Vorurteile gegenüber Schizophrenie

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  • #225716

    Hallo miteinander,

    wenn man über Suchmaschinen oder per Zufall auf dieses Forum stößt und als erstes auf eine große Menge an Beiträgen stößt, die von ein und derselben Person stammen, so liest man wohl eine akute Psychose online mit.

    Es gibt viele Vorurteile, alle von denen seien so. Auch andere Gerüchte a lá “Schizophrenie?! Wie viele seid ihr denn?!” prägen das Bild in der Gesellschaft.

    Von einer Psychose genesen, kann man allerdings oft den schizophrenen vom gesunden Menschen kaum unterscheiden. Vielleicht ist derjenige ruhiger, hat durch die Einnahme von Neuroleptika eventuell ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen, hat Lücken im Lebenslauf wegen eines Psychiatrie-Aufenthalts, einer Reha, ist vielleicht auch feinfühliger und sensibler – in jedem Fall ist derjenige ein Mensch, der Krisen erprobt ist.

    Welche Vorurteile habt ihr über Schizophrenie schon bereits live erlebt, gelesen oder sonst wie mitbekommen? Und was kann man tun, um diese Stigmata abzumildern, die oft entstehen, wenn ein Amokläufer mal wieder laut Medien “psychotisch” war?

    Auf einen interessanten Austausch…

    Viele Grüße


    “Glauben Sie nicht alles, was Sie denken.” Heinz Erhardt

    #225728

    Heyho,

    mein Name ist Metalhead666 Ich bin an dieser bescheidenen Krankheit seit 7 Jahren bald erkrankt. Ich habe niemals ein Gewaltverbrechen oder etwas anderes kriminelles getan. Das Stigmata ist sehr groß. Wie schon beschrieben kann man uns in den meisten Fällen nicht unterscheiden von “normalen” Menschen! Es erkranken ein Prozent der Menschheit an Schizophrenie! Genauso viel wie Diabetiker! Ist also keine Seltenheit! Ich habe schon viele typische und Atypische Neuroleptika auf Neudeutsch ANTIPSYCHOTIKA :wacko:   genommen. Was mir wichtig ist, gerade auch bei diesem Thema hier, dass nur eine geringe Anzahl von Menschen gewalttätig werden bzw. mit dem Gesetz in Berührung kommen. Die meisten von uns sind sogar eher ängstlich und nicht aggressiv, obwohl der Ausdruck im Gesicht dazu möglicherweise was Mimik und so weiter eher das Gegenteil ist. Wir sind nicht besonders stressresistent, weil wir Eindrücke und Reize nicht mehr besonders filtern können. Wir sind daher was Stress angeht sehr anfällig. Nicht umsonst ist die Arbeitslosenquote bei Schizos 50 %. Es kann sein, dass jeder Tag zu einer Qual wird und man durchaus dem Tode nicht ganz abgeneigt ist. Jeder verspürt mal den Unwillen nicht mehr leben zu wollen. Muss aber nicht passieren. So vielfältig die Erkrankung ist, genauso ist diese auch unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Ich bin beispielsweise chronischer Stimmen Hörer. Es bedeutet dass ich akustische Halluzinationen habe. Oftmals sind es Beleidigungen, die auftauchen, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Das ist nur ein Beispiel. Ein anderer hört nur Stimmen im Bett. Der andere durch das Fernsehen und und und. Die Krankheit ist leider noch sehr unerforscht. Weitere Forschung ist nötig. Ein anderer hat Gedankeneingebungen und auch heftigere Zwangsstörungen. Ein anderer begreift die Realität nicht mehr. Schizophrenie ist eine Erkrankung wo man den Boden unter den Füßen verliert. Man taucht ein in eine andere Realität. Seine Umgebung fühlt sich anders an und realitätsfremd. Deshalb ist zumeist auch der Weg in die Psychiatrie der einzige Ausweg! Ich war zum Beispiel jedes Jahr in der Psychiatrie, habe viele Medis genommen und habe auch schon eine Elektrokrampftherapie hinter mir, die wenig geholfen hat!

