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- Dieses Thema hat 17 Antworten sowie 11 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 4 Jahren, 12 Monate von Anonym aktualisiert.
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05/10/2019 um 17:07 Uhr #61898
Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier und habe gleich mal eine Frage an euch die mich sehr beschäftigt.
Im Februar hatte ich eine ziemlich heftige Psychose, 2 Monate Klinik, danach 2,5 Monate in der Tagesklinik, seitdem bin ich diagnostiziert mit “paranoider Schizophrenie”.Nun gleich meine Frage, ich hab seitdem viele Bücher gelesen über paranoide Schizophrenie, vor allem Erfahrungsberichte von Menschen. Ich war auch auf Trialogen und in Selbsthilfe-Gruppen, nur bin ich noch nie auf eine Person gestoßen, welche die Psychose so durchlebt hat wie ich. Ich will das kurz schildern: während meiner Psychose war “ich” garnicht mehr anwesend, ich hab nurnoch irgendeinen Quatsch gemacht der aus meinem Unterbewusstsein kam. Bzw. ich habe immer und immer und immer wieder die gleichen Dinge gesagt oder gemacht. Zum Beispiel habe ich auf ein Papier die ganze Zeit die Uhrzeit aufgeschrieben und das über Stunden. Ich bin regelrecht “hängengeblieben”, wie eine Schallplatte, die an einer Stelle hängenbleibt und immer wieder das gleiche abspielt.
Dazu kommt, dass ich mich kaum erinnern kann an die akute Phase von ca. einer Woche, ich habe nur noch Fragmente im Kopf, wie ich einzelne quatischige Dinge tue (für die ich mich jetzt im Nachhinein auch ziemlich schäme…)
Dazu kamen noch katatone Symptome.
Mein Psychologe sagt, dass die paranoide Schizophrenie bei mir garnicht passen würde und es eher eine undifferenzierte Schizophrenie ist. Sind hier auch Menschen mit undifferenzierter Schizophrenie? Und habt ihr das hier im Forum schonmal gelesen, dass jemand so “hängen geblieben” ist? Bzw. ein komplettes Black Out hat und Dinge aus dem Unterbewusstsein ausagiert hat (bei der/dem sich nicht alles “nur” im Kopf abgespielt hat, sondern er/sie auch richtig Handlungen umgesetzt hat).
Ich würde mich sooooo freuen mich mal mit jemandem auszutauschen, dem/der es ähnlich geht wie mir, hab bis jetzt niemanden finden können und weiß auch nicht so recht was mit meinen Erfahrungen anzufangen/weiß nicht wie ich sie verarbeiten soll.Vielen Dank schonmal fürs durchlesen und vielleicht weiß ja jemand was oder ist selbst betroffen von einer undifferenzierten Schizophrenie.
Liebe Grüße und schönen Samstagabend noch :bye:
05/10/2019 um 17:20 Uhr #61901Hallo @wunder!
Schön, dass Du hier bist!
Ich hab mal die Definition dazu rausgesucht:
F20.3 Undifferenzierte SchizophrenieDiese Kategorie soll für psychotische Zustandsbilder verwendet werden, welche die allgemeinen diagnostischen Kriterien der Schizophrenie (F20) erfüllen, ohne einer der Unterformen von F20.0-F20.2 zu entsprechen, oder die Merkmale von mehr als einer aufweisen, ohne dass bestimmte diagnostische Charakteristika eindeutig überwiegen.
Atypische Schizophrenie
Excl:
Akute schizophreniforme psychotische Störung (F23.2)
Chronische undifferenzierte Schizophrenie (F20.5)
Postschizophrene Depression (F20.4)Leider kenne ich das was Du beschreibst gar nicht an mir und ich bin auch mit paranoider Schizophrenie diagnostiziert.
Vielleicht findet sich aber noch jemand, der Dir weiterhelfen kann.
Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kaliumbrausetablette tgl.05/10/2019 um 19:56 Uhr #61934hängengeblieben
Als ich zum ersten Mal auf eine psychiatrische Station kam, sah ich 2 ältere Patienten, die die Arme auf dem Rücken verschränkt hatten und den ganzen Tag den langen Gang auf und ab gingen und sich ganz entspannt unterhielten. Irgendwie strahlte das so eine Ruhe aus. Es war immerhin die Geschlossene und ich konnte mir nicht vorstellen, was ihnen fehlen sollte. Ich habe das denen dann auch nachgemacht, als ich endlich eingecheckt hatte, um die Unruhe zu bekämpfen und damit die Zeit irgendwie vergeht.
