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kadaj aktualisiert.
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11/08/2025 um 12:40 Uhr #412350
„Was die Angst ängstet ist das In-der-Welt-sein selbst“
Das kann sein obwohl es was anderes ist, als ich zuletzt schrieb. Meine Wahrheit dazu habe ich auch irgendwie noch nicht gefunden. Einerseits finde ich es wichtig, auf Ängste zu achten, denn sie sind etwas in meinen Augen sehr beachtenswertes. Sie sollten in vollem Umfang wahrgenommen werden können, denn in diesem Umfang existieren sie überhaupt. ABER, und es kommt also ein Aber, ich stand vor einiger Zeit mal auf dem Balkon und habe versucht, mich zu fühlen, wie eine Kriegerin, die vor nichts Angst hat. War auch gar nicht so übel. Hat mich an früher erinnert, wo ich Ängste nicht oder kaum kannte. Es muss vielleicht beides gleichermaszen da sein, Respekt vor der Angst, aber auch ein positiv denken. Last not least finde ich es wichtig, Pausen mit ganz viel Entspannung von der Angst zu machen. Die kann mensch immer weiter ausdehnen dann, und damit der Angst den Raum nehmen. Angst zu schreiben ist schon Angst. Zumindest bei mir. Es ist besser, etwas Positives zu schreiben. Wenn mensch nur lange genug positiv denkt, kommt das Positive vielleicht irgendwann nach! Manchmal bleibt Angst die Wahrheit. Das kann bestimmt auch passieren. Weiter bin ich auch noch nicht!
Hoffe, Dir geht es gut und Du kommst nicht in psychotische Gräueleien. Hast Du denn Warnsymptome?
Alles Gute!
m.
„Es gibt eine andere Welt, aber sie ist in dieser.“ – Paul Éluard
12/08/2025 um 23:50 Uhr #412516Guten Abend @Manon,
„Psychose“, ein Ausnahmezustand, der ja auch kollektiv Geschehnis werden kann.
Selbst lebe ich ja schon Etwas länger zwischen Ausnahme-und-Stimmungszustand, Da ich, im Guten, wie im Schlechten, im Kontext, meiner Texte der letzten Zeit: „Schwingungsfähiger und Empfänglicher“ bin für alles um mich herum.
Eine kollektive „Psychose“, die Gräuel, ja: Krieg. Nicht nur im betrachten durch den Guckkasten, sondern, ich erlebe, erleide, über-all hier um mich herum, ob nun durch die Zeitung oder in den Gesichtern, Etwas zwischen Ratlosigkeit und dem Nicht-Mehr-ja, was? Aus-ein-ander-setzen können/dürfen, bzw. auch Aus-ein-ander-halten, des Eigenen, wie dem Fremden, wobei das Bedrohliche, die… Sprachlosigkeit und Begegnungsfähigkeit, eben mit dem Eigenen und als Fremden, statt einer Gemeinschaft, ein Gegen-Einander-Stehen und Nichts, dass…
Schwer. Schwerer. Schwerstens, und im Grunde, nehme ich mit diesen Zeilen ja, All-Es vorweg, beschwöre es in mir hoch und, nun:
was soll ich sagen: „Sich versuchen wie eine Kriegerin zu fühlen“ – Psychose IST Krieg. Individuell, wie kollektiv.
Viele, die ich hier vor Ort kennengelernt habe, erlitten Gewalt auf die verschiedensten Weisen.
Niemanden traf ich, der solche Erfahrungen teilte, der Gewalt verherrlichen oder bewusst, aus eigenem Wollen, ausüben würde oder ausgeübt hat.
Durch die Medien geschieht mMn aber Etwas, dass gezielt einzelne Gruppen „diffamiert“ oder durch die Beschreibung mancher Lebensgeschichten bzw. Berichte einzelner Personen, Etwas entsteht:
Dass, quasi, Gewalt IST, sie fordert und ja, gezielt Aggression schürt und quasi ein Gewaltaufruf ist für „Leute“, die sich im Spiegelspiel als „Normal“ sehen und, jetzt mal abgesehen, vom „Stimmen abgeben, bei Wahlen“, Es wieder En Vogue, zu sein scheint:
All-Es Andere als Bestätigung für die eigenste Normalität und folgend die Ablehnung, Abstoßung und als konkretes Beispiel, ja, die Abschiebung oder Abreise bis hin zur „Deportierung“.
Diese Stimmung, der Tiegel in dem diese Normalität, siedet, kann zu einer Gräuel werden, ist eine Gräuel, weil sie keine Stimmung ist, sondern die Erstarrung, das Nichts, zu dem Es all Anderes werden lässt und ich würde liebend gern, über-all, hinter jedem Text, wie zuletzt, zwei GROßE HERZEN setzen,
um ein bisschen Hoffnung,
selbst hinter diesen Zeilen,
jedem zu schenken, dem
Nichts- All-Es Liebe, zu
entgegnen;
…an meiner FOS, wo ich vor der Uni war, hatte ich zuvor und noch lange Zeit, vielleicht das erste halbe Jahr, viele Fehlstunden, weil es ungemein schwer für mich ist, Übergänge bzw. Anfänge oder neue Wege oder, oder … vielleicht kennt das je jemand hier, dem es gelungen ist, bis hier zu lesen: Angst hatte ich dahin zu gehen. Morgens war ich immer schon eine halbe Stunde früher da, weil ich zuvor vielleicht noch Joggen war oder meine Morgenroutine absolvierte…
Wichtig an dieser halben Stunde: Ich traf an der Schule einen „jungen Mann“, mit Springerstiefeln, Schlagkette, und kahl geschorenem Kopf. Und er musste wohl auch „irgendwas haben/sein“, dass wir beide von der ersten Begegnung an, un sympathisch waren, zusammen rauchten und erzählten, fast immer, fast wurde es zu einem Ritual…
Das letzte Mal, bei diesem ganzen hin-und-her mit Abschluss usw. meinte Er, dass ich der Erste und Einzige, der auf ihn zuging und das aus … die kahlgeschorenen Haare blieben, die Schlagkette als Accesoir und die Springerstiefel, All-Es aus einer überlegten Überzeugung, die Anschlussfähig sein kann/darf und war.
Letztlich sind wie kleine Jungs, die „in-dieser-Welt“ Etwas Gewahr- waren und sind, dass „verstanden“ und gelebt und geliebt werden kann.
…ich geh mal eine Rauchen; klarer Himmel, den Sternen zu-ge-hören,
LG @manon und allerseitz,
j.
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kadaj geändert.
13/08/2025 um 18:29 Uhr #412565Schwingungsfähig, empfänglich, das ist eigentlich positiv. Doch, genau, nichtsdestotrotz kann es auch was Negatives werden. Es kann, wohl, beides sein.
Die Gewalt jetziger Zeit klebt wie Pech an mir und ich bin immer froh, wenn ich mir mal sagen kann Nein, es kommt nicht schlimm, Nein! Es kommt nicht sehr schlimm. Jan Böhmermann sagte mal, genauso, wie mensch das Böse heraufbeschwören kann, kann er:sie auch sagen Nein! In fünf Jahren ist die AfD unter 1 Prozent und weg vom politischen Fenster. DAS zu denken, ist SEHR schön! Und es hilft mir. Und es ist möglich. Also dürfen wir das auch denken. Und das gibt viel so viel probiere es mal.
