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Bei meinem letzten Reduktionsversuch bin ich auch recht langsam vorgegangen. Ich hatte innerhalb von einem Jahr von 200 auf 130 mg Amisulprid reduziert, das entspricht ungefähr 5% alle 6 Wochen. Bin dann aber trotzdem in eine Krise geraten, aus der ich mir nicht anders rauszuhelfen wusste, als das Medi wieder zu erhöhen. Die Krise war weniger schlimm, als bei anderen Versuchen, bei denen ich schneller reduziert hatte, aber trotzdem nervig genug.
Ob und wann ich nochmal eine Reduktion versuche, weiß ich nicht. Ganz ausschließen will ich es nicht, wobei ich ehrlich gesagt nicht so genau weiß, was ich anders machen könnte.
Deshalb soll man auch, wenn man denn schon reduziert, möglichst langsam in kleinen Schritten reduzieren, damit sich nach jedem Reduktionsschritt das Mobile in der neuen Konfiguration wieder stabilisieren kann. Empfehlungen für das Reduktionstempo liegen zwischen 10% alle 4 bis 5% alle 12 Wochen.
Ständiges Ändern des Dosis oder Weglassen nach eigenem Gutdünken ist sicher nicht sinnvoll.
Natürlich kann man auch bei langsamer Reduktion in eine Krise rutschen. Jann Schlimme sagt sogar, dass man sich beim Reduzieren auf Krisen einstellen solle.
„Wer sich selbst zitiert, hat nichts kapiert.“
Aus „Reflexive Reflexionen“, 2025, von Gargel
Hätte Euklid die Geometrie nicht erfunden, könnte niemand im Dreieck springen!
Hört ihr die Stimmen im Traum? In Phasen, in denen ich Stimmen höre, verfolgen sie mich manchmal bis in meine Träume. Dabei verändern sie sich auch gar nicht, ganz so, als wären sie vom Schlaf-Wach-Rhythmus gänzlich unbeeinflusst.
Aber auch in den letzten beiden Tagen habe ich im Traum etwas gehört, obwohl ich momentan tagsüber stimmenfrei bin. Ich weiß nicht mehr, was genau ich geträumt habe, aber ich habe mich diese Nacht fürchterlich über diese nervigen Stimmen mit ihrem Dauergenörgel aufgeregt und mit ihnen geschimpft. Kann allerdings sein, dass das diesmal nur ein Traum war und nicht die echten Stimmen.
Ich finde es in soweit hilfreich mit den MRT Untersuchungen, weil sie deutlich machen, dass wir wirklich etwas hören. Davor wurde ja quasi angenommen, dass es nur eingebildet ist. Aber ist eine Halluzination oder Pseudo-Halluzination wirklich eingebildet, wenn der Bereich für Gehört aktiviert wird im MRT, wenn wir Stimmen hören…
Ja, das stimmt natürlich!
Ich habe mich in der Anfangsphase auch lange Zeit gefragt, ob ich mir das Ganze nicht irgendwie einbilde, zumal meine Stimmen ja Gedankenstimmen (oder Gedankeneingebungen) sind – ich höre sie nicht wie externe Stimmen -, aber irgendwann habe ich begriffen, dass ich sie in Phasen, in denen ich keine Stimmen höre, nicht simulieren kann. Auch wenn ich sie mir ganz genau ins Gedächtnis rufe und versuche, sie zu provozieren – das Unwillkürliche und Fremde an den Stimmen lässt sich nicht gezielt reproduzieren. So war für mich dann irgendwann auch klar, dass das keine Einbildung ist, ganz ohne MRT. Aber um das jemand anderem zu beweisen, sind solche Untersuchungen natürlich sinnvoll.
Ich kann auch nicht alle Stimmen komplett differenzieren. Ich habe zum Beispiel „Die Flüsterer“. …
Interessant. Ich unterscheide da eher verschiedene Stufen bei meinen Stimmen als unterschiedliche Charaktere. Ich hatte das vor Ewigkeiten mal auf psychose-online (oder wie das alte Forum hieß) beschrieben und erinnere mich dunkel, dass das bei dem ein oder anderen User ähnlich war.