    Lange Rede kurzer Sinn! Wir sind nicht gefährlich und haben auch normale Gedanken wie jeder andere auch. Wenn Du also Betroffener bist, melde Dich gerne hier an. Wir unterstützen uns gegenseitig und tauschen uns aus, jeder wie er kann. Niemand kann aber Psychiater, Psychologen etc. ersetzen. Wir sind nur zur Unterstützung da!

    Herzlich Willkommen bei uns ;-)

    #225732

    Wow @Metalhead666, danke für Deinen Beitrag??

    #225738
    Anonym

      Hi dann stelle ich mich auch vor. Bin Floeckchen aus Österreich 53 Jahre und schizo affektiv.  Das heißt ich bin an Psychose erkrankt,  aber auch Depression oder Manie.

      Manche im volksmund sagen himmelhochjauchzent oder zu Tode betrübt.

      Ich habe am Anfang auch Stimmen gehört,  die sind durch Neuroleptika aber schnell verschwunden.  Es ist eines der positiven Symptome sogenannten.

      Die negativen Symptome sind u.a. Antrieb losigkeit,  erschöpft sein viel schneller als andere und sind recht unspektakulär.

      Ich bin seit 1 Jahr in Rente.  Und mache um der Gesellschaft etwas zu geben 3 Ehrenämter.  Es gibt mir auch Struktur und halt in meinem Leben.

      Seit Anfang des Jahres habe ich wieder eine Katze ?.

      Diese Verantwortung zu haben tut mir gut.

      Ich habe natürlich auch ganz normale Hobbits u.a. Schwimmen,  malen, häkeln,  Lesen zurzeit viel über Ernährung.

      Ich wünsche dir, wenn du auf dieses forum stößt,  das du dich einbringen kannst.

      LG Floeckchen

      #225753

      Hier nenne ich mich Cellardoor. Auch ich habe die Diagnose „schizoaffektive Persönlichkeitsstörung“, zuletzt vor ca. drei Jahren manisch. „Schizo“ steht für gespalten, „affektiv“ für Gefühle. Das Wort „Schizophrenie“ heißt wohl so viel, wie „gespaltenes Zwerchfell“, da man früher annahm, die Seele würde sich im Zwerchfell befinden. Es sind also seelische Diagnosen, die wir tragen.

      Bei uns ist aus medizinischer Sicht der Botenstoff „Dopamin“ zu viel vorhanden. Das kann durch Stress gefördert zu einem Verhalten führen, das anderen nicht als rational erscheint. Dieses Verhalten wird „Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis“ genannt.

      Symptome können z.B. Stimmen hören sein, Wahngedanken: religiöser Wahn (z.B. sich für einen Messias halten), Vergiftungswahn (z.B. „Meine Nachbarn mixen was ins Leitungswasser, was mich töten soll“), Verfolgungswahn (z.B. „alle sind nur hier, um mich auszuspionieren und zu jagen“), Liebeswahn, uvm. – auch Ich-Störungen („meine Identität verschwimmt mit der Außenwelt“), Gedankenentzug und -eingabe, Fremdsteuerung – können Symptome sein, die den Betroffenen für sein Umfeld schwer einzuschätzen und zu behandeln machen.

      Damit das Dopamin im Gehirn reguliert wird, bekommen wir oft Medikamente, Psychopharmaka, speziell gegen Psychosen also Neuroleptika. Doch nicht jedes Präparat passt zu jedem gleich gut: Einige wirken antriebsteigernd, einige mehr sedierend, einige sind stark, andere weniger stark. Einige von uns haben kaum bis keine Nebenwirkungen, während andere von uns den vollen Beipackzettel erleben müssen und gezwungen sind, unter ärztlicher Aufsicht das Medikament zu wechseln.

      Für alle mit diesen Diagnosen ist es wichtig, die Neuroleptika nur in ärztlicher Absprache einzunehmen, deren Dosis zu verändern oder gar ganz abzusetzen. Mein Erleben ist ein gutes Beispiel dafür, dass man dies niemals abrupt auf eigene Faust tun sollte – damit ist ein Rückfall ziemlich sicher. So erlebte ich insgesamt drei Rückfalle mit psychiatrischen Aufenthalten, denen ein eigenmächtiges, abruptes Absetzen der Neuroleptika vorausging. Solche Aufenthalte in der Psychiatrie sind oft nicht sehr angenehm, da es immer Menschen dort gibt, denen es teilweise noch schlechter geht, als einem selbst und man dennoch mit dem Umfeld dort zurechtkommen und sogar genesen muss.