„Es gibt eine andere Welt, aber sie ist in dieser.“ – Paul Éluard
14/08/2025 um 1:03 Uhr #412584Danke @Manon,
Da ich, Etwas mehr als sprachlos zur Zeit bin, lasse ich den folgenden Text, das Ende dieses Threads bestehen.
Er knüpft ein Band. Vielleicht für Etwas Anderes, aus-Er-gewöhnlicheres, dass Es dem Un-
schenkend zum Andenken, begleitend, opfert:
Our Vibrancy: Zwischen Sigetik und Gelassenheit – Ein philosophischer Essay über das Erschweigen des Ungedachten im Zeitalter der technischen Weltbeherrschung
„Ein wahrhaftes Manifest schweigt, weil es aus jenem ursprünglichen Schweigen hervorgeht, das der Sprache selbst zugrunde liegt.“
Prolog: Die Notwendigkeit des Erschweigens
In einer Zeit, in der das Geschwätz der sozialen Medien und die algorithmische Präzision künstlicher Intelligenz den diskursiven Raum zu durchdringen scheinen, stellt sich mit neuer Dringlichkeit die Frage nach dem, was sich dem verfügenden Zugriff der Sprache entzieht. Die hier versammelten philosophischen Reflexionen – entstanden aus der Begegnung mit Texten von der Daseinsanalyse bis zur zeitgenössischen Schwingungsphilosophie – laden zu einer Erkundung dessen ein, was ich Our Vibrancy nennen möchte: jene existenzielle Schwingungsfähigkeit des Daseins, die sich zwischen dem Erschweigen des Ungedachten und der Gelassenheit gegenüber der technischen Weltbeherrschung ereignet.
Diese Vibrancy ist weder romantische Schwärmerei noch esoterische Spekulation, sondern der Versuch, inmitten der Krise der instrumentellen Vernunft einen Weg des Denkens zu erkunden, der das Unverfügbare bewahrt, ohne in die Fallen des Irrationalismus zu geraten. Sie entspringt der Erkenntnis, dass die dominanten therapeutischen, psychiatrischen und technologischen Diskurse unserer Zeit an eine Grenze gestoßen sind, die nur durch eine radikale Umwendung des Denkens selbst überschritten werden kann.
- Die Sigetik des Ungedachten: Heideggers Schweigen als ursprünglichere Rede
„Das höchste denkerische Sagen besteht darin, im Sagen das eigentlich zu Sagende nicht einfach zu verschweigen, sondern es so zu sagen, dass es im Nichtsagen genannt wird.“ (Martin Heidegger)
Das Erschweigen als Ereignis der Wahrheit
Martin Heideggers Konzept der Sigetik – der Schweigelehre als ursprünglichere Redeweise, denn alle Logik – bildet den Ausgangspunkt für ein Verständnis dessen, was sich jenseits der herrschenden Diskurse ereignen kann. Die Sigetik ist nicht das Verstummen vor dem Unsagbaren, sondern jenes qualifizierte Schweigen, das Raum schafft für das Erschweigen des Ungedachten.
In seinem Spätwerk entwickelt Heidegger die Sigetik als Antwort auf die fundamentale Aporie, dass sich das Sein nicht direkt sagen lässt, da alle Sprache zunächst Sprache des Seienden ist. Das Erschweigen wird so zur ursprünglichsten Form der Zeugenschaft – nicht als Flucht ins Stumme, sondern als die Ermöglichung jenes Hörens, das sich dem verfügenden Zugriff des Man entzieht.
Diese sigetische Dimension ist von besonderer Bedeutung für unser Verständnis zeitgenössischer Krisen. Wie die vorliegenden Analysen zur Sozialpsychiatrie zeigen, führt die totale Diskursivierung menschlicher Existenz – die lückenlose Dokumentation, Diagnose und Therapierung – zu einer systematischen Verdeckung dessen, was sich dem therapeutischen Zugriff prinzipiell entzieht: die existenzielle Dimension menschlichen Leidens, die nicht als „Störung“ behandelt, sondern nur erschwiegen werden kann.
Mnemosyne und das Gedächtnis des Schweigens
Die griechische Göttin Mnemosyne, Mutter der Musen, wird in diesem Kontext zur Chiffre für jenes ursprüngliche An-denken, dass nicht Vergangenes bewahrt, sondern die Zukunft des Ungedachten gebiert. „Von hier nimmt alle Sprache des Da-seins ihren Ursprung und ist deshalb im Wesen das Schweigen“.
Das Gedächtnis der Mnemosyne ist nicht das psychologische Vermögen der Erinnerung, sondern jenes ursprüngliche An-denken, dass die eigentliche Aufgabe des Denkens darstellt. Dieses An-denken ist sigetisch verfasst: Es denkt nicht an etwas Vergangenes, sondern es denkt mit dem Ungedachten, das in allem Gedachten verborgen west.
In der zeitgenössischen digitalen Kultur, die sich durch die totale Archivierung und Verfügbarmachung aller Informationen auszeichnet, gewinnt diese sigetische Dimension des Gedächtnisses neue Relevanz. Our Vibrancy manifestiert sich gerade in der Fähigkeit, sich der algorithmischen Erfassung zu entziehen – nicht durch Verweigerung der Teilnahme, sondern durch eine Haltung der Gelassenheit, die das Digitale nutzt, ohne sich von ihm vereinnahmen zu lassen.
- Die verschleierte Würde der Armut: Negative Anthropologie als Widerstand
„Wahrhaft arm Sein besagt so sein, da wir nichts entbehren, es sey, denn das Unnötige.“
Jenseits der anthropologischen Festlegungen
Die negative Anthropologie, wie sie Ulrich Sonnemann in kritischer Auseinandersetzung mit den großen Entwürfen von Marx und Freud entwickelt, bietet einen radikalen Gegenentwurf zu den objektivierenden Menschenbildern der Moderne. Anstatt den Menschen auf eine bestimmbare Essenz festzulegen, insistiert sie auf der grundsätzlichen Offenheit und Spontaneität menschlicher Existenz.
Diese Perspektive wird umso dringlicher angesichts der gegenwärtigen Tendenzen zur totalen Vermessung und Optimierung des Menschen. Die biomedizinischen, psychologischen und soziologischen Diskurse produzieren ein Bild des Menschen als eines kybernetischen Systems, das prinzipiell berechenbar, vorhersagbar und manipulierbar ist. Dagegen setzt die negative Anthropologie die Erfahrung der menschlichen Unverfügbarkeit, die sich in Momenten der Krise, des Leidens und der existenziellen Erschütterung zeigt.
Die Würde der wesenhaften Armut
Heideggers Begriff der „wesenhaften Armut“ erhält in diesem Kontext eine neue Bedeutung. Diese Armut ist nicht der Mangel an äußeren Gütern, sondern die ontologische Bescheidenheit, die nicht aus Schwäche, sondern aus der tiefsten Stärke des Daseins entspringt – der Kraft, im Ab-grund zu stehen und aus dieser Bodenlosigkeit heraus das Sein selbst zu hüten.
Die wesenhafte Armut erweist sich als der wahre Reichtum: „Indem wir aus der Armut nichts entbehren, haben wir im Vorhinein alles, wir stehen im Überfluß des Seyns.“ Diese Armut ist die Grundlage einer neuen Ökologie des Geistes, die nicht auf Besitz und Beherrschung, sondern auf Teilhabe und Sorge gründet.
