Lebensumstände und Ereignisse

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  • #265262

    Inwiefern schätzen Sie nicht veränderbare, belastende Lebensumstände und multiple Traumata in der Vergangenheit als medikamentös behandelbar oder therapierbar ein, vor allem wenn die Erkrankung schließlich in Schizophrenie übergeht?

    Eine Fragestellung, welche mir heute während des Spaziergangs gekommen ist und ich gerne hier weitergebe.


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    #265269
    Leo

      Medikamentös therapierbar sind Traumata nicht nach meiner Erfahrung. Das Erleben kann nur durch Medikamente abgeschwächt oder gedämpft werden, zum Beispiel Flashbacks bei PTBS.

      #265276

      Ist in dem Fall natürlich schlecht, wenn man viel verdrängt hat.

      Verdrängtes und Unbewusstes kommt ja nicht nur in Flashbacks zum Vorschein.

      Sogar im Wachzustand werden unbewusste Stadien in einer ähnlichen Lebenssituation abgerufen.

      Diese sind durch das Stadium der Unbewusstheit leider oft negativ.

      Man kann es also höchstens medikamentös dämpfen und somit strecken bzw. hinauszögern.

      Wobei ich auch hier feststellen muss, dass man meist über einen gewissen Handlungsspielraum verfügt sich nicht zu wiederholen.

      Sollte also schon möglich sein, sein Verhalten in eine Richtung zu schleifen.


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      • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Jahr, 2 Monate von rebus.
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      #265280
      Leo

        Unter medikamentöser Dämpfung ist das Erleben aber nicht so stark, dadurch ist eine Aufarbeitung unmöglich. Für mich war es zumindest unmöglich. Jetzt ohne Medikamente wird es erst möglich.

        Kann aber natürlich bei jedem anders sein.

        #265289

        @Leo

        Dieses Thema des Wiedererlebens (du erwähntest ja auch eine kptbs) und der Behandlung in Verbindung mit dem Selbstgespräche Thema ergibt für mich ein Bild.

        Auch ich bin heute zum Beispiel spazierengegangen, habe währenddessen laut mit mir selbstgeredet und meine Wut durchlebt. Welche aus Lebensumständen, aktuellen Ereignissen und auch aus der Vergangenheit resultieren.

        Im Anschluß ging es mir besser.

        Ich sitze jetzt Zuhause ruhig rum und fühle mich nicht mehr wütend und nicht schlecht.

        Vielleicht als Möglichkeit und Überlegung zum Einfließen lassen bei dir?!


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        #265313
        Leo

          Genau, Rebus, das schrieb ich ja auch in meinem Thread deswegen extra mit rein, dass ich gerade in der Traumatherapie und Aufarbeitung stecke. Die Stimmen haben mit meinem Trauma zu tun (kPTBS) und sind nicht Halluzinationen der Psychose. Und auch das laute Reden ist meiner Meinung nach ein Versuch der Bewältigung. So wie Du das von deinem Spaziergang beschreibst.

          Meine Problem ist quasi dieser Kontrollverlust, der dann bewirkt, dass ich alle möglichen Leute, die für meine Bewältigung und Sorgen brauchbar sind imaginiere und mit denen Gespräche führe und die auch antworten oder Fragen stellen höre. Und da bin ich mir nicht mehr sicher, ob das ein Anzeichen ist, dass auch die Psychose sich wieder bemerkbar macht.

          Ist das bei Dir auch so, Du schriebst vom Durchleben deiner Wut. Sprichst Du dann wirklich nur mit Dir selbst oder führst Du schon eine Auseinandersetzung mit einer Person (Psychiater, Therapeut), die Dir im Leben sonst hilfreich zur Seite steht oder Du Dir als Beistand wünschen würdest?

          Was mich auch interessieren würde. Du hast auch eine kPTBS oder andere Traumastörung meine ich zumindest beim Querlesen verstanden zu haben. Ich las auch was von OEG.

          Hast Du das schon bearbeitet oder steckst Du auch eigentlich noch mittendrin?

           

          #265314

          Auch ich bin heute zum Beispiel spazierengegangen, habe währenddessen laut mit mir selbstgeredet und meine Wut durchlebt.

          Ich muss meine Wut nicht groß durchleben, kann aber jederzeit wütend über viele Themen reden, selbstverständlich auch mit mir selbst. Nur, wenn ich hier auch nur einen Laut von mir gebe, bei dem man den Eindruck haben könnte, ich würde eventuell statt Selbstgespräche zu führen mit Geistern reden, fängt meine Schwester sofort mit ihrem anpflaumen an. Also bleibe ich tunlichst mucksmäuschenstill und so unauffällig wie es nur geht, um sie ja nicht herauszufordern.

          #265368

          @Leo

          Du schreibst, dass du die Lösung im Umgang bzw. im Kontakt mit anderen Leuten siehst.

          Bei mir ist das etwas anders geartet.

