Ohne Angst in die Psychose

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  • Dieses Thema hat 17 Antworten und 11 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 4 Jahre, 10 Monate von Anonym.
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  • #43114
    Anonym

      https://www.antipsychiatrie.de/io_05/frau_aeussert_sich.htm

      Fand ein paar sehr interessante Gedanken in dem Artikel, (nicht zu dem Cafe/Kritik/verrückt) sondern die Idee das wir alle Angst haben vor Psychose bzw. uns Angst gemacht wird vor Psychosen und darauf Behandlung Medis etc aufbauen.

      Die Autorin sieht in Psychosen Selbstheilungspotential, die sie durchlebt.

      Der Artikel stellt nicht meine Meinung dar, finde den Ansatz aber schon sehr interessant mal darüber nachzudenken.

      Hat dazu jemand Erfahrungswerte Ängste abzubauen vor Psychosen?, durchleben von Psychosen in Reflexion etc.

      Vielleicht interessiert es manche von Euch, möchte aber bitte! keine Diskussion lostreten für Medikamente ja/nein, da gibt es andere Threads zur Genüge.

      Lg, Bernadette

      #43121

      Die Frau kann wohl ihre Psychose selbst immer wieder bändigen und stellt nichts an. Aber für andere ist diese Erfahrung nicht unbedingt “fruchtbar”, wie sie sagt, sondern eher furchtbar. Sie verallgemeinert ihren eigenen speziellen Fall. Das finde ich etwas problematisch.
      Ansonsten denkt sie schon recht fortschrittlich. Denn die Angst vor einer neuen Psychose, erzeugt wirklich die Psychose, weil Angst einfach die ideale Grundlage dafür ist.
      Ich stimme ihr vollkommen zu, dass man sein eigener Therapeut/Psychiater sein soll.
      Die Gesellschaft/Welt ist wirklich verrückt und wir eigentlich nicht. Das finde ich auch.
      “Psychosefähige Menschen haben also Zugang zu einer Erfahrungsdimension” – sie sieht das so durchgängig positiv, dass man die Psychose nicht voll abwürgen darf mit Medikamenten, sondern durch muss. Das stimmt aus meiner Sicht irgendwie auch.
      Wenn man sich so gut unter Kontrolle hat in der Psychose – was man wirklich bezweifeln muss –, dann kann man es schon selbständig durchstehen.
      Sie übersieht aus meiner Sicht den großen Leidensdruck, den diese Schübe für viele Patienten mit sich bringen. Deshalb finde ich ihren Ansatz nicht allgemeingültig.

      Hat dazu jemand Erfahrungswerte Ängste abzubauen vor Psychosen?, durchleben von Psychosen in Reflexion etc.

      Ich habe meinen letzten 3 Psychosen auch ohne Klinik durchlebt. Aber völlig ohne Medikamente, wie die Frau vorschlägt, wäre für mich der Horror. Weil wenn man psychotisch ist und keinen Schlaf kriegt, wird es einfach dramatisch und man macht irgendwann Blödsinn oder verunfallt. Das darf man nicht unterschätzen.

      #43126

      Ich kann mit ihrem Ansatz nichts anfangen. Das klingt mir alles zu esoterisch. Warum soll ich eine furchtbare Psychose durchmachen, um mich wovon zu heilen? Heilen von einer verrückten Gesellschaft, die mich verrückt gemacht hat? So verrückt finde ich die Gesellschaft nicht, gibt schlimmere Gesellschaften. Oder vertritt sie den Ansatz, dass man selber die Psychose verursacht hat, also noch selber Schuld dran ist?

      #43129
      Anonym

        Ich habe vor meiner Psychose kaum noch Angst. Grossen Respekt aber durchaus. Was ich bis jetzt erlebt habe, war vielleicht teils gefährlich und oft sehr unschön, aber hat immer gewisse Grenzen gewahrt.