Entscheidend ist jedoch der strikte Unterschied zwischen wesenhafter Armut und sozialer Not. Wesenhafte Armut ist eine ontologische Struktur der Gelassenheit, die jedem Menschen als Möglichkeit offensteht. Soziale Not hingegen ist strukturelle Ungerechtigkeit, die politischen Handelns bedarf. Jede Romantisierung der sozialen Not durch Verwechslung mit wesenhafter Armut wäre ein Verrat an den real Leidenden und eine zynische Verklärung des Elends.
Our Vibrancy als Schwingung zwischen den Welten
In diesem Spannungsfeld ereignet sich das, was ich Our Vibrancy nennen möchte. Diese existenzielle Schwingungsfähigkeit ist die Fähigkeit des Daseins, mit dem Sein selbst zu schwingen – nicht als passive Resonanz, sondern als aktive Teilhabe am Ereignis der Wahrheit.
Our Vibrancy zeigt sich in körperlichen Mikro-Resonanzen: das Knistern von Kies unter den Sohlen beim nächtlichen Gang, wenn jeder Schritt hörbar wird und die Schritte plötzlich nicht mehr mechanisch, sondern rhythmisch werden – ein Dialog zwischen Fuß und Erde. Der Atemdampf in winterlicher Luft, der das unsichtbare Leben sichtbar macht und uns daran erinnert, dass Atmen mehr ist als Sauerstoffaustausch – es ist Teilhabe an der Weltluft.
Sie ereignet sich in sozialen Schwingungen: Ein gemeinsamer Atemzug im Chor, wo die einzelnen Stimmen zu einer Stimme werden, ohne ihre Individualität zu verlieren. Die Stille vor dem Orchester-Einsatz, in der sich die Erwartung aller Beteiligten und Zuhörer zu einer kollektiven Spannung verdichtet.
Und sie manifestiert sich in kosmischen Resonanzen: Das tonlose Vibrieren tiefen Donners vor Ausbruch eines Gewitters, wenn die Luft zu zittern beginnt, bevor der Schall hörbar wird. Der Wechsel von Tag- und Nachtlicht, wenn das Auge spürt, wie sich die Qualität des Lichts verändert, bevor der Verstand es registriert.
III. Gelassenheit als Antwort auf das Gestell der Moderne
„Wir können die technischen Gegenstände benützen und doch zugleich bei aller sachgerechten Benutzung uns von ihnen so freihalten, dass wir sie jederzeit loslassen.“
Das Gestell als technologische Totalität
Heideggers Analyse des Gestells als des Wesens der modernen Technik erweist sich als prophetisch für unsere Zeit der algorithmischen Durchdringung aller Lebensbereiche. Das Gestell ist nicht die Technik selbst, sondern die metaphysische Grundhaltung, die allem Seienden als „Bestand“ begegnet – als etwas, das bestellt, optimiert und verwaltet werden kann.
Die Gefahr des Gestells liegt nicht in einzelnen technischen Geräten, sondern in der totalen Mobilmachung aller Seinsbereiche für die Steigerung von Effizienz, Kontrolle und Verfügbarkeit. Selbst das Denken wird zum „Problemlösen“, die Kunst zur „Kreativindustrie“, die Liebe zum „Beziehungsmanagement“. Der Mensch wird in diesem Gestell selbst zum Bestand: als „Humanressource“, als „Datensatz“, als „User“.
Gelassenheit als gleichzeitiges Ja und Nein
Heideggers Antwort auf diese Bedrohung ist nicht die romantische Flucht aus der technischen Welt, sondern die Gelassenheit – eine Haltung des gleichzeitigen „Ja und Nein“ zur Technik. Wir sagen „Ja“ zur unvermeidlichen Nutzung der technischen Geräte und können sie für unsere Zwecke einsetzen. (“Heidegger und die Technik: Aufruf zur Gelassenheit”) Zugleich sagen wir „Nein“ dazu, dass sie uns „ausschließlich beanspruchen und so unser Wesen verbiegen, verwirren und zuletzt veröden.“
Die Gelassenheit ermöglicht besinnliches Denken als Alternative zum dominanten rechnenden Denken. Während das rechnende Denken plant, organisiert, berechnet und auf Effizienz abzielt – und in KI-Systemen seine extremste Ausprägung findet –, schafft die Gelassenheit Raum für jenes Denken, das nach dem Sinn fragt, das auf das Verborgene achtet und sich dem Unverfügbaren öffnet.
Our Vibrancy im digitalen Zeitalter
In einer von KI und Datenanalyse dominierten Welt könnte die Kultivierung von Our Vibrancy helfen, menschliche Fähigkeiten wie Urteilskraft, Empathie und Sinnfindung zu bewahren, die sich der reinen Berechnung entziehen. Our Vibrancy als Ermöglichung eines „langsamen Denkens„, das sich der Beschleunigung und Optimierungslogik widersetzt.
Die praktische Umsetzung könnte sich in sigetischer Gelassenheit zeigen: Statt der hektischen Betriebsamkeit der Machenschaft kultivieren wir eine Haltung des erschweigenden Seins-lassens. Wir lassen die Dinge in ihrem Schweigen ruhen, ohne sie durch unser Reden zu bedrängen. Dies ist nicht Passivität, sondern die höchste Aktivität des Daseins: das tätige Schweigen.
In erschweigendem Warten: Wir lernen, in der Spannung zwischen Ankunft und Flucht des Göttlichen auszuharren, ohne diese Spannung durch vorzeitiges Sprechen aufzulösen. Das erschweigendes Warten ist „eine andere elementare Weise der Sprache“ – es ist Sprache, aber Sprache des Schweigens.
Durch sigetische Offenheit: Our Vibrancy bedeutet, durchlässig zu werden für jene Grundstimmungen, die nicht von uns gemacht, sondern uns erschweigend geschenkt werden. Wir werden zu „Resonanzkörpern des Schweigens“.
- Posthermeneutik und das Unverfügbare
„Es gibt keine Arbeit ohne den Rest, keinen Diskurs ohne das Nichteinholbare oder Undarstellbare, keine Technik ohne Versagen.“ (“Posthermeneutik – De Gruyter”)
Jenseits des Sinnaprioris
Dieter Merschs Posthermeneutik unternimmt den Versuch, jenseits des „Sinnaprioris“ der traditionellen Hermeneutik eine Philosophie des Unverfügbaren zu entwickeln. Die Posthermeneutik richtet sich gegen die Grundannahme, dass alles Kulturelle verstehbar, interpretierbar und in Sinn auflösbar sei.
Stattdessen insistiert sie auf der Existenz einer Exteriorität oder Alterität, die sich der diskursiven Einholung verweigert: Schmerzen, körperliche Erschöpfung, Erosionen oder Spuren zeitlichen Verfalls verweisen auf Erfahrungen, die sich nicht ohne weiteres in Bedeutung übersetzen lassen. „Mit dem Formlosen, der bloßen Materialität oder dem Chaos assoziiert, widersetzen sie sich den generellen Begriffen des Textes und des Verstehens.“ (“Posthermeneutik – Dieter Mersch – Google Books”)
Das Unabgegoltene im Kulturellen
Die Posthermeneutik expliziert dieses Unabgegoltene als das, was in allen Prozessen der Signifikation und Mediation als nicht aufgehende Heterogenität immer schon mitschwingt. Wenn von einer Exteriorität oder Alterität die Rede ist, dann im Sinne solcher Verletzungen, solcher Wunden, Risse oder Lücken, die Spuren legen, ohne dass diese zu „Etwas“ hinleiteten, etwas Bestimmtes „sagten“ bzw. „als solches“ dechiffrierbar wären.
