Innere Leere

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  • #4429
    Jey

      Hallo,
      Ich heiße Jessica und ich habe seit ich 16 bin Schizophrenie. Im Verlauf meiner Krankheit habe ich gemerkt, dass ich mich innerlich leer fühlte. Das heißt ich fühle mich so, als hätte ich keine Seele also so als würden sich in meinem Kopf nur Gedanken und Vorstellungen befinden. Dieses leere Gefühl ist sehr unangenehm und ich fühle mich deswegen unnormal. Ich würde gerne wissen ob jemand dieses Symptom auch im Rahmen der Schizophrenie kennt oder vielleicht mal gehabt hatte.
      Vielen dank schon mal im Vorraus

      #4451
      Anonym

        Ja. Gefühle kamen mit der Zeit etwas zurück. Was mir bleibt ist ein Minus an Bewusstheit. Ich merke aber manchmal, dass die Bewusstheit im Prinzip noch vorhanden ist, etwa nach Sport. Sie tritt nur nicht mehr so leicht an die Oberfläche. Dinge, die Körperbewusstsein erhöhen können das glaube ich fördern, Sport, Tanzen, oder einfach ab und an ein Spaziergang.

        #4484

        Hallo Jessica,

        ja, ich kenne innere Leere auch.
        Mich traf es noch etwas härter, dafür nur in den ersten Jahren nach der Erkrankung.
        Ich hatte fast 1 Jahr lang neben der emotionalen Leere eine Leere im Kopf, keine Gedanken die mich geistig beschäftigten und keine Interessen und auch keine Liebe. Gar nichts. “Fühlte” mich hohl und seelenlos.
        Mithilfe einer Verhaltenstherapie lernte ich damit zu leben. Die Leere im Kopf verlor sich irgendwann, doch emotional bin ich ein sehr ausgeglichener Mensch ohne Höhen und Tiefen.
        Darüber habe ich viel nachgedacht und ich sehe für mich auch Vorteile darin, nicht schwingungsfähig zu sein.
        Mit der Erkrankung habe ich meinen Glauben verloren. Ich kann keine andächtige innere Haltung einnehmen um zum Beispiel im Gebet mit Gott in Kontakt zu treten. Ich bin nicht traurig, wenn ein lieber Mensch stirbt, … und übermäßige Freude kenne ich auch nicht.
        Ich mache alles im Kopf mit mir aus. Ich bewerte viel ob ich etwas gut finde oder nicht und kann sagen, ob mir etwas angenehm ist oder nicht.
        In der Therapie habe ich gelernt Dinge zu sammeln, die ich gut finde und als angenehm empfinde und mich mit möglichst viel Gutem zu umgeben und mich mit angenehmen Dingen zu verwöhnen.
        Inzwischen lebe ich ein anderes Leben als ich es früher hatte und ein anderes Leben als fast alle Menschen um mich herum.
        Es kann auch keiner so richtig glauben oder nachvollziehen, wie und was innere Leere ist und bedeutet. Es ist nicht leicht Menschen zu finden mit denen ich mich darüber austauschen kann.

        Wie geht es Dir denn mit Deiner inneren Leere und wie bewertest Du sie?

        Liebe Grüße von mango

        • Diese Antwort wurde geändert vor 5 Jahre, 5 Monate von mango.
        #4517
        Jey

          Hallo Mango.
          Bei mir ist es so, dass ich mich schon etwas an meine innere Leere gewöhnt habe, weil ich sie schon so lange habe. Trotzdem ist das Gefühl keine Seele zu haben sehr unangenehm und ich fühle mich deswegen sehr unnormal und unmenschlich. Es gibt Momente, zum Beispiel wenn ich dusche, dann ist die innere Leere nicht mehr so im Vordergrund. Wenn ich Sport mache allerdings ist die innere Leere sehr präsent und das macht mir sehr zu schaffen. Auch ich habe viel von meinen Emotionen verloren. Ich kann keine Freude, Trauer oder auch keinen Spaß empfinden. Auch ich konnte nicht weinen als ein geliebter Mensch gestorben war. Mir fällt es auch schwer mit anderen Menschen zu interagieren oder eine Beziehung bwz. ein Verhältnis zu anderen Menschen wahrzunehmen und das macht mich sehr einsam.
          Heißt das bei dir ist die innere Leere also die gefühlte seelenlosigkeit jetzt weg?

          Ich würde mich freuen wenn wir uns weiter austauschen könnten.
          LG Jessica

          #4545

          Hallo Jessica

          Tja diese innere leere kennen wohl viele auch welche mit Depression oder Posttraumatischer Belastungsstörung sowie es bei mir mal war. War damals auch kalt – Kühlschrank leer und die leere im Kopf ja die wollte sich nicht mal füllen lassen. Immer wenn ich versuchte über etwas emotionaleres zu sprechen hatte ich regelrechten Gedankensog und wenn ich versuchte Wut zu empfinden legte sich sofort ein anderes Gefühl was nicht wirklich passte drüber.

