Home › Forums › Selbsthilfe und Genesungsbegleitung (öffentlich) › Begleitung durch ExIn / Integrierte Versorgung
- This topic has 65 replies, 19 voices, and was last updated 3 Jahre, 9 Monate ago by Cellardoor.
-
AuthorPosts
-
14/09/2019 at 21:13 #58445
Liebe Foris, liebe Mitlesende,
lieber Professor. Vielen Dank für das Aufgreifen dieses – wie ich finde – wichtigen Themas!
Ich werde seit nunmehr drei Jahren durch eine ExIn-Genesungsbegleiterin (https://ex-in-deutschland.info) begleitet (sowie eine sog. Professionelle Psychologin bzw. Sozialpädagoge).
Für mich persönlich hat gerade das BEGLEITEN sehr viel gebracht. Es wurde über vieles gesprochen, aber es wurde nicht bewertet oder gar verhandelt. War mehr ein Austausch von Erlebnissen und Erfahrungen auch zu Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und Therapie(Optionen), Strategien und Skills und anderen. Hatte sehr oft den Eindruck und durfte erleben, dass gerade MEINE eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen ernst genommen wurden, manches mal auch interessant und lehrreich waren für meine Begleiterinnen. Die junge Psychologin hat mir genau dies auch rückgemeldet, als sie im Mai diesen Jahres ging, dass sie „ganz ganz viel bei mir lernen durfte“.
Diese Begleitung lehnt sich an das Konzept des Open Dialogues (Empfehlung : YouTube Film von Daniel Mackler)!
Ich wurde teilweise auch zu Arztterminen begleitet und bekam Empfehlungen zum Beispiel zur Körperpsychotherapie und für meinen Psychiater.
Manchmal war es einfach nur gut einen Ort zu haben, wo ich hin konnte, wenn ich Schwierigkeiten hatte und immer wieder die Einladung (!), dass ich schreiben oder anrufen dürfe – undzwar jederzeit!
Es gab auch unglaublich tolle „Walking Meetings“, Spaziergänge und auch einige Hausbesuche.
Nun endet es vrsl. nach drei Jahren. Man kann natürlich sagen: Alles hat seine Zeit. Und es ist vielleicht auch gut, wenn es endet? Wahrscheinlich gibt es – wie überall Vor- und Nachteile der zeitlich begrenzten Begleitung. Wobei ich glaube, dass das ehe ein finanzielles Ding ist und „wir“ haben einen Verlängerungsantrag gestellt. Das wären nochmal sechs Monate. Die Chancen stünden 50 : 50.
Mal sehen! Ich kann jedenfalls mit Sicherheit sagen, dass mich genau dieses Konzept und auch mehrer Aufenthalte in der Krisenpension vor einem Einchecken in der Psychiatrie bewahrt haben und zudem auch haben reflektierter werden lassen – natürlich nicht das allein. Auch einige wenige sehr, sehr gute Kontakte auch hier, die ich habe knüpfen dürfen.
Am wichtigsten war jedoch, das ich mich stets kritisch mit meinem Erleben auseinandersetzen UND darüber kommunizieren konnte – vor allem mit jemanden, der ähnliches erlebt hat!
Bin dankbar, dass es das gibt und wünschte jede(r), der wollte, könnte solch eine Begleitung in Anspruch nehmen, so lange er oder sie es für sich als hilfreich empfindet – nicht unbedingt zeitlich begrenzt auf ein bestimmtes Datum. Denn Genesung braucht Zeit. Dessen bin ich mir sicher.
Schöne Grüße
escargot
15/09/2019 at 2:19 #58472Danke für deinen Bericht Escargot.
Ich möchte ja nächstes Jahr die Ausbildung zum Ex-In machen und es liest sich gut, dass es wohl von Leuten auch so angenommen werden kann.
Ich hoffe, dass ich den Job dann auch gut ausübe und Klienten auf ihrem steinigen Weg durch Krankheit und Psychiatrie hilfreich zur Seite stehen kann.
15/09/2019 at 6:05 #58478Hallo @candykills
startest du im Frühjahr die Ausbildung? Ich würde sie auch manchmal gern machen und dann weiß ich doch wieder, dass es mich flashen würd‘!
Erstrecht dann die Arbeit mit den Klienten, die alle „meine“ Probleme auch haben. Meine Begleiterin sagte zwar, man lerne es dort auch sich abzugrenzen und alles. Nur glaube ich, dass das bei mir ein Lebensthema ist. Also eines von mehreren.
