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Mowa.
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25/07/2019 at 9:27 #49858
Guten Morgen @christine,
Frangen über Fragen…
Ich versuche auf sie einzugehen:
Hattest du dich inzwischen mit dem Stress-Vulnerabilität-Modell auseinandergesetzt oder dich auf das medikamentöse Entschleunigen beschränkt?
Allgemein versuche ich schon, auf meinen Stresspegel zu achten. Gestresst war ich seit dem neulichen Rückfall im April noch nicht. Im Moment stehen die Steuererklärung und der Vortrag an, aber die Fristen kommen nacheinander, und das ist ja auch nur vorübergehend und kein Dauerzustand.
Medikamente nehme ich derzeit keine, seit über 4 Wochen. Psychotische Symptome habe ich auch keine, weder negativ noch positiv. Wie lange ich noch an der Medikamentenpause festhalten will, da bin ich mir nicht so sicher.
Leider habe ich wieder Neurodermitis-Stellen an den Händen, aber dieses Mal werde ich das Cortison möglichst meiden. Ich bin überzeugt, dass es psychotische Symptome bei mir fördert (Überschießen des Cortisolhaushalts beim Absetzen usw. laut meines Psychiaters, der das bei einigen seiner Patienten wohl auch schon beobachtet hat). Zumindest habe ich Anfang Februar und Anfang April dieses Jahr tatsächlich das so erlebt, nach den beiden Neurodermitisschüben und den zeitnahen Cortison-Behandlungen.
Was nutzt du inzwischen an Psychotherapie, um den Sortierprozess zu optimieren? Wer unterstützt dich beim Priorisieren und bei der Themenreduktion? Welche Stressoren hast du bislang ausmisten können?
Hmm, ich bin immer noch bei meinem Therapeuten, was mir hilft, um zu meinen Gedanken ein fachliches Feedback zu bekommen (habe übrigens später heute wieder einen Termin). Genauso mit meinem Psychiater.
Mein Therapeut hat angestoßen, ob ich nicht eine Erwerbsminderungsrente beantragen möchte. Und mein Psychiater hat mir gesagt, dass einige Patienten im Beschäftigungsverhältnis nach dem Rückfall es so handhaben, dass sie z.B. ein halbes Jahr lang wöchentlich einige Tage Urlaub nehmen.
Das mit den wöchentlichen Urlaubstagen mache ich jetzt tatsächlich so, dass ich nur 3 Tage die Woche arbeite. Ab Mitte August arbeite ich dann eventuell 4 Tage die Woche, das wird sicher auch helfen. Und die Dienstreisen werde ich auch nur noch alle 2 Wochen antreten, nicht wöchentlich, wie ich es vor dem letzten Rückfall einige Monate lang gemacht hatte.
Und bald habe ich einen Termin bei der Deutschen Rentenversicherung. Dort werde ich mich zum Thema Rente genauer erkundigen, um eventuell (d.h. wenn die finanziellen Einbußen für uns tragbar sind) nötige Schritte in Richtung Erwerbsminderungsrente einzuleiten.
Auch meine private Situation bessert sich mit der Zeit. Mein Mann und ich sind sehr unterschiedlich und sind besonders am Anfang unseres Zusammenlebens heftig aneinander geraten. Das ist inzwischen besser geworden, nachdem wir uns nach und nach sozusagen angeglichen haben. Es passieren immer noch Missverständnisse und Verletzungen, aber da arbeiten wir daran. Na ja, wie es eben immer so ist, wenn zwei Menschen zusammenleben. Auch hier hilft mir die Psychotherapie sehr, denn am Anfang, ganz ohne Therapieerfahrung, war ich allein mit dem Problem. Das war eine schwierige Zeit für mich.
Insgesamt aber ist mein Leben relativ geordnet und ruhig, so dass meine To-Dos überschaubar sind. Überfordert fühle ich mich nicht.
Ich war etwas erschrocken, dass du jetzt auch noch Betriebsrat geworden bist, statt Urlaub zu planen.