          Mir hat ein geregeltes normales Leben geholfen. Statt tiefer Therapien habe ich nach vorne gearbeitet. Neues Leben angegangen damals und alles neu gestaltet und ja eigentlich wie @Mango ein völlig anderes Leben begonnen. Das Gute um sich sammeln das tat ich auch und habe Abstand genommen von jenen Menschen oder auch Situationen die mich belasten würden.

          Ein wenig nehr Egoismus hiess das neue Zauberwort und mit der Zeit viel es mir immer leichter auch das Nein sagen und sich abgrenzen und so lernte ich besser für MICH zu sorgen. Irgendwann kehrten langsam die Gefühle zurück – allerdings habe ich kein Neuroleptika genommen, sondern nur eine kleine Dosis Antidepressiva und auf eine gesunde Ernährung geachtet. Viel Inliner bin ich damals gefahren und gewandert.

          Stück für Stück konnte ich wieder mehr lachen und auch wieder weinen aber dies musste ich mir dann auch ganz bewusst erlauben und habe mir da auch Zeit für genommen. Seither gehe ich auch sehr bewusst wenn ich merke das ich unruhig bin weil mich was belastet zu Beratungsstellen und nehme Entlastungsgespräche und Rat in Anspruch damit sich nicht irgendwas wieder anstaut.

          Aber dieses Verflachung wie du sie beschreibst kenne ich von meinem Sohn und meinem Bruder und manchmal habe ich sie schon fast drum beneidet. Es hat auch seine Vorteile wenn man dann ausgeglichener ist und einen nichts mehr so schnell erschüttern kann. Monchichi – so nenne ich hier meinen Sohn der erkrankte sagt immer – mir ist egal und ich weis noch wie ich es gut fand als ich das Antidepressiva hatte und mir viel egal war.

          Is mir Latte hat schon was und ein bisschen mehr Leck mich am … ist besser als anders herum
          Und nein sowas ist nicht Seelenlos sondern du hast sie geschützt in Watte gepackt. Mein Sohn sagt immer:
          Meine Seele hat nun eine Kampfschutz Ausrüstung bekommen B-)

          Und beim Kampfsport hat man sie und lernt Techniken der Abwehr usw.
          Das ist mit der Seele vielleicht nicht anders. Techniken durch Verhaltenstherapien Abstand nein sagen etc. vielleicht braucht die Seele dann mal weniger Ausrüstung

          Grüsse Jenie

          • Diese Antwort wurde geändert vor 5 Jahre, 5 Monate von Jenie.
          #4559

          Kann diese Leere nicht eventuell einfach Negativsymptomatik, oder auch Nebenwirkung der medikamentösen Behandlung, in Form von depressiver Verstimmung sein? Ich könnte mir auch vorstellen, dass wenn man evtl. monate- oder jahrelang Stimmen gehört hat und diese dann verschwunden sind, man das erst mal als Leere empfinden könnte, denn sie nehmen ja schon sehr viel Platz in uns ein.

          Ich selbst kenne es zwar, dass ich unter hoher Dosierung zB. nicht mehr weinen konnte, aber als Leere würde ich das nicht bezeichnen. Bei mir war das eher eine sehr bedrückte Stimmung.


          Tägliche Medikation:
          400 mg Amisulprid
          12,5 mg HCT
          10 mg Ramipril

          ab 04.03.2024:
          500 mg Amisulprid
          5 mg Olanzapin
          12,5 mg HCT
          10 mg Ramipril

          ab 15.03.2024
          600 mg Amisulprid
          12,5 mg HCT
          10 mg Ramipril
          4mg Doxagamma

          #4622

          Hi @Jay,

          ich kenne die Symptome durch meine PTBS schon und wurde mit der Psychose schlimmer. Ich hab jetzt wirklich Jahre Gesprächstherapie gehabt und oft über diese Leere im Bauch gesprochen. Dann kam das weinen wieder, dann die Wut…auf den Rest warte ich leider. Fällt mir auf wenn ich mit meiner (super) Schwester und Frau ins Kino geh. Um mich gerum wird gelacht und ich überleg…hm ja war ganz nett….aber lachen??? Manchmal lach ich aus reflex mit aber fühl´s nicht. Trotzdem alles in allem ist es besser. Auch hat ein wechsel von Amitryptillin (totale leere) auf Doxepin geholfen.

          Ich muss jeden Tag mit meinem Hund raus, daher hab ich natürlich auch äußerlichen Anreiz. Ins Kino geht nur mit Lorazepam oder zu Besuch bei meiner Schwester….wg. langer Bahnfahrt und 4Std. gequatsche….das wird mir dann irgendwann zuviel….aber ich möcht dann nicht immer weg. Auch hat mein Psychiater gemeint ich muss üben Sachen positiver zu deuten oder zu genießen…versuch´s….ist aber schwer.

          Dir viel Kraft.
          Gruss :bye:


          https://butterflys-pearl-kalina.hpage.com/willkommen.html
          https://hamasi-ben-ihmz-achthamar.hpage.com/willkommen.html

          D / 49Jahre
          Quetiapin 200 +400 , Risperidon 2mg, Doxepin 2x 50mg,
          Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam
          L-Thyroxin

          #4624

          Ich hatte die ersten paar jahre nach der Psychose auch eine art innere leere.
          Ich wollte nur schlafen, und konnte kaum noch aus dem Bett.
          Irgendwann ging das aber von alleine weg.

