Psychose: Aufs Kinderkriegen verzichten?

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  • Dieses Thema hat 16 Antworten und 8 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 4 Jahre, 9 Monate von Anonym.
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  • #47041
    Anonym

      Ich mache mir mal wieder ein paar Gedanken zu Kindern aus einem Elternteil mit Psychose oder auch beiden, und möchte auch euch fragen, wie ihr es seht. Traut ihr euch ein Kind mit verminderter Antriebskraft aus den Negativsymptomatiken zu? Wie sieht es mit den Neuroleptika aus, die ihr nehmt? Wenn ihr darauf angewiesen seid, was wir ja meistens sind, wie wollt ihr dann ein Kind bekommen oder gibt es NL, mit denen dies möglich ist? Oder sagen gleich wieder alle, dann setze ich eben – alleine – ab … Habt ihr Angst vor einer Vererbung eurer Krankheit? Und nicht zuletzt: Wünscht ihr euch denn kleine Plagegeister?

      Ich fange mal an, mich interessiert zum Beispiel sehr, ob es NL gibt, unter denen man Kinder zur Welt bringen kann. Ist ja aber auch nicht gesagt, ob die bei dem oder der Betreffenden dann überhaupt anschlagen, wenn es sie gibt. Zweitens traue ich mir das mit MEINEN Kräften NICHT zu. Drittens. Vor einer Weitervererbung hätte ich keine Angst. Viertens: Mein Leben ist durch die Psychose so gebrochen und unausgefüllt gewesen, dass ich selbst erst einmal leben möchte, bevor ich ein Kind bekomme. Die Uhr tickt aber und ich lasse sie ticken, denke ich, denn ich will mir dadurch keinen Druck machen lassen. Hätte schon irgendwie gerne ein Kind. Der Wunsch ist aber nicht übergroß und ich will wie gesagt erst einmal ein eigenes Leben und das dann auch noch eine Zeit lang. Nicht zuletzt ist die Welt einfach keine, wie ich sie mir wünsche. Ich weiß nicht, ob ich da wirklich ein Kind reingebären würde wollen. Ich weiß, das sagen Viele und dann bekommen sie alle ihre Kurzen. Ich meines aber so, denke ich.

      #47045

      Ich finde das Leben an sich nicht lebenswert und möchte daher auch kein Leben weitergeben.

      #47088
      Anonym

        Gelöscht 0821

        #47092
        Anonym

          Ja, das stimmt, Jela, das hatte ich völlig außer Acht gelassen. Was passiert mit dem Kind, wenn wir psychotisch sind. Ich finde es nicht unverantwortlich! Ich finde, ich kann Verantwortung übernehmen, ah, ich vergaß noch etwas, und zwar, dass ich mich ein Kind ein Stück weit schlichtweg einfach nicht traue. Da ich Angst habe, meine Unsicherheit damit zu übertragen an es. Zudem, ich wäre wohl so unsicher damit, ich würde es selbst kaum aushalten. Würde einfach alles richtig machen wollen und könnte schwer entspannen, denke ich. Und stimmt, wir wissen alle nicht, wie unsere Krankheit weiterverläuft. Ist gar nicht so von der Hand zu weisen … Aber es gibt Prognosen, und die die erkenne ich als Argumente an hier. Auch in anderen Familien gibt es Risiken. Das ist dann eben unseres. Und aber das mit der Verantwortung, ich denke, wir können richtig gut eine übernehmen sogar, wir haben viel durchs, SIND WEISE, zumindest Viele, und ich denke, das kann ganz gut vonstatten gehen. Ich kann es hier halt nicht … Ich weiß nicht, hängt vielleicht auch mit der Psychose zusammen fast witzigerweise dann.

          #47096
          Anonym

            Gelöscht 0821

            #47098
            Anonym

              Ja, Jela, das glaube ich dir. Und doch: Wenn ich eine gute Prognose hätte und auch alles weitere stimmen würde und ich wollte, dann hätte ich so’n schreiendes Etwas. Die Prognose finde ich wichtig, dass man es so macht, wie es nach Aussagen Vieler vertretbar ist und nicht einfach egoistisch sein Ding durchziehen; irgendwie so. Alles machen, alles sich annehmen. Dann kann es gut sein.

              #47099
              Anonym

                Gelöscht 0821 !

                #47103
                Anonym

                  Ich meinte dich nicht. Das hatte ich genau so auch verstanden. Ich meine so Leute, die ihre Erkrankung vielleicht nicht wahrhaben wollen oder sich vollkommen verschätzen mit dem, was sie noch können, die einfach ab durch die Mitte ein Kind wollen ohne wenn und aber. Ich denke – eigentlich – immer, man sollte machen, was MAN SELBST für am Richtigsten erachtet, doch geht es um Kinder, würde ich mich ruhig einmal umhorchen und schauen, was sagen Ärzte, trauen sie dir das zu? Kinder bekommen ist eigentlich immer egoistisch. Die Kinder können ja schonmal nicht vorher gefragt werden … Aber man kann es vielleicht abmildern.