Ja, wobei meine Betriebsratstätigkeit nicht erst jetzt angefangen hat. Ich bin am alten Standort bei der Betriebsratswahl in 2014 als ordentliches Mitglied eingewählt worden, und bis Ende 2016 war ich im Betriebsrat, bis ich 2017 arbeitsvertraglich zum neuen Standort versetzt wurde.
Im April 2018 hat die nächste Betriebsratswahl stattghefunden, und damals war ich nach dem Rückfall im Januar / Februar noch in der Klinik. Die Betriebsratstätigkeit war mir so wichtig, dass ich mich unbedingt als Kandidatin aufstellen lassen wollte und noch während des stationären Aufenthalts im März an der Vorstellungsrunde der Kandidaten teilgenommen habe.
Bei den Wählern muss ich einen labilen Eindruck hinterlassen haben, auf jeden Fall habe ich die wenigsten Stimmen erhalten und wurde so zum letzten Ersatzmitglied. Ja, und inzwischen nehme ich fast jede Woche an der Betriebsratssitzung teil, weil die ordentlichen Mitglieder aus unterschiedlichen Gründen nicht (mehr) verfügbar sind.
Es ist ein guter Punkt, ob meine Betriebsratstätigkeit mich stresst. Klar ist, dass ich durch diese Tätigkeit weniger Zeit für meine sonstigen Aufgaben habe. Andererseits kann ich meine sonstigen Aufgaben recht flexibel gestalten, und mein Chef war schon immer damit einverstanden, dass ich im Betriebsrat bin. Natürlich braucht man kein Einverständnis vom Vorgesetzten um Betreibsrat zu sein (im Gegenteil), aber da mir persönlich die gute Bezeihung zu meinem Chef wichtiger ist als meine Mitwirkung im Betriebsrat, würde ich nichts gegen seinen Willen unternehmen.
Der Betriebsrat am neuen Standort tickt anders als der am alten Standort, und um ehrlich zu sein, macht es mir im Moment nicht so viel Spaß. Die stundenlangen Sitzungen strengen mich an, und gleichzeitig habe ich nicht das Gefühl, dass ich etwas Sinnvolles beitragen kann. Ich fühle mich auch nicht wirklich verpflichtet, da ich ja nur das letzte Ersatzmitglied bin. Dennoch werde ich vorerst dort bleiben, solange die Tätigkeit mich nicht überfordert. Nächstes Jahr wird wahrscheinlich sowieso eine vorzeitige Neuwahl stattfinden müssen, weil wir bald personellen Engpass haben werden.
Wo tankst du das meiste Glück auf? Wofür wirst du heute dankbar sein?
Im Moment bin ich täglich dankbar, dafür dass meine eigenen mentalen Filter funktionieren, ohne dass mich die Neuroleptika dazu zwingen. Ich gehe meinem Alltag nach, ohne dass ich psychotische Regungen in mir bemerke, und dieses Normale ist für mich an Wert nicht zu übertreffen. Ich bin so froh, dass ich auf der Arbeit bin und normal mit den Mitarbeitern kommunizieren kann.
Glück hört sich irgendwie übertrieben an, aber wenn ich nachdenke, dann schätze ich mich glücklich für das, was mir geschenkt wird. Eine bestimmte Tankstelle für Glück habe ich nicht, aber der Alltag, das scheinbar Banale, dafür bin ich sehr dankbar.
LG,
Mowa25/07/2019 at 18:50 #49996Heute hatte ich ein entlastendes Gespräch mit meinem Therapeuten :good:
Es ging darum, dass ich Zweifel daran habe, weiterhin ohne Medikamente einen erneuten Rückfall zu riskieren und ob ich das so für mich entscheiden und meinen Mitmenschen (es ging vor allem um meine Arbeit und meine Kollegen & meinen Chef) es zumuten darf.
Darauf hin sagte er ja, mein Chef sei ein erwachsener Mensch und unterstütze mich mit sehenden Augen. Ich habe eine Behinderung, und warum sollte ich nicht deswegen 3 Monate im Jahr ausfallen? Sicherlich sei es noch schwer für mich das so anzunehmen.
