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- Dieses Thema hat 282 Antworten sowie 30 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 2 Jahren, 6 Monate von
Dopplereffekt aktualisiert.
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26/02/2023 um 12:37 Uhr #269635
Wir sind ja hier alle schon etwas erfahren, glaube ich – aber es lesen auch andere mit, die vielleicht noch am Anfang stehen und dann denken ok, cool, absetzen ist ein Weg. Dass das IMMER mit Absprache der Ärzte erfolgen sollte, zum Beispiel, gehört dazugesagt.
Ein/e unerfahrene/r Erwachsene/r ist immer noch ein/e Erwachsene/r und kein Kind mehr, das von anderen Erwachsenen geschützt werden muss.
Ich finde es ein großes Problem, dass ein ehrlicher, offener, sachlich informierter Austausch über die medikamentöse UND nichtmedikamentöse Behandlung von Schizophreniepatient:innen weit und breit kaum stattfindet.
Alles, was ich in meinen ersten 6 Jahren als Schizophreniepatientin von den Behandler:innen gehört habe, war, dass ich die Medikamente so weiter nehmen soll, wie vorbildlich ich bin usw. Es gab überhaupt keine Aufklärung, nicht einmal über die S3-Leitlinie Schizophrenie.
Durch die Nebenwirkungen der Neuroleptika, nämlich die starke Beeinträchtigung meiner geistigen und emotionalen Fähigkeiten, kam es mir auch jahrelang nicht in den Sinn, diese konventionelle medikamentöse Behandlung in Frage zu stellen.
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus muss ich ganz klar sagen, dass mein Vertrauen in die Behandler:innen bis heute eingeschränkt ist.
26/02/2023 um 14:04 Uhr #269655Anonym
1) Ein Erwachsener ist kein Kind, aber ein „kranker“ Erwachsener ist ein „schwacher“ Erwachsener und muß mit besonderer Rücksicht behandelt/aufgeklärt werden. (Nicht umsonst suchen „tausende“ Erwachsene Wunderheiler und Co auf, wenn ihnen die Medizin keine Lösung bietet, das sind alles „verunsicherte“ Erwachsene, welche sich an Strohhalmen fest halten).
2) Es gibt keinen öffentlichen Austausch über eine nichtmedikamentöse Behandlung von Schizophrenie da dies eben nicht Stand der Medizin ist und von Vorne herein unseriös !
3) Wer sollte einem am Anfang einer Schizophrenie aufklären, wenn selbst das tägliche Leben fast unbewältigbar ist ? Die Aufklärung kommt immer viele Jahre später und meistens durch einem selbst.
4) Defizite alleine den NL zuzuschreiben ist unseriös, da man bis heute nicht weiß wieviele Anteile durch die Krankheit selbst verursacht wird. D.h. depressive oder sonst negative Erscheinungen sind immer bedingt durch die Erkrankung „und“ die Medikation !
5) War natürlich klar dass Du zu Deinen Ratschlägen auch noch die Behandler runter machst, obwohl diese in den meisten Fällen der einzige Anker der Psychotiker sind. Aber Du selber bist ja so schlau, dass Du niemanden brauchst !?
26/02/2023 um 15:01 Uhr #269667Hallo Professor Klimke!
Wir streiten uns ja jetzt schon eine Weile in diesem Thread, ob es möglich ist, nach mehreren Psychosen von den Neuroleptika wieder weg zu kommen, oder ob man sie zumindest sehr stark reduzieren kann (Minimaldosis), damit man keine Nebenwirkungen mehr erleidet.
Wir kennen die Drittel-Regel, wonach man aber, so weit ich informiert bin, nur davon ausgeht, dass jemand, der nur eine Psychose hatte und dann nicht mehr erkrankt, als geheilt gilt.
Nach ihrer fachlichen Meinung, wie viele Patienten gibt es Prozentual, die mit einer rezidivierenden, oder chronischen Psychose, die Medikamente stark reduzieren oder ganz absetzen konnten und hinterher dauerhaft gesund blieben? Gibt es da überhaupt Zahlen?
Muss man dann eine eventuelle Redukiton nach der 10%-Regel machen, oder geht es auch schneller, ohne einen Rückfall zu forcieren?
