Warum unterscheidet man zwischen psychischen und körperlichen Krankheiten?

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  • #64434

    Ich denke, wenn es für die psychische Krankheit keine körperliche Ursache gäbe, bräuchte man keine Medikamente nehmen. Dann ist aber eine psychische Krankheit eigentlich auch wieder eine körperliche.

    Dann gibt es auch noch spezielle körperliche Krankheiten mit ähnlichen Symptomen, wie bei einer psychischen Erkrankung. So etwas könnte beispielsweise ein Gehirntumor sein.

    Es würde mich mal interessieren, was ihr dazu denkt.

    #64454

    Es gibt psychische Probleme, die keine körperlichen Ursachen haben, wie zB. Persönlichkeitsstörungen oder Neurosen. Da bekommt man dann auch keine Medikamente. Depressionen oder Psychosen können wohl aber schon organische Ursachen haben und deshalb werden sie auch mit Medikamenten behandelt. Mehr oder weniger erfolgreich, je nach dem! :unsure:


    Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
    Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
    Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
    Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
    Ab 12.05. nur noch 500 mg Amisulprid

    #64455

    Das sind alles nur Indikationen. Du hast schon Recht! Eine psychische Erkrankung ist auch eine körperliche. Es liegt wahrscheinlich an der Historie, dass diese Einteilungen entstanden sind und heute noch im Gebrauch sind. Wie gesagt. Es sind nur Indikationen. Mehr nicht.

    #64464

    Es ist schon eine interessante Frage, wann werden Neuronen/-transmitter (körperlich) zu Gedanken/Gefühlen (psychisch) und andersrum? Es spielt sich wohl gleichzeitig ab, die Physik und die Metaphysik. Und das Gehirn ist ja auch ein Organ und gehört zum Organismus, stimmt. Die großen unsichtbaren mentalen Gemütszustände sollten aber schon gesondert – ohne unseren Körper – betrachtet werden, finde ich. Sie nehmen doch auch sehr viel Raum in unserem Leben ein. Freud war wohl der Erste, der konstatierte, dass Menschen Depressionen, Angst, Neurosen etc. haben können und so was ärztlich/medizinisch behandelt werden kann. Zuvor existierte die Seele nur in der Religion/Literatur/Kunst…

    • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 7 Monate von Yuri.
    #64466

    Ich habe mich das vor allem gefragt, weil ich das Gefühl habe, dass mit psychischen Krankheiten ein größeres Stigma einhergeht.

    Ich könnte mir wie @Metalhead666 vorstellen, dass die Unterscheidung historisch begründet ist. Es gibt die Neuroleptika beispielsweise noch gar nicht so lange.

    #64487

    Ich habe einen Link, der zum Thema passt:

    https://www.spektrum.de/news/wie-der-koerper-die-seele-krank-macht/1621142

    Dieser Artikel ist auch interessant und passt zum Thema:

    https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/psychische-gesundheit—wie-unsere-seele-tickt-11100700.html

    Titel:

    Kranke Seele: “Die meisten Menschen wissen kaum, wie sie psychisch funktionieren”

    • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 7 Monate von Lightness.
    #64492
    FMS

      Ich stimme dir da zu. In meinen Augen gibt es keine rein psychischen Erkrankungen. Auch daran ist der Körper beteiligt, nämlich das Hirn. Vielleicht auch teilweise der Darm, dem man auch ein Gehirn nachsagt. Hormone, die alles durcheinander werfen können, weshalb man bei psychischen Erkrankungen auch gleich mal die Schilddrüse untersucht.

      Leider wird unterschieden und leider werden psychische Erkrankungen im Vergleich zu körperlichen Erkrankungen oft noch abgetan oder weniger ernst genommen.

      #64497

      “Mens sana in corpore sano” – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Irgendwie waren da die alten Römer uns ein wenig voraus. Der Ungeist hat erst mit der materialistischen Wissenschaft der Neuzeit angefangen, die den Körper als komplexe Maschine begreift. Natürlich kann man an verschiedenen Schräubchen drehen, aber wenn der Geist nicht mitmacht, ist alles vergebens. Die Medizin ist aufgesplittert in unzählige Teilbereiche, dabei sollte man Körper und Geist als eine Einheit verstehen. Aber irgendwie ist das bei vielen Medizinern noch nicht durchgedrungen.

      #64540

      Die Medizin ist aufgesplittert in unzählige Teilbereiche, dabei sollte man Körper und Geist als eine Einheit verstehen. Aber irgendwie ist das bei vielen Medizinern noch nicht durchgedrungen.

      Du hast recht. In der westlichen Medizin wird der Fokus auf Spezialisten für die einzelnen Fachgebiete gelegt. Mit dieser Methode verlieren sie aber den Überblick über die Gesamtheit des Körpers.

