Bundestag beschließt: keine Fixierung mehr ohne richterlichen Beschluss

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  • #38851
    Anonymous

      … und ich dachte, ich hätte ein ökonomisches Weltbild  :unsure:

      #38861

      Ich wurde leider schon oft auf der geschlossenen fixiert, was mich eher traumatisiert hat.

      Trotzdem wurde ich auch während dieser fixierten Zeit wieder einigermaßen klar – vermutlich weil ich nicht mehr soviel Trinken konnte und somit nichtmehr die Medikamente ausschwemmte.

      Einmal habe ich den Feueralarm ausgelöst und die Feuerwehr kam in die Klinik. Da kann ich ja im Nachhinein die Fixierung noch etwas nachvollziehen. Als sie mich dann wieder entfesselten habe ich oft den Alarmknopf gedrückt, der die Pfleger ruft, weil ich Angst hatte – es war auch irgendwie ein Zwang. Das endete dann damit, dass sie mich jedesmal wieder fixierten, wenn ich nur den Alarmknopf drückte um von den Pflegenden Hilfe zu bekommen. Manchmal haben dann auch Mitpatienten gedrückt in meinem Zimmer und ich wurde wieder fixiert – das war nicht mehr lustig. Wegen sowas sollte man nicht fixieren – das war eine pervertierte erzieherische Maßnahme.

      Ich denke ein gewisses Maß an Empathie sollte für einen Pfleger Einstellungsvorausetzung sein. Pfleger sind nicht nur für Sauberkeit und Abfertigung zuständig sondern sie arbeiten mit Menschen! Ich habe auch eine Pflegerhelferausbildung gemacht und da lernt man auch das es wichtig ist mit den Patienten zu reden. Einen Demenzkranken z.B. erreicht man nur noch über Empathie. Das hat nichts mit Prostitution zu tun sondern gehört zur Arbeit – den Patienten bei der Genesung zu begleiten.

      #38886

      Mir ist es wichtiger, wenn ich mir in einer Klinik keine Multuresistenzen Keime einfange, als wenn der Pfleger morgens 5 Minuten schwatzt und mich fragt wies mir geht und so weiter. Ich denke, Abfertigung und Sauberkeit haben Priorität. Alles darüber hinaus ist Privatvergnügen und sollte nicht von öffentlichen Trägern finanziert werden. Ich möchte nicht, dass dafür meine Beiträge verwendet werden. Das meinte ich mit fremdfinanziertem Altruismus. Klar wenn jemand die Extrabehandlung will soll et sich halt privat versichern, aber ich will da nicht für den Aufpreis aufkommen.

      #38887

      @nichtraucher Wäre eine Begrüßung für Dich schon zu viel? Und die Ärzte und Pfleger müssen ja unbedingt fragen, wie es einem geht, um einen adäquat behandeln zu können.

      #38889
      Anonymous

        Puh was für eine Diskussion, Nichtraucher ich bin echt entsetzt über deine Ansichten. Mögest du nie (oder gerade?mh) von Pflegern richtig weil alt, oder/und krank abhängig sein.

        Ich war 8 Jahre in der Pflege ambulant tätig. Ohne Empathie kann man diese Arbeit nicht machen, nicht nur für den Patienten nicht, sondern auch für sich selbst. Und selbstverständlich kann man gleichzeitig ganz prof. sein, und nicht “alle” Probleme lösen wollen. Aber man laßt als guter Pfleger den Menschen spüren das er nicht alleine ist mit allem.

         