Ich meine, mal gelesen zu haben, dass eine Gesundung auch nach Jahrzehnten mit der Erkrankung noch möglich sein soll. Das ist aber auch schon Jahrzehnte her. Wie ist das jetzt wirklich?
Was steckt hinter der Aussage, dass jede weitere psychotische Phase den Zustand des Patienten dauerhaft verschlimmert? Ich habe immer mal wieder eine Psychose, erhole mich dann hinterher immer wieder davon, außer, dass ich trotzdem manchmal entfernt Stimmen im Hintergund höre. Ganz gesund bin ich dann ja nicht, aber ich habe dadurch keine Einschränkungen. Dasselbe sehe ich auch bei einigen anderen Betroffenen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie uns Antworten geben könnten!
-400 mg Amisulprid, 4 mg Doxazosin, 25 mg HCT und 5 mg Ramipril morgens, Abends 5 mg Ramipril
-Zusätzlich alle zwei Tage eine Kaliumbrausetablette
-Ab und zu A-Z Vitamine und Mineralstoffe ab 5026/02/2023 um 15:29 Uhr #269672Anonym
@mowa klar sind wir Erwachsene, aber am Anfang meiner Psychose wusste ich 0 über die Erkrankung. Da sie zuerst als Angst Glück Psychose galt, man dachte es ist einmalig riesen mir die Ärzte nach 3 Monaten abzusetzen.
Allerdings nicht in kleinen Schritten, ich wurde wieder schlaflos, berichtete davon meinem ersten niedergelassen Psychiater, und der bat mich 0,45 risperdal zu nehmen.
Übers absetzen hatte mich niemand aufgeklärt, und so kam es das ich mich wieder stabil fühlte und meine 2 versuche begann, die voll nach hinten losgingen. Das war glaube ich noch vor dem Forum.
Ich finde das ein Teil der foris schon recht munter absetzt, ein Teil reduziert, und ein Teil nicht bzw erhöht.
Es schreibt nicht jeder der reduziert oder absetzt die Details dessen was dabei holprig ist, wo man wieder Psychose oder prä Psychose hatte…etc.
Es sind also nicht teilweise Ärzte die uns zuwenig informieren, sondern auch wir selbst.
26/02/2023 um 15:33 Uhr #269674@Mowa: Wie @Ludwig ganz richtig anmerkt, ist ein von Schizophrenie betroffener Erwachsener eben kein „normaler“ Erwachsener. Er ist kein Kind, aber er braucht trotzdem Schutz, vor allem, wenn er noch keine Erfahrung mit der Erkrankung hat. Und überhaupt bin ich generell der Meinung, dass wir alle besser auf unser Gegenüber aufpassen sollten! Es ist meiner Meinung nach fatalistisch, zu sagen, jeder soll auf sich selbst aufpassen und wir sind doch alle schon groß. So einfach ist es eben nicht. Man zieht sich damit aber gut selbst aus der Verantwortung.
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Diese Antwort wurde vor 2 Jahren, 6 Monate von
Angora geändert.
26/02/2023 um 15:35 Uhr #2696762) Es gibt keinen öffentlichen Austausch über eine nichtmedikamentöse Behandlung von Schizophrenie da dies eben nicht Stand der Medizin ist und von Vorne herein unseriös !
Das ist so nicht richtig. Es gibt schließlich zum Beispiel Ergotherapie und Psychotherapie für Betroffene. Ich denke, es ist ein Fehler, ausschließlich die biologische Seite der Erkrankung und ihre medikamentöse Behandlung zu betrachten. Tatsächlich halte ich es für sehr wichtig für eine Genesung sein Leben „in den Griff zu bekommen“, sich also auch um die sozialen, gesundheitlichen und sinnstiftenden Aspekte des eigenen Lebens zu kümmern. Natürlich ist das anstrengend, aus meiner Sicht aber auch viel besser, als sich auf die Einnahme von Medikamenten zu beschränken, auch wenn das einfacher ist.
4) Defizite alleine den NL zuzuschreiben ist unseriös, da man bis heute nicht weiß wieviele Anteile durch die Krankheit selbst verursacht wird. D.h. depressive oder sonst negative Erscheinungen sind immer bedingt durch die Erkrankung „und“ die Medikation !