      Um meine Erlebnisse zu verarbeiten, hat mir das Schreiben und das Dichten sehr geholfen. Ich male auch mit Acryl und Kreiden zum Hobby, habe mittlerweile ein stabiles und liebevolles Umfeld gefunden. Vor kurzem zog ich rund 1000 Kilometer weit weg in den Süden Deutschlands. Seit rund drei Jahren fühle ich mich frei von Symptomen. Beruflich Fuß zu fassen, fällt mir trotzdem sehr schwer: Mein Lebenslauf ist so bunt, dass ich bei Vorstellungsgesprächen ins Stottern gerate und man mich nicht einstellen mag und wenn doch, dann kann dieser berufliche Stress eine neue Krankheitsepisode auslösen, dass ich die Tätigkeit wieder aufgeben muss oder gar gekündigt werde. Zwar habe ich auch mal studiert, habe unter Psychose aber aufgeben müssen. Jedoch ist das Aufgeben vom Versuchen für mich keine Option und mittlerweile das „einmal mehr aufstehen, als hinfallen“ ein fester Bestandteil meines Lebens geworden.

      Für den Anfang soll das erst einmal genügend Text von meiner Seite sein. Sollte es Fragen von euch vielleicht neuen Forenmitgliedern oder neugieren, zukünftigen Usern geben, stehe ich gerne zur Verfügung. Für Ausführungen und Ergänzungen und konstruktive Kritik von den „alten Hasen“, bin ich auch zu haben.


      “Glauben Sie nicht alles, was Sie denken.” Heinz Erhardt

      #226042

      Ich bin Molly und lebe seit über 30 Jahren, ohne mir irgend etwas Zuschulden kommen zu lassen, mit paranoider Schizophrenie.

      Wer mehr über mich wissen möchte, kann gerne auf meiner Website stöbern:

      https://alxdo.jimdofree.com/


      Ursprüngliche Medikation:400 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
      Ab 04.03.2024:500 mg Amisulprid,5 mg Olanzapin,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril
      Ab 15.03.2024: 600 mg Amisulprid,12,5 mg HCT,10 mg Ramipril,4mg Doxagamma
      Ab 22.04.2024, statt 600 mg Amisulprid, 400 und 150 mg
      Ab 02.05. 6 mg Doxagamma und 25 mg HCT, 550 mg Amisulprid und 10 mg Ramipril
      Ab 12.05. noch 500 mg Amisulprid + HCT+Doxa+Rami siehe oben!
      Seit 16.07.24 zusätzlich eine Kalitumbrausetablette tgl.

      #226056

      Hallo noch Fremder,

      mein Alias ist Blumenduft, weil ich den Duft von Blumen sehr gern hab.

      Ich hatte vor der Psychose 1Jahr eine schwere Depression (durch mobbing), bekam Antidepressivum und wollte eine Therapie machen (mal kurz im Urlaub) und hatte keine Ahnung von allem psychischem. Während der Therapie rutschte ich durch ein sehr prikäres Thema in eine Psychose. Das fing mit Stimmen hören (Beschimpfungen, rufen meines Namens) an. Dann setzte ich das Antidepressivum ab und rutschte weiter runter. Ich nahm bis 43kg ab, durch viel fahrradfahren oder viel laufen und kaum etwas essen. Insgesamt war ich 9Monate in der Psychose und erst der letzte Schritt, nicht mehr leben wollen, rüttelte mich wach. Kurz darauf fuhr mich ein psychiater aus dem Gesundheitsamt in die Klinik.

      Ich hatte riesen Angst, vor den Stimmen, dieser unbekannten Krankheit, vor der Zukunft mit einer paranoiden Schizophrenie und PTBS .

