Faulheit, oder?

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  • #190166

    Liebe Leute, gerade hänge ich wieder mal auf dem Sofa rum. Habs grad noch so geschafft, einen Kuchen in den Ofen zu schieben aber nun ist die Energie auch schon wieder raus.

    In der Woche beginne ich gg 10 mit meinem Homeoffice-Job und arbeite ca. 2h am PC. Dann koche ich Mittagessen für mich und meinen Schatz. Nach dem Essen mache ich Mittagsstunde, dann fahre ich zum Einkauf. 16:30 Uhr gibts Kaffee. Danach noch irgendwie meine persönlichen Leidenschaften (die Kunst), manchmal aber auch gar nichts mehr bzw. Sofa und Glotze. Gg. 20:30 Abendbrot. Dann endgültig Feierabend. Ich komme mir unglaublich faul vor, weil ich nichts im Garten schaffe und auch keine Böcke auf Feinarbeit wie Fensterputzen etc. habe. Staubsaugen mache ich aber jeden Tag. Einmal die Woche Therapie.

    Wie ist das bei euch? Wieviel schafft ihr so. Und – ist diese Energielosigkeit schon Faulheit oder Krankheit oder ist das ein ganz normaler Tagesablauf? Um mich herum sind irgendwie nur Leute, die viel mehr schaffen. Scheiße.

    • This topic was modified 3 Jahre, 4 Monate ago by Angora.
    #190171

    Wenig schaffe ich. Sport ja aber das war es auch schon. Mir rauben die psychischen Belastungen und die dafür notwendige temesta die Energie. Sport ist derzeit ein Horror. Aber ich tue es. Aber dann liege ich im Bett und das war’s. Gestern irgendwie putzen geschafft aber auch nur wenn Mutter anwesend ist lol .

    #190175
    Leo

      Ich arbeite 3 Stunden am Tag als Betreuer in einer Werkstatt. Die restliche freie Zeit verbringe ich viel mit Schlafen, außer es stehen Termine an, wie mit meiner Betreuerin, Therapie oder Arzt. Dann zwischendurch noch meine wenigen Freunde.

      Ich brauche viel Zeit zum Entspannen. Manche mögen das Faulheit nennen, aber ich brauche das, um stabil zu bleiben. Ich kann nicht gut mit Stress. Hatte davon viel die letzten Wochen und dieses Wochenende werde ich einfach nur chillen.

      Wir sind halt krank und nicht so belastbar wie Gesunde, mach Dir am besten nicht so einen Kopf darum.

      #190195

      Danke für eure Antworten, interessiert und Leo! Als ich das erste Mal mit dieser Krankheit konfrontiert wurde, dachte ich ja, die Müdigkeit kommt von den Medikamenten. Mittlerweile nehme ich aber so wenig, dass das unwahrscheinlich ist. Mich nervt halt das dumme Gequatsche der anderen und so eine Art heimliches Auslachen, weil ich so enge Grenzen habe. Und die Sprüche. – Geh doch mal raus an die frische Luft. 10000 Schritte am Tag muss man usw.. – Dann denk ich, ich käme alleine besser, müsste mich niemandem erklären. Aber sonst bin ich schon froh, nicht allein zu sein.

       
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      #190203

      Hast du manchmal motivationsschübe? Ich habe die für paar Minuten. Und dann fahre ich sofort ergometer oder mache Krafttraining. Gerade eben eine Stunde ergometer wegen der Motivation. @Angora. Das kann ruckartig kommen.

      #190206

      Motivationsschübe habe ich im Grunde keine, @interessiert. Ich hab immer mal gute Vorsätze, hatte auch ein schickes Liegeergometer, habe es aber wieder verkauft, weil ich es nur knapp 10x benutzt habe. Ich war auch in einem Ernährungsprogramm mit Sport und allem aber dann kam Corona… Seitdem haben ja nicht mal die Schwimmbäder auf. Schwimmen bin ich auch 1x die Woche gegangen. Also ich reiß mich schon am Riemen aber wenn ich mich vergleiche, ist es immer noch sehr wenig. Vielleicht sollte ich mich nicht mit Gesunden vergleichen. Allerdings WERDE ich von Gesunden auch mit Gesunden verglichen und das frustriert mich doppelt.