Ich habe es leider umgekehrt erlebt, dass ein Arzt mich glauben lassen wollte, dass die Negativsymptomatik alleine der Krankheit zuzuschreiben ist. Damit hatte er leider irgendwann eine zeitlang Erfolg. Da eine Psychose sehr anstrengend ist, könnte ich mir aber vorstellen, dass sie auch zu einer gewissen Erschöpfung führt, was dann als Negativsymptomatik gedeutet werden könnte.
5) War natürlich klar dass Du zu Deinen Ratschlägen auch noch die Behandler runter machst, obwohl diese in den meisten Fällen der einzige Anker der Psychotiker sind. Aber Du selber bist ja so schlau, dass Du niemanden brauchst !?
Ich finde, uneingeschränktes Vertrauen ist fast immer gefährlich. Bei Ärztinnen/Ärzten handelt es sich eben auch um Menschen, die Fehler machen können.
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus muss ich ganz klar sagen, dass mein Vertrauen in die Behandler:innen bis heute eingeschränkt ist.
Daher finde ich den hier zitierten Satz von @mowa völlig in Ordnung.
Insgesamt finde ich schon, dass die Neuroleptika helfen können. Wer in Absprache mit Ärztinnen/Ärzten meint, dass er sie braucht, dem will ich da auch nicht reinreden. Ich denke aber nicht, dass es schadet, da mal drüber nachzudenken. Mit deiner starken Meinung für Neuroleptika und gegen deren Reduktion, provozierst du aus meiner Sicht allerdings auch starke Meinungsäußerungen dagegen, was ja eigentlich das Gegenteil von dem ist, was du willst oder @ludwig ?
26/02/2023 um 15:38 Uhr #269679@mowa klar sind wir Erwachsene, aber am Anfang meiner Psychose wusste ich 0 über die Erkrankung.
Stimmt. Das ist einfach die schwierigste Zeit und auch ich war als Ekrankter mir des Ausmaßes nicht bewusst.
Da besteht ein großes Verbesserungspotential. Ich weiß noch wie ich nach der Klinik die Diagnose nicht ernst nahm, meinte meine Medikamente nicht mehr nehmen zu müssen und angefangen habe zu studieren. Diese Lebensrealität zu akzeptieren war mir einfach nicht in die Birne gegangen.
Es schreibt nicht jeder der reduziert oder absetzt die Details dessen was dabei holprig ist, wo man wieder Psychose oder prä Psychose hatte…etc. Es sind also nicht teilweise Ärzte die uns zuwenig informieren, sondern auch wir selbst.
Medikamentenreduktion bzw. Absetzen ist ein heikles Thema. Das sollte nie höppeldipöpp rüberkommen.
Ich habe enormen Stress auf mich genommen, Fehlversuche gehabt und Jahre der Selbstexperimente gebraucht um auf den Stand zu kommen auf dem ich jetzt bin. Das war so gut wie immer ein Grenzgang und hat nur mit Unterstützung durch Therapie, gute Kenntnisse über mich selbst und einer gewissen Stabilität so weit geklappt wie es jetzt ist.
Waypoint reached … Autopilot disabled
26/02/2023 um 15:40 Uhr #269681Es gibt schließlich zum Beispiel Ergotherapie und Psychotherapie für Betroffene. Ich denke, es ist ein Fehler, ausschließlich die biologische Seite der Erkrankung und ihre medikamentöse Behandlung zu betrachten.
Sicher, @Dopplereffekt, aber diese Therapien werden weitestgehend nur begleitend zu einer medikamentösen Behandlung angeraten.
-400 mg Amisulprid, 4 mg Doxazosin, 25 mg HCT und 5 mg Ramipril morgens, Abends 5 mg Ramipril
-Zusätzlich alle zwei Tage eine Kaliumbrausetablette
-Ab und zu A-Z Vitamine und Mineralstoffe ab 5026/02/2023 um 15:45 Uhr #269682Ich habe es leider umgekehrt erlebt, dass ein Arzt mich glauben lassen wollte, dass die Negativsymptomatik alleine der Krankheit zuzuschreiben ist.
Das war bei mir auch immer so! Ich denke, die sagen das, damit man das Neuroleptikum nicht absetzt und dann wieder stärker in die Psychose rutscht. Die Wahrheit habe ich nur durch Selbstreflexion und Aussagen von anderen Betroffenen in Foren gefunden.