      In der Klinik war ich dann auch 9 Monate mit 3 Wöchiger Pause, weil ich umziehen musste (hab im Wahn die Whg. gekündigt, wegen Verfolgungswahn). Kam dann also reuhmütig zurück und fing dann an zu erzählen. Es war hart. Aber ich hatte eine tolle Stationsärztin und Schwestern.

      Die Stationsärztin nahm mich dann nach meinem Aufenthalt auch 8 Jahre in Therapie und schaffte es mich zu stabilisieren.

      Ich bekomme volle Erwerbsminderungsrente und habe einen Behindertenausweis mit 70%. Ich nehme einiges an Medis (siehe unten) und bin nicht mehr arbeitsfähig.

      Mein Hund Ben ist auch mein Seelentröster ohne den ich nicht so weit oder überhaupt noch wäre.

      Bei Fragen könnt Ihr mich ruhig mal anschreiben.

      Grüsse :bye:


      https://butterflys-pearl-kalina.hpage.com/willkommen.html
      https://hamasi-ben-ihmz-achthamar.hpage.com/willkommen.html

      D / 49Jahre
      Quetiapin 200 +400 , Risperidon 2mg, Doxepin 2x 50mg,
      Ofiril 2x 150mg, Bedarf Lorazepam
      L-Thyroxin

      • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre von Blumenduft.
      #226136
      Leo

        Hallo, mein Name ist Leo bzw. eigentlich bin ich nur vom Sternzeichen her Löwe.

        ich bi  38, bald 39 Jahre alt.

        ich bin in meiner Jugend an Schizophrenie erkrankt.

        Bin eigentlich ein ganz flauschiger Typ, also nicht aggressiv oder so, habe mir auch mit oder trotz Erkrankung nie was zu Schulden kommen lassen.

        #226177

        • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahre von Hope.
        #226264

        Ich habe ein chronisches Wahngerüst, woran ich glaube und wofür ich bereit bin auch einige schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Hiervon geht jedoch keinerlei lebensbedrohende Gefahr für mich oder für andere aus.


        Waypoint reached … Autopilot disabled

        #226315

        Ich habe mich in der akuten Psychose(2014) zumindest grenzwertig verhalten. Es ist zwar nichts mit schlimmen Konsequenzen passiert, aber  ich bin mit Beschluss und Polizei in der Geschlossenen gelandet. Dort habe wurde ich kurz nach der Ankunft fixiert und war bis zum nächsten Morgen im Beobachtungszimmer. Auch in den folgenden zwei Wochen war ich wohl eher einer der anstrengenderen Patienten.

        Als der Wahn danach abklang, war ich wieder friedlich und wieder in der Realität angekommen.

        #226380

        Mein Name ist hier Leah

        und ich habe paranoide Schizophrenie. Ich war zweimal freiwillig in der Psychiatrie deswegen. Inzwischen bin ich gut auf Neuroleptika eingestellt. Zum Glück sieht man es mir, genau wie vielen anderen, nicht an, dass ich erkrankt bin, denn die Vorurteile gegenüber Schizophrenie sind doch recht groß.


        Viele Grüße
        Leah

        #227085

        ich dachte immer Schizophrenie sei nur wenn jemand mit sich selbst redet.


        alles was man in die Psychose an Energie reinsteckt bekommt man zurück – Alter Spruch von Psychotikern.

        Keep it simple and stupid (Halte es einfach und dumm).

        #227427

        ich dachte immer Schizophrenie sei nur wenn jemand mit sich selbst redet.

        Ich glaube, so etwas nennt man “Selbstgespräche”. ;-)


        “Glauben Sie nicht alles, was Sie denken.” Heinz Erhardt

        #227428

        ich dachte immer Schizophrenie sei nur wenn jemand mit sich selbst redet.

        Für Außenstehende wäre dann ja quasi jeder Schizophren.
        In den 80ern hätte man Leute, die im Supermarkt an der Kasse vor dir auf einmal anfangen zu reden, wahrscheinlich gleich weggehaftet.
        Heute ist das ja normal ;-)

         

        (Stichwort Bluetooth Knopf im Ohr und Handy in der Tasche)

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