Zum Beispiel habe ich auf ein Papier die ganze Zeit die Uhrzeit aufgeschrieben und das über Stunden.
Als es dann schon egal war auf einer anderen Station – der Gang ging ums Eck und war gar nicht meditativ oder zum Anverwandeln geeignet –, bin ich oft im Kreis gegangen – vorwärts und rückwärts – nach der Uhr, also 12 Schritte für die Stunden und erhoffte mir durch diese Übung ein Überspringen einer Dimension, die Löschung der Zeit und Erkenntnisse darüber und lauter so einen Blödsinn.
05/10/2019 um 20:18 Uhr #61937Hallo @wunder,
Willkommen im Forum :).
Ich persönlich kenne diese Art von Symptomen auch nicht, aber das ständige Wiederholen errinnerte mich an einen Film über einen Autisten, der auch ständig alles wiederholte.
Es würde mich nicht wundern, wenn Autismus und Schizophrenie einen ähnlichen, gehirnstofflichen Zusammenhang haben, aber ich kann auch ganz falsch liegen.
Darf ich dich fragen, woher du weißt, dass du aus dem Unterbewusstsein reagiert hast?
Mir wurde immer erzählt, dass keiner Zugang zum Unterbewusstsein hat, daher habe es seinen Namen. Es sei halt unterbewusst und nicht im Bewusstsein.
05/10/2019 um 20:18 Uhr #61938AnonymHallo wunder,
ich hatte drei Psychosen und alle waren anders, wobei die dritte auch mit blackouts waren wo ich als Person gar nicht mehr vorhanden war und nur klare Momente hatte, wenn ich was gemacht hatte (auch peinlich) oder Gewalt auf mich ausgeübt wurde . Podvoll ein Psychiater aus USA nennt dies ,,Inseln der Klarheit,,
In der zweiten Psychose konnte ich meinen psychotischen Gedanken quasi als Beobachter folgen ohne sie ausagieren zu müssen.
Die erste war am schlimmsten wegen null Ahnung was passiert. Ähnlich der dritten aber die Erholung davon hat bestimmt 5 Jahre gedauert. Nach zwei und drei war ich nach drei Monaten wieder Vollzeit arbeiten.
Greetz ekki
06/10/2019 um 5:18 Uhr #61950Ich frage mich auch,was die vorbezeichnung paranoid an meiner diagnose da zu suchen hat.
Ich kenne das aus dem Unterbewussten schnell zu handeln auch..
Hab so widersinnige Sachen oft gmacht.
Alles Liebe einstweilen!!
Lieben Gruß!!
06/10/2019 um 16:25 Uhr #62065Dieses Hängenbleiben nennt man glaube ich Perseveration. Passt auch zu dem Symptomenkomplex in die katatone Richtung. So dachte ich jedenfalls gleich hier beim Lesen.
Aber ich weiß nicht wirklich!!! Hatte selbst auch nie eine ausgewachsene Psychose, nur Spektrum.
Dass du so viele Fragen hast und ‘deine genaue Diagnose’ wissen willst ist sehr normal nach der ersten Psychose. Es hat ja auch niemand so richtig Antworten.
Auf jeden Fall gibt es nicht DIE Diagnose – es gibt auch kein einheitliches Krankheitsbild bei der Schizophrenie – eher einen großen Symptomenkomplex der unter dem Begriff Schizophrenie oder noch unspezifischer unter Psychose zusammengefasst wird.
Willommen hier im Forum – übrigens. :bye:
I like cats and coffee…
and maybe 3 people.06/10/2019 um 17:09 Uhr #62066Es ist ja auch so, dass die Diagnosen mit den Jahren wechseln können.
Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kaliumbrausetablette tgl.06/10/2019 um 17:15 Uhr #62068AnonymMir hat man früher auch mal die Diagnose Undifferenzierte Schizophrenie gegeben, das ganze hat sich aber gewandelt mittlerweile, jetzt bekomme ich schon die Diagnose paranoide Schizophrenie und das sogar mit dem Zusatz chronisch produktiv.
06/10/2019 um 17:38 Uhr #62074Danke für die vielen Antworten!
Darf ich dich fragen, woher du weißt, dass du aus dem Unterbewusstsein reagiert hast?