-400 mg Amisulprid, 4 mg Doxazosin, 25 mg HCT und 5 mg Ramipril morgens, Abends 5 mg Ramipril
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-Ab und zu A-Z Vitamine und Mineralstoffe ab 5026/02/2023 um 15:47 Uhr #269683Anonym
Ich habe es leider umgekehrt erlebt, dass ein Arzt mich glauben lassen wollte, dass die Negativsymptomatik alleine der Krankheit zuzuschreiben ist.
Das war bei mir auch immer so! Ich denke, die sagen das, damit man das Neuroleptikum nicht absetzt und dann wieder stärker in die Psychose rutscht. Die Wahrheit habe ich nur durch Selbstreflexion und Aussagen von anderen Betroffenen in Foren gefunden.
<hr />
NL: 1-0-0-0, 300 mg Amisulprid NL: 1-0-0-0, 10 mg Abilify Blutdruck: 1-0-1-0, 5 mg RamiprilBei dem Punkt bin ich nach wie vor unsicher. Ich war denke ich eindeutig präpsychotisch nach reduzieren und nicht sonstiges.
26/02/2023 um 15:53 Uhr #269685Mir geht es dabei um die Müdigkeit, die Antriebsschwäche und Depressionen, die man durch die Behandlung mit den alten NL oftmals bekam, Floeckchen! Da wurde schon in der Klinik schlichtweg behauptet, das sei die Krankheit.
Bei manchen wirkt sich so aber vielleicht auch die Psychose selbst so aus.
Als ich das Medikament dann aus purer Verzweiflung einfach abgestzt habe, merkte ich jedenfalls einen Tag später, als ich plötzlich fit wie ein Turnschuh war, dass es eben doch vom Medikament kam. Nur leider hatte ich dann ein halbes Jahr später die Stimmen wieder am Hals.
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-Ab und zu A-Z Vitamine und Mineralstoffe ab 5026/02/2023 um 15:56 Uhr #269686Am Anfang meinte der Arzt, so wie ich mich erinnern kann, dass es auch die Krankheit sei, die mich müde mache. Ich meine, im Laufe der Behandlung ging wurde die Schuld dann immer mehr bei der Erkrankung gesucht. Ehrlich gesagt bin ich mir etwas unsicher, wie genau das damals gelaufen ist, da es nun eben auch etwas her ist.
Und überhaupt bin ich generell der Meinung, dass wir alle besser auf unser Gegenüber aufpassen sollten! Es ist meiner Meinung nach fatalsistisch, zu sagen, jeder soll auf sich selbst aufpassen und wir sind doch alle schon groß. So einfach ist es eben nicht. Man zieht sich damit aber gut selbst aus der Verantwortung.
Ich passe schon auf, was ich hier schreibe und ein möglichst vollständiges Bild zu geben. Letztlich sollte es aber zu der eigenen Meinungsbildung gehören, dass man sich verschiedene Quellen ansieht. Bestimmt sollte man sich nicht ausschließlich darauf verlassen, was eine Person in einem anonymen Forum sagt.
26/02/2023 um 15:59 Uhr #269687Anonym
Danke @molly verstehe.
26/02/2023 um 16:49 Uhr #269698Ich finde diese Diskussion sehr wertvoll und finde sie sollte keineswegs gelöscht werden. Nur die Überschrift sollte natürlich geändert werden. Summer
26/02/2023 um 18:29 Uhr #269717Anonym
https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/informationen/psychosen.html
1) Bei 10 bis 15 von 100 Betroffenen treten Psychosen einmalig auf.
2) Bei etwa 30 von 100 Betroffenen kommt es zu mehreren psychotischen Episoden, ohne weitere psychotische Symptome zwischen den Episoden.
3) Bei etwa 30 von 100 kommt es zu mehreren akuten psychotischen Episoden mit psychotischen Symptomen zwischen den Episoden.
4) Bei etwa 10 bis 20 von 100 kommt es direkt nach der ersten Episode zu dauerhaften psychotischen Symptomen.
Also ich gehe davon aus, dass hier alle NL schlucken !? D.h. es gibt max. 10 bis 15 von 100 Personen, welche für NL-Frei überhaupt in Frage kommen !
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