Mit Stufen meine ich, dass sie auf der untersten, harmlosesten Stufe eher wirken wie ein Tonband, das die gesamte Zeit abgespult wird, und auf der obersten Stufe wie bösartige Menschen (oder Dämonen oder sonstwas) mit eigenem Charakter und Willen, die mir schaden wollen. Auf der obersten Stufe formulieren sie dann auch mehrere ganze Sätze im Dialog, auf der untersten sind es eher so einzelne Phrasen, die sich wiederholen. Stufen sind das deshalb bei mir, weil sie diese verschiedenen Stadien meistens während einer Krise durchlaufen und auch abhängig davon sind, wie viel, oder eher wie wenig, ich schlafe. Je höher die Stufe, desto schwieriger ist es für mich, sie einfach zu ignorieren.
Aber unterschiedliche Charaktere gibt es durchaus auch. Mir kommt das nur immer wie eine Farce vor, wenn sich die Stimmen als verschiedene Identitäten präsentieren. Als wollten sie mich nur verwirren im Hinblick auf die Frage, wer oder was sie eigentlich sind.
Magst du nochmal verlinken, wo du darüber geschrieben ahst?
Das war hier: https://schizophrenie-online.com/forums/Thema/die-macht-der-stimmen/
Dass Stimmen Anteile sind, finde ich intellektuell nicht so schwer zu glauben, auch, wenn gar nicht so klar ist, was ein „Anteil“ jetzt genau sein soll. Für mich reicht es, das als „dissoziiertes Irgendwas“ zu betrachten. Aber diesen dissoziierten Teil emotional zu reintegrieren, ist ja die eigentliche Herausforderung, und eine Erfolgsgarantie gibt es da wohl nicht.
Ich weiß nicht genau, ob ich das irgendwann nochmal versuche. Das wäre dann mit einem neuerlichen Reduktionsversuch verbunden, ich müsste mir idealerweise einen geeigneten Therapeuten suchen, und dann auch einplanen, dass ich wieder in eine Krise schlittere – egal, wie langsam ich reduziere. So als „Trockenübung“, also ohne, dass ich Stimmen höre, ist eine intensive therapeutische Aufarbeitung glaube ich nicht so sinnvoll. Es gibt bei mir meiner Ansicht nach auch kein zugrundeliegendes Trauma, wohl aber das ein oder andere Thema, das man betrachten könnte.
Ich bin unschlüssig, ob es wirklich so wichtig ist zu wissen, was genau die Stimmen im Allgemeinen sind. Wir wissen ja nicht mal genau, was Bewusstsein ist. Und selbst, wenn es gelingt, das Auftreten von Stimmen mit der Aktivierung bestimmter Hirnregionen im MRT zu korrelieren, ist damit nicht so wahnsinnig viel gewonnen. Am Einleuchtendsten scheint mir da noch die Annahme, dass sie „irgendwas Dissoziiertes“ sind, um das mal etwas plump zu beschreiben. Darüberhinaus ist das, was die Stimmen für den jeweiligen Stimmenhörer im Speziellen sind aber höchst individuell, würde ich sagen. Das muss jeder für sich, ggf. mit Therapeuten, herausfinden.
D.h. das eine kann man bis zu einem gewissen Grad objektiv erforschen, das andere nur durch Introspektion und Dialog.
Bei meinen Stimmen hatte ich auch schon öfter den Eindruck, dass da etwas Verletztes ist, das sehr wütend ist. Aber oft sind sie auch kalt und herablassend. Ich habe sie bisher immer als die gleichen Stimmen in verschiedenen Gewändern betrachtet. Vielleicht ist es sinnvoller, sie als verschiedene Stimmen anzusehen.
Aber wie ich eingangs schon schrieb, eine tiefergehende biographische Auseinandersetzung im Rahmen einer Therapie habe ich bislang nicht unternommen. Ich habe mir logischerweise selbst schon sehr viele Gedanken gemacht, aber womöglich ist so etwas fruchtbarer im Dialog mit einem erfahrenen Therapeuten.
Mein Umgang mit den Stimmen ist deshalb eher pragmatisch. Den KVT-Ansatz, über den ich vor ein paar Monaten mal schrieb (Overcoming distressing Voices) finde ich auch ganz hilfreich. Aber letztlich sind es doch die Medis, die mir helfen, auch wenn ich zu denen ein gespaltenes Verhältnis habe.