          Ich habe eine Grundaversion gegen andere. Aufgrund vergangener Lebensereignisse, aktueller Lebensumstände und emotionaler Aufgeladenheit, daher resultiert auch meine Wut. Das führt dazu, dass ich im Kontakt mit anderen eigentlich nur ein gegenseitiges unterschwelliges aggressives Verhalten feststelle. Ob real oder nicht spielt keine Rolle, es ist meine gefühlte Realität, auf die ich sehr viel gebe. Wenig bis keine Akzeptanz von anderen, es sei denn ich mache mich zum Hofnarren.

          Therapie hatte ich bereits zwei Jahre lang. Verhaltenstherapie. Ich habe mir das Schema erarbeitet und übe es in Eigentherapie weiter an. Das ist auch sehr erfolgreich. Aber eine Therapeutin ist ein professioneller bezahlter Begleiter für eine gewisse Zeit. Keine Freundin, keine Partnerin, nicht die Gesellschaft.

          Zu meiner Vergangenheit habe ich bereits einiges bearbeitet. Das Strafermittlungsverfahren (ein Offizialdelikt) wurde eingestellt, mit Begründung, dass ich ausgesagt hätte, ich wäre psychisch krank und bin mir bei der ganzen Sache nicht so sicher. Das OEG ist das letzte.


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          #265373

          @rebus daher könnte auch meine Wut kommen. Von Traumata, vergangene und gegebene Lebensumstände. Nur bekommt die Wut meistens mir nahestehende Personen ab.

          #265415
          Leo

            Hallo Ihr Beiden,

            ich war früher auch ein sehr wütender Mensch, vor allen Dingen ein sehr wütender Jugendlicher. Und in mir waren sehr viele wütende Stimmen. Ich wurde eigentlich mein ganzes Leben permanent von denen zusätzlich beschimpft bis hin zu Suizidaufforderungen.

            Ich habe inzwischen aber etwas mehr als 2 Jahre Psychotherapie hinter mir. Genau genommen sind es über mein Leben verteilt wahrscheinlich 15 Jahre insgesamt.

            Ich hatte zuletzt 10 Jahre  intensive psychotherapeutische Begleitung, die ich brauchte um so stabil zu werden, dass ich jetzt endlich an das kann, was mich so kaputt gemacht hat. Zwischendurch war ich auch in Kliniken zur stationären Traumatherapie, das ist aber mit unserem schizophrenen Hintergrund nicht so einfach da rein zu kommen leider.

            Also 2 Jahre Therapie sind bei schwerer komplexer Traumatisierung in der Regel nicht viel und wahrscheinlich auch kaum ausreichend. Für mich kein Wunder, dass Du noch an der Stelle der “Wut” stehst. Wahrscheinlich wird die bei mir auch wieder jetzt während der Bearbeitung auftauchen, aber im Moment bin ich bei “ganz viel Traurigkeit”.

            Vor 10 Jahren habe ich keinem Menschen vertraut und mit niemandem quasi gesprochen. Ich war sozial völlig inkompatibel. Nicht, weil ich asozial war, sondern aus Angst vor dem Menschen. Ich konnte schlichtweg gar nichts, war kaum irgendwie überlebensfähig.

            Heute habe ich Freunde, die mich auch schon eine ganze Weile sehr treu begleiten. Eigene Wohnung mit Mitbewohner. Ging arbeiten, als es meine Gesundheit zuließ.

            Auch bei Dir, Rebus, kann sich da also noch was ändern und Deine Wut und Aggressivität können sich verändern. Vielleicht auch nie ganz weggehen. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das überhaupt ein Ziel oder Wunsch für Dich ist im Augenblick.

            Ich kann nur inzwischen nach all den vielen Jahren sagen, dass es wahrscheinlich doch besser ist aufzuarbeiten. Ich hatte das immer abgelehnt, weil ich sowieso schon so instabil war und es hat sich auch ambulant niemand getraut. Jetzt habe ich Therapeuten an meiner Seite, die sich das ambulant zutrauen und versuche es.

            Vielleicht hilft Dir meine Erfahrung ein bisschen.

             

            #265435

            @Leo ich war jahrelang traurig und verzweifelt. Hatte ärgste Depressionen. Statt mir Trost zu geben, wurde ich auf Leistung gedrillt. Ich sollte die Beste in der Schule sein, die besten Noten haben,…

            Erst bei meiner Wut wurde reagiert. Verstanden die Leute, dass nicht alles passte. Wohl auch deshalb, weil ich mich total zurückgezogen habe und für mich allein sein wollte. Und wegen unzähligen psychosomatischen Beschwerden.

            Jetzt werde ich statt traurig wütend. Aber ich mag auch nicht mehr unter stärksten Depressionen leiden.

            #266016

            Beim letzten Beitrag war ich nicht so gut drauf! Inzwischen geht es mir wieder etwas besser.

            Natürlich möchte auch ich an meiner Wut arbeiten und sie etwas reduzieren. Meine neueste Therapie ist derzeit eine Verhaltenstherapie.

            Auch ist verzeihen können wichtig. Menschen machen Fehler. Und außer dem extremen Leistungsdruck hat es auch durchaus positive Dinge gegeben zb sehr oft fahren in den Urlaub, sich viel um mich kümmern und es gut meinen.

             

             

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