Neuroleptika – Wie können sie die Recovery fördern?

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  • #234943

    Aha, hier gibts einen Abzweiger !

    Hallo Ludwig, genau, ein Abzweiger, mit dem Unterschied, dass wir uns in diesem Thread im Unterforum “Forschung” befinden.

    Das Unterforum hat das Ziel, den Stand der Forschung und seine historische Entwicklung in den Mittelpunkt des Austauschs zu rücken :-)

    Lasst uns hier also versuchen, immer wieder Bezug zur Forschung zu nehmen und die dazugehörigen wissenschaftlichen Quellen anzugeben, wenn wir unsere Meinungen äußern.

    A-typische Neuroleptika haben definitiv weniger Nebenwirkungen – sowohl bei Direkteinnahme wie auch bezüglich Spätfolgen.

    Stimmt, wir sollten uns bewusst machen, dass das Review-Paper von Herrn Whitaker sich auf die Neuroleptika der ersten Generation bzw. die Typika bezieht. Die geringere Wirksamket und das ungünstigere Nebenwirkungsprofil der Typika scheinen gut dokumentiert zu sein:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Neuroleptikum#Typische_und_atypische_Neuroleptika

    Geringere Nebenwirkungen bedeuten ja auch, dass die Compliance der Patienten steigt.

    Unverändert bleibt hingegen meiner Meinung nach, dass Neuroleptika, ob typisch oder atypisch, mehr chronisches Leiden der Betroffenen unter Stress- und Psychoseanfälligkeit anstatt ihren Wiedergesundungsprozess fördern.

    Es gibt, wie praktisch immer, auch hier Vor- und Nachteile, wenn die medikamentösen Nebenwirkungen schwächer ausfallen :scratch:

    Und da komme ich zurück auf Deine Anmerkung Floeckchen:

    Interessant, ich denke aber das die Neuroleptika nur ein Anteil sind. Da gibt es sicherlich viele andere Faktoren.

    Dem stimme ich auch zu.

    Wenn weniger Neuroleptika eingesetzt werden sollen, dann ist mehr

    mit „viel sozialer Aufmerksamkeit“

    notwendig, um die Stress- und Psychoseanfälligkeit der Betroffenen aufzufangen.

    Und genau hier beginnt meiner Meinung nach die gesamtgesellschaftliche Überforderung in der “Ersten Welt”. Zu viel Geld und Konsum isolieren Menschen und verursachen große Ungleichheiten, machen das soziale Gefüge kaputt. Störungen werden mit noch mehr Geld und dem Konsum von Psychopharmaka und Drogen unterdrückt und unsichtbar gemacht – anstatt die gegenseitige Aufmerksamkeit und Wertschätzung auf Augenhöhe zu stärken, was an sich ja kein Cent kosten muss.

    Übrigens schreibt Herr Whitaker in seinem Review-Paper 2004 (mit DeepL übersetzt):

    Die Atypika: Beginn einer neuen Ära?

    Zugegeben, die hier untersuchten schlechten Langzeitergebnisse stammen von den Standard-Neuroleptika. Die schlechten Ergebnisse spiegeln möglicherweise auch die Verschreibungspraxis in den USA wider, die bis Ende der 1980er Jahre darin bestand, die Patienten mit hohen Dosen zu behandeln. Die Langzeitforschung zu Clozapin und anderen atypischen Medikamenten wie Risperidon und Olanzapin steht noch aus.

    Man hofft, dass diese neueren Medikamente zu besseren Ergebnissen führen werden, aber es gibt Gründe, skeptisch zu sein. Wie inzwischen allgemein anerkannt wird, waren die klinischen Studien zu den Atypika von vornherein auf die alten Medikamente ausgerichtet, so dass es keinen zwingenden Beweis dafür gibt, dass die neuen Medikamente wirklich besser sind [46]. Während das Risiko von Spätdyskinesien mit den Atypika verringert werden kann, bringen sie eine Reihe neuer Probleme mit sich, wie z. B. ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit, Hyperglykämie, Diabetes und Pankreatitis [47-49].

