Soteria

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  • #77405
    Anonym

      Bin heut wieder am Hadern und hab nach Sinnstiftung geschaut. Da bin ich auf das Soteria Projekt gestoßen. Hat jemand Erfahrung damit gemacht?

      In der Klinik hat mich niemand nach meinem individuellen Wahn gefragt. Oder dass ich ausdrücken kann wie es mir geht. Oder einen Austausch bezüglich meiner, nennen wir es „Zersplitterung“. Eine Therapeuten nannte es Träume, ich hab sie gefragt wie es Träume sein können wenn ich nicht schlafe. Da war sie still. Schon komisch wenn man den „Defekt“ nicht ausdrücken kann.

      Auf der Seite der Sinnstiftung geht es um die Förderung des inneren Dialogs. Ich habe im Psychoseseminar gelernt dass Psychotiker schneller „Urteile“ fällen. Also scheint ja der innere Dialog kaputt zu sein. Auch komisch finde ich, was ist mit Intuition. Dieses komische Bauchgefühl. Mit dem man sich eine gewisse Sicherheit schafft. Mein Freund hat das. Wirkt dadurch manchmal starrsinnig. Aber er sagt mit voller Inbrunst. Ich weiß das. Bei mir ist der innere Dialog „on“ allerdings würde ich manchmal gern darauf verzichten. Ich vertrau mir nicht mehr so.

      Naja worauf ich hinaus wollte ist, ob jemand Erfahrungen damit gemacht hat. :wacko:

      #77615
      Anonym

        Ich sympathisiere auch mit der soteria. Finde es schade, dass in normalen Kliniken nur abgewartet und mit Medikamenten vollgepumpt wird. So eine Psychose hat auch immer einen psychosozialen Auslöser. Das muss man verarbeiten

        #77617

        Ich habe Erfahrungen mit Soteriastation. Es kommt immer darauf an wie man klar kommt mit den Leuten. Ich zum Beispiel kann nicht so viel Gruppe ertragen. Ich brauch meine Freiräume bzw. ein Ort wo ich mich zurückziehen kann. Das gibt es nicht bei der Soteriastation. Man koch gemeinsam. Man isst gemeinsam und Gruppentherapie jeden Tag fand ich auch ätzend. Man hat zwei Dienstordnungen. Es gibt im wöchentlichen Abstand einmal die Hauswirtschaftsgruppe und einmal die Küchengruppe. Der wichtigste Indikator sind die Gruppen und die Dienste die man hat. Es soll einem den Alltag wieder näher bringen. Tut es meiner Ansicht nach nur bedingt. Außerdem hat man viele Freiheiten wenn alles gut läuft. Das hört sich alles viel schöner an als es ist. Ich zum Beispiel als introvertierte Persönlichkeit habe mit dem ganzen Gemeinschaftsgedönse nicht so viel am Hut und kann mich sehr schlecht einbringen. Da haben es extrovertierte leichter. Lange Rede kurzer Sinn: Für nicht jeden geeignet auch wenn es sehr propagiert wird von Volkmar Aderhold beispielsweise.

        #77670
        Anonym

          Hallo @Metalhead666 mich würde interessieren, wie dort mit Medikation/Medikamenten umgegangen wurde. Auch im Vergleich zur klassischen Therapie. Und wie dir der Zustand (schwere der Psychose) von dir und deinen Mitpatienten im Vergleich zu einer klassischen “Station” vorgekommen ist – waren das eher leichtere Fälle, oder auch Leute dabei, die heftiger unterwegs waren? Wurde auch therapeutisch an der Bewältigung der Psychosen mit euch gearbeitet?

          Das mit fehlendem Ort zum Alleinsein und dass immer jemand um einen herum ist kenne ich aber auch von der Station oder auch Tagesklinik. Damit muss man sich halt irgendwie arrangieren. Für mich war das damals auch in der stationären Therapie ein knock out Kriterium, weil ich nicht mehr den nötigen Schlaf und die nötige Ruhe finden konnte und mein Zustand dadurch immer schlechter wurde. Ich hoffe auch, dass irgendwann denen in den Kliniken ein Licht aufgeht, und sie kapieren, dass manche Betroffene am besten genesen, indem man ihnen ausreichend Ruhe einräumt und freiraum, um ihren Zustand bewältigen zu lernen.

