Es geht Berg auf!

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  • #117862

    Hi ihr Lieben,

    vor 12 Monaten ca. habe ich mich hier angemeldet und war ziemlich im Eimer, ich hab auch keinen Weg mehr raus gesehen aus meiner Misere. Hier im Forum habe ich viel Zuspruch und Tipps von lieben Stimmen erhalten, dafür wollte ich mal danke sagen und einfach mal berichten, dass es mir schon besser geht. Es ist zwar noch immer nicht alles gut, aber weit besser als es das vor 12 Monaten war oder im Januar diesen Jahres. Also es geht Berg auf, zwar sehr langsam und mühselig aber immerhin in kleinen Schritten vorwärts und raus aus dem Loch. Wollte auch mal was Positives posten, nachdem ich das Forum hier immer sehr zugeheult habe :)

    Lieben Gruß an alle
    wunder

    #117863

    :good: :good: :good:

    #117864

    Das ist schön zu hören. :) Hast Du vielleicht ein paar einfache Ratschläge, wie Du das geschafft hast?

    #117865

    Also was ganz oben auf meiner Liste steht ist: Verhaltenstherapie. Mein Therapeut hat ganz stark meine Glaubenssätze in Frage gestellt und mir geholfen alternative Sätze zu formulieren – dabei ging es nicht darum irgendetwas schön zu reden, sondern die Situation nicht ausschließlich aus einer negativen Perspektive zu bewerten. Aus dem Satz “ich bin so antriebslos, ich schaffe nichts” ist dann der Satz “ich habe genug Antrieb um alle Dinge zu erledigen die mir wichtig sind” geworden, das klingt schonmal ganz anders als nur alles ganz tief schwarz zu sehen.

    Auch hat mir mein Therapeut immer und immer wieder gespiegelt, dass ich ein netter und auch lustiger Mensch bin, der wertvoll ist – dadurch dass er mir diesen Spiegel immer wieder vor die Nase gehalten hat, konnte ich es ganz langsam glauben, trotz aller Verletzungen und Einschränkungen liebenswert zu sein.

    Naja und dann sind da noch Freunde. Ne ganz schön lange Zeit war es schrecklich für mich mit Freunden Zeit zu verbringen, ich hätte mich am liebsten immer verkrochen, hatte nix zu sagen, war total stumm. Aber ich hab mich immer gezwungen mich mit Menschen zu treffen, und hab dann einfach ihnen zugehört wenn ich selber nichts zu sagen hatte. Und das hat sich echt gelohnt. Erstens habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich genauso wie ich jetzt gerade in diesem Moment bin angenommen werde und zweitens hat es glaube ich meine soziale Kompetenz natürlich auch gefördert in Kontakt mit anderen zu sein und zu bleiben.

    Dann hat es mir viel gebracht, meiner Psychose einen tieferen Sinn abzugewinnen, ich habe sie in meine Lebensgeschichte eingewoben und habe für mich Erkenntnisse aus meinen Erlebnissen ziehen können. Ich glaube das war auch wichtig in meinem Prozess.

    Und ganz wichtig: ich habe aufgehört mich mit meinem Ich vor der Psychose zu vergleichen und habe angefangen einen Vergleich zu ziehen zwischen direkt nach der Psychose und jetzt, oder vor 6 Monaten und jetzt – und da kann ich deutliche Fortschritte erkennen, das empowert mich weiterzumachen und zu hoffen dass es in nochmal 6 Monaten oder einem Jahr weiterhin Berg aufgeht.

    Und leider muss ich auch das sagen: die Medikamente zu reduzieren war bei mir auch ein Dreh-und Angelpunkt. Ich und auch mein Umfeld hat mit jedem kleinen Schritt Medikamentenreduktion gemerkt wie die Lebendigkeit zurück gekommen ist, bis jetzt war jede Reduktion sehr positiv für mich und meine Wohlbefinden.

    Ja das mal so in Kürze :D

    • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Jahre, 8 Monate von wunder.
    #117867

    Der Austausch hier im Forum war auch wichtig für mich, habe viele wertvolle Tipps hier erhalten und als es mir sehr schlecht ging haben die Antworten hier mir zumindest ein wenig geholfen meine Perspektive auch mal zu wechseln. Es tat gut empowert zu werden, von Menschen die selbst sehr Einschneidendes erlebt haben.

    #117868

    Danke für die vielen guten Ansätze!

    meiner Psychose einen tieferen Sinn abzugewinnen, ich habe sie in meine Lebensgeschichte eingewoben

    Das finde ich auch sehr wichtig. Muss man aber erst lernen, wie man das richtig einbinden kann. Wie Du sagst, das geschieht im Prozess. Aber einmal integriert, nimmt man der Psychose irgendwie den Schrecken und die Brisanz.