    Diese Nebenwirkungen geben Anlass zu der Sorge, dass die Atypika regelmäßig eine Art von Stoffwechselstörung hervorrufen und somit ihre langfristige Einnahme zu einem frühen Tod führen wird. Es hat sich auch gezeigt, dass die Atypika einen Anstieg der D2-Rezeptoren verursachen, genau wie die alten Medikamente, und es wird angenommen, dass dies der Mechanismus ist, der die Patienten biologisch anfälliger für Psychosen macht [50].

    Ich werde bald nachschauen, wer dieses Review-Paper in den letzten Jahren zitiert hat und ob es neuere Erkentnisse zum Thema gibt.

    • This reply was modified 2 Jahre, 2 Monate ago by Mowa.
    #234970
    Anonymous

      Hallo Mowa, wie geschrieben Neuroleptika sind “kacke”, aber ohne sie geht es leider in der westl. Welt nicht. Jedenfalls gilt die Faustregel, je weniger Neuroleptika, desto mehr soziale Betreuung. Ein Psychotherapeut der die erlebten “Visionen” in das Lebensbild integriert ist auch nicht von Nachteil. Wenn alle Visionen Nachrichten aus dem Unterbewußtsein sind, sollte so eine Therapie ähnlich einer Traumdeutung / aufarbeitung gestaltet sein ?

       

      Anbei noch Angaben zu unserer Lebenserwartung:

      http://www2.medizin.uni-greifswald.de/psych/fileadmin/user_upload/veranstaltungen/2017/15.-17.02.2017__Die_Subjektive_Seite_der_Schizophrenie_/Vortraege/Vortraege_16.02.2017/Gallinat_Todesursache_Schizophrenie.pdf

      #234974

      Steht unter dem Link etwas Schlimmes, @Ludwig, oder kann man es lesen, ohne  direkt tot umzufallen?

      #234975
      Pia

        Hallo Mowa, wie geschrieben Neuroleptika sind „kacke“, aber ohne sie geht es leider in der westl. Welt nicht. Jedenfalls gilt die Faustregel, je weniger Neuroleptika, desto mehr soziale Betreuung. Ein Psychotherapeut der die erlebten „Visionen“ in das Lebensbild integriert ist auch nicht von Nachteil. Wenn alle Visionen Nachrichten aus dem Unterbewußtsein sind, sollte so eine Therapie ähnlich einer Traumdeutung / aufarbeitung gestaltet sein ? Anbei noch Angaben zu unserer Lebenserwartung: http://www2.medizin.uni-greifswald.de/psych/fileadmin/user_upload/veranstaltungen/2017/15.-17.02.2017__Die_Subjektive_Seite_der_Schizophrenie_/Vortraege/Vortraege_16.02.2017/Gallinat_Todesursache_Schizophrenie.pdf

        Hallo @Ludwig,

        da kannst du wirklich nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt viele Betroffene, die nur geringe Neuroleptikadosen nehmen und damit auskommen oder garkeine und dennoch keine “soziale” Betreuung brauchen.

        Das ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich.

        Von Traumdeutung halte ich garnichts.

        Ich denke, es ist schon so, dass Psychosen immer was mit der Lebenssituation der Betroffenen zu tun haben und deswegen Psychotherapien, Gespräche, wirklich hilfreich sein können.

        Den Link kann ich nicht öffnen.

        Schon gemerkt, ist ein PDF.

        • This reply was modified 2 Jahre, 2 Monate ago by Pia.
        #234976
        Anonymous

          Der Link funktioniert bei mir eindeutung, kopiere den Link vielleicht und setz ihn im Browser direkt ein. Steht nichts Schlimmes drin, aber für manch die Realität, welche man akzeptieren sollte !?

          #234977
          Anonymous

            Soziale Betreuung ist nicht ganz was ich meine, es geht mir mehr um ein intaktes und “großes” soziales Umfeld !

