und in der Lage ist, die auch zu verstehen/bewerten).

    #32552

    ich habe 2003 alles über schizophrenie wissen wollen und hab stolze 10 bücher darüber gelesen, das wissen darüber hab ich nun aber du hast recht in den 16 jahren hat sich nichts mehr getan. Ab und zu schau ich auch mal auf youtube aber nur um mich daran zu erinnern damit ich krank bin. Das hört sich nun blöde an aber ich hol mich da manchmal aus einer krise raus um zu reflektrieren das was normal ist normal ist und nicht immer das was ich denke normal scheinet zu sein. Ich hoffe ihr versteht was ich damit sagen will

    #32559

    Mir ist halt nur aufgefallen, das in letzter Zeit kein Medikament auf dem Markt gekommen ist, von dem man sagen könnte, das ist jetzt was wesentlich neues. Der Beitrag von nano ist glaube ich von 2016, bisher ist von diesen Forschungen offenbar nichts umgesetzt worden in der Behandlung. Ich habe da jedenfalls nichts bemerkt. Kann natürlich sein, das die Forscher damals auf dem Holzweg waren und die Forschung sang und klanglos begraben wurde. Ich habe ja auch schon länger die Diagnose (seit Anfang 2002) aber irgendwie haben die Medikamente, die seither raus gekommen sind immer die gleichen Nebenwirkungen.

    #32572

    Ein NL ohne Gewichtszunahme ….hm hab dann aber immer noch 2 die dick machen. Abwarten ….wer weiss schon was kommt. :bye:


    https://butterflys-pearl-kalina.hpage.com/willkommen.html
    https://hamasi-ben-ihmz-achthamar.hpage.com/willkommen.html

    D / 49Jahre
    Quetiapin 200 +400 , Risperidon 2mg, Doxepin 2x 50mg,
    Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam
    L-Thyroxin

    #32573

    @Mowa: Ich habe auch Neurodermitis und nehme Ciclosporin. Beim googlen von Ciclosporin und Psychose ist allerdings nicht viel rausgekommen. Was genau hat denn dein Hautarzt dazu gesagt?

    #32575

    Mir ist halt nur aufgefallen, das in letzter Zeit kein Medikament auf dem Markt gekommen ist, von dem man sagen könnte, das ist jetzt was wesentlich neues. Der Beitrag von nano ist glaube ich von 2016, bisher ist von diesen Forschungen offenbar nichts umgesetzt worden in der Behandlung

    Revolutionär scheinen die atypischen NL wirklich nicht, ja. Trotzdem, immerhin, sind sie für den ein oder anderen wahrscheinlich eine Alternative zu den „alten“ NL, wenn die eben nicht vertragen werden oder zu wenig Wirkung zeigen. Was sich momentan bezüglich eventueller neuer Stoffgruppen / anderer Wirkungsansätze tut, weiß ich auch nicht. Denke aber, dass das auch eine ganze Menge Zeit in Anspruch nimmt, um aus einem im Labor eventuell vielversprechend aussehendem Ansatz ein marktreifes Medikament zu zaubern. Ich gehe davon aus, dass da locker ein Jahrzehnt an Forschung/Entwicklung, Genehmigungs, -Zulassungs und Bürokratieprozessen draufgeht. Man kann das Zeug schließlich nicht einfach so auf die Patienten loslassen und sehen was passiert. Und wahrscheinlich landet man manchmal auch einfach in einer Sackgasse und muss so manchen anfangs vielversprechenden Ansatz letztendlich doch verwerfen.

    #32583
    Anonym

      Wahrscheinlich wird es auch noch dauern, bis wirklich andere Ansätze kommen. Ich selbst vermute – falls es keine weiteren “Zufallsfunde” gibt – dass es so lange dauern wird, bis die Wissenschaft das menschliche Gehirn besser verstehen gelernt hat. Und darin die Abläufe, die für Psychosen relevant sind. Bis jetzt gibt es ja scheinbar einfach nur Thesen und Indizienbefunde im generellen Hirnstoffwechsel (Dopamin/Serotonin).

      Ich denke, dank dem ganzen Hype um medizinisches Cannabis wird es früher oder später auch ganz regulär hochdosierte CBD Tabletten geben, die wiederum das Potential haben, manchen Menschen zu helfen, bei denen Neuroleptika nichts bringen. Die Studien laufen ja bereits, bis zu einer Zulassung von Mitteln wie Arvisol ist wahrscheinlich nicht mehr allzu lange hin. Soweit ich weiss schlägt dieses Mittel bei manchen an, bei anderen nicht – genau wie Neuroleptika. Aber es scheint ein anderer Wirkmechanismus zu sein, und die Nebenwirkungen sind auch ganz anders (günstiger).

      Ansonsten trudeln ja immer mal wieder neue Medikamente ala “Abilify” ein, neuere atypische Neuroleptika, die im Wirkungs- und Nebenwirkungsspektrum andere Parameter haben als die althergebrachten. Das wird sicherlich für Ärzte und Patienten irgendwann sehr unübersichtlich – bei so vielen Geschmacksrichtungen der gleichen Sache verliert man schnell mal den Überblick. Aber was das angeht, kann ich mir gut vorstellen, dass die Forschung vielleicht nach und nach Neuroleptika designen wird, die vielleicht mal nicht so kritisch von den Nebenwirkungen her sind wie die bekannten.

