Liebe Foris

Da ich vor genau 2 Jahren mit einem sehr tödlichen Krebs (Bauchspeicheldrüsenkrebs) diagnostiziert wurde, inkl. jetzt Metastasen auf der Leber, bin ich viel am Billanzieren, was mein Leben anbelangt. Dabei ist mir wieder bewusst geworden, dass ich ein aufregendes Leben hatte: einen interessanten Beruf (Rechtsanwalt), inkl. z.B. internationale Anwaltskongresse und Geschäftsreisen (mit Business Class) in die USA, juristische Vertragsverhandlungen am Hauptsitz von Renault in Versailles etc. anfangs 30, menschlich spannende Fälle am Gericht, und längere  Arbeitsaufenthalte in ganz anderen Ländern und unzählige längerer Reisen in sehr spezielle Länder (z.B. Nordkorea, Iran, Mali, Haiti etc., nur als sehr kleine Auswahl), 10 Fremdsprachen gelernt, z.T. fliessend und mehrsprachig aufgewachsen, überdurchschnittlicher Studienabschluss, “viele  Beziehungen zu attraktiven und intelligente Frauen etc., intensive juristische und “Community Arbeit” mit Flüchtlingen aus der ganzen Welt u.a. in notdürftigen Flüchtlingsheimen.

Als Kehrseite: Leben auf der Strasse mit Selbstgesprächen (ganz sicher nicht aus finanziellen Gründen), sehr intensive Halluzinationen, exzessiver Alkoholkonsum zu frühen Morgenstunden, sehr lange Klinikaufenthalte in geschlossenen Kliniken mit Fixierungen, Läusen und Krätze etc. und vor allem sehr lange psychotische Phasen. Und jetzt Krebs in jungen Jahren. Mit 16 Jahren im Rollstuhl mit Sprachstörungen wegen einer neurologischen Erkrankung.

Was ich mitteilen wollte, mein Leben war intensiv, spannend, abwechslungsreich. Ich finde das sehr wichtig. Das wichtigste für mich ist allerdings, dass man ein “guter Mensch” ist. Das ist natürlich bis zu einem gewissen Grad relativ, subjektiv und Definitionssache. Dennoch….