Dann haben wir noch gesagt, dass ich seit dem aktuellen Rückfall einige Maßnahmen eingeleitet habe um mich zu entlasten (reduzierte Arbeitszeit, weniger Dienstreisen, Erwerbsminderunsrente). Und dass ich dabei bin mich gut zu stabilisieren. Und auch, dass sich die beiden Rückfälle (Jan/Feb 2018 und Apr/Mai 2019) in Dauer und Intensität unterschieden haben, dass ich durch einen besseren Umgang mit mir da Fortschritte gemacht habe usw.
Mein Therapeut unterstützt mich in meinem erneuten Absetzversuch. Vielleicht reichen diese Maßnahmen zur Stressreduktion aus, um mich auf Dauer ohne Medikamente stabil zu halten. Seine Unterstützung macht mich etwas wieder mutiger.
Außerdem hat er vorgeschlagen, den angesetzten Termin für meinen Vortrag nach hinten zu verschieben, um mich nicht zu stressen und mir mehr Zeit für die Voebereitung zu gönnen. Er hat mir noch einige Materialien zum Thema mitgegeben, über Früherkennung usw., was für mich auch sehr interessant sein dürfte.
25/07/2019 at 18:51 #49997Oh, danke schön @Bernadette
28/07/2019 at 19:33 #50401Guten Abend @all,
hallo liebe @christine, ja das ist wahr mit dem Sport. Oft bewege ich mich zu wenig, bin auch übergewichtig. Das mit dem Glückstagebuch ist auch eine gute Idee. Sich an die schönen Momente des Alltags zu erinnern macht gute Laune. Ich versuche regelmäßig ein Gesundheitstagebuch zu führen, aber da fehlt mir oft genug auch die Disziplin…
Heute habe ich den ganzen Tag an der Steuererklärung gesessen und bin auch fertig geworden. Das war ein Stress, der vermeidbar gewesen wäre, hätte ich früh genug damit angefangen. Ist aber ok, ich war ja auch in der Klinik usw. Nächstes Jahr wird’s bestimmt besser! Jetzt bin ich leicht ausgelaugt und kann nur noch herumliegen.
Einen schönen Abend noch,
Mowa29/07/2019 at 7:20 #50467Guten Morgen,
danke schön liebe Aqua. Ja, Früherkennung ist entscheidend, denke ich. Ich denke auch, dass auch die präpsychotischen Symptome nicht aus dem Nichts auftreten, sondern dass es da so einen Übergang zur (noch) gesunden Wahrnehmung gibt. Und gerade da kann ich mich sicher noch festigen und aktiv etwas für mich unternehmen.
LG,
Mowa30/07/2019 at 7:17 #50668Guten Morgen @rose,
danke für Deine guten Wünsche. Ja, für mich hängen Spaß und Erfolgserlebnis zusammen, im Moment hänge ich etwas in der Luft. Für heute habe ich mir daher vorgenommen, mehr Strukturen und kleinere Zielvorgaben in meine täglichen Aufgaben zu bringen.
Außerdem habe ich letzten Freitag erfahren, dass ein Kollege von mir offenbar in einen burnout-ähnlichen Zustand gefallen war und sich eine Auszeit nehmen musste. Das geht mir sehr nah und betrübt mich.
Als ich 2017 umgezogen bin und später im Jahr viele Monate ausgefallen war (zuerst wegen Erschöpfung und dann wegen eines psychotischen Rückfalls), hatte er von mir die wichtigsten Aufgaben am alten Standort übernommen. Und das, obwohl er Vollzeit-Doktorand war und noch ist. Es gab seitdem immer wieder Gespräche über eine zusätzliche Entlastung für ihn, aber umgesetzt wurde sie leider nicht.
Jetzt soll eine Teilzeitkraft am alten Standort eingestellt werden, extra nur für die anfallenden IT-Support-Tätigkeiten dort. Das wird meinen Kollegen sicher dauerhaft entlasten, und hoffentlich geschieht das auch rechtzeitig. Er ist für die kommenden 2 Wochen krankgemeldet. Wenn er danach wieder fit würde, wäre ich sehr froh, denn richtige Burnouts und Erschöpfungszustände lassen sich ja so schnell nicht auskurieren…
Einen guten Dienstag @all wünscht
Mowa31/07/2019 at 7:19 #50866Guten Morgen @all,
auf in den neuen (Arbeits-)Tag! Vormittags habe ich wieder Betriebsratssitzung, nachmittags habe ich keine festen Termine. Morgen und übernorgen dann wieder Urlaub
Gestern war mein Arbeitstag ok, das Gefühl in der Luft zu hängen war kaum da, und ich konnte relativ gut konzentriert arbeiten. Es hat geholfen, mir umsetzbare, klare Ziele zu setzen.