      #32587
      Anonym

        Hier ein Ausschnitt aus einem Beitrag von Deutschlandfunk Kultur von 2015, hier einmal der vollständige Link.

        „Viele fragen, ist Psychotherapie besser als Psychopharmakotherapie? Und da kann man dann ein ganz klares Nein dahinter schreiben. Psychopharmakotherapie ist nicht besser als Psychotherapie und andersrum genauso wenig. Sie haben verschiedene Angriffspunkte und verschiedene Ziele. Am besten ist die Kombination.“

        50 Prozent der Schizophrenie-Patienten wollen oder können keine Medikamente nehmen. Müssen sie auch nicht. Das zeigt eine britische Pilotstudie aus dem Jahr 2014. Es gibt Alternativen. In der Studie bekamen junge Patienten, die Medikamente ablehnen, stattdessen eine Psychotherapie. Eine andere Gruppe machte eine reine Psychopharmakotherapie. Die Ergebnisse legen nahe. Beide Therapieformen  sind gleich wirksam:

        Und das ist ein absolutes Novum und ein Paradigmenwechsel an der Stelle, der uns hervorragende Grundlage bietet für weitere Psychotherapieforschung. Er kann also ganz klar sagen, die Psychotherapie ohne Psychopharmakotherapie ist genauso wirkungsvoll wie die Psychopharmakoherapie ohne Psychotherapie. Und gewinnen werden beide zusammen, das ist klar.“ 

        Von einem Paradigmenwechsel ist die Rede.

        Zudem gab es jüngst zur Thematik eine interessante Studie, ich schaue regelmäßig nach Ergebnissen, wurde bisher jedoch nicht fündig.

        #32622
        Anonym

          Ich denke, das Problem ist, dass die Krankheit einfach zu komplex ist und man deswegen nicht viel machen kann was Ursachenbekämpfung angeht. Natürlich ist es für die Pharmaindustrie auch nicht vom Vorteil.

          Es gibt aber auch viel Forschung zu dem Thema die nicht von der Pharmaindustrie finanziert wird, sondern von staatlich finanzierten Universitäts-Instituten oder Unikliniken.

          Ich denke auch, das in vielen Fällen, auch in meinem Fall,  Medikamente nicht das Nonplusultra sind. Ich glaube, dass meine Psychose auch ohne Medikamente irgendwann wieder weggegangen wäre. So war es zumindest beim ersten Mal. Beim dritten Mal hat es auch zwei Monate nach Medikamenteneinnahme gedauert, als die Symptome zurückgegangen sind. Daher rechne ich in meinem Fall nicht den Medikamenten meine Heilung zu.  Meine Psychose ist aufgrund einer überwertigten Idee entstanden durch eine Verliebtheit. Ich bin mir auch nicht sicher, ob alles wirklich 100% unreal war von meinen Psychosen. Jetzt bin ich aber von den wahngedanken los. Das liegt an der letzten Psychose, da sie so heftig war und ich auch zum ersten Mal Halluzinationen hatte. Ich kann das jetzt als Krankheit akzeptieren. Ich nehme die Medikamente einfach nur noch zur Sicherheit, meiner Familie, Freunde & Psychiaterin zu liebe. Würde aber sagen, dass sie mir eigentlich nichts bringen. Dabei nehme ich Nebenwirkungen in Kauf.

          Obwohl ich selbst Pharmazie studiere, sehe ich die Krankheit nicht als rein medizizinisch, neurochemische Krankheit an, sonder eher auf psychischer Ebene. Deswegen kann man da medikamentös auch glaube ich nicht viel machen.

          Ich denke, dass psychotiker eher ein Problem damit haben mit Konflikten umzugehen. So war es zumindest bei mir so. Wünsche und Ängste spielen dabei eine große Rolle.

          #32627
          Anonym

            Manchmal ist das Stimmenhören noch komplexer, als man denkt.

            #32628

            Vielleicht gibt es ja auch nie ein Heilmittel dagegen. Ich glaub, Schizophrenie ist etwas, was über einen hinausweist, eine Ahnung über eine 2. real existierende Wirklichkeit, die von der 1. aus immer unfasslich bleiben wird. So wie die Krankheit bei mir ausgeprägt ist, kommt man am leichtesten damit zurande, wenn man beide Welten im Doppeldenk nebeneinander herlaufen lässt. Einmal ausgebrochen existiert die Psychose in einem, wenn auch verborgen durch die Neuroleptika. Also, ich denk, die zeitgenössischen Psychiater haben recht, wenn sie sagen, sie ist unheilbar. Aber es geht aus meiner Sicht darum, sich arrangieren zu lernen, den Leidensdruck zu minimieren und den Fokus auf die Lebensqualität zu richten. Summa Summarum glaube ich, dass jede Forschung ins Leere läuft, die die Wahnvorstellungen/Halluzinationen nicht als natürlichen Ausdruck akzeptiert.

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