            #234978

            Eigentlich das was ich in kurzen Sätzen schon angesprochen habe! :-)

            #234982

            Ich glaube persönlich, dass die Ergebnisse für Atypika verheerend sein wird. Aber man muss auch gleichzeitig sagen, die Nebenwirkungen von Atypika, kann man besser entgegensteuern, wie beispielsweise bei den typischen NL’s. Bei Spät Dyskinesien ist der Ofen aus. Bei Diabetes und den ganzen anderen Nebenwirkungen kann man etwas machen. Beispielsweise weniger Essen, Bewegung und und und! Es ist von daher schon eine Verbesserung! Ich denke auch, dass es in der nahen Zukunft es bessere Neuroleptika geben wird. Wir sind was das angeht noch in den Kinderschuhen. Leider erlaubt die korrupte EMA noch keine neuen innovativen Wirkstoffe, wie zum Beispiel Lumateperon, die eine andere Rezeptorbindung haben!

            Lumateperone – Wikipedia

             

            #234993

            Ich hab hier mal was deutschsprachiges gefunden:

             

            Berlin –

            Die Therapie der Schizophrenie setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen: Neben einer intensiven psychotherapeutischen Therapie werden auch Medikamente eingesetzt. Akute Formen werden mit Neuroleptika behandelt. Betroffen ist rund 1 Prozent der Weltbevölkerung – von den Erkrankten kann rund ein Viertel vollständig geheilt werden. Lumateperone ist ein neuartiger Wirkstoff zur Behandlung der Schizophrenie, der an unterschiedlichen Orten im Gehirn wirkt. In den USA ist der Arzneistoff bereits zugelassen.
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            Die bislang angewendete Medikation bei Schizophrenie hat mitunter erhebliche Nebenwirkungen; zu den häufigsten zählen Gewichtszunahme, motorische Störungen, Prolaktin-Imbalancen, Stoffwechselstörungen und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Lumateperone soll durch die gezielte Wirksamkeit zu weniger unerwünschten Arzneimittelwirkungen führen.
            Lumateperone

            Der neuartige Wirkstoff setzt an drei verschiedenen Neurotransmittersystemen an. Der Arzneistoff wirkt als Serotonin-5-HT2A-Rezeptor-Agonist und Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Desweiteren wirkt Lumateperone als partieller präsynaptischer Dopamin-Agonist und postsynaptischer Dopamin-Antagonist. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Wirkstoff um einen Glutamat-Modulator. Lumateperone zeigt ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als andere antipsychotische Wirkstoffe, da er nur im Zielorgan wirkt – an Rezeptoren in anderen Geweben zeigt Lumateperone keine Wirkung.
            Positive Studienergebnisse

            In der Phase-III-Studie wurden 450 Patienten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren mit einer akuten Exazerbation der Schizophrenie untersucht. Nach einer stationären Screening-Phase wurden die Patienten zu gleichen Teilen in eine 42 mg Lumateperone-Gruppe, eine 28 mg Lumateperone-Gruppe und eine Placebo-Gruppe randomisiert. Die Probanden erhielten ihre Medikation einmal täglich über 28 Tage. Danach wurde die Therapie der Patienten mit einer Standardmedikation fortgeführt. Im Vergleich zu Placebo kam es unter Lumateperone zu einer stärkeren Besserung der positiven und negativen Symptome der Schizophrenie sowie des klinischen Gesamteindruckes. Nebenwirkungen traten bei rund der Hälfte aller Patienten auf. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Somnolenz, Sedation und Müdigkeit. Schwere Nebenwirkungen traten selten auf.
            Bisherige Therapie – Neuroleptika

            Bislang stehen nur begrenzte Möglichkeiten für eine Schizophrenie-Therapie zu Verfügung. Die herkömmliche Medikation ist bei der Positiv-Symptomatik erfolgreich, sie hat aber eingeschränkte Effekte auf die Negativ-Symptomatik. Zur Positiv-Symptomatik gehören Wahnvorstellungen, Ich-Störungen und Halluzinationen. Zur Negativ-Symptomatik gehören Apathie, Handlungsstereotypien, kognitive und soziale Beeinträchtigungen, Depression und Anhedonie (geschlechtliche Empfindungslosigkeit).

