Fragen zum Projekt “Take 5 For Life”

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  • #309932

    Take 5 For Life
    Ein Projekt für Menschen mit Schizophrenie – innovativ und ambulant

    Quelle: https://www.take5forlife.de/

    Hallo @take-5-for-life,

    wenn ich die Informationen auf Ihrer Homepage richtig verstanden habe, dann können Menschen mit der Diagnose Schizophrenie, begleitend zu den psychiatrischen Therapien mit Neuroleptika, kostenlos Angebote nichtmedikamentöser Therapien nutzen. Die Wirksamkeit des Projektes soll durch eine Begleitforschung untersucht werden.

    Könnten Sie bitte schreiben, welche Stiftung dieses Projekt finanziert und welche Ziele damit verfolgt werden?

    Wie messen Sie die Wirksamkeit?

    Welche Rolle spielen medikamentöse Therapien und die Adhärenz von Menschen mit Schizophrenie gegenüber medikamentösen Therapien in diesem Projekt?

    Vielen Dank für die Antworten im Voraus.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Mowa

    #309946

    Hi @mowa das ist ein privater anonymer Spender, der wohl einen kranken Sohn hat.

    info

    #309948

    Hallo Hanseatic, danke Dir für die Infos!

    Mich interessiert sehr, ob die Projektbetreiber Schizophrenie für heilbar halten oder nicht.

    Je nach dem wären die Zielsetzung und der Mindset für ein solches 3-Jahres-Projekt ganz anders, vermute ich.

    Ich würde mich freuen, wenn take-5-for-life auf diese Fragen noch selbst antworten kann.

    #309958

    Guten Morgen @Mowa,

    Ich versuche mal die Fragen so zufriedenstellend wie möglich zu beantworten.
    Zu der Finanzierung ist es so, wie @Hanseatic bereits gesagt hat. Wir haben das Glück, aktuell durch einen privaten Stifter finanziert zu sein, der persönliches Interesse an dem Thema hat.
    Unser Ziel ist es, die Versorgungsmöglichkeiten von Personen mit Schizophrenie zu erweitern. Gerade an ambulanten, psychosozialen Therapieangeboten mangelt es leider oft noch und hier möchten wir gerne ansetzten. Dazu bieten wir die vier Therapien an (Sport, Kunst, Musik und Psychologische Gruppe), da wir auch ausprobieren wollen, ob die Therapie hilfreicher ist und eher wahrgenommen wird, wenn unsere Teilnehmenden selbst auswählen können, welche der Therapien sie machen möchten.

    Die Wirksamkeit soll durch prä-post Vergleiche gemessen werden. Wie auch auf der Website beschrieben, haben wir für unsere Teilnehmenden ein paar Fragebögen, die zu verschiedenen Zeitpunkten erhoben werden. So können wir eine Verlaufsdiagnostik machen und damit verschiedene Aspekte analysieren. Z.B. wollen wir die Therapiearme selbst miteinander vergleichen, ob eine vielleicht mehr Wirkung zeigt als eine andere. Aber auch die Wirksamkeit des Modells als Ganzes ist natürlich von Interesse. Hier ist z.B. interessant, ob mehr Teilnehmende über die Zeit der Studie in unserem Projekt bleiben als bei vergleichbaren Studien, die aber nur eine Therapie anbieten (also bei der der Aspekt der Wahl nicht gegeben ist).

    Zu der Rolle der medikamentösen Therapie: Natürlich ist die medikamentöse Einstellung sehr zentral in der Behandlung von Schizophrenie, aber im Idealfall sollte sie von psychologischer Therapie begleitet werden. In unserem Projekt ist die medikamentöse Behandlung nicht vorrangig. Die meisten unserer Teilnehmenden kommen bereits mit Medikamenten zu uns und wir wollen diese auch nicht anrühren. Hier ist weiter der gewohnte Behandler zuständig. Wir haben die Zielsetzung, ein ergänzendes psychosoziales Angebot zu schaffen. Die Adhärenz der Menschen spielt hier natürlich ebenfalls eine Rolle, da dies oft noch schwierig ist. Gerade bei den Medikamenten, sorgen Nebenwirkungen oft für einen Abbruch und auch regelmäßige Termine wahrzunehmen kann natürlich schwierig sein. Wir hoffen, dass die Motivation durch die selbst bestimmte Wahl der Therapie und den aktivierenden Gruppencharakter unseres Angebots evtl. erhöht werden kann.

    Ob Schizophrenie abschließend als heilbar eingestuft werden kann ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortbar. Der aktuelle Wissensstand würde aber eher dagegen sprechen. Die ideale Zielsetzung sollte eine holistische langfristige Begleitung durch Medikamente, Psychotherapie und andere unterstützende Angebote sein.
    Das dies nicht durch ein zeitlich begrenztes, psychotherapeutisches Angebot zu erreichen ist, ist klar. Daher ist erstmal das Ziel diese Ressourcen zu nutzen, um rauszufinden, ob ein vielfältiges Angebot solcher Therapien generell ein positives Outcome hat. Aus diesen Ergebnissen kann dann hoffentlich durch weitere Förderung aufgebaut werden.

    Ich hoffe ich konnte alle Fragen beantworten!

    #310195

    Guten Morgen take-5-for-life,

    vielen Dank für Ihre aufmerksame und freundliche Antwort. Ich habe Sie so verstanden, dass das neue Projekt im Einklang mit den konventionellen Behandlungsmöglichkeiten steht und daher seriös ist.

    Als Betroffene mit Schizophrenie, die heute von ihrem Psychiater als “gesund” diagnostiziert wird und nur eine minimale Dosis Neuroleptika einnimmt, um in Stress- und Krisensituationen gesund zu bleiben, bin ich überzeugt, dass ein guter Zugang zu nichtmedikamentösen Therapien dringend in die Regelversorgung integriert werden sollte.

    Indem man den Betroffenen hilft, ihre eigene Resilienz mit nichtmedikamentösen Therapien zu stärken, anstatt ihnen in Stress- und Krisensituationen mehr Psychopharmaka zu verabreichen, wie es bei konventionellen Therapien der Fall ist, werden Neuroleptika und andere Psychopharmaka nachhaltig weniger benötigt. Dies deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen und denen meines Mannes, der ebenfalls betroffen ist.

    Ich würde es daher sehr begrüßen, wenn die medizinischen und therapeutischen Fachleute ein Bewusstsein dafür entwickeln würden und wenn Projekte wie das Ihre darauf abzielen würden, Schizophrenie als eine psychische Erkrankung wirklich lindern und heilen zu helfen, anstatt die Symptome der Erkrankung primär mit Psychopharmaka vorzubeugen oder zu unterdrücken.

    Freundliche Grüße,
    Mowa

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