                  #47106
                  Anonym

                    Gelöscht 0821

                    #47151

                    Ich habe ja nicht darauf verzichtet und ich schätze mal, meine Kinder lieben es zu leben. Sie sind bisher auch gesund geblieben und haben einigermaßen Erfolg mit dem was sie tun.

                    Aber ja, es ist immer auch egoistisch, Kinder zu bekommen. Setzt man ein Kind in die Welt, verurteilt man es selbst unabhängig von einer genetischen Erkrankung schon mit der Zeugung dazu, spätestens im Alter und meistens auch schon vorher zu leiden und dann am Ende auch den Tod zu erleiden. Früher, als ich noch sehr depressiv war, hab ich mir deshalb große Vorwürfe gemacht und bevor ich meinen Mann kennen gelernt habe, wollte ich aus genau diesem Grund überhaupt keine Kinder. Bei mir war das Glas immer halb leer…  :unsure:


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                    #47168
                    Anonym

                      Liebe Molly,

                      das sind zwar keine schönen Überlegungen, die du da angestellt hast in deiner Depression, aber ihr Beweggrund ist schön, und das finde wiederum ich schön.

                      Liebe Grüße!

                      #47184
                      Anonym

                        Hallo @Aqua,

                        ich denke das ist ein schwieriges Thema. Und sollte sicher nicht übers Knie gebrochen werden.

                        Ich bin froh dass mein Kind vor der Psychose geboren wurde. So dass ich mir so eine Frage nicht stellen konnte. Aber ich denke dass du Verantwortungsbewusst genug bist für ein Kind. Weil du dir sonst die Frage „ schaff ich das“ überhaupt nicht stellen würdest.

                        Ich finde nicht nur die Prognose spielt eine Rolle. Auch das soziale Netz. Wenn man es allein, also wirklich allein macht dann würde ich mich auch dagegen entscheiden.

                        Also ist der Partner da? Ist Geld da? Ist Zeit da?

                        Spielt alles eine Rolle. Wir in unserer Situation müssen natürlich mehr darüber nachdenken. Wie wäre es wenn der Partner geht. Kann ich es auch allein? Als mein Ehemann uns verlassen hat, war ich auf einmal auch alleinerziehend.

                        Meine Tochter musste schneller reifen als andere Kinder, das steht fest. Das tut mir auch leid für sie. Sie musste mehr Verantwortung tragen. ( für sich) z. B. Den Schulweg schon allein zu gehen. Sie war damals die erste und mächtig stolz auf sich. Ich habe ihr immer Mut gemacht. Sie hat sich die Gymnasialreife selbst erarbeitet. Worauf ich auch sehr stolz bin.

                        sie hat auch Kompetenzen erlangt, die andere Kinder vielleicht noch nicht haben.  Auch darauf bin ich stolz. Was die Zukunft bringt weiß ich nicht. Ob sie erkrankt weiß ich nicht. Aber ich finde ein krankes Leben deswegen nicht unlebenswerter. Es ist ein Geschenk. Sie wird schon klar kommen.

                        Jetzt stelle ich mir ja auch die Frage ob mit meinem neuen Partner noch ein Kind gut wäre. Wenn’s ganz blöd kommt stehe ich mit zwei Kinder alleine da. Meine Große würde wahrscheinlich Aufgaben erfüllen denen sie nicht gewachsen ist. Und die auch nichts für sie sind. Davor hätte ich Angst, weil es Missbrauch wäre emotional.

                        Ich weiß noch nicht wie ich mich entscheide. Wunsch ist da. Aber der Verstand lässt mich nicht locker damit umgehen. Weil ich weiß wie schwierig die ersten Jahre sind. Und was es bedeutet. Zu mal ich auch schlecht Dinge Abgeben kann und alles allein machen will. Aber die Eigenschaft Hilfe anzunehmen habe ich inzwischen gelernt.

                        Naja mal sehen. Ich würde es wohl packen. Denk ich. Vielleicht übernehme ich mich auch. Weiß nicht. Man kann’s ja nicht zurückstecken wenn’s dann doch zu viel ist ^^

                         

                        #47186

                        Ich bin sehr froh, dass es heute in unserer Gesellschaft keinen Zwang gibt sondern die Entscheidung einem überlassen wird, Kinder (nicht) zu bekommen, auch als psychisch Kranke. Kinder bekommen zu wollen bedeutet für mich, trotz allem “Ja” sagen zum Leben.

                        Welches Leben als lebenswert empfunden wird, kann ja von Mensch zu Mensch, selbst unter vergleichbaren kindheitlichen Bedingungen zwischen Geschwistern z.B., sehr unterschiedlich sein.

                        Jeder Mensch verlässt sich mehr oder weniger auf die eigenen Erfahrungen und Werte, die er sich in seinem Leben selbst angeeignet hat, ob es darum geht, Kinder zu gebären oder sie zu erziehen.

                        Daher so Gedanken wie: “Ich will es anders und besser machen als meine Eltern” kennt sicher jeder, nur in unterschiedlichen Ausprägungen. Jeder tut das, was er für das Beste hält, und trotzdem kann im Leben viel schieflaufen. Oder eben nicht, die Zukunft kann eben nicht vorausgesagt werden.