@Lightness Zeitweise habe ich nach einer Geschichte die sich in meinem Kopf abgespielt hat agiert – das würde ich dann noch unter “bewusste” Handlungen verbuchen. Streckenweise war da aber nichtmal mehr eine Geschichte sondern nurnoch ziellose Aktionen die keinen Sinn mehr ergeben haben – da würde ich vermuten dass nurnoch das “Unterbewusstsein” am Werk war, also keine aktive Sinnverarbeitung mehr in meinem Bewusstsein.
Macht das irgendwie Sinn? Ich weiß sonst nicht woher die Handlungen kommen sollten…@ekki: Ja! Diese Inseln der Klarheit hatte ich auch, und das sind auch noch die Fragmente an die ich mich erinnern kann, als ich dann quasi wieder “zu mir” gekommen bin. Was meinst du denn genau damit, wenn du sagst du “warst als Person garnicht mehr vorhanden”?
@Yvoneee: Kannst du ein oder mehr Beispiele machen, was du für widersinnige Sachen gemacht hast (nur wenn du willst natürlich!)
@Freia: ich glaube es geht mir garnicht so sehr um die genau Diagnose, nur dass ich bisher noch niemanden kennengelernt habe der /die auf ähnliche Weise abgedreht ist wie ich in der Psychose. Das löst bei mir irgendwie das Gefühl aus alleine da zu stehen mit meiner komischen Psychose…06/10/2019 um 19:15 Uhr #62096AnonymJa! Diese Inseln der Klarheit hatte ich auch, und das sind auch noch die Fragmente an die ich mich erinnern kann, als ich dann quasi wieder “zu mir” gekommen bin. Was meinst du denn genau damit, wenn du sagst du “warst als Person garnicht mehr vorhanden”?
Moin
ich meine damit kein reflektiertes Denken mehr zu haben außerhalb der Inseln. Wie bei Dir, nur noch aus dem unterbewußten. Traum und doch wach.
Ich finde alle Behandler sollten von den Inseln wissen, da kann man uns vielleicht abholen
Greets ekki
06/10/2019 um 20:01 Uhr #62105Anonymblackouts waren wo ich als Person gar nicht mehr vorhanden war
Hast du die biografische Lücke durch psychosoziale Erinnerungen Dritter schließen können? Welche Wirkstoffe könnten das gewesen sein?
(Jede Praxis muss ihr Archiv abgesehen von persönlichen Notizen bis zu zehn Jahre nach Therapieende vorhalten)
06/10/2019 um 20:06 Uhr #62107Anonymkeine aktive Sinnverarbeitung mehr in meinem Bewusstsein. Macht das irgendwie Sinn? Ich weiß sonst nicht woher die Handlungen kommen sollten…
Leidenschaft, Ekstase, extremes Glück? Flow, sich selbst ganz nah sein, ganz bei sich, allein … Dann meint alles dich. Genau dich, nur dich, den Gott in dir. Im Ameisenhaufen passiert das selten. Aber in einem Regel-Vor-Störung-Modus, bei dem du dein eigener Herr bist, kommt das vor. Du wirst dann zum Schöpfer großartiger Ideen, liebst dich, deine Ideen, Visionen, Wünsche und Träume, bis der Mammon dich einholt, der Kühlschrank leer ist und die Miete nicht reicht. Tagesstruktur ist eben etwas für Kleingeister. Gott hat seine Sieben-Tage-Jobs auch nicht in Teilzeit abgestottert, sondern war garantiert unterzuckert. Wie sollte sonst der Mensch entstanden sein?
07/10/2019 um 10:27 Uhr #62176Guten Morgen @wunder.
Danke für die Erklärung. Ja, das macht schon Sinn.
(wenn man davon ausgehen kann, dass das Unterbewusstsein scheinbar sinnlos strukturiert ist)
08/10/2019 um 15:37 Uhr #62360Ich denke die undifferenzierte Schizophrenie kann sich sehr unterschiedlich zeigen im Gegensatz zur paranoiden Schizophrenie.
einfach, weil sich die undifferenzierte Schizophrenie ganz unterschiedlich zusammensetzen bzw. äußern kann. Deswegen ist es vermutlich auch schwer auf Menschen zu treffen, die da konkret Ähnliches erlebt haben.
ich kenn das aber auch von mir, dass ich in der Psychose (paranoide Schizophrenie) ganz seltsame Dinge tue und denke und Dinge ständig wiederhole.
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