          #77722
          Anonym

            Ich muss sagen dass ich während meiner heftigen Phase eher der Störenfried war. In andere Zimmer mitten in der Nacht. Sowas eben.

            Ich glaube ich war damals nicht Massenkompatibel. Das interagieren in der Gruppe gibt mir ausgesprochen viel. Ich bin gern in Gemeinschaft. Ich bin nicht gern Anführer oder übernehme Verantwortung, obwohl ich es kann. Die Gruppe darf nicht zu groß sein.

            Ich mag es gemeinsam Dinge zu erledigen. Wenn’s auch nur kleine Sachen sind. Einkaufen, spazieren, Essen. Nicht dass ich es nicht könnte. Aber wenn jemand bei mir ist geht es leichter von der Hand. Ich kann nun nicht erwarten dass ständig jemand meine Hand hält. Aber das sind die Erfahrungen die ich gemacht habe. Könnte mir das gut für mich vorstellen, da  ich gern Teil einer Gemeinschaft bin. In der Psychose hab ich auch ständig den Kontakt zu anderen gesucht. Auf skurrile Weise.

            Vielleicht sollte ich überlegen, wie ich wieder Teil einer Gemeinschaft werde. Das ist wohl heilsam für mich.

            Vielleicht ist das auch so ein Mann/Frau Ding.

            #77732

            Ich war in der Soteria, ich bin dort selbst vorstellig geworden und man hat mich “tagklinisch” zugelassen. Das heisst ich bin dann Montag bis Freitag (glaube ich), jeden Tag knapp 2h ans andere Ende der Stadt gefahren um mich dort in der Soteria aufzuhalten.

            Mir hat es dort sehr gefallen. Besonders gefallen haben mir die anderen Mitpatienten, hauptsächlich weiblich und mehr oder weniger in meinem Alter, wenn nicht ein klein bisschen älter. Es war das erste Mal dass ich auf einer “Psychosestation” war, das letzte mal davor, war ich in einer ganz normalen Klinik und dort vor allem umgeben von Depressiven, Tabletten- und Alkoholabhängigen. Daher war es in der Soteria natürlich viel interessanter und lustiger.

            Was mir auch gut gefallen hat, war die Kunsttherapie, wo ich tolle Bilder gemalt habe, die ich allerdings bei meiner Entlassung alle komplett in den Mülleimer auf dem Weg zum Bahnhof geworfen habe, wegen der bisschen Wahnhaften Ansicht “Du sollst Dir kein Bild machen!”. Eigentlich Schade, aber na gut, kein großer Verlust.

            Die Gespräche mit den Ärzten und Betreuern fand ich “nett”, aber naja, ok, aber die haben mir jetzt nicht übermäßig weitergeholfen, sondern mich eher noch weiter in Schwierigkeiten gebracht, meine ich jetzt rückblickend (das ist fast 5 Jahre her). In den Gruppensitzungen war es immer ein bisschen chaotisch und ich dachte mir immer, dass sich meine Mitpatienten ein bisschen zu wichtig nehmen und sich aufregen über die Behandlung oder andere Kleinigkeiten, wobei ich die Sache immer auch von der anderen Seite aus kannte, weil ich in der Psychose eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger begonnen hatte und da auf der “Betreuer-Seite” stand und daher wusste ich, dass so eine beengte Not-Gemeinschaft auch ein Mindestmaß an Disziplin braucht um zu funktionieren, ähnlich wie eine Crew auf einem Schiff.

            Medikamente habe ich keine bekommen, aber bei meinem Ausscheiden (auf eigenen Wunsch, denn ich wollte nicht mehr weiter Ressourcen verschwenden), wurde mir die Empfehlung nahe gelegt, mir einen Niedergelassenen Psychiater zu suchen und einen “Minimaldosis Risperdal”. Ich war dann voll compliant und habe eine  Ärztin aufgesucht obwohl ich es nicht für sinnvoll hielt, Medikamente zu nehmen, aber dann habe ich dort von ihr erstmal die volle Dröhnung bekommen. Das war fruchtbar.

             

            • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 3 Monate von Nichtraucher.
            #77790

            Hallo @metalhead666 mich würde interessieren, wie dort mit Medikation/Medikamenten umgegangen wurde. Auch im Vergleich zur klassischen Therapie. Und wie dir der Zustand (schwere der Psychose) von dir und deinen Mitpatienten im Vergleich zu einer klassischen “Station” vorgekommen ist – waren das eher leichtere Fälle, oder auch Leute dabei, die heftiger unterwegs waren? Wurde auch therapeutisch an der Bewältigung der Psychosen mit euch gearbeitet?