Wenn du magst, lass uns doch gern ein bisschen teilhaben an deiner Ausbildung! Alles Gute dafür!
escargot
15/09/2019 at 6:57 #58481Bei uns gibt es Genesungsbegleiter nur in Kliniken und Einrichtungen, wie Begegnungsstätten. Hast Du es denn für Dich privat, Escargot?
lg feli
15/09/2019 at 8:15 #58496Ehrlich gesagt hätte ich Angst von einer/m Ex-In begleitet zu werden. Was wenn sie/er instabil wird?
Ich fühle mich mit meinem Netz aus Soziotherapeutin, Psychotherapeuten, Bezugspflege und Psychiater sehr gut aufgehoben. Alle arbeiten miteinander und mit mir zusammen.
15/09/2019 at 16:16 #58573Liebe @Felinor
liebe @Isa
ich nutze das Angebot im Rahmen der integrierten Versorgung.
und ja es ist auch immer wieder eine gewisse Übung für mich (und für sie glaube ich auch). Mein Ding ist eben auch viel das Nichtabgrenzenkönnen.
Und sie kennt mich sehr, sehr gut und schafft es Themen anzuticken, wo es schwer emotional wird oder zumindest werden könnte. Natürlich stoßen wir an ‚Grenzen‘. Mich/uns hat ganz viel die Sinnsuche beschäftigt. Ist nicht so leicht.
Sie begleitet mich ja nicht allein, sondern es gibt auch immer noch einen von den sog. Profis (Psychologin, Sozialarbeiter) – wobei ich sie häufig als viel professioneller empfinde und eben sensibler. Aber dass das mit der Person steht und fällt, ist mir durchaus klar und das ich echt eine Art Sechser im Lotto mit ihr hatte (und noch habe)!
Liebe Grüße und Dankeschön für euer Interesse!
escargot
P.S.: Die ganzen sog. Profis kennen halt dieses äh seltsame Erleben nicht von sozusagen „der anderen Seite der Mauer“…. finde das versperrt ihnen durchaus auch eine andere Sicht.
17/09/2019 at 0:40 #58768Ich finde das Konzept voll gut. Dass den schizophren Kranken eine Betreuerrolle zugetraut wird, kann ich kaum glauben irgendwie. Aber es funktioniert ja offensichtlich. Wünsche @escargot dass es ihr hilft.
17/09/2019 at 0:54 #58771Najaaa @Yuri es ist eben KEINE BETREUERrolle! Es ist Begleitung. Ist ein sehr großer Unterschied.
nächtliche Grüße
escargot
17/09/2019 at 1:02 #58773Ah so, ich verstehe. Begleitet wird man auch oft lieber als betreut. ;)
17/09/2019 at 8:11 #58782Ich war über die TK auch im integrierten Programm, aber bei uns gab es nur Psychologen und Sozialarbeiter keine Genesungsbegleiter. Ich hatte es da nur mit 2 Psychologen zu tun und die hatten keine Erfahrung mit Psychosen, wie sie sagten. Ich hab dann das Programm beendet und kann es auch nicht wieder neu beginnen.
17/09/2019 at 12:35 #5882617/09/2019 at 13:12 #58830@freia Echt? So ein Psychiater ist dann wahrscheinlich der Hauptgewinn.
Mir scheint, diese ExIn/Begleitung ist überhaupt eine sehr gute Komponente, die Versorgungslücke einigermaßen zu schließen.17/09/2019 at 13:27 #58831Ja, echt @Yuri . Der Dr. Jan Schlimme z. B.! Ob das dann der Hauptgewinn ist weiß ich nicht. Ich bin der Meinung zuerst muss die Chemie stimmen zwischen Behandler und Patient – das ist das Wichtigste.
I like cats and coffee…
and maybe 3 people.17/09/2019 at 16:36 #5884818/09/2019 at 22:45 #59091AnonymousHallo,
wir diskutieren bei uns im Krankenhauskonzern gerade die Frage, ob und welche Behandlungsangebote insbesondere auch Online bzw. mit moderner Kommunikation (“Digitalisierung”) einschließlich Tagebuch/Erinnerungsfunktionen und direkter Kontaktmöglichkeit zum Therapeuten/Genesungsbegleiter nach einer stationären Behandlung zu Hause (sogenannt poststationär) sinnvoll und notwendig sind.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie als Betroffene dazu eigene Einschätzungen vornehmen könnten, wie lange nach einer stationären Behandlung, wie oft bzw. mit welcher Kontaktmöglichkeit Sie gerne eine poststationäre Behandlung/Betreuung/Kommunikation/Unterstützung z.B. bei Behördendingen/unerledigte Dinge/arbeitsmarkt aber auch in bezug auf die BElastungen durch die vorhergehende Erkrankung haben würden.
Über Kommentare würde ich mich freuen.Prof. Klimke
-
AuthorPosts
- You must be logged in to reply to this topic.