      Die Chinesen versuchen in der TCM den Menschen als ganzheitliches Wesen zu betrachten. Aber irgendwie funktioniert das nicht bei allen Menschen im Westen. Ich habe schon von vielen gehört, dass bei ihnen Akkupunktur nicht anschlägt.

      Vielleicht fehlen im Westen für die TCM Methoden die kulturellen Voraussetzungen? Ich weiß es nicht.

      Aber ich denke, man  muss an die Kompetenz eines Arztes glauben. Nur so nimmt man Hilfe an.

      #64591

      @lightness Ich habe mir den Spektrum-Artikel durchgelesen. Im letzten Absatz steht, dass sich Neurologie und Psychiatrie in Frankreich erst 1968 getrennt haben und dass das ein Fehler war. Ansonsten unterscheidet der Artikel aber auch wieder zwischen körperlichen und psychischen Krankheiten und meint nur, dass das eine das andere auslösen kann. Nach dem Artikel denke ich mir, dass ich vielleicht doch noch die Lumbalpunktion hätte machen lassen sollen.

      Das Problem der TCM ist für mich eher, dass ihr wissenschaftliche Belege fehlen.

      Vielleicht findet man ja irgendwann mal körperliche Ursachen für alle psychischen Erkrankungen. Damit wäre man dann wohl einer Heilung deutlich näher.

      Leider wird unterschieden und leider werden psychische Erkrankungen im Vergleich zu körperlichen Erkrankungen oft noch abgetan oder weniger ernst genommen.

      Das sehe ich auch als Problem. Wobei das auch mit mangelndem Verständnis zusammenhängt. Von Schizophrenie wiederum kann man auch kaum sprechen, weil es wiederum Ängste auslöst.

       

      #64673

      Ich finde die Trennung total blödsinnig, denn auch alle Neuerotranmitter im Gehirn werden aus irgendwelchen Bausteinen über irgendwelche biochemischen Vorgänge aufgebaut und nachher auch wieder abgebaut. Warum soll es da aufgrund irgendeines Mangels nicht auch irgendwo haken und ein Mangel bzw. Überschuss entstehen? Irgendwo gibt es auch eine neue Studie, die Depressiven eine Ernährungsberatung anbietet und die Umstellung mitbegleitet und dort bei einem zweistelligen %-Satz dann die Depression von alleine verschwindet. Diese werden nur von den Pharmafirmen wenig propagiert. Lieber macht man den Leuten (und auch Ärzten) Angst, dass man zuviel Vitamin d, Magnesium o.ä. zu sich nehmen kann und damit die Gesundheit ruiniert. Sie würden sich ja auch das Geschäft ruinieren.

       

      #64805
      Anonym

        Es gibt psychische Probleme, die keine körperlichen Ursachen haben, wie zB. Persönlichkeitsstörungen oder Neurosen. Da bekommt man dann auch keine Medikamente. Depressionen oder Psychosen können wohl aber schon organische Ursachen haben und deshalb werden sie auch mit Medikamenten behandelt.

        Ich denke, wenn es für die psychische Krankheit keine körperliche Ursache gäbe, bräuchte man keine Medikamente nehmen. Dann ist aber eine psychische Krankheit eigentlich auch wieder eine körperliche.

        Ich finde die Trennung total blödsinnig, denn auch alle Neuerotranmitter im Gehirn werden aus irgendwelchen Bausteinen über irgendwelche biochemischen Vorgänge aufgebaut und nachher auch wieder abgebaut.

        Alle diese Dinge sind natürlich einerseits wahr, aber andererseits ist die Trennung zwischen körperlichen und seelischen Problemen nicht so strikt.

        Um es mal zu vereinfachen und das Problem zu verdeutlichen, stelle man sich den Körper und den Geist mal wie einen Computer vor, auf dem verschiedene Programme laufen.

        Wenn man nun feststellt, dass der Computer Fehler macht oder abstürzt oder sonstwie nicht mehr funktioniert, dann kann das verschiedene Ursachen haben.

        Wenn die Elektronik kaputt ist, dann funktioniert der Computer nicht mehr richtig. Dann kann man aber an den Programmen was ändern, so dass dann die nicht funktionierende Sache nicht mehr benutzt wird.

        Oder wenn ein Programm falsch programmiert wurde, dann kann der Computer auch nicht mehr richtig funktionieren. Dann muss man was an dem Programm ändern oder ein anderes Programm einspielen.

        Oder aber die Benutzereingaben sind falsch. Auch dann funktioniert der Computer nicht so, wie es der Benutzer des Computers erwartet.

        Also, bei einem Computer können unterschiedliche Fehler zu dem gleichen Symptom führen.

