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18/04/2023 um 21:52 Uhr #283471
Im Spiegel Online ist mir gerade ein Artikel zum Thema NS Euthanasieverbrechen aufgefallen. Es geht um den geplanten Abriss eine Gebäudes, in dem sich in der NS Zeit Verbrechen abgespielt haben. Konkret geht es um ein Gebäude, in dem psychisch Kranke und anderweitig behinderte Menschen mit viel zu gehaltloser Kost bewusst zu Tode gehungert wurden. Insgesamt wurden in der betroffenen Anstalt wohl über 1000 Menschen auf diese Weise gezielt zu Tode gehungert.
Das ganze geschah wohl auf Anweisung eines bayrischen Ministers, der der Ansicht war, dass diese schwachen Menschen nicht nützlich genug wären, um richtig versorgt zu werden, da Lebensmittel durch den Krieg knapp waren. Es handelt sich aber denke ich eher und einen Vorwand für gezielte (und besonders qualvolle, langsame und grausame) Tötung geschwächter Menschen, als um eine nachvollziehbare “Sparmassnahme”, da vorherige direkte gewaltsame Tötungen von Menschen mit Behinderungen wegen zu grossem Widerstand aus der Bevölkerung wieder beendet werden mussten.
Hier ist der Artikel dazu, wo auch etwas mehr über die Hintergründe berichtet wird. Ich finde ihn sehr lesenswert da diese Ereignisse im Vergleich zu anderen wohl noch nicht so im Bewusstsein der Erinnerungskultur sind und dort gut zusammengefasst geschildert werden:
Naja, der Anlass ist wohl, dass das Gebäude, in dem wohl konkrete Verbrechen geschehen sind, das heisst, wo Menschen mit Behinderungen eingesperrt waren und verhungert sind, abgerissen werden sollen zugunsten der Errichtung von Forschungseinrichtungen für eine Universität. Vom ursprünglichen Gebäudekomplex gibt es wohl sonst nur noch ein Verwaltungsgebäude, in dem an die Taten erinnert werden soll. Kritiker engagieren sich jedoch für den Erhalt der konkreten Tatorte, und fordern dass eben genau an diesen an diesen an die Gräueltaten erinnert werden sollte, und nicht dort, wo die Täter sie planten.
Was denkt ihr zu diesem Thema?
Ich denke, es sind anscheinend wieder bayrische Minister, die so erneut die Würde der betroffenen Menschen hinter konkrete materielle Interessen stellen wollen. So dass sie diese Menschen quasi erneut opfern, anstatt dass man ihr Andenken hochhält um mit aller Dringlichkeit vor solchen Verbrechen und ihrer Wiederholung zu mahnen. Ich bin dafür, unbedingt auch solche Tatorte zu erhalten und an diesen eben auch die Verbrechen anzumahnen. Dort einfach so vorhandene historische Gebäude abzureissen (die wohlgemerkt für den sinnlosen Tod von über 1000 Menschen stehen!) und neue errichten zu wollen, halte ich für scham- und pietätlos – ebenso wie man sicherlich damals einfach weiter das wenige mit allen hätte teilen können, so dass auch die wenigen schwachen überleben, gibt es bestimmt auch für die Forschung genug andere Orte, an denen man ebenso die dafür nötigen Gebäude errichten kann, ohne dafür die Erinnerungsstätten einfach so wegradieren zu müssen, als hätte es diese Orte nie gegeben.
Das kommt mir vor wie eine sich wiederholende Geschichte – Genauso wie damals angeblich das Essen zu knapp war um es unter allen gerecht zu verteilen, gibt es nun vielleicht nicht mehr genug Subventionen für alle Gedenkstätten, so wegen Krise und Krieg und Wirtschaftlichkeit. Da kann man schon einmal bei der Erhaltung solcher Gedenkstätten sparen, deren Opfer nicht bekannt genug waren, um ihr Andenken würdig wahren zu wollen, weil ihnen nicht genug Menschen gedenken wollen, oder so. Für die Forschung sitzt das Geld hingegen locker, da kann man auch schon mal lästige Gedenkstellen beiseite räumen. Naja, nun – ich hoffe, auch die Forschung vergisst trotzdem nicht, was da mal passiert ist, und wo das endete. Denn sonst fehlt der Zukunft womöglich, was sie zurückhalten könnte, solche Verbrechen zu wiederholen. Und da nützt noch so viel Forschung nicht, um mehr Wissen und Gewalt zu erlangen, diese richten sich am Ende ja doch nur gegen einen selbst, wenn man dafür sein Herz mit dem angemessenen Gedenken an vorherige schlimme Fehler der Menschheit aufgeben musste.
18/04/2023 um 22:36 Uhr #28408119/04/2023 um 1:19 Uhr #284087ich sehe das ähnlich ardentglow. es passiert damit erneut. wobei du, @ardentglow, erst schreibst, du denkst, es ging um die grausame tötung von menschen und an späterer stelle im text, wo du den vergleich mit den plänen zum forschungsgebäude anstellst, es doch als aus “wirtschaftlichkeits”denken hervorgerufen annimmst.
ich empfehle für alle, die sich für euthanasie in der ns-zeit interessieren, das buch “die belasteten” von götz aly.
sollte eigentlich ein thema sein, das wir öfter mal bedenken mit unseren diskussionen, finde ich. als menschen, die damals betroffen gewesen wären, in solchem fokus zu stehen.
ich habe zu dem thema vor vielen jahren mal eine kurzgeschichte geschrieben.
das thema ist auch in der nichtbehinderten öffentlichkeit viel zu wenig thema, habe ich den eindruck.
„sie gehen nicht einfach irgendwohin die Wörter [ … ]sie gehen hinein in erde und menschen und hinein in die völker der erde sie gehen hinein in die asche und in die vögel und in die dinge“ – Ásta Fanney Sigurðardóttir
14/05/2023 um 11:59 Uhr #290681Weil es zum Thema passt – in Großschweidnitz in Sachsen wurde gerade eine andere Gedenkstätte errichtet, um an 5500 Opfer der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten zu erinnern, die in einer dortigen Anstalt ermordet wurden. Es geht auch hier um Opfer mit psychiatrischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen.
Hier wieder ein Spiegel Artikel dazu:
14/05/2023 um 19:36 Uhr #290754Meine männliche Stimme hat dazu gerade gesagt:
“Das hingegen denken hier die Stimmen: Man hätte dazu doch in den neuen Gebäuden eine Gedenkstätte einrichten können…”
Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kaliumbrausetablette tgl.27/05/2023 um 15:04 Uhr #292974Bildhauer verlegt 100.000. Stolperstein in Nürnberg
Artikel Deutschlandfunk Kultur 27.05.2023:
“Der Künstler Gunter Demnig hat in Nürnberg seinen 100.000. Stolperstein verlegt. Der Stein erinnert an den Nürnberger Mechaniker Johann Wild und wurde vor dessen ehemaliger Wohnung angebracht. Das SPD-Mitglied Wild prangerte unter Pseudonym die Verbrechen Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten an. Wild wurde entlarvt und zum Tode verurteilt. Der Bildhauer Gunter Demnig verlegt seit über 30 Jahren Stolpersteine, und hat sie 2006 als Marke schützen lassen. Sie erinnern mittlerweile in 1.200 deutschen Kommunen und 30 Ländern an NS-Opfer. Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.”
Quelle:
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