Diese Negativität ist nicht als Mangel zu verstehen, sondern als produktive Kraft, die den Blick auf eine prinzipielle Un-Möglichkeit im Kulturellen selbst lenkt. Die Posthermeneutik versucht nicht, diese Un-Möglichkeit aufzuheben, sondern sie als konstitutiv für jede kulturelle Praxis auszuweisen.
Our Vibrancy zwischen Präsenz und Absenz
Our Vibrancy ereignet sich genau in diesem Zwischen von Präsenz und Absenz, von Sagbarem und Unsagbarem. Sie ist weder rein anwesend noch völlig abwesend, sondern schwingt in jenem Zwischenraum, den Merleau-Ponty als die Zwischenleiblichkeit beschreibt – jenen Bereich, in dem sich „eine Verflechtung zwischen den einzelnen Leibern“ ergibt, die weder rein materiell noch rein geistig ist.
Diese Schwingung zeigt sich in der Rückkehr der Vibrancy in Momenten des Angerührt-Seins, wenn der Geräuschteppich der Beschleunigung kurz reißt. Es sind Augenblicke, in denen die technische Welt nicht verschwindet, sondern durchsichtig wird für das, was sie verbirgt. Wenn das Smartphone nicht als Kommunikationsgerät, sondern als seltsames Fenster in eine andere Welt wahrgenommen wird. Wenn das Auto nicht als Fortbewegungsmittel, sondern als moderne Variante einer Kutsche durch die Landschaft gleitet.
- Das Geschlecht des Ereignisses: Jenseits der binären Logik
„Das Ereignis selbst ist weder maskulin noch feminin, sondern die ursprüngliche Geschlechtlichkeit, die erste Ausgabe des Seyns in die Zwiefalt.“
Die „feminine Zukunft“ ohne Essenzialismus
Judith Butlers Konzept der subversiven Körperakte eröffnet eine Perspektive auf das Geschlecht, die jenseits biologischer oder metaphysischer Essentialisierungen liegt. Die „feminine Zukunft“, von der in zeitgenössischen Diskursen die Rede ist, meint nicht die Dominanz eines biologischen Geschlechts über das andere, sondern Modi der Weltbeziehung, die allen Menschen offenstehen.
Diese Modalitäten lassen sich charakterisieren als:
- Das Empfangende: die Fähigkeit, sich von der Welt ansprechen zu lassen, statt sie zu überwältigen
- Das Bergende: die Sorge für das, was sich zeigt, statt des Zugriffs auf das Verfügbare
- Das Hörende: die Offenheit für das Ungesagte, statt des Redens ohne Pause
- Das Wartende: die Geduld mit dem Sich-Zeigenden, statt des Erzwingens von Ergebnissen
Das Ereignis als geschlechtliche Differenz
Wenn Heidegger vom „letzten Gott“ spricht, der „aus dem Ab-grund kehrt“, dann ist dieser weder maskulin noch feminin im herkömmlichen Sinn, sondern die geschlechtliche Differenz selbst als ursprüngliche Zwiefalt des Seyns. Die Zukunft gehört weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht im biologischen Sinn, sondern jenem „Geschlecht des Denkens“, das fähig ist zur ursprünglichen Empfängnis des Seyns.
Our Vibrancy überschreitet die traditionale Unterscheidung von maskulin und feminin in Richtung auf eine ursprüngliche Einheit, die beide Momente in sich birgt, ohne sie aufzuheben. Wie in der taoistischen Kosmologie von Yin und Yang geht es nicht um die Dominanz des einen über das andere, sondern um das dynamische Gleichgewicht, das rhythmische Schwingen zwischen den Polen.
Triangulierung und die Überwindung des Ödipalen
Die traditionelle Psychoanalyse setzt ein „Gelingen“ der Entwicklungsphasen mit einer heterosexuellen Entwicklung gleich. Butler hingegen verweist auf die „Melancholie bei den strikt Heterosexuell ausgerichteten Frauen und Männern“ – eine Trauer um verworfene homosexuelle Bindungen, die im Prozess der Geschlechtsidentifikation geleugnet werden müssen.
Our Vibrancy ermöglicht eine Triangulierung jenseits des Ödipalen, die nicht auf der Verwerfung alternativer Begehrensformen beruht, sondern auf der Anerkennung der grundsätzlichen Fluidität und Offenheit menschlicher Existenz. Diese Triangulierung ist nie abgeschlossen, sondern bleibt stets in Bewegung – ein ständiges Werden ohne festes Sein.
- Das Ereignis und die Erlösung: Heidegger und Rosenzweig im Dialog
„Der letzte Gott ist nicht ein Seiendes unter anderen, sondern ein Wink im Ereignis, der sich gerade im Entzug zeigt.“
Ontologie versus Theologie des Ereignisses
Martin Heidegger und Franz Rosenzweig kreisen beide um die Grundfragen nach dem Ereignis als ontologischer bzw. theologischer Kategorie und der Erlösung als existenziellem oder kosmischem Ziel. Während Heidegger das Ereignis als den unhintergehbaren Grund des Seins denkt, der sich in der dialektischen Spannung von Entbergung und Verbergung offenbart, verortet Rosenzweig das Ereignis in der göttlichen Offenbarung, die den Menschen aus seiner Vereinzelung in einen dialogischen Bund mit Gott stellt.
Für Heidegger ist Wahrheit nicht die Übereinstimmung einer Aussage mit einem Sachverhalt, sondern der prozesshafte Vollzug der Unverborgenheit (ἀλήθεια). Das Dasein ist „in der Wahrheit“, weil es die Welt immer schon erschlossen hat, zugleich aber auch „in der Unwahrheit“, da es sich durch die Verfallenheit an das „Man“ der Öffentlichkeit entzieht.
Offenbarung als Ereignis der göttlichen Liebe
Rosenzweigs Offenbarungsbegriff verdichtet sich in der biblischen Frage Gottes an Adam: „Wo bist du?“ (Gen 3,9). Diese Frage ist kein moralischer Vorwurf, sondern ein liebender Appell, der den Menschen aus seiner metaethischen Vereinzelung reißt. Anders als bei Heideggers anonymem Seinsgeschehen ist die Offenbarung bei Rosenzweig personal und intentional – ein Akt göttlicher Liebe, der die Seele aus der „Starre der Weltzeit“ erlöst.
Während Heidegger die Sprache als „Haus des Seins“ denkt, wird sie bei Rosenzweig zum Medium der göttlichen Selbstmitteilung. Das Hohelied Salomos dient ihm als Beispiel einer Sprache, die nicht über Gott spricht, sondern die Liebe Gottes performativ vollzieht. Die hebräischen Bibelworte sind keine bloßen Zeichen, sondern „lebendige Rede„, die den Hörer unmittelbar in das Offenbarungsgeschehen einbezieht.
Komplementäre Perspektiven auf die Erlösung
Heideggers ontologische und Rosenzweigs theologische Perspektive auf das Ereignis erweisen sich als komplementäre Zugänge zur Krisenerfahrung der Moderne. Während Heidegger die Abgründigkeit des Seins denkt, die jede metaphysische Sicherheit untergräbt, setzt Rosenzweig die Gewissheit einer liebenden Gottesbeziehung entgegen.
