Antwort auf: Mein Vorschlag für eine Therapie gegen Psychosen

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Anonym

    Ich finde das an sich gar keine dumme Idee. Ich habe das in der Vergangenheit auch schon gemacht. Ich bin z.B. in Begleitung einer eingeweihten Person in ein Cafe gegangen, und habe an mir gearbeitet dort die Paranoia zu überwinden. Konkret in dieser Situation war unter anderem das Problem, dass ich immer wieder wahnhaft glaube musste die Personen um mich herum wären etwa Agenten, die mich überwachen, übner Stimmen kommunizieren usw. – mein Erfolg war, dass ich mich immer wieder von diesem und ähnlichem Wahn lösen konnte, wieder öffentliche Plätze besuchen konnte.

    Dazu waren aber auch die entsprechenden Vorhaben und Techniken nötig. Ich etwa habe mich immer wieder an bestimmte Dinge erinnert, von denen ich dachte, dass sie dem Wahn entgegenwirken könnten. Erst einmal habe ich mir immer wieder bewusst gemacht, was mit mir los ist, wo und wie ich bin und wovor ich Angst habe. Dann habe ich versucht mir Dinge klarzumachen, die der Angst entgegenwirken könnten. Etwa dass diese Menschen um mich herum wahrscheinlich keine Agenten sein können, sondern ziemlich sicher einfach nur ganz normale Cafegäste sind, über die ich ja doch nichts näheres weiss. Ein bisschen bewusst zuzusehen konnte den Eindruck machmal auch bekräftigen, aber man will ja auch keine fremden Leute zu sehr anstarren. Ich habe mir auch immer wieder versucht klarzumachen, dass die Stimmen wahrscheinlich keinen Bezug zu den Menschen um mich herum haben, sondern von diesen unabhängig sind und nur so tun. Dass meine Wahrnehmung beeinträchtig ist, und ich ihr deswegen in bestimmten Dingen, die ich angedeutet zu sehen und zu hören glaube manchmal nicht vertrauen sollte. Etwa “falsch” mitgehörte Gesprächsfetzen, wo ich einfach ähnliche klingende Dinge zum wahrscheinlich wirklich gesagten verstanden habe. Oder der Deutung gesehener Details, die scheinbar die Wahngeschichte bestärkten, aber eben auch nur immer eine wahnhafte Deutungen waren und keine wirklich gesehenen Dinge. Und als mächtigstes Vorhaben und Joker, mich in der Situation nur noch auf das zu versuchen zu beziehen, was ich wirklich wusste (Cafe, irgendwelche Leute, ich mit Person am Tisch) und was ich nicht wirklich wissen kann (sie sind Agenten… etc.).

    Es war ein sehr sehr mühseliges und forderndes Unterfangen, aber irgendwann liessen die Wahngeschichten zumindest in dieser Situation tatsächlich nach, und die erzeugten Skills waren nützlich, mich auch in anderen Situationen zu fangen. Geheilt wurde ich dadurch aber nicht. Aber ich glaube immerhin nicht mehr an die Agenten in Cafes. Naja…es ist zwar sicher so, dass Agenten trotzdem ab und an eine Kaffee trinken wollen, oder dabei jemanden observieren, aber eher nicht mich und wenn dann merke ich es eh nicht. Und es geht mich ansonsten auch eh nicht wirklich was an ;-)

    Ich glaube aber vor allem, so etwas sollte man nicht zu leicht nehmen. Und vor allem nicht versuchen, das alleine durchzuziehen, am allerbesten mit Anleitung eines Therapeuten, der weiss was er tut. Man sollte sich auch bewusst sein, dass es Grenzen gibt zwischen ernsthaft hilfreichem, und planloser Herumdoktorei, die vielleicht auch gefährlich sein könnte. Ich kenne mich und andere Betroffene auch so, dass wir manchmal einen Hang dazu haben können, irgendwelche halbgaren Strategien gegen unsere Probleme auszudenken und anwenden zu wollen. Das führt aber unkoordiniert schnell dazu, dass man es gar nicht richtig macht, dass die Strategie an sich nicht gut ist, oder dass man sich doch immer wider im Wahn verliert und es so eher schadet als nützt. Auch sich bestimmten Horrordingen auszusetzen, um Ängste loszuwerden, ist glaube ich nicht wirklich hilfreich, das kann auch bös nach hinten losgehen. Eine gezielte Stärkung des gesunden als Gegenstück dazu ist denke ich dabei vielleicht viel hilfreicher als die direkte Konfrontation.