        #38895

        Also als ich in der Klink war und der Kunsttherapeut (!) wollte sich anbiedern und mit mit quatschen habe ich mir nur gedacht “Fuck Off! Ich kenne Dich gar nicht, Du bist nicht mein Freund, was willst Du eigtl. von mir?”. Und auch wenn ich als alter Mensch in der Pflege bin, will ich dass die Pfleger ihren Job machen und nicht, dass ich mit ihnen quatschen soll. Mir ist es wie gesagt wichtiger, dass die Pfleger darauf achten, dass sich die Patienten nach dem Toilettengang die Hände waschen, weil das Leben mit sovielen unterschiedlichen Personen auf so engem Raum besondere hygienische Maßnahmen erfordert, als dass sie so tun als wäre ich ihnen irgendein persönliches Anliegen. Die Pfleger können mir eh nicht helfen. Die sollen einfach nur die Anweisungen ausführen, eben ihren Job tun, das wofür sie bezahlt werden, nicht mehr und nicht weniger. Professionelle Distanz statt Empathie. Freundschaften sowie echte Zuneigung muss und soll man woanders finden und nicht in der Klinik. Und die Aufgabe der Pfleger ist nicht mein “Freund” zu sein, sondern den Ablauf in diesem Betrieb zu gewährleisten und damit den Ärzten (!) ihre Behandlung zu ermöglichen. Genau so stelle ich mir ein effizientes Gesundheitssystem vor und nicht wie ein Empathie-Milliarengrab, weil mit der Empathie ist es so, dass man dort unendlich viel investieren kann, aber man niemals irgendwas zurückerhält und sogar im Gegenteil, dass dann Ungerechtigkeiten entstehen, weil manche Personen sich über Empathiemanipulation Vorteile erschleichen können und dann mehr Aufmerksamkeit erhalten und somit mehr Kosten verursachen, als andere, welche vielleicht nicht dieses Spiel spielen können oder wollen, weil sie vielleicht einfach zu integer sind, als dass sie dieses falsche Mitgefühl erheischen würden.

        Wenn es ums Gesundheitssystem geht will ich, so wie beim Einkauf, lieber Aldi statt Edeka. Schnell, schlank, effizient, ohne Schnickschnack. Und ich will nicht extra bezahlen fürs “ambiente” oder eben für die freundliche Begrüßung oder die geheuchelte Fürsorge. Ich will Minimalversorgung mit minimalen Kosten. Nur das notwendige und den Verzicht auf die ganzen Extras.

        • This reply was modified 5 Jahre, 7 Monate ago by Nichtraucher.
        #38909

        Meine Frage ist: Was ist denn die Alternative zur Fixierung?

        Zweifellos gibt es Fälle, in denen es kurzfristig keine Alternative gibt; wenn jemand voll in Rage ist und alle anderen Vorgehensweisen ausgeschöpft wurden, muss das wohl sein, als reine Schutzmaßnahme für alle Beteiligten.  Weniger Sinn macht es, die Fixierung als willkürliche “Bestrafung” anzuwenden und jemanden dann eben ein paar Tage “liegen zu lassen” einfach nur deswegen, weil man es eben kann bzw. als eine Art Machtdemonstration. Im Sinne von “Das haste jetzt davon, wenn Du austickst”

        Ob/wie das genau so umgesetzt werden kann, wie das nun in dem Gesetzentwurf steht, ist ne andere Frage, denn ob man in jedem Fall auf die Schnelle den zuständigen Richter erreicht, damit der mal eben vorbeikommt und die Situation in Augenschein nimmt ist schon fraglich. Aber hilft mit Sicherheit dagegen, sich in Kliniken allzu vorschnell für eine Fixierung zu entscheiden, ohne dass man andere Möglichkeiten ausschöpft, weils eben am bequemsten ist.

         

        Was Empathie vs. Effizienz angeht:

        Natürlich muss eine Klinik effizient laufen. Ohne Effizienz wären Einrichtungen in der Größenordnung, wie wir sie hierzulande haben, überhaupt nicht möglich, wirtschaftlich sowie organisatorisch. Allerdings glaube ich nicht, dass Effizienz und Empathie sich grundsätzlich gegenseitig ausschließen.

        Ich denke wirklich nicht, das emotionale Prostitution eine Arbeit sein sollte. Ich finde das total pervertiert. Die sollen ihren Job machen und für Sauberkeit sorgen und nicht die Patienten bespaßen.

        Niemand verlangt wohl „emotionale Prostitution“ oder Pateinten-“Bespaßung“  Ich denke, es würde genügen, wenn dem Patienten, ganz allgemein, das Gefühl gegeben wird, mehr als nur „Patient Nr. 117, Diagnose : F irgendwas“ zu sein. Man muss das ja nicht komplett ins Gegenteil verkehren, indem man jeden Patienten verhätschelt und auf sämtliche Wünsche und Anfragen eingeht. Klar kann das Pflegepersonal nicht gleichzeitig Seelsorger, Therapeut und „Freund“ für die ganze Patientenschar sein.

        Aber gerade im psychiatrischen Umfeld mag das der schnelleren Genesung des Patienten durchaus zuträglich sein, nicht *nur* wie eine Nummer auf nem Blatt Papier behandelt zu werden, sondern als der Mensch, der man nun mal ist. Daher bin ich der Meinung, dass es so ganz ohne Empathie ebenso wenig funktioniert.