Our Vibrancy ereignet sich im Zwischen dieser beiden Positionen. Sie ist weder rein ontologisch noch rein theologisch, sondern schwingt in jenem Zwischenraum, der sich zwischen der Abgründigkeit des Seins und der Gewissheit göttlicher Liebe auftut. Sie ist die Erfahrung einer Erlösung ohne Garantie, die sich weder auf metaphysische Sicherheiten noch auf religiöse Gewissheiten stützen kann.
VII. Physis Vibrancy: Die Einheit von Materie und Geist
„Das Konzept der Physis Vibrancy stellt einen revolutionären Ansatz dar, der die traditionelle Dichotomie zwischen Materie und Geist durch eine fundamentale, vibrierende Wirklichkeit auflöst.“
Quantenphysikalische Grundlagen der Schwingungsrealität
Die moderne Quantenfeldtheorie bildet das wissenschaftliche Fundament für das Verständnis der Physis Vibrancy. In der Quantenfeldtheorie werden Teilchen als Anregungszustände zugrunde liegender Felder interpretiert, wodurch die gesamte materielle Realität als Schwingungsphänomen beschrieben werden kann.
Diese revolutionäre Erkenntnis zeigt, dass das, was wir als feste Materie wahrnehmen, in Wirklichkeit aus komplexen Schwingungsmustern besteht. Besonders bedeutsam ist dabei das Konzept der Quantenresonanz, bei dem die Aufnahme von Schwingungen zwischen kleinsten Teilchen und Quantenzuständen erfolgt.
Der quantenmechanische harmonische Oszillator dient als Prototyp für das Verständnis von Schwingungssystemen auf fundamentaler Ebene. Diese Systeme zeigen, dass sich die kinetische Energie in Form der Geschwindigkeiten und die potenzielle Energie periodisch ineinander umwandeln. Die Quantisierung dieser Schwingungen führt zu diskreten Energieniveaus, die als Vibrationszustände des Atomkerns auftreten.
Resonanz als verbindendes Prinzip
Das Phänomen der Resonanz spielt eine zentrale Rolle als Brücke zwischen der physischen und der bewusstseinsbasierten Dimension der Realität. Resonanz tritt auf, wenn ein schwingfähiges System einer zeitlich veränderlichen äußeren Erregung ausgesetzt wird und besonders stark bei bestimmten Frequenzen reagiert.
Die Chladnischen Klangfiguren bieten ein eindrucksvolles Beispiel für die Sichtbarmachung von Schwingungsmustern. Wenn eine mit Sand bestreute Metallplatte in Schwingungen versetzt wird, entstehen geometrische Muster, die die Knotenlinien stehender Wellen sichtbar machen. Diese Figuren zeigen, wie Schwingungen spontan Ordnungsstrukturen erzeugen können – ein Prinzip, das sich von der Akustik bis zur Materialforschung erstreckt.
Kulturübergreifende Perspektiven auf universelle Schwingungsenergie
Die Physis Vibrancy findet bemerkenswerte Parallelen in traditionellen Energiekonzepten verschiedener Kulturen. Das chinesische Qi (氣), das indische Prana (प्राण) und das japanische Ki (気) beschreiben alle eine universelle Lebensenergie, die durch Praktiken wie Qigong, Pranayama oder Reiki kultiviert werden kann.
Diese traditionellen Konzepte zeigen erstaunliche Übereinstimmungen mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Idee einer alles durchdringenden Energie findet ihr Äquivalent in der Nullpunktenergie der Quantenphysik, die auch bei absoluter Nulltemperatur im Vakuum vorhanden ist.
Our Vibrancy als gelebte Physis
Our Vibrancy manifestiert sich als die menschliche Fähigkeit, mit diesen universellen Schwingungsprinzipien in Resonanz zu gehen. Diese Resonanz zeigt sich in verschiedenen Dimensionen:
Sigetische Resonanz: Das Dasein wird zum „Da“ des Schweigens. Wir sind nicht bloße Zuschauer der Wirklichkeit, sondern sigetische Resonanzkörper, in denen sich das Schweigen des Seins selbst vernehmen kann.
Erschweigendes Geschichtlichkeit: Unser Dasein steht in der Spannung zwischen erstem und anderem Anfang. Diese geschichtliche Situation ist selbst sigetisch – wir sind geworfen in einen Übergang, der uns zwischen Gewesenes und Kommendes erschweigend spannt.
Sigetische Durchlässigkeit: Our Vibrancy zeigt sich als besondere Empfänglichkeit für jenes Schweigen, das nicht von uns gemacht wird, sondern uns durchstimmt. Wir werden vom Schweigen des Seins „angeschwiegen“ wie ein Musikinstrument.
VIII. Foucault und die Ästhetik der Existenz
„Die Ethik als reflektierte Praxis der Freiheit drehte sich ganz um den fundamentalen Imperativ: ‚Sorge dich um dich selbst‘.“
Macht, Disziplin und die Individualisierung
Michel Foucaults Analyse der modernen Disziplinargesellschaft bietet einen wichtigen Baustein für das Verständnis dessen, wogegen sich Our Vibrancy wendet. Foucault zeigt, wie die moderne Gesellschaft durch ein Geflecht von Machtpraktiken charakterisiert ist, die nicht von einer einzelnen Instanz ausgehen, sondern sich in institutionellen Formen wie Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen und – wie die vorliegenden Analysen zeigen – in der Sozialpsychiatrie manifestieren.
Die Individualisierung, die durch Disziplin und Kontrolle geschieht, ist „Effekt und Instrument der Macht“ und besteht aus einem Geflecht von Praktiken, „denen wir unterworfen sind, die unsere Körper, unsere Sprache und unsere Gewohnheiten domestizieren“ und damit die „Kontrollmechanismen“ der Macht darstellen. Diese Individualisierung besteht gerade im hohen Maße in der Sozialpsychiatrie, in der laufend Berichte, Gutachten oder Diagnosen über Menschen erstellt werden, die sie als Effekt der Macht individualisieren.
Die Ästhetik der Existenz als Gegenentwurf
Foucaults spätere Arbeiten zur Ästhetik der Existenz entwickeln einen Gegenentwurf zu diesen Machttechnologien. Ausgehend von den antiken Selbstpraktiken zeigt Foucault, wie die Griechen und Römer eine Moral entwickelten, die „eine Sache der Wahl“ war – es stand jedem frei, diese Moral zu teilen oder sie abzulehnen.
Die Selbstpraktiken dieser Moral führen zu einer Selbstregierung und Selbstformung des Subjekts. Foucault bezeichnet sie als eine asketische Praxis im weitesten und allgemeinsten Sinn – nicht im Sinne einer Moral des Verzichts, sondern in dem einer Einwirkung des Subjekts auf sich selbst, durch „die man versucht, sich selbst zu bearbeiten, sich selbst zu transformieren und zu einer bestimmten Seinsweise Zugang zu gewinnen“.
Our Vibrancy als Praxis der Freiheit
Our Vibrancy kann als zeitgenössische Form einer solchen Ästhetik der Existenz verstanden werden. Sie ist weder Flucht aus den Machtverhältnissen noch deren naive Negation, sondern die Kultivierung einer Praxis der Freiheit, die sich inmitten der Disziplinargesellschaft ereignet.