            In den akuten Phasen wirken Neuroleptika ordnend auf die Wahrnehmung und das Denken. Antipsychotika wirken entweder auf Dopamin- oder auf Serotoninrezeptoren. Zu den klassischen Antipsychotika gehört Haloperidol. Zu der stärksten Nebenwirkung dieses Arzneistoffes gehört die Herabsetzung der motorischen Fähigkeit. Zu den modernen Wirkstoffen gehören Risperidon, Olanzapin, Clozapin, Quetiapin und Aripiprazol.
            Nebenwirkungen

            Gewichtszunahme
            Müdigkeit
            Hyperhidrose
            Verminderter Speichelfluss
            Agranulozytose
            Krampfanfälle
            Myokarditis
            Diabetes mellitus
            Tachykardie
            Verlängerung des QTc-Intervalls

            #234995

            Der neue Wirkstoff Lumateperon von Intra Cellular Therapies birgt neue Hoffnungen für Schizophrenie-Patienten. Lumateperon ist ein Atypisches Neuroleptikum. Als 5-HT2A-Rezeptorantagonist und Dopamin- und Serotonin-Transporter Modulator soll es ein völlig neues Wirkmechanismus haben. [2] [3] Laut Ergenissen der Klinischen Phase II sollen eine tägliche Einnahme von 60 mg eine Verbesserung der Psychose bewirken. [4] Darüber hinaus soll Lumateperon in Vergleich zu Risperidon (Goldstandart) Nebenwirkungsärmer sein. Beispielsweise keine Gewichtszunahme und keine QTC-Verälngerung. Ein weiterer positiver Nebeneffekt bei Lumateperon: es soll auch bei Begleiterscheinungen der Schizophrenie, beispielsweise Depressionen und bei sozialem Rückzug helfen. Risperidon konnte diese positiven Effekte nicht zeigen [2] [5]. Lumateperon soll auch aufgrund seiner positiven Effekte bei den Stoffwechselparameter, im Gegensatz zu anderen Neuroleptika, das Risiko für Diabetes oder Herz-Kreislauf Erkrankungen nicht erhöhen. Daher soll das neue Mittel eine signifikante Verbesserung im Hinblick auf die langfristige Sicherheit und Verträglichkeit sein. [2] Erst bei der doppelten Tagesdosis, also 120mg war bei 32,5% der Probanden die häufigste Nebenwirkung: Sedierung, bzw. Schläfrigkeit. Eine Zunahme von Selbstmordgedanken oder extrapyramidale Symptome konnte nicht beobachtet werden. [5]

            #234998
            Anonymous

              Tut mir leid, aber die Pharmaindustrie tappt bei unseren Medikamenten vollkommen im Dunklen ! Die ersten Neuroleptika wurden nur durch Zufall entdeckt und die Medizin hat noch keinen blanken Schimmer, ob Dopamin wirklich das Problem ist. Unser Gehirn braucht zum richtig funktionieren eine Mischung aus ca. 300 Mittelchen, die Wissenschaft kennt derzeit ca. 30 davon !

              #234999

              Versuch macht kluch, @Ludwig ;-).

              #235001
              Anonymous

                Ich bin aber nicht gerne das “Versuchs” – Kaninchen, aber so kam ich mir schon oft vor, wenn ich mal wieder ein neues Neuroloptika (immer wieder mit massiven Nebenwirkungen) probierte !?

                #235002
                Pia

                  Danke, @Angora und @Metalhead666 für die Infos zu Lumapeteron.

                  #235003
                  Pia

                    Ich glaube nicht, @Ludwig, dass wir 300 “Mittelchen” brauchen. Ich denke, eine gute Grundlage ist immer gesunde Ernährung oder eben auch erkrankungsspezifische Ernährung.

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