Es geht hier nicht um dich, Pia.
Und du hast in deinem eigenen Thread ja schon genügend Hinweise zum Stimmenhören gegeben, der ist auch von außen einsehbar für Interessierte.
Du kannst dich also bitte gepflegt aus dieser Diskussion raushalten, wenn du inhaltlich nichts beizutragen hast. Danke.
@Mond Manchmal habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich meine eigenen Gedanken sind, die ich als fremde Gedanken höre. Das fühlt sich dann so an, als wäre da ein Gedanke im Entstehen, aber bevor er zu einem eigenen, also meinem Gedanken wird, „biegt“ er falsch ab und kommt als Gedankenstimme heraus. Besser kann ich es gerade nicht beschreiben. In solchen Momenten habe ich schon das Gefühl, dass ich das irgendwie selbst bin, aber es ist trotzdem nicht richtig greifbar und auch nicht steuerbar. Das ist aber nicht immer so!
Oft genug sagen die Stimmen auch Dinge, da kann ich keinen richtigen Zusammenhang zu meinem eigenen Denken herstellen.
Auf inhaltlicher Ebene ist bei mir ja ein Dauerthema schon seit über zehn Jahren, dass bzw. ob die Stimmen real sind in dem Sinne, ob es echte Menschen oder Wesen sind, die irgendwie Kontakt zu mir aufgenommen haben. Das glaube ich zwar nicht (mehr), aber sie versuchen trotzdem, mir mal diese und mal jene Geschichte (Telepathie oder Chip in Kopf) vorzugaukeln.
Es gab Phasen, da waren sie auch imperativ und spielten Spielchen, meistens sind sie aber eher kommentierend.
Sie sind schon echte Quälgeister.
Gelegentlich habe ich auch das Gefühl, sie sind wie kleine Dämonen auf dem intellektuellen Niveau von Fünfjährigen, aber das ist nicht immer so. Oft wirken sie auch erwachsen und wahnsinnig, das ist eigentlich am anstrengendsten.
Zurück zum Thema …
Ein Aspekt bei meinen Stimmen, der den Umgang mit ihnen so schwierig macht, ist, dass sie einfach keine Ruhe geben. Das Geschnatter läuft, wenn die Stimmen aktiv sind, pausenlos, und ich habe dann auch oft den Eindruck, dass die Stimmen gar nicht aufhören könnten, selbst wenn sie es wollten, weil sie womöglich nur eine Form meiner eigenen Gedanken sind, die sich als fremde Gedanken äußern. Und ich kann selber ja nicht aufhören zu denken. Jeder, der schon mal meditiert hat, weiß, welches Eigenleben die Gedanken haben, und dass sie viel weniger unter unserer Kontrolle stehen, als wir so denken.
Das macht das Stimmenhören für mich immer sehr stressig, und deshalb verlege ich mich in der Regel darauf zu versuchen, sie zu ignorieren.
Ich finde deshalb auch etwas anmaßend, ein Phänomen wie Schreiben, bei dem man selbst bestimmen kann, ob man es zulässt, mit unwillkürlichem und kaum kontrollierbarem Stimmenhören zu vergleichen. Dies nur am Rande.
Jedenfalls schaffe ich es dann nur durch Ablenkung diverser Art, Ruhe reinzubringen, also ignorieren, lesen, Musik hören usw. Glücklicherweise sind die Phasen, in denen die Stimmen so intensiv sind, dass ich mich ihnen gar nicht mehr entziehen kann, sehr selten.
Ich muss zugeben, dass ich mich bisher meinen Stimmen gegenüber eher abweisend verhalten habe, weil sie auch einfach so penetrant und nervtötend sind, und noch nicht so konsequent versucht habe zu ergründen, woher sie kommen. Ich will sie im Grunde nur loswerden und greife irgendwann immer zu Medis bzw. erhöhe die Dosis, dann dauert es eine Weile, insgesamt etwa drei Wochen, und sie sind wieder komplett verschwunden.
Die Idee zu lernen, mit ihnen zu leben, und dafür ohne, oder mit deutlich weniger, Medis auszukommen, klingt ja ganz schön, aber bislang hab ich das nicht hinbekommen. (Ich weiß auch nicht, ob ich es will.) Ich glaube, um tiefer auf Ursachenforschung zu gehen, bräuchte ich Unterstützung von einem dahingehend erfahrenen Therapeuten, und bisher habe ich hier in meiner Nähe keinen gefunden, wobei ich auch nicht so intensiv gesucht habe.