        Es kommt einfach mit der Zeit der Erfahrung, was für Strategien man sich aneignet, damit umzugehen… Ganz ohne Strategie oder Anstrengung geht es denke ich nicht. Vielleicht ist das auch unterschiedlich, wie die Menschen veranlagt sind – wie stark sie in der Lage sind, sich trotzdem zu kontrollieren, oder das gesehene zu verarbeiten. Oder wie stark die Psychose ist.

        Ganz ohne Medikamente hätte ich aber auch Angst. Was ich mal gesehen habe, eine Absetzpsychose, war mir zu stark.

        Ich denke zudem, dass es gefährlich sein kann, wenn man allein ist, und eine Psychose durchmachen muss. Ich finde wichtig, das zu sagen, dass es Irrsinn ist sowas alleine zu versuchen, wenn man nicht weiss, ob und wie man klarkommt.

        #43133
        Anonym

          http://Sie übersieht aus meiner Sicht den großen Leidensdruck, den diese Schübe für viele Patienten mit sich bringen. Deshalb finde ich ihren Ansatz nicht allgemeingültig.


          @yuri
          , da stimme ich dir zu, mir reichte die Zeit in der Psychose die noch nicht diag. war vom Leidensdruck her schon, wenn ich mir vorstelle, das es nicht entdeckt worden wär und ich damit oder schlimmerem hätte leben müssen, wär echt heftig.

          Was mich angesprochen hat, die Angst abzulegen/reduzieren von Psychosen, das das nicht einen stresst , und sei es nur unterschwellig.

          Lg,Bernadette

          #43135

          Puh, ne. Wenn ich wirklich darüber nachdenke, dass ich eine weitere Psychose erleiden könnte oder überhaupt nur wieder psychotischer werden könnte ohne Medis, krieg ich schon Zustände. Ich habe auf jeden Fall Angst vor einer weiteren Psychose oder psychotische Symptome, auch wenn sie sich noch im Rahmen halten.

           

          #43147
          Anonym

            #43150

            Momentan habe ich keine Angst vor einer erneuten Psychose. Eigentlich fühle ich mich dazu zu stabil.

            Bei mir braucht es dazu immer außergewöhnliche Umstände, die mein Leben durcheinander bringen.

            Wenn ich in einer Psychose stecke, bekomme ich vor allem Angst davor, dass es nie wieder aufhören könnte. Vor den Stimmen selbst habe ich keine Angst. Eher vor den Menschen, von denen ich dann denke, dass sie mich beobachten, und vor meinen Reaktionen, die mich anderen gegenüber verraten könnten.


            Tägliche Medikation:
            400 mg Amisulprid
            12,5 mg HCT
            10 mg Ramipril

            ab 04.03.2024:
            500 mg Amisulprid
            5 mg Olanzapin
            12,5 mg HCT
            10 mg Ramipril

            ab 15.03.2024
            600 mg Amisulprid
            12,5 mg HCT
            10 mg Ramipril
            4mg Doxagamma

            #43156
            Anonym

              Danke für Eure Beiträge, es ist nicht so leicht wie dahingesagt.(von der Dame)

              Auf den Antipsy.Zug/Esoterik will ich nicht aufspringen, aber ein bißchen weniger Angstgefühle vor Psychose hätte ich schon gerne, eher so etwas wie Respekt und nicht Verdrängen wie es war, brrr.

              Lg, Bernadette

              #43157
              Anonym

                Ich seh’s momentan einfach wie eine brettharte Wand aus Sturm, gegen die ich mich statt mich vor ihr zu fürchten auch einfach gegen bzw. rein werfen kann, und immer zu versuchen im Blick zu haben, dass ich ansonsten versuche keine weiteren Zugeständnisse an das zu machen, was ich erlebe und als von der Psychose kommend verstehe. Naja klar wird das Spuren hinterlassen, nicht jeder ist für so eine Erfahrung gemacht. Ich kenne aber meine Psychosen, meine Psychosewelt schon gut. Ich habe aus den Erfahrungen meiner Vergangenheit genug Zutrauen in die Sache, dass es schon noch irgendwie okay laufen will. Dann brennt es mir eben immer weiter meine Angst aus, so what, hat doch auch Vorteile. Meine psychotischen Phasen waren alle nur einige Monate bzw. ein paar Jahre, und liessen dann aber immer nach. Mal ging es in einen Zustand, wo ich nur noch milde Symptome hatte, mal auch weiter bis fast zur Symptomfreiheit. Ich sehe keinen Grund, warum es diesmal anders sein sollte, als ich es schon ein paarmal erlebt habe. Es ist heftiger, und wird vielleicht deswegen auch länger dauern, aber ich habe Vertrauen in mein Leben.