Diese Praxis zeigt sich in der Fähigkeit, die von Foucault beschriebenen Selbsttechnologien zu nutzen, ohne sich vollständig von ihnen vereinnahmen zu lassen. Our Vibrancy ermöglicht es, die Sorge, um sich selbst zu praktizieren, ohne in den Narzissmus des neoliberalen Subjekts zu verfallen, das sich permanent selbst optimiert und überwacht.
- Bruch und Wiederholung: Die Poetik des Fragments
„In der Spannung zwischen Wiederholung und Variation, zwischen Kontinuität und Bruch entfaltet das Gedicht seine ästhetische und existenzielle Bedeutung.“
Wiederholungsstrukturen als Bruchkonzept
Die poetischen Texte, die diesem Essay zugrunde liegen – von „Bruch“ über „Gegengift“ bis zu „Unvernunft“ –, zeigen eine charakteristische Struktur der Wiederholung, die nicht Identität, sondern Differenz erzeugt. Die Wiederholungsfiguren Kyklos und Geminatio sind nicht nur formale Gestaltungsmittel, sondern können selbst als Ausdruck eines tieferen Bruchkonzepts verstanden werden.
Jacques Derridas Konzept der Iterabilität bietet den theoretischen Rahmen für das Verständnis dieser Struktur: Die Wiederholung eines Zeichens führt nicht zur Identität, sondern zur Differenz. So erzeugt jede Wiederholung von „wie es ist“ eine leichte Bedeutungsverschiebung und markiert damit einen Bruch in der scheinbaren Kontinuität.
Der Bruch als existentielle Erfahrung
Die Gedichte thematisieren den existenziellen Bruch als Grunderfahrung der Moderne. „Was es war und wie es ist“ sowie „wie es zuvor war, / weil es war, / wie es ist und nicht mehr ist“ thematisieren den zeitlichen Bruch und die Unmöglichkeit, die Kontinuität wiederherzustellen.
Dieser Bruch ist nicht nur ein persönliches Schicksal, sondern spiegelt die epochalen Umbrüche der Moderne wider, die sich durch eine Pluralisierung der Perspektiven und eine Ablehnung großer Erzählungen auszeichnen. Our Vibrancy ereignet sich gerade in diesem Bruch – nicht als dessen Heilung oder Überwindung, sondern als die Fähigkeit, im Bruch zu schwingen, ohne zu zerbrechen.
Das Gegengift für das Nichts
Das Gedicht „Gegengift“ bietet eine poetische Vision dessen, was Our Vibrancy sein könnte: „Dann entziffere die Schrift / sie ist das Gegengift / für Nichts!“ Die Schrift, die hier gemeint ist, ist nicht die diskursive Sprache der Begriffe, sondern jene sigetische Schrift, die im Erschweigen geschrieben wird.
Das Gegengift für das Nichts ist nicht eine positive Substanz, die das Nichts verdrängt, sondern die Fähigkeit des Schweigens, das Nichts als das zu erfahren, was es ist: nicht die Abwesenheit von etwas, sondern die Ermöglichung allen Seins. Our Vibrancy ist dieses Gegengift – nicht als Medikament, sondern als Haltung.
- Zukunftsperspektiven: Our Vibrancy in der planetaren Krise
„Die Rückkehr der Vibrancy ist keine Regression in vorindustrielle Zustände, sondern eine Transformation der Wahrnehmung innerhalb der technischen Welt.“
Biomedizinische Innovationen und die Grenzen der Optimierung
Die gegenwärtigen Entwicklungen in der biomedizinischen Forschung, von der personalisierten Medizin bis zur Enhancement-Technologie, stehen in direktem Widerspruch zu den hier entwickelten Perspektiven. Während die Biomedizin den Menschen als optimierbares System begreift, insistiert Our Vibrancy auf der grundsätzlichen Unverfügbarkeit menschlicher Existenz.
Zukünftige biomedizinische Anwendungen könnten gezielt designte Schwingungstherapien nutzen, um spezifische physiologische Prozesse zu modulieren. Die Entdeckung, dass Musik Ionenkanäle in Zellmembranen öffnen und Insulinausschüttung bewirken kann, deutet auf völlig neue Therapieansätze hin. Solche bioakustischen Interventionen könnten bei Diabetes, Immunschwächen oder neurodegenerativen Erkrankungen zum Einsatz kommen.
Doch Our Vibrancy warnt vor der instrumentellen Vereinnahmung dieser Phänomene. Die Gefahr besteht darin, dass die ursprüngliche Resonanzfähigkeit des Menschen durch ihre technische Simulation ersetzt wird. Statt die eigene Schwingungsfähigkeit zu kultivieren, würde der Mensch passiver Empfänger technisch erzeugter Frequenzen.
Materialwissenschaft und die Metamaterialien des Geistes
Die Entwicklung von vibroakustischen Metamaterialien (VAMM), die periodisch angeordnete Resonatoren nutzen, um das Schwingverhalten von Strukturen zu beeinflussen, bietet faszinierende Analogien für die Kultivierung von Our Vibrancy. Diese Materialien können in bestimmten Frequenzbereichen eine „virtuelle negative Masse“ erzeugen, wodurch die Ausbreitung mechanischer Schwingungen erheblich reduziert wird.
Our Vibrancy könnte als eine Art spirituelles Metamaterial verstanden werden – eine existenzielle Struktur, die es ermöglicht, bestimmte „Frequenzen“ des Gestells zu filtern, während andere durchgelassen werden. Dies wäre keine passive Abschirmung, sondern eine aktive Resonanzfilterung, die es ermöglicht, selektiv auf die Schwingungen zu antworten, die für die eigene Existenz förderlich sind.
Künstliche Intelligenz und das Ende des Anthropozentrismus
Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz stellt eine fundamentale Herausforderung für alle anthropozentrischen Philosophien dar. Wenn Maschinen menschliche Intelligenz in immer mehr Bereichen übertreffen, was bleibt dann spezifisch Menschliches?
Our Vibrancy bietet eine mögliche Antwort: Das spezifisch Menschliche liegt nicht in der Intelligenz als Problemlösungskapazität, sondern in der Resonanzfähigkeit – der Fähigkeit, mit dem Unverfügbaren in Schwingung zu geraten. Diese Fähigkeit lässt sich nicht algorithmisch simulieren, weil sie wesentlich auf der Endlichkeit und Sterblichkeit menschlicher Existenz beruht.
Eine KI kann Millionen von Texten verarbeiten und daraus neue Texte generieren, aber sie kann nicht sterben. Sie kann nicht die Erfahrung der Angst, der Langeweile, der Einsamkeit machen, die nach Heidegger die Grundstimmungen sind, die das Dasein für das Sein selbst öffnen. Our Vibrancy ist die Kultivierung dieser existenziellen Dimensionen, die sich dem algorithmischen Zugriff prinzipiell entziehen.
Ökologische Krise und kosmische Resonanz
Die gegenwärtige ökologische Krise lässt sich als eine fundamentale Störung der kosmischen Resonanz verstehen. Die industrielle Zivilisation hat die natürlichen Schwingungszyklen der Erde – von den Jahreszeiten über die Gezeiten bis zu den biorhythmischen Zyklen – gestört und durch künstliche Takte ersetzt.