          #4625

          @molly

          Ich habe nie Stimmen gehört.

          #4627
          Anonym

            Sport, schlafen, essen. Wenn das keine innere Leere andeutet. Lol ist doch egal. Emotional bin ich sowieso.

            #4628

            Liebe Jenie,

            das ist für mich eine tröstliche Idee:

            “Und nein sowas ist nicht Seelenlos sondern du hast sie geschützt in Watte gepackt.
            Mein Sohn sagt immer: Meine Seele hat nun eine Kampfschutz Ausrüstung bekommen B-)

            Danke dafür!

            #4633

            Hallo Jessica,

            in der Zeit fehlte mir auch die Mimik und ich war ausdruckslos – ich fühlte mich wie ein Zombie.
            Ich bemühte mich um adäquate Reaktionen auf meine Mitmenschen und versuchte zu lächeln, zu nicken, die Stirn kraus zu ziehen – nur um mich anzupassen und wieder “dazu zu gehören”. Ich kam mir wie eine Schauspielerin vor. Meine bewusst erzeugten Reaktionen waren gekünstelt und ich fühlte mich nicht wohl damit.

            Auch ich isolierte mich und war um Anschluss bemüht. Viele sagten mir Bewegung täte gut und dass ich mich einem Verein anschließen soll mit wöchentlich wiederkehrenden Terminen in einer Gruppe.
            Ich meldete mich zur Rückengymnastik an, zu einer Radsportgruppe und zuletzt zur Wassergymnastik.
            Anfangs gelang mir die Teilnahme an der Rückengymnastik solange auch eine Bekannte von mir dahin ging, die um meine Befindlichkeiten wusste. Sicherlich hat mir die Gymnastik gut getan, es gab außer der Begrüßung untereinander und der Verabschiedung jedoch für mich keine Entwicklung neuer Kontakte und Übung meiner Kommunikationsfähigkeit. Die Konzentration auf das Training lenkte mich jedoch von meiner inneren Leere ab.

            Die Radfahrgruppe war kommunikativer. Mit meiner Gedankenleere konnte ich jedoch zunächst keine Gespräche führen sondern reagierte (meist recht wortkarg) auf vereinzelte Fragen, wenn mich mal jemand ansprach. Ich erlebte meine Einschränkungen sehr intensiv und sie wurden mir während des Trainings bewusster, so dass ich den Austausch mit anderen sogar mied, indem ich alleine hinter jemandem herfuhr und nicht zu zweit nebeneinander mit jemandem, nur um nicht diese gestörte Kommunikation haben zu müssen. Auch vermied ich die anschließenden Treffen im Vereinsheim, da es mir nicht gut tat mit anderen zusammen zu sein, die nicht mit mir umzugehen wussten und denen ich meine Nöte nicht offenbaren wollte.

            Der Radsport ist ein Saisonsport. Im Sommerhalbjahr findet sie bei mir einmal pro Woche nach Feierabend statt. Das Training trug zu meiner allgemeinen Fitness bei und ich kaufte mir ein neues Fahrrad mit dem ich gerne trainiere, weil es mehrere Gänge hat und sich leichter treten läßt. Mehrere sprachen mich auf das neue Fahrrad an und so konnte ich wenigstens etwas dazu sagen, welche Vorzüge ich gegenüber dem alten Fahrrad sah.

            Von Jahr zu Jahr verbesserte sich meine Kommunikationsfähigkeit mit dem schleichenden Verschwinden meiner Leere im Kopf. Durch die berufliche Wiedereingliederung und einer Auswahl an Aktivitäten in meiner Freizeit die mir sinnvoll erschienen, besserte sich auch meine Zufriedenheit mit mir selbst und mit meinem Leben.

            Liebe Grüße von mango

            #4637

            Ich hatte das auch sehr lange. Dazu gesellte sich noch eine stark ausgeprägte Spracharmut. Das meiste hat sich zum Glück zurückgebildet, aber eine gewisse Leere bleibt bis heute. Ich denke zum größten Teil liegt es an der Erkrankung, aber ein Teil ist auch, meiner Meinung nach, den Medikamenten geschuldet, die einen so abstumpfen lassen.

            Was und wie viel nimmst du denn zur Zeit?

            #4651

            Ich bemerke durch die Medis eine leichte Affektverflachung, d.h. meine Gefühle “schwingen” weniger. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Medis in höherer Dosis das noch verstärken, bis hin zu Gefühlen der inneren Leere. Also, demnach wäre mein erster Verdacht eher die Medikamente, aber andererseits habe ich keine Ahnung von den verschiedenen Krankheitsbildern, insofern …?! Zudem ist bis zu einem gewissen Grad so ein emotionaler Stoizismus ja vielleicht sogar wünschenswert … aber wenn du an Gefühlen der inneren Leere leidest, natürlich nicht mehr.

            #4672

            Das Leid, kein Leid zu empfinden?

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