                #43164
                Anonym

                  Während der Psychose passieren bei mir komische Dinge. Ich erlebe so wie eine zweite Welt die teilweise von mir durch Wünsche, Erfahrungen gesteuert wird. Ich habe manchmal das Gefühl ich erlebe die Dinge die andere auch erleben. Schwer zu beschreiben…

                  #43225
                  Anonym

                    Das mit dem “an der Gesellschaft erkrankt sein” hat gerade was bei mir zum Klingeln gebracht. Es klingt vielleicht anfangs krass, und als ob man die Schuld für sein Erleben weiterschieben wollte.

                    Man kann es aber auch in einem anderen Licht sehen, und daraus vielleicht seine Lehre für die Bewältigung der eigenen Psychose sehen.

                    Ich musste erstmal an was ganz konkretes denken, was ich schon mehrfach gelesen habe. Und zwar, dass in “Entwicklungsländern” zwar auch viele Psychosen vorkommen, aber in ihrem Charakter oft ganz anders verstanden werden. Statt Verfolgungswahn etc. “leiden” die Menschen in solchen Ländern häufiger unter Psychosen mit “spirituellem” Charakter, also etwa dem Eindruck, dass die Ahnen zu einem sprechen usw, und die Psychosen werden häufiger als “angenehm” beschrieben, also als erstrebenswerte Erfahrungen.

                    Dann habe ich gedacht, wie die Menschen in solchen Ländern leben, und wie bei uns. Darin muss der Unterschied ja irgendwie liegen. Ich dachte dann, in Entwicklungsländern leben die Menschen wahrscheinlich noch sehr viel stärker in soziale Gruppen eingebunden, und zwar im alltäglichen Leben. Diese Menschen leben nicht mit Masken auf Facebook, und Nachbarn, von denen sie nur die Fassade ihres Hauses und das Auto was davor steht kennen zusammen, sondern mit anderen Menschen, ganz direkt! Durch die permanenten Notstände sind sie ganz anders aufeinander angewiesen, und das bringt auch mehr Gemeinschaftsgefühl und vielleicht auch mehr Solidarität miteinander, im kleinen quasi, auf der Ebene des alltäglichen Lebens. In den entwickelten westlichen Gesellschaften hingegen lebt jeder für sich, alle miteinander im Wettbewerb, zum reinen Eigennutz – und nur in kleinen sozialen Gruppen, viele Menschen sind quasi mitten unter Menschen – völlig vereinsamt.

                    Wer so einsam oder auf sich gestellt lebt, und kein Vertrauen mehr in seine Mitmenschen haben kann, der erkrankt vielleicht auch aus dem Gefühl der gegenseitigen Konkurrenz stärker an belastenden Vorstellungen, die darauf basieren, dass andere Menschen sie missbrauchen könnten. So entsteht aus etwas recht verrücktem, aber erstmal nicht so quälendem – etwa den Ahnengeistern – vielleicht durch psychische Konstrukte etwas sehr belastendes – Vorstellungen davon, wie andere Menschen einen missbrauchen könnten, und grosser Argwohn bis in die Feinseligkeit gegenüber seinen Mitmenschen. Ich sage, aus genau diesem Argwohn sind die geistigen Gebilde wahrscheinlich auch geboren!