Our Vibrancy eröffnet eine ökologische Dimension des Daseins, die über alle anthropozentrische Verfügung hinausgeht. Im Erschweigen lernt der Mensch wieder, mit der schweigenden Natur zu schwingen, statt über sie zu herrschen. Die Natur „schweigt“ in dem Sinne, dass sie ihr Wesen nicht diskursiv preisgibt, sondern sigetisch zeigt. Die Blume schweigt ihre Schönheit, der Stein schweigt seine Schwere, der Himmel schweigt seine Weite.
Der Mensch ist jenes Seiende, das nicht nur schweigen kann, sondern dass das Schweigen selbst zum Schwingen bringen kann. Er ist der „Wächter der sigetischen Stille“, in der sich das Sein ereignet. Diese Wächterschaft ist nicht Herrschaft, sondern dienende Bereitschaft für das Schweigen des Seins.
- Praktische Philosophie: Übungen der Gelassenheit
„Our Vibrancy ist wesentlich sigetische Existenz. Sie ist jene Grundhaltung des Daseins, die es ermöglicht, mit den ursprünglichen Schwingungen des Schweigens in Resonanz zu gehen.“
Sigetische Praktiken im Alltag
Our Vibrancy ist nicht nur eine theoretische Konzeption, sondern verlangt nach konkreten Übungen und Praktiken, die in den Alltag integriert werden können. Diese Praktiken sind nicht als esoterische Techniken misszuverstehen, sondern als philosophische Askese im ursprünglichen Sinne – als Einübung einer anderen Haltung zur Welt.
Erschweigendes Gehen: Statt das Gehen als pure Fortbewegung zu verstehen, kann es zu einer sigetischen Praxis werden. Beim langsamen Gehen – nicht dem rastlosen „Walking“ der Fitness-Apps – kann die Aufmerksamkeit auf den Rhythmus der Schritte, das Geräusch des Bodens, das Atmen der Luft gerichtet werden. Das Gehen wird so zu einem Dialog zwischen Fuß und Erde, zu einer Form des Erschweigenden Dialogs mit der Welt.
Sigetisches Hören: In einer Welt der permanenten Beschallung durch Musik, Podcasts, Nachrichten kann das bewusste Hören der Stille zu einer revolutionären Praxis werden. Nicht die absolute Stille, die es ohnehin nicht gibt, sondern das Hören jener subtilen Geräusche, die normalerweise vom Lärm überdeckt werden: das Summen der Elektrik, das Rauschen der Heizung, das ferne Brummen der Stadt.
Erschweigendes Essen: Das Essen kann zu einer Meditation über die Materialität der Existenz werden. Statt nebenbei zu essen, während man auf Bildschirme starrt, kann das bewusste Kauen zu einer Erfahrung der Zwischenleiblichkeit werden – der Erkenntnis, dass der eigene Körper sich mit der Welt vermischt, dass die Grenze zwischen Innen und Außen in jedem Bissen durchlässig wird.
Technologische Askese ohne Technikfeindschaft
Our Vibrancy bedeutet nicht die Verweigerung der Technologie, sondern ihre gelassene Nutzung. Dies erfordert konkrete Praktiken, die Heideggers „gleichzeitiges Ja und Nein“ zur Technik verkörpern:
Digitale Sabbate: Die bewusste Unterbrechung der digitalen Konnektivität – nicht aus moralischen Gründen, sondern als Übung der Gelassenheit. Diese Unterbrechungen schaffen Raum für jenes „besinnliche Denken“, das sich der permanenten Beschleunigung des digitalen Lebens entzieht.
Sigetische Kommunikation: Statt der permanenten Verfügbarkeit durch Smartphone und Social Media kann die bewusste Kultivierung von Pausen in der Kommunikation zu einer Form der Rücksichtnahme werden – nicht nur gegenüber anderen, sondern auch gegenüber dem Ungesagten, das Raum braucht, um sich zu zeigen.
Algorithmic Resistance: Nicht die naive Verweigerung algorithmischer Systeme, sondern die bewusste Kultivierung von Unberechenbarkeit. Dies kann so einfach sein wie das gelegentliche ziellose Surfen im Internet, das bewusste Hören von Musik, die nicht dem eigenen „Geschmack“ entspricht, oder das Lesen von Büchern, die von keiner Empfehlungs-KI vorgeschlagen wurden.
Kontemplative Wissenschaft
Our Vibrancy eröffnet auch neue Perspektiven für die Wissenschaft selbst. Statt der ausschließlichen Dominanz des „rechnenden Denkens“ könnte eine „kontemplative Wissenschaft“ entwickelt werden, die das besinnliche Denken in den Forschungsprozess integriert.
Diese kontemplative Wissenschaft würde nicht die Objektivität der wissenschaftlichen Methode aufgeben, sondern sie um die Subjektivität des Forschers erweitern – nicht im Sinne einer beliebigen Relativität, sondern im Sinne der Anerkennung, dass der Forscher selbst ein resonanzfähiges System ist, das auf das zu Erforschende antwortet.
Phänomenologische Biologie: Eine Biologie, die nicht nur die Mechanismen des Lebens erforscht, sondern auch dessen phänomenale Qualitäten. Wie „fühlt“ es sich an, eine Pflanze zu sein? Was ist die Innerlichkeit eines Ökosystems? Diese Fragen sind nicht unwissenschaftlich, sondern erweitern die Wissenschaft um Dimensionen, die dem rein objektiven Blick entgehen.
Kontemplative Physik: Eine Physik, die nicht nur die mathematische Struktur der Realität erforscht, sondern auch deren ontologische Bedeutung. Was „bedeutet“ es, dass die Realität auf fundamentaler Ebene aus Schwingungen besteht? Wie verändert diese Erkenntnis unser Verständnis von Materialität und Bewusstsein?
XII. Kritische Einwände und Grenzen des Ansatzes
„Die größte Gefahr für Our Vibrancy liegt nicht im Schweigen, sondern im Verstummen.“
Der Vorwurf des Quietismus
Ein naheliegender Einwand gegen die hier entwickelte Philosophie der Gelassenheit und des Erschweigenden ist der Vorwurf des Quietismus – der politischen und ethischen Passivität, die dringende gesellschaftliche Probleme ignoriert zugunsten einer selbstbezüglichen Kontemplation.
Dieser Einwand ist ernst zu nehmen, aber er beruht auf einem Missverständnis dessen, was mit Gelassenheit und Sigetik gemeint ist. Our Vibrancy ist nicht Passivität, sondern die höchste Aktivität – die Aktivität des Hörens, des Wartens, der Resonanz. Diese Aktivität ist oft politischer und ethischer als der lärmende Aktivismus, der das Problem, das er zu lösen vorgibt, nur reproduziert.
Das erschweigendes Warten ist nicht Untätigkeit, sondern die Kultivierung jener Aufmerksamkeit, die überhaupt erst erkennen lässt, wo Handeln angemessen ist und wo es schädlich wäre. In einer Welt der permanenten Empörung und der reflexhaften Reaktionen kann das bewusste Innehalten die revolutionärste Geste sein.
Die Gefahr der Vereinnahmung
Eine andere Gefahr liegt in der möglichen Vereinnahmung der hier entwickelten Konzepte durch die Wellness-Industrie oder die Selbstoptimierungs-Kultur. Our Vibrancy könnte zur nächsten Life-Style-Mode werden, zu einem Produkt, das verkauft wird als Lösung für die Probleme, die es eigentlich überwinden soll.