Als ich Feierabend hatte, hatte mein Mann unser Abendessen fast fertig zubereitet. Ich musste nur noch die Pasta kochen. Ein Traum! Das hat mir sehr geholfen.
Jetzt mache ich noch die Küche etwas sauber und gieße die Balkonpflanzen. Dann unter die Dusche und ab zur Arbeit.
Wünsche uns allen einen guten Mittwoch :bye:
Mowa-
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Mowa.
04/08/2019 at 19:39 #51919Guten Abend @all,
habe 4 schöne freie Tage verbracht. Am Freitag und Samstag habe ich noch spontan über 5 Stunden gearbeitet, nachdem mein Chef mich gefragt hatte, ob ich einen kleinen Teil aus einem japanischen Patent übersetzen kann. Das war anstrengend (über wiederaufladbare Batterien, da habe ich keine Ahnung), hat mir auch Spaß gemacht. Morgen am Montag werde ich daher nur kurz arbeiten, 2 Meetings, nicht mehr.
LG,
Mowa02/09/2019 at 19:07 #56530Guten Abend liebe Leute,
danke sehr für die lieben Grüße! Ich habe mich darüber gefreut
Es geht mir gut, vorhin haben wir lecker zu Abend gegessen und jetzt entspanne ich mich bei einer Tier-Doku.
Die Foren- und FB-pause tun mir gut, dadurch habe ich mehr Zeit für mich selbst, mehr Fokus auf mein eigenes Leben. Das fehlt mir gerade, irgendwie.
Wir wollen jetzt unsere Japan-Reise ab dem 20. Oktober nachholen. Hoffentlich bleibe ich so stabil wie jetzt.
Ganz liebe Grüße und bis bald :bye:
Mowa
19/09/2019 at 6:34 #59118Guten Morgen zusammen,
hier mal wieder ein kurzes Update über mich. Viel ist in den letzten 2 Monaten nicht passiert, alles in einem für mich normalen Rahmen…
Heute ist der 5. Morgen, an dem ich 5 mg Aripiprazol nehmen werde. Von Nebenwirkungen merke ich nicht, wohl aber von der schützenden Wirkung, und das gibt mir ein gutes Gefühl.
Zu meiner Entscheidung, für die kommenden Wochen eine geringe Dosis Medis wieder zu nehmen, kam es nach anhäufenden Situationen in den letzten ~ 3 Wochen, in denen ich mich gestresst gefühlt habe.
Im Prinzip ist es dasselbe Muster wie bei meinen beiden Rückfällen (im Frühjahr 2018 und im April 2019): In den Wochen und Monaten davor ging es mir immer besser, wurde stabiler und lebendiger. Dann übernahm ich mich mit Aktivitäten, bis ich in einen Erschöpfungszustand fiel, danach hypomanisch wurde und bald psychotisch.
Ja, und ich habe gemerkt, dass ich gerade wieder dabei bin, meine sich stabilisierende und lebendiger werdende Phase möglicherweise wieder zu verlieren, weil ich mich schlecht selbst bremsen kann. Es ist nicht, dass ich präpsychotische Symptome habe, aber ich erkenne dieses Verhaltensmuster bei mir wieder, und habe beschlossen früher mit Medis einzugreifen.
Diese geringe Dosis ist praktisch mit meinem Psychiater abgesprochen. Bei meinem letzten Termin vor gut 2 Wochen hat er mir geraten, mir zu überlegen, ob ich das Aripiprazol doch nicht prophylaktisch nehmen möchte, selbst wenn es nur 2,5 mg wären. Im Moment scheint die 5 mg Dosis bei mir angemessen zu wirken. Wenn es dabei bleibt, dass ich weder dieses Gefühl des Eingegipst-Seins im Kopf noch Appetit-Steigerung habe, dann wäre ich sehr froh.
