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Mowa aktualisiert.
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07/07/2025 um 9:09 Uhr #408734
Hallo Mowa, ich denke, dass die Motivation, Neuroleptika oder andere Medikamente zu nehmen, allerdings nicht in Angst bestehen sollte. Was ich meine, ist, dass solche Geschichten einem Angst machen können, aber diese Angst nicht die Hauptmotivation für die Einnahme bestimmter Medikamente sein sollte. Ich finde, dass immer ein positiver Nutzen erkennbar/ ziemlich gesichert sein sollte als Hauptargument.
Also es gibt nicht den Weg A und der allein passt immer, weil wir ja alle Individuen sind. Aber insgesamt ist wohl ein Umdenken von dauerhaftem Zuknallen zu einer Psychiatrie, in der der Patient Gehör findet und mitbestimmen darf und auch soll, im Moment im Gange. Bei manchen Psychiatern mehr, als bei anderen. Und ich glaube auch, was für stockakute Zustände gilt, muss jedoch im gesünderen Zustand neu austariert werden – gemeinsam.
Hallo @Forsythia, hallo @Mond, ja, dem stimme ich zu! Idealerweise können Patient und Arzt eine auf Vertrauen basierende Beziehung entwickeln. Der Arzt kann dem Patienten Hoffnung vermitteln, dass sich sein psychischer Zustand bessert und dass auch Medikamente dabei helfen können.
Die vielen Ärzte, die ich vor meinem jetzigen Psychiater hatte, habe ich leider anders erlebt: Bei jedem Termin erfolgte eine routinemäßige Abfrage, wie es mir geht und ob ich ein neues Rezept brauche. Spätestens nach fünf Minuten war ich wieder draußen.
Das lag sicher auch an mir, da ich noch kaum etwas über meine Erkrankung verstand und nichts anderes kannte, als Medikamente einzunehmen und antrieblos zu sein. Ich habe nichts hinterfragt, sondern mich mit meiner neuen Lebensrealität arrangiert.
Andererseits lag das auch an den Ärzten. Keiner von ihnen hat mit mir über die S3-Leitlinie Schizophrenie und die Möglichkeit der Reduzierung gesprochen. Sie erklärten mich bei einer Dosierung von 15 mg/d Aripiprazol für gesund und meinten, Adipositas und Antrieblosigkeit seien besser, als wieder psychotisch zu werden. Meinen Reduktionsversuch nach sechs Jahren wollten sie nicht unterstützen.
Ich habe den Eindruck, dass sich die Psychiatrie zu sehr auf Psychopharmaka verlässt. Vielleicht, weil sie selbst nicht weiß, wie man psychische Störungen schrittweise und teilweise heilen kann. Und selbst wenn dieses Wissen vorhanden wäre, fehlen möglicherweise die nötigen Ressourcen, um Heilung zu fördern. Denn Heilung bedeutet intensive Zuwendung und Beziehungsarbeit: zuerst des Patienten zu sich selbst, dann zwischen ihm, seinen Angehörigen und ja, auch den Ärzten.
An mir selbst sehe ich, wie viel Arbeit ich leisten muss und wie viel Unterstützung ich dabei von meinem Umfeld fordere. Dass sich mein Gesundheitszustand in den letzten zehn Jahren so sehr verbessern würde, war nicht immer abzusehen. Das war nur möglich, weil ich das Vertrauen in mich selbst und in unsere Welt nicht verloren habe.
Genau deshalb wünsche ich mir ein Versorgungssystem, in dem Psychiater ihre Schizophreniepatienten aktiv im individuellen Heilungs- und Recoveryprozess begleiten können, statt nur Rezepte auszustellen. Ich hoffe, dass sich immer mehr Betroffene ermutigt fühlen, an sich selbst zu glauben. Gemeinsam mit Ärzten und Therapeuten könnten sie dann Wege finden, sich Schritt für Schritt wieder mehr auf sich selbst zu verlassen – und vielleicht auch weniger auf einen primär medikamentösen Schutz.
07/07/2025 um 9:15 Uhr #408736Wenn ich jemals eine Psychose gehabt oder psychotische Symptome bekommen hätte, hätte ich den ganz realen Wahnsinn und Krieg gegen mich nicht überleben können, wenn ich nicht immer „klar im Kopf“, wie meine Ärzt:innen immer sagen, gewesen wäre und wäre.
Es ist sehr gut und wichtig, dass Du @Pia von Ärzten/Therapeuten unterstützt wirst.
Ich höre immer wieder von Menschen, die unglaublich ekelhaft werden, wenn es um viel Geld geht. Wenn Deine Familie Dich bekämpft und Du nach der Zwangsbehandlung mit Neuroleptika erst richtig krank geworden bist, tut mir das sehr leid
Alles Gute für Dich!
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