      #190207
      Anonymous

        Ich schaffe viel weniger als du, es ist keine Faulheit, das ist die Krankheit.

        Liege etwa vier Tage die Woche 16 Stunden im Bett, sonst 10 Stunden. Es ist alles viel schwerer zu schaffen.

        Mach dich nicht fertig, du schaffst noch viel im Vergleich zu mir.

        #190208

        Ich könnte bipolar sein. Laut Aussage eines Arztes. Und daher die positiven Schübe. :)

        #190211

        Danke, @Bartholomew und alles Gute für dich! Ich habe immer noch nicht verstanden, wie das alles zusammenhängt. Einerseits zuviel Dopamin, andererseits keine Energie. Aber natürlich ist es wieder mal viel komplizierter ;-).

        #190212

        Steht deine Diagnose noch nicht fest, @interessiert?

        #190217

        Bei mir sind es die Medikamente, denn schon wenn ich sie einen Tag lang weglasse, kann ich viel mehr leisten und das mit Freude und innerem Antrieb. Trotzdem komme ich nicht ohne sie aus.

         


        -400 mg + 200 mg Amisulprid, 25 mg Proneurin als Bedarf, 6 mg Doxazosin, 25 mg HCT und 5 mg Ramipril morgens, Abends 5 mg Ramipril
        -Zusätzlich alle zwei Tage eine Kaliumbrausetablette
        -Ab und zu A-Z Vitamine und Mineralstoffe ab 50
        -Zu fettreichen Mahlzeiten 2 Tbl. Formoline112

        #190225

        Guten Morgen Angora,

        Mittlerweile nehme ich aber so wenig, dass das unwahrscheinlich ist.

        ich habe in Deinem früheren Post nachgelesen, wie bei Dir die Erkrankung (bzw. der Genesungsprozess) verlaufen war.

        Erstaunlich, dass Du Dir 7 Jahre Zeit genommen hast, um Deine NL-Dosis auf 0 mg zu bringen B-)

        Die starken Stimmungsschwankungen, die Du im medikamentenfreien Zustand hattest, die kennen bestimmt die meisten Betroffenen, die schon mal versucht haben ihre NLs zu reduzieren und komplett abzusetzen.

        Und daran sehen wir auch, dass die Wirkung der NLs darin besteht, dass diese Stimmungsschwankungen erst nicht entstehen können. Der Kopf wird durch die NLs so verändert, dass wir so wenig denken und so wenig fühlen können, dass wir dadurch stabil bleiben.

        Ich denke, es wäre am besten, wenn jede/r Betroffene/r selbst merken würde, wie viel Schwankungen der Gedanken und der Gefühle er/sie nichtmedikamentös auffangen und nichtmedikamentös behandeln kann. Ich bin überzeugt, dass das auch eine Übungssache ist. Das bedeutet auch, dass jede/r Betroffene/r selbst merken sollte, wie viel NLs und sonstige Psychopharmaka er/sie in seiner derzeitigen Verfassung braucht um stabil zu sein.

        Wie viel Flupentixol (Fluanxol) und wie viel AD nimmst Du momentan ein? Das “bisschen” NL kann immer noch eine hohe Dosis sein, wenn es darum geht, Deine Stabilität zu erhalten und gleichzeitig Deinen Gedanken und Gefühlen Raum zur Regung zu gewähren.

        Wenn ich an das Aripiprazol denke, das ich laut der offiziellen S3-Leitlinie zur Behandlung der Schizophrenie als Erhaltungsdosis einnehmen müsste, dann wären es mindestens 5 mg. Vermutlich wäre das die geringstmögliche NL-Dosis für die meisten Psychiater*innen, “das bissl NL”.