Würde aber nach 1, 2 Monaten wieder versuchen auf 0 mg zu gehen, wenn ich mich dann wieder besser unter Kontrolle habe. Oder die Dosis erhöhen, falls ich mich noch schlechter bremesen kann und der Stress nicht nachlässt. Mein Selbstversuch, ohne Psychopharmaka auszukommen, setzt sich also immer weiter fort. Ich glaube, das wird sich so schnell auch nicht ändern.
LG an alle, noch eine schöne (spätsommerliche, d.h. in unserer Region zumindest…) Restwoche wünscht Euch
Mowa :bye:20/09/2019 at 7:26 #59298Guten Morgen zusammen,
und danke @Felinor, @DiBaDu, @Dopplereffekt und @erdbeere für Eure Zeilen. Danke DiBa auch für Deine besondere Aufmerksamkeit.
Hallo Feli,
Ich lese das und denke, dass ist bei Dir auch so ein Rein und Raus mit dem Medis.
was Du meinst Du mit “auch so ein Rein und Raus”?
Es ist mir schon klar, dass es für Mitleser dieses Blogs nicht immer nachvollziehbar sein muss, wann, wie, & warum ich (keine) NLs genommen habe. Ich fasse mein “Rein und Raus mit den Medis” so zusammen:
(A) Meine NL-Einnahmen waren veranlasst durch:
i. stationäre Aufnahmen, nachdem ich akut wurde, d.h.:
* Ersterkrankung (aug2010)
* Rückfall Nr. 1 (feb2018)
* Rückfall Nr. 2 (apr2019)ii. ambulante Unternehmungen, Psychosen zuvorzukommen, d.h.:
* vor Rückfall Nr. 2 (mar2019)
* vor eventuellem Rückfall Nr. 3 (sep2019)(B) Abgesetzt habe ich NLs:
* nach Ersterkrankung (jul2016, also nach 6-jähriger Dauermedikation)
* nach Entlassung Rückfall Nr. 1 (jul2018)
* nach Entlassung Rückfall Nr. 2 (jun2019)Daher ist es aus meiner Sicht so, dass mein Selbstversuch kein willkürliches Hin und Her ist, sondern wohl ein systematisches Herantasten, um die Menge und Dauer der NL-Einnahme zu minimieren.
Dann lieber ein Bedarfsmedi, dass Du im Notfall nehmen kannst, als wieder mit einer regelmäßigen Medikation anzufangen, die Du nach ein paar Wochen wieder in die Tonne treten willst.
Es ist auch mein persönliches Ziel, NLs nur auf Bedarf zu nehmen, also nur in akuten und besonders belastenden Phasen, falls Du das auch meinst…?
Laut meinem Psychiater funktioniert Bedarfseinname von NLs bei Psychotikern jedoch nicht, aber das ist etwas, was ich durch meine eigenen Erfahrungen erst erschließen möchte (weil ich ein Dickkopf bin).
Bei Dir habe ich den Eindruck, Du fühlst Dich unvollkommen, wenn Du es ohne Medis nicht schaffst und das ist Quatsch.
Dann war es ein Eindruck, der mich überrascht. Mir geht es nicht um Unvollkommenheit, denn ich weiß, dass jeder Mensch nun mal sehr unvollkommen ist.
Ich bin nur generell der Überzeugung, dass es besser ist, auf Medikamenten zu verzichten, wenn es auch ohne geht. Und wenn Medikamente nötig sind, dann so gering- und kurzfristig wie möglich.
Darum geht es ja in meinem Selbstversuch, wie oben auch erwähnt. Ohne eigene Einsicht ärztlichen Anweisungen zu folgen, mache ich nicht mehr. Das habe ich 6 Jahre lang getan, als ich das erste Mal erkrankte und noch keine Ahnung hatte, was das heißt.
LG,
Mowa21/09/2019 at 8:48 #59427Danke für Eure Posts @DiBaDu, @Felinor, @Dopplereffekt, @Isa und @christine.
Beim ersten Mal sind doch entsprechend der Schulmedizin “nur” zwei bis zweieinhalb Jahre Medikamenteneinnahme “gefordert”.