    #117877
    Anonym

      Oh @Wunder, ich kann mich richtig mit dir freuen! Auch die Worte empowerment hören sich gut an, und ich bin froh und fühle mich im Geiste verbunden. :heart:

      #117887

      Danke @ladybird, die Freude kommt bei mir an :)

      #117889
      Anonym

        Schön das du ein gutes Stück weitergekommen bist, kenne ich gerade das Gefühl, bei mir hat sich seit letztem Jahr auch so vieles positiv entwickelt.

        LgB

        #118056

        Schön, dass es dir besser geht :good:

        Und leider muss ich auch das sagen: die Medikamente zu reduzieren war bei mir auch ein Dreh-und Angelpunkt.

        Ich kann es verstehen, wenn du da nichts genaues zu sagen willst, aber ich bin doch neugierig: Wie sah denn deine Medikation und Reduktion aus?

        #121937

        Hallo @Dopplereffekt und sorry für die späte Antwort, ich sehe deine Frage erst jetzt!

        Also meine Ausgangsdosis waren 1,5mg Reagila und zusätzlich wegen innerer Unruhe und Schlafproblemen 50mg Amisulprid.

        Ich hab dann erst auf  25mg Amisulprid reduziert, dann auf 1,3 Reagila, dann auf 1,2 Reagila, später auf 12,5mg Amisulprid, dann wieder das Reagila auf 1,0, dann das Amisulprid auf 0mg und im Anschluss nochmal das Reagila auf 0,9mg.

        Der ganze Prozess geht seit 9 Monaten.

        Ich hatte zwischendrin immer wieder versucht das Amisulprid ganz abzusetzen, aber musste erst das Reagila reduzieren, damit das klappt – da ich von dem Reagila nicht schlafen kann und deshalb zusätzlich das Amisulprid genommen habe, um zu schlafen und keine innere Unruhe zu spüren.

         

        Du reduzierst auch gerade habe ich in einem anderen Thread gelesen – wie sahen/sehen deine Schritte aus? Und spürst du eine Veränderung?

        #121940

        Top


        alles was man in die Psychose an Energie reinsteckt bekommt man zurück – Alter Spruch von Psychotikern.

        Keep it simple and stupid (Halte es einfach und dumm).

        #121969

        ja, das kenn ich. Ich hab auch oft so Sätze parat wie….ich schaff nix….warum kann ich das nicht. Und meine Mom sagt dann oft, überleg mal wie weit Du gekommen bist. Und dann fällt mir ein wo ich war und das keiner gedacht hätte, das ich meine eigene Whg. (wenn auch mit oft vielen Hundehaaren) selbständig am laufen halte und allein wohnen kann. Mit Hilfe von Lorazepam auch öfter meine Schwester und Frau besuche und wir dann viel quatschen. Gut danach bin ich platt, aber es geht wieder besser.

        Anfassen ging am Anfang auch nicht, aber dadurch das meine Schwester mich hartnäckig immer umarmt hat und mein Hund Körperkontakt gesucht hat, ist das auch besser geworden. Mit einigen Rückschlägen und leichten Symptomen bin ich jetzt 10 Jahre weiter und hab doch schon einiges geschafft. Muss aber sagen,das die Medis und Ärzte sehr geholfen haben.

        Für Dich wird es auch weitergehen, manchmal gibts Rückschläge, aber dann musst Du dir nur sagen….jetzt erstrecht.

        Dir weiterhin viel Kraft.  und einen schönen Abend. :bye:


        https://butterflys-pearl-kalina.hpage.com/willkommen.html
        https://hamasi-ben-ihmz-achthamar.hpage.com/willkommen.html

        D / 49Jahre
        Quetiapin 200 +400 , Risperidon 2mg, Doxepin 2x 50mg,
        Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam

        #189120

        Hallo in die Runde,

        mein letzter Eintrag in diesem Thread ist nun bereits 1 Jahr und 2 Monate her. Ich wollte nur kurz sagen, es geht weiterhin Berg auf bei mir.

        Als ich hier in diesem Forum angekommen bin, habe ich mir immer zu die Frage gestellt, wie lange es dauern wird, bis es mir wieder besser geht. Jetzt kann ich diese Frage für meinen individuellen Fall beantworten: es dauerte 2,5 Jahre nach meiner letzten Psychose, bis ich langsam wieder zurück zu Lebensfreude und Spaß fand. Jetzt 3 Jahre Post-Psychose kann ich wieder sagen, dass ich sehr glücklich bin und es mir ausgesprochen gut geht. Und dafür bin ich unendlich und über alle Maßen dankbar.
        Es gab lange Phasen in denen ich das nicht mehr für möglich gehalten habe. Aber jetzt ist so vieles wieder zu mir zurückgekommen an Gefühlen und Fähigkeiten.

        Ich wollte das hier dokumentieren, vielleicht liest es ja jemand dem/der es im Moment nicht so gut geht und der/die Zweifel hegt, ob es je wieder Berg auf gehen kann – es kann!

        Ganz lieben Gruß
        wunder

        #189121

        @wunder

        Schön zu hören. Auf das es lange anhält! :good:

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