                    Ich werde das ab jetzt mit in meine Meditation nehmen, und daran denken, wie sehr es vielleicht der Schlüssel zu meinem Erleben sein könnte, und wie ich es vielleicht durch bewusste Arbeit an meinem schlechten Bild, das ich von meinen Mitmenschen so habe, überwinden könnte. Mein Wahn zeigt ja immerzu auf Menschen, und versucht mir weiszumachen, wie schlimm sie wären und dass sie mich ausnutzen und vernichten wollen würden. Es muss ja eine Geisteshaltung geben, die dies relativieren kann, und das Vertrauen in die eigene Existenz zurückbringen kann. Wahrscheinlich aufgrund des Charakters vieler Menschen in unserer Gesellschaft nicht, indem ich mir versuche weiszumachen, die Menschen wären ja nicht so schlimm, denn das sind sie wahrscheinlich leider wirklich. Ich denke mehr daran, mir zu versuchen Vertrauen zurück zu erlangen dahin, dass ich mir solche Menschen ja einfach fernhalten kann, und mein eigenes Ding leben, unbeeinträchtigt von irgendwelchen Psychopathen. Und mir sagen, wenn ich doch mal unwahrscheinlicherweise unter schlechten Menschen leiden muss, dann ist es halt so und ich muss dann da durch, in der Hoffnung auf alles, was dann noch unbeeinträchtig von der Gewalt ist.

                    #43226

                    @Hirnsehprogramm

                    also ich denke, wesentlich dafür, dass die “Remissionsrate” in Entwicklungsländern höher ist als bei uns, ist einfach die Tatsache, dass es dort viel viel viel weniger Unterstützung für Krank gibt, also weniger Versorgung, weniger (oder gar keine Rente), und keine solche “komfortable” Unterbringung wie bei uns. Dort hat es einfach richtig richtig viele Nachteile krank zu sein, daher ist die Motivation viel höher, auch wieder gesund zu werden, bzw auch mit wenigen Symptomen noch zu funktionieren. Einfach weil die Alternative so grausam ist. Dort kann man sich eine “Luxusbehandlung” wie hier einfach nicht leisten. Ich habe oft den Eindruck, viele hier wissen gar nicht, welche Zustände und welche ökonomischen Zwänge in diesen Ländern herrschen, es sei denn man ist irgendein Mitglied einer Oberschicht.

                    #43227
                    Anonym

                      #43234
                      Anonym

                        Guten Abend :)

                        das Wort “schwer”, “schwierig” etc. habe ich in den letzten Tagen zu oft benutzt, um es jetzt wieder zu tippen und mich nicht weiter mit dem Schwierigen auseinandersetzen zu müssen.

                        Wenn ich eine Psychose erlebte, war es meist mit Hochgefühlen verbunden, Extase, wie ein Rausch, den ich steigern wollte, damals als ich noch Drogen nahm, steigerte sich das auch, aber ich kenne auch furchtbare, isolierte und einsame Momente in denen ich nichts sehnlicher wünschte als den schnellen Tod und ja, trotzdem habe ich es überlebt..

                        Psychosen haben etwas schöpferisches, es geschieht in manchen Fällen ein Aufbau einer Welt, ein Weltenaufgang bis hin, dass der Weg zurück gar nicht mehr gefunden werden kann. Ich finde, dass niemand psychotisch ist, also im Ganzen seiner Person, sondern dass es psychotische Störungen gibt, die oft bei Übergängen auftreten, nicht nur bei mir, sondern bei vielen geht der Weg in die Psychose, wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt… Der Anfang, individuell oder allgemein, darf dabei ja die Heimat sein und wenn es keine Heimat gibt oder alle Häuser niedergebrannt wurden, muss was Neues errichtet werden.. und Da grenzt die Psychose an die Utopie :)

                        Es mag schwer begreiflich sein, wenn Erfahrungen gemacht werden, die noch! keine Worte haben. Aber darin liegt hoffentlich auch die Chance, nicht nur für das individuelle Leid, sondern auch für gesellschaftlich verfasste Ver-rücktheiten..

                        Alles Liebe

                         

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