Mein jetziger Psychiater ist der erste, der mir diese Richtlinien bei der ersten Sitzung erläutert hat. Er hat sich auch gewundert, warum noch kein Absetzversuch unternommen wurde.
Vor ihm hatte ich durch meine Umzüge usw. mehrere Psychiater, und niemand von ihnen hat von sich aus vorgeschlagen, zu reduzieren oder gar abzusetzen. Und ich selbst war dermaßen antriebslos und gleichmütig, so dass ich nicht selbst darauf gekommen war, etwas an diesem Zustand zu ändern.
Vor Patienten, die reduzieren und/oder absetzen und wieder akut werden, wurde oft genug gewarnt, und dafür, dass ich vorbildlich ärztlichen Anweisungen befolgt hatte und pflegeleicht war, wurde ich auch schon von verschiedenen Psychiatern gelobt.
So habe ich in diesen Jahren den Eindruck gewonnen, dass es Psychiater gibt, die am liebsten nur Rezepte ausstellen wollen, anstatt sich mehr Zeit für ihre Patienten zu nehmen und sich für sie zu interessieren.
Auf jeden Fall bin ich sehr froh, dass ich meinen jetzigen Psychiater getroffen habe.
es war nur mein Eindruck, weil es Dir in letzter Zeit ja wirklich nicht gut ging.
Meinst Du die beiden Rückfälle, die ich 2018 und 2019 hatte…? Das stimmt, in den akuten Phasen ging es mir “wirklich nicht gut”, aber das war ja zum Glück nur vorübergehend.
Ich wollte nur vermeiden, dass Du Dich von vornherein daran so festbeisst, dass Du das mit dem Medi so handhaben willst, denn ich wünsche Niemanden einen erneuten Rückfall, wo dann alles wieder von vorne los geht.
Hier denke ich eher, dass Du da nichts vermeiden kannst, außer bei Dir selbst.
Ich finde jedenfalls sowohl die Psychose selbst, als auch die Medikamente dagegen, ziemlich schlimm. Für mich sind Medikamente zur Zeit lediglich das geringere Übel.
Das verstehe ich gut, und Du hast sicher eine gute Entscheidung für Dich und Deine Situation getroffen. Alles hat so seine Zeit, denke ich. Zum Glück werde ich von Ärzten, Therapeuten und (seit Kurzem auch) Sozialarbeiter begleitet, die mich in meiner Selbstbestimmtheit unterstützen.
Ich selbst war 10 Jahre symptomfrei ohne Medikamente und keiner weiß so genau, wieso danach wieder eine Psychose ausgebrochen ist.
Wirklich schade, dass die Symptomfreiheit nicht länger angedauert hat.
Wenn es eine Möglichkeit gäbe, rechtzeitig mit NL zu intervenieren und sie vorübergehend zu nehmen, dann wäre das ein großer Schritt in die NL-Freiheit.
Das wäre es tatsächlich auch für mich, aber mal schauen, wie weit ich damit komme. Wenn dieser Schritt für mich nicht funktioniert, dann wäre der nächste konsequente Schritt eine Dauermedikation, ja. Da würde ich wahrscheinlich bei 2,5 mg Aripiprazol Erhaltungsdosis einsteigen.
Hast du deine Unterlagen zu dem DIN-Vortrag noch griffbereit? Ich hab mit Hentschel von der KVS über einen Arbeitsausschuss zur Integrierten Versorgung gesprochen, um die berufliche Teilhabe zu fördern.
Klingt interessant, aber welchen DIN-Vortrag meinst Du genau? Sorry, Du hattest schon vorher danch gefragt, und ich hatte vergessen darauf einzugehen…
LG,
Mowa22/09/2019 at 8:42 #59546Guten Morgen zusammen,
hallo @christine,
Den Vortrag, den du vor deinem Betriebsrat zur Arbeitsplatznorm zur Psychischen Gesundheit gehalten hattest.
da ist eine Verwechselung, bzw. hatte ich mich vielleicht nocht so klar geäußert, ist auch etwas länger her. Den Vortrag, den ich Mitte August vor den Mitarbeiter der Abteilung halten wollte, habe ich erstmal abgesagt, da ich mich nicht stressen wollte. Seitdem habe ich da auch nichts mehr daran gearbeitet, so dass ich Dir nur diese grobe Struktur von damals anbieten könnte, aber keine Folien.