            Medikamente gabs soviel man benötigte. Beim einen gab es mehr, beim anderen weniger. Es waren auch schwere Fälle dabei, aber hauptsächlich waren es leichte Fälle. Es gab nur Gruppentherapie, was ich blöd fand, weil Gruppentherapie für nicht jeder Mann geeignet ist. Mir hat es gar nichts gebracht.

            #77852

            Ich wollte auch in eine soteria, sie hätten mich aufgenommen, aber ich sollte zu einem Vorstellungsgespräch kommen, dann wieder nachhause fahren, und wenn sie mich annehmen, nochmal hin fahren und am Ende der Therapie wieder nach Hause fahren, so viel Geld für den Zug hatte ich gar nicht, dann habe ich es einfach gelassen. Ausserdem wollten die Unterlagen von meinem Psychiater, der Klinik und noch anderen papierkram, das war mir einfach zu viel Arbeit in der Zeit als es mir schlecht ging.

            #177483

            @soteria95

            Hallo würdest Du Deine Erfahrung mit der Soteria hier teilen? Ich war auch in einer Soteria und ich habe es dort ehrlich gesagt sehr genossen. Mich würde daher interessieren ob Du ähnliche Erfahrungen gemacht hast, bzw wenn ja, was Dir besonders gefallen hat oder was Dich besonders gestört hat oder überhaupt was Du von dem Konzept hältst und auch ob Du Medikamente bekommen hast.

             

            #177756

            Ich wollte hier auch mal meine Erfahrungen mit der Soteria schildern.

            Es ist ein guter Ort um Ruhe und Kraft zu tanken.

            Man hat dort genügend Zeit um nachzudenken und seine Psychose zu verarbeiten.

            Als ich damals dort war, ließ man mir erst einmal einige Tage Zeit um anzukommen und mich

            mit der Soteria vertraut zu machen.

            Ich muss an dieser Stelle auch erwähnen, dass man als Hochakuter nicht in die Soteria darf.

            Es wird schon eine gewisse Mitwirkung erwartet und man bekommt Dienste zugeteilt.

            Etwa am 4. Tag standen dann meine Bezugspfleger fest.

            Diese sind die erste Anlaufstelle für sämtliche persönliche Belange, da sie einen mit der Zeit auch am besten kennen.

            Sie helfen einem auch bei sowas wie Anträge ausfüllen, Bewerbungen schreiben, Emails verfassen oder wenn man auch gerade einfach nur Redebedarf hat.

            Wenn etwas ist, kann man natürlich trotzdem auf jeden Pfleger zugehen.

            Das Zusammenleben auf der Soteria ist schon etwas beengt und sehr persönlich.

            Man ist auch mit jedem per du.

            Für Patienten, die Probleme mit Nähe und Distanz haben könnte es schon herausfordernd werden.

            Das Zusammenleben an sich hat Wohngruppencharakter.

            Man kocht zusammen, kauft zusammen ein und hat gemeinsame Aktivitäten.

            Welche das sind, wird im Plenum beschlossen.

            Wir waren manchmal in einer Turnhalle oder waren im Wald spazieren oder sind zum Sportplatz.

            Am Wochenende gab es einen gemeinsamen Ausflug. Wir waren da in der Therme oder haben eine Städtetour gemacht. Das Budget ist allerdings begrenzt.

            Die meiste freie Zeit habe ich im Multiraum verbracht.

            Dort gab es Stoffe, eine Nähmaschine, ein Laufband, Utensilien zum Malen, ein Klavier, Cajons und Gitarren.

            Wir haben als Gruppe auch öfters was von uns aus unternommen.

            Kürbisse schnitzen, ins Café gehen, Filme schauen oder einen Spaziergang..

            So das war alles, was mir nach einem Jahr noch so spontan eingefallen ist :)

            Es war alles in allem eine sehr entspannte Zeit und ich kann die Soteria jedem nur wärmstens empfehlen :)

            • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre, 7 Monate von soteria95.
            #177763

            Zahlt die gesetzliche Krankenkasse die Soteria?

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