         

        Mir ist es wichtiger, wenn ich mir in einer Klinik keine Multuresistenzen Keime einfange, als wenn der Pfleger morgens 5 Minuten schwatzt und mich fragt wies mir geht und so weiter.

        Eine Klinik, in der körperliche Gebrechen behandelt werden, in der am laufenden Band chirurgische Eingriffe vorgenommen und Infektionen behandelt werden etc etc. ist in *dem* Punkt wohl nicht 1:1 mit einer psychiatrischen Klinik vergleichbar. In ersterer haben die von Dir genannten Punkte absolut oberste Priorität, dem stimme ich zu. Denn weder für den Patienten noch für die Einrichtung ist es von Vorteil, wenn man durch Versäumnisse in dem Bereich unnötige Komplikationen heraufbeschwört, denn das wäre dann weder effizient, noch wirtschaftlich für die Einrichtung und ebenso wenig heilsam für den Patienten.

        In einer psychiatrischen Einrichtung, in der es um die seelische Gesundheit des Patienten im Vordergrund steht, finde ich es durchaus nicht den falschen Ansatz, wenn ein Pfleger nebenher auch mal 5 Minuten Zeit hat für ganz belanglosen Smalltalk. Als Patient hat man dann ja immer noch die Wahl, ob man dafür gerade in Stimmung ist.

        Also als ich in der Klink war und der Kunsttherapeut (!) wollte sich anbiedern und mit mit quatschen habe ich mir nur gedacht „Fuck Off! Ich kenne Dich gar nicht, Du bist nicht mein Freund, was willst Du eigtl. von mir?“.

        Legitime Reaktion, wenn Dir nicht danach ist. Könnte in beschriebenem Fall sogar sein, dass ich sehr ähnlich reagiert/gedacht hätte, gerade wenn ich psychisch etwas labil gewesen wäre, weil ich in so einem Fall meistens einfach meine Ruhe haben will. Allerdings: Nur weil Du mit dem schwafelnden Kunsttherapeuten nichts anfangen kannst, heißt das nicht, dass das für alle anderen auch gilt. Daher steht es Dir natürlich frei, so ein Angebot abzulehnen. Der Patient, den er als nächstes vollgequatscht hat, hat sich aber vllt. sehr darüber gefreut, dass mal jemand mit ihm quatscht ;)

        #38914

        Ich stelle mir eine Fixierung ziemlich schrecklich vor. Sie sollte am besten gar nicht stattfinden.

        Ich finde ein wenig Empathie sollte vom Personal schon aufgebracht werden. In den Tageskliniken in denen ich war hat sich das auch so ergeben und dadurch sind keine Aufgaben liegengeblieben. Jedes Gespräch kann hilfreich sein, auch wenn es nur “nebenbei” geschieht. Ich möchte die Gespräche jedenfalls nicht missen. Wie es in vollstationären Kliniken aussieht, weiß ich nicht aus eigener Erfahrung. Ich würde mir dort aber auch Empathie wünschen. Die Medikamente können schließlich noch nicht alles leisten!

        #38917

        Was versteht Ihr denn dann unter Empathie?

        Mir kam es in meiner Zeit in der Pflege immer so vor als sei das die Ausrede vom Personal wenn sie ihre Aufgaben nicht erledigt haben weil sie lieber sich selbst verwirklicht haben bei Plausch und Kippenpause.

         

        Ansonsten denke ich dass jede Gemeinschaft auch Sanktionen braucht um störendes Verhalten zu unterdrücken. Dabei finde ich, dass eine Fixierung noch die “humanste” Sanktion ist, die ich mir Vorstellen kann. Andere Möglichkeiten wären Isolation, Ausschluss, Körperverletzung, Sedierung und so weiter. Alles ziemlich grausame Verfahren, die (mit Ausnahme der Sedierung) mit Sicherheit viel traumatisierender sind als eine Fixierung. Klar ist eine Fixierung ein Zwang und auch eine Demütigung, aber ehrlich gesagt ist das meist weit weniger als der Schaden den die Auslösende Situation verursachen könnte.

        #38918

        Zu dem Kunsttherapeuten fällt mir noch ein, nachdem ich mal ein bild gezeichnet hatte mit einem Krieger oder so, dass der Therapeut eines Tages das Gespräch mit mir suchte und dann so meinte: “na, wie gehts denn heute unserm Wikinger?”