Einen Vortrag, in dem es u.a. um DIN soundso “zur Arbeitsplatznorm zur Psychischen Gesundheit” ging, hatte ich auf einem Fortbildungsseminar Ende Mai mitgehört, an dem ich im Rahmen der Betriebsratstätigkeit teilnahm. Der Vortrag wurde von einem Fachanwalt des Arbeitsrechts gehalten. Ich kann mal nachschauen, welche Folien ich damals bekommen habe, und ob der Inhalt für Dich/Euch interessant sein könnte?
LG,
Mowa22/09/2019 at 9:56 #59567Die Ereignisse der letzten ~2 Monate wollte ich noch zusammenfassen. Vor allem hatte ich ja nach dem Rückfall im April wieder versucht, ganz ohne NLs mich zu stabilisieren. Die Frage war für mich, ob neue Maßnahmen zur Stressreduktion die NLs langfristig ersetzen könnten:
Diese Maßnahmen waren:
* berufliche Wiedereingliederung nach dem Rückfall im April 2019
* weniger Dienstreisen, alle 2 Wochen statt jede Woche
* wöchentliche Urlaubstage, zuerst 2 Tage, dann 1 Tag pro Woche
* eventuell Erwerbsminderungsrente beantragen, z.B. für 80% TeilzeitZusätzlich zum Psychiater, Psychotherapeuten und Hausarzt habe ich inzwischen auch einen Sozialarbeiter, den ich regelmäßig sehen werde.
Das geschieht im Rahmen des “Netzwerks für psychische Gesundheit” und ist ein poststationäres Betreuungsangebot von der Krankenkasse. Jetzt am Freitag hatte ich meinen 2. Termin, und ich sehe ihn ca. alle 6 Wochen. Ob und wie dieses Zusatzangebot mir hilft, kann ich noch nicht sagen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass mir ein solches Angebot vor dem Rückfall im April geholfen hätte.
Meinen Therapeuten habe ich letzte Woche am Dienstag gesehen. Als weitere Stressreduktionsmaßnahmen hat er angestoßen, mal auf Kur zu gehen oder mal vom Hausarzt geplant krankschreiben zu lassen, z.B. für eine Woche alle 2, 3 Monate. Finde ich super, diese Ideen.
Mit meiner Arbeit komme ich gut zurecht, inzwischen sind die Scherben durch meinen Rückfall fast wieder aufgeräumt. Um so wichtiger ist für mich jetzt meine Stabilität und Kontinuität, um nicht alles wieder mühsam aufbauen zu müssen. Ich versuche bewusst Pausen zu machen und entspannt zu bleiben, anstatt mich hineinzusteigern und Druck auf mich selbst und auch teilweise auf meine Mitarbeiter auszuüben…
Anfang August war ich ja bei der Deutschen Rentenversicherung. Ich habe dort hilfreiche Informationen bekommen. Danach wussten wir u.a., dass uns noch ca. 250 Euro monatlich fehlen würden, wenn ich eine teilweise Erwerbsminderungsrente bekommen würde und in Teilzeit zu 80% arbeiten würde.
Um zu sehen, wie wir diesen Verlust verkraften könnten, haben wir angefangen, unsere monatlichen Ausgaben zu analysieren. Das wollte ich schon früher immer machen, aber die Not war nicht groß genug und der Aufwand zu groß usw. Auf jeden Fall ist das SEHR interessant! In den ersten 4 Wochen haben wir 4 kg Brot, 19 kg Gemüse, 2 kg Fisch usw. usf. gekauft. Und haben festgestellt, dass wir mit einer teilweisen Erwerbsminderungsrente auch relativ enspannt haushalten können müssten.