                        Es wäre noch ein großes Geschenk, wenn ich jetzt (mit meinen 42 Jahren) noch ein Kind bekommen könnte. Meine Psychoseanfälligkeit mindert meine Zuversicht (ok bzw. eher Hoffnung) nicht, dass mein Mann und ich dem Kind eine lebenswerte und hoffentlich glückliche Kindheit geben kann.

                        • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahre, 9 Monate von Mowa.
                        #47207
                        Anonym

                          Ich finde es schön, wie feinfühlig ihr mit diesem Thema umgeht, @ladybird und @mowa. Auch möchte ich @jela noch einmal deutlich machen, dass ich auch ihren Verzicht als etwas Schönes ansehe.

                          Andererseits finde ich es gerade schön, wenn auch wir Kinder bekommen können. Es BIRGT aber ein höheres Risiko, das Kind kann dir weggenommen werden, wenn du auf die Idee kommst, deine Tabletten abzusetzen und länger psychotisch wirst. Das wäre nicht nur fürs Kind ein zu großer Schrecken, auch für uns. Das kann man doch dann gar nicht mehr bewältigen. Zudem ist die Frage, die Jela aufwirft, auch in hohem Maße da. Können wir dem Kind eine gute und stabile Umgebung bieten auf Dauer?

                          Ich habe das Glück, ein starkes Netzwerk zu haben, meine Mutter kann sehr gut mit Kindern und ich sehe, was sie alles für meine Schwester getan hat, die vor 2 Jahren ihr erstes Kind bekam. Ja, dann die Schwester, die Oma auch … Doch ich kann mich einfach nicht überwinden, da ich selbst so wenig vom Leben erst hatte. Wenn ich wüsste, ich werde richtig alt, sagen wir 90, würde ich es, glaube ich, machen. Ich bin jetzt 38. Aber das kann ich nicht wissen. Und dieser Grund ist sehr stark in mir. Zudem weiß ich auch nicht, ob es gehen würde mit meinen NL, die ich aber brauche, ohne wird es leider aktuell nichts bei mir, das merke ich. Von daher vielleicht auch eine Frage, die sich gar nicht stellt?!

                          Und die Welt, es gibt viel Schönes, aber wir haben ganz aktuell sehr mit dem Klimawandel zu kämpfen, da werden die Auswirkungen bereits in 30 Jahren deutlich spürbar sein und meiner Ansicht nach vielleicht ein Chaos herrschen. Wenn es in Berlin so warm ist, wie in Canberra … Und auch sonst, das System, dass unser Leben in den Händen weniger Mächtiger ist, wiederstrebt mir auch. 99 Prozent des Vermögens auf der Welt liegen bei einem Prozent der Menschen. Firmen sind überstark. Die Politik macht nichts, was man als sinnvoll betrachten könnte. Wir Menschen sind dumm für mich. Wir leben doch alle hier und haben die Wahl, auch etwas Gutes zu tun. Den GANZEN lieben langen Tag könnten wir die Sachen machen, die Sinn machen würden FÜR UNS, für unser nachhaltiges und soziales Leben zusammen! Doch wir denken immer nur von 12 bis Mittag und nur an unseren eigenen Napf! HSP hat damit auch tiefe Probleme, finde ich, viel mehr noch, als ich, und wenn wir beide so ticken …

                          Nichtsdestotrotz hätte ich unendlich viele Ideen, wie man einem Kind eine Entwicklung schaffen kann. Ich denke, ich wäre eine klasse Mami, hätte nur wegen der Unsicherheit Angst, die ich wahrscheinlich hätte, sie ruht tief in mir, glaube ich, und würde dann ziemlich ausbrechen. Aber ich wäre wahrscheinlich übervorsichtig auch und alles, würde Superangst bekommen, wenn es krank wird oder allein zur Schule gehen muss. Vielleicht kann man DAS aber lernen.

                          Aber diese Unsicherheit finde ich nicht gut. Ich hege sie in mir. Ich bin ein in Vielem unsicherer Mensch. Ich mache immer einen anderen Eindruck. Weil ich laut auf die Welt zugehe. Aber es ist irgendwie anders … Eine unsichere Mutter geht gar nicht!

                          #47212
                          Anonym

                            Ich denke, wie auch HSP übrigens, hätte ich sehr hohe Ansprüche ans Elternsein. Ich bin auch immer fassungslos, wer alles Kinder bekommt, ich hatte als Kind mal die Idee, es müsse erst eine Art Führerschein gemacht werden, bevor man ein Kind in die Welt setzen darf und der Gedanke ist bei mir auch nicht weg!

                            Und brauche auch immer seehr viel Zeit, um mich und mein Leben zu reflektieren … Das kommt auch noch hinzu. Ich denke, das wird nix, obwohl es einen Wunsch irgenwie schon gibt, aber das ist auch alles, alles andere haut nicht hin und thats a fact. So ein Wunsch ist natürlich wichtig und nicht zu übergehen, aber auch nicht übermächtig für mich.

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