        Das große Problem für mich ist, dass 5 mg Aripiprazol mich so sehr neutralisieren würde, dass ich innerlich wie tot bin. Erst als ich die Dosis auf 1 mg reduziert habe, habe ich gemerkt, dass ich lebendig bin und stabil bleibe.

        Daher kann ich jede/n Betroffene/n nur ermutigen, für sich einen Mittelweg zu finden. Nichtmedikamentöse Therapien und Selbstfürsorge können mindestens genauso hilfreich sein wie medikamentöse Therapien, um Stresssituationen zu bewältigen. Ich glaube, dass das für jede/n von uns ein lebenslanger Prozess ist, für uns selbst gut zu sorgen und uns selbst nicht aufzugeben.

        Ob es eine Faulheit ist, wenn wir medikamentös- und/oder krankheitsbedingt nicht handeln können, und wenn wir nicht mal wollen können weil wir innerlich wie tot sind?

        Das Problem ist ja auch, dass es offenbar sehr schwierig für viele Nichtbetroffene ist, sich in die Lage der betroffenen Menschen zu versetzen. Psychische Beeinträchtigungen werden äußerlich nicht sichtbar gemacht, im Gegensatz zu einigen der körperlichen Beeinträchtigungen, z.B. fehlende Arme oder Beine oder bei Blindheit.

        Es ist noch ein langer Weg, bis wir als Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen uns angenommen fühlen in unserer Gesellschaft. Sicher brauchen wir mehr Eigeninitiativen der Betroffenen, parallel zu strukturellen Anpassungen, um mehr Bewusstsein zu erwecken, das Verständnis zu vertiefen und mehr positives Handeln von uns allen, d.h. von Betroffenen und Nichtbetroffenen, zu fördern.

        LG,
        Mowa

        #190234
        Anonymous

          Liebe @Mowa es ist schlimm wenn du dich mit 5m A. tot gefühlt hast.

          Ich  kann das aber überhaupt nicht für mich bestätigen ich nehme genau diese Dosis, und ich finde ich bin sehr lebendig und kann auch viele Gefühle zulassen. Beim Versuch das abzusetzen minimieren, bin ich einfach nur 4 Tage Experiment total brüchig geworden. Davon habe ich nichts.

          So muß eine jede ihren eigenen Weg finden.

          Lg Floeckchen

          #190262

          @Angora, darf ich fragen, was für dich “ein bissl NL” ist? Ich weiß nicht, ob du die Rezeptorbelegungskurve deines NL kennst oder allgemein eine solche schon mal gesehen hast? Ein bissl NL kann durchaus eine relativ große Blockade der Dopamin-Rezeptoren bedeuten, somit also mehr ausmachen, als man intuitiv vermuten würde. So zumindest mein Kenntnisstand.

          Was Antriebslosigkeit (und emotionale Verflachung) betrifft, frage ich mich regelmäßig, wieviel davon von dem Medikament kommt und wieviel einfach in meiner Persönlichkeit begründet ist. Ich finde das schwer einzuschätzen, allerdings konnte ich durch regelmäßiges Joggen meinen Antrieb in den letzten Monaten zumindest etwas steigern. Trotzdem “schaffe” ich, von Arbeit und Joggen abgesehen, eigentlich nicht so viel. Was meinen Haushalt angeht, bin ich schon einigermaßen faul. Mir ist das aber nicht so wichtig, und ich komme gut mit meinem Leben klar. Ich bekomme diesbezüglich aber auch kein negatives Feedback von anderen.

          Dennoch stören mich Antriebs- und Motivationsmangel gelegentlich, aber weniger, weil sie mich daran hindern, etwas zu schaffen, sondern einfach, weil mein emotionales Erleben eingeschränkt ist und ich weniger fühle.

          Gruß, gargel

          #190265

          Kaffee erhöht wieder das dopamin, wie auch Nikotin. In Form von Kaugummi etc..

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