        Um das auf den Menschen und psychische Krankheiten zu übertragen, kann eine Psychose natürlich körperliche Ursachen haben. Wenn jemand beispielsweise einen Gehirntumor hat, dann kann er psychotisch reagieren oder depressiv werden oder sonstwas.

        Eine Psychose oder eine andere psychische Krankheit kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass man in seiner Kindheit bestimmte Sachen gelernt oder eben nicht gelernt hat.

        Und eine Psychose oder eine andere psychische Krankheit kann darauf zurückzuführen sein, dass man bestimmte Erlebnisse (Eingabedaten) hat, die man nicht verarbeiten kann.

        All diese Ursachen können psychische Krankheiten und Psychosen auslösen. Natürlich kann es sein, dass bestimmte Stoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Gifte) zu viel oder zu wenig da sind und deshalb der Körper und das Gehirn gar nicht richtig funktionieren. Wenn man aber davon ausgeht, dass von der Ernährung her alles richtig ist und auch sonst keine körperlichen Beeinträchtigungen vorhanden sind, dann muss das Gehirn im Grunde auch richtig funktionieren. Wenn es das dann nicht tut, dann gibt es keinen Grund anzunehmen, dass für eine Psychose oder psychische Krankheit eine körperliche Beeinträchtigung ursächlich ist. Auch Gene hat man keine gefunden, die nun genau für eine psychische Krankheit verantwortlich zu machen sind. Deshalb kann man mit der Psychose oder anderen psychischen Krankheit ohne weiteres so umgehen, dass entweder das “Programm” nicht richtig ist oder dass die Erlebnisse, also die Eingabedaten, nicht richtig für den Menschen sind, der krank ist. Auch dann kann man natürlich körperlich eingreifen, aber das ist dann nicht ursächlich. Der Körper ist gar nicht für das Symptom verantwortlich. Man kann beispielsweise bestimmte Dinge ausschalten und dann hoffen, dass der Mensch dann irgendwie weiter klar kommt. Aber er wird durch die Medikamente immer beeinträchtigt sein, da sie nicht die Ursache des Problems angehen.

        Ursächlich kann man nur die Erfahrungen, Erlebnisse (Eingabedaten) verändern oder man kann das Programm verändern. Beides versucht man durch die unterschiedlichen psychotherapeutischen Möglichkeiten.

        Deshalb gehören zwar Geist und Körper zusammen. Eine psychische Krankheit oder Beeinträchtigung kann man jedoch nicht mit Medikamenten heilen sondern nur mit einer besseren Verarbeitung seiner Erlebnisse und einem besseren Verhalten. Das bedeutet also, die psychische Krankheit ist ein Zeichen dafür, dass im Leben des Menschen bisher was falsch gelaufen ist und er sich verändern muss. Insofern gibt es keine Heilung wie bei einer Grippe, die wieder vorbei geht. Die Heilung liegt darin, sich insgesamt zu verändern und dann psychisch gesund und auch sonst natürlich gesund zu leben.

        Viele Grüße

        Grenfell

        #64816

        Auch Gene hat man keine gefunden, die nun genau für eine psychische Krankheit verantwortlich zu machen sind.

        https://psylex.de/stoerung/schizophrenie/gen.html#3

        Das ist nicht wahr. Es gibt Gene die dafür verantwortlich werden können. Nur man ist erst am Anfang von sowas.

        #64819
        Anonym

          Es gibt Gene die dafür verantwortlich werden können. Nur man ist erst am Anfang von sowas.

          Nur ist man erst am Anfang von sowas. :-) Schreibst Du selbst. Also ist meine Behauptung wahr, dass man keine Gene gefunden hat, die für psychische Krankheiten verantwortlich sind.

          Im Übrigen kann man nur Gene finden, die für eine Vulnerabilität verantwortlich sind. Sogar eineiige Zwillinge bekommen nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Psychose wenn der andere Zwilling eine bekommt. Es kann also gar keine Gene geben, die eine Psychose auslösen. Gene können nur die Vulnerabilität erhöhen. Und da kann man dann was machen mit Psychotherapie, Erziehung und so weiter.

           

          #64822

          Das eine schließt das andere nicht aus. Wer weiß was die Wissenschaft noch für Wunder parat hat. Ich glaube mit Psychotherapie kann man weniger erreichen wie mit Medikamenten. Ich hab mich mal mit einem Biochemiker a.D. unterhalten. Der sagt, dass Psychotherapie nichts weiter als ein großes Geschäft ist, aber ich möchte die Diskussion nicht ins leere laufen lassen. Fakt ist, dass die Wissenschaft am Anfang ist und das wir hoffen können auf neue Erkenntnisse.

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