        Also dass ist nicht schlimm, aber ich finde es absolut unangebracht. Was wäre wenn ich ihn so von oben herrab angesprochen hätte? Ein Pfleger sollte sich meines Erachtens im ideal Fall in seiner Persönlichkeit soweit zurück nehmen, dass er als pures Inventar, einfach als unterstützendes Werkzeug wahrgenommen wird und nicht versucht sich und seine Persönlichleit per “Empathie” aufzudrängen. Nicht der Pfleger sollte im Mittelpunkt stehen, sondern der Patient. Der Pfleger ist dann nur noch Funktion und wie eine Maschine. Er leiht seinen Körper für die Tätigkeit ist aber selber als Persönlichkeit transparent.

        #38919

        Was versteht Ihr denn dann unter Empathie?

        Ich verstehe darunter, zu erahnen, was/wie sich mein Gegenüber im Moment fühlt, ein sich-hineinversetzen in eine andere Person. Und wenn jemand ‘gut’ darin ist, wird es eher selten passieren, dass derjenige den Eindruck erweckt,

        sich und seine Persönlichleit per „Empathie“ aufzudrängen.

        ,denn dann wird er, per Definition sozusagen, im Vorfeld schon erkennen, wer wann welche Art von “Zuwendung” benötigt, oder eben nicht benötigt – und dementsprechend handeln.

        #38970

        Empathie ist ein großes Wort. Ich finde einfach nur, dass Menschen von Menschen gut behandelt werden sollten. Dazu gehört eben auch mal ein nettes Wort, wenn dazu Zeit ist. Gerade bei seelischen Erkrankungen kann eine Therapie derzeit nicht nur aus Tabletten bestehen, finde ich.

        „na, wie gehts denn heute unserm Wikinger?“

        Das würde mir auch etwas quer gehen, aber es war bestimmt gut gemeint ;-)

        #39327
        Anonymous

          Ich finde es einen Unterschied von Empathie zu sprechen, wenn ich in einer akuten Situation bin und welches Handeln die Leute um mich herum daraus ableiten..

          Bei meiner ersten Psychose, Da war es auch das einzigste Mal, dass ich fixiert wurde und mir ist bis heute nicht klar, ob es wirklich an dem Joghurt Becher lag oder ob ich die Station bis zu diesem Punkt übermäßig mit meinem Gehabe drangsaliert habe..

          Es ist einfach ein Unterschied, ob ich wie in meiner 2.ten Psychose in einem Akut Zimmer bin und mich Da zurechtfinden muss oder in einem Überwachungszimmer ans Bett gefesselt und ich finde es gut, dass sich die Ärtze und Pflegekräfte mehr damit auseinandersetzen, welche “Nebenwirkungen” ihr Handeln haben kann, wenn sie unliebsame Patienten ans Bett fesseln.. die Medikation, die ich damals bekam hat dann die Fesseln chemisch angelegt und ich bin wie ein Roboter daher marschiert, ja, und diese Erfahrung wünsche ich niemandem.

          Und die Empathie hat halt Da seine Grenzen, wo es diese akuten Zustände gibt, weil das Handeln der Betroffenen ja zum Größtenteil nicht nachvollziehbar ist und daher diese Zwangsmaßnahmen.

          Als ich später aber eine Reha machte oder auch langjährig einen Therapeuten besuchte, ja.. Da geht es doch gar nicht anders als das beide Gesprächsteilnehmer miteinander gucken, wie es zu diesen Erlebnissen kam und wie s weitergeht.. Ohne Empathie, also dem Versuch verstehen zu wollen, was andere mir damit sagen wollen oder wieso sie so und so handeln, ja, kann ich mich gar nicht orientieren und eine Gemeinschaft wäre nicht möglich, ebenso hier!

          Die Kliniken sind für mich auf gewisse Weise Sonderwelten, die ja auch mehr und mehr abgeschafft werden dürfen, wenn es nach mir geht.. Der Gesundheitsminister sollte mal darauf aufmerksam machen, wie viele Menschen doch an seelischem Leid zugrunde gehen, aber der will eine Gesundheitsapp und es sollen Avatare eingesetzt werden, um die Stimmen zu reduzieren oder Tetris spielen, wie ich gestern gelesen habe..

          Vor einem halben Jahr habe ich mein komplettes Online Leben gelöscht, ich habe es zumindest probiert, aber zur Zeit erscheint mir online gar besser als offline und daher..

          Lieben Gruß

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