Ob sie für Personen aus meinem Leben stehen, ist schwer zu sagen. Sie haben phasenweise vorgegeben, zwei alte Bekannte zu sein, und ich war zeitweise auch bis zu einem gewissen Grad gewillt, das zu glauben, aber nachdem ich dann mal mit der Bekannten telefoniert hatte, haben sie aufgegeben, sich für sie auszugeben, und sind zu einer anderen (Lügen-)Geschichte übergegangen.
Ich glaube noch am ehesten, dass die Stimmen ein Teil meiner selbst sind, vielleicht so eine Art Konglomerat aus verschiedenen internalisierten Eltern- und Autoritätsstimmen, ein aufgemotzter innerer Kritiker 2.0.
Interessant fand ich die Idee meiner Bekannten (die das von einem Psychiater hat), dass die Stimmen etwas Archaisches sind, gewissermaßen das, was ein Baby wahrnimmt, solange es noch nicht zwischen sich und der Umwelt unterscheiden kann. Dann nimmt es die vielleicht mal genervte Stimme der Mutter als Teil von sich wahr, und bei Stimmenhörern gelangen diese tief verborgenen Anteile … Erinnerungen … wie auch immer … wieder an die Oberfläche als reine, verbalisierte Emotionen.
Sorry, das war jetzt etwas lang, aber so nervig die Stimmen auch sind, faszinierend finde ich das Phänomen schon.
Übrigens ist mein Eindruck, dass einige der Leute, die gelernt haben, mit ihren Stimmen zu leben, dies nur schafften, weil sie keine andere Wahl hatten, da die Medikamente bei ihnen nicht wirkten. Manche von denen wären froh gewesen, wenn die Medis bei ihnen gewirkt hätten.
Und nicht alle ihrer Geschichten haben ein gutes Ende, bei dem sich alles in Wohlgefallen auflöst.
Das kann man z.B. bei Romme und Co. in Living with Voices nachlesen.
Insofern, ja, Stimmenhören ist so vielfältig wie die Menschen selbst.
Pias Äußerungen sollen doch nur provozieren. Die Annahme, man müsse den Stimmen nur gut zureden, dann wird das schon, ist genauso naiv wie die Idee, bei einer Depression müsse man sich nur mal etwas zusammenreißen. Die ist unter Nichtbetroffenen ja auch verbreitet.
Immer diese garstigen Zankereien …
Ich fand die Sendung ganz interessant und ausgewogen. Kritisch, wo es angebracht war, aber sonst wertschätzend und informativ. Die SRF Sternstunde ist ohnehin empfehlenswert, finde ich.
Dass Jung totaler Bullshit ist, nur weil seine Theorien mittlerweile weiterentwickelt und in Teilen verworfen wurden, ist so, als würde man Newton als Bullshit bezeichnen, nur weil es die Relativitätstheorie gibt.
Ich kenne zwar diese ganzen Begriffe, die Jung geprägt hat, Archetyp, Synchronizität usw. habe mich aber noch nie eingehender mit ihm beschäftigt. Ich hab hier noch ein Buch von Bernardo Kastrup über Jung rumliegen, das muss ich beizeiten mal lesen. Kastrup sagt, dass Jung metaphysischer Idealist war (Idealismus ist Kastrups Steckenpferd), auch wenn er (Jung) das nicht so explizit sagt.
30/06/2025 um 18:56 Uhr als Antwort auf: Niedrigst mögliche NL-Dosis, individuell ermittelt? #408002Ich hatte vorhin auch mal nach einer Belegungskurve für Amisulprid gefragt und war etwas verwundert, da ich in Erinnerung hatte, dass bereits bei 200 mg ca. 90-95 % der Rezeptoren blockiert werden. Das hatte ich mal in einer Studie gelesen, aber ich weiß nicht mehr, wo genau. Womöglich kommen unterschiedliche Studien auch zu abweichenden Ergebnissen.
Letztlich ist das vermutlich ohnehin individuell recht verschieden, und die Studien können nur Richtwerte geben.
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