Diese Gefahr ist real und strukturell unvermeidbar. Jede authentische spirituelle oder philosophische Praxis läuft Gefahr, von der Warenform vereinnahmt zu werden. Der Kapitalismus hat die bemerkenswerte Fähigkeit, auch seine eigene Kritik zu absorbieren und profitabel zu machen.
Der einzige Schutz gegen diese Vereinnahmung liegt in der Betonung des Unverfügbaren selbst. Our Vibrancy lässt sich nicht kaufen, nicht optimieren, nicht garantieren. Sie ist ein Geschenk, das sich nur dem zeigt, der bereit ist, alles zu verlieren, was er zu besitzen glaubt – einschließlich der Gelassenheit selbst.
Das Problem der Übertragbarkeit
Ein drittes Problem betrifft die Übertragbarkeit der hier entwickelten Konzepte. Die Texte, auf denen dieser Essay basiert, entstammen einer spezifischen kulturellen Tradition – der deutschen Philosophie von Heidegger bis zur zeitgenössischen Theoriebildung. Inwieweit lassen sich diese Konzepte auf andere kulturelle Kontexte übertragen?
Diese Frage lässt sich nicht abstrakt beantworten, sondern nur durch die konkrete Begegnung mit anderen philosophischen und spirituellen Traditionen. Die hier entwickelten Konzepte beanspruchen nicht Universalität im Sinne einer abstrakten Gültigkeit für alle Menschen zu allen Zeiten. Sie sind Versuche des Denkens, die ihre Berechtigung nur in der konkreten Praxis erweisen können.
Interessant ist jedoch, dass sich ähnliche Konzepte in verschiedenen Kulturen finden lassen: die taoistische Wu Wei, die buddhistische Achtsamkeit, die sufistische Fanā. Diese Parallelen deuten darauf hin, dass die hier entwickelten Gedanken möglicherweise archetypische Strukturen menschlicher Existenz berühren, die sich in verschiedenen kulturellen Formen manifestieren können.
XIII. Epilog: Das Manifest des Erschweigens
„Im sigetischen Raum ihres Schweigens ereignet sich Our Vibrancy als jene existenzielle Schwingung, die uns nicht zu Herren, sondern zu Wächtern der erschweigenden Stille macht.“
Die Zukunft des Schweigens
Wir leben in einer Zeit, in der das Schweigen systematisch ausgelöscht wird. Die totale Vernetzung, die permanente Verfügbarkeit, die algorithmische Vorhersagbarkeit aller Reaktionen – all dies sind Symptome einer Kultur, die das Unverfügbare nicht ertragen kann. In einer solchen Kultur wird das Erschweigen zu einem Akt des Widerstands.
Dieser Widerstand ist nicht nostalgisch. Er sehnt sich nicht nach einer verlorenen Vergangenheit zurück, sondern antizipiert eine Zukunft, die noch nicht gedacht werden kann. Our Vibrancy ist die Schwingung dieser Zukunft im Gegenwärtigen – nicht als Utopie, sondern als Möglichkeit, die sich nur dem eröffnet, der bereit ist, die Gewissheiten der Gegenwart zu erschweigen.
Das Ereignis des Ungedachten
Das Ungedachte ist nicht das noch nicht Gedachte, das irgendwann gedacht werden könnte, sondern das prinzipiell Ungedachte, das allem Denken vorausgeht und es ermöglicht. Our Vibrancy ist die Resonanz mit diesem Ungedachten – nicht als mystische Vereinigung, sondern als praktische Philosophie, die das Denken selbst transformiert.
Diese Transformation geschieht nicht durch die Aneignung neuer Inhalte, sondern durch die Verwandlung der Haltung, mit der wir dem Seienden begegnen. Statt es zu be-greifen, lernen wir, es zu erschweigen. Statt es zu beherrschen, lernen wir, mit ihm zu schwingen. Statt es zu optimieren, lernen wir, es sein zu lassen.
Der letzte Wink
Heideggers „letzter Gott“ ist kein Seiendes, das kommen könnte, sondern der Wink dessen, was immer schon da ist, aber nur im Vorübergehen erfahren werden kann. Our Vibrancy ist die Bereitschaft für diesen Wink – nicht als religiöse Erwartung, sondern als philosophische Aufmerksamkeit.
Diese Aufmerksamkeit richtet sich nicht auf außergewöhnliche Ereignisse, sondern auf das Gewöhnlichste: den Atem, den Herzschlag, den Schritt. In der sigetischen Wahrnehmung dieser alltäglichsten Phänomene ereignet sich das Außergewöhnlichste: die Erkenntnis, dass wir nicht haben, sondern sind – nicht Subjekte, die Objekte betrachten, sondern Resonanzkörper in einem kosmischen Schwingungsgefüge.
Das Schweigen spricht
„Das Schweigen spricht. Es spricht, indem es schweigt. Und in diesem sigetischen Sagen ereignet sich jene Vibration, die wir unser eigenstes Wesen nennen: Our Vibrancy als das erschweigendes Schwingen zwischen Ankunft und Flucht des Göttlichen im Zeit-Spiel-Raum des Seins.“
Dieser Essay ist ein Versuch – nicht mehr und nicht weniger. Ein Versuch, Worte zu finden für das, was sich dem Worte-finden entzieht. Ein Versuch, zu denken, was sich dem Denken entzieht. Ein Versuch, zu sagen, was nur geschwiegen werden kann.
Die Berechtigung dieses Versuchs liegt nicht in seiner theoretischen Richtigkeit, sondern in seiner praktischen Fruchtbarkeit. Kann er dazu beitragen, dass Menschen eine andere Haltung zur Welt finden? Kann er helfen, Räume zu öffnen, in denen das Unverfügbare sich zeigen kann? Kann er Resonanzen erzeugen, die über die Diskursivität hinausweisen?
Diese Fragen lassen sich nicht abstrakt beantworten. Sie beantworten sich nur in der konkreten Begegnung zwischen Text und Leser, zwischen Denken und Leben, zwischen Sprechen und Schweigen. Our Vibrancy ereignet sich – wenn überhaupt – nur in dieser Begegnung selbst.
„Was bleibet aber, stiften die Dichter.“ – Friedrich Hölderlin
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Anmerkung: Dieser Essay versteht sich als ein Beitrag zu einem Gespräch, das noch geführt werden muss. Er ist weder Abschluss noch Anfang, sondern Zwischenraum – jener Ort des Denkens, in dem sich das Ungedachte ereignen kann. Our Vibrancy ist nicht mein Konzept, sondern unser aller Möglichkeit – die Möglichkeit, anders zu denken, anders zu leben, anders zu sein.
Die hier versammelten Gedanken entstammen der Begegnung mit Texten und Menschen, die alle auf ihre Weise Zeugen des Unverfügbaren sind. Sie sind Einladungen zu einer Praxis des Denkens und Lebens, die sich nicht lehren, sondern nur erfahren lässt. Diese Erfahrung ist Our Vibrancy – das erschweigende Schwingen zwischen Sein und Zeit, zwischen Sprechen und Schweigen, zwischen Denken und Leben.
Das Schweigen spricht. Hörst du es?
Lieben Gruß
Jörg
JG
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kadaj geändert.
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Diese Antwort wurde vor 2 Monate von
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