Home › Forums › ALLGEMEIN (öffentlich) › Was ist Krankheitsuneinsichtigkeit?
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05/02/2021 at 13:09 #145433
Das ist ja etwas, was mir und vielen von uns immer konstatiert wird. Vermutlich deshalb verstehe ich nicht, was das eigentlich sein soll. Wie äußert sich Krankheitsuneinsichtigkeit? Was meint ihr?
05/02/2021 at 13:25 #145436Man bemerkt selbst nicht das man z.B. einen Wahn hat der nicht der Realität entspricht und ist von der Wirklichkeit des Wahns überzeugt. Man sieht selbst nicht das man krank ist. Z.B. in der Manie kommt das häufig vor. Man sieht die Krankheit nicht weil man sich manisch gut fühlt.
05/02/2021 at 13:30 #145437Ich weiß nicht so recht: Mein Wahn besteht also darin, dass ich mich falsch behandelt fühle?
05/02/2021 at 14:28 #145441Du merkst es selbst nicht dass die Erkrankung ihre Eigendynamik entwickelt. Ich habe bei meinem erkrankten Bruder beobachtet dass er sich sehr langsam und ganz allmählich verändert hat. Seine Eigenwahrnehmung und seine allgemeine Urteilsfähigkeit hat sich mehr und mehr verändert… was sich mittlerweile (nach einem 3/4 Jahr zu einem akut psychotischem Zustand gesteigert hat.
Man sollte noch erwähnen dass es ihm, subjektiv von seiner Seite aus betrachtet, besser geht als vorher. Auch auf mich wirkte er besonders zu Beginn dieser Akut-Phase angenehm wacher und aktiver, als all die Jahre zuvor. Ich wpnschte er könnte immer so sein, ohne diese ‘Störung’ dabei.
Ich als Angehörige stelle fest, dass ich ihn nicht mehr erreichen kann. Das ist wie eine unsichtbare Mauer. Immer wenn ich ihn drauf anspreche dass ich mir Sorgen mache wegen seiner Erkrankung… ist er weg.
I like cats and coffee…
and maybe 3 people.05/02/2021 at 15:56 #145460AnonymousMeine Schwester war ja schizophren. Und bekam in den 90ern Medikamente die sie ihrer Meinung nach unkreativ machten, was gut sein kann. Sie lehnte eine Therapie ab, und setzte dann irgendwann auch die Medikamente ab. Mit dem Ergebnis das sie sich vor den Zug geschmissen hat, was sie leider nicht überlebt hatte. Das kann passieren bei Krankheitsuneinsichtigkeit u.a.
05/02/2021 at 16:00 #145461AnonymousUnd Beispiel zwei meine Mutter: Sie war nicht bereit zum Arzt Psychiater zu gehen, weil sie meinte alle anderen wären ja verrückt in ihren Worten “gstört”. Sie wies aber über die Jahrzehnte immer eindeutigere Merkmale einer Schizophrenie auf. Wir hatten die letzten Jahre Angst vor ihr meine mittlere Schwester und ich und traffen sie wenn möglich nur noch zu zweit oder zu dritt mit meinem großen Schwager. Auch das ist krankheitsuneinsichtig. Sie starb dann daran das ein Auto sie mit dem Rad über den Haufen fuhr.
05/02/2021 at 16:55 #145471@sartorius bist du denn in deiner ersten Psychose direkt in die Klinik gegangen? Ich nicht. Die erste Psychose war viel zu faszinierend, so dass ich mich immer weiter ins „Rätsellösen“ hineinsteigerte. Also keine Krankheitseinsicht hatte.
05/02/2021 at 17:28 #145473Jemand hat z.B,. den Wahn, das die CIA sein Telefon überwacht und er einer riesen Verschwörung auf die Spur gekommen ist, in welcher außerirdische Mächte die Welt übernehmen wollen.
Wenn man nun versucht das Wahnkonstrukt mit Logik und guten Worten zu knacken, wird ein Krankheitsuneinsichtiger denken, das man zur CIA gehört und gemeinsame Sache mit den Aliens macht.
Die ganzen nett gemeinten Worte gehören aus Sicht des Krankheitsuneinsichtigen also “zum Plan” ihn zu überwachen und seinen Willen zu brechen.
Es ist in dem Fall egal was man sagt oder tut, der Krankheitsuneinsichtige mein einen “durchschaut” zu haben und webt die nett gemeinten Versuche in sein Wahnkonstrukt mit ein und dreht sie sich passend seines Wahnes zurecht.05/02/2021 at 17:29 #145474Die Psychosen waren immer faszinierend, aber eben auch verwirrend. Bei meiner ersten Psychose lief ich unter anderem nackt durch den englischen Garten, hatte eine Menge verrückte Gedanken und wurde dann auch von der Polizei eingeliefert. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich es verinnerlicht hatte, dass die zweite Realität, mit der man da konfrontiert ist, keinen Bestand hat gegen die wirkliche Welt.
05/02/2021 at 17:32 #145475Auf der einen Seite finde ich es anmaßend zu behaupten, dass ein Zustand krank und der andere normal ist und der Betroffene durch seine fehlende “Mitarbeit” auch noch weiter herabgestuft wird.
Ganz ehrlich, bei so manchen Systemen oder Menschen wollte ich mich nicht weiter demütigen dadurch, dass ich ihnen nachgebe und ihr Spiel mitspiele. Sie ihren Willen bekommen.
Wenn der Wille aber einer gutmütigen, vertrauensvollen, freundlichen Basis entspringt und man selber nicht nur als falsch dargestellt wird, dann hat der Betroffene vielleicht auch eher das Verständnis dafür etwas in seinem Leben zu ändern oder Problemstellungen anzugehen.
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05/02/2021 at 17:34 #145476Ich habe mich durch die Kliniken, Ärzte, Helfer, Diagnosen und Medikamente, der Einsicht und die notwendigen Veränderungen, dem gesellschaftlichem Stigma regelrecht entwertet gefühlt.
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05/02/2021 at 17:40 #145478Ich finde auch, als Patient kann sich das wie eine Rechtsbeugung anfühlen, was da mit einem unter dem Deckmantel der Krankheitsuneinsichtigkeit geschehen kann.
05/02/2021 at 17:42 #145480Hallo @PlanB. Das kann man ja momentan prima in Amerika beobachten. Das halbe Land dort glaubt ja offenbar an Verschwörungen und ist durch keine Fakten davon abzubringen. Auch Hitler hat es mit einem völlig verrückten Weltbild ja weit gebracht. Aber letztendlich ist die Vernunft doch immer stärker als der Wahn und ich denke, ich habe mich da für die richtige, nicht wahnhafte Seite entschieden
05/02/2021 at 17:47 #145486ich habe mich da für die richtige, nicht wahnhafte Seite entschieden
Das ist halt der Knackpunkt.
Weil der im Wahn denkt auch, er sei auf der richtigen Seite. Nur alle anderen sind verrückt.05/02/2021 at 18:08 #145487 -
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