Außerdem war meine große Sorge, dass wir möglicherweise nicht von der Rente leben könnten, auch wenn ich bis zum Rentenalter durcharbeiten könnte. Diese Sorge wurde mir/uns auch glücklicherweise genommen (da wir zusätzlich zur Regelaltersrente noch die Betriebsrente und die japanische Volksrente erhalten würden). Also wenn ich weiterhin so fit bleiben kann wie bis jetzt, dann müssten wir, nach der heutigen Rechnung wohl bemerkt, auch relativ entspannt mit der Rente haushalten können.
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This reply was modified 5 Jahre, 5 Monate ago by
Mowa.
24/09/2019 at 6:26 #59830Guten Morgen zusammen,
Das interessiert mich sehr.
na gut @christine, dann melde ich mich hierzu wieder später. Inzwischen habe ich nachgeschaut und gemerkt, dass es zur Gefährdungsbeurteilung bei psychischen Belastungen und DIN EN ISO 10075 keine Folien ausgeteilt wurden. Ich habe die Kanzlei angeschrieben, ob ich eine Kopie davon bekommen könte. Falls ich Dir die Folien nicht geben darf, dann könnte ich sie zumindest umschreiben und den Inhalt zusammenfassen. Das wird sicher noch eine Weile dauern, bis ich vom Rechtsanwalt eine Rückmeldung bekomme.
Gestern habe ich für nächsten Mittwoch einen Beratungstermin beim Mieterverein vereinbart. Es geht darum, dass es im/am benachbarten Gebäude, das zum selben Gebäudekomplex gehört, die kommenden 2,5 Jahre Umbaumaßnahmen stattfinden werden. Zwischen unserer Wohnung und der Baustelle gibt es nur eine Wand.
Der gesamte Gebäudekomplex gehört meinem Arbeitsgeber, wir wohnen ja in einer Werkmietwohnung des Instituts. Bei unserem Einzug im Januar 2017 haben wir davon nichts gewusst, und bis jetzt gibt es auch kein offizielles Schreiben von der Verwaltung, dass es diesen Umbau gibt.
Gegeben hat es aber bereits eine Mietminderung der Kaltmiete um 20% “während der Bauphase”. In den Wochen zuvor hatte ich gegenüber meinem Mann geäußert, dass selbst eine mietfreie Wohnung nicht ausreichen würde, wenn die Wohnung durch den Lärm unbewohnbar würde. Insofern war ich über diese Mietminderung nicht erfreut, eher war ich noch mehr entschlossen, den Beratungstermin beim Mieterverein frühzeitig einzuholen.
Die große Baustelle vor unserem Balkon (von einem großen Konzern) nervt uns schon seit über 2 Jahren, vor allem leidet mein Mann darunter, da er tagsüber auch zu Hause ist. Zeitweise, als sie den Boden gestampft und gebohrt haben, war es sehr unangenehm auf den Ohren. Meistens lässt sich der Baulärm in den Griff bekommen, indem wir die Fenster und Türen schließen. Wenn bald aber direkt nebenan gebaut wird, dann helfen diese Maßnahmen auch nicht mehr…
Vermutlich werden wir ein Lärmprotokoll führen und immer wieder uns bei der Verwaltung beschweren. Und ein offizielles Schreiben, in dem die Umbaumaßnahmen angekündigt und erläutert werden, müssten wir auch endlich mal bekommen können. Wahrscheinlich haben wir auch einen Anspruch auf “noise-cancelling” (lärm-unterdrückend?) Kopfhörern, und sicher auch auf mehr Mietminderung in besonders lauten Bauphasen. Aber es ist ja nicht das Geld, das uns beim Baulärm den Stress nimmt und das Gehör schützt.
Bin jedenfalls sehr gespannt, wozu wir vom Mieterverein beraten werden.
Ansonsten ist heute für mich ein normaler Arbeitstag, morgen habe ich einen Urlaubstag, und am Do./Fr. geht es wieder auf eine Dienstreise. Gestern war auch ok, war etwas entspannter als sonst. Am frühen Abend haben wir noch einen kleinen Vorhang an das Oberfenster im Schlafzimmer angebracht. Jetzt stört das Licht im Flur oder im Bad nicht mehr, wenn eine/r von uns dort schläft.
LG,
Mowa -
This reply was modified 5 Jahre, 7 Monate ago by
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